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Gustav Landauer als Schriftsteller: Sprache, Schweigen, Musik PDF

392 Pages·2017·3.256 MB·German
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Conditio Judaica 81 Studien und Quellen zur deutsch-jüdischen Literatur- und Kulturgeschichte Herausgegeben von Hans Otto Horch in Verbindung mit Alfred Bodenheimer, Mark H. Gelber und Jakob Hessing Corinna R. Kaiser Gustav Landauer als Schriftsteller Sprache, Schweigen, Musik D 61 ISBN 978-3-11-026141-7 e-ISBN (PDF) 978-3-11-026183-7 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-039541-9 ISSN 0941-5866 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2014 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Druck: CPI books GmbH, Leck ∞ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com Music is beautiful. Since the beginning of time, we (the Jews) have been looking for a new way of speaking. We often blame our treat- ment throughout history on terrible misunderstandings. (Words never mean what we want them to mean.) If we communicated with something like music, we would never be misunderstood, because there is nothing in music to understand. This was the origin of Torah chanting and, in all likelihood, Yiddish – the most onomatopoetic of all languages. It is also the reason that the elderly among us, par- ticularly those who survived a pogrom, hum so often, indeed seem unable to stop humming, seem dead set on preventing any silence or linguistic meaning in. But until we find this new way of speaking, until we can find a nonapproximate vocabulary, nonsense words are the best thing we’ve got. Ifactifice is one such word. Jonathan Safran Foer: Everything Is Illuminated Inhalt Zur Entstehung und Dank ............................................................................ 1 1 Gustav Landauer: Prosaiker, Sprachskeptiker und Musikliebhaber ...... 5 2 »… das Wort ist nicht mehr bloßer Satzbestandteil, es ist der Mosesstab, der die Felsen spaltet und Quellen rieseln lässt« ................ 29 2.1 Die jüdische Suche nach dem neuen Sprechen .............................. 29 2.2 Das Instrumentarium der literarischen Sprachskepsis: Schweigen, Intertextualität, Intermedialität ................................... 61 3 Die fremd-eigene Sprache – Intertextualität .......................................... 81 3.1 Schrift-Sprach-Erwerb: Juvenilia (1883–86), Glück (1888) und Hilde Hennings (1890) ........................................................... 81 3.2 Schreiben als Montieren: Ein Knabenleben (1891) ....................... 93 4 Schweigen ............................................................................................. 105 4.1 Vielsagendes Schweigen: Frau Tolle (1890/91) ........................... 105 4.2 Das Schweigen predigen: Der Todesprediger (1892) ................... 122 5 Der eigene Ton – Intermedialität ........................................................... 155 5.1 Lesen, Schreiben, Schweigen, Musizieren: Geschwister (1890) ... 155 5.2 Märchen-Sprache Gottes: Der Kinderdieb (1891) ......................... 192 5.3 Mystische Töne: Lebenskunst (1893) und Arnold Himmelheber (1903) ............................................................................................ 204 5.4 Nach der babelschen Sprachverwirrung: Lebendig tot (1899) ...... 246 5.5 Die Form macht die Musik: Nach Jahren (1900) .......................... 276 6 Eine neue Art des Sprechens? ............................................................... 293 6.1 Märchen-Traumsprache: Der gelbe Stein (1909) .......................... 293 6.2 »la bomdiradschummeldadeililala« oder Sprachdenken nach dem Ende der Literatur .................................................................. 310 7 »Ganz und gar Sprache aber – Musik?« – Abschließende Betrachtungen ........................................................................................ 321 VIII Inhalt Siglen-, Abbildungs- und Literaturverzeichnis ............................................ 325 Siglen und Abkürzungen ....................................................................... 325 Abbildungen .......................................................................................... 326 Literaturverzeichnis ............................................................................... 327 Anhang ......................................................................................................... 355 I Von der Sprache des Dichters [undat.] .......................................... 355 II Textvarianten Lebenskunst (1893) und Arnold Himmelheber (1903) ............................................................................................ 362 Personenregister ........................................................................................... 379 Zur Entstehung und Dank Ich packe meine Bibliothek aus. Ja. Sie steht also noch nicht auf den Regalen, die leise Langeweile der Ordnung umwittert sie noch nicht. Ich kann auch nicht an ihren Reihen entlang schreiten, um im Beisein freundlicher Hörer ihnen die Parade abzu- nehmen. Das alles haben Sie nicht zu befürchten. Ich muß Sie bitten, mit mir in die Unordnung aufgebrochener Kisten, in die von Holzstaub erfüllte Luft, auf den von zerrissenen Papieren bedeckten Boden, unter die Stapel eben nach zweijähriger Dunkelheit wieder ans Tageslicht beförderter Bände sich zu versetzen, um von vornherein ein wenig die Stimmung, die ganz und gar nicht elegische, viel eher ge- spannte zu teilen, die sie in einem echten Sammler erwecken.1 Wissenschaftliches Arbeiten ist immer auch ein Sammeln: Über die Jahre kommen Ideen, Notizen, Datenbanken, Kopien, Bücher, Backup-Medien, Entwürfe, Korrekturen, Verworfenes, Wiederaufgenommenes und Unnützes zusammen. Dieses Buch ist das Ergebnis langen Sammelns und Schreibens, und ich habe meine Bibliothek oder Teile davon in elf Umzügen ein- und wie- der ausgepackt und über Land, Wasser und durch die Luft transportieren las- sen, nur um festzustellen, dass ein entscheidendes Buch, eine schwer zu be- schaffende Archivkopie, doch an einem anderen Ort geblieben war, sicher im Schutz der Dunkelheit einer Kiste. Düsseldorf, Jerusalem, Gießen, Oxford, New Brunswick, N.J., und schließlich wieder Düsseldorf sind die wichtigsten Stationen. Manchmal waren es aber auch nur ein schwerer Koffer und ein Notebook mit Dateien, die mit mir für längere oder kürzere Zeiten gereist sind in Archive oder zu Orten, an denen es sich angeregt arbeiten, ruhig schreiben und konzentriert korrigieren lässt: Amsterdam, Bredevoort, Beit Alfa, Frank- furt, Montreal, der Negev, New York, Tel Aviv, Toronto oder Yarnton. Überall haben KollegInnen, FreundInnen, BibliothekarInnen, ArchivarInnen und andere mich willkommen geheißen und unterstützt, und nicht allen kann hier namentlich gedankt werden – aufrichtig gedankt sei ihnen hiermit aber gewiss. 1 Walter Benjamin: Ich packe meine Bibliothek aus. Eine Rede über das Sammeln. In: Ders.: Gesammelte Schriften. Unter Mitw. von Theodor W. Adorno und Gershom Scholem hg. von Rolf Tiedemann und Hermann Schweppenhäuser. Bd IV.1: Kleine Prosa, Baudelaire-Übertragungen. Hg. von Tillman Rexroth. Frankfurt a. M.: Suhr- kamp 2004, S. 388–396, hier S. 388. 2 Zur Entstehung und Dank Das Interesse an den literarischen Texten Gustav Landauers, den ich nur als politischen Denker kannte, war in der Tat zuerst das einer Büchersammlerin, einer Bibliophilen, und ich danke dem Antiquar Burkhard Luner, der mir eines Tages einen schmalen, schlichten, noch ganz frischen roten Leinenband mit goldgeprägtem Titel und blassrotem Kopfschnitt schenkte: Landauers Novel- lenband Macht und Mächte, 1923 in der 2. Auflage in Köln bei Marcan Block erschienen. Durch den nicht ganz sauber ausgeführten Farbschnitt klebten viele Seiten noch leicht zusammen, und es war beim Durchblättern fühl- und ganz leise hörbar, dass zumindest dieses eine Exemplar weder in den 1920ern noch später je Beachtung gefunden hatte. Auch hatte es unbeschadet das Ver- bot aller Texte des Juden und Anarchisten Landauer durch die Nationalsozia- listen überstanden. Bald darauf fand an der Heinrich Heine Universität Düsseldorf ein von Bernd Witte und Gert Mattenklott, der die Veröffentlichung dieses Buches leider nicht mehr erlebt, organisiertes Kolloquium zu Gustav Landauer statt, an dem ich als Studentin des dortigen Germanistischen Instituts teilnahm. Die Vorträge von Thomas Regehly und Lorenz Jäger weckten erstmals mein wis- senschaftliches Interesse an Landauers literarischen Texten. Der folgende Austausch mit Christoph Knüppel war in der Anfangsphase meiner Forschung von großer Bedeutung, und ich danke ihm dafür. Zuvörderst danke ich jedoch Bernd Witte, der mein wissenschaftliches Inte- resse an Landauer in seiner Entwicklung unterstützte und eine Vorstudie als Magisterarbeit annahm. Intensive und umfassende Forschungen zu Primärtex- ten und die Entwicklung eines kohärenten Erklärungsmodells, das Landauers literarische Texte mit seinem Sprachdenken verbindet, führten zu der Disserta- tionsschrift. Bernd Wittes Betreuung zeichnete sich besonders aus durch die richtige Balance von Freiheit und Vertrauen, die er einer Nachwuchswissen- schaftlerin gewährte und entgegenbrachte, einerseits und fachlicher Anregung andererseits. Reinhold Görling als Zweitgutachter sowie Sebastian Löbner und Marion Aptroot, vor denen ich meine Forschung auch verteidigen durfte, dan- ke ich ebenfalls. Während der Anfänge der Promotionszeit in Düsseldorf wur- de ich zeitweise finanziell unterstützt durch ein Frauenförderstipendium der Philosophischen Fakultät der Universität, für das ich mich bedanke. Anfangs noch im Sekretariat des Germanistischen Instituts, später dann im Dekanat für Promotionsangelegenheiten zuständig, hat Mechthild Niehaus diese Arbeit von den Anfängen bis zum Ende aus der Nähe und Ferne begleitet. Für ihre immer zuverlässige und schnelle Hilfe danke ich ihr. Die Forschung zu und Niederschrift von entscheidenden Teilen der Unter- suchung fand jedoch am Franz Rosenzweig Minerva Zentrum für deutsch- jüdische Literatur- und Kulturgeschichte an der Hebräischen Universität Jeru- salem statt, das mir nicht nur über mehrere Jahre ein Stipendium gewährte, sondern vor allem ein anregendes Diskussionsklima mit wechselnden Fellows aus Israel, Deutschland und anderen Ländern schuf. Dem FRMRC und seinen

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