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Handbuch Archiv: Geschichte, Aufgaben, Perspektiven PDF

299 Pages·2016·3.54 MB·German
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Handbuch Archiv Geschichte, Aufgaben, Perspektiven Marcel Lepper / Ulrich Raulff (Hg.) Redaktion und Bibliographie: Tanja Kunz, Simone Waidmann, Julia Katharina Waltke J. B. Metzler Verlag IV Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem, säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http:// dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-476-02099-4 Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © 2016 J. B. Metzler Verlag GmbH www.metzlerverlag.de [email protected] Einbandgestaltung: Finken & Bumiller, Stuttgart (Foto: David Parker / Alamy; aus den National Archives, Kew) Satz: Claudia Wild, Konstanz in Kooperation mit primustype Hurler GmbH Druck und Bindung: C. H. Beck, Nördlingen Printed in Germany V Inhalt Vorwort.................................. VII IV A rchivmaterial.................... 125 I E rfindung des Archivs............ 1 1 Archiv und Medium................... 125 Knut Ebeling 1 I dee des Archivs....................... 1 Marcel Lepper, Ulrich Raulff 2 Akten ............................... 131 Alexandra Kemmerer 2 Archivarische Gewaltenteilung.......... 9 Hermann Lübbe 3 Nachlässe ............................ 143 Ulrich von Bülow 3 Archivprobleme....................... 17 Petra Gehring 4 Sammlungen ......................... 152 Markus Friedrich 4 Archivmetapher....................... 21 Martin Stingelin 5 Pressearchive ......................... 162 Joachim Zeller II A rchivgeschichte ................. 29 6 Archivierung audiovisueller Medien in Deutschland ....................... 168 1 Altertum............................. 29 Anna Bohn/Martin Koerber Stefan Rebenich 7 Digitale Dokumente im Archiv.......... 178 2 Mittelalter und Frühe Neuzeit........... 40 Heinz Werner Kramski Martial Staub 3 Aufklärung und Historismus............ 45 V A rchivpraktiken................... 199 Anett Lütteken 1 Bestandspolitik ....................... 199 4 G eschichte des Archivs im  Michael Hollmann 20. Jahrhundert ....................... 57 Nicolas Berg 2 Erschließung ......................... 207 Angelika Menne-Haritz III Archivpolitik...................... 77 3 Bestandserhaltung..................... 218 Andrea Pataki-Hundt 1 Archivlandschaft...................... 77 Andreas Pilger 4 Ausstellung........................... 225 Heike Gfrereis 2 Archivische Grundversorgung – die Staatsarchive ...................... 90 VI P roduktivität des Archivs........ 237 Hartmut Weber 3 Archivproliferation.................... 99 1 Posthume Präsenz: Zur Ideengeschichte Ulrich van Loyen des literarischen Archivs ............... 237 Detlev Schöttker 4 Archiv und Recht ..................... 107 Anna-Bettina Kaiser 2 Historische Produktivität............... 246 Annika Wellmann-Stühring 5 Gedächtnis und Gegen-Gedächtnis: das Archiv zwischen Rache und 3 Philologische Produktivität . . . . . . . . . . . . . 258 Gerechtigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 Hubert Thüring Ulrich Raulff VI Inhalt VII A nhang............................ 273 1 Autorinnen und Autoren............... 273 2 Bildnachweis ......................... 275 3 A bkürzungsverzeichnis ................ 276 4 Personenregister ...................... 278 5 Sachregister .......................... 283 VII Vorwort Archiv, Bibliothek und Museum sind drei entschei- Leibniz-Briefwechsel in der Niedersächsischen Lan- dende Institutionen, die mit der Erwerbung, Er- desbibliothek Hannover, die Tagebücher der Anne schließung, Bewahrung, Erforschung und Vermitt- Frank, die Rigveda-Manuskripte in Pune, der Fonds lung dessen befasst sind, was man gemeinhin ›Kul- José Martí in Havanna, die Archive der Convention turgut‹, ›kulturelles Erbe‹ oder ›cultural property‹ for a Democratic South Africa, die Werke von Ibn Si- nennt. Schon die Heterogenität dieser Begriffe zeigt na in der Süleymaniye-Bibliothek in Istanbul, und an, wie komplex der Gegenstandsbereich zu denken die Radziwill-Archive in Weißrussland, Finnland, ist. Stehen die Begriffe ›Kulturgut‹, ›kulturelles Erbe‹ Litauen, Polen, der Russischen Föderation und der und ›cultural property‹ jeweils in einem so starken Ukraine. wie schwierigen Verhältnis zu Begriffen von Staat, Schon der erste Blick auf die Auszüge aus der Liste Nation, Territorialität und Souveränität, so ergeben des Weltdokumentenerbes zeigt Strukturmerkmale sich Konflikte nicht nur aus konkurrierenden An- von Archiven – im Vergleich mit Bibliotheken: Ers- sprüchen, sondern auch aus ethnischen, religiösen tens haben Archive mit unikalem, mit einmaligem oder sprachlichen Definitionen dessen, was Völker, und einzigartigem Material zu tun – dies nicht aus- Gesellschaften und Gemeinschaften innerhalb von schließlich, aber strukturrelevant: Den Fonds José oder quer zu Nationalstaaten konstituiert. Das Kon- Martí gibt es nur einmal, und keine Edition, keine zept des ›kulturellen Erbes‹ dagegen, das häufig un- Digitalisierung kann den Leibniz-Briefwechsel im zulässig mit der angelsächsischen Begriffstradition Original ersetzen. Zweitens sind Archive heterogener des ›cultural heritage‹ kurzgeschlossen wird, ist in angelegt als Bibliotheken: Bücher werden nicht nur, Deutschland nicht ohne historische Erläuterungen aber auch für Bibliotheken geschrieben, und für ver- verwendbar. vielfältigtes, marktförmig gehandeltes Material las- Verweist der Begriff ›cultural heritage‹ in seiner sen sich leichter übergreifende Verfahrens- und Ord- gegenwärtigen Verwendung auf den UNESCO- nungsweisen finden. Die Systematik von Archiven Sprachgebrauch nach 1945, so geht es weniger um geht stärker aus ihrer je eigenen Genese, aus ihrer die Monopolisierung von Gütern als vielmehr deren Materialstruktur, aus ihrer Politik und ihren Kontin- Schutz für die und im Sinne der Menschheit. Dem- genzen hervor und ist weniger übertragbar als eine gegenüber ist der Begriff ›cultural property‹ stärker bibliothekarische Klassifikation, auch wenn formale auf politische und rechtliche Fragen in und nach in- Regeln für Mindeststandards in Archiven sorgen ternationalen Konflikten ausgerichtet – etwa im Be- können. Drittens lassen sich Archive schwerer zen- reich der Provenienzforschung und der Restitution. tralisieren oder universalisieren als Bibliotheken: Sie So wurde bei der UNESCO 1978 das Intergovern- sind häufiger an Orte und Territorien, an spezifische mental Committee for Promoting the Return of Cul- Entstehungsbedingungen und Entstehungsabsichten tural Property to its Country of Origin or its Resti- gebunden und nur so les- und verstehbar. tution in Case of Illicit Appropriation (ICPRCP) ein- Diese drei Merkmale haben Archive mit Museen gesetzt. 1992 begründete die UNESCO eine eigene durchaus gemeinsam. Als viertes tritt hinzu, was die Liste für das sogenannte ›Weltdokumentenerbe‹, die UNESCO-Liste verbirgt: Archive enthalten zu einem im Rahmen des Programms Memory of the World ge- überwiegenden Teil gerade nicht prominentes, kano- führt wird. Dazu zählen exemplarische Bestände: nisches Material wie Bibliotheken und Museen, Manuskripte des Mabo-Prozesses in Australien, in sondern unpublizierte, obskure Zeugnisse in stän- dem es um die Landrechte der indigenen Bevölke- dig wachsenden Mengen. Archiven wird deshalb rung ging, das Sklavenregister der Britischen Karibik häufig unterstellt, die dokumentarische Kehrseite der aus dem frühen 19. Jahrhundert, das Archiv der Nie- Machtrepräsentation zu verwahren: Vergessene, ver- derländischen Westindien-Kompanie, die Akten des drängte, geächtete Literatur, unbrauchbar geworde- Großen Sekretariats der Qing-Dynastie im Palast- ne Zeichensysteme, schwer zugängliche Codes, Ak- museum in Peking, der Goethe-Nachlass im Goethe- ten, aus denen sich erst in langen Serien ein lesbares und Schiller-Archiv der Klassik Stiftung Weimar, der Muster ergibt. Die Dialektik von Singularität und VIII Vorwort Masse, von Kanon und Trash, von Öffentlichkeit und das Handbuch nur in Ansätzen eingehen. Die Aus- Obskurität ist für die Archive und ihre Materialpoli- spähung und Speicherung großer Datenmengen tik konstitutiv. muss in den kommenden Jahren zu einer genaueren Das hat Folgen für das Verständnis von Archiven. Beschreibung des Verhältnisses zwischen öffent- Archivdefinitionen sind in hohem Maße anfällig für lichen und privaten, zugänglichen und unzugänglich metaphorische Wendungen. Zwei davon gehen be- gehaltenen Archivstrukturen führen. Sicherheits- reits aus dem UNESCO-Zusammenhang hervor: dienstliche und privatwirtschaftliche Datensamm- ›Erbe‹ und ›Gedächtnis‹. Obwohl beide Metaphern lungen überholen konventionelle Archive nicht, aber die retrospektive Position der Archive betonen, sie treten zu ihnen massiver als bislang angenommen weicht die politische Problematik einer ökonomi- in Konkurrenz und konfrontieren Archive mit der schen oder biologischen Erbmetapher deutlich von Frage nach ihrer Relevanz und ihrem Profil. den Implikationen einer psychologischen Gedächt- Die Kontroversen um urheberrechtliche Fragen nismetapher ab. Das gilt erst recht für Metaphern des im Netz haben dafür gesorgt, dass zwischen das un- ›Schatzes‹ und des ›Speichers‹, die den Wert unikaler seriöse Versprechen der Komplettdigitalisierung und Dokumente betonen, vor äußeren und inneren Be- das nostalgische Lob der Archivmaterialität ein brei- drohungen warnen und die Notwendigkeit öffent- tes Spektrum differenzierter Positionen getreten ist. licher Ausgaben verdeutlichen. Zugleich ist das Lem- Nicht zuletzt das international aufgefächerte Urhe- ma ›Archiv‹ selbst in den Metaphernvorrat der Kul- berrecht bedingt es, dass der schlichte Appell an die turtheorie eingegangen. Zwischen der Theoriekar- Archive, ›alles zu digitalisieren und ins Netz zu stel- riere der Rede vom ›Archiv‹ und der institutionellen len‹, durch politisch, juristisch, hermeneutisch und Praxis der Archive liegt ein Graben wechselseitiger technologisch angemessenere Äußerungen abgelöst Missverständnisse, den es zu kartieren und reflek- werden muss: Was hieße im Archiv ›alles‹? Das tiert zu überbrücken gilt. UNESCO-Programm Memory of the World, das auf Anfällig für Missverständnisse und metaphorische einer Konferenz in Vancouver 2012 die Frage der di- Kurzschlüsse ist erst recht das Problemfeld von Ar- gitalen Langzeitarchivierung gestellt hat, zeigt, in chiv und digitalen Erzeugnissen. Während die Digi- welchem Spagat sich Archive weltweit befinden: talisierung von Handschriften und Akten zu einem zwischen universalem Anspruch und partikularen Gemeinplatz in politischen Anforderungskatalogen Programmen. Globale Strategien, die über ambitio- geworden ist, prägen sich in den Geistes- und Kultur- nierte Einzelprojekte hinausragen, liegen in weiter wissenschaften wie auch in der öffentlichen Debatte Ferne und können auch nicht in allen Fällen wün- komplementäre Affekte aus, die sich auf das aurati- schenswert sein. Schon auf nationaler Ebene erweist sierte, materiale Objekt richten. Großprojekte wie das sich der Bereich der Archive als so vielgestaltig, dass in San Francisco angesiedelte Internet Archive zwischen übergreifender Programmatik und der Po- (https://archive.org/) sind nach ihren eigenen Selbst- litik der einzelnen Archive erhebliche Diskrepanzen beschreibungen eher digitale Bibliotheken. Wenn Ar- bestehen. chive von digitalen Objekten sprechen, dann meinen Das vorliegende Handbuch will unter diesen Be- sie so unterschiedliche Problemkomplexe wie obsole- dingungen des Umbruchs kein Archivführer sein, te Hard- und Software, gescannte Dokumente, Meta- auch kein Handbuch der Archivkunde oder der his- daten in Online-Katalogen, digital produzierte Zeug- torischen Propädeutik. Wendet es sich gleicherma- nisse öffentlichen oder privaten Charakters, darunter ßen an Studierende und Lehrende, Forschende und Blogs, E-Mails und Textdateien mit ihren Redigatstu- Archivare in den »Humanities«, so ist es doch kein fen, nicht zuletzt aber auch edierte Texte und linguis- Lehrbuch für die archivarischen und archivwissen- tische Korpora in Datenbanken. Es gehört zu den schaftlichen Studien- und Ausbildungsgänge. Es will Aufgaben des Handbuchs, den verkürzten Debatten aber auch nicht, wie in den kulturwissenschaftlichen eine begriffliche und technologische Problematisie- Fächern in der Vergangenheit zuweilen praktiziert, rung entgegenzustellen. vor den Grenzen der Institutionen stehen bleiben Auf aktuelle, politisch brisante Diskussionen, die und bloße Metaphorologie betreiben. Das Archiv als seltener unter dem Begriff der Archivierung, häufi- Forschungsinstitution und als Forschungsgegenstand ger unter dem Begriff der Speicherung geführt wer- soll stattdessen nach Idee und Institution, Theorie den und die sich auf die Datenerhebung der Geheim- und Praxis, Begriff und Metapher perspektiviert wer- dienste, auch auf die Politik großer, privatwirtschaft- den. Das Handbuch setzt auf die konzentrierte Ein- licher Digitalanbieter und Dienstleister richten, kann beziehung von Forschungsergebnissen aus den his- Vorwort IX torischen und philologischen Fächern, aus Kultur- Problemzusammenhänge von Archiv und Recht ent- und Rechtswissenschaften, Ethnologie und Anthro- faltet Anna-Bettina Kaiser (III.4). Ulrich Raulff öff- pologie. Wert legen die Herausgeber auf die Pluralität net das Feld auf die Funktionen hin, die Archive in archivarischer Ansätze, Tätigkeiten und Objektbezü- internationalen politischen Kontexten einnehmen ge. Globalen Archivgeschichten des 21. Jahrhunderts (III.5). können und wollen sie nicht vorgreifen. Theoretiker und Praktiker haben ihre Archiv- Das Konzept verbindet historische mit systemati- zugänge, die in ihrer Unterschiedlichkeit im Hand- schen Zugängen. Muss sich das Handbuch aus buch profiliert werden sollen. Knut Ebeling eröffnet Gründen des Umfangs im historischen Teil auf den das vierte Kapitel »Archivmaterial« mit theoreti- deutschsprachigen, in zweiter Linie auf den europäi- schen Linien zur medialen Konstitution von Archi- schen Kontext konzentrieren, so bieten die systema- ven (IV.1). Alexandra Kemmerer beschreibt unter tischen Kapitel die Möglichkeit, unabhängig von dem Stichwort »Akten« eine Gattung, die nicht nur den Gründungsszenarien und Sammlungsprogram- in Staatsarchiven eine zentrale Rolle spielt (IV.2). men einzelner Archive den Blick auf funktionale Zu- Den Gegenpol auf der Gattungsskala, den Nachlass, sammenhänge zu lenken. Der Weg führt von pro- charakterisiert Ulrich von Bülow in historischer und blembezogenen zu infrastrukturellen Ansätzen. Im systematischer Hinsicht (IV.3). Markus Friedrich be- ersten Kapitel zur »Erfindung des Archivs« erläutern schreibt den komplexen Bereich der Sammlungen in die Herausgeber zunächst die konzeptuellen und der Vorgeschichte und Binnenstruktur von Archiven ideengeschichtlichen Bedingungen der Prozesse, die (IV.4). Pressearchive und audiovisuelle Archive wer- sich in Archiven vollziehen (I.1). Hermann Lübbe den in den Beiträgen von Joachim Zeller (IV.5) sowie nähert sich aus institutionentheoretischer Sicht dem Anna Bohn und Martin Koerber (IV.6) vorgestellt. modernen Archiv (I.2). Petra Gehring fasst das Ar- Heinz Werner Kramski schließlich legt strukturelle chivproblem philosophisch (I.3), während Martin und technologische Linien durch den Problemkom- Stingelin sich aus philologischer Perspektive der Ar- plex der digitalen Dokumente im Archiv (IV.7). chivmetaphorik annimmt (I.4). Das zweite Kapitel, Die institutionelle und mediale Perspektive wird das einen verdichteten historischen Überblick für ergänzt durch das fünfte Kapitel, das sich auf die den deutschsprachigen Raum und den europäischen Praktiken im Archiv konzentriert. Über bestands- Kontext bietet, setzt mit Stefan Rebenichs Rekon- politische Aspekte denkt Michael Hollmann nach struktion der Frühgeschichte von Archiven im Mit- (V.1). Angelika Menne-Haritz bietet eine terminolo- telmeerraum ein (II.1). Martial Staub wirft einen gische und praktische Einführung in den Bereich Blick auf vormoderne europäische Archive (II.2), der Erschließung (V.2). Gegenwärtige Herausforde- während Anett Lütteken ausführlich die Konstituie- rungen im konservatorischen Bereich beschreibt rung von Archivstrukturen im 18. und 19. Jahrhun- Andrea Pataki-Hundt (V.3). Heike Gfrereis führt auf dert beschreibt (II.3). Nicolas Berg schließlich wid- das Terrain der Ausstellung im und aus dem Archiv met sich der europäischen Archivgeschichte des 20. (V.4). und 21. Jahrhunderts (II.4). Das sechste Kapitel bietet komplementär dazu die Systematische Aspekte können in den histori- Perspektive der externen Akteure, die auf das Archiv schen Abrissen nur in knappen Hinweisen angedeu- treffen. Detlev Schöttker konturiert Poetiken, wie sie tet werden. Die notwendige Vertiefung erfolgt im sich im Zusammenspiel von Autoren, Werkkonzep- dritten Kapitel zur »Archivpolitik«. Werden öffent- ten und Archivstrukturen ausprägen (VI.1). Annika liche Archivfunktionen in Deutschland und, verglei- Wellmann-Stühring nimmt die Arbeit der Historiker chend hinzugezogen, in verschiedenen Ländern Eu- im Archiv unter die Lupe (VI.2), Hubert Thüring be- ropas ausführlich behandelt, so muss dies in interna- schreibt die philologische Tätigkeit im Archiv (VI.3). tionalen Kontexten und im Vergleich zwischen pri- Den Herausgebern ist bewusst, dass die Glie- vaten und staatlichen Praktiken, zwischen Profession derung um eine Reihe von Aspekten ergänzt werden und Liebhaberei geschehen. Andreas Pilger entwirft könnte: um globale und lokale Archivphänomene des eine Karte der Archivlandschaft in ihrer institutio- 21. Jahrhunderts, um die nähere Untersuchung der nellen Differenzierung (III.1), so dass sich Hartmut Interaktion zwischen archivarischer und bibliotheka- Weber dem Monopol der modernen Staatsarchive rischer Forschung, um eine Weltliteraturgeschichte zuwenden kann (III.2). Ulrich van Loyen beschreibt der Archivfiktionen, um das Verhältnis der bildenden die inoffizielle und subversive Gegenwelt der Privat- Künste zum Archiv. Die ausführlichen Forschungs- archive, der Klein- und Spezialarchive (III.3). Die bibliographien und die Register im Anhang des X Vorwort Handbuchs bieten die Möglichkeit, Teilaspekte un- dem Handbuch Museum eine Trias. Der Dank der abhängig von der Gliederung zu erschließen. Das Herausgeber gilt Oliver Schütze und Sabine Matthes, Handbuch mag einen bescheidenen Teil seiner Auf- Metzler Verlag, für die umsichtige und geduldige Be- gabe erfüllt haben, wenn es das Bewusstsein für be- treuung des Handbuchs, das aufgrund seiner fächer- griffliche Differenzen und für konkurrierende Ver- übergreifenden Perspektive eine lange Entstehungs- ständnisweisen im Umgang mit Archiven schärft. Die zeit zu verzeichnen hat. Ebenso danken die Heraus- Zukunft der Archive liegt, das soll aus den folgenden geber der Redaktion, in besonderer Weise Tanja Kapiteln deutlich werden, in einer multilateralen Po- Kunz, Berlin, Simone Waidmann, Stuttgart, und Julia litik, die über widerstreitende Traditionen und Inte- Katharina Waltke, Stuttgart, für ihr unermüdliches ressen nicht hinweggeht, sondern sie begrifflich re- Engagement und ihr sorgfältiges Redigat. flektiert und wechselseitig moderiert. Das Handbuch Archiv aus dem Metzler Verlag bil- Marbach, im Februar 2016 det zusammen mit dem Handbuch Bibliothek und Marcel Lepper, Ulrich Raulff

Description:
Institution Archiv gestern, heute und morgen. Was macht Archive so wichtig? Als politisches und kulturelles Gedächtnis initiieren und beherbergen sie zum einen Forschung, zum anderen führen sie den öffentlichen Dialog. Die Idee des Archivs und die Institution, Theorie und Praxis, Begriff und Meta
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