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Handwörterbuch internationale Organisationen PDF

358 Pages·1985·8.66 MB·German
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Uni-Taschenbücher 1299 FURWISSEN SCHAFT Eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage Birkhäuser Verlag Basel· Boston· Stuttgart Wilhelm Fink Verlag München Gustav Fischer Verlag Stuttgart Francke Verlag München Harper & Row New York Paul Haupt Verlag Bem und Stuttgart Dr. Alfred Hüthig Verlag Heidelberg Leske Verlag + Budrich GmbH Opladen J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen R. v. Decker & C. F. Müller Verlagsgesellschaft m. b. H. Heidelberg Quelle & Meyer Heidelberg Ernst Reinhardt Verlag München und Basel K. G. Saur München · New York · London · Paris F. K. Schattauer Verlag Stuttgart · New York Ferdinand Schöningh Verlag Paderbom ·München· Wien· Zürich Eugen Ulmer Verlag Stuttgart Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen und Zürich Uwe Andersen I Wichard Woyke (Hrsg.) Handwörterbuch Internationale Organisationen Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Cip-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Handwörterbuch Internationale Organisationen Uwe Andersen; Wichard Woyke (Hrsg.). (UTB flir Wissenschaft: Uni-Taschenbücher 1299) ISBN 978-3-8100-0463-5 ISBN 978-3-663-14405-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-14405-2 NE: UTB flir Wissenschaft/Uni-Taschenbücher; Andersen, Uwe (Hrsg.) ( c) 1985 by Springer Fachmedien Wiesbaden Ursprünglich erschienen bei Leske Verlag+ Budrich GmbH, Leverkusen Einbandgestaltung: Alfred Krugmann Vorwort/Einleitung Das vorliegende Handwörterbuch Internationale Organisationen ist entstanden in Reaktion auf die höchst unbefriedigende Literaturlage, insbesondere im deutschsprachigen Raum. Es beansprucht einen wich tigen Beitrag zur Verbesserung dieses angesichts der wachsenden Bedeutung internationaler Organisationen besonders bedauerlichen Zustands· zu leisten, indem es in systematischer Aufbereitung knappe Informationen zu allen politisch wichtigen internationalen Organisa tionen bereitstellt. Im folgenden wird eine kurze Problemskizze internationaler Organi sationen versucht. Sie zielt v. a. darauf ab, Analysekriterien zu liefern, die eine Strukturierung des Problemfeldes ermöglichen. Die anschlie ßenden Erläuterungen zum Aufbau des Buches sind als Hilfe ftir den Nutzer gedacht. 1. Problemskizze internationaler Organisationen Seit dem 19. Jahrhundert haben die grenzüberschreitenden Aus tauschprozesse aller Art rapide zugenommen und mit dem wachsen den Interdependenzgrad auch zu einem erhöhten Organisations- und Regelungsbedarf geführt. Internationale Organisationen sind eine Antwort auf diese Entwicklung, indem gemeinsame Interessen auf vertraglicher Basis mit Hilfe spezieller Institutionen verfolgt werden. Internationale Organisationen übernehmen damit ansatzweise eine Steuerungsfunktion im internationalen System. Die Bezeichnung inter-national verweist dabei auf die Nationalstaaten als weiterhin dominante Akteure des internationalen Systems. Iriternationale Organisationen sind sowohl als Ausdruck als auch partiell Ansatz punkt zur Überwindung dieser grundlegenden Systemstruktur. Sowohl in der Wissenschaft als auch bei den vielfältigen politischen Akteuren gibt es grundlegende Auffassungsunterschiede darüber, welchen Hauptfunktionen internationale Organisationen dienen sollten; Dabei V ist der Stellenwert des Ziels Aufbrechen und überwinden bestehender Herrschafts- und Systemstrukturen besonders kontrovers. Auch eine präzise und einheitliche Defmition internationaler Organisationen existiert bisher nicht, wobei die beiden sprachlichen Komponenten des Begriffs bereits auf die Abgrenzungsprobleme verweisen. Nach der Trägerschaft - Staaten oder gesellschaftliche Organisatio nen - werden traditionell IGOs (International Governmental Organi sations) und INGOs (International Non-Governmental Organisations) unterschieden, wobei die Abgrenzung auch hier unscharf bleibt. Un ter einer IGO wird eine durch völkerrechtlichen Vertrag geschaffene Staatenverbindung mit eigenen Kompetenzen und Organen verstan den, die eine multilaterale Zusammenarbeit auf politischem und/oder militärischem, ökonomischem, sozialem oder kulturellem Gebiet an strebt. INGOs sind dagegen Institutionen des internationalen Privat rechts. Die Union of International Associations benutzt zur Abgren zung der in ihr Yearbook of International Organisations aufgenomme nen Organisationen sieben Kriterien, darunter indidivuelle oder kollek· tive MitgliedschafteD aus mindestens drei Staaten. Gewinnorientierte transnationale Unternehmen (Buisiness INGOs = BINGOs) werden von ihr nicht berücksichtigt. Die Unterscheidung zwischen IGOs und INGOs ist keineswegs iden tisch mit der problematischen Abgrenzung von politischen und unpo litischen internationalen Organisationen. Als unpolitisch werden meist spezialisierte technische Organisationen angesehen, bei denen Wert konkurrenz- und Machtgesichtspunkte eine geringe Rolle spielen. Auch wenn zuzugeben ist, daß der Internationale Verband der Brief markensammler kaum politisch bedeutsam sein dürfte, haben andere in ihrem Selbstverständnis durchaus unpolitische INGOs wie auf dem Gebiet des Sports z. B. das Internationale Olympische Komitee (IOC) und der Weltfußballverband (FIFA) sich gerade in jüngster Vergangen heit als politische Akteure erwiesen. Bei der Einstufung ,politisch' geht es eher um den Grad der Politiknähe, der sich im Zeitverlauf wan deln kann. Z.B. galt der Weltpostverein (UPU) unter den IGOs tradi tionell als relativ unpolitisch, ist aber in jüngster Zeit verstärkt politi· siert worden. Die Gesamtzahl der internationalen Organisationen wird auf 3.000- 4.000 geschätzt - Verhältnis IGOs zu INGOs etwa 1 : 10 -mit stär kerer Wachstumsdynamik bei den INGOs. Gründe fiir diese spezielle WachstumSdynamik sind insbesondere die Revolutionierung des Informations- und Kommunikationssystems, die VI gewachsene Mobilität des Bürgers sowie die zunehmende Verflechtung über den staatlichen Bereich hinaus. Für die Ausweitung der IGOs las sen sich folgende Faktoren nennen: - Vernachlässigung bzw. Ausklammerung von Problembereichen, - Situationswandel, der zu neuen Fragestellungen ftihrt, - Unzufriedenheit mit bestehenden Organisationen, - Nichtmitgliedschaft in bestehenden Organisationen bzw. Konkur- renzsituation, - bürokratisches Expansionsbestreben und politische Mobilisierungs versuche. Da das Handbuch schwerpunktmäßig IGOs abhandelt, bezieht sich die folgende Diskussion vorrangig auf diese Organisationen. Ein weiteres wichtiges Differenzierungskriterium für internationale Organisationen ist ihre Reichweite, wobei zeitliche, mitgliederbezo gene und sachliche Aspekte zu berücksichtigen sind. Bezogen auf die zeitliche Reichweite interessiert z. B. die Frage, ob es sich um eine al te oder junge internationale Organisation handelt, da damit meist Konsequenzen ftir die Etablierung im Feld der Akteure, Traditionsprä gung usw. verbunden sind. Von Bedeutung sein kann auch die zeitli che Fixierung, ob eine internationale Organisation z. B. vertraglich be fristet oder unbefristet gegründet wird. Bei der mitgliederbezogenen Reichweite wird traditionell das räum liche Kriterium besonders betont. So werden nach Ziel - offener oder geschlossener Mitgliederkreis gemäß Vertrag - und Realität - tat sächliche Mitgliedschaft - insbesondere globale und regionale interna tionale Organisationen unterschieden. Neben der räumlichen Nähe sind ftir die Mitgliederbegrenzung in internationalen Organisationen aber auch Kriterien wie die Wertorientierung (bezogen auf den Ost West-Konflikt z.B. sozialistische Länder oder westliche Demokratien), Entwicklungsstand (bezogen auf den Nord-Süd-Konflikt z. B. Indu strie- oder Entwicklungsländer), Gewicht (nur besonders einflußreiche "Schlüsselländer" oder alle Staaten), analytisch interessant. Im kon kreten Fall können verschiedene Begrenzungskriterien kombiniert auftreten (z. B. BENELUX). Der Mitgliederaspekt ist wiederum nicht unabhängig von der sach lichen Reichweite internationaler Organisationen. So ftihrt z.B. bei der Organisation Erdölexportierender Staaten (OPEC) das gemeinsame Interesse am ölexport zugleich zur Aufgaben- und Mitgliederbegren zung. Unter dem Aufgabenaspekt reicht die Spannweite von mono funktionalen internationalen Organisationen mit eng begrenzten Auf- VII gaben bis zu multifunktionalen internationalen Organisationen mit einem umfassenden Aufgabenspektrum, was u. a. Konsequenzen f\ir die innerorganisatorische Komplexität und Ausdifferenzierung hat. Ein zentrales Analysekriterium ist die Kompetenzstärke internatio naler Organisationen und damit die formale Bindungskraft gegenüber ihren Mitgliedern. Damit wird die sensible Souveränitätsfrage ange sprochen. Bei Dominanz der Einzelstaaten im internationalen System dürfte die Verteilungsmaxime soviel internationale Regelungskompe tenz wie möglich, soviel Kompetenztransfer auf internationale Orga nisationen wie unbedingt nötig, am ehesten konsensfähig sein. Damit wird der Konflikt aber nur auf die Interpretation des unbedingt Nöti gen verlagert. Während ftir den klassischen Typ internationaler Organi sationen die besondere Souveränitätsschonung gegenüber den Mitglie dern und entsprechend schwach ausgebildete Kompetenzen charakte ristisch sind, zeichnet sich der bisher seltene Typ supranationaler Organisationen durch seine Kompetenzstärke aus, die sich z.B. in der EG in der unmittelbaren Rechtssetzungsbefugnis von EG-Organen gegenüber den Bürgern der EG-Mitgliedsländer äußert. Die Kompeten zen prägen auch den Arbeitsstil internationaler Organisationen, bei de nen sich idealtypisch exekutive Organisationen mit ausgeprägten operativen Kompetenzen, z.B. der IWF, und kompetenzarme Ver handlungsforen, z. B. UNCT AD, unterscheiden lassen. Gerade in der Kompetenzfrage sind aber die Ebenen Norm- Ver tragsbestimmungen - und Realität zu unterscheiden, d. h. auch ver traglich verankerte Kompetenzen internationaler Organisationen müssen erst gegenüber den Mitgliedern durchgesetzt werden. Die bis herigen Erfahrungen zeigen, daß auch juristische Kompetenzen einer internationalen Organisationen wenig helfen und sie schnell zur "Pa pierinstitution" degeneriert, wenn die Unterstützung der Mitglieder ausbleibt, da hinreichende Zwangsmittel zur Durchsetzung der Kompe tenzen fehlen. Unter diesem Aspekt interessieren nicht nur die Sank tionsmöglichkeiten gegenüber unbotmäßigen Mitgliedern, sondern auch das Instrumentenmix, d.h. ob internationale Organisationen neoen "negativen" Instrumenten beschränkender und kontrollierender Art auch über positive Anreizmittel verfUgen, um die Kooperation der Mitglieder zu sichern. Die Handlungsfahigkeit internationaler Organi sationen hängt auch davon ab, ob die vertragliche Grundlage auf strenge Regelbindung oder eher auf ad-hoc-Entscheidungen ausgerich tet ist. Die mit strenger Regelbindung verbundene Sicherheit, welche Aktivitäten von einer internationalen Organisation zu erwarten sind, VIII dürfte bei den Mitgliedern die Bereitschaft erhöhen, ihr größere Kom petenzen einzuräumen. Der daftir zu zahlende Preis besteht in geringe rer Flexibilität, da in vertraglich nicht vorhergesehenen Situationen angemessene ad-hoc-Entscheidungen der internationalen Organisation nicht möglich sind. Das durchaus verständliche Kontrollbestreben der Mitglieder gerade bei gewichtigen Kompetenztransfers auf internationale Organisa tionen läßt sich formal aber auch durch eine entsprechende Aus gestaltung der Binnenorganisation gewährleisten. Das zentrale Instru ment dabei ist das Stimmrecht. Das Erfordernis der Einstimmigkeit garantiert jedem Mitglied ein Vetorecht, bildet damit aber auch eine hohe Hürde ftir die praktischen Handlungsmöglichkeiten einer inter nationalen Organisation. Wird ftir Entscheidungen Einstimmigkeit verlangt, wird diese Regelung, wie z.B. im Fall der OECD, häufig mit der Möglichkeit verknüpft, daß Mitglieder sich durch Stimmenthal tung der Anwendung der Entscheidung auf sie selbst entziehen kön nen, ohne die Entscheidung für andere Mitglieder zu blockieren. Qualifizierte Mehrheiten - generell oder bei besonders wichtigen Fragen - sind bereits ein Mittelweg, hohen Konsensbedarf zu be rücksichtigen, ohne jedem Mitglied ein Vetorecht einzuräumen. Aber auch bei vertraglich vorgesehener Mehrheitsentscheidung do miniert in der politischen Praxis internationaler Organisationen meist das Konsensprinzip. Eine realitätsbezogene Einflußverteilung in der Binnenstruktur internationaler Organisationen ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Handlungsmöglichkeiten und Durchsetzungs chancen gegenüber den Mitgliedern. Die vom Grundsatz einzelstaatli cher Souveränität abgeleitete völkerrechtliche Fiktion der Gleichheit aller Staaten hat zur "one state-one vote"-Doktrin geführt, die bis heute für die meisten internationalen Organisationen gilt. Bei der Fi nanzierung internationaler Organisationen ist dagegen traditionell die unterschiedliche wirtschaftliche Leistungskraft der Mitglieder zumin dest näherungsweise berücksichtigt worden. Es ist nicht zu übersehen, daß- abhängig vom Gewicht der Finanzen für die Arbeit der Organi sation - bereits die unterschiedlichen Finanzbeiträge ein Einflußin strument darstellen, z.B. bei der Zusammensetzung des Stabes meist berücksichtigt werden. Versuche, das unterschiedliche reale Gewicht der Mitglieder auch formal zu berücksichtigen, gibt es einmal in Form von Sonderrechten ftir besonders wichtige Mitglieder, z.B. das Anrecht auf einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen und die damit verbundenen Privilegien für die fünf "Großmächte" IX (die USA, die SoWjetunion, die VR Chrina sowie Großbritannien und Frankreich). Zum anderen gibt es Experimente mit einem ge wichteten Stimmrecht wie z.B. bei der EG und dem IWF. Das Haupt problem dabei ist die Konsensfähigkeit der Gewichtungskriterien. Kritiker des gewichteten Stimmrechts - im Falle des IWF z.B. die Entwicklungsländer - fordern häufig eine ,,Demokratisierung" in- · ternationaler Organisationen, wobei allerdings dikussionsbedürftig bleibt, ob der Demokratiebegriff als Bezugspunkt für Staatenge meinschaften sinnvoll ist, ganz abgesehen von den Implikationen unterschiedlicher Demokratiemodelle. Auch im Falle des gewichte ten Simmrechtes bleibt ein wichtiger Aspekt die Anpassung an sich verändernde Verhältnisse. Dabei scheint unter dem Einfluß des Faktors Besitzstandswahrung eine asymmetrische Anpassungsten denz vorzuherrschen~ bei Stimmrechtsanpassung sind Stimmenver mehrungen anscheinend leichter durchzusetzen als -Verminderungen. Gelingt es internationalen Organisationen nicht, in iluer Binnen struktur die reale Machtverteilung in iluem Aufgabenfeld angemes sen zu berücksichtigen, wächst die Gefahr, daß Mehrheitsbeschlüsse gegen wichtige Mitglieder nicht durchgesetzt werden können, die internationalen Organisationen ignoriert oder umgangen werden, sich wirksame Entscheidungen in mehr oder minder formalisierte Zirkel von Schlüsselländer ·verlagern oder es gar zu Austritten und/ oder Neugründung von Konkurrenzorganisationen kommt. Anderer seits ist eine wichtige Voraussetzung für die Bereitschaft, z.B. sensiti ve Informationen weiterzugeben und politisch brisante Fragen offen zu diskutieren, ein Vertrauensklima, das wesentlich davon abhängt, daß die internationale Organisation als genuin international und nicht als verlängerter Arm eines Landes oder einer Ländergruppe betrachtet wird. In der Organisationsstruktur verkörpern die Leitung und der Stab in ihrem Rollenverständnis am stärksten das transnationale Element und auch das Eigeninteresse internationaler Organisationen. Zu berücksich tigen ist allerdings, daß die Leitung durch einen Wahlakt der Mitglie der ins Amt kommt und de facto besondere Loyalitäten zu bestimm ten Mitgliedern oder Mitgliedergruppen bestehen können. Auch bei der personellen Selektion der internationalen Bürokratie spielt meist nicht nur die fachliche Qualifikation eine Rolle, sondern zumindest informell wird die Struktur der Mitgliedschaft berücksichtigt. Neben Leitung und Bürokratie existiert in der Regel ein stärker natio nal orientiertes Kontrollgremium der Mitglieder, wobei der Hand- X

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