e 1 i a η Herausgegeben von Otto Behaghel. Halle. Max Niemeyer. 1S92. Altdeutsche textbibliothek, herausgegeben von H. Paul. No. 4. Fritz Neumann und Hermann Osthoff in Freundschaft dargebracht. Vorwort. Ich habe, im Einklang mit den Untersuchungen von Sievers, meiner Ausgabe den Monacensis zu Grunde gelegt, in dem Sinne, dass in jedem einzelnen Falle der Werth der beiden Handschriften gegeneinander ab- gewogen, aber die Lesung von M aufgenommen wurde, wenn sich keine innere Entscheidung treffen lies. Bei dieser erneuten Durcharbeitung des Textes hat sich mir wieder eine Reihe von Besserungen der Ueberlieferung ergeben, die theilweise Germ. XXVI, Heft 4 erörtert sind; einige alte cruces bleiben noch immer bestehen. Auch die Orthographie ist die des Monacensis, soweit er vorhanden; eine Umschrift der betreffenden Stücke des Cottonianus schien mir undurchführbar. Nor- malisirt habe ich nur insoweit, als ich für die dentale Spirans im Inlaut und Auslaut Ö gesetzt habe, für die labiale Í im Inlaut, f im Auslaut. Für die Stamm- silben habe ich Quantitätsbezeichnung durchgeführt. Die Endungen blieben unbezeichnet, da volle Längen hier wohl kaum mehr vorhanden waren. VI Die Varianten stehen am Fuss der Seiten, und im Text ist durch Cursivdruck der variirten Worte auf sie verwiesen; das sieht zwar nicht gut aus, scheint mir aber enipfehlenswerth zu sein. Am Kopf der Seiten gebe ich Verweisungen auf Tatian und Otfried, um durch die Vergleichung das Ver- ständniss des Textes zu fördern. Die Hinweise auf Otfried haben nebenbei noch einen andern Werth: sie zeigen ohne Weiteres, wie ausserordentlich breit der altsächsische Dichter verfahren ist. Karlsrulie, den 8. Sept. 1882. Otto Behaghel. Einleitung. Die umfassendste Hs. des Heliand ist C, der Cottonianus, im britischen Museum zu London. Der Text zerfällt hier in einzelne, durch Absätze, grössere Initialen und fortlaufende Zählung bezeichnete Kapitel. C enthält v. 1—5968 des vorliegenden Textes. M, der Monacensis (früher in Bamberg) ist eine durch Ausschneiden von Blättern vielfach verstümmelte Ha.; es fehlen die Verse 1—84 incl., 2198 b — 2255, 2514b —2575, 3414b—3490, 3951 — 4016, 4675— 4740, 5275 b — 5968, also mehr als ein Sechstel der in C vorliegenden Verse. Eine Kapitelbezeichnung durch Abschnitte und Zählung findet sich in M nicht. Ausserdem besitzen wir ein Prager Fragment, P, das v. 958b—1005 incl. umfasst.* Längere Zeit galt der Text von 0 für besser als der von M. Sievers hat jedoch den Nachweis geführt, dass M zweifellos den Vorzug verdient.** Nur in Be- zug auf die Wortstellung steht 0 etwas höher als M. * Herausgegeben von Hans Lambül : ein neuentdecktes Blatt einer Heliandliandschrift. Wien 1881, (lerold (in Comm.·, aus dem Jahrgang ISSI der Sitzungsberichte der Kaiaerl. Akad. der Wissenschaften). Einige Be- richtigungen dazu (ierm. XXVI, '.¿.'»ti. ** Zeits. für d. Alterth. XIX, S. i9 ff. Vili M und C gehen auf eine gemeinsame Vorlage zurück, die schon zahlreiche Fehler aufzuweisen hatte, vgl. 300, 327, 369, 386, 483, 537, 628, 681, 693, 849, 879, 881, 1081, 1121, 1191, 1212, 1553, 1600, 1796, 1879, 1883, 1928, 1955, 1977, 1987, 2412, 2426, 2434, 2457, 2476, 2505, 2609, 2688, 2730, 2893, 2975, 3040, 3166, 3234, 3401, 3829, 3892, 3904, 3918, 4023, 4086, 4190, 4238, 4264, 4341, 4517, 4610, 4898, 4909, 5039, 5141, 5202, 5214. Ob zwischen dieser Vorlage von MC und dem Original noch Mittelglieder anzunehmen sind, lässt sich nicht entscheiden. Von Ρ lässt sich nur sagen, dass es weder M oder C als Vorlage gehabt, noch Vorlage für eine dieser Hss. gewesen, v, 980 hat Ρ mit C den Fehler her ran gemein, 984 mit M den Fehler afstop; in beiden Fällen kann aber schon ein gemeinsamer Archetypus von M, C und Ρ den Fehler gehabt und M bezw. C das Richtige hergestellt haben. Der Heliand ist mehrfach herausgegeben worden: von J. Andreas Schmeller* (Heliand, Poema Saxo- nicum seculi noni. Monachis, Stutgartiae et Tubingae. 2 Bde. Bd. 1 erschien 1830, Bd. 2 1840: Glossarium Saxonicum e poemate Heliand inscripto), von J. R. Köne (Münster 1855), von Moritz Heyne (Paderborn 1866; zweite Auflage 1873), von Heinrich Rückert (Leipzig 1876), von Eduard Sievers (Halle 1878**); kleinere Partien finden sich in kritischer Bearbeitung in den Lesebüchern Von W. Wackernagel (Altdeut- sches Lesebuch, 5. Auflage, Basel 1873), Max Rieger (alt- und angelsächsisches Lesebuch, Glessen 1861), Karl Müllenhoff (altdeutsche Sprachproben, dritte Auflage, Berlin 1878), W. Braune (althochdeutsches Lesebuch, zweite Aufl., Halle 1881), P. Piper (Lese- * Von Sclimeller stammt der Xume Heliand als Bezeichnung der alt- säclisisclieii ]iibeldiclituii£. ** Vergi, dazu K. Bartsch, (ierra. XXIII, 40;!, und Sievers, Germ. XXIV, 7«. IX buch des Althochdeutschen und Altsächsischen, Pader- born 1880, Bd. 2 seiner „Sprache und Litteratur Deutsch- lands"). Die Sievers'sche Ausgabe, welche genaue Abdrücke beider Handschriften liefert, hat für alle sprachlichen Untersuchungen den Ausgangspunkt zu bilden. Was die Sprache des Heliand betrifft, so sind wir darüber einigermassen im Unklaren. Die beiden Hand- schriften stimmeu in ihren Lauten und Formen nicht überein. M ist rein niederdeutsch, „altsäch- sisch*), C dagegen repräsentirt einen Dialekt auf der Gränze zwischen Niederdeutsch und Fränkisch. Ausserdem zeigen sich Spuren angelsächsischer Schrei- bung. Welche der beiden Hss. der Sprache des Ori- ginals näher steht, wissen wir nicht. Die Sprache der beiden Handschriften nach Lauten und Formen hat eine kurze Darstellung gefunden durch Schmeller in seinem Glossarium, eine etwas ausführ- lichere durch M. Heyne in seiner kleinen altsächsischen und altniederfränkischen Grammatik, Paderborn 1873. Eine Reihe von Monographien sind einzelnen Ka- piteln der Syntax des Heliand gewidmet: Karl Bünting, vom Gebrauche der Casus im Heliand, Jever 1879, (Programm des Gymnasiums), C. Welpmann, zur Syn- tax der Casus im Heliand, Hagen 1880 (Programm), Ii. Pratje, Dativ und Instrumentalis im Heliand, Göttingen 1880, derselbe, syntaktische Verwendung des Genitive im Heliand: Zs. f. Phil. XIV, 18, Aug. Fr. Chr. Vilmar, de genitivi casus syntaxi quam praebeat Harmonía Evangeliorum, saxonica dialecto seculo IX conscripta, commentatio, Marburgi 1834 (Gymnasial- programm), P. Piper, über den Gebrauch des Dativs im Ulfilas, Heliand und Otfried, Altona 1874 (Pro- gramm der Realschule), H. Pratje, zum Gebrauch des Accusativ im Heliand (Festgabe für Willi. Crecelius, tulig * Mit ganz vereinzelten Spuren hochdeutscher Lautgebung, vgl. çihuuilig oj urachi bote ü25, î)75, Ö78, 5080, ! dazu nccli Sievers Kinl. XII, unteD. χ Elberfeld 1881, 112—117), Η. Pratje, der Accusativ im Heliand syntaktisch dargestellt, Göttingen 1882, Adolf Moller, über den Instrumentalis im Heliand und das Homerische Suffix φι, Danzig 1874 (Programm des städtischen Gymnasiums), 0. Behaghel, die Modi im Heliand, Paderborn 1876, Ad. Behrmann, die Pro- nomina personalia und ihr Gebrauch im Heliand, Mar- burg 1879 (Dissertation), Emil Wilhelmy, die Ein- leitungen der Relativsätze im Heliand, Leipzig 1881 (Dissertation), John Ries, die Stellung von Subject und Prädicatsverbum im Heliand, Strassburg 1880 (Quellen und Forschungen H. XLI). Eine kurze Uebersicht der wichtigsten Regeln aus dem Gesammtgebiete der Heliandsyntax gibt A.Arndt, Versuch einer Zusammenstellung der altsächsischen Declination, Conjugation und der wichtigsten Regeln der Syntax, Frankfurt a/0. 1874. Ueber die stilistische Seite der Sprache des Heliand findet sich Einiges in R. Heinzel, über den Stil der altgermanischen Poesie, Strassburg 1875. Den Formel- schatz des Altsächsischen hat Sieve r s in dem Anhang zu seiner Ausgabe zusammengestellt. Die Eigenthüm- lichkeit der Variation, die Darstellung eines Begriffs durch eine Reihe von Synonymen, erörtert Roediger in seiner Recension der Sievers'schen Ausgabe (Anzeiger für D. Altertli. V, 268 ff.). Einzelbeiträge zu Kritik und Erklärung des Textes geben: A. F. C. Vilmar (deutsche Alterthümer im Heliand, Marburg 1845), C. Hofmann (Germania VIII, 59), C. W. M. Grein (Germania XI, 209), W. Scherer (Zs. für österr. Gymnas. XVII, 629 — Anzeige der Heyne'schen Ausgabe), 0. Behaghel (Germania XXI, 129; XXII,226 — Anzeige von Riickerts Ausgabe; Jenaer Lit.-Zeitung 1878, S. 338 — Anzeige von Sievers' Aus- gabe; Germ. XXVII, H. 4 — Rechtfertigung einzelner in vorliegendem Text gemachter Correcturen), J. Kern (taalkundige Bijdragen I, 202), M. Roediger (Anzeiger für D. Altert h. V, 280), P. J. Cosy η (taalkundige