ThLZ.F_Markschies neu.qxp:Layout 1 03.11.2012 9:57 Uhr Seite 1 Hellenisierung des Christentums ThLZ.F_Markschies neu.qxp:Layout 1 03.11.2012 9:57 Uhr Seite 2 Forum Theologische Literaturzeitung ThLZ.F 25 (2012) HerausgegebenvonIngolfU.Dalferth inVerbindungmitAlbrechtBeutel,BeateEgo, AndreasFeldtkeller,ChristianGrethlein, FriedhelmHartenstein,ChristophMarkschies, Karl-WilhelmNiebuhr,FriederikeNüsselundMartinPetzoldt ThLZ.F_Markschies neu.qxp:Layout 1 03.11.2012 9:57 Uhr Seite 3 Christoph Markschies Hellenisierung des Christentums Sinn und Unsinn einer historischen Deutungskategorie ThLZ.F_Markschies neu.qxp:Layout 1 03.11.2012 9:57 Uhr Seite 4 ChristophMarkschies,Dr.theol.Dres.h.c., Jahrgang1962,studierteEvangelischeTheo- logie,klassischePhilologieundPhilosophie inMarburg,Jerusalem,MünchenundTü- bingen.ErhatteProfessurenfürKirchen- undTheologiegeschichtedesantikenChri- stentumsinJenaundHeidelberginne,seit 2004lehrterÄltereKirchengeschichte(Pa- tristik)anderTheologischenFakultätder Humboldt-UniversitätzuBerlin. MarkschiesistMitgliedderAkademiender WissenschaftenzuBerlin,Erfurt,Heidel- bergundMainz,derAcademiaEuropeaund derEuropäischenAkademiederKünsteund WissenschaftensowiederAcademiaAmbrosianainMailandunddesDeutschen ArchäologischenInstituts.ErerhieltdieEhrendoktorwürdederorthodox-theo- logischenFakultätderLugian-Blaga-UniversitätSibiu/Hermannstadt(2007) unddertheologischenFakultätderUniversitätOslo(2011)undist Trägerdes Leibniz-PreisesderDeutschenForschungsgemeinschaft2001. DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikationinder DeutschenNationalbibliografie;detailliertebibliografischeDatensindim Internetüber<http://dnb.d-nb.de>abrufbar. ©2012byEvangelischeVerlagsanstaltGmbH,Leipzig PrintedinGermany.H7587 DasWerkeinschließlichallerseinerTeileisturheberrechtlichgeschützt. JedeVerwertungaußerhalbderGrenzendesUrheberrechtsgesetzesistohne ZustimmungdesVerlagsunzulässigundstrafbar. GedrucktaufalterungsbeständigemPapier UmschlagundEntwurfInnenlayout:Kai-MichaelGustmann,Leipzig Coverfoto:Augustus,Beschreibungund©sieheS.18 Satz:EvangelischeVerlagsanstalt DruckundBinden:BELTZBadLangensalzaGmbH ISBN978-3-374-03058-3 – www.eva-leipzig.de ThLZ.F_Markschies neu.qxp:Layout 1 03.11.2012 9:57 Uhr Seite 5 Vorbemerkung HartmutBöhme,JohannesHelmrath unddenBerlinerKolleginnenundKollegen imSonderforschungsbereich»TransformationenderAntike« GelegentlicherklärtdieGeschichteeinesManuskriptesseine Gestalt.DiesscheintmirauchhierderFallzuseinunddarum orientiereichindieserVorbemerkungzunächstkurzüberdie GeschichtediesesTextes:AlsichzuBeginndesletztenAmts- jahresalsPräsidentderHumboldt-UniversitätzuBerlinim Januar2010aufeinemKongressderIsraelischenAkademie der Wissenschaften in Jerusalem (auf Einladung von Guy Stroumsa)zumThema»ReligiousMovementsandTransfor- mations in Judaism, Christianity and Islam« zu sprechen hatte,beschloss ich als Themameines Vortrages die Frage nachder»HellenisierungdesChristentums«zuwählen,die michseitZeitenmeinesTübingerStudiumsbeidemdortigen NeutestamentlerMartinHengel(1926–2009)beschäftigt.1Als ichimDezember1988dasStudiumbeendetundmeinerstes TheologischesExamenabgelegthatte,beauftragtemichHen- gel,einenVortrag,denererstmals1976unterdemTitel»Zum Problemder›Hellenisierung‹Judäasim1.Jahrhundertnach Christus«gehaltenunddannmehrfacherweiterthatte,mit Fußnotenzuversehen.Wiesichdasfüreineninteressierten 1 JörgFrey,»MartinHengelalstheologischerLehrer,«inMartinHengel, Theologische, historische und biographische Skizzen, hg. Claus-Jürgen Thornton,KleineSchriften7,WissenschaftlicheUntersuchungenzum NeuenTestament253(Tübingen:Mohr-Siebeck,2010),V-XXIII. ThLZ.F_Markschies neu.qxp:Layout 1 03.11.2012 9:57 Uhr Seite 6 Vorbemerkung Nachwuchswissenschaftlergehörte,komponierteichinden folgenden Wochen 292 Fußnoten mit Belegen aus Quellen undSekundärliteraturzumHaupttext–gelegentlichwarich zwar etwas im Zweifel darüber, ob ich die richtigen Belege undLiteraturtitelausgewählthatte,aberHengelkommen- tiertedieEntwürfemitHinweisenaufweitereQuellenund Sekundärliteratur,dieichebenfallsinFußnotenverarbeitete. Ziemlicherstauntwarichdann,als1989zunächstdieeng- lische Übersetzung des nahezu auf den doppelten Umfang angewachsenenManuskriptesunterdemTitel»The›Helleni- zation‹ofJudaeaintheFirstCenturyafterChrist«erschien undHengelseinemAutorennamenaufdemTitelblattein»in collaboration with Christoph Markschies« beigefügt hatte;2 eine solche Offenlegung der Zuarbeiten von Assistierenden wardamalsinDeutschlandnochkeineswegsselbstverständ- lich. DiegegenüberderenglischenÜbersetzungnochmalser- weiterte deutsche Fassung erschien sieben Jahre später im erstenBandvonHengels»KleinenSchriften«alsprogramma- tischerEröffnungsaufsatz.3Indenseithervergangenenzwei JahrzehntenhabeichsowohldieFrage,wiesichdurchdieBe- gegnung mit der globalisierten Kultur des Imperium Ro- manum die ursprünglich in dörflichen Kontexten Galiläas entstandeneJesus-Bewegungveränderthat,alsauchdieein- 2 MartinHengel(inZusammenarbeitmitChristophMarkschies),The »Hellenization«ofJudaeaintheFirstCenturyafterChrist(London:SCM Press,1989). 3 MartinHengel,»ZumProblemder›Hellenisierung‹Judäasim1.Jahr- hundertnachChristus,«inDers.,JudaicaetHellenistica,KleineSchriften 1,WissenschaftlicheUntersuchungenzumNeuenTestament90(Tübing- en:MohrSiebeck,1996),1–90. 6 ThLZ.F_Markschies neu.qxp:Layout 1 03.11.2012 9:57 Uhr Seite 7 Vorbemerkung schlägigeBegriffsgeschichteweiterzuerforschenversucht.4 Nachdemichzum1.April2004aufdenBerlinerLehrstuhl AdolfvonHarnacksberufenwordenwar,istmeinInteresse andiesemfürHarnackjazentralenForschungsparadigma fürdieModellierungeinerGeschichtedesantikenChristen- tums5 noch größer geworden.6 Schließlich ist durch meine Mitwirkung am Berliner Sonderforschungsbereich »Trans- formationenderAntike«(ebenfallsseit2004)dasNachdenken über dieses Modell einer magistralen Transformation des ChristentumsindenKontextderErforschungandererTrans- formationen der Antike gestellt worden.7Aufgrund meiner 4 IchdenkeeinerseitsanmeineStudienzurGnosis(vgl.z.B.Christoph Markschies,GnosisundChristentum[Berlin:BerlinUniversityPress, 2009],andererseitsaberauchanbegriffsgeschichtlicheUntersuchungen zugernverwendetenKategorien;vgl.z.B.ChristophMarkschies,Art. »SynkretismusV.Kirchengeschichtlich,«inTheologischeRealenzyklopä- die(Berlin/NewYork:WalterdeGruyter,2001),32:538–552,oderders., KaiserzeitlichechristlicheTheologieundihreInstitutionen.Prolegomena zueinerGeschichtederantikenchristlichenTheologie(Tübingen:MohrSie- beck,2007),337–383(zuBegriffenwie»Identität«oder»Inkulturation«). 5 Dazus.u.S.###. 6 Vgl. dazu meine Beiträge zu Adolf (von) Harnack: Christoph Mark- schies,»AdolfvonHarnackalsNeutestamentler,«inAdolfvonHarnack: Theologe,Historiker,Wissenschaftspolitiker (Harnack-SymposiumSchloß Ringberg/Tegernsee,18.–20.März1998),hg.KurtNowakundOttoGer- hardOexle,VeröffentlichungendesMax-Planck-InstitutsfürGeschichte 161(Göttingen:VandenhoeckundRuprecht,2001),365–395;ders.,»Adolf vonHarnack,«inReligionsstifterderModerne:VonKarlMarxbisJohan- nesPaulII,hg.AlfChristophersenundFriedemannVoigt(München: Beck, 2009), 138–149.296–298, sowie ders., »Adolf von Harnack: Vom GroßbetriebderWissenschaft,«inDie modernenVäter der Antike:Die Entwicklung der Altertumswissenschaften an Akademie und Universität imBerlindes19.Jahrhunderts,hg.AnnetteM.Baertschi,Transformatio- nenderAntike,3(Berlin/NewYork:WalterdeGruyter,2009),529–552. 7 Dazusieheunten,S.###. 7 ThLZ.F_Markschies neu.qxp:Layout 1 03.11.2012 9:57 Uhr Seite 8 Vorbemerkung Tübinger und Berliner Erfahrungen schien mir das Thema »Hellenisierung des Christentums« gut geeignet, in Jerusa- lemFragenderFormationdesantikenChristentums,seiner BeziehungenzudendiversenAusprägungendesantikenJu- dentumsundderanderenReligionenseinerUmweltunter demfürdieKonferenzvorgesehenenLeitmotiv»Transforma- tionen«zubehandeln.DaichdenJerusalemerVortrag(wie auchandereVeröffentlichungenausdenJahren2006bis2010) indenNachtstundenverfassenmusste,habeichvonderVer- öffentlichungdesManuskriptesabgesehen,dasichfürsehr vorläufig hielt. Glücklicherweise ergab sich bald darauf im Frühjahr2010dieGelegenheit,amManuskriptindenwun- derbarenvierWochenfreierForschungzuarbeiten,diemir Peter Schäfer mit seiner Einladung als Stewart Visiting Re- searchScholaramProgramofJewishStudiesderUniversityof Princeton ermöglichte. Insbesondere der Kontakt mit Glen Bowersock vom dortigen Institute for Advanced Study hat meineGedankeninganzneueRichtungengelenkt,aberna- türlichhabeichauchvondenGesprächenmitPeterSchäfer undPeterBrownindieserZeitreichprofitierenkönnen.Im AprildesselbenJahres2010hatmichmeinLeidenerKollege BasterHaarRomenygemeinsammitHagitAmiravzurfeier- lichenersten»DutchAnnualLectureinPatristics«indieKö- niglichNiederländischeAkademiederKünsteundderWis- senschaftennachAmsterdameingeladen;dortkonnteichdie ErgebnissemeinesNachdenkensinPrincetonvortragenund diskutieren.DieVorlesungistalsseparatesBüchleinineng- lischerSpracheerschienen.8Gernwollteichaberaucheine 8 ChristophMarkschies,DoesitMakeSensetoSpeakabouta»Hellenizat- ionofChristianity«inAntiquity?DutchLecturesinPatristics1(Leiden/ Boston:Brill,2011(=ChurchHistoryandReligiousCulture92[2012]:5–34.). 8 ThLZ.F_Markschies neu.qxp:Layout 1 03.11.2012 9:57 Uhr Seite 9 Vorbemerkung deutsche Fassung meiner Überlegungen publizieren, weil mirspätestensindenDiskussionenmitGlenBowersockin Princetondeutlichgewordenwar,wiesehrbestimmtenatio- naleSprachenundnationaleDiskursedieDiskussionenum dasForschungsparadigma»Hellenisierung«bestimmen–mit anderen Worten: Die Debatte um die »Hellenisierung des Christentums« ist eben auch, freilich nicht nur, eine ganz undgardeutscheDebatte,überdiemandaherauchindeut- scherSpracheschreibensollte.SohabeichdieAnregungvon AnnetteWeidhasaufgegriffen,wiedereinenBandmiteher wissenschaftstheoretischenÜberlegungeninderReihe»Fo- rum Theologische Literaturzeitung« zu veröffentlichen9 – schließlichpflegtdieEvangelischeVerlagsanstaltingewisser Weise auch das Erbe des Verlages der J.C.Hinrichs’schen Buchhandlung,indemAdolfvonHarnack,einerderVäter des Forschungsparadigmas der »Hellenisierung des Chris- tentums«,besondersgernpublizierte. Allerdingsschienesmirnichtsinnvoll,einereineÜber- setzungdesbereitsenglischpubliziertenTextesvorzulegen. DeswegenhabeichindenMonaten,indenenichimFrühjahr 2012 als Martin-Buber-Senior-Fellow an der Buber-Society ofFellowsanderHebräischenUniversitätforschendurfte– DavidShulmanundYaelBaronseifürihregroßzügigeGast- freundschaftgedankt–dasManuskripterweitertundpartiell auchrevidiert.SoistpraktischkeinSatzausderenglischen Version unverändert übernommen worden und insbeson- derediehistorischenPartienzurBegriffsgeschichtewurden 9 Vgl.ChristophMarkschies,WarumhatdasChristentuminderAntike überlebt?EinBeitragzumGesprächzwischenKirchengeschichteundSyste- matischer Theologie, Forum Theologische Literaturzeitung 13 (Leipzig: EvangelischeVerlagsanstalt,2004). 9 ThLZ.F_Markschies neu.qxp:Layout 1 03.11.2012 9:57 Uhr Seite 10 Vorbemerkung in Jerusalem umfassend ergänzt. Eine weitere Dimension gewann das Manuskript, als ich im März 2012 mit Annette Weidhas über den Umschlag und seine Gestaltung disku- tierte.MeineIdee,alsTitelabbildungeinevonChristeninder SpätantikemiteinemKreuzversehenepaganeGötterstatue zuwählen,weilsiedasklassischeBildeiner»Christianisie- rung« des »Hellenismus« ebenso gut zum Ausdruck bringt wiedaseiner»HellenisierungdesChristentums«,musstena- türlich auch zu einer Ergänzung des Inhaltes jenes Buches führen,daseinensogestaltetenUmschlagträgt.10 Die Spuren der komplexen Entstehungsgeschichte, die miteinemallzuknappenVortraginJerusalembeginntund ingewisserWeiseauchinJerusalemendet,sindimTextdie- sesBuchesnachwievorsichtbarundichhabedavonabgese- hen,sievollständigzutilgen.11SchließlichistesmireinBe- dürfnis, zwei Mitarbeitenden meines Lehrstuhls ebenso zu danken wie einem akademischen Lehrer und zwei Referen- tinnen aus Präsidententagen: Am Anfang meiner Arbeiten standen Literaturrecherchen meines damaligen Assistenten HenrikHildebrandt,dieerwiegewohntzuverlässigerledigte; daswerdendeenglischeManuskriptihresUniversitätspräsi- 10 ZumTitelbildunten,S.###. 11 IneinzelnenPassagenhabeichbeimSchreibenmeinesJerusalemerVor- tragsvon2010aufFormulierungeneinesVortragszurückgegriffen,den ichfüreineKonferenz»TheReceptionofAntiqueReligionandCulturein JudaismandChristianity«imJanuar2005inAarhusverfassthabe.Eristin denAktenderKonferenzerschienen:ChristophMarkschies,»Antiquity andChristianityor:TheUnavoidabilityofFalseQuestions,«inBeyond Reception:MutualInfluencesbetweenAntiqueReligion,Judaism,andEarly Christianity,ed.DavidBrakke,Anders-ChristianJacobsenandJörgUlrich, EarlyChristianityintheContextofAntiquity1(Frankfurt/Main:Lang, 2006),17–33. 10
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