H a n d buch für den erſten Unterricht in der h dh e r e n Krieg k u n ſt Zum Gebrauch in iMilitär-Schulen und für den Selbſtunterricht. Von Deinrich bon Brandt, Königl.PreußiſchemHauptmann. mit wet pränett. Berlin. Fn der Schüppel'ſchen Buchhandlung. 18 2 9, 1 5 Il n'y a point de bons livres pour un sot; il n'y en a peut-être pas un mauvaispour un homme de sens. 1 I 11 h a 1 t. i Einleitung und Rückblick auf die Kriegsverfaſſung und Kriegskunſt der europäiſchen Heere, vor Beginn der franzöſiſchen Revolution ........ 1 II. Anſichten der Zeitgenoſſen über cinige Punkte der Bildung und Erziehung der Heere 23 III. Nothwendige Erklärungen. Rekognoscirung des Kriegsſchauplaßes. Entwurf zu Operationsplanen. Angriffs- und Vertheidigungs-Operationen 68 IV. Von dem Emplazement der Feſtungen und der vers ſchanzten Läger ............................ 94 V. Von den Märſchen. Betrachtungen über den Ge birgskrieg 121 VI. Von den Schlachten 161 VII. Von den Rückzügen 242 VIII. Bon der Verfolgung 253 IX. Von den Fluß-Ueberg..ä..n..g.e..n........ 264 X. Von den Ueberfällen, Hinterhalten und Ueberra ſchungen 292 XI. Von den Kricgsliſten 317 XII. Von dem Volkskriege 321 重 Seiner Excellen i dent Freiherrn, Herrn von Valentini, Königl. Preuß. General-Lieutenant, Inſpekteur des Milis tair-Erziehungs- und Bildungsweſens, des rothen Adler- Drs dens zweiter Klaſſe mit Eichenlaub, des Ordens pour le mérite mit Eichenlaub, ſo wie des eiſernen Kreuzes erſter und zweiter Klaffe Ritter; Kommandeur des Königl.NiederländiſchenMilis tair Wilhelms- Ordens; des Kaiſerl. Ruffiſchen Sankt Geors gen-Ordens dritter, und des Kaiſerl.Ruffiſchen Wladimirs Drdens zweiter Klaſſe, auch des Königl. Schwediſchen Schwert-Ordens Ritter 4. 24. Hochachtungsvoll zugeeignet vom Verfaſſer. i Borrede. Unterrichtete leſer werden fich den Zweck dieſes Buches ohne unſer Zuthun erklären. Für dieje: nigen aber, die dies nicht mögen oder können, wollen wir bemerken, daß wir unſere Betrachtuns 1 gen niederſchrieben, um geſunde Begriffe zu popu: lariſiren und Vorurtheile zu zerſtreuen. In wie fern uns dies gelungen, darüber mögen Männer von Einſicht und Erfahrung urtheilen. Sind ſie vom Fache, um ſo beſſer. Nur wünſchten wir, ſie wählten ſich dabei einen Standpunkt, würdig des Gegenſtandes, würdig der erhabenſten und ſchwierigſten aller Künſte, um ihnen nicht mit Fauſt zurufen zumüſſen: Ward eines Menſchen Geiſt, in ſeinem hohen Streben, Von deines Gleichen je erfaßt? Wir haben in unſerm Handbuche alles Dog: matiſiren vermieden, und uns beſonders aller roge. nannten ſtrategiſchen Kalkúls, jargon stratégique, VI wie es die Franzoſen nennen, enthalten. Den Krieg darſtellend, wie wir ihn in den beſten Büchern gefunden, wie wir ihn in fechs Feldzügen felbſt geſehen, glauben wir unſern Leſern Fein falſches Bild davon entworfen zu haben . Der junge Soldat wird ſich ohne Schaden an uns anſchließen, und an unſerer Hand den heiligen I Tempeldienſt beginnen können. 1 Wenn wir in den meiſten Fällen von dem Winkelmaße der Orthodopie abwichen, wenn wir der beliebten ſtrategiſchen Drahtzieherei ganz ents fagten , und noch weniger bei jeder Gelegenheit, wo es vielleicht obenein noch politiſch geweſen wåre, in ach ! und oh! ausbrachen ro hatten wir hierzu ſehr gute Gründe. Der Soldat foll frei, ſoll wahr ſeyn, wie er empfindet, wie er denkt, ſoll er ſich auch geben, und wenn er ſonſt nur in den Schranken des Unſtandes und des Konventionellen bleibt, ſo ſoll er nicht viel darnach fragen, ob er hier eine Perrücke oder dort einen Bart angefengt. In Betreff aber, daßwir uns nicht in Raiſonnements über ſtrategiſche Ope rationen ergangen , ſind wir offenherzig genug, zu ſagen, daß es uns mit der Strategie wie mit vielen andern Dingen ergangen, die wir überall geſucht, aber nirgend gefunden. Doch ſoll es dieſerwegen ferne von uns feyn, den Ausſpruch des Evangeliſten: ,,Sehet euch vor, vor den falſchen Propheten," auf die anzuwenden, die etwa in ihren Bemühun gen glücklicher geweſen. Db wir mit unſern Anſichten Glück machen werden, möchten wir faſt bezweifeln. Sie dürf ten den Fritiſchen Parforcejagern wohl Gelegenheit VII geben , ihre Geißel zu fchwingen, und wehe dann dein Büchlein und dem Buchhandler! Nur wiſſen wir zwar, daß ein Rezenſent ſo gut wie Shakespeare's Jago von ſich ſagen kann, daß er nichts fey , wenner nicht tabeln könne, und daß überhaupt jeder faiseur de journal tribut au malin žollen müſſe. Aber was hilft das, wenn einer der Stiminhammer bes Publikums das Anathema ausgeſprochen. Man iſt unwiederbring lich verloren. Umſonſt würden wir dagegen appels liren, umſonſt 'erklåren , daß, ſo lange wir in statu naturali leben, d. h. keinen Gerichtshof haben, der in lekter Inſtanz entſcheidet, wir kein Urtheil als vollgültig anerkennen. Wir würden bei'm lieben Publikum doch verlieren, und gleich vielen Andern, die Erfahrung machen müſſen , daß die Beſchränktheit oft als eine Macht wirke, und Gemeinplåge für Zuge des Genies gelten. In Betreff der Autoritäten und Beiſpiele, die wir nöthig erachtet, ſo haben wir ſie aus allen Zeiten gewählt. Wir halten das Große und Schöne überall für groß und ſchön, auf welchemBoden es auch immer gewachſen. Wenn wir dabei vorzugsweiſe auf unſere Zeit, und auf das PreußiſcheHeer zurückkamen, ſo liegt dies in der Natur der Sache. Der unbefangene Leſer wird es eben ſo billig als natürlich finden. Unſerer Schreibart wolle man Nachricht fchenken. Seit langer Zeit dem Waffendienſte zugewandt, und wegen nimmer raftender Beſchaf tigung kaum imStande, nothdürftig mit der Zeit mitzugehen, müſſen wir darauf verzichten, zierlich und elegant, wie etwa ein Offizier von den ges lehrten Waffen, zu ſchreiben. Wer ſelbſt, wie VIII wir, in der Linie bient, wird wiffen , wie wenig Zeit einem Offizier dieſer Truppe übrig bleibt, um fie ſeinen Nebenbeſchäftigungen widmen zu fönnen. Geſtrenge Herren bitten wir, den Rath Michel Montaigne's zu befolgen, den dieſer freigebig Jedem ertheilt, dem ſein Unſtern ein Buch , das ihm nicht genügt, in die Hände führt. Bromberg, im Auguſt 1828.