Hermeneutica Sacra Historia Hermeneutica Series Studia Herausgegeben von Lutz Danneberg Wissenschaftlicher Beirat Christoph Bultmann ∙ Fernando Domínguez Reboiras Anthony Grafton ∙ Wilhelm Kühlmann ∙ Ian Maclean Reimund Sdzuj ∙ Jan Schröder ∙ Johann Anselm Steiger Theo Verbeek 9 De Gruyter Hermeneutica Sacra Studien zur Auslegung der Heiligen Schrift im 16. und 17. Jahrhundert Studies of the Interpretation of Holy Scripture in the Sixteenth and Seventeenth Centuries Bengt Hägglund zum 90. Geburtstag For Bengt Hägglund on His Ninetieth Birthday Mit einer Bibliographie der Schriften des Jubilars Herausgegeben von Torbjörn Johansson, Robert Kolb und Johann Anselm Steiger De Gruyter Bengt Hägglund (Photographie: Mikael Risedal). ISBN 978-3-11-023686-6 e-ISBN 978-3-11-023687-3 Bibliografi sche Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2010 Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, Berlin/New York Druck: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ∞ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com Preface We are pleased to dedicate this volume to the honor of Professor Bengt Hägg lund on his ninetieth birthday, 22 November 2010. For over six decades Pro fessor Hägglund has tirelessly continued to pursue theological research and discussion in his gentle way. His first article was published in 1947, and ever since then there has been a steady stream of publications from his pen. It continues up to the present day. The title of this volume reflects many of Professor Hägglund’s interests. Although his own research is characterized by a great breadth, his particular interest and his most extensive contributions concern the reformation and Lutheran orthodoxy. His pioneering dissertation treats the Holy Scripture and its interpretation in the theology of Johann Gerhard (1951), and it has guided our choice of theme for this volume. The fact that the authors are from Nordic lands, Germany and North America indicates the broad influence of Professor Hägglund’s research. The authors represent not just different countries and languages, but also different generations. Among the writers some have never met Hägglund personally (some had not started their theological studies before he was retired), while others are colleagues of his own generation, and others wrote their disserta tion under his guidance. We wish to say thanks to all the contributors, who have made this volume possible. The plans for this volume originated within the Faculty of the Lutheran School of Theology in Gothenburg (Församlingsfakulteten i Göteborg) under the leadership of the former Principal, Rev. Dr. Rune Imberg, and the insti tution gave initial financial support to the project, for which we want to ex press our gratitude. We also thank the publisher Walter de Gruyter and Prof. Heiko Hart mann for his supportive cooperation and Prof. Lutz Danneberg for accepting the volume in the series ‚Historia Hermeneutica’. We are grateful to Librari an Jon Krantz, Gothenburg, for constructing the bibliography, to Stefan von der Lieth, Eutin, for his thorough work with the text lay out and to Elisa beth Kühn, Hamburg, for the indexes. July 2010 Torbjörn Johansson Robert Kolb Johann Anselm Steiger Inhalt Ernst Koch: Bengt Hägglund. Eine Laudatio ....................................... 1 Johann Anselm Steiger: Christophorus – „ein ebenbild aller christen“. Ein nichtbiblisches Bild und dessen Relevanz für die Schrift und Bildhermeneutik. Aufgezeigt an Texten Martin Luthers und Sigmund von Birkens .......................................................................... 5 Jens Wolff: Ursprung der Bilder. Luthers Rhetorik der (Inter)Passivität .................................................................................. 33 Knut Alfsvåg: Deification as creatio ex nihilo. On Luther’s appreciation of Dionysian spirituality in Operationes in Psalmos ........... 59 Steven D. Paulson: Internal Clarity of Scripture and the Modern World. Luther and Erasmus Revisited ....................... 85 Asger Chr. Højlund: „The one who does them shall live by them.“ Luther’s interpretation of Leviticus 18:5 in the light of his understanding of Law and Gospel in his Commentary on Galatians ... 111 Leif Erikson: The Treasure of Salvation – Acquired and Delivered. Martin Luther on the Function of the Gospel as Means of Grace ........ 131 Timothy J. Wengert: Commentary As Polemic. Philip Melanchthon’s 1556 Enarratio ad Romanos against Andreas Osiander .......................... 147 Charles P. Arand: Melanchthon’s Rhetorical Composition of the Apology ..................................................................................... 165 Robert Kolb: The First Protestant „Biblical Theology“. The Syntagma of Johannes Wigand and Matthaeus Judex .................... 189 Rune Söderlund: Sola scriptura in Theorie und Praxis. Eine kritische Prüfung der Bibelargumentation in der Konkordienformel ................. 207 VIII Inhalt Eric Lund: modus docendi mysticus. The Interpretation of the Bible in Johann Arndt’s Postilla .................................................................... 223 Ernst Koch: Schöne Gottesdienste. Beobachtungen an Psalmenauslegungen des 17. Jahrhunderts ............................................ 247 Torbjörn Johansson: Das Leiden Christi vom Alten Testament her gedeutet. Beobachtungen zur frühen evangelischlutherischen Passionsauslegung ................................................................................ 261 Kenneth G. Appold: Abraham Calov on the „Usefulness“ of Doctrine. Blueprints for a Theological Mind ....................................................... 295 Lutz Danneberg: Von der accommodatio ad captum vulgi über die accommodatio secundum apparentiam nostri visus zur aesthetica als scientia cognitionis sensitivae ................................................................. 313 Theodor Mahlmann: „Ecclesia semper reformanda“. Eine historische Aufklärung. Neue Bearbeitung ............................................................ 381 Bibliographie der Schriften Bengt Hägglunds 1947–2009. Zusammengestellt von Jon Krantz ....................................................... 443 Register der Bibelstellen ...................................................................... 467 Personenregister................................................................................... 473 List of contributors .............................................................................. 479 Tafeln .................................................................................................. 481 Ernst Koch Bengt Hägglund. Eine Laudatio Wer sich auf den Weg begibt, das theologische Lebenswerk von Bengt Hägg lund zu würdigen, wird Themen und Arbeiten aus einem weiten Ho rizont vorfinden, der sich sowohl zeitlich – über die ganze Geschichte des Christentums – als auch thematisch – von der Lehre von der Heiligen Schrift und der Methode der systematischen Theologie bis hin zur Anthropologie und Pneumatologie – weit ausspannt. So zeigt es auch der Reichtum von immer zentralen Einzelthemen, denen sich der Autor gewidmet hat. Bengt Hägglund hat sich in mehrfach neuen Ansätzen beispielsweise mit dem Ver hältnis von Theologie und Philosophie beschäftigt, mit der Lehre von der Vorsehung Gottes in Karl Barths Kirchlicher Dogmatik und mit der Bedeu tung der Katholizität der Kirche in ihrem Zusammenhang mit der Konfes sionalität. Ein Kennzeichen seiner systematischtheologischen Arbeit ist die überall spürbare Bezugnahme auf die Geschichte der Lehre, die von ihm kei neswegs als bloße Vorbemerkung zur eigentlichen theologischen Arbeit ver standen wird, sondern der es gelungen ist, auf ab oder ausgeblendete As pekte der Geschichte der christlichen Lehre aufmerksam zu machen – zum Nutzen für die systematische Weiterarbeit. Das gilt beispielsweise für eine gerade für das ökumenische Gespräch wichtige Studie über die Pneuma tologie in der lutherischen Orthodoxie. Man wird aber auch lange suchen müssen, um innerhalb gegenwärtig historisch arbeitender Theologie eine so weit systematische Aspekte eröffnende Beschäftigung mit dem Sozinianis mus des 17. Jahrhunderts zu finden wie in dem 1995 in schwedischer Spra che, seit 2003 auch in deutscher Sprache vorliegenden Aufsatz über „Sozi nianismus und lutherische Orthodoxie“. Ausdrücklich hinzuweisen ist auch auf den in der Tat ,aufklärenden’ Beitrag von Bengt Hägglund, der den Ti tel trägt: „‚Illuminatio‘ – ‚Aufklärung‘. Ein Beitrag zur Begriffsgeschichte“. Dieser Beitrag berührt sich methodisch wie sachlich mit gegenwärtigen In teressen der Germanistik. Bengt Hägglund hat sich bereits 1951 von den Quellen her mit dem Je naer Theologen Johann Gerhard beschäftigt, noch dazu mit dessen Lehre von der Heiligen Schrift, einem Thema, bei dessen bloßer Erwähnung sich sei 2 Ernst Koch nerzeit ganzen Gruppen von Zunftgenossen die Haare sträubten. Denn dies geschah zu einer Zeit, in der es nur wenige Theologen für lohnend hielten, sich mit der in den Lehrbüchern landauf landab verpönten bzw. am besten zu verschweigenden Theologie der so genannten lutherischen Orthodoxie ernsthaft, das heißt von der Breite der Quellen her zu befassen. Bengt Hägg lund hat das gründlich getan und hat von der Beschäftigung speziell mit Jo hann Gerhard bis in jüngste Zeit nicht abgelassen. Wer – wenn nicht er – kannte schon das tiefgründige Werk, das Johann Gerhard in seinen letzten drei Lebensjahren verfasst hatte und das den Titel trug: Confessio Catholica, in qua doctrina Catholica et Evangelica, quam ecclesiae Augustanae Confessioni addictae profitentur, ex Romano-Catholicorum scriptorum suffragiis confirmatur (Das katholische Bekenntnis, in dem die katholische und evangelische Leh re, zu der die Kirchen sich bekennen, die dem Augsburgischen Bekenntnis anhängen, durch das beifällige Zeugnis römischkatholischer Verfasser be stätigt wird). „Polemik und Dialog“ hat Bengt Hägglund 1997 seinen Auf satz über dieses Werk Johann Gerhards betitelt, ein Titel, dessen Begriffe in der ökumenischen Bewegung lange Zeit als alternativ verstanden wurden. Bevor die Würdigung dieses Aspekts der theologischen Arbeit Bengt Hägglunds noch einmal aufgenommen und vertieft werden soll, sind die Be obachtungen zu den historischtheologischen Inhalten seines Werkes noch einmal zu erweitern. „De homine“ lautet der Titel eines im Jahre 1959 er schienenen umfangreichen Werkes, das, aus den Quellen erarbeitet, der Er forschung der theologischen Anthropologie der Wittenberger Reformati on im gesamten Reformationsjahrhundert gewidmet ist. Wenn nicht alles täuscht, ist relativ unbeachtet eine von Hägglund erarbeitete umfangreiche Textedition geblieben, die Edition einer Vorlesung über Loci theologici, über Grundthemen der systematischen Theologie also, von Johannes Rudbecki us, später Bischof von Västerås, zwischen 1611 und 1613 in Uppsala gehal ten. Wer sich über 80jährig der Edition eines handschriftlich überlieferten, theologisch dichten Textes widmet, setzt damit Kräfte in eine Arbeit ein, die einen weiten sachlichen Überblick voraussetzt. Für Bengt Hägglund ist diese außergewöhnliche Fähigkeit in dem Werk dokumentiert, das ihm internatio nal und überkonfessionell hohe Anerkennung eingebracht hat. Bis 1981 in fünf schwedischen Auflagen erschien das Werk „Geschichte der Theologie. Ein Abriss“. Es erfuhr bereits 1968 eine englische Übersetzung, 1973 eine portugiesische, 1983 parallel in München und bei der Evangelischen Verlags anstalt Berlin eine deutsche und nach 1989 eine lettische (1999) und eine russische (2001). Hinzukommen weitere drei Auflagen einer deutschen Ta schenbuchausgabe. Die Daten sagen bei näherer Betrachtung mehr aus als es eine bloße bibliographische Bilanz vermag. Sie zeigen, wie man dort, wo sich die Geburt oder das Wiedererwachen lutherischen Christentums und sol che Ereignisse begleitende Theologie ergaben, zu einer solchen Darstellung