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Harn- und Geschlechtsapparat: Zweiter Teil: Männliche Genitalorgane PDF

405 Pages·1930·31.264 MB·German
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HANDBUCH DER MIKROSKOPISCHEN ANATOMIE DES MENSCHEN BEARBEITET VON A.BENNINGHOFF .M.BIELSCHOWSKY. S. T.BOK .J.BRODERSEN .H.v.EGGELING R. GREVING . G. HAGGQVIST • A. HARTMANN • R. HEISS . T. HELLMAN G. HERTWLG • H. HOEPKE . A. JAKOB· W. KOLMER· J. LEHNER· A. MAXIMOW t G. MINGAZZINI t . W. v. MOLLENDORFF • V. PATZELT • H. PETERSEN· H. PLENK W. PFUHL . B. ROMEIS . J. SCHAFFER . G. SCHALTENBRAND . R. SCHRODER S. SCHUMACHER· E. SEfFERT . H. SPATZ. H. STIEVE· PH. STOHR JR. • F. K. STUD NICKA . E. TSCHOPP. C. VOGT . O. VOGT . F. WASSERMANN· F. WEIDENREICH K. W. ZIMMERMANN HERA USGEGEBEN VON WILHELM v. lVIOLLENDORFF FREIBURG I. B. SIEBENTER BAND HARN- UND GESCHLECHTSAPP ARAT ZWEITER TELL MANNLICHE GENITALORGANE BERLIN VERLAG VON JULIUS SPRINGER 1930 BARN- UND GESCBLECBTSAPPARAT ZWEl'fER TElL }IANNLICHE GENITAI.JORGANE BEARBEITET VON DR. H. STIEVE o. O. PROFESSOR DER ANATOMIE UND VORSTAND DER ANATOMISCHEN ANSTALT DER UNIVERSITA.T HALLE-WITTENBERG MIT 245 ZUM TElL FARBIGEN ABBILDUNGEN BERLIN VERLAG VON JULIUS SPRINGER 1930 ALLE RECHTE, INSBESONDERE DAS DER UBERSETZUNG IN FREMDE .SPRACHEN, VORBEHALTEN. COPYRIGHT 1930 BY JULIUS SPRINGER IN BERLIN. ISBN-13: 978-3-540-01120-0 e-ISBN-13: 978-3-642-47830-7 DOl: lO.l007/978-3-642-47830-7 Inhaltsverzeichnis. Selte I. Einfiihrung . . . . . . 1 II. Allgemeine ti'bersicht . 3 ITI. Der Hoden (Testis) . . 4 A. Die Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 1. Die erste Anlage und Entwicklung des Hodens bis zum 3. Keimlings- monat. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2. Die Keimbahnfrage. . . . . . . . . . . . . . 20 3. Die Entwicklung yom 3. Monat bis zur Geburt . . 34 4. Der Hoden des Neugeborenen. . . . . . . . . . 40 5. Der Hoden des Kindes . . . . . . . . . . . . . 47 6. Der Hoden des Jiinglings in der Entwicklungszeit 51 B. Der Hoden des Erwachsenen .......... 59 1. Die Kapsel (Tunica albuginea testis). . 59 2. Das Zwischengewebe (Interstitium testis) 61 3. Die Eigenhaut der Kani1lchen. . . . . 77 4. Der Inhalt der Kani11chen 81 5. Die Samenbildung . . . . . . . . 87 a) Die unentwickelten Hodenzellen. 87 b) Die Spermatogonien 89 c) Die Spermatocyten . . . . . . 94 d) Die Praspermatiden . . . . . . 98 e) Die Spermatiden .. . . . . . . . . . . . . 99 f) Die reifen Samenfi1den (Spermatozoen). . . . . 103 g) Die auBergewohnlichen Formen der Samenfi1den III h) Der Samen (Sperma, Ejaculat) . . . . . . . . 113 i) Die FuBzellen . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 6. Die Kristalle und Kr'stalloide in Hoden und Samen. 125 7. Die Riickbildungen im Hoden. . . . . . . . . . . 126 8. Die Samenverklumpung (Spermagglutination) . . . . 135 C. Der Hoden des Greises . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 D. Das Hodennetz und der Bindegewebskorper (Rete testis, Mediastinum testis). . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 1. Die Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . '. 142 2. Das Hodennetz des Erwachsenen . . . . . . . 146 3. Die Verbindung mit den gewundenen Kani1lchen 151 IV. Der Nebenhoden (Epididymis) ......... ' 155 A. Die Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . 156 B. Der Nebenhoden des Erwachsenen . . . . . . . . 164 1. Die Verbindungen mit dem Hodennetz. . . . . 164 2. Die ausfiihrenden Kani11chen (Ductuli efferentes) . . . . . . . . . . 166 3. Der Nebenhodengang (Ductus epididymidis) ..... ; ....... 172 V. Die Anhi1nge des Hodens und des Nebenhodens (Appendices testis et epididymidis). . . . . . . . . . . . . . . . 182 A. Der Hodenanhang (Appendix testis). . . . . . . . . 183 B. Der Nebenhodenanhang (Appendix epididymidis). . . 184 C. Die Anhi1nge des Hodennetzes (Appendices rete testis) 186 D. Der Beihoden (Paradidymis) . . . . . . . . . . . . 186 E. Die abirrenden Nebenhodengi1nge (Ductuli aberrantes) ... 189 F. Die serasen Hodenbli1schen (Vesiculae serosae tunicae albugineae) . . . . 191 VI. Der Samenleiter und die Bli1schendriise (Ductus deferens, Glandula vesiculosa) . . . . . . . . . 193 A. Die Entwicklung . . . . . . . . 193 B. Der Samenleiter (Ductus deferens) 194 1. Die Einteilung. ...... 194 2. Die i1uBeren Abschnitte. . . . . . . . . 194 3. Die Ampulle (Ampulla ductus deferentis). . . 203 4. Der Ausspritzungsgang (Ductus ejaculatorius) . 205 C. Die Bli1schendriise (Glandula vesiculosa) • . . • 207 VI Inhaltsverzeichnis. Seite VII. Die Harnrohre (Urethra virilis) ......... 213 A. Die Einteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 B. Die Form der einzelnen Abschnitte und ihrer Falten 216 C. Der Feinbau der Schleimhaut . . . . . . . . . . . . . . . . 222 1. Der innere Abschnitt des Prostatateiles (Portio interna partis prostaticae urethrae) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222 2. Der auBere Abschnitt des Prostatateiles (Portio externa partis prostaticae urethrae) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226 3. Die Enge (Pars diaphragmatica urethrae). . . . . . . . 229 4. Der Schwellkorperteil (Pars cavernosa urethrae). . . . . 231 a) Die Ampulle (Portio bulbosa partis cavernosae) . . . 231 b) Das Mittelstiick (Portio intermedia partis cavernosae) . 234 c) Die kahnformige Grube (Fossa navicularis) . . . . . 238 D. Zusammenfassung der Befunde iiber die Harnrohrenschleimhaut. 242 VIII. Die Vorsteherdriise (Prostata) . . . . 246 A. Die Entwicklung . . . . . . . . . . . 246 1. Die erste Entwicklung bis zur ~burt 246 2. Die Vorsteherdriise des Neugeborenen 247 3. Die Vorsteherdriise des Kindes .. . . . . 249 4. Die Vorsteherdriise des Jiinglings in der Entwicklungszeit 251 B. Die V orsteherdriise des Erwachsenen . . 255 1. Der allgemeine Aufbau . . . . . . . 255 2. Die Kapsel und das Zwischengewebe. 257 3. Die Driisenschlauche . . . . . 259 4. Der Feinbau der Driisenzellen . 264 5. Der Inhalt der DriisenschHi.uche 266 C. Die Vorsteherdriise des Greises 269 D. Der Utriculus prostaticus . . . . 271 IX. Die Bulbourethraldriise (Glandula bulbourethralis) 272 X. Die Paraurethraldriisen (Glandulae para urethrales) 278 XI. Die paraurethralen Gange (Ductuli paraurethrales) 282 XII. Die Rute (Penis, Membrum virile). 284 A. Die Entwicklung . . . . . . . . . 285 1. Die Entwicklung bis zur Geburt 285 2. Die Rute des Neugeborenen. . . 294 3. Die Rute des Kindes. . . . . . 296 B. Die Rute des Erwachsenen 298 1. Die Schwellkorper (Corpora cavernosa) . . 298 a) Der Rutenschwellkorper (Corpus cavernosum penis) . .. 299 b) Der Harnrohrenschwellkorper (Corpus cavernosum urethrae) 305 c) Der Eichelschwellkorper (Corpus cavernosum glandis) . . . 309 2. Die GefaBe der Rute. . . . . . . . . . . . . . . . . 314 a) Die Arterien· . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315 a) Die Arterien vor dem Eintritt in die Schwellkorper 315 Die Arteria pudenda interna 315 Die Arteria penis . . . . 315 Die Arteria bulbi . . . . . 318 Die Arteria profunda penis . 319 Die Arteria dorsalis penis 320 (i) Die Arterien innerhalb der Schwellkorper ....... .. 321 Die Arteria bulbi und die Rankenarterien (Arteriae helicinae) 321 Die Arteria profunda penis und ihre Aste . . . . . . 322 Die Arteria urethralis und ihre Aste ........ 326 Die Arteria dorsalis penis und die Arteriae glandulares 326 b) Die Venen . . . . . . . . . . . . . . . 329 Allgemeines Verhalten. . . . . . . . . 329 Die Vena dorsalis penis superficialis 330 Die Vena dorsalis profunda. . . . 331 Die Venae glandis . . . . . . . . 332 Die Venae emissariae. . . . . . . 333 Die Venae bulbi. . . . . . . . . 334 3. Die anatomischen Grundlagen der Erektion . 335 Inhaltsverzeiohnis. VII Selte 4. Die Raut der Rute ..... . 338 a) Die Raut des Rutensohaftes . 338 b) Die Vorhaut (Priiputium). . . 340 0) Der Epitheliiberzug der Eiohel 342 C. Die Rute des Greises . . . . . . . 346 XIII. D er Samenstrang (Funioulus spermatious) 348 A. Der Inhalt. . . 348 B. Die Riillen. . . . 352 XIV. Die Rodenhiillen . 353 A. Die inneren Hiillen 353 B. Die Raut des Rodensackes 355 Literaturverzeiohnis 360 N a men verzeiohnis 388 Saohverzeichnis .. 394 I. Einfiihrnng. Ais ich mich vor nunmehr fast sieben Jahren dazu bereit erklarte, den Feinbau der mannlichen Geschlechtsorgane fur dieses Handbuch auf Grund eigener Untersuchungen zu schildern, glaubte ich, daB diese Aufgabe fur mich verhaltnismaBig leicht zu lOsen sei; vor allem deshalb, weil ich bis dahin haupt sachlich mannliche Keimdrusen untersucht hatte und auch beabsichtigte, in der Folgezeit in der namlichen Richtung weiter zu arbeiten. Aber gerade vor sieben Jahren wurde ich durch einen uberaus glucklichen Umstand dazu ge drangt, meine Arbeitsrichtung in ganz andere Bahnen zu lenken. Ich hatte SELLHEIM kennen gelernt und war von ihm auf die vielen Lucken aufmerksam gemacht worden, die noch in unserer Kenntnis von den weiblichen Geschlechts teilen bestehen. Er forderte mich auf, diese Lucken auszufullen. Meine Lehrer RUCKERT und HELD rieten mir stark zu, ich solie diese giinstige Gelegenheit nicht vorubergehen lassen, da ich wohl kaum jemals wieder mit einem Manne von der Bedeutung SELLHEIMS zusammentreffen werde, der neben seiner klini schen Tatigkeit so groBes Verstandnis fur Anatomie besitzt und noch dazu in uberaus groBzugiger Weise aIle Wunsche hinsichtlich der zur Untersuchung notigen Gewebe erfullt. So untersuchte ich in den letzten J ahren fast ausschlieBlich die weiblichen Geschlechtsorgane, vor allem Scheide, Gebarmutter und Eileiter, groBtenteils in engster Zusammenarbeit mit SELLHEIM selbst, dem ich ungemein viele An regungen und Stunden freundschaftlichsten Gedankenaustausches verdanke. Diese Zusammenarbeit wurde auch nicht unterbrochen, als SELLHEIM nach Leipzig ubersiedelte, im Gegenteil, ich hatte von da ab Gelegenheit, mit zwei Frauenarzten zu arbeiten, denn NURNBERGER zeigte gleichfalls das groBte Verstandnis fiir meine Untersuchungen, wollte er doch selbst friiher Anatom werden, und uber,lieB mir bei seinen Eingriffen auch in groBzugigster Weise alles, was ich zu meinen Beobachtungen benotigte. So erfreulich diese Tatsachen fur mich selbst waren und noch sind, dem Beitrag zu diesem Handbuch ist die fUr mich ungemein befriedigende Tatigkeit der letzten Jahre nicht forderlich gewesen. Monate-, ja jahrelang habe ich mich nur sehr wenig mit ihm beschaftigt, nicht gerade zur Freude des Herausgebers; und doch habe ich mich bemuht, wahrend der ganzen verflossenen Zeit die notigen Praparate anzufertigen, vor allem auch die Keimlinge, die ich bekam, zu untersuchen und das einschlagige Schrifttum zu lesen. Leider muBte ich dabei erkennen, daB der Feinbau der mannlichen Geschlechtsorgane, besonders auch hinsichtlich seiner Entwicklung noch in vielen Punkten nicht genau er forscht ist. Ich habe deshalb versucht, einige noch unbeantwortete Fragen zu klaren; dies ist mir aber lange nicht in dem MaBe gelungen wie ich gewiinscht habe. Wenn ich mich nun doch entschlieBe, die Untersuchungen abzuschlieBen, so geschieht es hauptsachlich, um meinen Verpflichtungen gegenuber dem Herausgeber und dem Verlag nachzukommen und auBerdem in der Erkenntnis, daB es doch niemals moglich sein wird, aIle Einzelheiten so genau zu unter suchen wie ich es gern getan hatte. Mein Beitrag erscheint also zu spat fur den Herausgeber, viel zu friih fii.r mich selbst, denn er ist in vielen Punkten unvoll standig. Handbuch der mikroskop. Anatomie VII/2. 1 2 Einfuhrung. lmmerhin habe ich mich bemiiht, iiber alle wichtigeren Einzelheiten Klar heit zu bekommen und zwar auf Grund eigener Beobachtung an den betreffenden Geweben und Organen des Menschen. Die Abbildungen, die meinem Beitrag beigegeben werden, sind mit ganz geringen Ausnahmen nach Praparaten ge zeichnet, die eigens fUr diesen Zweck neu angefertigt wurden. Die Bilder hat Frl. BERTA NERESHEIMER in Miinchen gezeichnet. lch brauche sie nicht be sonders zu loben, denn sie sprechen fUr sich selbst, ich muB aber der Kiinstlerin auch hier fiir ihre vortreffliche Arbeit, die nicht immer leicht und einfach war, allerbestens danken. Auch den Herren, die mir einzelne Organteile iiberlieBen, habe ich zu danken, so besonders den Herren Professoren SELLHEIM, NURN BERGER, ROMEIS, GERLACH, A. STIEDA und HAASLER, auBerdem Herrn Professor KIss in Budapest, der mir eine Reihe von Praparaten und ungefarbten Schnitten schickte. Besonders zu Dank verpflichtet bin ich des weiteren meinen Assi stenten, Herrn Professor HETT, Herrn Dr. ALVERDES, Dr. HINTZSCHE, Dr. VON LANZ, Dr. FROBOSE und Dr. PFEIFFER, die eine groBe Anzahl der, zum Teil recht schwierigen Praparate angefertigt haben. Die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft hat mich auch bei diesen Untersuchungen in hochherzigster Weise unterstiitzt und mich dadurch in die Lage versetzt, meine Beobachtungen in der umfassenden Art und Weise durchzufiihren, wie ich dies rur notwendig hielt. Dafiir sei auch hier allerbestens gedankt. Bei meinen Ausfiihrungen schlieBe ich mich naturgemaB an die beiden groBen zusammenfassenden Arbeiten iiber den Bau der mannlichen Ge schlechtsorgane an die friiher erschienen sind, namlich an die Schilderung, die v. EBNER (1902) im Handbuch der Gewebelehre gibt und an die Ausfiihrungen von EBERTH (1904). lch selbst werde in der Hauptsache die histologischen Tatsachen schildern und auf die physiologischen Vorgange nur insoweit ein gehen, als dies unbedingt notig ist. V ollkommen trennen lassen sich die beiden Facher ja nicht, denn jede eingehendere anatomische Beschreibung muB auch auf die Arbeiten Riicksicht nehmen, welche die betreffenden Gewebe leisten, doch kann ich nicht genauer auf physiologische Sonderfragen eingehen. lch werde vor allem auch keine ausfiihrlichen Erorterungen iiber die Bedeu tung der Zwischenzellen bringen, dazu gebricht es mir al;l Zeit, Raum und auch an Lust. Die Frage nach der Bedeutung des Zwischengewebes habe ich friiher [STIEVE (1921)] ausfiihrlich besprochen. Sie ist in den letzten Jahren mehrfach sehr griindlich behandelt worden, so besonders von SCHINZ und SLOTOPOLSKY (1924), HARMS (1926), JAFFE und BERBERICH (1926) und ROMEIS (1926). Die Entwicklung der mannlichen Geschlechtsorgane hat neuerdings PETER (1927) zusammenfassend geschildert. Auch die zusammenfassende Dar stellung die DISSELHORST (1904) gibt hat mir sehr gute Dienste geleistet. Api aIle diese Arbeiten werde ich oftmals zUriickgreifen und auch das Schrifttum im groBen und ganzen nur insoweit erwahnen, als es in ihnen nicht angefiihrt ist. Meine Ausfiihrungen stiitzen sich ausschlieBlich auf eigene Beobachtungen und verzichten darauf, die Angaben im Schrifttum ausfiihrlich zu erwahnen, zu bestatigen oder zu widerlegen. Nur wenn meine Beobachtungen im Gegensatz zu einer anderen Meinung stehen, habe ich die Griinde dafiir ausfiihrlich dar gelegt. Es hat aber meiner Meinung nach wenig Sinn, aIle friiheren Angaben iiber irgendeine Frage in einem Handbuch ganz ausfiihrlich wiederzugeben. Wer erne bestimmte Frage bearbeiten will, muB doch die friiheren Arbeiten selbst genau durchlesen, auch der beste Bericht in einem Handbuch kan:n ihm dies nicht ersparen. Allgemeine tlbersicht. 3 II. Allgemeine Ubersicht. An den mannlichen Geschlechtsorganen unterscheiden wir, ebenso wie an den weiblichen, die keimbereitenden und die keimleitenden Abschnitte. AuBer dem konnten noch aile jenen Eigentiimlichkeiten erwahnt werden, durch die sich der mannliche Korper vom weiblichen unterscheidet. Sie werden als peri phere [MEISENHEIMER (1921)] oder sekundare Geschlechtsmerkmale bezeichnet; ihr Bau ist in anderen Abschnitten des Handbuches behandelt. Die friiher iibliche Einteilung in primare und sekundare Geschlechtsorgane werde ich nicht anwenden, sie ist nichtgut. Vielfach werden auch noch die auBerlich sichtbaren Teile der Geschlechtsorgane, namlich Rutenschaft, Eichel, Scham berg und Hodensack als auBere Geschlechtsorgane bezeichnet und ihnen aile anderen Teile der keimleitenden Wege zusammen mit den Hoden als innere Geschlechtsorgane gegeniibergesteilt. Die keimbereitenden Geschlechtsorgane des Mannes sind die Hoden (Testes). Ihre Grundlage sind die gewundenen Kanalchen (Tubuli contorti); sie miinden in das Hodennetz (Rete testis) ein, das eigentlich schon zu den keimleitenden Wegen gehOrt. Auf das Verhalten der sog. geraden Kanalchen (Tubuli recti) werde ich spater eingehen und zeigen konnen, daB die gewundenen Kanalchen immer unmittelbar in das Hodennetz einmiinden, daB es also gar keine geraden Kanalchen gibt. Die gewundenen Kanalchen sind vom Samenepithel ausgekleidet und von einer bindegewebigen Eigenhaut (Tunica propria) iiber zogen. Sie werden durch das Zwischengewebe (Interstitium) zusammengehalten. Die einzelnen Hodenlappchen (Lobuli testis) werden durch dichtere Binde gewebszuge (Septula testis) nur unscharf voneinander getrennt. GroBere Mengen von Bindegewebe finden sich in der Nahe des Hodennetzes und werden als Bindegewebskorper des Hodens (Mediastinum testis, Corpus Highmori) be zeichnet. Der ganze Hoden ist von der Albuginea (Tunica fibrosa) uberzogen; auf sie folgen die beiden Blatter der Tunica vaginalis propria, dann die Tunica vaginalis communis, der Cremaster mit seiner Fascie und schlieBlich die Haut des Hodensackes, die sich durch besonderen Reichtum an glatter Muskulatur auszeichnet. Die keimleitenden Wege beginnen mit dem Hodennetz (Rete testis), von dem die abfiihrenden Kanalchen (Ductuli efferentes) abgehen; sie munden in den Nebenhodengang (Ductus epididymidis) ein. Dieser lagert sich, vielfach gewunden, dem Nebenhodenrand des Hodens an und bildet die Hauptmasse des Nebenhodens. Er dient bei den Saugern als Samenspeicher. Am Neben hoden selbst unterscheidet man auBerlich den Kopf, den Korper und den Schwanzteil. Der Nebenhodengang geht ohne deutliche Grenze in den Samenleiter (Duc tus sive Vas deferens) iiber. Dieser zieht zunachst in den Samenstrang und gelangt dann in das Becken. Kurz vor seiner Einmiindung in die Harnrohre erweitert er sich etwas, und vor ailem wird die Muskeilage der Wand sehr dick; diese Stelle wird als Ampuile bezeichnet. Dann durchsetzt der Samen leiter die V orsteherdruse - dieser Teil wird Ausspritzungsgang (Ductus ejacula torius) genannt - und miindet in die Harnrohre ein. Die Harnrohre (Urethra virilis) besser Harnsamenrohre, bildet den letzten Teil der samenleitenden Wege. Sie ist in ihren inneren Teilen vom Gewebe der V orsteherdriise, dann von denFasern des Musculus transversus perinei profundus und schlieBlich vom rohrenformigen Harnrohrenschwellkorper (Corpus caver nosum urethrae) umgeben, an dessen auBeres Ende sich eine, durch einen be sonderen Schwellkorper (Corpus cavernosum glandis) gebildete Verdickung 1* 4 Der Roden (Testis). anschlieBt, die Eichel (Glans penis). Dem Harnrohrenschwellkorper lagert sich der Rutenschwellkorper (Corpus cavernosum penis) an. Es sei gleich hier darauf hingewiesen, daB der Mensch nur einen Rutenschwell korper besitzt, der sich mit seinen beiden Schenkeln (Crura corporis caver nosi penis) den beiden Schambeinasten anlagert. Harnrohrenschwellkorper, Eichelschwellkorper und Rutenschwellkorper bil den zusammen die Rute (Penis, Membrum virile); an ihr unterscheidet man die Wurzel der Rute (Radix penis), den Korper (Corpus penis) und die Eichel (Glans penis). Rutenkorper und Eichel sind von der auBeren Haut iiberzogen, sie bildet iiber der Eichel eine besondere Hautfalte, die V orhaut (Praeputium glandis). In die samenableitenden Wege miinden die akzessorischen Geschlechts driisen ein: die Blaschendriisen oder Samenblasen (Glandulae vesiculosae - Glandulae seminales), die Vorsteherdriise (Glandula prostata), die Bulbo urethraldriisen (Glandulae bulbourethrales), die Paraurethraldriisen oder Ham rohrendriisen (Glandulae paraurethrales). Der auBere Teil der keimleitenden Wege, die Harnrohre, ist gleichzeitig der Ausfiihrungsgang der mannlichen Harnblase und entwickelt sich in der Hauptsache aus dem Sinus urogenitalis. III. Der Boden (Testis). A. Die Entwicklung. Den Bau des Hodens, das Verhalten und die Bedeutung der einzelnen Zell arten in den Kanalchen und im Zwischengewebe kann man nur dann verstehen, wenn man die Abstammung und Entwicklungsgeschichte der einzelnen Gebilde kennt. Gerade um den Bau der mannlichen Keimdriisen wirklich zu verstehen - das namliche gilt fiir die Eierstocke - ist es deshalb unbedingt notig, sich mit der Entwicklung zu beschaftigen. Dies ist der Grund dafiir, daB ich hier die Entwicklung des Hodens weit eingehender schildem muB als die der keim leitenden Wege. 1. Die erste Anlage und Entwicklung des Hodens bis zum 3. Keimlingsmonat. Bei beiden Geschlechtern legt sich die Keimdriise zunachst in gleicher Weise an. Sie entwickelt sich aus demjenigen Teil des Epithels der Urogenitalfalte, fiir den schon W ALDEYER (1870) die Bezeichnung des Keimepithels gepragt hat. Dieses bildet den Mutterboden fiir die Geschlechtszellen, was besonders mit Riicksicht auf die verschiedenen Versuche, die darauf ausgingen, seine Bedeutung in dieser Beziehung einzuschranken, schon hier betont werden muB. Die Urogenitalfalten entwickeln sich im Zusammenhang mit den Urnieren. Diese wieder - ich folge den Ausfiihrungen von FELIX (1911) - entstehen jederseits im Korper entlang der dorsalen Wand der Leibeshohle (Abb.l). Nur ganz im Aufang ihrer Entwicklung finden sie im Retroperitonaeum geniigend Platz. Sobald sie sich aber wirklich zu entfalten beginnen, beanspruchen sie mehr Raum und wuchern dann gegen die Leibeshohle zu vor. Dabei schieben sie die Colomwand vor sich her und bilden dadurch im Korper ihrerseits eine in der Langsrichtung verlaufende Falte. Diese birgt auBer der Urniere und ihrem Ausfiihrungsgang spater noch den MULLERSchen Gang und die Keimdriise und wird deshalb Urnierengeschlechtsfalte (Plica urogenitalis) genannt. Die Bildung dieser Falte beginnt im Bereiche des 4. Cervicalsegmentes und be schrankt sich zuerst auf die kranialen Abschnitte der Leibeshohle, dann ver langert sie sich allmahlich gleichmaBig gegen das caudale Leipeshohlenende zu

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