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Hauspflege: Eine Sparmaßnahme PDF

31 Pages·1932·1.869 MB·German
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Hauspflege Eine Sparmafunahme Von Dr. med. Franz Goldmann, Berlin Oberregierungsrat im Reichsministerium des Ionern Sonderdruck aus Handbücherei für das gesamte Krankenhauswesen. Bd. I1I Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH 1932 ISBN 978-3-662-32083-9 ISBN 978-3-662-32910-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-32910-8 Hauspflege. Von FRANZ GotDMANN, Berlin. A. Wesen und Ziele. Bei der Gründung des ersten Hauspflegevereins wurde es als Zweck der Hauspflege bezeichnet, "unbemittelten Familien Hilfe zur Aufrechterhaltung des Hausstandes während solcher Zeiträume zu gewähren, in welchen die Ehefrau, insbesondere durch Wochenbett, Krankheit und deren Folgen vorübergehend außerstande ist, ihrem Hauswesen selbst vorzustehen". Die Pflege des Haushaltes gehört zusammen mit der Kranken pflege im Hause, dem wohlfahrtsärztlichen und kassenärztlichen Dienst in eine Gruppe von Fürsorgemaßnahmen, die man als offene Krankenfürsorge bezeichnen kann. Mit der Krankenpflege im Hause hat die Hauspflege die gemeinsamen Ziele, den Arzt bei der Behandlung und Pflege des Kranken außerhalb des Krankenhauses zu unterstützen, die Wirksamkeit des Anstalts wesens zu ergänzen und seine Arbeitsmöglichkeiten zu erweitern. Während aber die Krankenpflege im Hause persönliche Dienst leistung am kranken Menschen ist und deswegen krankenpflege rische Ausbildung des Personals erfordert, beschäftigt sich die Hauspflege mit der Sorge um die Wirtschaftsführung aus gesund heitlichen Gründen. Voraussetzung und Ziele der Hauspflege sind also gesundheitspolitisch bedingt. Die Mittel und Methoden sind, wie so häufig bei sozialhygienischer Tätigkeit, die der wirt schaftlichen ]'ürsorge. Das Objekt der Hauspflege ist demnach der Haushalt, das Objekt der Krankenpflege im Hause dagegen der Kranke. Aus dieser Abgrenzung ergibt sich, daß die Haushaltspflegerin weder die Hebamme, die Wochenpflegerin, die Krankenpflegerin überflüssig macht, noch ein billiger Ersatz der Entbindungs anstalt, des Wöchnerinnenheims oder des Krankenhauses sein will und sein darf, sondern im Gegenteil in genau ausgesuchten Fällen deren Ergänzung bildet. Sie ist also immer nur ein Teil der Fürsorge für den Einzelfall, entlastet das qualüizierte Heil und Pflegepersonal von Arbeiten, zu denen Fachkräfte nicht er forderlich sind, und vervollständigt den Nutzen der Anstalts aufnahme im Sinne der Vorbeugung wie der Pflege. 4 F. GOLDMANN: Hauspflege. B. Notwendigkeit. Die Notwendigkeit zur sachlichen und organisatorischen Aus gestaltung der Hauspflege ergibt sich aus einer ganzen Reihe von Gründen. Die zunehmende außerhäusliche Erwerbstätigkeit der Frau bringt auch die Gefahr mit sich, daß die Familie auseinander gerissen wird und der Haushalt zerfällt. Von den rund 11,5 Mil lionen Frauen, die im Jahre 1925 in Deutschland erwerbstätig waren, waren rund 3, 7 Millionen verheiratet. So wächst, sozial politisch gesehen, der Bedarf an Fürsorge für Frauen, denen die dreifache Belastung durch Mutter-, Hausfrauen- und Berufs pflichten auferlegt ist. In sozialhygienischer Hinsicht ist die Geburts- und Wochenbetthygiene durch Verallgemeinerung von Schonungsmaßnahmen noch erheblich zu verbessern. Die gleiche Forderung gilt auch für den Erkrankungsfall. Erkrankt die Haus frau, so steht sie oft mangels jeder Hilfe vor der bitteren Wahl, entweder eine Anstalt aufzusuchen und damit Gefahr zu laufen, daß in der Zwischenzeit Wirtschaft und Familie verkommt, oder im Interesse des Haushaltes die Gesundheit zu opfern und auf eine notwendige Anstaltsbehandlung zu verzichten. Die stärkste Bedeutung gewinnt die Hauspflege aber für die Bemühungen um planwirtschaftliches Vorgehen in der Fürsorge und hier besonders um die zweckmäßige und wirtschaftliche Aus nutzung der Krankenanstalten. Jede Rationalisierung auf dem Gebiete des Anstaltswesens hat zur Voraussetzung, daß ein lei stungsfähiges, gut ausgebautes und eng mit den Anstalten zu sammenarbeitendes System der offenen Fürsorge vorhanden ist. Gelingt es, Hindernisse, die das rechtzeitige Aufsuchen einer Krankenanstalt verzögern, aus dem Wege zu räumen, - und gerade die Pflicht der Haushaltsführung gehört zu den häufigsten Sorgen dieser Art - so verbessern sich die Möglichkeiten zur Frühbehandlung, verkürzen sich die Aufenthaltsdauern und er höhen sich die Aussichten zur Bekämpfung vieler Gesundheits bedrohungen. Dies hat besonders für pathologische Entbindungen und vermeidbare gynäkologische Erkrankungen Bedeutung und ist für die Bekämpfung der bösartigen Geschwülste ausschlag gebend. Während häusliche Bindungen in vielen Fällen die früh zeitige Aufnahme im Krankenhaus verhindern, steht ihr Fehlen wieder in anderen Fällen einer frühen Entlassung aus der Anstalt entgegen. Bei zahlreichen Rekonvaleszenten und chronisch Kranken ist aus ärztlichen Gründen stationäre Behandlung nicht oder nicht mehr erforderlich; aber die Entlassung nach Hause ohne nachgehende Fürsorge ist nicht nur hartherzig, sondern Notwendigkeit. Fürsorgebedürftige Gruppen in der Bevölkerung. 5 macht oftmals die Ergebnisse aller Mühen und Kosten, die im Krankenhause aufgewandt sind, hinfällig. Dem wichtigen Ziele, die klinische Frühbehandl1 ng zu erleichtern, steht das andere nicht 1 nach: hochwertige und teure Anstalten durch Benutzung ein facherer Maßnahmen zu entlasten, die dem Genesenden die er forderliche Schonung, dem chronisch Kranken das Verbleiben in der Familie ohne zu starke Belastung der Hausgenossen ermög lichen. Es ist auffallend, daß nach Auszählungen, die gelegentlich der Volkszählung von 1925 in Berlin gemacht sind, in allm Alters klassen zwiRchen 15 und 60 Jahren unverhältnismäßig viel weniger verheiratete Frauen in den Krankenhäusern sind als ledige, ver witwete und geschiedene (vgl. S. 240). Während beidemeinen das Alleinsein, das Leben unter Fremden, die sich nicht auf Hilfeleistung im Erkrankungsfalle einlassen können, also die mangelnde Pflege im Hause, die Neigung zur Aufnahme im Krankenhause begünstigt. bedeutet für die anderen offenbar das Vorhandensein von Familie eine Erschwerung dieses Entschlusses. Hieraus ergibt sich t>in ~Iißverhältnis in der Benutzung von Krankenanstalten durch verschiedene Gruppen in der Bevölkerung, welches nach der Er fahrung der Praxis auch nicht ohne Einfluß auf die Qualität der Zugänge ist. Neben diesen Tatsachen, die vom soziologischen Standpunkte auf vermehrte und vertiefte Fürsorge zur Vor beugung gegen wirtschaftliche und gesundheitliche Verwahrlosung hinweisen, darf schließlich auch das individuelle Bedürfnis nicht übersehen werden. Wenn die Hausfrau- ob erwerbstätig oder nicht - an der Ausübung ihrer Pflichten verhindert ist und weder durch Anstellung bezahlter Kräfte noch durch die Hilfe von Nachbarn und Verwandten Ersatz erhalten kann, so daß sie ihr Hauswesen vom Verfall bedroht und die Angehörigen ge fährdet sieht, empfindet sie eine Pflege ihres Ham;haltes durch Dritte dankbar, gewinnt die Ruhe, die sie zur Überwindung des Krankheitserlebnisses so dringend braucht und hat die körper liche Ausspannung, nach der sie sich sehnt. Die Hauspflege, die gegen diese Notstände als _Fürsorgemaß nahme benutzt wird, ist also keine Wohltätigkeit gegenüber hilfe suchender Armut, sondern ein Mittel zur Befriedigung eines be rechtigten Bedürfnisses, zum Ausgleich eines sozialen Schadens, zur Erfüllung einer Pflicht, die der Gesellschaft aus den ökono mischen Verhältnissen erwächst. C. Fürsorgebedürftige Gruppen in der Bevölkerung. Der größere Teil von Personen, die für Hauspflege in _Frage kommen, gehört in die Gruppe der versicherungspflichtigen Be- 6 F. GoLDMANN: Hauspflege. völkerung und derjenigen Personen, die ihr nach Einkommens und Vermögensverhältnissen gleichzustellen sind. Es handelt sich also hauptsächlich um eine Fürsorge für Minderbemittelte im weiten Sinne des Wortes. Entsprechend der Umschichtung der Gesellschaft, die seit den Zeiten des Währungsverfalles in Deutsch land vor sich gegangen ist, tritt auch bei Angehörigen des Mittel standes die Notwendigkeit, Hauspflege in Anspruch zu nehmen, weit mehr hervor als früher. Hierfür bieten Aufstellungen über die soziale Schichtung der von den Vereinen betreuten Familien einen deutlichen Beleg. Insbesonders fällt bei den Berliner Zahlen der verhältnismäßig große Anteil von Rentnern und alleinstehen den Frauen auf, der den Notstand dieser Kreise besonders deutlich beleuchtet und gleichzeitig bereits auf die Veränderungen des Arbeitsgebietes hinweist, die sich in den letzten Jahren voll zogen haben. Von 5959 Pflegen, die im Jahre 1927 von den Berliner Vereinen durch geführt wurden, entfielen 1071 auf Arbeiter und Handwerker, 1002 auf Angestellte und Beamte, 716 auf Angehörige freier Berufe und selbständige Gewerbetreibende, 3170 auf Rentner und alleinstehende Frauen. D. Geschichtliche Entwicklung. Die Gründung des ersten Hauspflegevereins, die im Jahre 1892 auf Anregung des Stadtrats Dr. FLESCH in Frankfurt a. M. vor genommen wurde, bedeutete für Deutschland und die Kulturwelt überhaupt etwas völlig Neues. Selbst das Wort mußte erst ge schaffen werden. Nach dem Beispiel Frankfurts erfolgten in den nächsten Jahren eine ganze Reihe Vereinsgründungen. Im Jahre 1908 wurde ein Verband der Hauspflege ins Leben gerufen, der sich neben dem Austausch der Erfahrungen zum Ziel setzte, "darauf hinzuwirken, daß in möglichst vielen Orten in allen Bedarfsfällen Hauspflege gewährt wird, die hierzu erforderlichen Träger ge schaffen werden, sowie dafür einzutreten, daß Gewährung von Hauspflege nicht ausschließlich der Wohlfahrtspflege oder der Selbsthilfe überlassen bleibt, sondern daß die Leistungen der Hauspflege als eine wichtige soziale Aufgabe der Sozialversiche rung anzusehen ist und durchgeführt wird". Bei einer Umfrage, die im Jahre 1925 von dem Verbande vorgenommen wurde, konnten in 33 Städten Vereine festgestellt werden, die mehr als 100 Pflegefälle jährlich aufzuweisen hatten. Im Jahre 1928 ge hörten dem Verband 30 Hauspflegeträger an, und zwar 16 selb ständige Vereine, 11 umfassende Vereine, die Hauspflege als Teil aufgabe betrieben, und 3 Wohlfahrtsämter. Arbeitsgebiet. 7 E. Arbeitsgebiet. In den Anfängen der Arbeit wurde der Hauptwert auf die Pflege des Haushaltes bei jungen Müttern gelegt. Es sollte ihnen die Sorge um die :Familie abgenommen und damit ein Anreiz geboten werden, ohne Befürchtungen um das Schicksal der An gehörigen und des Haushaltes die hygienischen Vorteile einer Anstaltsentbindung auszunutzen. Besonders in den Großstädten ist die Zahl derartiger :Fälle durchaus nicht gering. In Berlin sind im Jahre 1927 bei einer Gesamtzahl von 44672 Geburten 24621 -=55% in Anstalten erfolgt. Wenn auch bei erstgebärenden Frauen Neigung und Bedürfnis, während ihrer kurzen Abwesen heit in der Anstalt fremde Personen in ihrem Hauswesen aufzu nehmen, geringer ist, so muß doch zumindestens diese :Fürsorge möglichkeit angeboten werden, um die erste Geburt mit allen äußeren Erleichterungen zu umgeben, die hygienische Erziehung der Mutter zu fördern und auch auf diesem Wege der Frühsterb lichkeit der Säuglinge entgegenzuarbeiten. Ebenso wesentlich ist aber die :Frage auch für die Mütter mehrerer Kinder und zwar hauptsächlich im Interesse der Versorgung der Angehörigen. Weiter bedeutet die Gestellung von Hauspflege für diejenigen :Fälle, bei denen die Entbindung im Hause stattfindet, eine außer ordentliche Erleichterung für die Wöchnerin und kann sie davon abhalten, daß sie bereits, \>ie es immer wieder zu beobachten ist, wenige Tage nach der Geburt schwere körperliche Arbeiten im Haushalte verrichtet. Und endlich kommt die Hauspflege für diejenigen Wöchnerinnen in Betracht, die nach Ablauf der ersten Woche aus der Entbindungsanstalt entlassen werden müssen, um ihnen noch einige Zeit bis zum Ablauf der Rückbildung die er forderliche Schonung zu sichern. Im Laufe der Jahrzehnte ist in vielen Städten die Hauspflege für Entbindung und Wochenbett nicht unerheblich seltener in An spruch genommen. So entfielen in Alt-Berlin im Jahre 1900 auf 100 Pflegefälle 51, im Jahre 1927 nur noch 7 Pflegen wegen Wochenbettes; in Düsseldorf kamen im Jahre 1913 auf 100 Pflegen 64, im Jahre 1927 50 Wochenbettpflegen; in Leipzig sind im Jahre 1913 unter 100 Pflegefällen 56, im Jahre 1927 16 wegen \Vochenbettes geleistet worden. Der Schwerpunkt der Arbeit hat sich allmählich immer mehr und mehr zur Pflege im Erkrankungsfalle verschoben. Bei den akuten Erkrankungen ist das Verlangen nach Hilfe im Haushalt weniger stark und auch sachlich seltener gerechtfertigt. Dagegen sind viele chronische Krankheitszustände geradezu eine Domäne 8 F. GOLDl\IANN: Hauspflege. für die offene Krankenfürsorge. Eine der begehrtesten und dank barsten Sachleistungen auf diesem Gebiete ist die Aufrecht erhaltung der ·Wirtschaft bei langdauernder Erkrankung. Nach den übereinstimmenden Erfahrungen der Krankenhausärzte und der Praktiker der Wohlfahrtspflege entspringt der Entschluß, in einer Anstalt Unterkommen zu suchen, bei einer nicht unbeträcht lichen Zahl chronisch Kranker weniger dem Bedürfnis nach täg licher Behandlung durch den Arzt und nach Pflege durch Kranken pflegepersonal als dem Wunsche, der Schwierigkeiten enthoben zu sein, die das häusliche Leben stellt. Besonders beweiskräftig hierfür sind Untersuchungen, die gelegentlich der Volkszählung am 10. Juni 1925 bei 5917 Pfleglingen in Berliner Siechenhäusern angestellt worden sind. In allen Altersklassen waren Ledige und Verwitwete oder Geschiedene um ein Vielfaches häufiger in Siechenhäusern als Verheiratete. In der Häufigkeitsreihe standen diejenigen, die jeden näheren Familienangehörigen entbehren mußten, weit voran, und erst in beträchtlichem Abstand folgten alle die, bei denen die Auflösung der Lebensgemeinschaft durch Tod eines Ehegatten oder Trennung der Ehe noch einen gewissen Rückhalt in der näheren Verwandtschaft bot (vgl. S. 244). Nach dem Stande vom Dezember 1928 betrugen die Selbst km;ten eines Verpflegungstages in einem Berliner Krankenhause etwa 10,40 .M. Für die gleiche Summe können selbst bei Ge währung der vollen Unterstützungssätze der gehobenen Fürsorge die Haushalte von 3 Einzelrersonen oder zwei kinderlosen Ehe paaren versorgt werden. Dies bedeutet also für die allgemeine Wohlfahrtspflege eine nicht unerhebliche Ersparnis, ohne daß der Hilfsbedürftige einen Nachteil hat. Gar nicht selten wird sogar bei chronisch verlaufenden Krankheitszuständen der Aufenthalt im eigenen Hause, besonders wenn die Wohnungsverhältnis~-;e aus reichend ~-;ind, vorgezogen, sofern nur für die Wirtschaftsführung gesorgt wird. Die Empfehlung von Hauspflege in solchen Fällen bezieht sich, wie ausdrücklich betont werden soll, lediglich auf die keineswegs seltenen Fälle, in denen Krankheitsart und Krank heitsgrad die Bewahrung in der Anstalt weder vom Standpunkte des einzelnen noch vom StandpunktE' der Gesellschaft als die bessere Form der Fürsorge verlangen, und wird ihre stärkste Aus wirkung haben, sobald die VerhältniRsc auf dem Wohnungsmarkte Rich durchgreifend gebessert haben. Unter 4000 Pflegen, die von den Alt-Berliner Vereinen im Jahre 1927 geleistet worden sind, galten nicht weniger als 2036 solchen vorwiegend chronisch kranken Personen, und zwar Kleinrentnern, Sozialrentnern, Wohl fahrtsrentnern, Kriegsbeschädigtt"n. Wenn neben 28 G20 ganzen Arbeits!!ebiet. Pflegetagen auch 20980 halbe Pflegetage und 316679 Einzel stunden geleistet worden sind, so zeigt dies die Möglichkeit, täg lich mehrere Haushalte durch die auf einige Stunden beschränkte Anwesenheit einer einzigen Pflegerin erhalten zu lassen. Die Entlastung der Krankenhäuser von einer Reihe von In sassen, die Anstaltspflege weder unbedingt brauchen noch wün schen, ist also auch davon abhängig, daß Hauspflege zur Ver fügung gestellt wird. Mit dieser Erweiterung des ArbeitsgebieteR d<:'r Hauspflege auf die Fürsorge für chronisch Kranke ist der ursprünglich gezogene Rahmen gesprengt. Denn die Hauspflege greift nun auch ohne Rücksicht auf die Dauer der Pflege, das Geschlecht und den Familienstand ein und dient damit der Ver edelung der offenen Krankenfürsorge, die allzu lange unter der Abhängigkeit von der alten Armenpflege litt. Noch nicht genügend berücksichtigt sind diejenigen Er krankungen, die längere Kuren in Kuranstalten oder Heilstätten erfordern. Es gehört zum Rüstzeug der K urfiirsorge, wenn für die Dauer des Aufenthaltes einer Hausfrau in einer Heilstätte, Kuranstalt oder einem Badeorte der Haushalt in gewohnter Weise weiter versorgt wird, so daß die Kur unbesorgt angetreten und durchgeführt werden kann. In jüngster Zeit ist dieser Gedanke in einzelnen Städten, so in Köln, bereits in die Tat umgesetzt. Das nächste Gebiet ist die Altersfürsorge, diejenige Aufgabe, die in den nächsten Jahrzehnten immer mehr beachtet werden muß, je mehr die absolute und relative Zunahme der Greise in der Bevölkerung die öffentliche :Fürsorge zum Eingreifen veranlassen wird. Zahlreiche altersgebrechliche Personen vermögen ihren Haushalt allein nicht mehr zu versorgen, ohne indessen die Neigung zu haben, ihre liebgewordene Umgebung zu verlassen, und ohne unbedingt heimbedürftig zu sein. Weiter ist in Köln der Versuch gemacht, die Wohnungsfürsorge mit der Pflege des Haushaltes zu verbinden. Seit 1927 sind für ~otbaracken, in denen die Stadt eine größere Zahl wohnungsloser Personen und Familien untergebracht hat, Quartierpflegerinnen geschaffen, die vom örtlichen Hauspflegeverein gestellt werden. Sie haben u. a. die Aufgabe, für die wirtschaftliche Anleitung der Hausfrauen und die Aufrechterhaltung der Ordnung in den Haus halten zu sorgen und dienen damit der Erziehung zur bauswirt schaftlichen Tüchtigkeit und zum Gemeinsamkeitssinn. Als Weiterentwicklung nach der Seite der Wirtschaftsfürsorge ist man in Berlin dazu übergegangen, die soziale Gerichtshilfe und die Strafgefangenenfürsorge in engere Verbindung mit der Haus pflege zu bringen. Der Berliner Verein nimmt sich in denjenigen

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