Dagmar Vogel Habitusreflexive Beratung im Kontext von Schule Ein Weg zu mehr Bildungsgerechtigkeit Habitusreflexive Beratung im Kontext von Schule Dagmar Vogel Habitusreflexive Beratung im Kontext von Schule Ein Weg zu mehr Bildungsgerechtigkeit Dagmar Vogel Mainz, Deutschland Dissertationsschrift, angenommen an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bielefeld unter dem Titel: „Habitusreflexive Beratung von angehenden Lehrerinnen und Lehrern“. ISBN 978-3-658-25434-6 ISBN 978-3-658-25435-3 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-25435-3 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. 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Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Springer VS ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Danksagung Dieses Werk konnte nur entstehen, weil mir Menschen zur Seite standen, die mir ein verlässliches, fürsorgliches, haltendes, inspirierendes und professionelles Ge- genüber waren. Ihnen möchte ich an dieser Stelle danken: Meiner Betreuerin, Frau Prof. Dr. Katharina Gröning, gilt mein besonderer Dank. Sie hat mein Interesse für die Beschäftigung mit dem bildungssoziologi- schen Werk Bourdieus geweckt und mich dazu inspiriert, den Fragen nach Macht- und Ungleichheitsverhältnissen, nach Gerechtigkeit und Solidarität im Hinblick auf Beratung im Kontext von Schule nachzugehen. Ihre beratungswis- senschaftliche Expertise hat mich bereichert. Ihre Impulse haben mich nachhaltig zum Nachdenken angeregt. Ihre mir entgegengebrachte Wertschätzung hat mich gestärkt und motiviert. Ich danke Frau Prof. Dr. Saskia Bender, die mir als interessierte Zweitgut- achterin zur Seite stand. Mein Dank gilt außerdem meinen Referendarinnen und Referendaren. Der alltägliche Blick in ihren Unterricht und die Begleitung ihrer ersten Schritte als angehende Lehrerinnen und Lehrer haben in mir das Interesse geweckt, die dabei gemachten Beobachtungen vertieft verstehen zu wollen, und in mir den Wunsch heranreifen lassen, die im Forschungsprozess generierten Erkenntnisse in die Lehrerbildung einfließen zu lassen. Besonders danke ich meinem Mann. Ohne seine Ermutigung, seine Fürsor- ge, seine Geduld und seine Fähigkeit, mir Halt zu geben und Stütze zu sein, hätte ich dieses langjährige Dissertationsprojekt nicht zum Abschluss bringen können. Ihm ist dieses Werk gewidmet. Dagmar Vogel Inhalt Einleitung ............................................................................................................ 1 1 Die Bildungssoziologie Pierre Bourdieus ............................................... 5 1.1 Einleitung .................................................................................................. 5 1.2 Ungleiche Zugangschancen zur Bildung ................................................... 9 1.2.1 Objektive Bildungschancen ......................................................... 9 1.2.2 Subjektive Bildungschancen ..................................................... 14 1.2.3 Entscheidung für Studienfach und Bildungseinrichtung ........... 16 1.2.4 Studiendauer und Studienfinanzierung ...................................... 24 1.2.5 Familiale Bildung ...................................................................... 27 1.2.6 Anlage-Sinn als Form der Distinktion ....................................... 32 1.2.7 Schulische Beurteilungen .......................................................... 37 1.2.8 Kulturelles und soziales Kapital versus Humankapital ............. 39 1.3 Reproduktion und Reproduktionsstrategien ............................................ 41 1.4 Schulische Beurteilungen als soziale Auslese ......................................... 46 1.5 Eliminierung und Selbsteliminierung ...................................................... 50 1.6 Bildungstitel und soziale Position ........................................................... 53 1.7 Rationale-demokratische Pädagogik ....................................................... 60 1.8 Die Rekrutierung und Funktion der Lehrer ............................................. 63 1.9 Fazit ......................................................................................................... 70 2 Aktuelle Konzepte vom Lernen ............................................................ 77 2.1 Einleitung ................................................................................................ 77 2.2 Lernen als Praxis sozialer Subjekte und systemtheoretische/(radikal)konstruktivistische Konzepte ...................... 78 2.3 Lebenslanges Lernen aus gouvernementalitätstheoretischer Sicht .......... 81 2.3.1 Die Implementierung „Lebenslangen Lernens“ in Deutschland ............................................................................... 81 2.3.2 Der gouvernementalitätstheoretische Ansatz Michel Foucaults und „Lebenslanges Lernen“ ...................................... 85 2.4 Lernen aus neurowissenschaftlicher Sicht ............................................... 90 2.5 Fazit ......................................................................................................... 94 VIII Inhalt 3 Habitusgenese – ein bindungs- und rollentheoretisch fundierter Verstehenszugang .................................................................................. 97 3.1 Einleitung ................................................................................................ 97 3.2 Bindungstheoretisch fundierter Verstehenszugang ............................... 102 3.2.1 Reifungsprozesse und fördernde Umwelt – Donald Woods Winnicott ................................................................................. 102 3.2.2 Lernen durch Erfahrung – Wilfred Bion ................................. 107 3.2.3 Affektregulierung, Mentalisierung und die Entwicklung des Selbst – Peter Fonagy .............................................................. 110 3.2.4 Der Kampf um Anerkennung – Axel Honneth ........................ 115 3.3 Rollentheoretisch fundierter Verstehenszugang .................................... 126 3.3.1 Rollengebundene und institutionalisierte Abwehr – Stavros Mentzos ...................................................................... 126 3.3.2 Das Ich und die Anpassungsmechanismen – Paul Parin ......... 137 3.4 Bedeutung der bindungs- und rollentheoretischen Ansätze für die Habitusgenese ........................................................................................ 144 4 Systematik pädagogischen Handelns unter Berücksichtigung bindungs- und rollentheoretischer Ansätze ....................................... 155 4.1 Einleitung .............................................................................................. 155 4.2 Die Bedeutung bindungstheoretischer Ansätze für das pädagogische Handeln im Kontext von Schule ............................................................ 157 4.2.1 Winnicott: Halten – Schaffen eines potenziellen Raumes – Spiegeln – Verlässlichkeit garantieren .................................... 157 4.2.2 Bion: einfühlen und sich berühren lassen – Transformation negativer Affekte – alternatives Fühlen und Denken ermöglichen ............................................................................. 161 4.2.3 Fonagy: Mentalisieren als interaktiver Prozess – Lernen durch Bindungssicherheit – mentalisierende Klassengemeinschaft ............................................................... 164 4.2.4 Honneth: professionelle Form emotionaler Anerkennung – gleiches Recht auf Bildung als Menschenrecht – institutionelle Anerkennung durch Nichtgleichbehandlung von Schülern ..... 167 4.3 Die Bedeutung rollentheoretischer Ansätze für das pädagogische Handeln im Kontext von Schule ............................................................ 179 4.3.1 Mentzos: „Entpersönlichung“ des Lehrers und ritualisierter Unterricht zur Herstellung institutionskonformen Verhaltens ................................................................................ 179 Inhalt IX 4.3.2 Parin: Umsetzung der Sozialisations- und Allokationsfunktion von Schule mittels Sanktions- und Selektionsmechanismen – Reüssieren durch Beherrschen des „heimlichen Lehrplans“ .................................................... 183 4.4 Fazit ....................................................................................................... 187 5 Milieuspezifische und berufssozialisatorische Habitus von Lehrern .......................................................................................... 191 5.1 Einleitung .............................................................................................. 191 5.2 Milieuspezifische Habitus von Lehrern ................................................. 192 5.2.1 Die Forschungslage ................................................................. 192 5.2.2 Theoretische und methodologische Grundlagen ..................... 193 5.2.3 Milieuspezifische Bildungspraktiken und -auffassungen ........ 198 5.2.4 Milieuspezifische Habitusmuster von Lehrern ........................ 202 5.2.5 Disparitäten zwischen Lehrerhabitus und den aus den bindungstheoretischen Ansätzen gewonnenen Dimensionen pädagogischen Handelns von Lehrern ..................................... 206 5.3 Berufssozialisatorische Habitus von Lehrern ........................................ 209 5.3.1 Die formale Struktur des Vorbereitungsdienstes ..................... 209 5.3.2 Die inhaltliche Struktur des Vorbereitungsdienstes ................. 212 5.3.3 Die Forschungslage ................................................................. 213 5.3.4 Abgeschlossene Forschungsarbeit ........................................... 218 5.3.4.1 Forschungsfrage – Leitfadeninterviews als Datengrundlage mit methodologischem Vorgehen – Auswertung des Datenmaterials ................................ 218 5.3.4.2 Forschungsergebnisse ................................................ 221 5.4 Fazit ....................................................................................................... 230 6 Habitusreflexive Beratung im Kontext von Schule als Beitrag zu einer rationalen-demokratischen Pädagogik ................................ 233 6.1 Einleitung .............................................................................................. 233 6.2 Beratung von Schülern und Eltern – die Entwicklungslinien der Schulberatung seit 1970 ......................................................................... 237 6.2.1 Die Schulberatung im Strukturplan für das Bildungswesen des Deutschen Bildungsrates 1970 .......................................... 237 6.2.1.1 Die Einsetzung des Deutschen Bildungsrates ............ 237 6.2.1.2 Die Schulberatung im Strukturplan für das Bildungswesen ........................................................... 240 X Inhalt 6.2.1.3 Bewertung des Beratungsverständnisses im Strukturplan für das Bildungswesen aus beratungswissenschaftlicher Sicht ............................. 242 6.2.2 Die Schulberatung bei Kurt Aurin ........................................... 249 6.2.2.1 Kurt Aurin – zur Person und Forschungstätigkeit ..... 249 6.2.2.2 Darstellung der Schulberatung bei Kurt Aurin .......... 250 6.2.2.3 Bewertung des Beratungsverständnisses Aurins aus beratungswissenschaftlicher Sicht .......................................... 257 6.2.3 Die Schulberatung bei Walter Hornstein ................................. 261 6.2.3.1 Walter Hornstein – zur Person und Forschungstätigkeit .................................................... 261 6.2.3.2 Darstellung der Schulberatung bei Walter Hornstein ........................................................ 263 6.2.3.3 Bewertung des Beratungsverständnisses Hornsteins aus beratungswissenschaftlicher Sicht ....................... 269 6.2.4 Die Schulberatung bei Thea Sprey .......................................... 273 6.2.4.1 Thea Sprey – zur Person und Forschungstätigkeit ..... 273 6.2.4.2 Darstellung der Schulberatung bei Thea Sprey .......... 275 6.2.4.3 Bewertung des Beratungsverständnisses Spreys aus beratungswissenschaftlicher Sicht ............................. 280 6.2.5 Die Weiterentwicklung der Schulberatung von 1990 bis heute ................................................................................... 285 6.2.5.1 Zielsetzung ................................................................. 285 6.2.5.2 Die klientenzentrierte/personzentrierte Beratung ...... 285 6.2.5.3 Die systemische Beratung .......................................... 291 6.2.5.4 Die lösungsorientierte Beratung ................................ 297 6.2.6 Zwischenfazit .......................................................................... 302 6.3 Die Beratung von Lehrerinnen und Lehrern – Lehrersupervision ......... 308 6.3.1 Begründung einer habitusreflexiven Beratung von Lehrerinnen und Lehrern ......................................................... 308 6.3.2 Habitusreflexive Beratung von Lehrerinnen und Lehrern als Bestandteil der Lehrerbildung ............................................ 310 6.3.3 Die Forschungslage zur Wirksamkeit von Supervision in der Lehrerbildung .................................................................... 312 6.3.4 Zwischenfazit .......................................................................... 318 6.4 Die Beratung von Schule als Organisation ............................................ 319 6.4.1 Der Beratungsdiskurs nach PISA 2000 ................................... 319 6.4.2 Korporatismus im Schulwesen ................................................ 323 6.4.3 Zwischenfazit .......................................................................... 326 Inhalt XI 7 Zusammenführung der Erkenntnisse und Empfehlungen .............. 329 Literaturverzeichnis ....................................................................................... 339 Verzeichnis der Internetquellen .................................................................... 367 Hinweis der Autorin: In diesem Werk wurde aus Gründen der Texteffizienz und des Leseflusses i. d. R. das generische Maskulinum genutzt. Selbstverständlich sind damit immer beide Geschlechter gemeint. Im Einzelfall kann durch die explizite Nennung der bei- den geschlechtsspezifischen Formen hiervon abgewichen werden. An Textstel- len, an denen ausschließlich die männliche bzw. weibliche Form gemeint und das jeweils andere Geschlecht nicht mitgedacht ist, erschließt sich dies aus dem Kontext.