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Handbuch Sterben und Tod: Geschichte – Theorie – Ethik PDF

492 Pages·2020·10.593 MB·German
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Héctor Wittwer / Daniel Schäfer / Andreas Frewer (Hg.) Handbuch Sterben und Tod Geschichte – Theorie – Ethik 2. Auflage HéctorWittwer,DanielSchäfer,AndreasFrewer(Hg.) Handbuch Sterben und Tod Geschichte–Theorie–Ethik UnterMitarbeitvon KlausFeldmann, UdoTworuschka undJoachimWittkowski 2.,aktualisierteunderweiterteAuflage J.B.MetzlerVerlag DieHerausgeber HéctorWittwer,ProfessorfürPraktischePhilosophieander AndreasFrewer,ProfessoramInstitutfürGeschichteund UniversitätMagdeburg EthikderMedizin,UniversitätErlangen-Nürnberg DanielSchäfer,ProfessoramInstitutfürGeschichteund EthikderMedizin,UniversitätKöln ISBN978-3-476-05761-7 ISBN978-3-476-05762-4(eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-476-05762-4 DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiese PublikationinderDeutschenNationalbibliografie; detailliertebibliografischeDatensindimInternetüber http://dnb.d-nb.deabrufbar. J.B.Metzler ©Springer-VerlagGmbHDeutschland,einTeilvon SpringerNature,2020 DerVerlag,dieAutorenunddieHerausgebergehendavon aus,dassdieAngabenundInformationenindiesemWerk DasWerkeinschließlichallerseinerTeileist zumZeitpunktderVeröffentlichungvollständigundkorrekt urheberrechtlichgeschützt.JedeVerwertung,dienicht sind.WederderVerlag,nochdieAutorenoderdie ausdrücklichvomUrheberrechtsgesetzzugelassenist, Herausgeberübernehmen,ausdrücklichoderimplizit, bedarfdervorherigenZustimmungdesVerlags.Dasgilt GewährfürdenInhaltdesWerkes,etwaigeFehleroder insbesonderefürVervielfältigungen,Bearbeitungen, Äußerungen.DerVerlagbleibtimHinblickaufgeografische Übersetzungen,Mikroverfilmungenunddie ZuordnungenundGebietsbezeichnungenin EinspeicherungundVerarbeitunginelektronischen veröffentlichtenKartenundInstitutionsadressenneutral. Systemen. Umschlagabbildung:© KatarzynaBialasiewicz/ DieWiedergabevonallgemeinbeschreibenden GettyImages/iStock Bezeichnungen,Marken,Unternehmensnamenetc.in diesemWerkbedeutetnicht,dassdiesefreidurch J.B.MetzleristeinImprintdereingetragenenGesellschaft jedermannbenutztwerdendürfen.DieBerechtigungzur Springer-VerlagGmbH,DEundisteinTeilvonSpringer Benutzungunterliegt,auchohnegesondertenHinweis Nature hierzu,denRegelndesMarkenrechts.DieRechtedes DieAnschriftderGesellschaftist:HeidelbergerPlatz3, jeweiligenZeicheninhaberssindzubeachten. 14197Berlin,Germany Inhalt VorwortzurzweitenAuflage VII 20 EntwicklungdesTodeskonzeptsbei Kindern StephanieReuter 159 VorwortzurerstenAuflage VIII 21 Tod,SterbenundGeschlecht UrsulaKonnertz 165 22 Unsterblichkeit−biologisch I SichtderWissenschaftenundReligionen BjörnSchumacher 172 23 Unsterblichkeit–medizingeschichtlich 1 Geschichtswissenschaft DanielSchäfer 176 DanielSchäfer/NorbertFischer 3 24 Unsterblichkeit−theologisch 2 Religionswissenschaft MatthiasRemenyi 180 MarcoFrenschkowski 18 25 Unsterblichkeit−philosophisch 3 Rechtswissenschaft Jan.C.Joerden 31 HéctorWittwer 184 4 Philosophie BernardN.Schumacher 40 5 Medizin FrankErbguth 51 6 Psychologie JoachimWittkowski 63 III AllgemeineHaltungenundUmgangsweisen 7 Soziologie KlausFeldmann 75 26 Lebensverlängerung–medizin- geschichtlich KarinGeiger/HeikoStoff 191 II GrundlagenundKonzepte 27 Lebensverlängerung–philosophisch Hans-JörgEhni 197 8 Sterbeprozess–medizingeschichtlich 28 Arsmoriendi–Ritual-undTextgeschichte DominikGroß/JasminGrande 89 AustraReinis 202 9 Sterbeprozess–psychologisch 29 Arsmoriendi–philosophisch SabineFischbeck/BurkhardSchappert 97 BernhardH.F.Taureck 210 10 Scheintod 30 Arsmoriendi–aktuelleWiederentdeckung 216 GerlindRüve/AlexanderKästner 103 FranzJosefIllhardt 11 Koma FrankErbguth 108 31 TodesfurchtalsThemaderPhilosophie 12 Hirntod–medizinisch Jean-PierreWils 221 FuatOduncu/GerritHohendorf 117 32 Abwehr-undBewältigungsstrategiengegenüber 13 Hirntod–philosophisch RalfStoecker 124 SterbenundTod EckhardFrick 226 14 Todesursachen 33 EinstellungenzuSterbenundTod Hans-BernhardWuermeling 130 HolgerBusch 233 15 TodesfeststellungundLeichenschau 34 Trauer–kulturhistorisch 241 Klaus-SteffenSaternus 134 BärbelSunderbrink 16 Sterberate GabrieleDoblhammer-Reiter/ 35 Trauer–psychologisch ThomasSalzmann 140 JoachimWittkowski 246 17 Leiche–medizinisch 36 GlaubeaneineFortexistenznachdemTod Hans-BernhardWuermeling 148 MarcoFrenschkowski 253 18 Leiche–ethnologisch ArminPrinz 152 37 TodundSterbeninderBildendenKunst 19 SozialerTod WernerFuchs-Heinritz 155 KlausBergdolt 265 VI Inhalt IV KonkreteAusdrucks-undUmgangsformen 57 Kindstötung JanC.Joerden 391 58 Selbsttötung–psychologisch 38 Patientenverfügung ChristophMandla 273 NorbertErlemeier 394 39 Sterbebegleitung MarkusRothhaar 277 59 Selbsttötung–soziologisch 40 Sterbehilfe–medizinethisch ChristaLindner-Braun 401 StephanSahm 282 60 Selbsttötung–philosophisch 41 Sterbehilfe–rechtswissenschaftlich DagmarFenner 405 HansLilie 292 61 Sterbefasten−medizinisch-pflegewissen- 42 Sterbehilfe–philosophisch schaftlich AndréFringer/SabrinaStängle 409 Jean-PierreWils 297 62 Sterbefasten–philosophisch 43 Hospiz/Palliativmedizin IsabellaJordan 302 DieterBirnbacher 413 44 Obduktion–medizingeschichtlich 63 Mord JanC.Joerden 417 DominikGroß 308 64 Todesstrafe–historisch AndreasRoth 422 45 Obduktion–rechtsmedizinisch 65 Todesstrafe–philosophisch Klaus-SteffenSaternus 315 HéctorWittwer 427 46 Leichenpredigten JensKunze 324 66 Hinrichtung DominikGroß/JuliaEngels 431 47 Sarg MichaelRosentreter/DominikGroß 329 67 Massenmord/Genozid/Demozid 48 Bestattungsformen–Wandelinder Hans-WalterSchmuhl 437 Moderne DominikGroß/MartinaZiefle/ 68 Menschenopfer MarcoFrenschkowski 444 DanielSchäfer 335 69 Kannibalismus ArminPrinz 449 49 Grabinschriften ReinerSörries 346 70 FreiwilligesOpferdesLebens 50 Todesanzeigen ReinerSörries 351 AxelKarenberg 453 51 Testament AndreasWacke 356 71 TötungendurchterroristischeAkte 52 UnterrichtungüberSterben,TodundTrauer GeorgMeggle 457 (DeathEducation) 72 TötungundSelbsttötunginreligiösenKon- JoachimWittkowski/Pierre-MarcParé 361 texten MarcoFrenschkowski 462 VTötenunddenToderleiden VIAnhang 53 Abtreibung–medizingeschichtlich MitgliederdesWissenschaftlichenBeirats RobertJütte 367 (unddievonihnenbegutachtetenBeiträge) 475 54 Abtreibung–rechtsmedizinisch Hans-BernhardWuermeling 372 DieAutorinnenundAutoren 476 55 Abtreibung–medizinethisch TanjaKrones 375 Personenregister 480 56 SterbenundEuthanasieausSichtderMedizin- geschichte AndreasFrewer 382 Sachregister 485 Vorwort zur zweiten Auflage DieBewältigungderletztenLebensphaseisteineexis- möglich: Mehrere Autoren sind inzwischen sogar tenzielleHerausforderung,SterbenundTodsindzen- selbstverstorben,anderekonntenaufgrundihresho- traler Teil der Conditio humana. Auf dem Titelbild hen Alters oder anderer Umstände diese Aufgabe sindeinigeDimensionenkurzangedeutet:Dermeist nichtmehrbewältigen.DerübergroßeTeilderKapitel vorhandene institutionelle Rahmen eines Kranken- istjedochfürdieseNeuauflageaktualisiertundteil- hauses oder Pflegeheims, die nötige medizinisch- weiseauchdeutlicherweitertworden.Außerdemha- technische Ausstattung, die (eingeschränkten) Mög- benwirneunvölligneueKapitelaufgenommen,wo- lichkeiten der persönlichen Begleitung. Die meisten mit das Handbuch ein noch breiteres thematisches Menschen möchten zuhause sterben – und doch ist Spektrumabdeckt. dies aus verschiedenen Gründen sehr oft nicht zu Wir danken dem Verlag J.B. Metzler für den schaffen. Wie kann ein humanes Lebensende aus- Wunsch, eine zweite Auflage des Handbuchs zu ver- sehen?DiesezentraleFragebetrifftvieleDisziplinen öffentlichen,undinsbesondereFranziskaRemeikaund undbrauchtaufderBasisvondifferenziertemWissen AnjaDochnalfürdiejederzeitumsichtigeundenga- undlangerErfahrungsehrguteEntscheidungen.Me- gierte Betreuung. Außerdem möchten wir Miriam dizinische und rechtliche Rahmenbedingungen, ge- GorrundSveaWietzkeherzlichfürihrewertvolleUn- sellschaftlicheDebattenundvorhandeneEmotionen terstützungbeiderKommunikationmitdenAutorin- prägendasFeld.DarüberhinaushatdasSterbenins- nenundAutorenundbeiderErstellungderDateien gesamteineGeschichteundistgeradederzeitinunse- danken. Ihre Hilfe war von unschätzbarem Wert für rem Land wie auch weltweit durch zahlreiche Ent- denumfangreicheneditorischenProzessderHeraus- wicklungenundschwierigeProzesseinVeränderung gabe. begriffen.HierbrauchtessolideInformation,reflek- Wir hoffen, dass dieses Nachschlagewerk und tierteKonzepteunddasgesamteSpektrumderrele- Handbuch,wieesseinNameverspricht,allenInteres- vantenFachgebiete. sierten,dietheoretischoderpraktischmitSterbenund Seit dem Erscheinen der ersten Auflage dieses Todzutunhaben,einenkompaktenwieauchpräzisen HandbuchssindzehnJahrevergangen.ImZugeder ÜberblicküberdasweiteFeldderForschungzuSter- VorbereitungderneuenAusgabehabenwirHeraus- benundTodbietetsowiegleichzeitigeinepersönliche geberunsbemüht,alleKapitelinBezugaufdenwis- HilfeundmenschlicheBereicherungseinkann. senschaftlichen Forschungsstand und die neueren Entwicklungen in Medizin, Gesellschaft und Politik Magdeburg/Köln/Erlangen,imSommer2020 zuaktualisieren.LeiderwardiesnichtinallenFällen HéctorWittwer,DanielSchäfer,AndreasFrewer WichtigeNeuerscheinungen Eckart,W.U./Anderheiden,M.(Hg.):HandbuchSterben Grundlagen,Erfahrungen,ReflexionenausderPraxis.Bie- undMenschenwürde.3Bände.Berlin2012. lefeld2017. Schäfer,D.:DerTodunddieMedizin.KurzeGeschichte Wittwer,H.:DasLebenbeenden.ÜberdieEthikderSelbst- einerAnnäherung.Heidelberg2015. tötung.Paderborn2020. Schäfer,D./Müller-Busch,C./Frewer,A.(Hg.):Perspektiven Wittwer,H.:SterbehilfeundärztlicheBeihilfezumSuizid. zumSterben.AufdemWegzueinerArsmoriendi nova? GrundlagentextezurethischenDebatte.Freiburg2020. Stuttgart2012. Yougner,S.J./Arnold,R.M.(Eds.):TheOxfordHandbook Welsh,C./Ostgathe,C./Frewer,A./Bielefeldt,H.(Hg.):Auto- ofEthicsattheEndofLife.NewYork2016. nomieundMenschenrechteamLebensende. Vorwort zur ersten Auflage (2010) SterbenundTod–interdisziplinäre zueinerVervielfältigungdieserUmgangsweisenund Perspektiven diesewiederumzueinerUnübersichtlichkeit,dieeine orientierendeSystematisierungerforderlichmacht. SterbenundTodsindindenletztenJahrzehntenzu- NichtwenigerwichtigalsderWandeldesUmgangs nehmendzumGegenstandwissenschaftlicherUnter- mit Sterben und Tod ist das rasante Wachstum der suchungengeworden.DiesesverstärkteInteresseder technischen Eingriffsmöglichkeiten am und nach Forschung ist nicht nur auf theoretische Neugierde dem Ende des Lebens. Der deutlichste Beleg dafür, zurückzuführen, sondern auch auf die hohe gesell- dassunserVerständnisdesTodesvondieserEntwick- schaftlicheRelevanzderAuseinandersetzungmitdie- lungnichtunberührtbleibt,istsicherlichdiebisheute senexistenziellbedeutsamenThemen.DieMotivation nichtunumstritteneErsetzungdesHerztodkriteriums fürdiesenDiskurslässtsichihrerseitsvorallemauf durchdasHirntodkriterium.Diesewurdeerstdurch drei miteinander zusammenhängende Faktoren zu- dieErfindungderHerz-Lungen-MaschineunddieIn- rückführen: den beschleunigten Wandel der Um- tensivmedizinermöglicht.EinweiteresBeispielistdie gangsweisenmitSterbenundTod,dasrapideWachs- EntwicklungdersogenanntenPlastination,dieeser- tumdernaturwissenschaftlich-technischenErkennt- möglichthat,LeichnameaufneueArtundWeisezu nisseundEingriffsmöglichkeitenamEndedesLebens konservierenundeventuellsogarals»Kunstwerke«zu sowie die Diskrepanz, die zwischen dem Stand der gestalten.StrömungenwiederTrans-undPosthuma- technologischenEntwicklungunddemStatusderall- nismusmöchtendarüberhinaussogardieSterblich- gemeinakzeptiertenMoralbesteht.InihremZusam- keitgenerellinFragestellenunddurchKryokonser- menspiel zwingen diese Faktoren zu einer fortwäh- vierung, Gen- und Nanotechnik gänzlich überwin- renden gesellschaftlichen Neubesinnung auf das Le- den. bensende, die ohne fundierte wissenschaftliche Er- WieweitreichenddieFolgendestechnologischen kenntnissenichtmöglichist. FortschrittsfürunserVerständnisvonLebenundTod Wahrscheinlich haben sich die allgemeinen und sein können, lässt sich anhand eines Falls aus der konkretenUmgangsweisenmitSterbenundTodnie jüngsten Vergangenheit illustrieren. In der Univer- zuvor in der Geschichte in so kurzer Zeit derart sitätsklinikErlangenistesimJahr2007/2008gelun- grundlegend verändert wie in den Jahrzehnten seit gen,eineSchwangereimWachkomamedizinischso demEndedesZweitenWeltkriegs.Diebekanntesten zu versorgen, dass der Embryo in ihr über mehrere BeispielesinddieinternationaleEinführungvonOr- Monateaufwachsenundschließlichgesundentbun- gantransplantation und Hirntodkriterium sowie in den werden konnte. Dieses Beispiel zeigt exempla- sozialerHinsichtdieVeränderungderTrauerformen, risch,dassdieGrenzezwischenLebenundTodimmer die hierzulande aus dem öffentlichen Raum weit- unschärferzuwerdenscheint;indiesemZusammen- gehend verschwunden sind. Weniger offensichtlich, hangwerdenanthropologischeFragenwiediejenige, aberebensogrundlegendsinddieVeränderungen,de- wasLebenundTodausmacht,undethischeAspekte nenBestattungsriten,Traueranzeigenoderkünstleri- immerstärkermiteinanderverknüpft. scheDarstellungenvonSterbenundTodunterworfen Wie das Beispiel des »Erlanger Jungen« verdeut- sind.InmanchenBereichenisteinEndedieserEnt- licht,wirftdietechnischeEntwicklunghäufigneuarti- wicklungen noch nicht abzusehen. Dabei zeigt sich gemoralischeFragenauf,die–schonimHinblickauf durchgängig die Tendenz, dass die Umgangsweisen Rechtssicherheit – entschieden werden müssen, ob- mitSterbenundTodsichimmerstärkervontraditio- wohlsiesichoftmalsnichteinfachmitHilfederuns nellenundkonventionellenMusternlösen.Diesführt geläufigenPrinzipienbeurteilenlassen.Soführtebei- VorwortzurerstenAuflage(2010) IX spielsweisedieEtablierungderlebenserhaltendenap- SpezialisierungundExtensivierungthanatologischer parativenMedizindazu,dassdasProblem»passiver Forschung wird es immer schwieriger, sich einen Sterbehilfe«virulentwurde.HierbeisindfürdieFra- ÜberblickderbisherzusammengetragenenErkennt- genimpraktischenUmgangmitSterbebegleitungund nissezuSterbenundTodzuverschaffen.Dasvorlie- SterbehilfeumfangreichegesellschaftlicheVerständi- gendeHandbuchwilleinensolchenÜberblickbieten. gungsprozessezuGrundlagenundGrenzenderAuto- Es handelt sich dabei um das erste disziplinenüber- nomievonKrankennotwendig.DasimJahr2009in greifende Nachschlagewerk zu den Themengebieten Kraft getretene Patientenverfügungsgesetz unter- SterbenundTodindeutscherSprache. streichtdiegroßeBedeutungderindividuellen,sozia- DasHandbucherfülltvorallemzweiZwecke:Zum lenundrechtlichenAspektederBehandlungamLe- einenwillesallen,diesichpraktischodertheoretisch bensende. mitSterbenundTodbeschäftigen,dieMöglichkeitge- DasProblemderSterbehilfeistnureinBeispielfür ben,sichraschüberdenStandderwissenschaftlichen die ethischen Herausforderungen, die sich aus dem ForschungzueinzelnenThemenzuinformieren.Da- technischenFortschrittergeben.Einweiteresseihier bei verdeutlichen insbesondere die längeren Über- genannt: Die Tatsache, dass einerseits die durch- sichtsbeiträgeinKapitelIsowiediezahlreichenKom- schnittlicheLebenserwartungdankderhygienischen, positartikelmitmehrerenBeiträgenzueinemTeilthe- medizinischen und sozialen Fortschritte seit Jahr- ma, dass häufig einzelne Untersuchungsgegenstände zehntensteigtunddassandererseitsdieletzteLebens- vonverschiedenenDisziplinenmitunterschiedlichen phase sehr alter Menschen häufig von unheilbaren ErkenntnisinteressenundMethodenuntersuchtwer- Krankheiten und ungewollten Klinikaufenthalten den.DerkontrastierendeVergleichzwischendenTeil- überschattet wird, zwingt zu einer Neubestimmung artikelnerleichtertes,dieVielfaltdermöglichenFra- derAufgabenderMedizinamLebensende,insbeson- gestellungenunddiePerspektivedereinzelnenFächer dere zur Entwicklung und Entfaltung der Palliativ- inBezugaufeineinzelnesThemazuerkennen. medizin und der Hospizbetreuung im Sinne einer Zum anderen hoffen wir, dass dieses Handbuch neuenSterbekultur. denjenigen,dieinverantwortlichenPositionengesell- Die Intensivierung fachlicher Beschäftigung mit schaftliche, politische und nicht zuletzt praktische Sterben und Tod verdankt sich nicht nur externen Entscheidungen zum Umgang mit Sterben und Tod Faktoren; auch wissenschaftsinterne Entwicklungen treffenmüssen,einesolideGrundlagefürihreWer- trugenzudieserZunahmebei.IndiesemKontextist tungenundUrteileliefert.Dabeiwerdeninmanchen beispielsweise die Herausbildung und Differenzie- FällenauchdieGrenzenwissenschaftlicherErkennt- rung von Kultur-, Sozial- und Mentalitätsgeschichte nisdeutlich. zu nennen, also von Formen der Geschichtsschrei- Es versteht sich von selbst, dass die thematische bung, die sich nicht mehr in erster Linie mit politi- AusrichtungderKapitelsowiedieAuswahlderinden schen Ereignissen, sondern mit kulturell geprägten einzelnenAbschnittenbehandeltenThemennichtun- HaltungenoderEinstellungenbeschäftigen.VonBe- abhängigdavonseinkonnte,wasdieHerausgeberun- deutungfürdenAufschwungderThanatologiewarsi- ter wissenschaftlicher Thanatologie verstehen und cherlich auch die Institutionalisierung der Medizin- welche Probleme innerhalb dieses Forschungs- geschichteundMedizinethikalsfächerübergreifender bereichssiefürdiewesentlichenhalten.DiesesVer- Disziplinen,derenInstituteinderRegelandenMedi- ständnissollimFolgendennochkurzskizziertwer- zinischen Fakultäten angesiedelt sind. Auch aus der den:UnseresErachtensumfasstdieThanatologieund Ethnologie und der Religionswissenschaft kamen diebreiteForschungzumLebensendevorallemvier wichtigeImpulsefürdieErforschungvonSterbenund Arten von Fragen und diesen entsprechende Diszipli- Tod.NichtzuvergessensindindiesemZusammen- nen:ErstenslassensichSterbenundTodnaturwissen- hangPsychologieundSoziologie,dieeinebeachtliche schaftlichuntersuchen.Hierhergehörenz.B.diebio- MengeempirischerDatenundwichtigerErkenntnisse logischen Fragen nach den evolutionären Ursachen zumLebensendezusammengetragenhaben. derSterblichkeit,nachdemZusammenhangzwischen AllegenanntenFaktorenhabendazugeführt,dass AlternundTododerdieFragenachdenArtenvon SterbenundTodheuteweltweitintensivvonverschie- TodesursachenundihrerHäufigkeit.DieMedizinals denen wissenschaftlichen Disziplinen erforscht wer- angewandteWissenschaftundzugleichalsHeilkunde den.DieserzweifelloszubegrüßendeFortschritthat stellt die naturwissenschaftliche Methode in den allerdingsaucheineKehrseite:Mitderzunehmenden DienstihrerZiele,Krankheitenzuheilen,Schmerzen X VorwortzurerstenAuflage(2010) zulindernunddenTodaufzuschieben.Zweitenskann wurde es nicht mit dem Anspruch auf umfassende mansichSterbenundTodinderGegenwartauchauf Breite oder Vollständigkeit konzipiert. Selbstver- empirischem Wege nähern. Dies tun insbesondere ständlichlassensichbeieinemsoweitenThemenfeld Psychologie und Soziologie des Todes. Im Unter- einzelneLückennichtvermeiden.NichtinallenFäl- schiedzudenbereitserwähntennaturwissenschaftli- lenwaresmöglich,fürThemen,diehättenaufgenom- chenDisziplinensindsieinderRegelnichtsosehran menwerdensollen,geeigneteAutorinnenoderAuto- SterbenundTodselbstinteressiert,vielmehrbeschäf- renzufinden.Wirhoffenaber,dasszumindestallewe- tigensiesichvornehmlichmitdenEinstellungenzu sentlichen Aspekte von Sterben und Tod behandelt SterbenundTodunddenAuswirkungen,diedasWis- werden.DasSachregisteramEndesowiediezahlrei- senumunsereSterblichkeitsowiedasErlebendesTo- chen Querverweise innerhalb des Bandes sollen die desandererMenschenhaben.IndiesemZusammen- OrientierungerleichternunddenLeserinnenundLe- hangwerdenbeispielsweiseTodesvorstellungen,Ab- serndieMöglichkeitgeben,sichjenachBedarfmehr wehr-undBewältigungsmechanismenundTrauerri- oderwenigergründlichübereinzelneFragenzuinfor- ten untersucht. Während sich Psychologie und mierensowieVerbindungenzwischendenBeiträgen SoziologieinersterLiniemitdengegenwärtigenVer- herzustellen. hältnissen beschäftigen, zielen die historisch-anthro- Die Herausgabe eines disziplinenübergreifenden pologischenDisziplinendaraufab,dieUrsprünge,For- Nachschlagewerkes, das den aktuellen Forschungs- men und geschichtlichen Veränderungen der Um- stand repräsentieren soll, setzt ein hohes Maß an gangsweisenmitSterbenundTodzuerfassen.Diesem SachkenntnisinmehrerenFächernvoraus.Wirdan- Typ thanatologischer Forschung lassen sich die Ge- kenallenAutorinnenundAutoren,dieihreExpertise schichtswissenschaftsowiezuweitenTeilenauchdie eingebrachthaben,fürdieBeiträge.Darüberhinaus Religionswissenschaft und die Ethnologie des Todes giltunserbesondererDankdenMitgliedernunseres zurechnen.SchließlichergebensichausunsererSterb- WissenschaftlichenBeiratsKlausFeldmann(Soziolo- lichkeitauchzahlreicheevaluativeundnormativeFra- gie), Udo Tworuschka (Religionswissenschaft) und gen.DiesesindinbesondererWeiseGegenstandder Joachim Wittkowski (Psychologie), die als Fachgut- Philosophie,insbesonderederEthik,undderRechts- achterfüreinzelneDisziplinenfungierthaben;ohne wissenschaft. Im vorliegenden Handbuch sollen alle ihreUnterstützunghättenwirdiesesProjektnichtrea- vierGruppenvonDisziplinen,alsodienaturwissen- lisierenkönnen.EinVerzeichnisdervonihnenbegut- schaftlich und empirisch ausgerichteten ebenso wie achtetenArtikelfindetsichimAnhang. diehistorisch-anthropologischenunddienormativen DemVerlagdankenwirfürdieguteZusammen- Wissenschaftenangemessenvertretensein.DieTrias arbeitundinsbesondereFrauUteHechtfischer,unse- desUntertitels»Geschichte–Theorie–Ethik«möchte rerLektorin,fürdieprofessionelleundgeduldigeBe- diesen Brückenschlag verdeutlichen und den Bogen treuungdiesesumfangreichenProjekts. vonderForschungindiePraxisschlagen. Dem Charakter eines Handbuchs entsprechend, DieHerausgeber

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