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HEILIG KREUZ REGENSBURG Kirche des Dominikanerinnen-Klosters Hl. Kreuz zu Regensburg PDF

13 Pages·1989·62.937 MB·German
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HEILIG KREUZ REGENSBURG Kirche des Dominikanerinnen-Klosters Hl. Kreuz z.t Regensburg Am Judenstein 10 (Eingang zur Kirche Nonnenplatz 1) Patrozinium: Kreuzerhöhung (Fest am 14. Sept.) Zur Geschichte des Klosters und der Kirche Die Dominikanerinnenkirche Heilig Kreuz zu Regensburg ist ein Kunstwerk von ei- ner besonders starken und eigentümlichen Aussagekraft. Um zu verstehen, was in diesem ganz aus dem Geist des Dominikanerordens gestalteten Gotteshaus offen- bar wird, müssen wir einen Blick werfen in die Entstehungsgeschichte des Ordens wie auch auf bestimmte Stationen in der Entwicklung des Klosters Heilig Kreuz. Der hl. Dominikus, ein Spanien begegneteauf einer Reisedurch Südfrankreich der lebensverneinenden, finsteren lrrlehre der Katharer und erkannte ihre Gefähr- lichkeit. Um die Anhänger dieser Sekte durch klare und überzeugende Darlegung der Wahrheit in den Schoß der Kirche zurückzuführen, faßte er den Plan, einen Orden von Predigerbrüdern ins Leben zu rufen. Doch schon lange, bevor dieses Koster Heilig Kreuz um 1890 für die damalige Zeil kühne Unternehmen seine endgültige Gestalt fand, gründete Dominikus in der südfranzösischen Ortschaft Prouilhe ein streng klausuriertes Frauenkloster. Die Schwestern sollten in völliger Abgeschiedenheit von der Welt ein Leben der Gottvereinigung führen und durch ihr Gebet und ihre hochherzige Buße der Verkündigung des Gotteswortes den Boden bereiten. - Während eines späteren Aufenthaltes in Rom erhielt Dominikus vom Papst den Auftrag, die Non- Die Kirche entstand in den Jahren 1237-1244. Das breitrechteckige, einschiffige nenklöster der Ewigen Stadt zu reformieren. Dies vollzog er in der Weise, daß er Langhaus hatte eine einfache Holzdecke und vierzehn hohe, sehr schmale Fenster. die Nonnen aus verschiedenen K!östern in dem neuerrichteten Konvent,,zum hl. Nach Osten hin schloß sich der dreiseitig gebrochene, eingezogene Chor mit Ge- wölbe an. Das romanische Kruzifix, das dem Kloster den Namen gegeben hat, Sixtus" zusammenführte und ihnen neben der Augustinusregel die von ihm ent- worfenen Konstitutionen, genannt,,Regel von San Sisto", als Richtschnur für ihr wurde 1669 vom Konventsbau in die Kirche versetzt, um es dem Volk zur Verehrung Ordensleben gab. zugänglich zu machen Diese Satzungen wurden schon bald von anderen Schwesterngemeinschaften Es ist anzunehmen, daß die Dominikaner, die sich bereits 1229 in Regensburg bei der Kirche St. Blasius niedergelassen hatten, die Nonnen in der Westnervor- übernommen, so auch von einer Vereinigung frommer Frauen, die sich im Westen der Stadt Regensburg angesiedelt hatten. Bischof Siegf ried von Regens- stadt von Anfang an geistlich betreuten. 1246 wurde das Kloster zum Heiligen burg erreichte es, daß die Bürgerschaft den Schwestern einen Bauplatz schenkte. Kreuz offiziell dem Dominikanerorden eingefügt. Die gotische Figur des hl. Bi- schofs Blasius in der südöstlichen Wandnische nächst dem Beichtstuhl erinnert Er bestätigte diese Schenkung am 22. Februar 1233 und trug den Schwestern auf, daran, daß die Ordensbrüder aus dem Dominikanerkloster St. Blasius bei den ,,Hüterinnen der Stadt im Westen" zt) sein, eine Gebetswacht also, wie es die Buß- schwestern im Osten von Regensburg (die nachmaligen Klarissen) bereits waren. Schwestern als Beichtväter und geistliche Berater tätig waren. Vier Jahre später überließ Graf Heinrich von Ortenburg und Murach der jungen Welch großer Segen aus dem Zusammenwirken von Brüdern und Schwestern Gründung die Pfarrei Schwarzhofen, aus deren Einkünften der Bau des Klosters allenthalben hervorging, zeigt u.a. die Hochblüte der deutschen Mystik im und der Kirche finanzterl werden konnte. 14...!h., die hauptsächlich auf die pastorale Tätigkeit der Dominikaner und auf die von ihnen in der Theologie und im geistlichen Leben unterwiesenen Dominikane- An Graf Heinrich und seine Gemahlin Richiza, die Stifter des Klosters, erinnert das rinnen zurückzuführen ist. Es genügt hier; das mystische Dreigestirn Eckhart - Wappen an der Balustrade unterhalb des Nonnenchores. 2. Seuse - Tauler und die aus Donauwörth stammende Dominikanernonne Margarete Ebner zu nennen. Verschiedene Klosterchroniken aus dieser Zeil - es gab damals an die 80 Dominikanerinnenklöster in Deutschland - vermitteln einen lebendigen Eindruck von dem vielfältigen Reichtum an mystischen Begnadungen. Die Re- gensburger Chronik mit den entsprechenden Berichten fiel im 16. Jh. leider einem Brand zum Opfer, und so wissen wir nichts über das mystische Leben unserer da- maligen Schwestern. Auf die Zeil der Blüte folgte im letzten Drittel des 14. Jh. im Regensburger Domini- kanerinnenkloster wie in so vielen anderen eine Periode der Erschlaffung. Die allge- mein einsetzenden Reformbestrebungen führten hier in Heilig Kreuz im Jahre 1484 durch die lnkorporierung von fünf Schwestern aus dem Nürnberger St.-Katharinen- Kloster zu einem vollen Erfolg. Der Konvent war im klösterlichen Leben so gefe- stigt, daß er die Reformation ohne Verluste überstehen konnte. - Der Dreißigjährige Krieg brachte vielerlei Unannehmlichkeiten, Gebäudeschäden an Kloster und Kir- che und schwere Schuldenlasten mit sich, aber Heilig Kreuz wurde durch Gottes Schutz vor Zerstörung und Auflösung bewahrt. lm Jahre 1803, zur Zeit des großen Klostersterbens der Säkularisation, machte Kurfürst Carl Theodor v. Dalberg den Weiterbestand des Klostes Heilig Kreuz von der Eröffnung einer Mädchenschule abhängig. Die Schwestern fügten sich, blie- ben aber trotz der übernommenen Tätigkeit ihrer Lebensform als beschauliche Or- densfrauen treu, d. h. sie verrichteten weiterhin das große Choroffizium und behiel- ten die strenge Klausur (mit entsprechenden Dispensen für Lehrerinnen) bei. So ist es geblieben bis auf den heutigen Tag. Unter dem Priorat von M utter Bened i kta Bauer hatte das Kloster eine solche Le'bönskraft erreicht, daß nicht nur eine Neugründung in Niederviehbach a.d. Isa[ sondern auch zwei Niederlassungen in den USA entstehen konnten: Brooklyn/ New York 1859 und Racine/Wisconsin 1862. Die amerikanischen Gründungen wuchsen bis zum Jahre 1929 auf zwölf selbständige Kongregationen an, die 1960 über 8700 Mitglieder zählten. Die Umgestaltung der Kirche im 18. Jh. Um die Mitte des 18. Jh. wurde eine gründliche Restaurierung der Kirche notwen- dig. So entschloß sich die damalige Priorin Hyazintha Hämmerl im Jahre 1751, er- mutigt durch die glücklich vollendete Barockisierung der Benediktinerabteikirche St. Emmeram, zu einer völligen Umgestaltung der Klosterkirche Heilig Kreuz im Sinne des Rokoko. Aus dem einfachen gotischen Bauwerk sollte eine Raumschöp- fung von einmaliger Schönheit und Ausdruckskraft entstehen. Die im Barock maß- gebende ldee des Gesamtkunstwerkes, d.h. die Unterordnung aller künstlerischen Einzelelemente unter einen großen gestaltenden Gedanken, wurde bei der Durch- führung dieser Modernisierung tatsächlich in hervorragender Weise verwirklicht. Das konnte nur geschehen, weil den -Künstlern ein ausgereiftes ikonologisches Programm in die Hand gegeben wurde, welches die einzelnen Gemälde und Aus- stattungsstücke in sinnvolle Beziehu'ng zueinander setzte. Eine schriftliche Fixie- 4 Das romanische Hochaltarkreuz rung ist nicht überliefert, auch nicht der Name des Autors. Wir dürfen annehmen, Rundgang durch die Kirche daß es sich um den damaligen Prior des Regensburger Dominikanerklosters han- Stellen wir uns nun bei einem Rundgang die Frage, auf welche Weise die Künstler delt, Johannes Gimpel, der als großer Bauliebhaber bekannt war. von Fall zu Fall die ihnen vorgegebene ikonologischtheologische Konzeption Ge- ln dem Konzept, nach welchem die Umgestaltung vorgenommen wurde, sind drei stalt werden ließen! Grundlinien erkennbar: Der Blick auf den Hochaltar führt uns hinein in das Zentrum des göttlichen Heils- 1. Gemäß dem Verkündigungsauftrag des Predigerordens werden die wichtigsten werkes, unsere Erlösung durch den lbd und die Auferstehung Jesu Christi. Das ro- Inhalte des katholischen Glaubens anschaulich gemacht. manische Kreuz, zu dem die ganze Pracht des Raumes hinflutet, stammt noch aus 2. Das Kreuz Christi wird in seiner Bedeutung für den Glaubensvollzug und in sei- der Gründungszeit. Es ist erstaunlich, wie gut es der Künstler bei der Einfügung nem Symbolgehalt aufgezeigt. dieses altehrwürdigen Gnadenbildes in den Altaraufbau verstanden hat, die äußer- 3. Durch die Art und Weise, wie die prominenten Persönlichkeiten des Dominikaner- sten Gegensälze von Romanik und Rokoko so zu verbinden, daß der Eindruck ei- ordens dargestellt werden, soll der Kirchenbesucher Einblick gewinnen in dessen nes Stilbruches nicht aufkommen kann. Zielsetzungen. Die Christusf igur stellt den ,,Rextriumphans" da[ den Sieger über Sünde und Tod. Die hoheitsvolle Gestalt mit den geöffneten Augen bringt die göttliche Würde Mit Bedacht wurden die Künstler für die Durchführung der Arbeiten ausgewählt. DerAltarbauer Simon Sorg (1719-1792), nachmalsHofbildhauerdesfürstlichen Hauses Thurn und Taxis, schuf den Hochaltan die Kanzel, die Beichtstühle sowie die Gitter an den Durchbrüchen und den Fenstern. Er gilt als der bedeutendste Re- gensburger Bildhauer des 18. Jh. Sein Hauptwerk ist die Ausstattung der Alten Ka- Abendmahlsdarstellung am Hochaltar pelle zu Regensburg. - Die beiden Seitenaltäre, die an Qualität etwas zurückblei- ben, wurden von dem Augsburger Kistler Johann Joseph Obrist (t 1756) und dem Faßmaler Johann Friedrich Ledergerber gefertigt. Der Stukkateur Johann Baptist Modler (ca. 1697-1774) aus Kößlarn/Ndb., einer der bekanntesten Stukkateure Altbayerns, verstand sich besonders gut auf die Darstellung von Landschaften. Seine bedeutendste Leistung darf man in der Dekoration der bischöflichen Residenz von Passau sehen. Mit ihm zusammen ar- beiteten seine drei Söhne Kaspari Melchior und Balthasar. Von dem Maler Otto Gebhard (1707-1ng) aus Prüfening, der während seiner Tätigkeit bei der Umgestaltung von St. Emmeram tiefgreifend vom Asamschen Stil geprägt wurde, stammen die Deckenfresken und die Bilder der Seitenaltäre. Zur höchsten Entfaltung kam sein Können bei der Schaffung der Deckengemälde der ehemaligen Klosterkirche Frauenzell. Typisch für seine Arbeiten ist ,,das dekorative Pathos und die jubelnde, rauschhafte Stimmung" (Schindler). Über den Namen des Architekten, der die Raumkorrektur plante, geben die Archive keine Auskunft. Möglicherweise handelt es sich um den aus Wien stammenden Leonhard Matthäus Gießl oder um den Mettener Klosterarchitekten Frater Albert Schöttl. Bei der Raumveränderung blieben die gotischen Umfassungsmauern erhalten. Der Cho[ der nach außen mit fünf Seiten eines Achtecks abschließt, wurde innen durch die Altarwand abgerundet und neu eingewölbt. Die Fenster wurden erheblich vergrößert und dem Zeitstil angepaßt. lnfolge der Abrundung der vier Langhaus- ecken durch Blendmauern entsteht beinahe der Eindruck, als handle es sich hier um einen Rokoko-Grundriß. An die Stelle der Holzdecke trat ein allseitig abgemul- detes Spiegelgewölbe mit Stichkappen. - Die Arbeiten wurden in der Hauptsache um 1757 abgeschlossen. 6 dieses Gekreuzigten zum Ausdruck und läßt schon die Auferstehung vorausahnen. 'Die Goldornamente auf den Kreuzesbalken, die zwölf Strahlenbündel und der prachtvolle Rocaille-Rahmen spiegeln die Herrlichkeit des zum Himmel erhöhten Herrn wider. Die übermächtige Erlöserliebe Jesu zeigt sich in seinen weit ausge- spannten Armen. Die ganze Menschheit möchte er an sein Herz ziehen und nnit- nehmen zum Vater. Darauf weist auch die lnschrift am Fuße des Kreuzes hin, die übersetzt lautet: ,,lch aber werde, wenn ich von der Erde erhöht bin, alles an mich ziehen" (Jo 12,32). So offenbart sich hier auf eindrucksvolle Weise die Barmherzig- keit Christi, die gerade der hl. Dominikus den Menschen vermitteln wollte. Ein sinnvolleres Bild als das Kreuz Christi läßt sich für einen Altar nicht denken, wird doch hier das Kreuzesopfer bei jeder Eucharistiefeier geheimnisvolle Gegen- wart. Auf dem Altar bringt Christus ebenso wie auf Golgotha ,,sich selbst kraft sei- nes ewigen Geistes als makelloses Opfer Gott dar" (vgl. Hebr 9,14). Dieser trinitari- sche Aspekt des Kreuzesgeschehens ist auf dem monumentalen Werk des Hochaltares in einmaliger Weise veranschaulicht. Gott Vater, im Auszug vor dem Sonnenfenster als Schöpfer und Herr der Welt dargestellt, nimmt mit einem BIick unendlicher Liebe das Opfer seines Sohnes entgegen. ln seinem Gesichts- ausdruck liegt zugleich ein Zug schmerzlicher Wehmut, ,,denn durch die Hingabe seines Sohnes ist er der erste, der die Last der Wiedergutmachung auf sich nimmt" (Joh. Paul ll.), um die sündige Menschheit mit sich zu versöhnen. Wie von selbst kommen dem Beschauer die Worte des Johannesevangeliums in den Sinn: ,,So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn dahingab, damit Gott Vater im Auszug des Hochaltares jederi der an ihn glaubt, nicht verlorengehe, sondern das EWIGE LEBEN habe" (3,'!6). Die Liebe, die Christus zum Opfer drängte und ihn innerlich verzehrte, ist der H e i- lige,Geist. Mit der Selbsthingabe Jesu war aber auch die Vorbedingung ge- schaffen für die Ausgießung des Geistes über die Kirche. Nun noch ein Worlzu der beinahe kreisrund€h Offnung, durch die Gott Vater auf Bei genauerem Zusehen kann man entdecken, daß um das Kreuz des Herrn Vertre- den Altar herabschaut. Es handelt sich dabei wohl um eine symbolische Andeu- ter sämtlicher Schöpfungsbereiche versammelt sind. So läßt sich etwas erahnen tung der Menschwerdung des Ewigen Wortes. Das Symbol nimmt Bezug auf von dem kosmischen Ausmaß des Erlösungsgeschehens. Spr. 8,27: ,,Als er .. . den Kreis zog um die Abgründe". Damit ist gesagt, daß die Unermeßlichkeit des göttlichen Wesens bei der Menschwerdung der zweiten göttli- Das Heilsgeheimnis des Todes, der Auferstehung und Erhöhung Christi wird uns chen Person sich eingrenzen ließ in die Welt der Menschen, in Raum und Zeil, und nochmals zusammenfassend vor Augen geführt in der Gestalt des apokalypti- daß sie sich einschließen ließ in den Schoß der jungfräulichen Mutter. schen Lammes über der Tabernakelumrahmung. Bezeichnenderweise ist es Maria, die einzig Erwählte und Begnadete, die durch ihr,,Fiat" den Eintritt des Erlösers in die Welt möglich machte, ist unter dem Kreuz dargestellt in einer ge- hier nicht wie sonst oft auf dem Buch liegend dargestellt, sondern es steht aufrecht sammelten, würdevollen Haltung. Die stark gotisierende Figur trägt sehr dazu bei, aimls Ddeacsk zeunmge Lmeäbldeen edrewse cNkoten nOestnecrlhaomrme.s .D a(sD igelseeicrh Ge eTbheetsmraau wmi,r dd eann gdeies cShclahgween- die Stilelemente des Hochaltars aufeinander abzustimmen. - Maria ist hier ganz Hinwendung, ganz Hingezogensein zu ihrem gekreuzigten Sohn, ein Herz und stern während der warmen Jahreszeit benützen, bildet die nach Westen hin stark eine Seele mit ihm. Sie verkörpert die aus der Seitenwunde hervorgegangene Kir- verlängerte Empore der Kirche, auf der sich auch die Orgel befindet. Das Decken- che, während Johan nes, der Liebesjünger, für den treu gebliebenen Rest lsraels fresko ist vom Presbyterium aus teilweise sichtbar.) Auch hier steht das Lamm, aus der Seitenwunde blutend, auf dem Buch wie auf einem Thron, umgeben von heili- steht (Röm 11,5; Jes 4,3). Der vierte Evangelist blickt empor zu seinem gekreuzig- gen Frauen. Sie dürfen teilnehmen an der Hochzeit des Lammes, denn in ihrem ten Meisteri an dem er die alttestamentlichen Verheißungen vom Osterlamm (,,lhr Erdenleben sind sie dem Lamm gefolgt, ,,wohin es geht" (Offb 14,4): Per Crucem sollt an ihm kein Bein zerbrechen" Jo 19,36; Ex 12,46) und von der Durchbohrung ad Lucem, durch Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung. (Jo 19,37; Sach 12,10) sich erfüllen sieht. 8 Johannes, als der Mystiker unter den Aposteln in den mittelalterlichen Klöstern be- ln der phantasievollen Architektur des Tabernakels hat uns der Künstler wiederum sonders verehrt, begegnet uns nochmals auf dem Altargebälk, wo seine Berufung einen Beweis seines überragenden Könnens geschenkt. Das drehbare Gehäuse zur Aufzeichnung der Apokalypse festgehalten ist. ln diesem prophetischen Buch, ist gestaltet wie eine siebensäulige Chorapsis mit Umgang. Die Umrahmung bildet das den Kampf und den endgültigen Sieg des Gottesreiches schildert, kommt eine originelle Kombination von verschiedenartigen Rocaillebögen, Gebälkfrag- das Bild vom ,,Lamm" znr Kennzeichnung des Erlösers nicht weniger als 28 mal menten, Durchbrüchen, Pfeilern und Puttenhermen. Das Ganze will wohl nichts vor. - Johanhes wendet sich beim Schreiben um, denn ,,er will sehen, wer mit ihm anderes sein als ein Ausdruck stammelnden Staunens über die unaussprechliche spricht" (Vgl. Offb 1,12). Neben ihm schwebt derAdle[ seine Symbolfigur, und hält Größe des eucharistischen Mysteriums und damit auch ein Zeichen der besonde- das Tintenfaß im Schnabel. ren Verehrung des Dominikanerordens für dieses Sakrament. Auf der gegenüberliegenden Seite zeigt Johannes der Täuf er, der Vorläufer Die sieben Säulen entsprechen einer Stelle aus dem Buch der Sprichwörten die Christi, mit weit ausgestrecktem Zeigetinger hin auf das Lamm Gottes, das die sich eucharistisch deuten läßt und die auch im Fronleichnamsoffizium vorkommt: Sünden der Welt hinwegnimmt. ,,Die Weisheit hat sich ein Haus erbaut und ließ sieben Säulen erstehen. .. Sie hat ihren Wein gemischt und schon ihren Tisch gedeckt. Kommt, eßt von meinem Mahl Wie diese beiden Figuren durch den Hinweis auf das Lamm (man beachte die Li- und trinkt den Wein, den ich mischte!" (Vgl.Spr 9,1 ff). - Die Beschriftung der ein- nienführung der Adlerflügel und der Arme des Evangelisten) ganz dem Erlösungs- zelnen Säulen mit den sieben Gaben des Heiligen Geistes weist auf die Wirksam- geschehen zugeordnet sind, so läßt auch die Gestik der beiden zwischen den keit der dritten göttlichen Person auch im Sakrament der,HI. Eucharistie hin. AItarsäulen hervortretenden fürstlichen Gestalten den Bezug auf das Kreuz Die Liebe zum Altarsakrament führte weiterhin dazu, über dem Drehtabernakel ei- erkennen. Man gewinnt den Eindruck, daß sie nicht in sich selbst und nicht für sich nen bühnenartigen Aufbau errichten, in den die Abendmahlsszene einge- stehen, sondern daß sie in ihrer gewichtigen und würdevollen Erscheinung dazu ^) fügt wurde. Es ist die Szene, bei der durch die Stiftung des Neuen Bundes im Blute da sind, den BIick auf den Gekreuzigten hinzulenken. Bis zum Jahre 1980 war des göttlichen Lammes das Drama der Heilsgeschichte seinem Höhepunkt zu- man der Meinung, in den beiden - genau wie in der Alten Kapelle zu Regensburg - das heilige Kaiserpaar Heinrich ll. und Kunigunde vor sich zu haben. Neuere ssttreelblut,n dgeisr tvdoannzni einr lTicohde unn dP Auutfteernst euhmungge bCehnri,sdtiie esrircehicimhtT wainrdz.z Duwiei eAgbeennsdcmhaehinlsedna.r- Überlegungen kamen zu dem eindeutigen Ergebnis, daß es sich um Kaiser Kon- stantin den Großen und seine Muttel die hl. Helena, handelt. Als zugehö- Wie vereinbart sich das mit dem Ernst dieser heiligen Handlung? Bedenken wir dazu: Das Geheimnis Gottes, der in seinem Wesen alle Gegensätze in vollkomme- rige Attribute darf man die jeweils schräg unter den Figuren auf dem Altarsockel befindlichen Silberreliefs ansehen: links die ,,Kreuzesvision" des Konstantin, ner Harmonie vereint, ist nicht nur das ,,Mysterium tremendum'| sondern auch das ,,Mysterium fascinosum". Ferner: ln Psalm 150,4 steht die Aufforderuhgl ,,Lobt ihn rechts die , ,Kreuzauffindung" durch die hl. Helena. (Eine Statue der hl. Helena mit mit Pauken und Tanzl" ln Psalm 118,27 heißt es: ,,Schließt euch zusammen zum dem Kreuz bekrönt auch den geschweiften Aufsatz an der Außenseite des Kirchen- Reigen, bis zu den Hörnern des Altars!" Und in einem Fronleichnamshymnus kön- portals.) nen wir, wenn wir wollen, sogar den Rhythmus dieses Tanzschrittes erkennen: lnderSockelzonedesAltarssindweiterevier Silberreliefs angebracht. Diebei- ,,Säcris sol6mniis jüncta sint gäudia, 6t ex praecördiis sonent praecönia!" den dem Tabernakel zunächst liegenden stellen alttestamentliche Vorbilder der hl. Eucharistie dal links den ,,Mannaregen in der Wüste" (Ex 16,15), rechts Abraham Es muß noch betont werden, wie vortrefflich der Hochaltar durch die Sorgfalt der auf seiner Heimkehr von dem siegreich beendeten Kampf und den Hohenpriester künstlerischen Ausgestaltung des Kreuzes, des Abendmahls und des Tabernakels Melchisedek, der Brot und Wein zum Opfer herausbringt (Gen 14,18). - Die beiden den dreifachen Aspekt des katholischen Eucharistieverständnisses veranschau- ganz außen befindlichen Darstellungen nehmen Bezug sowohl auf den Prediger- licht: Eucharistie ist in erster Linie Opferhandlung, d. h. Vergegenwärtigung des orden als auch auf unsere Stadt. Links sehen wir die beiden Dominikanerheiligen Kreuzesopfers, sie ist sodann Feier des Herrenmahles und schließlich ist sie blei- Albertus Magnus, Bischof von Regensburg 1260 -1262, und seinen größten Schü- bende Gegenwart Christi unter der Gestalt des Brotes, die im Tabernakel aufbe- ler; Thomas v. Aquin, zusammen mit einer Büste des Aristoteles, dessen philoso- wahrt wird. phisches Werk die beiden für die christliche Theologie nutzbar machten. Rechts kniet der hl. Dominikanerpapst Pius V. vor einem Kreuz, betend um den Sieg der Auch das Deckengemälde des Presbyteriums fügt sich von seinem Aussagege- christlichen Flotte bei der Seeschlacht von Lepanto (1571). Diesem Papst ist es zu- halt her in die Gesamtkonzeption ein. Es geht hier um den ,,Drachensturz", ein im zuschreiben, daß Don Juan dAustria, dessen Mutter eine Regensburgerin wa[ Barock häufig anzutreffendes Thema. Der Erzengel Michael setzt triumphie- zum Befehlshaber der christlichen Streitkräfte ernannt wurde. rend seinen Fuß auf den von ihm besiegten Luzifer, der nun zum Teufel geworden Es sei noch vermerkt, daß die Silberreliefs versilberte Holzschnitzereien von Simon ist. Der theologische Hintergrund ist folgender: Als schönster und höchstbegabter Sorg sind, feinstens durchgearbeitet bis in jede Einzelheit. Engel geschaffen, hatte es Luzifer hochmütig abgelehnt, sich Gott als seinem 10 11 l.t:'. - t,...: . , : ;,, li-:i!Y.:ij'i"l:{ i,ali,ü"r.,f:.: ] i1:r,r1!f,1: ir':l:::::i:;::p: em iiif f'litl ., äiäl' H,ill ,l ff"ih,§ *#*t ffi Herrn und Gebieter zu unterwerfen (vgl. Jes 14,12-14), Christus als das Haupt der Schöpfung anzuerkennen (und, wie einige sagen, Maria als die Mutter des menschgewordenen Gottessohnes zu ehren). So wurde er samt seiner Gefolg- schaft aus dem Himmel ausgestoßen (vgl. 2 Petr 2,4). Von dem Kampf Michaels mit dem Drachen ist in Offb 12,7 -9 die Rede. Durch den Stolz Luzifers brach das Böse in die Schöpfung ein, in seinem Neid brachte er dann auch die Menschen zu Fall. Christus aber hat durch sein Sterben am Kreuz Sünde und lbd besiegt, den Teufel entmachtet und den Zugang zum ewi- gen Leben neu erschlossen. Auf diesen Zusammenhang will die Kreuzesfahne des hl. Michael aufmerksam machen, und vermutlich hat man aus diesem Grund auch bewußt einen Teil des Gemälderahmens ausgelassen. Das Bild vom Engelssturz Iäßt uns einen Blick tun in das ,,Mysterium iniquitatis", das abgründige Geheimnis der Bosheit. Doch in diesem ganz auf den lirn heiliger Freude abgestimmten Gotteshaus wird uns sogleich bewußt gemacht, daß das Gute mächtiger ist als das Böse. Die sieben treu gebliebenen großen Engel des Deckenfreskos führen uns nämlich nicht die sieben Hauptsünden vor Augen, wie sie in den Köpfen des Drachen symbolisiert sind (Zorn, Neid,Geiz, Stolz, Unlauter- keit, Trägheit, Unmäßigkeit), sondern jeweils die entgegengesetzte Tugend. Hierfür bietet sich folgende Deutung an: Die,,sanftmut" schmiegt sich liebevoll an die Stufen des Thrones. Der Engel des,,Wohlwollens" schwingt gegen sich selbst die Geißel und reicht die Krone dem Engel an seiner Seite. Die ,,Freigebigkeit" läßt aus ihrem Schoß Blüten zur Erde gleiten. Die ,,demütige Anbetung" neigt sich tief und läßt Weihrauch aufsteigen. Die,,Reinheit" trägt eine Lilie und einen ungetrübten Spiegel. P"r ,,Eifer" erhebt das Schwert des geistlichen Kampfes. Ein Salbengefäß und der Askulapstab sind der für die Gesundheit so förderlichen Tugend der ,,Mä- ßigkeit" beigegeben. Welche Bewandtnis hat es nun mit der königlichen Frauengestalt auf dem Deckengemälde im Presbyterium Thron? Kehren wir zurück zu dem Schrifttext Offb 12,7 -9. Der vorausgehende Vers 1 schildert das gro}eZeichen am Himmel: ,,Eine Frau, mit der Sonne bekleidet, den Mond unter ihren Füßen und einen Kranzvon zwölf Sternen auf ihrem Haupt". Wie die Bibelwissenschaftler; die Theologen und die christliche Überlieferung uns sa- gen, kann die ,,Frau", von der in der Geheimen Offenbarung die Rede ist, sowohl nenlicht seine Wirkung entfaltet. Alles lebt, alles klingt und schwingt, alles leuchtet als Maria als auch als Ecclesia gedeutet werden. Es handelt sich also um Maria, in Gold, dem Baustoff der himmlischen Stadt Jerusalem. Die Stuckornamente, die die Mutter des Messias, und ebenso um die Kirche, deren Typus Maria ist, die Kir- sich hauptsächlich auf die Zone zwischen dem Gesims und dem markanten che Christi, die Gott vor den Angriffen des wütenden Drachen wunderbar in Schutz Gemälderahmen verteilen, sind von erlesener Schönheit. Sie haben die Form von nimmt. , Blumenranken, Feuerflammen, Meereswellen oder Muschelwerk und spielen in lnteressant ist es, festzustellen, wie dem Künstler die perspektivische Darstellung zartem Rosa, Gelb und Grau. Zusammen mit den 124 (teils geschnitzten) Engels- gelungen ist: Der obere Abschluß des Baldachins scheint ganz selbstverständlich figuren in allen Größen bringen sie Lebendigkeit und Bewegung in den Raum. Und ,,oben" zu sein, tatsächlich liegt er infolge der starken Wölbung des Bildgrundes doch hat dieser überschäumende Formenreichtum nichts Verwirrendes, nichts Be- viel tiefer ats die Bildmitte. Annlicn ist es mit dem Kopf der Frauengestalt, der sich drückendes, er ist beherrscht von Ebenmaß und Harmonie. Die Achsensymmetrie in Wirklichkeit nach unten neigt. des Raumes ist genau eingehalten, Überladenheit ist ebenso vermieden wie Karg- Wenden wir uns nun vom Altarraum aus dem Langhaus zu! Man kann sich dem heit. Nord- und Südwand, Ost- und Westseite sind jeweils gegeneinander ausgewo- Eindruck festlicher Hochgestimmtheit kaum entziehen, besonders wenn das Son- gen. Die Kommunionbank, die den Ostchor abschließt, und die Brüstung des Non- 15 14 nenchores im Westen sind in entgegengesetzter Richtung gekurvt. In der Senk- rechten ergibt sich eine Gliederung durch die hellgrauen Doppelpilaster mit ihren Stuckkapitellen, in der Waagrechten durch das elegant geschnittene Gesims. Das Ganze wirkt wie eine einzige große Symphonie auf die Herrlichkeit des EWIGEN I-EBENS, zu der Christus allen, die an ihn glauben, den Zugang eröffnet hat durch sein Kreuz. Das Deckengemälde läßt uns nun sozusagen einen Blick in den Himmel tun, ja es läßt uns dieWohnstatt Gottes und der Heiligen als etwas uns ganz Nahes erken- nen. Die Selbstverständlichkeit, mit welcher der Mensch der Barockzeit die jensei- tige Welt als Realität ansah, kann geradezu als Charakteristikum dieser Epoche gelten. - Unser Bild zeigt die Verherrlichung des Heiligen Kreuzes, das in die Höhen des Himmels getragen, von musizierenden Engeln gefeiert und von einer buntbewegten, schwerelosen Schar von Heiligen bewundert wird. ln der südöstlichen Rahmenkurve tritt groß St. Dominikus hervo[ gefolgt von einer langen Reihe seiner Ordenssöhne. Unter ihnen sind zu erkennen: Heinrich Seuse, Jordan v. Sachsen, Ludwig Bertrand, Johannes Dominici, die beiden Päpste lnno- zenz V. und Benedikt Xl., Antonin v. Florenz, Gundisalv v. Amarante, Jakobus v. Be- vagna, Matthäus Carrerius, Antonius Neyrot und Petrus v. Verona. - Von der Ost- zur Nordseite hin reiht sich eine stattliche Anzahl anderer, meist volkstümlicher Hei- ligen an: die Heiligen Drei Könige, die vier abendländischen Kirchenlehrer Augusti- nus, Gregor d.Gr., Ambrosius und Hieronymus, Johannes Nepomuk, Petrus und Paulus, Andreas mit einem überdimensionalen Kreuz, Johannes der Täufel Johan- nes V. Köln, Florian, Leonhard, die Pestpatrone Sebastian und Rochus, schließlich Laurentius und Nikolaus. Betrachten wir jetzt die beiden Seitenaltäre und lassen wir uns von ihnen noch tie- fer hineinführen in die geistige Welt des Dominikanerordens! Das linke Altarblatt zeigt die,Verleihung des Rosenkranzes an den hl. Dominikus", was auf eine (t Legende des französischen Dominikaners Alanus de Rupe 1475) zurückgeht. Wenn auch Dominikus selbst das Rosenkranzgebet nicht eingeführt hat, zumin- dest nicht in seiner heutigen Form, so sah doch sein Orden in der Pflege und Ver- 'Ergänzung breitung dieser Andacht eine notwendige zur Predigttätigkeit; die Frucht der Verkündigung ist ja nur dann von Bestand, wenn die Hörer lernen, im Gebet Kontakt mit Gotl zu suchen. Außerdem bietet der Rosenkranz eine ausge- zeichnete Hilfe zur Einprägung und inneren Aneignung der Glaubensgeheimnisse. So gründeten die Söhne des hl. Dominikus zahllose Rosenkranzbruderschaften, und bis heute verehren sie die Gottesmutter vornehmlich unter dem Titel ,,Königin des hl. Rosenkranzes". Die Neubelebung des Glaubens und der Gottesliebe, die Dominikus erstrebte, ist auf dem Gemälde angedeutet durch sein häufigstes Attribut, einen Hund, der mit einer Fackel die Welt in Brand setzt. Auf dem Rosenkranzaltar ist zusammen mit dem Gründer auch die größte Heilige ab- gebildet, die sein Orden hervorgebracht hat: Katharina von Sie na (1347 -1380), 16 Altarblatt des Ros en kranzaltares eine der bedeutendsten Frauen der Kirchengeschichte. Sie war von Gott berufen, war - ebenso wie dem guten Schächer - die Gnade geschenkt, das Wort der Ver- ein weitgespanntes Apostolat auszuüben. Die Rückkehr des Papstes von Avignon gebung aus dem Munde Jesu selbst zu vernehmen. nach Rom geschah hauptsächlich unter ihrem Einfluß. Katharina, die berühmte Schriften des geistlichen Lebens und der Theologie hinterließ, wurde 1970 von Die beiden Beichtstühle, wiederum originelle Schöpfungen von Simon Sorg, be- Papst Paul Vl. zur Kirchenlehrerin erklärt. Die Dominikanerinnen des aktiven Le- sitzen eine hohe symbolische Aussagekraft. lhre ansprechende Gestaltung und bens verehren sie als ihre Patronin. ihre kostbare Dekoration veranschaulichen den hohen Wert des Bußsakramentes, Einer Heiligen aus dem sog. ll. Orden, dervon den eingangs erwähnten Dominika- das alle Sündenschuld tilgt und den Reichtum der göttlichen Gnade zurück- nerinnen der kontemplativen Richtung gebildet wird, begegnen wir auf dem rech- schenkt. Die Reliefs des hl. Petrus auf der Männerseite und der hl. Maria ten Seitenaltar. Es ist Agnes von Montepulciano, eine große Mystikerin, die Magdalena auf der Frauenseite sprechen eine eindringliche Sprache. in einem gnadenhaften Erlebnis das Jesuskind auf ihre Arme nehmen durfte. Auf Petrus, obwohl zum höchsten Amt in der Kirche berufen, hat sich durch die Ver- dem Bild dominiert die'Gestalt Mariens, der Christusbringerin und Gnadenvermitt- leugnung seines Meisters schwer verfehlt. Aber der Herr !äßt ihn nicht fallen, ent- lerin, ein weiterer Hinweis auf die marianische Prägung des Predigerordens. zieht ihm nicht sein Vertrauen. Er weckt in ihm tiefe Reue und löst ihn, dem er selbst die Binde- und Lösegewalt übertragen hatte, von der Schuld. Die großen Die Pietä in der linken und die Figurdes hl. Joseph in der rechten Wandnische Schlüssel, von denen einer über den Bildrahmen hinaushängt, sind das Zeichen neben den Seitenaltären sind ausdrucksstarke Werke des Rokoko, umrahmt von dafür. - Maria Magdalena, die große Sünderin, die große Büßerin, die große Lie- gefälligem Stuckdekor. Die Schmerzensmutter trägt in Entsprechung zum Rex bende, wird als besondere Beschützerin des Predigerordens verehrt. Sie, die triumphans des Hochaltarkreuzes bereits die Krone der Herrlichkeit. ,,Apostolin der Apostel", durfte als erste die frohe Botschaft von der Auferstehung verkü nden. Der Seitenaltar an der Süd- Die Stuckrosen über den Beichtstühlen erinnern u.a. daran, daß Gespräche ,,sub wand ist dem Gedächtnis des rosa" geheimzuhalten sind. - An die Pflicht des Priesters zur Wahrung des Beicht- ,,guten Schächers" gewidmet, geheimnisses mahnt auch die Rokoko-Figur des hl. Johannes Nepomuk in dem hl. Dismas, dem Jesus der nördlichen hinteren Wandnische. vom Kreuz aus das Paradies versprach. Dieses seltene Altar- Bei den Stuckreliefs in den Eckfeldern über den Beichtstühlen, die mit wundervol- bild, ein Fresko mit Stuckrah- lem Stabwerk gerahmt sind, handelt es sich um Darstellungen des hl. Vinzenz Fer- men, macht in dem begnadeten rer und des hl. Raymund von Pennafort. Diese beiden spanischen Domini- Verbrecher sozusagen die erste kaner waren ganz im Sinne ihres Ordensvaters darauf bedacht, die Menschen zur Frucht des Kreuzestodes Christi Umkehn zum Bußsakrament und dadurch zur Rettung ihrer Seele zu führen. Ray- sichtbar und dominikanisch mund (t 1275) bewirkte dies vor allem durch seine Gelehrsamkeit. Hier ist gezeigt, betrachtet die übergroße wie e[ auf seinem ausgebreiteten Mantel stehend, wunderbarerweise über das Barmherzigkeit des Erlösers. Meer segelt. Ein Engel öffnet ihm die verschlossene Pforte des Klosters zu Barce- Unterhalb des Altarblattes findet lona. sich ein kleineres ovales Bild Dem hl. Vinzenz Ferrer (f 1419), einem wortgewaltigen Predige4 strömten die der hl. Maria Magdalena. Menschen in Scharen zu. Sein bevorzugtes Thema war die Lehre vom Letzten Ge- Aus der auffallenden Ahnlichkeit richt. Darum erscheint über ihm auf einem goldenen Regenbogen der kommende mit einer entsprechenden Dar- Weltenrichten das Zeichen des Kreuzes in der Hand. Aus den Wolken ragen die stellung in Frauenzell darf man Gerichtsposaunen hervor. So wird auch das ,,Credo" durch den Hinweis auf die schließen, daß es von Martin Auferstehung der Toten vervollständigt. Speer stammt. Dieser Heiligen Für die Eckfelder über den Seitenaltären wählte man eucharistische Heilige aus. Links überschreitet der hl. Hyazinth von Krakau (t lZS4 mit der Monstranz in der Hand den Dnjepn während er nach dem Einfall der Tataren aus der brennen- den Stadt Kiew flüchtet. Die Marienfigur in seinem Arm kennzeichnet ihn als gro- ßen Marienverehrer, und so erhielt er den Platz über dem Rosenkranzaltar. Pietä neben dem Rosenkranzaltar 19

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