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Hermes und das Schaf - interdisziplinäre Anwendungen kernphysikalischer Beschleuniger: 279. Sitzung am 7. Mai 1980 in Düsseldorf PDF

36 Pages·1983·1.002 MB·German
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Rheinisch-Westfalische Akademie der Wissenschaften Natur-, Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften Vortrage . N 319 Herausgegeben von der Rheinisch-Westfalischen Akademie der Wissenschaften THEO MAYER-KUCKUK Hermes und das Schaf - interdisziplinare Anwendungen kernphysikalischer Beschleuniger Westdeutscher Verlag 279. Sitzung am 7. Mai 1980 in Dusseldorf CIP-Kurztitelaufnahme cler Deutschen Bibliothek Mayer-Kuckuk, Theo: Hermes und das Schaf - interdisziplinare Anwendungen kernphysikalischer Be schleuniger / Thea Mayer-Kuckuk. - Opladen: Westdeutscher Verlag, 1983. (Vortdige / Rheinisch-WestHilische Akaclemie cler Wissens~haften: Natur-, loge nieur-u. Wirtschaftswiss.; N 319) NE: Rheinisch-Westfalische Akademie cler Wissenschaften (DUsseldorf): Vortdige / Natur-, Ingenieur-und Wirtschaftswissenschaften © 1983 by Westdeutscher Verlag GmbH Opladen Herstellung: Westdeutscher Verlag ISSN 0066-5754 ISBN-13: 978-3-531-08319-3 e-ISBN-13: 978-3-322-85714-9 DOT: 10.1007/978-3-322-85714-9 Inhalt Thea Mayer-Kuckuk, Bonn Hermes und das Schaf - interdisziplinare Anwendungen kernphysikalischer Beschleuniger L Einleitung _. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2. Datierung mit kosmogenen Radio-Nukliden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 3. Teilcheninduzierte Rontgenfluoreszenz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 28 Diskussionsbeitrage Professor Dr. phil. Franz Wever; Professor Dr. rer. nat. Thea Mayer·Kuckuk; Professor Dr. phil. Maximilian Steiner; Professor Dr. phil. Karl J Narr; Professor Dr. rer. nat. Dietrich H Welte; Professor Dr. phil. nat. habil. Hermann Flahn; Professor Dr.-Lng. Herbert Doring; Professor Dr.-Lng. August Wilhelm Quick t; Professor Dr. rer. nat. Werner Schreyer. . . . . . . . .. 29 1. Einleitung Die Erforschung der Atomkerne und ihrer Umwandlungen hat von Anfang an, namlich seit Entdeckung der Radioaktivitat, zu ungezahlten Anwendungen ge fuhrt. Viele haben fur andere wissenschaftliche Disziplinen groBe Bedeutung er langt. Das bekannteste Beispiel ist die Anwendung von Strahlenquellen und radio aktiven Isotopen in der medizinischen Diagnostik und Therapie. W ohlbekannt ist auch die Nutzung des radioaktiven Zerfalls als "Uhr" zu Datierungszwecken. Sie beruht auf der fruh gewonnenen Erkenntnis, daB sich die Halbwertzeit eines ra dioaktiven Zerfalls durch auBere Bedingungen, wie Temperatur, Druck oder Ma gnetfelder, nicht beeinflussen laBt. Daher ist das Verhaltnis von Mutter- zu T ochter-Substanz in einer Probe ein MaB fur die Zeit, die verstrichen ist, seit die Probensubstanz aus dem Gleichgewicht mit ihrer Umgebung ausgeschieden ist. Unsere zeitlichen Vorstellungen von der Entstehung der Erde und des Sonnen systems basieren weitgehend auf dieser Methode. 1m Rahmen wesentlich kurzerer Zeitraume gestattet die Radiokohlenstoff-Datierung die Ermittlung von Daten aus geschichtlichen und fruhgeschichtlichen Zeiten. Hier solI berichtet werden uber die Weiterentwicklung solcher Methoden, mit denen die Kernphysik zu Nachbarwissenschaften, insbesondere zur Archaologie, beitragen kann. Speziell beschranken mochte ich mich dabei auf die Moglichkei ten, die sich aus der direkten Anwendung von kernphysikalischen Beschleuniger anlagen ergeben. Das ist eigentlich nur eine Facette des Themas "Beschleuniger und unsere Kultur". Die Hauptaufgabe der Beschleunigeranlagen besteht natur lich darin, den Blick in den Mikrokosmos der subatomaren Strukturen in ahn licher Weise zu offnen, wie die groBen T eleskope den Blick zum Weltraum off nen. Neben dieser Hauptaufgabe haben Beschleuniger vielseitige Wechselbezie hungen zur Technik und zu anderen Disziplinen. In Abbildung 1 sind einige die ser Bereiche dargestellt. Diese Ubersicht solI nicht im einzelnen diskutiert wer den. Das Folgende solI sich beschranken auf Anwendungen im Bereich des unter sten Kastchens mit der Uberschrift "Archaometrie". Archaometrie ist die Vermessung und Analyse archaologischer Gegenstande mit naturwissenschaftlichen, insbesondere physikalisch-technischen MeBmetho den. Es gibt dabei im wesentlichen drei Hauptaufgaben: 8 Thea Mayer-Kuckuk MAGNETTECHNIK HF TECHNIK VAKUUMTECHNIK STEUERUNGSTECHNIK BESCHLEUNIGER-TECHNIK ANWENDUNG DER STRAHLEN MEDIZIN: PRODUKTION VON RADIONUKLIDEN, DIREKTE BESTRAHLUNG MIT It, P, 'li, ... FESTKORPERPHVSIK. HALBLEITER TECHNIK, BIOLOGIE: SVNCHROTRONSTRAHLUNG MOLEKOLSIEBE, FUSION? SCHWERE IONENSTRAHLEN I\RCHAOMETRI E: PIXE, DATIERUNG MIT IONENSTRAHLEN Abb. 1: Wechselbeziehungen zwischen Teilchenbeschleunigern und angewandten Gebieten 1. Die archaologische Prospektierung, d. h. die Lokalisierung von verborgenen Objekten; 2. Die Altersbestimmung; 3. Die vergleichende Analyse zum Zwecke der Zuordnung und Echtheitsbestim mung. In Tabelle 1 ist eine Reihe von physikalischen Methoden zu den einzelnen Auf gaben stichwortartig dargestellt. Zu jeder der drei Hauptaufgaben gibt es eine ganze Reihe verschiedener Methoden, die aber aIle ihre Schwierigkeiten und Be grenzungen haben, so da6 jede Verbesserung und Erweiterung des Instrumentari- Hermes und das Schaf 9 1. Lokalisierung von Objekten a) Photographische Methoden b) Leitfahigkeitsmessung c) Magnetische Feldmessung, Induktionsmessung 2. Altersbestimmung a) Radioaktiver Zerfall (z. B. 14C, 40K/40Ar, Th-U) b) Aufsummation lokaler radioaktiver Prozesse in der Probe (Thermoluminiszenz, Spaltspuren zahlung) c) Isotopenverhaltnisse (z. B. 180/160) d) Archaomagnetismus (Wanderung des magnetischen Poles, beobachtet durch thermoremanen ten Magnetismus) 3. Vergleichende Analysen a) Spektrographische Methoden b) Methoden mit Rontgenstrahlen (Fluoreszenz, Mikrosonde, PIXE) c) Neutronen-Aktivierungsanalysen d) Isotopenanalysen e) Mossbauer-Spektrometrie Tabelle 1: Hauptaufgaben und physikalische Methoden der Archaometrie urns von groBer Bedeutung ist. Es solI hier uber zwei Teilbereiche dieser Tabelle geredet werden, uber die Datierung mit Radio-Nukliden (2a) und uber Elementar analyse durch teilcheninduzierte Rontgenfluoreszens (3b). 2. Datierung mit kosmogenen Radio-Nukliden Wir beginnen mit einem Blick auf die herkommliche Radiokohlenstoff-Datie rung. Das Prinzip ist in Abbildung2 erlautert. Unter dem EinfluB der kosmischen Strahlung wird in der Atmosphare durch eine Kernreaktion aus Stickstoff das radioaktive Kohlenstoff-Isotop 14C gebildet, das durch ~-Zerfall unter Emission eines Elektrons mit einer Halbwertzeit von 5730±40 Jahren in Stickstoff (14N) zuruck zerfallt. Bei konstanter Produktionsrate stellt sich in der Atmosphare da her ein festes Verhaltnis von normalem Kohlenstoff 12C zu 14C ein. Es betragt un gefahr 1012: 1. Dieses Verhaltnis findet sich auch in allen lebenden Organismen, die am Kohlenstoffkreislauf beteiligt sind. Wenn durch Absterben des Organismus oder auf andere Weise das Material vom Kohlenstoffaustausch mit der Atmo sphare abgetrennt wird, nimmt dessen Gehalt an 14C entsprechend dem Zerfalls gesetz abo Daher ist der 14C-Gehalt ein MaB fur die Zeit nach dem Absterben. Man bestimmt den 14C-Gehalt durch Zahlen der radioaktiven Zerfalle in der Probe. Die Verhaltnisse sind in Abbildung 2 unten dargestellt. Die Figur zeigt, daB fur 1 g 10 Theo Mayer-Kuckuk KOSMISCHE STRAHLUNG ERZEUGT CA.2 ~EUTRONEN/cM2s t DIE NEUTRONEN REAGIEREN MIT ATMOSPHARISCHEM STICKSTOFF N + 14N -.14C + P Es ENTSTEHEN 7,5 KG 14C PRO JAHR IN DER ATMOSPHARE, ~ 14C ZERFALLT MIT t1/2 = 5730 A ZURUCK IN 14N DURCH RADIOAKTlVEN f3 -ZERFALL, DI E GLEI CHGEWICHTSKONZENTRATlON BETRAGT (14C112C) ~ 10-12 DIE ATMOSPHARE STEHT 1M GLEICHGEWICHT MIT OZEAN BIOSPHARE (PFLANZEN, TIERE, HUMUS", ,) ,I I I TOTES ~lATERIAL I 15 t c:: E 7,5 c:n "- - ~ :~d 3,75 L.. ClI 1,88 0,94 N 0 0,47 5730 11460 17180 22920 28650 Jahre ~ ZEIT NACH ENTFERNUNG AUS DEM GLEICHGEWICHT MIT DER ATMOSPHARE Abb. 2: Prinzip der herkommlichen Methode zur Datierung mit Radiokohlenstoff He Hermes und das Schaf 11 Kohlenstoff die Zerfallsrate innerhalb von 23 000 Jahren von 15 pro Minute auf 2 pro Minute abnimmt. Urn eine Probe dieses Alters zu datieren, braucht man bei 1 g Kohlenstoff eine Me6zeit von etwa 170 Stunden (fur einen Zahlratenfehler von 1%). Diese geringe Empfindlichkeit kommt daher, da6 man ja im Mittel etwa 8270 Jahre warten mu6, bis ein 14C-Kern zerfallt und dadurch ein Signal fur den Nachweis liefert. Man braucht also immer sehr viele Atome fiir eine Messung, namlich etwa 4 Milliarden, wenn man einen Zerfall pro Minute beobachten will. Es ware naheliegend, die 14C-Atome direkt nachzuweisen, ohne auf ihren Zer fall zu warten. Dazu bietet sich im Prinzip ein Massenspektrometer an, mit dem man 14C von 12C leicht trennen kann. Leider ist dieser Weg in der Praxis nicht gangbar, wei! ein 14C-Atom fast genau die gleiche Masse hat wie ein Atom des ge wohnlichen Stickstoffs 14N. Die beiden Nuklide konnen im Massenspektrometer daher nicht hinreichend getrennt werden und der iiberall vorhandene Stickstoff deckt den Radiokohlenstoff zu. Der geringe U nterschied in den Massen der bei den Isobare 14C und 14N ist kein Sonderfall, wie die nachher zu erwahnenden Bei spiele zeigen. Er riihrt daher, da6 die Bindungsenergie benachbarter Kerne glei cher Nukleonenzahl oft sehr ahnlich ist. Es gibt nun einen prinzipiellen Ausweg aus dieser Schwierigkeit, der aber erst in jiingster Zeit beschritten werden konnte. Die beiden Kerne ItC und )4N haben ver schiedene elektrische Ladung. Sie ist in Einheiten der Elementarladung unten links am Symbol angeschrieben. Wenn man nun bei beiden Atomen die Elektro nenhiille vollstandig abstreift und nackte Kerne erzeugt, kann man die beiden Nuklid-Sorten in einem magnetischen oder elektrischen Feld leicht trennen. Das Abstreifen der Elektronen kann man erreichen, wenn man die Atome als Ionen auf hohe Geschwindigkeit beschleunigt und dann durch eine diinne Materie schicht laufen la6t. Diese Trennung nach der Kernladung, bei der sehr schnelle Ionen fiir den Abstreifvorgang gebraucht werden, ist der Grundgedanke bei der "Beschleuniger-Datierung". Die Techniken, mit denen man eine solche Trennung und Identifizierung der isobaren Kerne 14N und 14C in der Praxis durchfiihren kann, basieren auf den Er fahrungen der Kernphysiker mit der Erzeugung und dem Nachweis schwerer Ionen. Es gibt zwei etwas verschiedene Entwicklungslinien, je nachdem, ob als Be schleuniger ein Z yklotron oder ein Van-de-Graaff-Generator verwendet wird. Bei de sollen kurz beschrieben werden. Ein Zyklotron ist ein Beschleuniger, bei dem Ionen (elektrisch geladene Atome) in einem Magnetfeld auf einer Kreisbahn laufen und dabei durch ein im richtigen T akt gesteuertes elektrisches Hochfrequenzfeld beschleunigt werden. Die "Resonanz-Bindung", d. h. die richtige Kombination von Hochfrequenz und Ma gnetfeld, bei der Beschleunigung eintritt, hangt vom Verhaltnis elm von Ladung

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