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Handbuch Historische Narratologie PDF

340 Pages·2019·5.853 MB·German
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Eva von Contzen / Stefan Tilg (Hg.) Handbuch Historische Narratologie EvavonContzen/StefanTilg(Hg.) Handbuch Historische Narratologie J.B.MetzlerVerlag DieHerausgeber EvavonContzenistJuniorprofessorinfürEnglische PhilologieunterEinschlussdesMittelaltersander UniversitätFreiburg. StefanTilgistProfessorfürKlassischePhilologie(Latein) anderUniversitätFreiburg. ISBN978-3-476-04713-7 ISBN978-3-476-04714-4(eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-476-04714-4 DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiese PublikationinderDeutschenNationalbibliografie;detaillierte bibliografischeDatensindimInternetüberhttp://dnb.d-nb.de abrufbar. DerVerlag,dieAutorenunddieHerausgebergehendavonaus, J.B.Metzler dassdieAngabenundInformationenindiesemWerkzum ©Springer-VerlagGmbHDeutschland, ZeitpunktderVeröffentlichungvollständigundkorrektsind. einTeilvonSpringerNature,2019 WederderVerlag,nochdieAutorenoderdieHerausgeber übernehmen,ausdrücklichoderimplizit,GewährfürdenInhalt DasWerkeinschließlichallerseinerTeileisturheber- desWerkes,etwaigeFehleroderÄußerungen.DerVerlagbleibt rechtlichgeschützt.JedeVerwertung,dienichtausdrücklich imHinblickaufgeografischeZuordnungenund vomUrheberrechtsgesetzzugelassenist,bedarfdervor- GebietsbezeichnungeninveröffentlichtenKartenund herigenZustimmungdesVerlags.Dasgiltinsbesonderefür Institutionsadressenneutral. Vervielfältigungen,Bearbeitungen,Übersetzungen,Mikro- verfilmungenunddieEinspeicherungundVerarbeitungin Einbandgestaltung:Finken&Bumiller,Stuttgart elektronischenSystemen. (Foto:PhiladelphiaMuseumofArt,TheGeorgeW.Elkins Collection,E1924-4-1) DieWiedergabevonallgemeinbeschreibendenBezeichnungen, Marken,Unternehmensnamenetc.indiesemWerkbedeutet J.B.MetzleristeinImprintdereingetragenenGesellschaft nicht,dassdiesefreidurchjedermannbenutztwerdendürfen. Springer-VerlagGmbH,DEundisteinTeilvonSpringerNature DieBerechtigungzurBenutzungunterliegt,auchohne gesondertenHinweishierzu,denRegelndesMarkenrechts. DieAnschriftderGesellschaftist: DieRechtedesjeweiligenZeicheninhaberssindzubeachten. HeidelbergerPlatz3,14197Berlin,Germany Inhalt Einleitung VII EvavonContzen/StefanTilg I VormoderneKonzepteundKontextedesErzählens 1 TheorienundPraktiken–Antike/TheoriesandPractices–Antiquity ThomasA.Schmitz 3 2 TheorienundPraktiken–Mittelalter EvavonContzen 11 3 TheorienundPraktiken–FrüheNeuzeit JanMohr 20 4 Literaturbetrieb–Antike BernhardZimmermann 34 5 Literaturbetrieb–Mittelalter FrankBezner 44 6 Literaturbetrieb–FrüheNeuzeit SerainaPlotke 58 II ErzähltheoretischeKategorien 7 AutorundErzähler–Antike StefanTilg 69 8 AutorundErzähler–Mittelalter FlorianKragl 82 9 AutorundErzähler–FrüheNeuzeit RahelOrgis 94 10 Figur–Antike/Character–Antiquity KoenDeTemmerman 105 11 Figur–Mittelalter/Character–MiddleAges KatharinaPhilipowski 116 12 Figur–FrüheNeuzeit SilviaReuvekamp 129 13 Perspektive–Antike DennisPausch 138 14 Perspektive–Mittelalter BrigitteBurrichter 149 15 Perspektive–FrüheNeuzeit/Perspective–EarlyModernPeriod BurkhardNiederhoff/RolandWeidle 157 16 Zeit–Antike JonasGrethlein 170 17 Zeit–Mittelalter SusanneReichlin 181 18 Zeit–FrüheNeuzeit MonikaFludernik 194 19 Raum–Antike RobertKirstein 206 20 Raum–Mittelalter DominikStreit 218 21 Raum–FrüheNeuzeit CoralieRippl 229 22 HandlungundHandlungslogik–Antike ManuelBaumbach 239 23 HandlungundHandlungslogik–Mittelalter ChristianSchneider 249 24 HandlungundHandlungslogik–FrüheNeuzeit KarinKukkonen 262 VI Inhalt III Forschungsberichte 25 KlassischePhilologie/Classics IreneJ.F.deJong 275 26 Anglistik/MedievalEnglishStudies EvavonContzen 285 27 Germanistik MatthiasMeyer 289 28 Skandinavistik SabineH.Walther 300 29 Romanistik BrigitteBurrichter 304 30 Byzantinistik/ByzantineStudies UffeHolmsgaardEriksen/MarkétaKulhánková 307 31 IslamischeWelt StephanConermann 310 32 Japanologie SebastianBalmes 319 33 Ägyptologie GeraldMoers 323 Anhang AutorinnenundAutoren 329 Register 331 Einleitung WasisthistorischeNarratologie? Milieulernenkönnen,indemsiesichgerademanifes- tieren.NünningskizziertindiesemSinnz.B.dasPro- Während die klassische Narratologie entweder ganz jekt einer Geschichte des unzuverlässigen Erzählers. ahistorischoderaufdieModernefokussiertwar,ver- Grundlegende narratologische Kategorien wie ›Un- stärktsichseitetwazwanzigJahrenderTrendzueiner zuverlässigkeit‹oder›Erzähler‹bleibenindiesenAn- HistorisierungderErzählforschung,dieauchAntike, sätzenuniversalgedacht,werdenaberineinjespezifi- MittelalterundFrüheNeuzeitalsGegenstandnarra- scheshistorisch-kulturellesMilieueingebettet,inde- tologischerAnalyseindenBlicknimmt.Dasvorlie- nensieaufjeeigeneWeiseeingesetztwerdenundwir- gende Handbuch bietet erstmals eine kritische Ein- ken. Eine der bedeutendsten Vertreterinnen des führungundeinenÜberblicküberdiebishergeleis- diachronenZugangsistdieKlassischePhilologinIre- tetenArbeiten,diesichmitvormodernemErzählen nedeJong.InderzweitenAuflagedesHandbookof ausnarratologischerPerspektivebeschäftigen.Zentra- Narratology(Hühn/Meister/Pier2014)istihrBeitrag lesAnliegenistes,GemeinsamkeitenundUnterschiede zu›DiachronicNarratology(TheExampleofAncient sowieKonvergenzenundProblemfelderinderTheo- GreekNarrative)‹dereinzige,dersichmiteinemBei- retisierungvonErzählpraktikenvonderAntikebiszur spielvormodernenErzählensauseinandersetzt.Inde FrühenNeuzeitherauszuarbeitenundineinenDialog Jongsebenfalls2014erschienenemBandNarratology zubringen.Dabeisollennichtzuletztauchmögliche andClassics.APracticalGuidewerdenErzählphäno- Forschungsdesiderateaufgezeigtwerden. mene, die sich bei Homer, Vergil oder Ovid finden, UnterdenverschiedenenMöglichkeiten,einenar- konsequentmitBeispielenausdemmodernenRoman ratologisch und historisch orientierte Erzählfor- parallelisiert. Die Grundannahme ist hier wie dort, schung zu betreiben, lassen sich, grob gefasst, zwei dassmodernenarratologischeParametergleichsama- Hauptrichtungen ausmachen, die wir als ›diachrone odertranshistorischeGültigkeitbesitzenundsichbe- Narratologie‹ und als ›historische Narratologie‹ be- reitsinderAntikevielfachbelegenlassen. zeichnen.ZwargeltendieseBegriffemitunteralssy- ›Historisch‹narratologischeArbeitendagegensind nonym, sie sollten zur Bezeichnung verschiedener wenigerandergeschichtlichenEntwicklung,Genealo- Konzepte einer historischen Erzählforschung aber gieodertranshistorischenGültigkeiteinerbestimmten besserals(einanderergänzende)Gegensätzeverstan- Erzählform interessiertalsvielmehrander Beschrei- denwerden.DerUnterschiedliegtimErkenntnisinte- bungundAufarbeitungvonParameterndesErzählens resse: Arbeiten, die eine diachrone Perspektive ein- ausihrerhistorischenVerortungundPraxisheraus– nehmen,sindinteressiertanEntwicklungenvonEr- ›historisch‹zielthieralsonichtaufeinediachroneEnt- zählformenübereinenlängeren(oderauchkürzeren) wicklung,sondernaufeinenQuerschnittdurchdasEr- Zeitraum hinweg – hier wird der griechische Wort- zählenundseinehistorisch-kulturellenBedingtheiten sinnvon›dia-chron‹,›durchdieZeit(en)hindurch‹, zueinembestimmtenZeitpunktinderVergangenheit alsoernstgenommen.DieAnglistenAnsgarNünning (wobei dieser Zeitpunkt freilich auch als eine ganze undMonikaFludernikhabenindenJahren2000und Epocheverstandenwerdenkann,soferndiehistorisch- 2003 manifestartige Beiträge dazu veröffentlicht. Sie kulturellen Bedingtheiten des Erzählens in ihren forderneinediachroneErweiterungdesAnalysecor- Grundzügen konstant bleiben). Diese Herangehens- pus der modernen Narratologie, weil wir durch die weisewirdvorallemindergermanistischenMediävis- Untersuchung von geschichtlichen Neufunktionali- tikpraktiziertundgehteinhermiteinergrundlegenden sierungenvonErzählformenNeuesüberdieseErzähl- Hinterfragung der modernen narratologischen Kate- formenselbst,aberauchüberdasjeweiligekulturelle gorien. So argumentiert z.B. Gert Hübner in einem VIII Einleitung 2010erschienenenBandzurHistorischenNarratologie MitdemTiteldiesesHandbuchsbekennenwiruns ausmediävistischerPerspektive,dassdiescheinbarein- grundsätzlich zum Anliegen der Alterität heraus- terneFokalisierung,alsodasHineinschauenindasIn- arbeitenden›historischen‹NarratologieundzurRela- nenlebeneinerFigur,inmittelhochdeutschenErzähl- tivierung des universalen Anspruchs der ›allgemei- textengeradenichtalsPerspektivierungoderFokalisie- nen‹Narratologie,ohnederenheuristischenWertin rung zu interpretieren, sondern historisch korrekter Fragezustellen.InunserenAugenistsieaberletztlich ausderzeitgenössischenRhetorikabzuleitensei.Dort auchihrerseitsnureinhistorischbedingtesKonstrukt, fallendiesePhänomeneunterdenBegriffderevidentia, das auf einer bestimmten wissenschaftsgeschicht- derAnschaulichkeit,mitdereinSprecherdieGlaub- lichen,literarischenundkulturellenBasisfußt(näm- würdigkeitseinerErzählungdurchdasSich-Hineinver- lichimWesentlichendemStrukturalismus,demRo- setzen in eine Figur verstärken will. In diesem Ver- mandes19.Jh.sundderPraxisdesmodernenLitera- ständnisvonhistorischerNarratologiewerdenmoder- turbetriebs).DasHinterfragenebendieserAllgemein- nenarratologischeKategorieninvormodernenTexten gültigkeitistimZugedersogenanntenpostklassischen alsonichtnuranderskontextualisiertundfunktionali- Narratologie(n)vielfachgeschehen(Alber/Fludernik siert,sondernunterscheidensichschonihremWesen 2010). Die klassische, stark im strukturalistischen nachvondeninvormodernenTextengeltendenKate- DenkenverhafteteNarratologiewurdeindenletzten gorien(s.aberkritischdazuBleumer2015).Diegerma- Jahrzehntenzunehmendoffenerundinterdisziplinä- nistischeMediävistikistbisheuteimZentrumdieser rer, ohne allerdings den Nutzen einer systematisch Debatte(s.Kap.27).WegenihresbisweilenengenFo- orientierten Theorie aufzugeben. Insbesondere die kus auf ausgewählte Texte des deutschen Mittelalters Öffnung hin zu anderen Medien ist hier zu nennen unddesdarausresultierendenfachinternenCharakters (›transmediale Narratologie‹), aber auch die Kolla- derDiskussionensinddieErgebnisseabernursehrein- boration mit Disziplinen wie der Psychologie, dem geschränktinandereinterdisziplinäreundinternatio- JournalismusoderdenGenderStudies.AuchdieAus- naleForschungsdebattenaufgenommenworden(von prägungeiner›historischen‹bzw.›diachronen‹Narra- Contzen 2018). Das vorliegende Handbuch versteht tologieistletztlichverknüpftmitderkritischenAuf- sichdeshalbauchalseinBeitragzueinerbreiterenRe- arbeitung und produktiven Erweiterung der Narra- zeptiondeshistorisch-narratologischenAnsatzes. tologie im Kontext der postklassischen narratologi- DieunterschiedlichenErkenntnisinteressendieser schenEntwicklungen. beiden großen Richtungen der historischen Erzähl- Trotz des vielfachen Rufes nach einer Historisie- forschungbringenmitsich,dasssievonjeweilsunter- rungderNarratologieinihrenAnwendungsbereichen schiedlichen Grundannahmen in Bezug auf das Er- istdiesinderPraxisbisherkaumeingelöstworden.In zählenunddieGültigkeitvonnarratologischenPara- der›mainstreamnarratology‹(vonContzen2018)do- meternausgehen.DerAnsatzderhistorischenNarra- minieren moderne Texte oder Medien die kritische tologie betont in der Regel eher die Differenz oder Debatte.DasbereitserwähnteHandbookofNarratolo- Alterität, jener der diachronen eher die Kontinuität gy(2014),dasalsStandardwerkhinsichtlichdernar- derUntersuchungsgegenstände.Dochauchwenneine ratologischen Kategorien und Teilbereichen der Er- historischeNarratologiedieUniversalitätvonnarra- zählforschunggeltenkann,beinhaltetmitAusnahme tologischenKategorienundBegrifflichkeiteneherin vondeJongsBeitraghistorischeoderdiachroneFra- Fragestelltalseinediachrone,sogiltdochfürbeide gen zumeist in der Formulierung von Forschungs- Ansätze,dasssievondenmodernenKategorienaus- desideraten.DeJongsBeitragwiederumlässtsichnur gehenbzw.diesealsReferenzpunktfürdiekritische sehr eingeschränkt auf andere Epochen übertragen Auseinandersetzungnehmen.InbeidenAnsätzenhat und vernachlässigt den ›historischen‹ Ansatz. Selbst die ›klassische‹ bzw. ›allgemeine‹ Narratologie also inrezenterenPublikationenzumStatusQuoderNar- heuristischen Wert, und sei es nur, um wesentliche ratologieundihrer›emergentvectors‹spieltdiehis- Differenzenüberhauptersteinmalerkennenundbe- torischeTiefepraktischkeineRolle(s.Hansen/Pier/ nennenzukönnen.Letztlichistesnotwendig,beide Roussin2017). Ansätze zu verschränken: Spezifisches – also auch DasHandbuchHistorischeNarratologiewilldiebis- spezifischHistorisches–wirderstvordemgrößeren her erzielten Ergebnisse innerhalb der historischen Kontext eines Universalen oder Transhistorischen Erzählforschung vernetzen, weiterführen und neue (d.h. eines als universal oder transhistorisch An- Perspektivenaufzeigen.Damiteinhergehtaucheine genommenen)erkennbar. Stärkung und Sichtbarmachung der Philologien, die Einleitung IX sichausnarratologischerPerspektivemitvormoder- narratologischeVorkenntnisseverständlichzuhalten. nenTextzeugnissenbefassen.DasHandbuchsollso- Alle fremdsprachlichen Primärzitate mit Ausnahme mit zu einem grundlegenden Referenzwerk für eine vonenglischenwerdenvoneinerdeutschenÜberset- historischeNarratologieinallenPhilologienwerden. zungbegleitet.Nicht-lateinischeSchriften(z.B.Grie- DerAnspruchistdabeieindoppelter:Zumeinenwol- chisch)wurdeninslateinischeAlphabettransliteriert. len wir uns kritisch mit den etablierten Parametern DerUmfangdereinzelnenKapitelistbewusstknapp dererzähltheoretischenForschungauseinandersetzen bemessen,umLeserinnenundLesern,dienochkeine unddiese,wennnötig,andieModalitätenundReali- Experten auf dem Gebiet sind, einen schnellen und tätenvormodernenErzählensanpassen,zumanderen klarenZugangzudenrelevantenFragenzubieten.Lü- aberauchdieKontinuitätennarrativerPraktikenhe- cken und Beschränkungen auf Exemplarisches sind rausstellen.ImbestenFalleistdasResultateinediffe- deshalbunvermeidlich. renzierteAdjustierungderErzähltheorieaushistori- scherPerspektive. Struktur CorpusundZielpublikum Das Handbuch ist – abgesehen von Einleitung und Anhang–indreigroßeTeilegegliedert.TeilI(»Vor- Als Gegenstand der historischen Narratologie be- moderne Konzepte und Kontexte des Erzählens«) trachtenwirzunächsteinmal›epische‹Erzählliteratur führtindiejeweiligenkonzeptionellenundkulturel- inProsaundVers,schließenaberwederdramatische lenKontextevonAntike,MittelalterundFrüherNeu- undlyrischenochfaktualeGattungenwieRedeund zeit ein. Hier wird zunächst danach gefragt, welche Geschichtsschreibung aus. Gerade in historischen epochenspezifischenKonzeptedesErzählenssichin Kontexten können diese Gattungen genauso ›erzäh- TheorieundPraxisfindenlassen(Kap.1–3).Ineinem lend‹aufgefasstwerdenwieErzählliteraturimheuti- zweitenSchrittwirddargestellt,wiederjeweiligeLi- genengerenSinn. teraturbetrieb (Produktionsbedingungen, Medialität Der zeitliche Gegenstand des Handbuchs ist die undPerformanz,Rezeptionsbedingungen)dasErzäh- Vormoderne,worunterwirAntike(bisca.500),Mit- len in bestimmte Richtungen lenkte und bedingte telalter(ca.500–1500)undFrüheNeuzeit(ca.1500– (Kap.4–6). 1800) verstehen. Wir übernehmen diese praktische TeilII,dasKernstückdesHandbuchs,isteinehis- und konventionelle Periodisierung nicht, weil sie torische Entfaltung der heute gängigsten Kategorien sachlichimmergerechtfertigtist,sondernvorallem derErzähltheorie:AutorundErzähler,Figur,Perspek- deshalb,weilihrauchdiemeistenPhilologieninihren tive,Zeit,RaumundHandlung/Handlungslogik.Die- internenAuffächerungenfolgen. se Kategorien, die sich in der narratologischen Dis- Dersprachlich-geographischeRahmenistfastaus- kussion der letzten Jahrzehnte als für alle Epochen schließlich auf den europäischen Kulturraum be- und Literaturen fruchtbar erwiesen haben, werden grenzt,wasnichtalsideologische,sondernalsprag- vonderAntikebisindieFrüheNeuzeituntersucht. matischeundforschungsgeschichtlicheEntscheidung Das vorliegende Handbuch leistet keine detaillierte verstandenwerdensollte:WirhaltenunsanjenePhi- Einführungindie(Begriffs-)Geschichteunddiebis- lologien,indenenwirAnsätzezueinerhistorischen weilenkontroversenDebattenüberdieseKategorien. Narratologiekennen.Zumindestexemplarischunter- HierverweisenwiraufdasHandbookofNarratology nehmenwiraberauchersteBestandsaufnahmenfür (2014;bzw.seinFortlebenalsdigitalesundfreiver- außereuropäischeLiteraturen(Kap.31–33:Islamische fügbares Living Handbook of Narratology), das mit Welt,Japan,Ägypten)underhoffenunsindennächs- großer narratologischer Expertise umfassende Ein- tenJahreneinenverstärktenAustauschinBezugauf führungeninallevonunsgewähltenKategorienlie- deninterkulturellenVergleichinderhistorischenEr- fertundweiterführendeLiteraturbereitstellt. zählforschung. Über die von uns zugrunde gelegten narratologi- DasZielpublikumdesHandbuchssindForschende schenKategoriensollendieKohärenzundVergleich- und fortgeschrittene Studierende aller Philologien. barkeitderBefundeindeneinzelnenPhilologienund FachspezifischerJargonwirddeshalbvermiedenbzw. Zeitensichergestelltwerden.FürdiesenTeilhabenwir behutsamerklärt.Wirhabendanachgestrebt,dieBei- denAutorinnenundAutoreneinSchemavorgeschla- trägefürPhilologinnenundPhilologenohnespezielle gen;manchmalstellteessichallerdingsalssinnvoller X Einleitung heraus, davon abzuweichen. Zur besseren Nachvoll- Fludernik,Monika:TheDiachronizationofNarratology.In: ziehbarkeitseidiesesSchemahiergenannt:Theorien Narrative11(2003),331–348. und Konzepte (theoretisch-begrifflicher Zugang); Haferland,Harald/Meyer,Matthias(Hg.):HistorischeNar- ratologie.MediävistischePerspektiven.Berlin2010. Manifestationen und Funktionen (praktischer Zu- Hansen,PerKrogh/Pier,John/Roussin,Philippeu.a.(Hg.): gang); Ausgewählte Analysen (signifikante Fallbei- EmergingVectorsofNarratology.Berlin2017. spiele);StatusQuoundAusblick(FazitmitPerspekti- Hübner,Gert:›evidentia‹:ErzählformenundihreFunktio- venfürdieweitereForschung). nen.In:HaraldHaferland/MatthiasMeyer(Hg.):Histori- Der abschließende Teil III gibt einen Überblick scheNarratologie.MediävistischePerspektiven.Berlin 2010,119–147. überdieForschungsgeschichtederhistorischenNar- Hübner,Gert:HistorischeNarratologieundmittelalterlich- ratologieindeneinzelnenPhilologien.Nebeneinem frühneuzeitlichesErzählen.Literaturwissenschaftliches ÜberblickderEntwicklunginnerhalbdesFacheswer- Jahrbuch56(2015),11–54. den jeweils einschlägige Publikationen (bisweilen Hühn,Peter/Meister,JanChristoph/Pier,Johnu.a.(Hg.): auchPersönlichkeitenoderSchulen)vorgestelltsowie HandbookofNarratology[2009].Berlin22014(fort- etwaige Spezifika innerhalb der Fachtradition und geführtalsTheLivingHandbookofNarratologyunter http://www.lhn.uni-hamburg.de). fachspezifischeDesiderateidentifiziert. Jong,IreneJ.F.de:NarratologyandClassics.APractical Guide.Oxford2014. AusgewählteLiteratur Jong,IreneJ.F.de:DiachronicNarratology(TheExampleof Alber,Jan/Fludernik,Monika(Hg.):PostclassicalNarrato- AncientGreekNarrative).In:PeterHühn/JanChristoph logy.ApproachesandAnalyses.Columbus2010. Meister/JohnPieru.a.(Hg.):HandbookofNarratology Bleumer,Hartmut:HistorischeNarratologie.In:Christiane [2009].Berlin22014,115–122. Ackermann/MichaelEgerding(Hg.):Literatur-undKul- Kragl,Florian/Schneider,Christian(Hg.):Erzähllogikenin turtheorieinderGermanistischenMediävistik.Berlin derLiteraturdesMittelaltersundderFrühenNeuzeit. 2015,169–212. Heidelberg2013. Contzen,Evavon:WhyWeNeedaMedievalNarratology.A Nünning,Ansgar:TowardsaCulturalandHistoricalNarra- Manifesto.In:Diegesis3/2(2014),1–21. tology.ASurveyofDiachronicApproaches,Concepts, Contzen,Evavon:DiachroneNarratologieundhistorische andResearchProjects.In:BernhardReitz/SigridRieu- Erzählforschung.EineBestandsaufnahmeundeinPlä- werts(Hg.):Anglistentag1999Mainz.Trier2000,345– doyer.In:BeiträgezurmediävistischenErzählforschung1 373. (2018),18–38. Schulz,Armin:ErzähltheorieinmediävistischerPerspek- Contzen,Evavon/Kragl,Florian(Hg.):Narratologieund tive.Berlin2012. mittelalterlichesErzählen.Autor,Erzähler,Perspektive, ZeitundRaum.Berlin2018. EvavonContzen/StefanTilg

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