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Grundzüge der terrestrischen Tierökologie PDF

227 Pages·1949·9.327 MB·German
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Grundzüge der terrestrischen Tierökologie von Dr. Wolfgang Tischler apl. Professor der Zoologie an der Universität Kiel Mit 65 Abbildungen FR I E D R. V lEW E G & S 0 H N . B RAU N S eH W E I G 1949 Her man n Rah n , Ph. D. Professor an der Universität Rochester N. Y. in Freundschaft gewidmet ISBN 978-3-663-00636-7 ISBN 978-3-663-02549-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-02549-8 Alle Rechte vorbehalten Gesamtherstellung; Schloß-Buchdruckerei, Braunschweig Softcover reprint ofthe hardcover 1st edition 1949 Vorwort Das vorliegende Buch ist in erster Linie für Studierende der Natur wissenschaften und der Landwirtschaft bestimmt. Daneben soll es auch dem Lehrer Anregung für den Unterricht geben und dem Forscher durch straffe und knappe Form den Uberblick über dieses Gebiet.der Zoologie erleichtern helfen. Das Buch ist aus Vorlesungen und Ubungen über terrestrische OkolÖgie entstanden. Daß die Okologie im Lehrbetrieb an den mEisten deutschen Universitäten gewöhnlich etwas kurz wegkommt, wird von vielen Studierenden als Lücke empfunden. Ich habe mich deshalb zu einer Veröffentlichung ent,schlossen, obgleich in diesem Wi,ssenschaftszweig noch viele Dinge im Werden sind. In 'keiner Weise sollen die ausgezeichneten Dar,stellungen über Okologie von FRIEDERICHS und HESSE durch mein Buch ersetzt werden; doch sind diese von ganz besonderen Gesichtspunkten aus verfaßt. "Die Grundfragen und Gesetzmäßigkeiten der land- und forstwirtschaftlichen Zoologie" von FRIEDERICHS (1930) stellen den Standpunkt der angewandten Zoologie, die "Tiergeographie auf öko logischer Grundlage" von HESSE (1924) den der tiergeographischen Betrachtungsweise in den Vordergrund. Der zweite Band des Hesse Doflein, "Tierbau und Tierleben", in der 2. Auflage 1943 von HESSE völlig neu bearbeitet, ist ein grundlegendes Werk über das gesamte Gebiet der Okologie, bringt aber sehr vieles über Lebens- und Ver haltungsweise (Bionomie und Ethologie) der Tiere, das ich nur als Grundlage ökologischer Wissenschaft ansehen möchte, jedoch nicht zur Okologie im engeren Sinne rechne. Während vorzügliche Dar stellung€'ll von THIENEMANN (1925), LENZ (1928), BREHM (1930) und RUTTNER (1940) über Limnologie und von REMANE (1940) über Okologie der Meerestiere vorliegen, besteht für die Darstellung der terrestrischen Tierökologie in deT deutschen Literatur noch eine Lücke. Die angeIsächsischen Länder besitzen in PEARSE (1926), ELTON (1927) und CHAPMAN (1931) bereits seit langem gute tier ökologische Bücher. Hinsichtlich des Stoffes habe ich natürlich nur eine kleine Auswahl aus der Fülle der bereits vorliegenden Ergebnisse bringen können. Die vie,len angeführten Beispiele, die allgemeine Gesetzmäßigkeiten veranschaulichen sollen, könnten ebensogut durch andere ersetzt werden. Vor allem wurden die Verhältnisse in Mitteleuropa berück- IV Vorwort sichtigt. Das gilt besonders für die Biozönotik, die zu vertiefen meines Erachtens das höchste Ziel der Okologie darstellt. Daß das Buch dadurch eine persönliche Note trägt, indem bei der Auswahl der Beispiele, Beobachtungen und Biotopcharakterisierungen die jenigen bevorzugt wurden, die mir selbst am besten vertraut sind, wird mir niemand zum Vorwurf machen. Am meisten wurde auf die Insekten Bezug genommen. Ich erblicke hierin keine Einseitigkeit, weil allein diese Gruppe etwa drei Viertel aller bekannten Tierarten ausmacht und deshalb auch im Haushalt der Natur eine be'sonders wichtige Rolle spielt. Das kurze Literaturverzeichnis enthält vor allem neuere Ve'r öffentlichungen und berücIDsichtigt besonders Arbeiten, die Zusammen fassungen und reichliche Literaturhinweise zu weiterer Forschung bieten oder zur Grundlage des Buches dienten. Mit Hilfe des ange führten Schrifttums wird es aber trotzdem möglich sein, in die spezielleren Fragen einzudringen. Die Beibehaltung mancher älterer lateinischer Namen ge,schah bewußt, da ich ein Feind der ständigen Umbenennung und Gattungsaufspalterei bin. Ich möchte an diese·r Stelle in Dankbarkeit meiner Lehrer auf dem Gebiet der Okologie, der Heuen Dr. Kau f man n t (Kiel-Kitzeberg), Prof. Dr. Ne e d ha m (Ithaca, N. Y.), Prof. Dr. Rem a n e (Kiel) und Prof. Dr. T h i e n e man n (Plön) gedenken, die mich entscheidend beeinflußt haben. K i e I , im März 1949 Wolfgang Tischler Inhaltsverzeichnis Seite Vorwort III I. Die synökologischen Grundbegriffe . 1 1. Lebensstätte . 2 2. Bio top zug e hör i 9 k e i t 4 3. Bio top bin dun 9 . 5 4. H 0 m 0 gen i t ä tim Bio top 7 5. Abu n dan z 9 11. Die synökologischen Grundgesetze 11 1. Das Wirkungsgesetz der Umweltfaktoren 11 2. Das e r s t e bio z ö not i s c h e G run d p r i n z i p . 12 3. Das z w e i t e bio z ö not i s~ h e G run d p r i n z i p 13 111. Die Lebensformen 14 1. B ewe gun 9 s w eis e 14 a) Grabende (Fossores) . 15 Bohrgräber. Schaufelgräber. Scharrgräber. Mundgräber b) Kriechende (Reptantia) . 18 Gleitkriecher. Stemmschlängler. Spannkriecher c) Laufende (Currentia) 21 Laufschlängler. Spannläufer. Schreiter d) Kletternde (Nitentia) 22 Haftkletterer. Stemmkletterer. Klammerkletterer e) Springende (Andantia) . 24 Beinspringer. Hochschneller. Flugspringer f) Fliegende (Volantia) . 26 2. Ern ä h run 9 s w eis e 26 a) Filtrierer 26 bl Substratfresser 27 cl Weidegänger 27 dl Lecker 27 e) Stechsauger 29 f)S~~ff. ~ ~J~ff. ~ h) Fallensteller 30 i) Innenschmarotzer 31 3. Auf e n t haI t 31 a) Edaphon 31 Weichböden. Hartböden. Kavernen b) Atmobios 36 Phytal. Zoal cl Aerobios 38 VI Inhaltsverzeichnis Seite IV. Charakteristik der wichtigsten Biotope Mitteleuropas 40 1. Prinzipien der Abgrenzung von Biozönosen 40 2. G e b i r g e 44 Nivale und subnivale Pioniergemeinschaften. Alpine Grasflur gemeinschaften. Alpine Zwergstrauchheiden. Höhlen 3. W ä 1 der . 48 Mesophile Laubwälder. Azidophile Laubwälder. Schattenreiche Nadelwälder. Lichte xerotherme Nadelwälder. Waldrand 4. 0 f f e n e s t r 0 c k e n e s Gel ä n d e . 54 Steilwände. Flugsandgebiete. Sandige Trockengrasfluren. Steppenheiden. Atlantische Zwergstrauchheiden 5. S u m p f f 0 r m a t ion e n 62 Feuchter Meeresstrand. Nackte Uferbjotope. Das pflanzen bestandene Sumpfland. Salzwiesen. Hochmoore. Eutrophe Bruch wälder 6. K u I t u r I a n d s c h a f t 72 V. Der Haushalt der Biozönose 77 1. Makroklima und Witterung 77 a) Klimagliederung Mitteleuropas 78 b) Einfluß des Klimas auf Verbreitung und Häufigkeit 81 c) Klimaregeln 84 d) Klima und Tierwanderungen . 85 e) Einfluß des jahreszeitlichen Witterungswechsels 86 2. Okoklima und Mikroklima. 91 a) Das Okoklima . 91 b) Die physikalischen Grundlagen des Mikroklimas 93 Klima des ebenen, vegetationslosen Bodens. Einfluß der oro graphischen Faktoren. Einfluß der Vegetation c) Die biologische Bedeutung des Mikroklimas 98 3. Te m per a t u r f akt 0 r . 101 a) Lebensbegrenzende Bedeutung 101 b) Einfluß auf die Fortpflanzung. 106 c) Einfluß auf die Entwicklung . 108 d) Einfluß auf Form und Färbung 113 e) Einfluß auf Aktivität und Verhalten 114 f) Einfluß auf die Körperwärme der Kaltblüter 118 4. F e u c h t i g k e i t s f akt 0 r 120 a) Lebensbegrenzende Bedeutung 120 b) Einfluß auf die Entwicklung . 124 c) Einfluß auf Aktivität und Verhalten 126 5. Li c h t fa k tor 128 a) Lebensbegrenzende Bedeutung 128 b) Einfluß der Lichtquantität auf Fortpflanzung und Entwicklung 130 c) Einfluß der Lichtqualität auf Lebensprozesse 131 d) Bedeutung der Lichtperiodizität . 132 e) Einfluß auf Form und Färbung . 134 f) Einfluß auf Aktivität und Verhalten 135 Inhaltsverzeichnis VII Seite 6. W i n d f akt 0 r 137 a) Allgemeiner Einfluß auf das Verhalten 137 b) Passive Verfrachtung 138 c) Einfluß auf aktiv fliegende Tiere 139 d) Einpassung der Tiere in windreiche Biotope 140 7. Boden (edaphische Faktoren) 141 a) Chemismus des Bodens 141 b) Bodengefüge 142 c) Bodenfeuchtigkeit 144 d) Bodenluft 145 e) Bodentemperatur 146 f) Lichtverhältnisse 148 g) Nahrungsverhältnisse 149 h) Tiefenverteilung der Bodentiere und Humusbereitung 150 8. Nah run g s f akt 0 r 152 a) Einfluß auf Lebensprozesse 153 b) Einfluß auf Form und Färbung 157 c) Nahrungswahl . 158 d) Nahrungswechsel 160 e) Abhängigkeit der Ernährung von Außenfaktoren 162 9. Pop u 1 a t ion s die h t e als F akt 0 r 163 10. Feindfaktor 165 a) Zooparasiten 166 b) Räuber (Episiten) 173 c) Krankheiten 175 VI. Die Dynamik der Biozönose. 180 1. Tag e s r h y t h m i k 180 2. Asp e k t f 0 I 9 e 181 3. S u k z e s s ion . 182 4. M ass e n w e c h sei 186 Auswahl der Literatur 192 Erklärung der Fachausdrücke 205 Sachregister . 209 Namenregister der Tiere 211 LateinilSche Bezeichnung der im Text nur unter Vulgärnamen genannten Pflanzen . 220 NatUl! Wir ,ind von ihr. umgeben und umschlungen unvermögend, aus ihr herauszutreten, und unvermögend, tiefer in sie hereinzukommen. Sie schafft ewig neue Gestalten; was da ist, war noch nie, was war, kommt nicht wipder -- alles ist neu und doch immer das alte .. Sie scheint alles auf Inclividualitäl angelegt zu haben und macht sich nichts aus den Individuen. Sie baut immer und zerstört immer, und ihre Werk· stätte ist unzugänglich ... Es ist ein ewiges Leben, Werden und Bewegen in ihr. und doch rückt sie nicht weiler. Sie verwandelt sich ewig und ist kein Moment Stillstehen in ihr. J. w. v. Goeth,,: Die Natur" 1782/83. I. Die synökologischen GrundLegriffe Unter der 0 k 0 log i e versteht man die L ehr e vom Hau s - hai t der N a t u r. Sie behandelt die Beziehungen der Organismen zu den Lebensbedingungen der Umwelt. Solche Bedingungen können, wie etwa das Relief des Lebensraumes (orographische Faktoren), Boden (edaphische Faktoren) und Klima (klimatische Faktoren), abiotischer Natur sein oder wie' Nahrung, Wohndichte und Feind faktor biotischer Art. In der Autökologie werden diese Umwelt faktoren nur auf eine Art bezogen, oder es wird die Wirkung nur einEs Umweltfaktors auf mehrere Arten untersucht. Steht dagegen eine ganze Lebensgemeinschaft von Organismen im Mittelpunkt des Beziehungsgefüges, spricht man von Synökologie oder Biozönotik. Die Voraussetzung zu ökologischer Forschung ist die Kenntnis der Lebensweise (= Bio n 0 m i e) und Verhaltungsweise (= E t h 0 - log i e) der Tiere, die durch Beobachtung erschlossen wird und daher rein beschreibend ist. Auf diese'r Grundlage baut die Okologie auf, die mit Hilfe der statistischen Untersuchungsmethodik im Freiland und mit Experimenten, be'i denen sich die Umweltfaktoren variieren oder einzeln untersuchen lassen, arbeitet. Das Wesen der Okologie liegt in der besonderen Fragestellung nach den Wechselbeziehungen zwischen den Lebensansprüchen der Organismen und den gegebenen Lebensbedingungen. So gehört z. B. die parasitische Lebensweise als solche nicht zur Okologie, wohl aber stellt der Parasit dem Wirt gegenüber einen entscheidenden Feind faktor der Umwelt dar. Auch da,s Problem der Schutztrachten berührt die Okologie nur im Zusammenhang mit den Lebensformtypen, nicht 1 Tischler, Tierökologie 2 1. Die synökologischen Grundbegriffe dagegen, wenn da,s Verhalten der betreffenden Arten im Vordergrund der Betrachtung steht. Die Leb e n san s p r ü ehe können sehr verschieden hoch ·sein. Es gibt genügsame Tiere, wie etwa die Anobien im Holz oder die Mehlkäfer in Brotresten, die mit wenig auskommen und andererseits solche, die hohe Ansprüche bezüglich Ernährung, Wärme und Feuchtigkeit an ihre Umwelt stellen. Auch der Spielraum der Bedingungen, innerhalb denen eine Art lebensfähig ist (= öko log i s c h eVa I e n z), ist für die einzelnen Tiere und Pflanzen vel'schieden weit. Es gibt Organismen mit großer Reaktions breite, die starke Schwankungen der Außenfaktoren ertragen (Euryöke) und solche, bei denen der Abstand zwischen dem Reaktionsoptimum und der oberen und unteren Reaktionsgrenze sehr eng ist (Stenöke). 1. Lebensstätte Im allgemeinen herrscht Ubereinstimmung in der Erklärung und Fassung der Begriffe Biozönose und Biotop, d. h. Lebensgemeinschaft und Lebensraum. Der erste Begriff geht auf MOBIUS (1877) zurück, der beim Studium der Austernbänke eine gesetzmäßige Vergemein schaftung der verschiedensten Tierarten unter bestimmten Lebens bedingungen feststellte. Der entsprechende Begriff des Biotops, also der Lebensstätte einer solchen Gemeinschaft, wurde 1908 von DAHL eingeführt. Seitdem ist die Zusammengehörigkeit dieser beiden öko logischen Grundbegriffe zu einer generellen biosoziologischen Einheit zum Allgemeingut der meisten Zoologen geworden *). Zur Erfassung des Beziehungsgefüges in einer Lebensgemeinschaft ist die Kenntnis folgender Begriffe notwendig: 1. Bio top = Lebensstätte e·ines Bevölkerungssystems bestimmter Mindestgröße von einheitlicher und gegenüber ·seiner Umgebung ab grenzbarer Beschaffenheit, das sich unter gegebenen ökologischen Verhältnissen einstellt, durch Regulationsvermögen in einem labilen biologischen Gleichgewicht erhält und durch den Besitz von Charakter arten und Leitformen auszeichnet. Beispiele: Kalkbuchenwald, Hochmoor, Sandstrand des Meeres. 2. Bio c h 0 r i e n = Bezirke horizontaler Differenzierung inner halb eines Biotops, die außerhalb desselben die Stabilität ihrer Organismengemeinschaft verlieren, da sie keine Massenwirkung auf die Umwelt ausüben (fehlende Regulationsfähigkeit). Sie treten in *) Manche Okologen nennen die Bevölkerung eines Biotops Ass () - z i a t ion und verwenden das Wort Biozönose für Lebensgemeinschaften aller Größenordnungen. 1. Lebensstätte 3 verschiedenen Biotopen als Komponenten auf, wodurch ihr Be völkerungssystem variieren kann. Beispiele: Baumstumpf, Haselstrauch, Steinhaufen, Aas. 3. S t rat a = Bezirke vertikaler Differenzierung innerhalb eines Biotops, die in ihrem Vorkommen ebenfalls unabhängig voneinander auftreten können. Beispiele: Baum-, Strauch-, Kraut-, Streu- und Bodenschicht (Abb.1). Abb. 1. Mit Schlehdorn bestandener Rand eines Eichen-Hainbuchenwaldes, cli .. Schichtung (Strata) im Biotop zeigend. (Nech FEUCHT) 4. S t ru k t u r t eil e = Teilbe,zirke von Artenbeständen inner halb der Biochorien und Strata, die in der Natur notwendigerweise gemeinsam auftreten. Beispiele: Wurzel, Stamm, Blätter, Blüten, Früchte einer Pflanze. Oberfläche, Innere, natürliche Lückensystem eines Bodens. 5. Hab i tat = Standort innerhalb eines Biotops, an dem eine Tierart regelmäßig anzutreffen ist, weil dort die für sie günstigsten Lebensbedingungen herrschen. Je nach der Tierart kann es ein Bio chorion sein (Larve des Baumschröt.ers Sinodendron eylindricum im morschen Baumstubben), ein Stratum (Regenwurm Dendrobaena

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