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Heterodoxe Wissenschaft in der Moderne PDF

231 Pages·2021·1.728 MB·German
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Heterodoxe Wissenschaft in der Moderne Mathis Lessau, Philipp Redl, und Hans Christian Riechers - 978-3-8467-6588-3 Heruntergeladen von Brill.com05/04/2021 08:51:40PM via Universitat Leipzig Mathis Lessau, Philipp Redl, und Hans Christian Riechers - 978-3-8467-6588-3 Heruntergeladen von Brill.com05/04/2021 08:51:40PM via Universitat Leipzig Mathis Lessau, Philipp Redl, Hans-Christian Riechers (Hg.) Heterodoxe Wissenschaft in der Moderne Mathis Lessau, Philipp Redl, und Hans Christian Riechers - 978-3-8467-6588-3 Heruntergeladen von Brill.com05/04/2021 08:51:40PM via Universitat Leipzig Umschlagabbildung: Wilhelm Reich, „Cloudbuster“ Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk sowie einzelne Teile desselben sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlags nicht zulässig. © 2021 Wilhelm Fink Verlag, ein Imprint der Brill-Gruppe (Koninklijke Brill NV, Leiden, Niederlande; Brill USA Inc., Boston MA, USA; Brill Asia Pte Ltd, Singapore; Brill Deutschland GmbH, Paderborn, Deutschland) Internet: www.fink.de Einbandgestaltung: Evelyn Ziegler, München Herstellung: Brill Deutschland GmbH, Paderborn ISBN 978-3-7705-6588-7 (paperback) ISBN 978-3-8467-6588-3 (e-book) Mathis Lessau, Philipp Redl, und Hans Christian Riechers - 978-3-8467-6588-3 Heruntergeladen von Brill.com05/04/2021 08:51:40PM via Universitat Leipzig Inhalt Inhalt Einleitung  ..................................................... vii Mathis Lessau, Philipp Redl, Hans-Christian Riechers 1. Bewegungsformen des Heterodoxen  ........................... 1 Hans-Jörg Rheinberger 2. Geisteswissenschaftliche Medizin: Rudolf Steiners heterodoxe ›Erweiterung der Heilkunst‹  ........ 13 Mathis Lessau 3. Die Geburt der ökonomischen Orthodoxie aus dem Geist der Heterodoxie? Zur Interpretation der ›Socialist Calculation Debate‹  ........... 33 Oliver Schlaudt 4. ›Telepathie‹ als Synthese von Gegensätzen: Erzeugung, Legitimierung und Deutung eines ›paranormalen Phänomens‹ in der Weimarer Republik  ... 53 Michael Seelig 5. Zwischen Science und Séance: Die Biologin und Parapsychologin Fanny Moser (1872–1953)  .... 69 Ina Schmied-Knittel 6. 1913 – das Hochjahr der Heterodoxien in der Psychologie: Ein Abriss  ..................................................... 91 Susanne Guski-Leinwand 7. Heterodoxe Wissensformen bei C. G. Jung (1875–1961): Betrachtungen zum Roten Buch (Liber Novus) und zur Religionspsychologie  .................................. 103 Christine Maillard 8. Ist der Genotropismus ein Humanismus?: Zur Bildsprache der ›Schicksalsanalyse‹ Leopold Szondis  ....... 119 Hans-Christian Riechers Mathis Lessau, Philipp Redl, und Hans Christian Riechers - 978-3-8467-6588-3 Heruntergeladen von Brill.com05/04/2021 08:51:40PM via Universitat Leipzig vi Inhalt 9. Marginalisierung und Stigmatisierung in Wissenschaftsgeschichte und Psychoanalyse: Die Fälle Wilhelm Reich und Erich Fromm  ..................... 139 Petteri Pietikäinen 10. Heterodoxe Gemeinschaft: Das Collège de Sociologie (1937–1939) in ideengeschichtlicher und literatursoziologischer Perspektive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 Robert Krause 11. Idiosynkrasie im Hörsaal: Das Format der Vorlesung in den 1920er Jahren  ................. 177 Philipp Redl 12. Rivalisierende Visionen der Klassischen Philologie und der Kampf um die fachliche Vorherrschaft in Deutschland während der 1820er Jahre  ...................... 201 Kristine Palmieri Namenregister  ................................................ 219 Mathis Lessau, Philipp Redl, und Hans Christian Riechers - 978-3-8467-6588-3 Heruntergeladen von Brill.com05/04/2021 08:51:40PM via Universitat Leipzig Einleitung Mathis Lessau, Philipp Redl, Hans-Christian Riechers Mit dem Stolz des Renegaten schreibt Friedrich Nietzsche am 12. September 1888 an seinen Freund Peter Gast (Heinrich Köselitz), die Götzendämmerung sei eine »kühn und präcis hingeworfne Zusammenfassung« seiner »wesent- lichsten philosophischen Heterodoxien«.1 Das Selbstverständnis, das sich hier ausspricht, changiert zwischen einer herausfordenden Haltung gegenüber der Orthodoxie und gleichzeitig einer fortdauernden Bindung an die etablierte Philosophie. Dies scheint eine eigene Tradition in der Moderne ausgeprägt zu haben: Die entschieden heterodoxe Geisteshaltung ist eine moderne Option, und gerade die fünf Jahrzehnte zwischen Nietzsches Brief und dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bringen eine Vielzahl wissenschaftlicher Hetero- doxien hervor. »Moderne Wissenschaft ist stets damit befasst, wie Neues in die Welt kommt«, so formuliert es der frühere Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft Peter Strohschneider zu Beginn seiner Amtszeit, und er präzisiert, es gehe um »grundlegende Erweiterungen der Möglichkeiten, die Welt […] wissenschaftlich zu verstehen.« Nicht allein das »alte Neue« sei aus- reichend, von dem man im bekannten Horizont schon immer wisse, sondern das »neue Neue«, das, was vor Kurzem noch nicht einmal denkbar war.2 Der vorliegende Band versammelt Vorträge, die auf einer Konferenz des Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) mit dem Titel ›Heterodoxien zwischen Anerkennung und Ablehnung in der Moderne‹ im Herbst 2019 ge- halten worden sind. Er will Bausteine zu einer historischen Typologie der Gründe für die Dynamik wissenschaftlichen Wandels in den Geisteswissen- schaften bieten. Auf welcher Grundlage und unter welchen Umständen werden wissenschaftliche Heterodoxien als Innovationen anerkannt, als Minder- heitenpositionen toleriert oder als Fehlentwicklungen abgelehnt? Welche Prozesse begünstigen die Integration alternativer Theorien in ein dominantes Paradigma, was begünstigt ihre Marginalisierung? Wie muss etwas Neues be- schaffen und präsentiert werden, damit es sich im Kanon der gültigen Wissen- schaft etablieren kann? Wie ist die Reziprozität von Esoterik und Exoterik zu 1 Friedrich Nietzsche: Sämtliche Briefe. Kritische Studienausgabe (KSB). Berlin/New York: de Gruyter 2003, Bd. 8, S. 417. 2 Peter Strohschneider: Wie kommt das Neue in die Welt? Rede auf dem Neujahrsempfang der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Berlin, 14. 1. 2013. In: Ders.: Reden 2013–2019. Eine Aus- wahl. Hg. v. der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Bonn 2019, S. 19–23, hier S. 20. Mathis Lessau, Philipp Redl, und Hans Christian Riechers - 978-3-8467-6588-3 Heruntergeladen von Brill.com05/04/2021 08:51:40PM via Universitat Leipzig viii Mathis Lessau, Philipp Redl, Hans-Christian Riechers verstehen? Welche Rolle spielen sozio-politische Prozesse, charismatische Persönlichkeiten, Netzwerke und die Rhetorik von Texten, die Innovation be- anspruchen? Fragen dieser Art gehen die Beiträge dieses Bandes nach. Um die Wende zum 20. Jahrhundert werden diese Fragen virulent, da die Einheit der Wissenschaft nicht mehr selbstverständlich akzeptiert wird. Der Siegeszug der Naturwissenschaften erreicht seinen ersten Höhepunkt um 1900; er verändert die wissenschaftliche Praxis und die akademische Fächer- kultur tiefgreifend.3 Wilhelm Dilthey setzt den Veränderungen eine elaborierte Theorie der Geisteswissenschaften entgegen, welche die methodische Auto- nomie und Objektivität der geisteswissenschaftlichen Forschung betont und damit ihre disziplinäre Identität angesichts des unbestreitbaren Fortschritts der Naturwissenschaften zu bewahren sucht.4 Von einem einheitlichen Forschungsprogramm (im Sinne von Imre Lakatos)5 in den Geisteswissen- schaften kann dennoch keineswegs gesprochen werden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstehen viele neue Schulen und Forschungsansätze, die jeweils für sich epistemische Autonomie beanspruchen und sich oft außer- halb des etablierten zeitgenössischen akademischen Diskurses positionieren. Einige dieser neuen Ansätze können sich im Laufe der Zeit im akademischen Diskurs etablieren und werden (zumindest vorübergehend) zu anerkannten Forschungsprogrammen, andere werden von den etablierten Institutionen dauerhaft abgelehnt und verfestigen so ihren Status als Heterodoxie. Unter Heterodoxie verstehen wir ganz allgemein ein von etabliertem, ›orthodoxem‹ Wissen abweichendes Wissen, das sich im »Geltungskrieg mit dem orthodoxen Wissen« befindet.6 Damit wird ein weiter Begriff von Heterodoxie vertreten, der verschiedene Richtungen einschließen soll, in die sich neue erkenntnistheoretische Situationen entwickeln können, da ja eine Vielzahl von Gründen denkbar ist, die im Prozess der Anerkennung und Ab- lehnung von wissenschaftlichen Theorien eine Rolle spielen. Um dem breiten Spektrum möglicher Heterodoxien gerecht zu werden, ist es hilfreich, die Zu- schreibung ›heterodox‹ skalar zu konzipieren. Eine Theorie kann mehr oder 3 Friedrich Jaeger und Jörn Rüsen: Geschichte des Historismus. Eine Einführung. München: Beck 1992. 4 Wilhelm Dilthey: Gesammelte Schriften. Bd. 1. Leipzig/Berlin: Teubner 1922: Einleitung in die Geisteswissenschaften. Versuch einer Grundlegung für das Studium der Gesellschaft und der Geschichte [zuerst 1883]. 5 Imre Lakatos: Falsification and the Methodology of Scientific Research Programmes. In: Criticism and the Growth of Knowledge. Hg. v. I. L und Alan Musgrave. Cambridge: Cambridge University Press 1970, S. 91–195. 6 Vgl. Michael Schetsche und Ina Schmied-Knittel (Hg.): Heterodoxie. Konzepte, Traditionen, Figuren der Abweichung. Köln: Halem 2018. Mathis Lessau, Philipp Redl, und Hans Christian Riechers - 978-3-8467-6588-3 Heruntergeladen von Brill.com05/04/2021 08:51:40PM via Universitat Leipzig Einleitung ix weniger heterodox sein: Je mehr sie von dem anerkannten akademischen Dis- kurs abweicht und von diesem marginalisiert oder ridikülisiert wird, desto heterodoxer ist sie. Solch eine Graduierung des Heterodoxie-Begriffes hat den Vorteil, dass auch kleinere Erneuerungen eines Forschungsprogramms, die schnell in den Bestand des orthodoxen Wissens aufgenommen werden, insofern als minimal heterodox gelten können, als sie ›Verwerfungen‹ einer etablierten Theorie dar- stellen. In dieser Art ließe sich etwa auch die Redeweise Bachelards produktiv machen, für den Heterodoxien die »Bewegungsform der modernen Wissen- schaften überhaupt« darstellen.7 Daran anschließend ließe sich weiterhin auch unterscheiden zwischen instabilen und stabilen Heterodoxien, das heißt zwischen Heterodoxien, die nur für eine kurze Zeit heterodox sind und dann in den orthodoxen Wissensbestand aufgenommen werden, und Heterodoxien die ihren Status aufrechterhalten. Je heterodoxer eine Theorie ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um eine stabile Heterodoxie handeln wird. Wenn allerdings stark heterodoxe Theorien von der etablierten Wissen- schaft anerkannt werden, handelt es sich meist um wissenschaftsgeschicht- liche Großereignisse. Der heterodoxe Status eines wissenschaftlichen Programms muss auch nicht allein durch dessen Inhalte bestimmt sein. Die Ablehnung durch die Orthodoxie kann sich ebenso an der nationalen, ethnisch-kulturellen, sozialen (Klassen-) oder sexuellen Identität seiner Vertreterin oder seines Vertreters ent- zünden. Auch ist die Geschichte abgelehnter Heterodoxien nicht unbedingt eine Geschichte der Sieger, also der Orthodoxien, die sich ihrer erfolgreich er- wehren. Wie der vieldisktuierte Fall der heterodoxen Ökonomie zeigt, kann eine wissenschaftliche Orthodoxie eine ganze Reihe von Innovationen als Heterodoxien ablehnen und dabei zwar institutionell als Fach stabil bleiben, aber mehr und mehr die Kompetenz einbüßen, Probleme zu erklären oder zu lösen, die an sie herangetragen werden. Dieser Band diskutiert, wie heterodoxe Ansätze argumentativ begründet und kommunikativ verhandelt werden. Um der Vielfalt des diskursiven Um- felds gerecht zu werden, in denen Heterodoxien in der Moderne auftreten und sich entwickeln, ergänzen sich unterschiedliche methodische Sichtweisen aus der Diskursanalyse, Institutionsgeschichte, Ideengeschichte und der Bio- graphik. Wir gehen davon aus, dass Wissensansprüche nicht allein aufgrund der Art ihrer theoretischen Gestaltung oder ihres Inhalts vorherrschen oder verschwinden, ebenso wenig wie allein aufgrund der Art ihres Präsentations- kontextes. Die jeweils betroffenenen Kommunikationsgemeinschaften spielen 7 Wie Hans-Jörg Rheinberger es in diesem Band, S. 7, beschreibt. Mathis Lessau, Philipp Redl, und Hans Christian Riechers - 978-3-8467-6588-3 Heruntergeladen von Brill.com05/04/2021 08:51:40PM via Universitat Leipzig x Mathis Lessau, Philipp Redl, Hans-Christian Riechers sowohl auf Seite der Heterodoxie als auch der Orthodoxie eine erhebliche Rolle; und die Dynamik des wissenschaftlichen Diskurses scheint nur durch eine konsequente Historisierung verständlich.8 Die hier versammelten Beiträge erkunden die epistemische Situation einer großen Bandbreite von Heterodoxien in der Moderne und tragen so zu einem besseren Verständnis der vielfältigen Gründe für die Dynamik des wissenschaflichen Wandels bei. Wir bedanken uns beim FRIAS für die optimale Ausrichtung unserer Konferenz, bei Till Striegel für die aufmerksame redaktionelle Arbeit und das Register sowie bei allen Beiträgerinnen und Beiträgern für ihre bereichernden Impulse. 8 Michael Hagner (2001): Ansichten der Wissenschaftsgeschichte. In: Ansichten der Wissen- schaftsgeschichte. Hg. v. Michael Hagner. Frankfurt a. M.: Fischer 2001, S. 7–39. Mathis Lessau, Philipp Redl, und Hans Christian Riechers - 978-3-8467-6588-3 Heruntergeladen von Brill.com05/04/2021 08:51:40PM via Universitat Leipzig

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