Sachs Handlungsspielräume des Krankenhausmanagements GABLER EDITION WISSENSCHAFT IIsabe~chs Handlungsspielräume des Kran kennausmanagements Bestandsaufnahme und Perspektiven Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Jörg Sydow DeutscherUniversitäts Verlag Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Sachs, Ilsabe: Handlungsspielräume des Krankenhausmanagements : Beslandsaumahme und Perspektiven / llsabe Sachs. Mit einem Geleilw. von Jörg Sydow. -Wiesbaden: Dt. Univ.-Y1g. ; Wiesbaden: Gabler, 1994 (Gabler Edition Wissenschaft) Zug!.: Berlin, Freie Univ., Diss., 1993 NE:GT D 188 Der Deutsche Universitäts-Verlag und der Gabler Verlag sind Unternehmen der Verlagsgruppe Bertelsmann International. Gabler Verlag, Deutscher Universitäts-Verlag, Wiesbaden © Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden 1994 Lektorat: Claudia Spl ittgerber Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich ge schützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Ur heberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzul.~ssig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Uber satzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Ver arbeitung in elektronischen Systemen. Höchste inhaltliche und technische Qualität unserer Produkte ist unser Ziel. Bei der Pro duktion und Auslieferung unserer Bücher wollen wir die Umwelt schonen: Dieses Buch ist auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daß solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. ISBN 978-3-8244-6005-2 ISBN 978-3-322-93469-7 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-93469-7 Geleitwort Vor dem Hintergrund der zunehmenden Kostenexplosion im Gesundheitswesen stellt sich das Problem eines effektiven Krankenhausmanagements mehr denn je. Ausgangsthese der vorlie genden Arbeit ist, daß angemessene Handlungsspielräume des Krankenhausmanagements einen Beitrag zur gewünschten Effizienzsteigerung leisten können. Im Vordergrund steht dabei die Überlegung, daß freigemeinnützige wie auch öffentliche Krankenhäuser bereits heute erhebli che, gleichwohl unterschiedlich ausgelegte Handlungsspielräume aufWeisen. Die Frage, ob es sinnvoll scheint, diese Handlungsspielräume im Zuge verwaltungsreformerischer Ansätze prinzipiell auszuweiten (etwa im Sinne eines 'lean hospital'), werden am Rande mit reflektiert. Im einzelnen geht es llsabe Sachs darum, aus einer Managementperspektive den Begriff der Eigenständigkeit, wie er besonders im Bereich der freigemeinnützigen und öffentlichen Kran kenhäuser zu finden ist, inhaltlich zu präzisieren, indem die konkreten Handlungsspielräume des Krankenhausmanagements in diesen Krankenhaustypen untersucht werden. Dazu werden nicht nur Determinanten der vorgegebenen Handlungsspielräume des Krankenhaus managements erfaßt (u.a. der Einfluß der Krankenhausplanung und -finanzierung), sondern auch die subjektive Wahrnehmung dieser Handlungsspielräume durch das Krankenhaus management. Dabei wird, und hierin liegt eine der Stärken der Arbeit, die Wahrnehmung und Nutzung dieser Spielräume durch das Krankenhausmanagement im Spannungsdreieck von ärztlicher, pflegerischer und kaufmännischer Krankenhausleitung verortet. Auf der Basis einer eingehenden Analyse organisationstheoretischer Literatur sowie einer Vielzahl auch praxis naher Beiträge zum Krankenhausmanagement, aber auch auf der Grundlage einer eigenen, explorativen Befragung von Trägem und Managern freigemeinnütziger und öffentlicher Kran kenhäuser, werden schließlich die Funktionen und Wirkungen der Handlungsspielräume des Krankenhausmanagements auf Inidividual- und Organisationsebene (einschließlich Effizienz wirkungen) erkundet. llsabe Sachs gelingt es mit dieser Arbeit, grundsätzliche Einsichten in das Krankenhaus management zu vermitteln. Diese Einsichten sind sowohl rur den an einer Aufklärung seiner eigenen Handlungssituation interessierten Krankenhausmanager als auch rur den an einer Managementlehre des Krankenhauses interessierten Wissenschaftler von Bedeutung. Insgesamt leistet diese Arbeit, der ich eine breite Rezeption wünsche, einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung einer Managementlehre des Krankenhauses, die das subjektive Moment des Managements nicht länger ausblendet. Jörg Sydow v Vorwort Bei allen Reformbestrebungen, die auf eine größere Wirtschaftlichkeit und Leistungsfahigkeit der Krankenhäuser abzielen wird selten gefragt, welche Rolle dabei die Krankenhausmanager selbst spielen. Dabei sind sie es, die handeln und entscheiden. In meiner eigenen Erfahrung in der Arbeit im Krankenhaus konnte ich immer wieder beobach ten, wie entscheidend das Handeln und Verhalten des einzelnen Mitarbeiters, der einzelnen Führungskraft dafiir ist, ob etwas bewegt wird oder nicht. Ausgehend von diesen Erfahrungen stellte sich mir die Frage, ob es denn überhaupt die fehlen den betriebswirtschaftlichen Konzepte sind, die zur mangelnden Effizienz der Krankenhäuser fuhren. Oder ob die Gründe darin zu suchen sind, daß die Krankenhausmananger keine ausrei chenden Handlungsspielräume besitzen oder sie die bestehenden Handlungsspielräume nicht nutzen. Unabhängig wie diese Frage im einzelnen zu beantworten ist, fuhrt diese Arbeit ein Plädoyer rur eine stärkere Orientierung des Krankenhausmanagements an den Menschen, den Managern und Managerinnen mit ihrer beruflichen Qualifikation und Sozialisation. Denn auch jedes Management-Konzept läßt sich nicht per Regelung verordnen, sondern muß von den beteilig ten Akteuren selbst geschaffen werden. Die vorliegende Arbeit ist als Dissertation am Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität Berlin angeno=en worden. Sie entstand während meiner Arbeit als Wissen schaftliche Mitarbeiterin am Institut fiir Management bei Prof Dr. Wolfg ang H. Staehle. Ihm gilt mein besonderer Dank fiir die vielen grundlegenden Denkansätze, die er mir fiir meine Arbeit vermittelt hat, sein großes Interesse und den mir gewährten Freiraum, in dem ich diese Untersuchung entfalten konnte. Die von ihm geforderte Selbständigkeit hat mir nach seinem so frühen Tod dabei geholfen, die Arbeit erfolgreich abzuschließen. Mein Dank gilt dabei vor allem Prof Dr. Jörg Sydow, der trotz seiner Belastungen in dieser Zeit die Betreuung über no=en hat und mir nochmals wesentliche Hinweise fiir die Ausarbeitung des Konzeptes gab. Darüber hinaus möchte ich mich an dieser Stelle bei all den Menschen, eingeschlossen viele Freunde und Kollegen, bedanken, die beim Entstehen dieser Arbeit eine wichtige Rolle gespielt haben. Hierzu zählen auch die Berliner Krankenhausfiihrungskräfte, die sich an der schriftli chen Befragung und den Interviews beteiligt haben sowie Prof Dr. Siegfried Eichhorn und Dr. Heinz Naegler, die mich insbesondere bei der Vorbereitung der Befragung fachlich unter stützten. llsabe Sachs VB Inhaltsverzeichnis 1 Einführung 1 2 Die Eigenständigkeit der Krankenhausbetriebe 6 2.1 Gesundheitsökonomische Perspektive 6 2.2 Mikroökonomische Perspektive 8 2.3 Politisch-soziologische Perspektive 10 2.4 Systemorientierte Perspektive 12 2.5 Managementperspektive 14 3 Das Handlungsspielraumkonzept 16 3.1 Die Entwicklung des Handlungsspielraumkonzeptes im Rahmen organisationstheoretischer Ansätze 16 3.1.1 Einsatz von Regeln zur Steuerung von Organisationen 18 3.l.2 Interpretation von Handlungsspielräumen im Rahmen des Rollenkonzeptes 21 3.1.3 Infragestellung des rational entscheidenden Individuums 23 3.1.4 Der Determinismus des situativen Ansatzes 26 3.2 Die Elemente des Handlungsspielraumkonzeptes 31 3.2.1 Handlungsalternativen 31 3.2.2 Constraints 31 3.2.3 Akteure 36 3.3 Funktionen von Handlungsspielräumen 39 3.4 Handlungsspielräume des Managements 42 3.5 Ansatz zur Analyse und Beurteilung von Handlungsspielräumen des Krankenhausmanagements 51 4 Rahmenbedingungen des Krankenhausmanagements 57 4.1 Unternehmensverfassung der Krankenhäuser 57 4.1.1 Öffentliche Trägerschaft 58 4.1.2 Freigemeinnützige Trägerschaft 69 4.1.3 Mitbestimmungsregeiungen 77 4.2 Krankenhausplanung 80 4.2.1 Funktionen der Planung 80 4.2.2 Die Elemente der Krankenhausplanung 81 4.2.3 Handlungsspielräume im System der Krankenhausplanung 91 4.3 Finanzierung des Krankenhauses 97 4.3.1 Finanzierung als Managementaufgabe und Machtbasis 97 4.3.2 Das Finanzierungssystem des Krankenhauses 100 4.3.3 Finanzierung und Handlungsspielraum 108 4.4 Interne und externe Kontrolle 110 4.4.1 Kontrollkonzeptionen 110 4.4.2 Elemente des Kontrollsysterns des Krankenhauses III 4.4.3 Kontrolle des Handlungsspielraumes 119 IX 4.5 Krankenhausstruktur 122 4.5.1 Merkmale der Organisationsstruktur 122 4.5.2 Struktur des Krankenhausbetriebes 124 4.5.3 Die Regelung der Krankenhausstruktur in den öffentlichen und freigemeinnützigen Krankenhäusern Berlins 136 4.5.4 Übergreifende Strukturmerkmale des Krankenhauses und Handlungsspielräume 138 5 Struktur der Unternehmensleitung des Krankenhauses 146 5.1 Die Krankenhausleitung als ein Organ der Unternehmensleitung 147 5.2 Die Mitglieder der Krankenhausleitung 149 5.3 Aufgaben und Kompetenzen der Krankenhausleitung 151 5.4 Koordination der Unternehmensleitung des Krankenhauses 161 5.5 Struktur der Krankenhausleitung und Handlungsspielräume 163 6 Wahrnehmung des Handlungsspielraumes durch das Krankenhausmanagement 177 6.1 Die Bedeutung des Wahrnehmungskonzeptes rur das Managerverhalten 177 6.2 Erhebung der subjektiven Wahrnehmung der Handlungsspielräume der Mitglieder der Krankenhausleitung 183 6.3 Ergebnisse der Befragung 187 6.3.1 Die Gesamtsicht des Handlungsspielraumes 187 6.3.2 Wahrnehmung der verschiedenen Rahmenbedingungen in bezug auf die Einschränkung des Handlungsspielraumes und den bestehenden Änderungsbedarf 190 6.3.3 Wahrnehmungsdifferenzen 191 6.3.4 Die Wahmehmung des Handlungsspielraumes in Abhängigkeit vom Krankenhausträger 192 6.3.5 Merkmale der Personen und der individuellen Arbeitssituation der Krankenhausleitungs-Mitglieder 196 6.3.6 Die Wahrnehmung des Handlungsspielraumes in Abhängigkeit von der Position in der Krankenhausleitung 204 6.3.7 Die Wahrnehmung des Handlungsspielraumes in Abhängigkeit von der Struktur der Krankenhausleitung 208 6.3.8 Die Wahrnehmung des Handlungsspielraumes und Wahrnehmungsdifferenzen: Zusa=enfuhrung der Einzelaspekte 209 7 Wirkung von Handlungsspielräumen auf das Verhalten von Krankenhausmanagern 211 7.1 Entscheidungsvorbehalt des Trägers 214 7.2 Vorsteuerung durch Planung 216 7.3 Substitution der Führungsfunktion 218 7.4 Ausformung von Managerrollen 222 7.5 Steuerungsdefizite durch Wahrnehmungsdifferenzen 228 7.6 Qualifikation und professionelle Orientierung 230 7.7 Bildung subjektiver Theorien 238 X 8 Wirkung des Bandlungsspielraumes auf die EffIzienz des Krankenhauses 241 8.1 Nichtbefolgen von Organisationsprinzipien 244 8.2 Fehlende Übereinstimmung mit den internen und externen Merkmalen des Krankenhauses 246 8.3 Mangelnde Anpassungs-und Entwicklungs- fahigkeit des Krankenhauses 252 8.4 Das Effizienzkonzept der Wirtschaftlichkeit und Leistungsflihigkeit 258 8.5 Alternative Effizienzkonzepte 263 9. Schluß betrachtung 269 Literaturverzeichnis 276 Anhang 297 XI Abbildungsverzeichnis Abb.l: Beispiele fiir Anreiz-Beitragsbeziehungen in der Koalition Krankenhaus Quelle: Philippi, 1987, S.30 Abb.2: Das System Krankenhausbetrieb und seme relevante Umwelt Quelle: Dlugos, 1984, S.49 Abb.3: Entscheidungskategorien der entscheidungsorientierten Betriebswirtschaftslehre Quelle: Kappier, 1987, S.247. Abb.4: Erweitertes Modell des (verhaltenswissenschaftlichen) situativen Ansatzes Quelle: ConradJSydow, 1984, S.30 Abb.5: Die begrenzte Wahl von Begrenzungen strukturbezogener Wahlmöglichkeiten Quelle: Kubicek, 1980, S.45. Abb.6: Beschreibung von zehn Managerrollen Quelle: Schirmer, 1991, S.224; in Anlehnung an Mintzberg, 1973 Abb.7: Constraints des Handlungsspielraumes Abb.8: Übersicht über die Rechtsformen öffentlicher Betriebe Quelle: Landerer, 1990, S.213 Abb.9: Organe der Untemehmensleitung der Krankenhäuser Abb.l0: Entscheidungskompetenzen der Krankenhauskonferenz (§29 I und 11 LKG Berlin) Abb.ll: Vorbehaltsaufgaben der Haupt-und Bezirksverwaltung (gern. DVO-AZG) Abb.12: Auszug aus den Aufgaben und Kompetenzen der Betriebskommission, der Gemeindevertetung und des Gemeindevorstandes in Hessen (gern. EigBGes. Hessen vom 09.06.1989) Abb.13: Aufgaben- und Kompetenzverteilung in der Krankenhausleitung (gern. §§42-45 LKG-Berlin) Abb.14: Häufigste zustimmungspflichtige Geschäfte in der AG und GmbH Quelle: Gerum u.a., 1988; S.78 und S.86 Abb.15: Weisungs-und Zustimmungsvorbehaltsrechte von Aufsichtsrat und Gesell schafterversammlung in mitbestimmten GmbHs Quelle: Rinninsland, 1990, S.128 Abb.16: Interaktionistische Interpretation des Handlungsspielraurnkonzeptes Abb.17: Substitute der Führung Quelle: Kerr/ Mathews, 1987, S.920 Abb.18: Contextual Model of Leadership and Sociotechnical Influences on Nurse's Job Performance Quelle: Sheridan u.a., 1984, S.60 XII