Handelscontrolling Jörg Becker Axel Winkelmann Handelscontrolling Optimale Informationsversorgung mit Kennzahlen Mit 159 Abbildungen und 118 Tabellen 123 Professor Dr.Jörg Becker Axel Winkelmann Westfälische Wilhelms-Universität Münster European Research Center for Information Systems (ERCIS) Leonardo-Campus 3 48149 Münster E-mail:[email protected] E-mail:[email protected] Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio- grafie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.deabrufbar. ISBN-103-540-29611-5 Springer Berlin Heidelberg New York ISBN-13978-3-540-29611-9 Springer Berlin Heidelberg New York Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt.Die dadurch begründeten Rechte,insbesondere die der Übersetzung,des Nachdrucks,des Vortrags,der Entnahme von Abbildungen und Tabellen,der Funksendung,der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen,bleiben,auch bei nur auszugs- weiser Verwertung,vorbehalten.Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9.September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwider- handlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. Springer ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media springer.de © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2006 Printed in Germany Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen,Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Einbandgestaltung:design&production GmbH Herstellung:Helmut Petri Druck:Strauss Offsetdruck SPIN 11574057 Gedruckt auf säurefreiem Papier – 42/3153 – 5 4 3 2 1 0 Vorwort zur 1. Auflage Liberté, Egalité, Portemonnaie. Während wir diese Zeilen schreiben, hält der Kon- sumverzicht und Discounterboom in Deutschland an. An vielen Handelsunterneh- men wird die derzeitige Lage des deutschen Handels sicherlich nicht spurlos vorü- ber gehen, erste Opfer sind bereits zu beklagen. Merkur, der alte Gott des Handels, scheint sich zumindest vom deutschen Handel abgewandt zu haben. Andreas Wenninger, Mitglied im Vorstand von PC-Spezialist bzw. Synaxon, zeichnet die Entwicklung im Handel folgendermaßen: In den Nachkriegsjahren galten die Eco- nomies of Needs. Gekauft wurde, was vorhanden und erschwinglich war. Rasch wandelte sich der Verkäufermarkt jedoch zum Käufermarkt, es folgten die Econo- mies of Wants mit zunehmender Diversifikation des Produktangebots. Im Zeitalter des multimedialen Konsums wurden daraus die Economies of Access. Grenzenlose Beschaffungskanäle sorgen für eine Austauschbarkeit der Kanäle und ein Ver- schwimmen und Ausreizen von On- und Offline. Doch spätestens seit „Geiz ist geil“ und „Ich bin doch nicht blöd“ die Runde machen, gesellen sich hierzu die Economies of Discount. Jeden Tag den niedrigsten Preis. Garantiert. Ein großer Teil der heutigen Marktkommunikation erfolgt über den Preis. Das Marketinginstrument erscheint einfach beherrschbar und effektiv. Doch das Ergeb- nis sind verwässernde Handelskonzepte, die unter hohem Margendruck und Aus- tauschbarkeit leiden. Viele Vertriebsschienen weisen eine mangelhafte Differenzie- rung auf. All zu oft wird versucht, gleichzeitig die Kosten- und die Qualitätsführer- schaft zu übernehmen. Die Folgen sind fatale „stuck-in-the-middle“ Konzepte. Erwin Conradi, der Architekt der Metro-Gruppe, äußerte einmal: „Ich glaube, dass die Kunden solchen Unternehmen und Vertriebswegen gewogen sein werden, die sich zu einer klaren Mission bekennen, die ein erkennbares Profil und glaubwürdi- ge Kompetenz ausstrahlen.” Handelsunternehmen, die auch in Zukunft in Deutsch- land erfolgreich sein wollen, brauchen eine eindeutige Profilierung weit über den Preis hinaus, um nicht in rauer See unterzugehen. Grund genug, das Augenmerk auf das Controlling zu richten, das mit neuen Konzepten und Informationen we- sentlich zur Gestaltung des Unternehmens beiträgt. Mit diesem Buch wollen wir einen ganzheitlichen Blick auf die Aufgaben des Controllings im Handel bieten. Nach einer Positionsbestimmung im ersten Kapitel widmen wir uns in Kapitel 2 der Fragestellung, wie die richtigen Informationen zur richtigen Zeit am richtigen Ort zur Verfügung stehen. Hierzu stellen wir ein Vorge- hensmodell vor, mit dem sich das Berichtswesen erfassen und optimieren lässt. In Kapitel 3 diskutieren wir die im Handel primär eingesetzten IT-Systeme und geben darüber hinaus einen kurzen Überblick über ausgewählte Systeme und Hersteller auf dem deutschen Markt. Mit Hilfe der Strukturierung des Handels-H-Modells VI Vorwort stellen wir in den Kapiteln 4 bis 7 die funktionalen Bereiche eines Handelsunter- nehmens vor. Dabei gehen wir insbesondere auf die Controlling-Spezifika ein und bieten Vorschläge für strategische und operative Kennzahlen in den einzelnen Be- reichen. Die in diesem Buch vorgeschlagene Vorgehensweise zur Berichtswesenoptimie- rung und die zusammengetragenen Kennzahlen sind Resultat der bei zahlreichen Berichtswesenoptimierungen im Handel gemachten Erfahrungen. Darüber hinaus haben wir uns intensiv mit der Handelscontrollingliteratur der letzten 20 Jahre aus- einander gesetzt. Theoretisch ließe sich ein Handelsunternehmen nur mit wenigen Kennzahlen wie Kosten, Gewinn und Umsatz sowie Dimensionen wie Zeit, Ware, Personal und Raum steuern, aber natürlich hat jedes Unternehmen zusätzliche Anforderungen an sein Berichtswesen. Daher stellen wir Ihnen mit über 500 Kenn- zahlen eine große Referenzbibliothek zur Verfügung. Im Regelfall ist dabei die Kennzahl ohne Dimensionen bzw. konkrete Bezugsobjekte angegeben, um den Blick auf die eigentliche Kennzahl zu richten. Zwar ist die Kennzahl wesentliches Konstrukt des Berichtswesens, sie hat aber ohne Bezug zu Zeit, Ort, Ware usw. keine Aussagekraft. In einigen Fällen haben wir daher entsprechende Bezugsobjek- te in eckige Klammern hinter die Kennzahl gesetzt, um Ihnen eine Hilfestellung zu geben. Im Regelfall ergeben sich die Bezugsobjekte aber aus Ihrer individuellen Anforderung. Mit den Ausführungen zum IT-Controlling reagieren wir in Kapitel 8 auf zahl- reiche Anfragen von CIOs und Controllern im Handel, die uns häufig mit Fragen nach Kennzahlen und Daten in Bezug auf die IT kontaktierten. Wie auch in ande- ren Branchen steht die IT-Abteilung in großem Rechtfertigungsdruck, doch in vie- len Bereichen des Handels sind die Margen sehr gering, so dass eine Einsparung in der IT nur allzu verführerisch erscheint. Kapitel 9 befasst sich auf der einen Seite mit den interorganisationalen Aspekten des Handelscontrollings und auf der ande- ren Seite mit den Möglichkeiten des Benchmarkings. Mit den Fragen nach der Or- ganisation und der Effizienzmessung des Controllings setzen wir uns zu guter Letzt in Kapitel 10 auseinander. Unser Dank gilt allen, die uns mit konstruktiver Kritik und Anregungen bei der Erstellung dieses Buchs unterstützt haben. Neben den Mitarbeitern des European Research Center for Information Systems (ERCIS) möchten wir uns vor allem bei unseren Partnerinnen Christina Daniel und Marion Becker für die verständnisvolle Unterstützung eines solchen Großprojektes bedanken. Ohne ihren Beistand würden Sie diese Zeilen heute nicht lesen. Ein ganz besonderer Dank gilt auch Herrn Eckart Hüttemann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR), ohne dessen großzügige Unterstützung während des BMBF-geförderten For- schungsprojekts „Management des Wissens über Kunden in Dienstleistungsunter- nehmen“ (MW-KiD)1 die Vorarbeiten für dieses und die Arbeiten an diesem Buch in dieser Form nicht möglich gewesen wären. Für die technische Umsetzung des Projektes möchten wir uns insbesondere bei Herrn cand. rer. pol. Burkhard Weiß bedanken, der sich um viele technische Stolperfallen gekümmert hat. Frau Christia- 1 BMBF-Fördermaßnahme „Wissensintensive Dienstleistungen“ (AZ: ATHW 01121900, Förderkennzeichen 01HW0196). Vorwort VII ne Beisel und Herrn Dr. Werner Müller vom Springer-Verlag danken wir für die unkomplizierte und kooperative Zusammenarbeit. Zu guter Letzt wünschen wir Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre unserer Er- kenntnisse. Wir wünschen Ihnen und Ihrem Handelsunternehmen, dass Sie die der- zeitigen stürmischen Zeiten und hohen Wellen im deutschen Handel gut überste- hen. Denken Sie daran: Ein Seefahrer wird jeden Tag aufwachen und nach draußen sehen. Und jeden Tag wird das Meer aussehen wie am Vortag. Nach einer Weile wird er denken, dass es doch jeden Tag unverändert bleiben wird. Und mit jedem Tag, der vorbeigeht, wird er immer mehr dazu tendieren, dass doch gar keine Not- wendigkeit besteht, nach Riffen Ausschau zu halten. Und dennoch muss er seine Augen auf die Sterne richten, um zu sehen, wo er sich befindet und wann Land in Nähe kommt. Sonst wird er eines Tages auf Grund laufen. Münster, im Januar 2006 Jörg Becker Axel Winkelmann Inhaltsverzeichnis Vorwort zur 1. Auflage...........................................................................................V Inhaltsverzeichnis..................................................................................................IX Abbildungsverzeichnis.......................................................................................XIII Tabellenverzeichnis............................................................................................XIX Abkürzungsverzeichnis...................................................................................XXIII 1 Controlling – eine Bestandsaufnahme.................................................1 1.1 Historische Entwicklung des Controllings.............................................1 1.2 Kontroverse Diskussion des Controllingbegriffs....................................4 1.3 Aufgabenfeld des Controllers.................................................................5 1.4 Zukünftige Herausforderungen des Controllings....................................9 1.5 Besonderheiten des Handels und des Handelscontrollings...................13 1.6 Stand des Handelscontrollings..............................................................32 1.7 Instrumente im Handelscontrolling......................................................36 1.8 Corporate Governance im Handel........................................................40 2 Entwicklung einer Controlling-Konzeption........................................48 2.1 Informationsbedarfsanalyse als Ausgangspunkt der Berichtswesengestaltung......................................................................48 2.1.1 Informationsbegriff...................................................................48 2.1.2 Informationsstrategie.................................................................50 2.1.3 Methodische Ableitung des Informationsbedarfs......................52 2.2 Konstrukte des Berichtswesens............................................................63 2.2.1 Kennzahlen................................................................................63 2.2.2 Kennzahlensysteme...................................................................69 2.2.3 Kennzahlenbibliotheken............................................................86 2.2.4 Dimensionen und Bezugsobjekte..............................................87 2.2.5 Fakt und Informationsobjekt / Bericht......................................89 2.3 Handels-H-Modell als Struktur für eine Berichtswesenkonzeption......90 X Inhaltsverzeichnis 3 IT-Systeme als Grundlage eines erfolgreichen Handels- controllings...........................................................................................96 3.1 Interne Datenquellen.............................................................................97 3.1.1 Operative Systeme (OLTP).......................................................97 3.1.2 Analyse- und Auswertungssysteme (OLAP)...........................113 3.2 Externe Datenquellen.........................................................................130 3.3 Standardisierung des elektronischen Datenaustauschs.......................134 3.4 Datenschutz und Datensicherheit.......................................................140 4 Handelscontrolling in der Beschaffung............................................145 4.1 Handelscontrolling im Einkauf...........................................................146 4.2 Handelscontrolling in der Disposition................................................168 4.3 Handelscontrolling im Wareneingang................................................187 4.4 Handelscontrolling in der Rechnungsprüfung....................................200 4.5 Handelscontrolling in der Kreditorenbuchhaltung..............................207 5 Handelscontrolling in der Distribution.............................................213 5.1 Handelscontrolling im Marketing.......................................................214 5.2 Handelscontrolling im Verkauf..........................................................262 5.3 Handelscontrolling im Warenausgang................................................285 5.4 Handelscontrolling in der Fakturierung..............................................297 5.5 Handelscontrolling in der Debitorenbuchhaltung...............................301 6 Handelscontrolling im Lager.............................................................307 7 Handelscontrolling bei betriebswirtschaftlich-administrativen Aufgaben.............................................................................................321 7.1 Handelscontrolling in Haupt- und Anlagenbuchhaltung und Treasury..............................................................................................322 7.1.1 Haupt- und Anlagenbuchhaltung.............................................322 7.1.2 Treasury Management.............................................................329 7.2 Handelscontrolling und Kostenrechnung............................................334 7.3 Handelscontrolling in der Personalwirtschaft.....................................354 8 IT-Controlling im Handel....................................................................387 Inhaltsverzeichnis XI 9 Interorganisationales Handelscontrolling und Benchmarking......407 9.1 Interorganisationales Handelscontrolling...........................................407 9.2 Betriebsvergleiche und Benchmarking...............................................418 9.2.1 Innerbetriebliches Benchmarking............................................420 9.2.2 Zwischenbetriebliches Benchmarking.....................................421 10 Organisation des Controllings........................................................426 10.1 Effizienzkriterien für ein erfolgreiches Controlling...........................426 10.2 Organisatorischer Rahmen für das Controlling..................................432 10.2.1 Internes Controlling.................................................................432 10.2.2 Externes Controlling...............................................................439 10.3 Projektcontrolling...............................................................................441 Literaturverzeichnis.............................................................................................444 Stichwortverzeichnis...........................................................................................479 Autorenverzeichnis..............................................................................................489 Abbildungsverzeichnis Abb. 1.1: Funktionale Rolle des Controllers......................................................7 Abb. 1.2: Entwicklung des Ressourceneinsatzes im Controlling.....................11 Abb. 1.3: Grundlegende Bausteine des Handelscontrollings...........................16 Abb. 1.4: Ziele im Handelscontrolling.............................................................17 Abb. 1.5: Vergleich von Volkswirtschafts- und Handelsgesetzmäßig- keiten................................................................................................18 Abb. 1.6: Vergleich von Kosten unterschiedlicher Vertriebskanäle in Prozent vom Umsatz........................................................................22 Abb. 1.7: Reichweite der großen E-Commerce-Portale...................................23 Abb. 1.8: Stationen des Preiskampfes im LEH 1999.......................................24 Abb. 1.9: Cluster-Charakterisierung (Stichprobe 1200 Kunden).....................26 Abb. 1.10: Ursachen, Indikatoren und Erfassbarkeit des Innovations- bedarfs..............................................................................................30 Abb. 1.11: Verwendung ausgewählter Informationen in Handelsunternehmen........................................................................33 Abb. 1.12: Ungenügende Abgrenzung deutscher Lebensmittelhandelsunternehmen aus Kundensicht........................34 Abb. 1.13: Controllinginstrumente....................................................................37 Abb. 1.14: Einsatz von ausgewählten Controllinginstrumenten in der Handelspraxis...................................................................................38 Abb. 1.15: Anwendungsgrad von Controlling-Instrumenten in 2003................39 Abb. 1.16: Einordnung von Controlling-Instrumenten......................................40 Abb. 1.17: Entwicklung zum Sarbanes-Oxley Act............................................43 Abb. 1.18: Rechtsnormen zum Risikomanagement in Deutschland..................45 Abb. 1.19: Übersicht möglicher Risikofelder....................................................47 Abb. 2.1: Beziehung von Zeichen, Daten, Information und Wissen................49 Abb. 2.2: Modell der Informationsmengen und -teilmengen...........................53 Abb. 2.3: Methoden der Informationsbedarfsermittlung..................................54 Abb. 2.4: Vorgehensmodell zur Berichtswesenoptimierung............................57 Abb. 2.5: Berichtswesenmodellierung mit dem H2-Toolset............................61 Abb. 2.6: Beispielbericht in H2-Notation – Umsatzstatistik lfd. Jahr / Vorjahr.............................................................................................62 Abb. 2.7: Erstellung eines H2-Modells............................................................62 Abb. 2.8: Funktionen von Kennzahlen............................................................64 Abb. 2.9: Systematisierung betriebswirtschaftlicher Kennzahlen....................66 Abb. 2.10: Beispiele für Kennzahlen und deren Synonyme..............................68 Abb. 2.11: Beziehungsarten zwischen Kennzahlen...........................................70