Freddy Santermans Herausforderungen fur die europaische OTC-Industrie WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFT Freddy Santermans Herausforderungen fiir die europaische OTC-Industrie Chancen und Risiken Deutscher Universitats-Verlag Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet Ober <http://dnb.ddb.de> abrufbar. Dissertation Staatliche Technische Universitat Moskau, 2003 1. Auflage November 2004 Aile Rechte vorbehalten © Deutscher Universitats-Verlag/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2004 Lektorat: Ute Wrasmann / Ingrid Walther Der Deutsche Universitats-Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.duv.de Das Werk einschlieBlich alier seiner Teile ist urheberrechtlich geschOtrt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verla.Qs unzulassig und strafbar. Das gilt insbe sondere fur Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ahne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass salche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden dOrften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Gedruckt auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier ISBN-13:978-3-8244-0800-9 e-ISBN-13:978-3-322-81175-2 001: 10.1007/978-3-322-81175-2 Vorwort Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass die Pharmabranche vor einer Reihe von existentielien Umwalzungen steht. Eine fortschreitende Globalisierung sowie die weitere Konzentration im Kontext einer stetig steigenden Anzahl von Unternehmensfusionen kenn zeichnen die Arzneimittelindustrie. In diesem Kontext bewegt sich die OTC-Industrie, wobei Letztere entweder einen untergeordneten Teil von ,Big Pharma' ausmacht oder ein kleiner bis mittelgrol1er Spieler ist ohne europaweite Prasenz. Die kleineren OTC-Unternehmen werden jedoch im scharfen Wettbewerb um die weltbesten externen Partner gegenuber den grol1en Pharmafirmen und den Biopharmaunternehmen mit ihrer hohen Attraktivitat und uberlegenen Finanzierungskraft vielfach das Nachsehen haben. Die Rolle von ,Gesundheit" hat sich in unserer sozialen Umwelt entscheidend gewandelt. Niemals zuvor nahm Gesundheit einen so hohen Stellenwert wie heute ein. In einer Gesell schaft, die auch dank der Fortschritte im medizinischen Bereich immer alter wird, ruckt das Streben nach meglichst lebenslanger Vitalitat und Gesundheit zwangslaufig ins Zentrum des Interesses. Hinzu kommt das wachsende SelbstverantwortungsgefUhl der Menschen in Be zug auf ihre Gesundheit. Insbesondere die Selbstmedikation wird zunehmend als eine bevorzugte Meglichkeit ange sehen, um in der solidarisch finanzierten Gesundheitsversorgung Ressourcen fUr die Be hand lung ernsthafter Erkrankungen freizustellen.4 Daruber hinaus ergeben sich fUr OTC Firmen weitere Chancen durch die Entwicklung hin zu kundenzentrierten Organisationen und zur Integration von Diagnose, Therapie und Nachsorge sowie durch das Verstandnis der Gesundheitsbedurfnisse des Verbrauchers. Die Industrie und insbesondere die OTC-Industrie steht in den nachsten Jahren vor einer Reihe von existentiellen Herausforderungen, die Kapitalmarkt-Analysten zufolge mit einem zunehmenden Schrumpfen der Unternehmensgewinne einhergehen werden. Um diesem Branchentrend entgegenzuwirken, ist es wichtig, die Geschaftsprozesse eines Pharmaunter nehmens von der Seite der Kundenbedurfnisse her so zu optimieren, dass die absatzwirt schaftliche Wettbewerbsfahigkeit nachhaltig gestarkt wird. Nur Unternehmen, die Wettbe werbsvorteile in Marketing und Vertrieb effektiv kapitalisieren kennen, werden sich dieser fUr den Branchendurchschnitt rucklaufigen Wachstumsprognose entziehen kennen. 4 Bah, Gesundheits-und Arzneimillelversorgung in Deutschland: Akzeptanz von Reformvorschlagen in der Bev6lkerung, Bonn 2000, S. 39 ff v Kreative Allianzen und Netzwerke geben Zugang zu neuen Werttreibern und Kernkompeten zen. Doch mit dem fortschreitenden Aufbau von Netzwerkkooperationen gewinnt die Fahig keit zur Wahl der richtigen Partner und zu effizientem Management solcher vernetzten Strukturen gro~e Bedeutung. Durch die Verlagerung von Aktivitaten auf externe Partner kennen Unternehmen daher nicht nur von den direkten Vorteilen, sondern auch von den er zielbaren prozessualen und strukturellen Verbesserungen profitieren. Auch hier sind die klei nen und mittelgro~en Pharmafirmen wegen Defiziten im Netzwerkmanagement oft unzurei chend fUr die Zukunft gerustet. Diese Arbeit versucht, Strategiebewusstsein in Verbindung mit Trendgespur und Timing, innovative Geschaftsansatze und zukunftstrachtige Unternehmenskonzepte fUr die OTC Firmen zu erarbeiten. ,Zukunft' muss man lernen und ,Niches' von heute werden die ,Mass Markets' von morgen sein. Dieses Potential aber ist nur zu erschlie~en, wenn man den Mut hat, Architekt und Baumeister seiner eigenen Zukunft zu sein. Ich hoffe, dass diejenigen, die eine Fuhrungsposition in der OTC-Industrie ubernehmen wol len, hier einen "Pool" von Ansatzen und Geschaftsmodellen vorfinden, die sie anregen, eine wesentliche strategische Erfolgsposition zu entdecken und sich somit im Wettbewerb um so nachdrucklicher zu behaupten. Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle Herrn Prof. Dr. Wielowski fUr seine Unterstutzung und die aufgrund seiner profunden Kenntnisse im Pharma Markt wertvollen Diskussionsbei trage, die wesentlich zum Gelingen dieser Arbeit beitrugen. Ganz besonders danken mechte ich meiner Assistentin, Frau Semiha Fischer, fUr ihre re daktionellen Beitrage und ihr hervorragendes Projekt-Management, um das Projekt in dem vorgesehenen Rahmen fertigzustellen. Ausserdem machte ich Frau Ingrid Walther fUr ihren sehr wertvollen Lektoratseinsatz und die redaktionellen Beitrage zu diesem Buchprojekt danken. Nicht zuletzt danke ich meiner Frau, die mich nicht nur an so vielen Wochenenden und Abenden entbehren musste, sondern mich auch davon uberzeugt hat, diese Dissertation durchzufuhren und zu publizieren. Ihre moralische Unterstutzung, ihre Geduld und ihr uner schutterlicher Glaube an meinen Erfolg haben sich ausgezahlt. Freddy Santermans VI Inhaltsverzeichnis Vorwort ........................................................................................................................................ V Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................ IX Tabellenverzeichnis ................................................................................................................. XI Abkilrzungsverzeichnis ......................................................................................................... XIII 1. Einleitung ............................................................................................................................... 1 1.1. Begriffsabgrenzungen .................................................................................................... 1 1.2. Ausgangssituation ........................................................................................................... 2 1.3. Aufbau der Arbeit ........................................................................................................... 6 2. Die OTC-Industrie in Europa .............................................................................................. 9 2.1. Positionierung auf dem europaischen Pharmamarkt ................................................... 9 2.2. Einflussfaktoren des OTC-Marktes ............................................................................. 14 2.3. Borsenbewertung ......................................................................................................... 20 3. Die neue "Gesundheitsorientierung" ............................................................................. 23 3.1. Definition "Gesundheit" 23 3.2. Wirtschaftsfaktor Gesundheit ...................................................................................... 23 3.3. Der 6. Kondratieff: Gesundheit und Biotechnologie .................................................. 29 4. Herausforderungen der Europ~jschen OTC-Industrie ................................................ 39 4.1. Externe Faktoren 41 4.1.1. Verbraucher ....................................................................................................... 42 4.1.2. Markt ................................................................................................................... 45 4.1.3. Wissenschaft ...................................................................................................... 61 4.1.4. Wettbewerb 69 4.2. Interne Faktoren ........................................................................................................... 78 4.2.1. Marketing-und Vertriebsgeschaftsmodelle ..................................................... 78 4.2.2. Neue Werttreiber ............................................................................................... 84 4.2.3. Umgang mit neuen Technologien .................................................................... 88 4.2.4. Die Wertschbpfungskette .................................................................................. 96 5. Chancen ............................................................................................................................. 101 5.1. Innovationen auf dem Markt der .neuen Gesundheit" ............................................ 101 5.1.1. Verbraucher sucht Verkaufer .......................................................................... 102 5.1.2. Wellness-Sektor-Produkte 108 5.1.3. •L ifestyle"-Medizin ........................................................................................... 113 5.1 .4. OTC und Gentechnik 119 VII 5.2. Steigerung intemer Innovationskraft ......................................................................... 122 5.2.1. Produktlebenszyklus-Management ................................................................ 122 5.2.2. Markenmanagement ....................................................................................... 127 5.2.3. Marketing-und Vertriebsgeschaftsmodelle ................................................... 131 5.2.4. Innovationsmarketing ...................................................................................... 136 5.3. Innovative IT-Losungen ............................................................................................. 139 5.3.1. Alternative Vertriebswege: E-Pharmazie ....................................................... 139 5.3.2. Moderne Kommunikationstechnik .................................................................. 142 5.4. Europaische Harmonisierung .................................................................................... 145 5.4.1. Markenmanagement ....................................................................................... 145 5.4.2. Kundenbeziehungsmanagement ................................................................... 147 5.4.3. Netzwerke ........................................................................................................ 149 5.5. Profitable ,Niches· oder Konsolidierung .................................................................. 151 5.5.1. Konsolidierung oder Strategische Allianzen................................................. 155 5.5.2. Die neue Wertschopfungskette ...................................................................... 158 5.5.3. Profitabel in "Niches" operieren ...................................................................... 163 6. Risiken ..............................................................................................................................., 167 6.1. Gentechnik und der Industriewandel ........................................................................ 167 6.1.1. Personalisierte Medizin ................................................................................... 167 6.1.2. DNA-basierte Therapie ................................................................................... 168 6.2. Das groBere Europa .................................................................................................. 171 6.2.1. Wie frei sind die europaischen Gesetze? ...................................................... 171 6.2.2. Neue MitgliedsIMder...................................................................................... 173 6.3. Unternehmensmodelle ............................................................................................... 174 6.3.1. Klein/MittelgroB oder Mega ,............................................................................ 174 6.3.2. Innovationskraft ............................................................................................... 177 6.4. Finanzierungsquellen ................................................................................................. 178 6.4.1. Neue Wettbewerber: FMCG, Generics .......................................................... 179 6.4.2. Faktor "leit" ...................................................................................................... 179 6.4.3. Einfluss der Finanzmarkte 180 7. Ausblick: Jahr 2008 ........................................................................................................, 183 7.1. Der 6. Kondratieff - Gesundheit 183 7.2. Vision eines neuen Unternehmensmodells 188 7.3. Finanzierung durch eine neue Borse ....................................................................... 196 8. Schlussbetrachtung ......................................................................................................... 201 literaturverzeichnis ............................. ............ ............... .... ........ .... .... ............. .... .......... ........ 203 VIII Abbildungsverzeichnis Abbildung 1 Begriffszusammenhange in der OTC-Industrie Abbildung 2 Aufbau der Arbeit Abbildung 3 Die OTC-Industrie im Wettbewerbsfeld Abbildung 4 Der Verbraucher im deutschen Gesundheitsmarkt Abbildung 5 Gesundheitsinformationsquellen: Verbrauchervertrauen Abbildung 6 Borsenwert Pharmafirmen: 1993-2002 Abbildung 7 Bewertung der Top-Untemehmen anhand von KGV und KWV Abbildung 8 Kurs-Gewinn-Wachstumsanalyse Abbildung 9 .Health Care" -Spektrum aus Verbrauchersicht Abbildung 10 Apotheke: Dienstleistungsspektrum aus Kundensicht Abbildung 11 Die langen Wellen der Konjunktur und ihre Basisinnovationen Abbildung 12 Psychosoziale Gesundheit als Basisinnovation des sechsten Kondratieff Abbildung 13 Die gescMftliche Umgebung Abbildung 14 Herausforderungen im Pharmamarkt Abbildung 15 Kundenwunsche im Wandel Abbildung 16 KMU: Von drei Seiten unter Druck Abbildung 17 Unterschiede in den staatlichen Regulierungsinstrumenten Abbildung 18 Anteil der Distributionskosten in Europa Abbildung 19 Intemet-Apotheken Abbildung 20 Zukunftige Umsatzgenerierung von Apotheken mit OTC-Produkten und Dienstleistungen in 2005 und 2010 Abbildung 21 Entwicklung der D(irect)TC-Ausgaben in den USA Abbildung 22 Vorteile von Gesundheitsinformationen uber Intemet Abbildung 23 Neue Indikationen fUr Selbstmedikation Abbildung 24 Das vemetzle Pharma-Management Abbildung 25 Fundamentaler Wandel im Zusammenspiel von Diagnostika und Therapeutika Abbildung 26 Marktanteile der europaischen Grol!.Mndler Abbildung 27 Neue Zielgruppen, neue Zielkonflikte Abbildung 28 Langfristig strategische Reaktionen der pharmazeutischen Industrie Abbildung 29 Klassisches Pharma-Marketing Abbildung 30 Die Werttreiber eines Geschaftes Abbildung 31 liele des IT -Einsatzes im Pharma-Sektor IX Abbildung 32 Hauptanforderungen an ein elektronisches Vertriebssteuerungssystem aus Sicht der Marketing-und Vertriebsgeschaftsprozesse Abbildung 33 IT Integration Abbildung 34 Beitrage innovativer OTC-Arzneimittel fOr neue Gesundheit Abbildung 35 Verbraucher sucht Verkaufer Abbildung 36 Der Patient im Mittelpunkt des Gesundheitsnetzwerkes Abbildung 37 Altersstrukturkoeffizienten fOr Indikationsgruppen der Selbstmedikation Abbildung 38 Altersstrukturkoeffizienten fOr Indikationsgruppen der Selbstmedikation Abbildung 39 Sortimentsauswahl Abbildung 40 PLC auf der Wachstumsleiter Abbildung 41 PLC-Management bei OTC-Geschaftszweige Abbildung 42 Marken-Management Abbildung 43 Wie den Markenwert steig ern? Abbildung 44 Die 3 Marketing-und VertriebsgescMftsmodelle Abbildung 45 Charakteristika der 3 Marketing-und Vertriebs-GescMftsmodelle Abbildung 46 Innovations-Marketing: Kommunikation und Kooperation Abbildung 47 Electronic Marketing Abbildung 48 Alternative Vertriebswege Abbildung 49 Optimierung im KerngescMft Abbildung 50 OTC-Kernkompetenzen: Vom 1st zum Soli Abbildung 51 Wachstumsoptionen (Beispiele) Abbildung 52 Wertschopfungskette - Netzwerke Abbildung 53 .Shared Services" oder "Outsourcing" Abbildung 54 Die Struktur von Basisinnovationen Abbildung 55 Das Streben nach Wettbewerbsfahigkeit Abbildung 56 Festlegung der Kompetenzagenda Abbildung 57 Perspektiven fOr das OTC-Geschaft: Neues Unternehmensmodell Abbildung 58 Kategorien des Ressoucen-Leverage x