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Herrschergestalten in Israel PDF

135 Pages·1970·7.271 MB·German
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Verstandliche Wissenschaft Band 103 ·· t . . .. Herbert Donner Herrschergestalten in Israel Mit 6 Abbildungen Springer -Verlag Berlin· Heidelberg . New York 1970 Herausgeber der geisteswissenschaftlichen Abteilung: Prof. D. Hans Frh. v. Campenhausen, Heidelberg Prof. Dr. Dr. Herbert Donner Evm1,gelisch-Theologische Fakllitiit der Universitiit Tubingen ISBN-13: 978-3-540-05029-2 e-ISBN-13: 978-3-642-86990-7 DIO: 10.1007/978-3-642-86990-7 Umschlagphoto: Lowensigel von Megiddo Umschlaggestaltung: W. Eisenschink, Heidelberg Das Werk ist urheberrechtlich geschiitzt. Die dadurch begriindeten Rechte, insbesondere die der Obersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme vonAbbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf photomechanischem oder ahnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehal ten. Bei Vervielfaltigungen fiir gewerbliche Zwecke ist gemiiB § 54 UrhG eine Vergiitung an den Verlag Zu zahlen, deren Hohe mit dem Verlag zu vereinbaren ist. © by Springer-Verlag Berlin . Heidelberg 1970. Library of Congress Catalog Card Number 73-107316. Titel-Nr. 7z,6 Vorwort Die Deckenfresken der St.-Michaelis-Kirche zu Hildesheim aus dem ersten Viertel des 13. J ahrhunderts gehoren zu den schonsten und eindrucksvollsten Zeugnissen spatromanischer Malerei in Deutschland (s. Abb. 1, S. 108 u. 109). Der Betrachter im Kirchen schiff hat es nicht ganz leicht, sich in die Hille der Darstellungen hineinzusehen, die auf run den Medaillons und quadratischen Fel dern kunstvoll um die acht zentralen Bilder angeordnet sind. Er sieht heilige Geschichte, reprasentiert durch heilige Gestalten des Alten und Neuen Testaments: "Propheten grojf lind Patriarchen hoch lind Christen insgemein ..." 1m Zentrum der Bildkomposition, tiber der ganzen Lange des Mittelschiffes, steht der Stammbaum Jesu nach Matth. I, I-IJ. Er beginnt mit Adam und Eva im Paradies: Die Ureltern des Menschengeschlechtes sind auch die des Gottes sohnes, in dem nach altkirchlicher Lehre gottliche und mensch Hche Natur unvermischt und ungetrennt zusammenwohnen und der die SUnde des ersten Menschenpaares am Kreuz geslihnt hat. Dann folgt 1sai, der Vater Davids, auf einem Diwan ruhend und den Kopf in die Hand gestlitzt: Aus seinem Leibe wachst ein Baum, der die Bildfelder miteinander verbindet und dessen Krone nach heraldischer Manier der thronende Christus als Weltenrichter bildet. Das ist nach der messianischen Weissagung von Jesaja II, I-2 gestaltet: "Und es wird eine Rute aufgehen von dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen, auf welchem wird ruhen der Geist des Herm, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Starke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn." Zwischen Isai und Christus stehen David, Salomo, Hiskia, Josia und die Gottesmutter: die konigHchen V orfahren Je su nach dem Fleisch und Maria, von der es heiBt, "das in ihr geboren ist, das ist von dem Heiligen Geist" ( Matth. I, 20). Der Maler hat von den flinf zehn Konigen aus der Dynastie Davids, die im Matthaus-Stamm- v baum genannt sind, vier ausgewahlt: auBer David und seinem Sohne Saloma ganz offenbar noch Hiskia und J asia, obwohl bei den beiden 1etzteren keine Beischrift den Betrachter belehrt. Aber Hiskia und J asia sind die einzigen Ki:inige von J uda, die in der 1angen Folge von Dynastengenerationen den Vorzug einer un eingeschriinkt giinstigen Beurteilung durch den Verfasser der Ki:i nigsbiicher genieBen (2. Kon. IS, J,' 22, 2); also werden sie gemeint sein. Die Ki:inige sitzen erhaben am Stammbaum, tragen die Krone und halten das Szepter, gekleidet in faltenreiche Gewander, dun kel, streng und fern, wie es Jesu ki:iniglichenAhnen geziemt. Sie haben kaum individuelle Ziige, ki:innten ausgetauscht werden, und nichts an ihnen erinnert daran, daB sie lebendige Menschen von Fleisch und Blut mit wechselnden Schicksalen und von jeweils besonderer Art gewesen sind. Sie verdanken ihre Darstellung aus schlieBlich dem Umstande, daB die Christenheit ihren Meister als den verheiBenen Messias aus Davids Geschlecht betrachtet hat und sie deshalb als Glieder der Generationenkette von David auf Christus gelten konnten. Wenn iiberhaupt, dann begegnen die Ki:inige von Israel in sol cher Gestalt auch in der Vorstellungswelt des unterrichteten Christenmenschen, es sei denn, er beschaftigt sich professionell mit den alttestamentlichen Biichern, die von ihnen erzahlen. Sie erscheinen als Heiligengestalten in Gold und B1au oder schlichter als Marchenfiguren; die Einbildungskraft stattet sie mit Kostbar keiten aus und laBt sich nur miihsam von besserem Wissen korri gieren. Individuelle Ziige fehlen weitgehend, wenn nicht ganz. Allenfalls bei David stellt sich das Bild des Sangerknaben mit der Harfe ein, oder das des listig-frommen Heiden, der den Riesen Goliath iiberwindet - beide zumeist von der christlichen Bild kunst vermittelt oder doch gefi:irdert. GewiB wird denjenigen, die sich in den Reichtum der christlichen Ikonographie versenken, noch manches andere Motiv gegenwartig sein. Aber das sind immer nur verhaltnismaBig wenige Kenner - und obendrein sind auch bei ihnen die Einzelziige zu Typen geronnen, ahnlich den Attributen, die die Menschen der alten Welt ihren Gi:ittern bei gelegt haben. Nun soIl nicht der Eindruck entstehen, als miisse das fiir verfehlt, fiir unsachgemaB gehalten werden. Denn es ist die Nachgeschichte des Alten Testamentes im christlichen Be- VI wuBtsein, die die Konigsgestalten Israels hat erstarren lassen: zu Reprasentanten einpragsamer Einzelgeschichten und zu Stamm baumfiguren des Erlosers. Daruber ist nicht zu klagen; der Vor gang signalisiert an einem einzelnen, fur sich genommen nicht sehr bedeutsamen Beispiele die Chrlstianisierung des Alten Testa mentes uberhaupt, die schlechterd ings nicht ruckgangig gemacht werden kann. Nur in christianisierter Gestalt hat das Alte Testa ment seinen Ort im Horizont des christlichen BewuBtseins. Die Bilder, die es hervorgebracht, und die Motive, die es in die Chri stentumsgeschichte eingebracht hat, gehoren zu den unverauBer lichen Bestandteilen der christlichen V orstellungswelt. Die Ko nige von Israel befinden sich auf dem Platz, an den sie gehoren, und haben die Gestalt, die ihnen zukommt. Niemand kann daran etwas andern. Es wird sich auch dann nicht andern, wenn man - wie in diesem Buche - einen Versuch unternimmt, die Konige mit an deren Augen zu betrachten. Ein Versuch konnte sich lohnen. Denn die Texte des Alten Testamentes, die von den Konigen Israels be richten, sind nicht von der Art, daB sie ein typisiertes Konigsbild notwendig hervorbrachten. Sie sind vielmehr lebendig, farben reich, voller Bewegung und gestatten durchaus, sich cine V or stellung von jewei1s individueller Eigenart zu machen. Dazu mus sen sie freilich als historische Urkunden genommen und wie solche behandelt werden; d. h. ihre Betrachtung und Verwertung muB mit den Methoden historischer Kritik geschehen, die keineswegs nur fur biblische Texte, sondern fur alle literarischen Zeugnisse des Altertums gleichermaBen sachgemaB ist. Soweit es die Bibel und in ihr besonders das Alte Testament betrifft, handelt es sich um die sogenannte, oft geschmiihte historisch-kritische Exegese, die als wissenschaftliche Methode auf dem Boden der christlichen Theologie im Zeitalter der europiiischen Aufklarung entstanden und seitdem zu hoher V ollkommenheit entwickelt worden ist. Der Widerspruch, das Unbehagen, das sie auslost, sind verstand lich; denn ihr Effekt besteht in der Verfremdung des dem christ lichen BewuBtsein Vertrauten, im FaIle des Alten Testamentes geradezu in der Verfremdung auf die V orgeschichte des Christen tums hin. Man kann noch einen Schritt weitergehen und sagen: FUr das Alte Testament leistet die historisch-kritische Auslegung VII so etwas wie eine kiinstliche, wenn auch keineswegs gewaltsame Entchristianisierung, anders ausgedriickt: Das Alte Testament als Dokumentensammlung einer uns fremden, vorchristlichen Reli gion, als Zeugnis der Geschichte eines uns fremden, des altisrae litis chen Volkes, ist ein Produkt der historischen Kritik. Es ist uns jedenfalls nicht anders als auf dem Wege der durch die histo rische Kritik zu bewirkenden Verfremdung zuganglich: so nam lich, daB wir wissen wollen, wie es wirklich war, nicht aber, wie es sich nachgeborenen Generationen einer anderen, der christlichen Religion dargestellt hat. Daran ist nichts Gottloses und Unerlaub tes; denn die Frage nach der Wahrheit ist eine eminent christliche Frage. Das Christentum steht und fallt nicht mit den Zaunen, die es zu seinem Schutze in den wechselnden Zeitaltern seiner Geschichte aufgerichtet hat; es steht, wenn die Wahrheit geliebt und gesucht, es fallt, wenn die Wahrheit verachtet und gemieden wird. Die historisch-kritische Verfremdung der alttestamentlichen Texte verhilft - in verschiedenen Zuverlassigkeitsgraden - zu ihrem Verstandnis. Das geschichtliche Verstandnis aber richtet sich nicht gegen die christianisierte Gestalt des Alten Testaments, hinter die wir nicht zuriickkonnen. Vielmehr ist daschristiani sierte Alte Testament selbst Objekt geschichtlichen Verstehens; von ihm kann, wenn iiberhaupt, immer nur voriibergehend ab gesehen werden. Das hat fiir den Gegenstand dieses Buches eine Konsequenz, die angstliche Gemiiter beruhigen kann. Zwar soIl hier versucht werden, ein moglichst lebendiges und geschichtlich getreues Bild von den Konigen Israels zu zeichnen, soweit die Quellen es erlauben. Aber dieses Bild beriihrt die Konigsgestalten, wie sie ihren Ort in der christlichen V orstellungswelt haben, kaum. Um anschaulich zu machen, was damit gemeint ist, miiBte man den V organg zeitlich auseinanderziehen und konnte ihn dann so beschreiben: Die Berrscher von J uda und Israel werden in die sem Buche eine Geisterstunde lal1g aus ihrer Erstarrung erwachen und lebendige Menschen sein. Bat es Eins geschlagen, dann ver wandeln sie sich in die Bilder zuriick, die sich die Christenheit von Ihnen gemacht hat. Man wird die Geisterstunde aber nicht ver gessen, wenn man ihr zugeschaut hat; und das ist ein Gewinn. Auf clem Thron des Siidreiches Juda haben 22 Konige aus dem Geschlechte Davids gesessen; fiir das Nordreich Israel sind von VIn Saul bis Hosea 20 Konige bezeugt; zusammen nieht weniger als 42, verteilt auf ein halbes Jahrtausend. Es liegt auf der Hand, daB eine Auswahl getroffen werden muB. Sie kann, wie sich versteht, nieht naeh den Gesichtspunkten erfolgen, die den Maler der Hil desheimer Fresken geleitet haben. Entseheidend sind vielmehr die gesehiehtliehe Bedeutsamkeit und die Quellenlage. Es gibt unter den Herrsehern in Israel nieht wenige, die das Interesse des Histo rikers deshalb nieht auf sich ziehen, weil sie bedeutungslos waren und weil von ihnen keinerlei gesehiehtlieh wirksame Impulse aus gegangen sind. Es gibt ferner Konige, von denen wir wenig mehr als die Namen wissen, fur die das Alte Testament als Quelle ver sagt. Nicht selten fallt beides zusammen, und das ist dann ein untrugliehes Zeichen dafur, daB auf diese Konige hier getrost verzichtet werden kann. Umgekehrt flieBen die Quellen oft reich lieher, wenn es sich um Konige von groBem Format handelt, oder um solthe, die das Staatssehiff in bewegten Zeitlauften zu steuern hatten. Man wird es der Darstellung von Fall zu Fall abspuren konnen. Zu den literarisehen Quellen ist noeh das Folgende zu bedenken: Es gibt keine Konigsbiographien im Alten Testament, die eine Lebensbesehreibung im herkommliehen Sinne gestatten wurden und die der Historiker einfaeh, wenn aueh kritiseh ge sichtet, naeherzahlen konnte. Die Quellen sind von sehr versehie dener Art und haben unterschiedliehen Wert. Dabei reicht die Skala der Mogliehkeiten von eehter Gesehiehtssehreibung uber Anna lenauszuge und Notizen bis zu Prophetenspruehen, Liedern und Sagen. Ihre kritisehe Bearbeitung ist der Abfassung dieses Buehes vorausgegangen; sie wird in den einzelnen Kapiteln nieht repro duziert. Die Darstellung selbst beruht - wie nieht anders mog lieh - weitgehend auf historiseher Rekonstruktion. Der Histori ker kann ja nieht einfaeh uberlieferte Tatsaehen aufzahlen. Tate er es, dann kame nieht mehr als ein Gerust zustande, mit dem allen falls Kenner etwas anfangen konnten: gewissermaBen als Roh material fUr die Gesehiehtssehreibung. Das Gesehiift des Histo rikers ist Rekonstruktion, d. h. die sinnvolle Verknupfung und Deutung des Dberlieferten: ein vornehmes Gesehiift, das gleicher maBen kritisehe Analyse der Dberlieferung und konstruktive Phan tasie erfordert. Dabei kann sich der Historiker nieht von sich selbst dispensieren. Wie er die Dinge sieht, die Analogien, die sich IX ihm anbieten, werden die Darstellung bestimmen und hoffentlieh aueh ihren Reiz ausmaehen. Der Versueh wird hier nieht zum ersten Male unternommen; es gibt respektable Arbeiten, die ein ahnliches Ziel verfolgen. Ich nenne vor allem Rudolf Kittel: Gestalten und Gedanken in Israel (Leipzig 1925, 2. Aufl. 1932); aus neuerer Zeit aueh Rolf Rend torff: Vater, K6nige, Propheten. Gestalten des Alten Testaments (Stuttgart 1967). Beide Autoren haben sieh nieht auf die K6nige von Juda und Israel besehrankt, sondern sind erheblieh daruber hinausgegangen. Mir ging es aussehlieBlieh um die Darstellung des sen, was uber bedeutende israelitisehe Herrseher in Erfahrung gebraeht werden kann, im Zusammenhang darnit freilieh aueh um die Rekonstruktion des Verlaufes entscheidender Epochen der israelitischen Geschichte vor dem babylonischen Exil. Zur Er ganzung verweise ich auf zwei Bucher, in denen Ahnliehes fur die Geschichte des alten Zweistromlandes versucht worden ist. Ein mal Bruno Meissner: K6nige Babyloniens und Assyriens (Leipzig 1926); zum anderen Wolfram v. Soden: Herrseher im Alten Orient (Verstandliche Wissenschaft, Bd. 54, Heidelberg 1954). Vor allem bei dem letzteren hat sich die Darstellung an Hand bedeutender Herrschergestalten ausgezeichnet bewahrt. Es ist anzumerken, daB die Mehrzahl der folgenden Kapitel aus einer V ortragsreihe hervorgegangen ist, die ich im Herbst 1965 und gegen Ende 1968 im Deutschlandfunk gehalten habe. Sie sind uberarbeitet, erwei tert und - wie ich hoffe - lesbar gemacht worden. Auf einen gelehrten Anmerkungsapparat habe ich verzichtet, auch dann, wenn ich bei Ubersetzungen yom uberlieferten Texte glaubte ab gehen zu mussen. Denn das Bueh richtet sich nicht in erster Linie an die Fachgenossen, so sehr deren kritische Stellungnahme er wunscht ware, sondern an diejenigen, die sich an Hand lebendiger Bilder in die Saehe einfuhren lassen wollen. Es vertragt keinen wissenschaftlichen Ballast, wie er andernorts ublich und notwen dig ist. Es kann ihn um so eher entbehren, als ausfuhrliehe wissen schaftliche Darstellungen der Geschichte Israels in groBer Aus wahl zur Verfugung stehen. Wer mag, der nehme sie in die Hand. Tubingen, November 1969 H.DoNNER x Inhaltsve.rzeichnis I. Saul .. I II. David. II III. Salomo IV. Rehabeam V. Jehu .. VI. Hiskia. VII. Josia . VIII. Zedekia Bildnachweis 106 Bildteil .. Bibelstellen II7 Personennamen IZO Orts-und Volkernamen . IZZ XI

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