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Hexen, Satan, Inquisition: Die Erfindung des Hexen-Problems PDF

409 Pages·2017·2.652 MB·German
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Stephan Quensel Hexen, Satan, Inquisition Die Erfindung des Hexen-Problems Hexen, Satan, Inquisition Stephan Quensel Hexen, Satan, Inquisition Die Erfindung des Hexen-Problems Stephan Quensel Grönwohld, Deutschland Zur Geschichte professioneller Kontrolle erscheinen von Stephan Quensel drei Bände: • Ketzer, Kreuzzüge, Inquisition • Hexen, Satan, Inquisition • Irre, Anstalt, Therapie ISBN 978-3-658-15125-6 ISBN 978-3-658-15126-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-15126-3 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden 2017 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Lektorat: Frank Schindler Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist Teil von Springer Nature Die eingetragene Gesellschaft ist Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany „Wie wol ich hieneben nicht vnbewust bin / daß es mit einer veralteten / tieff eingewurtzelten verkehrten opinion vnn letzen meynunge / die kein andern grundt weder blosse halßstarrigkeit hat / nicht anders denn mit einer farb so in einem weissen thuch erstorben / vnnd derhalben nimmermehr außzuweschen ist / gestalt hat. […] Es ist keine farb so boeß außzubringen / als einem Menschen sein falsche irrige meynung / wann er dieselbige auß vnuerstandt einmal gefasst und eingesoffen hat / dann ein solcher schwerlich eines besseren zu vberreden / beuorab wann er das jenige von jugendt auffgelehrnt / vnd darbey aufferzogen ist.“ (Johann Weyer: De praestigiis daemonum, 1563) (aus: Behringer 2000: 143) Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1 Der Rahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 1 .1 Hexen ? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 1 .2 In einer frühen neuzeitlichen Phase des Übergangs . . . . . . . . 15 1 .3 Der magische Raum als mentaler Rahmen . . . . . . . . . . . . . 26 1 .3 .1 Ein magisches Weltverständnis . . . . . . . . . . . . . . . 27 1 .3 .2 In einer sprachlogisch begriffenen Welt . . . . . . . . . . . 31 1 .3 .3 Als dreidimensionaler Raum: göttlich, magisch, ambivalent . . . . . . . . . . . . . . . . 34 1 .3 .4 Das Dilemma einer frühen ‚Naturwissenschaft‘ . . . . . . . 39 1 .3 .5 Als Chance einer definierenden Zuscheibung . . . . . . . . 43 1 .4 In fünf Phasen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 2 Zur Vorgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 2 .1 Volksglaube und Germanen-Gesetze . . . . . . . . . . . . . . . . 51 2 .2 Die Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 2 .3 Canon Episcopi (906) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 2 .4 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 3 Von den Ketzern zu den Hexen ? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 3 .1 Eine Zeit zwischen Ketzerei und Hexerei . . . . . . . . . . . . . . 65 3 .1 .1 Eine Zwischen-Zeit der Krisen . . . . . . . . . . . . . . . . 65 3 .1 .2 Bruchloser Übergang ? Zwei Geschichtsfälschungen . . . . . 67 3 .2 Die Zeit der gelernten Magier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 3 .3 Die politischen Zaubererprozesse im 14 . Jhd . . . . . . . . . . . . 71 3 .3 .1 Am französischen Hof . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 VII VIII Inhalt 3 .3 .2 Am päpstlichen Hof in Avignon . . . . . . . . . . . . . . . 74 3 .4 Vergleich Ketzer und Zauberer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 3 .5 Die volle Entfaltung: Verschwörung und Hexen-Flug . . . . . . . . 76 3 .5 .1 Die teuflische Verschwörung: Zwei frühe Prozesse . . . . . . 77 3 .5 .2 Zwei Verschwörungs-Modelle . . . . . . . . . . . . . . . . 79 3 .5 .3 Die Vaudois – ‚waldensische Hexer‘ . . . . . . . . . . . . . 82 3 .5 .4 Als die Hexen fliegen lernten . . . . . . . . . . . . . . . . 85 3 .5 .5 Zwei Modell-Prozesse im nördlichen Frankreich (1453, 1459) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 3 .6 Rückblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 4 Konstruktion oder Realität ? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 4 .1 Konstruktion und Konsequenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 4 .2 Definition und Mentalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 4 .3 ‚Magie‘ und magische ‚Erfolge‘ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 4 .4 Die Sabbat-Verschwörung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 4 .5 Drei typische Denk-Mechanismen . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 4 .6 Satan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 4 .7 Zwei interaktive Informations-Kreisläufe . . . . . . . . . . . . . . 107 4 .8 Der Hexenhammer als Beispiel (1486/87) . . . . . . . . . . . . . . 120 4 .9 Eine verpasste Chance . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 5 Die ‚normale‘ Hexerei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 5 .1 Alan Macfarlane: Essex (1970) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 5 .2 Thomas Keith: England allgemein (1971) . . . . . . . . . . . . . . 140 5 .3 Robin Briggs: Lothringen (1996) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 5 .4 Eva Labouvie, Walter Rummel: Saar-Mosel-Gebiet (1991) . . . . . . 150 6 Das herrschaftliche Kriminaljustiz-System . . . . . . . . . . . . 155 6 .1 Der Einfluss der herrschaftlichen Kriminaljustiz . . . . . . . . . . . 155 6 .2 Die allgemeine Entwicklung des Kriminaljustiz-Systems . . . . . . 157 6 .3 Bambergensis (1507) und Carolina (1532) . . . . . . . . . . . . . . 159 6 .4 Eine ‚juristische‘ Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164 6 .5 Das Spielfeld der Juristen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 6 .5 .1 Beispiel: Schwäbisch-Gmünd (1617) . . . . . . . . . . . . . 168 6 .5 .2 ‚Furchtbare‘ Juristen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 6 .6 Das Beweisproblem, die Folter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 6 .7 Drei juristisch-machtpolitische Ebenen . . . . . . . . . . . . . . . 175 6 .7 .1 Die kaiserliche Ebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 6 .7 .2 Die großen Territorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177 Inhalt IX 7 Die Massenverfolgungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183 7 .1 Hexen-Kommissare, Hexen-Ausschüsse, autonome Stadträte . . . . 185 7 .2 Calw als Gegenbeispiel (1683/84) . . . . . . . . . . . . . . . . . 198 7 .3 Die geistlichen Stifte Ellwangen, Eichstett, Mergentheim . . . . . . 199 7 .4 Die größeren geistlichen Territorien . . . . . . . . . . . . . . . . 204 7 .5 Besessenheit und Exorzismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 7 .5 .1 Allgemeine Charakteristik . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 7 .5 .2 Paderborn als Beispiel (1656 – 1661) . . . . . . . . . . . . . 214 7 .5 .3 Die Hexen von Salem (1692) . . . . . . . . . . . . . . . . . 215 7 .5 .4 ‚Die Teufel von Loudun‘ (1632 – 1637) . . . . . . . . . . . . 221 7 .5 .5 Ein Zwischenfazit: Besessenheit und Exorzismus . . . . . . 226 7 .6 Kinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229 7 .6 .1 Augsburger Kinder-Hexen-Prozesse . . . . . . . . . . . . . 233 7 .6 .2 Die Mora-Exzesse in Schweden (1668 – 1676) . . . . . . . . 241 7 .6 .3 Die Zauberbuben-Prozesse in Bayern (1675 – 1740) . . . . . 244 7 .6 .4 Ein Zwischenfazit: Besessene, Kinder und Jugendliche . . . 246 8 Zum Ende der Hexen-Verfolgung . . . . . . . . . . . . . . . . . 251 8 .1 Hexen-Glaube, Skepsis und Kritik . Allgemeine Probleme . . . . . . 252 8 .1 .1 Eine von Anfang an vorhandene Skepsis . . . . . . . . . . 252 8 .1 .2 Ein Bündel von fünf Faktoren . . . . . . . . . . . . . . . . 258 8 .1 .3 Das Problem der Toleranz . . . . . . . . . . . . . . . . . . 260 8 .1 .4 Die Rolle der führenden Persönlichkeiten . . . . . . . . . . 269 8 .2 Die Rolle der Städte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 270 8 .3 Die Münchener ‚Hexen-Kriege‘ im 17 . und 18 . Jhd . . . . . . . . . . 274 8 .4 Ein Zwischenfazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281 8 .5 Die protestantische Lösung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285 8 .5 .1 Die Hoffnung nach der Reformation . . . . . . . . . . . . . 285 8 .5 .2 Zwei Konter-Strategien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287 8 .5 .3 Die protestantische ‚Relativierung‘ . . . . . . . . . . . . . 290 8 .6 Die ‚prozessuale‘ Strategie . Friedrich Spee: Cautio Criminalis (1631) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298 8 .7 Der Testamentsvollstrecker: Christian Thomasius . . . . . . . . . . 308 8 .7 .1 De crimine Magiae (1701) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 310 8 .7 .2 Processus Inquisitorii contra Sagas (1712) . . . . . . . . . . 312 8 .7 .3 Bewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 314 8 .8 Bis hinein in unsere Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 317 X Inhalt 9 Ein Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 323 9 .1 Zum Verhältnis zwischen Ketzerei und Hexerei . . . . . . . . . . . 324 9 .2 Zur evolutionären Entwicklung des Hexen-Konstrukts . . . . . . . 327 9 .3 Zur Beziehung zwischen Mentalität und ihrer Realität . . . . . . . 331 9 .4 Eine verselbständigte Hexen-Konstruktion als Spielball . . . . . . . 343 9 .5 Warum Hexen Frauen sind . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 351 9 .6 Im allgemeinem Macht-Spiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 356 9 .6 .1 In einem früh-absolutistischen Staat . . . . . . . . . . . . 356 9 .6 .2 Ein Prozess der Konsolidierung der Landesherrschaft . . . . 359 9 .6 .3 Herrschaft legitimierende Funktionen . . . . . . . . . . . . 366 9 .7 Die professionalisierte Kontrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . 368 9 .7 .1 Theologen und Juristen als Konstrukteure . . . . . . . . . . 369 9 .7 .2 Ein ideologisch tragendes Hexen-Netz . . . . . . . . . . . . 370 9 .8 Ein kurzes Resümee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 373 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 377 Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 391 „Zuerst verleugnen sie Gott, sie sagen ihrer einst empfangenen Taufe ab, sie schließen ein Bündnis mit Tod und Hölle, bringen dem Teufel kultische Ehre dar und ergeben sich seiner ewigen Dienstbarkeit; sie pflegen geschlechtlichen Umgang mit den Teu- feln; sie werden von diesen aufgenommen und nachts durch die Luft nach fernen Gegenden getragen, wo sie Zu sammenkünfte abhalten und sich gegen das Wohl aller Menschen verschwö- ren, um nämlich durch ihre Zaubersprüche und schändliche Be- schwörungen die Erdkräfte zu erschüttern, Gewitter und Stürme hervorzurufen, die Früchte von Feldern und Gärten zu verder- ben, Menschen und Vieh zu töten, Neugeborene zu ersticken und ihre Leichen zu Asche zu verbrennen, um die Asche für ihre schändlichen Zaubereien zu gebrauchen; sie verhindern den Zeugungsakt bei Männern, Weiber machen sie unfruchtbar; das allerheiligste Sakrament zermalmen sie, zertreten es und werfen es dann in ihre Töpfe, um ihrer abscheulichen Bosheit zu frönen; und ferner üben sie allerhand anderen Unfug und Schandtaten, welcher ein frommer Mensch zu gedenken sich schämt.“ Hexenkommissar Dr. Johannes Roemeswinkeln 1627 in Kurköln (Behringer 2000: 252), der damit kurz und prägnant das gelehrte Hexenbild aus der hohen Zeit der Hexenverfolgung in Deutsch- land zusammenfasst.

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