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Herzog Ludwig IX. der Reiche von Bayern-Landshut PDF

511 Pages·2010·3.4 MB·German
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Herzog Ludwig IX. der Reiche von Bayern-Landshut (1450-1479) Reichsfürstliche Politik gegenüber Kaiser und Reichsständen Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät I (Philosophie, Kunst- und Gesellschaftswissenschaften) der Universität Regensburg vorgelegt von Irmgard Lackner aus Geisenhausen 2010 1 Erstgutachter: Prof. Dr. Peter Schmid Zweitgutachter: Prof. Dr. Jörg Oberste 2 Inhalt: Vorwort ................................................................................................................................VIII A) Einleitung I. Zielsetzung und Aufbau der Arbeit ...............................................................................1 II. Forschungsstand ............................................................................................................4 III. Quellenlage – Problematik und Methodik der Quellenarbeit ......................................14 IV. Politische Grundlagen der Regierungszeit Herzog Ludwigs .......................................21 1. Das Territorium des Herzogtums Bayern-Landshut .........................................21 2. Herzog Ludwigs Beziehungen zur Linie Bayern-München .............................25 3. Der schwäbische Raum – territorialpolitisches Konkurrenzfeld der Häuser Wittelsbach und Habsburg ...............................................................................27 4. Die Rivalität der beiden königsfähigen Dynastien Wittelsbach und Habsburg und die schwache Position Kaiser Friedrichs III. als Reichsoberhaupt ............29 5. Herzog Ludwig der Reiche und Markgraf Albrecht Achilles von Brandenburg – erbitterte Konkurrenten auf territorialer und reichspolitischer Ebene ...........32 6. Bayern-Landshut und die Pfalz – enge wittelsbachische Kooperation ............33 B) Wittelsbach und Habsburg –Konkurrenten in der Territorial- und Reichspolitik von Herzog Ludwigs Regierungsantritt 1450 bis zum Prager Frieden 1463 ......................37 I. Die Regierungsübernahme Herzog Ludwigs im Jahr 1450 .........................................37 II. Die Vermählung Herzog Ludwigs mit Amalie von Sachsen im Jahr 1452 .................40 III. Herzog Ludwigs Position und seine Zielsetzungen im ersten Jahrzehnt seiner Regierung ....................................................................................................................45 1. Herzog Ludwigs Vermittlung im Süddeutschen Städtekrieg (1449/50-1453)..51 2. Die Judenpolitik Herzog Ludwigs ....................................................................56 3. Die Türkenreichstage der Jahre 1454 und 1455 – Bayern-Landshuts Politik im Reich zwischen Reformplänen und Türkenbedrohung ....................................61 a) Herzog Ludwigs Position auf dem Regensburger Türkenreichstag 1454 ........61 b) Die Reichstage von Frankfurt 1454 und Wiener Neustadt 1455 – die Vermittlung Herzog Ludwigs in den Streitigkeiten Böhmens mit Sachsen und Burgund ............................................................................................................73 3 IV. Innerhabsburgische Krisen als Ansatzpunkte für die niederbayerische Opposition gegen das Reichsoberhaupt ..........................................................................................78 1. Ludwig der Reiche als Parteigänger des jungen Ladislaus Postumus ..............78 a) Die Vormundschaftsstreitigkeiten zwischen Ladislaus Postumus und Kaiser Friedrich III. und die machtpolitische Etablierung des jungen Herrschers .........................................................................................................78 b) Das Bündnis von 1457 zwischen Ladislaus Postumus und Herzog Ludwig – Höhepunkt der Anbindung der albertinischen Habsburgerlinie .......................94 2. Herzog Sigmunds Anlehnung an die antikaiserliche Partei der Wittelsbacher und der Bündnisabschluss von 1455 ................................................................96 V. Verbindung von fürstlicher Hegemonial- und Reichspolitik – die Rivalität der wittels- bachischen und der habsburgisch-brandenburgischen Reichsparteiungen bis zum Aus- bruch des Markgrafenkrieges im Jahr 1459 ...............................................................102 1. Das kaiserliche Landgericht zu Nürnberg – Instrumentarium der hohenzollerischen Expansionspolitik .............................................................102 2. Erzherzog Albrecht VI. von Österreich und Herzog Ludwig der Reiche – eine Allianz gegen Kaiser Friedrich III. ......................................................110 3. Herzog Ludwigs Bemühen um Herzog Sigmund von Tirol – seine Vermittlungstätigkeit in den Auseinandersetzungen Sigmunds mit Kardinal Nikolaus von Kues und Papst Pius II. 1459-1462 ...........................126 4. Die eidgenössisch-habsburgischen Auseinandersetzungen – niederbayerische Intervention zur Bundesgenossengewinnung gegen die kaiserliche Reichspartei ..................................................................................141 VI. Der ostmitteleuropäische Raum – Spannungsfeld im Reich und Kooperationsfeld Bayern-Landshuts gegen Habsburg/Brandenburg ......................................................152 1. Böhmen unter König Georg Podiebrad - wichtiger Bündnispartner für Herzog Ludwigs reichspolitische Ziele .......................................................................152 a) Die böhmisch-niederbayerische Annäherung zwischen den Tagen von Eger und Pilsen im Jahr 1459..................................................................................153 b) Die böhmisch-niederbayerische Bündnispolitik des Jahres 1460 – niederbayerische Diplomatie als Mittel zur Öffnung des böhmischen Söldnermarktes ...............................................................................................165 4 c) Das böhmische Königswahlprojekt und die reichsfürstlichen Diskussionen zu Reformen im Reich vor dem Hintergrund des wittelsbachisch-brandenburgi- schen Antagonismus in den Jahren 1460/61 ..................................................167 2. Das Königreich Ungarn unter Mathias Corvinus und der habsburgisch- hunyadische Gegensatz im Donauraum .........................................................179 3. Bayern-Landshut und Polen – erste Annäherung an die Jagellionen- dynastie ..........................................................................................................180 VII. Das Kräftemessen mit der habsburgisch-brandenburgischen Partei in den Reichskriegen von 1459 bis 1463 ..............................................................................182 1. Ausbruch des Reichskrieges und Verschärfung durch die „blinden Sprüche“ von Nürnberg im Juli 1459 ............................................................................182 2. Der Verlauf des Reichskrieges bis zur „Rother Richtung“ im Juni 1460 ......189 3. Ausgleichsbemühungen Kaiser Friedrichs III. und Verschärfung des Konflikts durch Herzog Ludwigs Parteinahme in dem innerhabsburgischen Bruderstreit bis zum Prager Waffenstillstand im Dezember 1461......................................197 4. Erneute Kampfhandlungen bis zum Prager Friedensschluss im August 1463 ....................................................................................................213 VIII. Niederbayerische Expansionspolitik im schwäbischen Riesgebiet und in Nord- schwaben zum Ausbau der Vormachtstellung im süddeutschen Raum .....................224 1. Erste Vorstöße Herzog Ludwigs in den schwäbischen Raum in den 1450er Jahren ..............................................................................................................227 2. Schutz- und Schirmverträge mit Reichsstädten und kleineren Reichsständen in Schwaben ........................................................................................................229 3. Schutz- und Schirmverträge mit geistlichen Reichsständen in Schwaben .....234 4. Die brandenburgische Verpfändung von Hohentrüdingen, Wassertrüdingen und Heidenheim an Bayern-Landshut 1452 ..........................................................240 5. Die schrittweise Eingliederung der Grafschaft Oettingen in das Territorium des Herzogtums Bayern-Landshut bis 1463 .........................................................241 6. Burgau –Versuche zur Inbesitznahme der habsburgischen Markgrafschaft und Landvogtei ..................................................................................................... 245 7. Die niederbayerischen Übergriffe auf die schwäbischen Reichsstädte Dinkelsbühl und Donauwörth in den Jahren 1456 und 1458 .........................249 5 C) Reichspolitische Neuorientierung Bayern-Landshuts in der Zeit vom Prager Frieden 1463 bis zum Ausgleich mit Kaiser Friedrich III. 1468 ...............................261 I. Die Bundesprojekte der Jahre 1463/64 - Beitrag der Reichsfürsten zur Reform des Reiches vor dem Hintergrund des wittelsbachisch-brandenburgischen Antagonismus .............................................................................................................261 II. Landfriedensbündnisse als Instrument der wittelsbachischen Hegemonie im Süden des Reichs und die kaiserlich-brandenburgischen Landfriedensentwürfe bis zum Reichslandfrieden von 1467 .......................................................................................275 1. Wittelsbachische Landfriedensbündnisse .......................................................275 2. Die kaiserlich-brandenburgischen Landfriedensbemühungen bis zum kaiserlichen Reichlandfriedenserlass von Wiener Neustadt am 20.8.1467.....282 III. Der Wandel in den niederbayerisch-böhmischen Beziehungen in den Jahren 1466 bis 1468 und die Aussöhnung zwischen Herzog Ludwig und Kaiser Friedrich III. 1467/68 .......................................................................................................................301 IV. Der Waldshuter Friede vom 27. August 1468 - Herzog Ludwig als Vermittler zwischen Österreich und der Eidgenossenschaft .......................................................322 V. Der schwäbische Raum als wittelsbachisch-habsburgisches Konkurrenzfeld - Inbesitznahme der Grafschaft Oettingen ....................................................................333 D) Ausbau und Konsolidierung der Position Bayern-Landshuts im Reich von 1469 bis zu Herzog Ludwigs Tod im Jahr 1479 ............................................................................336 I. Veränderte Machtkonstellationen in Ostmitteleuropa und der Umschwung in der niederbayerischen Bündnispolitik - die Bündnisschlüsse mit Sachsen und Ungarn im Jahr 1469 zur Absicherung gegenüber Böhmen .........................................................336 II. Herzog Ludwigs Position auf dem Regensburger Türkenreichstag 1471 und seine Vermittlung im Münchner Bruderzwist .....................................................................344 III. Die Interventionen Ludwigs des Reichen im pfälzisch-kaiserlichen Konflikt – Versuche zur Stärkung der wittelsbachischen Partei im Reich ..................................353 IV. Ludwig der Reiche und Albrecht Achilles – fortgesetzte Gegnerschaft der beiden Rivalen ........................................................................................................................368 V. Die Verbindung mit dem polnischen Herrscherhaus der Jagellionen 1474/75 ..........376 6 VI. Das Verhältnis Ludwigs des Reichen zu Kaiser Friedrich III. in seiner letzten Regierungsphase .........................................................................................................384 VII. Ausbau der niederbayerischen Hausmacht in Schwaben ...........................................394 1. Die Feindschaft Ludwigs des Reichen mit der Reichsstadt Augsburg ...........394 2. Erfolgreiche Infiltrierung und Festsetzung Bayern-Landshuts in der Grafschaft Oettingen ........................................................................................................406 3. Die Aktivierung des „kaiserlichen“ Landgerichts Marstetten-Weißenhorn im Jahr 1475 ........................................................................................................412 VIII. Wittelsbach und Habsburg im dynastischen Wettstreit auf europäischer Ebene? - Die wittelsbachischen Expansionspläne in den Niederlanden nach dem Tod Herzog Karls des Kühnen von Burgund 1477 ..................................................................................419 IX. Die Landshuter Türkentage 1476 und 1478 - interterritoriale Lösungsansätze Herzog Ludwigs zum reichspolitischen Problem der Türkenbedrohung ...............................427 X. Krankheit, Tod und Begräbnis Herzog Ludwigs IX. von Bayern-Landshut .............433 E) Resümée .....................................................................................................................436 F) Anhang .......................................................................................................................448 I. Abkürzungsverzeichnis ..................................................................................448 II. Quellen- und Literaturverzeichnis ..................................................................449 1. Quellenverzeichnis .........................................................................................449 a) Ungedruckte Quellen .....................................................................................449 b) Zeitungen ........................................................................................................456 c) Gedruckte Quellen ..........................................................................................456 2. Literaturverzeichnis ........................................................................................462 7 VORWORT Die vorliegende Arbeit wurde im Wintersemester 2009/10 von der Philosophischen Fakultät I – Philosophie, Kunst-, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften – der Universität Regensburg als Dissertation angenommen. Es ist mir eine angenehme Pflicht, mich an dieser Stelle bei zahlreichen Personen zu bedanken, die mich bei der Entstehung meiner Arbeit in verschiedenster Weise unterstützt haben. Mein vorrangiger Dank gebührt meinem Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Peter Schmid, der den Anstoß zur Bearbeitung dieses Themas gab. Die Diskussion aller methodischen und inhaltlichen Fragen mit Herrn Prof. Schmid war von größter Bedeutung für mich. Für sein großes Interesse, seine fachkundigen Ratschläge und seine verlässliche Begleitung und Förderung der Arbeit möchte ich ihm aufrichtig danken. Danken möchte ich auch Herrn Prof. Dr. Jörg Oberste für die Übernahme des Zweitgutachtens und Herrn Prof. Dr. Albrecht P. Luttenberger für seine spontane Bereitschaft, der Prüfungskommission beizutreten. Mein Dank gilt außerdem den Leitern und Mitarbeitern der von mir besuchten Archive für die Unterstützung bei der Quellenrecherche und bei der oftmals sehr entgegenkommenden Bereitstellung der Archivalien. Der Hanns-Seidel-Stiftung e.V. gilt mein Dank für die großzügige Förderung meiner Arbeit in Form eines Promotionsstipendiums. Auch der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und ihrem Ersten Vorsitzenden, Herrn Prof. Dr. Alois Schmid, danke ich für die Förderung mit einem Auslandsreisestipendium. Für die Übernahme des Korrekturlesens sei Frau Dr. Susanne Wolf und Herrn Dr. Bernhard Glasauer herzlich gedankt. In tief empfundener Dankbarkeit verbunden bin ich mit meinem Mann Alexander und meiner Mutter Barbara Biersack, der es leider nicht vergönnt war, die Vollendung meiner Arbeit zu erleben. Durch ihre große Unterstützung während meines Studiums und der Dissertationsphase haben beide die Enstehung dieses Werkes erst möglich gemacht. Meinem Mann Alexander, der mir eine große Stütze war und ist, sei dieses Buch schließlich gewidmet. Geisenhausen, im Juli 2010 Irmgard Lackner 8 A) Einleitung I. Zielsetzung und Aufbau der Arbeit Als Herzog Ludwig IX. der Reiche im Jahr 1450 nach dem Tod seines Vaters Heinrichs XVI. des Reichen mit 33 Jahren die Herrschaft im Herzogtum Bayern-Landshut antrat, wurde er Herr über ein ausgedehntes Territorium, das sich von Lauingen an der Donau bis Ried im Innkreis und von Weiden im Nordgau bis Kufstein im Süden erstreckte.1 In Verbindung mit dem sprichwörtlichen niederbayerischen Staatsschatz, der sich im Beinamen der drei reichen Herzöge niederschlägt,2 und der mächtigen Position der Wittelsbacher, die nach dem Aussterben der Luxemburger neben den Habsburgern eine der beiden verbliebenen königsfähigen Dynastien im Reich waren, hatte Ludwig der Reiche von Beginn seiner Herrschaft an eine grundsolide Basis zur Verfügung, um gezielt auf der reichspolitischen Bühne seiner Zeit agieren zu können. In den Worten der zeitgenössischen Chronisten fand Ludwigs Position bereits eine entsprechende Würdigung. Für den Augsburger Chronisten Burkhard Zink war Ludwig „[...] der mechtigest und der reichest herr in allen teutschen landen [...]“,3 und für Veit Arnpeck zeichnete sich Ludwig durch folgende Eigenschaften aus: „Ludovicus ....magn animi adolescens, glorie cupidus, pecuniarum contemptor et in bellis victoriosus ac animosus.“4 Hans Ebran von Wildenberg hielt Ludwigs Bedeutung in seiner Zeit fest: „[...] des löblichen, tugenthaften fürsten hertzog Ludbigs [...], der auch genannt ward der reich oder gros hertzog in Beirn [...]. dieser fürst was gar ein hochgepreister fürst in allem römischen reich [...].“5 Der entsprechende Passus im Handbuch der bayerischen Geschichte steht stellvertretend für das gegenwärtige Urteil über Herzog Ludwig den Reichen, das sich den zeitgenössischen Würdigungen anschließt und Ludwig neben Kurfürst Friedrich dem Siegreichen von der Pfalz und Markgraf Albrecht Achilles von Brandenburg-Ansbach als „die hervorragendste Gestalt unter den deutschen Fürsten seiner Zeit“ einordnet.6 Auf Herzog Ludwigs Wirken auf der reichspolitischen Bühne, seine Unternehmungen und Beziehungen zum Reichsoberhaupt Kaiser Friedrich III. und den anderen Reichsständen konzentriert sich die vorliegende Untersuchung. Die damaligen Machtkonstellationen, ihre Hintergründe sowie die politischen Interaktionen mit ihren Motiven, handelnden Personen 1 Nach ZIEGLER, Verbindungen, S. 31 2 Zu Untersuchungen über den Beinamen „reich“ siehe ZIEGLER, Bedeutung, S. 161-181. 3 CHRONIKEN, Nürnberg, V, S. 167. 4 Nach LEIDINGER, Arnpeck, S. 362f. Nach HAEUTLE, Genealogie, S. 114 waren etwa folgende Beinamen für Ludwig geläufig: Dives - der Reiche, Pacificus - der Friedensstifter, der Grosse, der „deutsche Herkules“, der „mächtige Herzog“. 5 Siehe ROTH, Ritters Hans Ebran, S. 2f. 6 Vgl. dazu SPINDLER, Handbuch, II, S. 291. 9 und Ergebnissen stehen dabei im Zentrum. Der zeitliche Rahmen ist mit der Regierungszeit Herzog Ludwigs von 1450 bis zum Beginn des Jahres 1479 vorgegeben. Nach dem Aussterben der Luxemburger 1437 traten die Wittelsbacher und Habsburger als letzte königsfähige Dynastien in Konkurrenz zueinander, wobei die Wittelsbacher die römisch-deutsche Königswürde, die sie mit Ludwig dem Bayern (1314-1347) und Ruprecht von der Pfalz (1400-1410) erreicht hatten, ihrem Haus nicht sichern konnten. Mit der Wahl Albrechts II. (1438-1439) verhalfen die Kurfürsten der Dynastie der Habsburger dauerhaft zur Wiedergewinnung der Königskrone. Die Rivalität zwischen der wittelsbachischen und der habsburgischen Dynastie, die das Reichsoberhaupt stellte, prägte das gesamte Spätmittelalter. Der Kampf um die Vormachtstellung im Reich fand in zahlreichen Kraftproben beider Dynastien ihren Ausdruck, die noch durch die territorialpolitische Komponente verschärft wurden. Die Habsburger stellten nicht nur seit 1438 wieder den deutschen König und waren damit die Führungsmacht im Reich; Habsburg war zugleich auch der mächtige Gebietsnachbar der Wittelsbacher. Aufgrund dieser Konstellation spielte zudem die Komponente der territorialpolitischen Konkurrenz eine wesentliche Rolle im gegenseitigen Verhältnis, denn die habsburgischen Interessen waren in erster Linie auf ihre eigene Dynastie und Hausmacht bezogen. Dafür setzten sie auch ihre reichspolitische Vorrangstellung ein. Territoriale Konkurrenten waren die Wittelsbacher und Habsburger in Schwaben, einem Raum kleinteiliger Besitz- und Herrschaftsverhältnisse, der noch keine flächenmäßige Herrschaftsdichte aufwies. Seit dem Erwerb der Gebiete um Neuburg und Dillingen um 1250 und dem Anfall des Konradinischen Erbes 1268 stellte die Hausmachtpolitik in Schwaben eine Konstante der wittelsbachischen Politik dar, die Ludwig der Reiche mit großer Intensität fortführte. Sein Griff nach Donauwörth 1458, dem Auslöser des Reichskriegs, sei nur exemplarisch für die niederbayerischen Interessen in Schwaben genannt, deren Erforschung auch einen wichtigen Beitrag zur Bewertung des Verhältnisses zwischen Wittelsbach und Habsburg leisten wird. Die wittelsbachische Macht und Unübergehbarkeit in reichspolitischen Fragen führte Herzog Ludwig dem Reichsoberhaupt immer wieder vor Augen. In diesem Zusammenhang sind die Bündnisse mit den habsburgischen Konkurrenten in Ostmitteleuropa, den Königen von Böhmen und Ungarn, zu untersuchen, mit denen Herzog Ludwig versuchte, die Schwäche Habsburgs für territorialen Gewinn und Einfluss im Reich für sich zu nutzen. Ein gewisses gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis kennzeichnet dabei die spannungsgeladene Beziehung zwischen Reichsoberhaupt und Reichsfürst: die Rolle des Königtums als unübergehbare Macht im Reich kommt dabei immer wieder deutlich zum 10

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Herzog Ludwig der Reiche und Markgraf Albrecht Achilles von Brandenburg .. sich Ludwig der Reiche nie völlig von Kaiser Friedrich III. abwenden.
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