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Gruppenanalyse: Theorie, Praxis, Forschung PDF

197 Pages·1986·5.142 MB·German
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Dieter Sandner Gruppenanalyse Theorie, Praxis, Forschung mit Beitragen von D. Ohlmeier und F. Schwarz Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York Tokyo Dr. Dieter Sandner Dipl.-Psych. M. A. SchleiBheimer Str. 106III 8000 Munchen 40 ISBN-13: 978-3-540-16587-3 e-ISBN-13: 978-3-642-71247-0 DOl: 10.1007/978-3-642-71247-0 CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Sandner, Dieter: Gruppenanalyse : Theorie, Praxis, Forschung I D. Sandner. - Berlin; Heidelberg; New York; Tokyo: Springer, 1986. Das Werk ist urheberrechtlich geschutzt. Die dadurch begriindeten Rechte, insbesondere die der Ubersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf photomechanischem oder ahnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Die Vergiitungsanspriiche des § 54, Abs. 2 UrhG werden durch die "Verwertungsgesellschaft Wort", Munchen, wahrgenommen. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1986 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden durften. Produkthaftung: Fur Angaben uber Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewahr ubernommen werden. Derartige Angaben mussen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit uberpriift werden. Inhaltsverzeichnis Auf dem Wege zu einer wissenschaftlich fundierten und gesellschaftlich engagierten Gruppenanalyse ......................... 3 Theorie 1. Die analytische Theorie der Gruppe von W. R. Bion 11 2. Der Beitrag von S. H. Foulkes zur Entwicklung einer analytisch fundierten Gruppendynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 3. Walter Schindlers Beitrag zur gruppenanalytischen Theorie und Technik 38 4. Modelliiberlegung zur psychischen Dynamik in analytischen Gruppen 42 5. Theoriebildung in der Gruppenanalyse. Gegenwiirtiger Stand und Perspektiven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 6. Analyse der Gruppe als Ganzes - eine umstrittene Perspektive 70 Praxis 7. Selbsterfahrung und Schulung psychosozialer Kompetenz in psychoanalytischen Gruppen . . . . . . . . . . . . . . 89 8. Zur Psychodynamik in Arbeitsgruppen - ein Beitrag zur Theorie der angewandten Gruppendynamik ............... 101 9. Zur Psychodynamik von Schizophrenen in analytischen Gruppen mit Psychotikem und Neurotikem ................ 116 VI Inhaltsverzeichnis 10. Gruppenanalyse in der Klinik mit Psychotikem und anderen schwer gestorten Patienten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 131 Forschung 11. Zur Methodologie der Erforschung des Gruppenprozesses in der analytischen Gruppentherapie . . . . . . . . . . . . . . . 141 12. Begriindung und Darstellung eines hermeneutischen Verfahrens zur Erfassung des Beziehungsgeschehens in der analytischen Gruppenpsychotherapie (Gruppenanalyse) ............... 152 13. Zur Wechselwirkung von Theorie, Praxis und Forschungsmethode bei der Erforschung des Prozesses in der analytischen Gruppenpsychotherapie (Gruppenanalyse) ............................ 162 GeseUschaftliche Beziige der Gruppenanalyse 14. Ober die Schwierigkeit, kollektive Widerstande zu bearbeiten. Kritische Anmerkungen zu den Protokollen der Arbeitskreise der 8. Arbeitstagung desDAGG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 15. Psychologische und soziologische Ubedegungen zur Sozialisation des Gruppenanalytikers ..................... 186 Quellennachweise der einzelnen Aufsatze 197 Fur Maria Theresia Auf dem Wege zu einer wissenschaftlich fundierten und gesellschaftlich engagierten Gruppenanalyse Die vorliegende Aufsatzsammlung stellt eine Riickbesinnung dar auf 12 Jahre praktischer gruppenanalytischer Arbeit und der damit verbundenen Auseinanderset zung mit den von mir vorgefundenen gruppenanalytischen Konzepten. Die einzelnen Beitrage zeichnen gleichsam meinen Weg in Richtung auf eine wissenschaftlich fundierte Gruppenanalyse. Es gab hierbei verschiedene auBere berufliche Etappen, wobei die praktischen Probleme, die sich mir jeweils stellten, eine weitere Auseinan dersetzung mit theoretischen Konzepten anregten bzw. auch stellenweise richtigge hend erzwangen. Bedeutsam war hierbei sicherlich, daB ich immer schon ein starkes Bediirfnis hatte, meine praktische Arbeit theoretisch zu reflektieren und begrifflich abzubilden. Zudem war es mein Anliegen, an der Entwicklung einer gruppenanalyti schen Theorie mitzuarbeiten, die praktisch relevant ist und unmittelbar in der praktischen Arbeit angewendet werden kann. Friih schon hat mich der Satz von K. Lewin beeindruckt: Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie. Meine gruppenanalytische Lehrzeit absolvierte ich einmal in einer Selbsterfah rungsgruppe mit 14 Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern, die unter der Leitung von D. Ohlmeier (damals Leiter der Sektion rur analytische Gruppenpsychotherapie an der Universitat Ulm) durchgeruhrt wurde und in der ich als Koleiter Hitig war. Mein Interesse galt damals v. a. gruppendynamischen Prozessen: Ich kam von der gruppendynamischen Tradition her und war zunachst weniger psychoanalytisch, mehr sozialpsychologisch orientiert und interessiert. 1m Verlaufe der gemeinsamen Arbeit mit Ohlmeier beeindruckte mich zunehmend das strenge gruppenanalytische Setting, das ausgesprochen interessante gruppendynamische Phanomene hervortre ten lieB, die zuriickgenommene freischwebende Aufmerksamkeit des Gruppenleiters und dessen sparsame, aber oft treffende Deutungen unbewuBter Vorgange in der Gesamtgruppe. Ohlmeier war damals ein strenger Anhanger des Konzepts, wonach die Gruppe in ihrer Gesamtheit dem Gruppenleiter gegeniiber iibertrage und die einzelnen Teilnehmer mit ihrer jeweils spezifischen Ubertragung an der Ubertragung der Gesamtgruppe auf den Therapeuten teilhaben. Diese Arbeitsweise hat mich sehr beeindruckt, und ich verspiirte den starken Wunsch, die in der Gruppe erlebten Vorgange auch theoretisch besser zu verstehen. Deshalb wandte ich mich zunachst 2 Klassikern der Gruppenanalyse zu: W. R. Bion und S. H. Foulkes. Ergebnis meiner Studien dieser beiden Autoren waren die Aufsatze iiber Bion und Foulkes, die 1974 bzw. 1975 entstanden sind und in denen es mir urn ein umfassendes Verstandnis der Ansatze dieser beiden Autoren ging, aber auch bereits urn eine erste kritische Gewichtung auf dem Hintergrund einer mir damals nur vage vorschwebenden gruppenanalytischen bzw. gruppendynamischen Gesamttheorie. 4 Auf dem Wege zu einer wissenschaftlich fundierten Gruppenanalyse Besonders auf der Basis der Uberlegungen von Bion habe ich dann auch 1974 begonnen, bier in Miinchen Selbsterfahrungsgruppen von jeweils 1 Jahr Dauer fUr interessierte Berufstatige und Studenten durchzufUhren. Gleichzeitig arbeitete ich von 1974-1977 an meiner Dissertation iiber "die konzeptionelle Erfassung der psychischen Dynamik in Selbsterfahrungs- und Therapiegruppen", die in stark gekiirzter Form 1978 als Buch erschienen ist mit dem Titel "Psychodynamik in Kleingruppen". In dieser Arbeit versuchte ich, die gesamte gruppendynamische Tradition von den Anfangen bei Lewin (1947) bis 1977 aufzuarbeiten unter der leitenden Fragestellung, welche psychodynamisch bedeutsamen Annahmen von den wichtigsten Vertretem dieser Tradition gemacht wurden. Es wurde mir bald klar, daB die Vertreter der gruppendynamischen Tradition meist Anleihen bei psychoanalyti schen oder gruppenanalytischen Autoren genommen hatten, welche versuchten, griffigere psychodynamische Uberlegungen zu entwickeln, urn das Geschehen in ihren gruppendynamischen Trainungsgruppen, den gruppenpsychologischen Unter richtsgruppen und Selbsterfahrungsgruppen zu verstehen. Aus diesem Grunde und weil ich beeindruckt war von der praktischen Arbeit mit Ohlmeier, vertiefte ich mich in weitere psychoanalytische und gruppenanalytische Uberlegungen iiber Gruppen und entwickelte eine gruppenanalytische Modelluberlegung, die ich den vorliegenden wichtigsten gruppendynamischen Konzepten gegeniiberstellte. Ergebnis meiner Untersuchung war, daB diese Modelliiberlegung es gestattete, die vielfach disparat erscheinenden Befunde der gruppendynamischen Tradition sinnvoll aufeinander zu beziehen bzw. in eine Gesamttheorie zu integrieren. Besonders bedeutsam fUr mich war dabei, daB es sich im wesentlichen urn eine gruppenanalytische Modelliiberlegung handelte. Meine damalige Modelliiberlegung basierte auf der Annahme, daB es unterschiedliche qualitativ und psychodynamisch voneinander unterscheidbare Kon stellationen zwischen den Teilnehmem einer Gruppe, der Gruppe als ganzer und dem Gruppenleiter gibt, die sich je nach der GroBe der Gruppe, den Interventionen des Gruppenleiters und der spezifischen Geartetheit der Teilnehmer in ihrer Gesamtheit einstellen, d. h. daB es kein einheitliches Gruppengeschehen gibt. Ich nahm damals hypothetisch wenigstens 3 unterschiedliche Konstellationen in Selbsterfahrungs-und Therapiegruppen an: Eine priiodipale Konstellation (wie wenn in einer Gruppe nur eine Beziehung zwischen 2 "Personen" bestiinde), eine odipale Konstellation (Wie derbelebung einer Dreieckskonstellation MutterNater/Kind auf dem Niveau der Gesamtgruppe) und schlieBlich eine reife Beziehungsstruktur, die ich reflexiv interaktionell nannte, bei der die Teilnehmer und der Gruppenleiter als abgegrenzte gleichberechtigte Erwachsene miteinander interagieren. In der genannten Monogra phie (Sandner 1978) konnte ich zeigen, daB aller Wahrscheinlichkeit nach in Selbsterfahrungs-und Therapiegruppen ein ProzeB in Gang kommt, der sich von der praodipalen iiber die odipale Konstellation bis hin zur reflexiv-interaktionellen Konstellation hinbewegt, wobei ich auch herausarbeitete, unter welchen Bedingun gen dies geschieht und unter welchen nicht. Da diese Modelliiberlegung auch heute nichts an Aktualitat eingebiiBt hat, habe ich eine gekiirzte Fassung des 2. Kapitels meiner Monograpbie Psychodynamik in Kleingruppen in diese Aufsatzsammlung aufgenommen. Es ist der Beitrag "Modelliiberlegung zur Psychodynamik in analyti schen Gruppen". Diese theoretischen Uberlegungen zusammen mit der praktischen Erfahrung, daB die von Bion, Foulkes, aber auch von Ohlmeier vertretene Arbeitsrichtung von den Auf dem Wege zu einer wissenschaftlich fundierten Gruppenanalyse 5 Teilnehmem meiner Gruppen oft wenig verstanden wurde und in mir haufig schwierige emotionale Spannungszustande ausl6ste, fUhrten mich zunehmend dazu, mit meiner Arbeitsweise zu experimentieren und nicht mehr strikt Vorgange in der Gesamtgruppe zu fokussieren. Gleichzeitig wurde ich zunehmend zunachst von den Schriften, dann auch ganz pers6nlich von W. Schindler beeinfluBt: Schindler stellte die strenge gruppenanalytische Orientierung sehr in Frage und meinte: Es gehe doch darum, daB die einzelnen Gruppenteilnehmer von der Gruppenerfahrung profitieren und weniger darum, daB gruppenanalytische Prozesse vom Gruppenleiter erkannt, studiert und als Deutung angeboten werden. Gruppenanalytisches Arbeiten im Sinne des Konzepts "Gruppe als Ganzes" fUhre vorwiegend zu einer therapeutisch wenig handhabbaren und fruchtbar zu machenden Regression der Teilnehmer in ihrer Gesamtheit und erm6gliche den Teilnehmem wenig unmittelbare Erfahrung und Einsicht in der Gruppe. Nach vielen Diskussionen mit Schindler und der Uberwin dung innerer Widerstande in mir, das Klassische - v. a. von orthodoxen Analytikem vertretene - gruppenanalytische Konzept in Frage zu stellen, bewegte ich mich zunehmend auf die pragmatischere gruppenanalytische Position von Schindler zu. Seine UberIegungen leuchteten mir auch ein aufgrund von Erfahrungen mit schwer zu handhabenden regressiven Gruppenvorgangen in studentischen Selbsterfahrungs gruppen von 20-25 Teilnehn'lem, die ich im Rahmen eines Lehrauftrags "Theorie und Praxis der Gruppendynamik" von 1975-1978 am Psychologischen Institut der Universitat Miinchen durchfiihrte. Ahnlich kritisch auBerte sich auch meine damalige Kontrollanalytikerin, Frau Schwinert, bei der ich meine Gruppen hier in Miinchen regelmaBig kontrollieren lieB. Nichtsdestoweniger blieb ich praktisch zunachst vorwiegend orientiert an der Arbeitsweise, die Gruppe als Ganzes zu interpretieren, ja es war sogar so, daB ich, als ich 1977 an die Forschungsstelle fUr Psychopathologie und Psychotherapie in der Max-Planck-Gesellschaft kam, urn dort ein bereits laufendes Gruppentherapieprojekt (gemeinsame Behandlung von Schizophrenen und Neurotikem in analytischen Gruppen) wissenschaftlich zu begleiten und zu erforschen, in der praktischen Arbeit mit diesen Gruppen zunachst eher eine besonders "klassische" gruppenanalytische Arbeitsweise praktizierte (im Sinne von Bion, Foulkes und Ohlmeier). Riickblickend meine ich, daB ich mich damals wohl beim emotionalen "Zusammenprall" mit den ausgesprochen schwer gest6rten Patien ten (v. a. schizophrene Patienten, BorderIinepatienten und schweren chronifizierten Neurosen), mit denen ich vorher relativ wenig zu tun gehabt hatte, auf das zuriickgezogen habe, wo ich mich behandlungstechnisch und theoretisch sicher gefUhlt habe. Wie stark mich diese Arbeit damals aufgewiihlt und betroffen gemacht hat, wird aus meinem ersten Aufsatz iiber diese Arbeit von 1980 "Zur Psychodynamik von Schizophrenen in analytischen Gruppen gemeinsam mit Neurotikem" deutlich. 1m Veri auf der insgesamt 3 Zweijahresgruppen mit Schizophrenen und Neurotikem, die ich an der Forschungsklinik der Max-Planck-Gesellschaft stationar und ambulant behandelte, wurde mir zunehmend deutlich, daB die extrem gruppenanalytische Arbeitsweise fUr mich nicht durchzuhalten war, weil ich mich emotional zu belastet fUhlte ebenso aber auch fUr die Teilnehmer zu unn6tigen Spannungen und wenig korrigierender Einsicht fiihrte. Ich habe deshalb wahrend dieser Arbeit (1977 -1982) bereits meinen Stil zunehmend geandert in Richtung auf das Ansprechen von Interaktionen zwischen Teilnehmem und auch Interpretationen der Psychodynamik einzelner Teilnehmer in der Gruppe. Das Ergebnis ist eine gruppenanalytische 6 Auf dem Wege zu einer wissenschaftlich fundierten Gruppenanalyse Arbeitsweise bzw. Behandlungstechnik, wie ich sie in dem Beitrag "Behandlungs technik in der Gruppenanalyse von Schizophrenen gemeinsam mit Neurotikern" schildere, der 1984 verfaBt wurde. * Parallel zu meiner praktischen Arbeit an der genannten Forschungsklinik, die von Herrn Prof. P. Matussek geleitet wird, habe ich mich bereits seit 1979 wieder vermehrt Fragen der gruppenanalytischen Theorie zugewendet: Ich hatte das Bediirf nis, nicht nur in meiner praktischen Arbeit die Behandlungstechnik zu iindern, sondern ebensosehr zu verstehen, was dabei gruppenanalytisch geschieht: Was geschieht in Gruppen, wenn einzelne interpretiert werden, Interaktionen gedeutet oder die Gruppe als Ganzes angesprochen wird? Ich kam zu dem Ergebnis, daB es ganz offensichtlich vollig unterschiedliche Einstiege von der Behandlungstechnik her in ein und demselben GruppenprozeB gibt, aber wenig gekliirt ist, was gruppenanaly tisch beim jeweiligen Einstieg in der Gruppe vor sich geht. Ergebnis meiner diesbeziiglichen Reflexion und eines intensiven Studiums der einschliigigen Literatur waren die Aufsiitze "Theoriebildung in der Gruppenanalyse" (verfaBt 1980) sowie "Gruppenanalyse der Gruppe als Ganzes - eine umstrittene Perspektive" (verfaBt 1982). Wiihrend ich im 1. Beitrag eine Bestandsaufnahme des gegenwiirtigen Stands der Theoriebildung vornahm und ausformulierte, welche Forschungsprobleme in Angriff genommen werden sollten und welche Forschunsstrategien verwendet wer den miiBten, handelt es sich in dem 2. genannten Beitrag urn eine kritische Auseinandersetzung mit der gesamten Tradition, aus der ich seiber urspriinglich gekommen bin: Bion, GrinbergILanger/Rodrigue, Ezriel, Argelander und Ohlmeier, d. h. mit dem Konzept, "Gruppe als Ganzes" zu interpretieren. Bereits bei meiner Bestandsaufnahme zur Theoriebildung in der Gruppenanalyse wurde mir deutlich, daB aller Wahrscheinlichkeit nach die herkommliche positivisti sche sozialwissenschaftliche Forschungsmethodtik (das nomologische Paradigma) wenig geeignet ist, die mich interessierenden gruppenanalytischen Fragen, den gruppenanalytischen ProzefJ zu erfassen und abzubilden. Mir wurde zunehmend klar, und das ist sicherlich ein Ergebnis meiner orthodoxen gruppenanalytischen Schulung und Herkunft, daB es fruchtbar ist, auch in der Forschung die Methode der Sinnerfassung anzuwenden, die jeder Gruppenanalytiker ganz spontan anwendet, wenn er verstehen will, was in den Gruppen vor sich geht: eine hermeneutische Methode der Sinnerfassung. Diese Frage habe ich in meinem Beitrag "Zur Methodo logie der Erfassung des Geschehens in analytischen Gruppen" eingehend diskutiert, wobei mir deutlich wurde: Es reicht nicht, intuitiv-hermeneutisch - vom eigenen Gefiihl her - den GruppenprozeB zu erfassen, es ist erforderlich, ein spezifisch wissenschaftliches hermeneutisches Verfahren zu entwickeln, das als Forschungsver fahren konkret angewendet werden kann: Es geht darum, eine empirisch-hermeneuti sche Forschungsmethode zu entwickeln. Dies war dann auch der niichste Schritt, den ich unternahm. In dem Aufsatz "Begriindung und Darstellung eines hermeneutischen Verfahrens zur Erfassung des Beziehungsgeschehens in der analytischen Gruppen psychotherapie" habe ich dargelegt, welche Anforderungen an ein solches Verfahren gestellt werden miiBten und wie ein solches Verfahren aussehen konnte. Gleichzeitig * Dieser Beitrag ist erschienen in: Sandner, D. (Hrsg.) Analytische Gruppentherapie mit Schizo phrenen. Vandenhoeck & Ruprecht, G6ttingen 1986,133-147

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