Stefan Winter Grundzüge der Spieltheorie Ein Lehr- und Arbeitsbuch für das (Selbst-)Studium 2. Auflage Grundzüge der Spieltheorie Stefan Winter Grundzüge der Spieltheorie Ein Lehr- und Arbeitsbuch für das (Selbst-)Studium 2. überarbeitete und erweiterte Auflage Stefan Winter Lehrstuhl für Human Resource Management Ruhr-Universität Bochum Bochum, Deutschland ISBN 978-3-662-58214-5 ISBN 978-3-662-58215-2 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-662-58215-2 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detail- lierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer Gabler © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2015, 2019 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Springer Gabler ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer-Verlag GmbH, DE und ist ein Teil von Springer Nature Die Anschrift der Gesellschaft ist: Heidelberger Platz 3, 14197 Berlin, Germany Vorwort zur zweiten Auflage Die Spieltheorie ist eine Theorie optimaler Entscheidungen. Sie geht der Frage nach, welche Entscheidungen Menschen in Situationen treffen sollten, in denen das Ergebnis ihrer Entscheidungen zusätzlich von den Entscheidungen anderer Menschen abhängt. Wenn sich Daniel und Martina zum Essen in einem weit entfernten Restaurant verabre- den, dann wird Daniel seine Entscheidung, tatsächlich zum Restaurant gefahren zu sein, vermutlich bedauern, wenn Martina nicht erscheint. Gleiches gilt umgekehrt für Marti- na. Die Entscheidung, zum Restaurant zu fahren, wird daher erst dann zu einer guten Entscheidung, wenn der andere die gleiche Entscheidung trifft. Genau diese gegenseitige Abhängigkeit von Entscheidungen bildet den Kern spieltheoretischer Analysen: Wie soll man sich verhalten, wenn man weiß, dass jede Entscheidung richtig oder falsch sein kann, je nachdem, was andere entscheiden? Die Spieltheorie ist dabei inzwischen zu einer weitentwickelten Theorie angewachsen, die sich mit einer enormen Vielfalt unterschiedlicher Entscheidungssituationen beschäf- tigt und jeweils Vorschläge macht, wie man zu guten Entscheidungen kommen kann. Dabei ist die Spieltheorie nicht nur hilfreich bei der Analyse komplexer wirtschaftlicher Phänomene, sondern sie kann auch im Alltag wertvolle Dienste leisten. Viele Prinzipien der Spieltheorie werden in diesem Buch entsprechend auch an einfachen Alltagsproble- men erläutert. Dieses Buch folgt in Inhalt und Aufbau einigen wenigen Grundprinzipien, die den Einstieg in die Spieltheorie erleichtern sollen. In meiner langjährigen Tätigkeit als Hoch- schullehrer bin ich mehr und mehr zu der Erkenntnis gekommen, dass der Einstieg in ein Thema vielen Studierenden sehr viel leichter fällt, wenn dieser Einstieg über Beispiele und nicht über allgemeine Prinzipien erfolgt. Die Wissenschaft verfolgt zwar das Ziel, allgemein gültige Prinzipien zu erkennen und diese auszuformulieren, wie z.B. die Na- turgesetze. Diese allgemeinen Gesetze sind aber gerade am Anfang oft schwer zu verstehen. Nach meiner Erfahrung, auch nach meiner Erfahrung mit meinen eigenen Lernprozessen, VI Vorwort zur zweiten Auflage verlieren Menschen oft schnell das Interesse, wenn sie zunächst viel Zeit mit Vorübun- gen wie dem Erlernen von Begriffsdefinitionen oder mathematischen Verfahren verbrin- gen sollen, ohne zu sehen, was man später damit anfangen kann. In diesem Buch steht daher die sofortige Anwendung der Spieltheorie auf Beispiele stets am Anfang der Be- trachtungen. Die Verwendung von Fachbegriffen wird auf ein Minimum beschränkt, die notwendigen Methodenkenntnisse werden nebenbei ebenfalls anhand von Beispielen vermittelt. Nach meiner Erfahrung sind Studierende in aller Regel sehr schnell in der Lage, die allgemeinen Prinzipien selbst zu erkennen, wenn der Einstieg über Beispiele erst einmal gelungen ist. Die Leserzuschriften, hauptsächlich von Studierenden, aber auch die knappen Buchkritiken auf Amazon zur ersten Auflage, lassen mich vermuten, dass ich mit dieser Einschätzung richtig gelegen habe. Es gibt eine ganze Reihe exzellenter Lehrbücher der Spieltheorie. Aber selbst die, die „Einführung“ im Titel tragen, sind nach meiner Erfahrung für einen Einstieg in die Spieltheorie in der Regel nur dann geeignet, wenn der Leser bereits umfangreiches Trai- ning im Umgang mit der formalisierten Sprache der Mathematik vorab erworben hat. Wem aber dieses Training noch fehlt, der wird häufig eher abgeschreckt. Mich persön- lich hat immer erst einmal interessiert, was ich mit einem Thema anfangen kann, damit ich entscheiden kann, ob ich mich genug interessiere, um tiefer einzutauchen. Wenn diese Entscheidung getroffen ist, nämlich tiefer einsteigen zu wollen, dann sind die eben angesprochenen Lehrbücher von unschätzbarem Wert, weil sie schnell auf (fast) alles eine Antwort parat haben. Das hier vor Ihnen liegende Lehrbuch ist nicht vollständig und will es nicht sein. Es soll dem hoffentlich noch und auch weiterhin Interessierten einen fundierten Einstieg ermöglichen und ggf. Lust auf mehr machen, es kann und will aber nicht die gesamte Welt der Spieltheorie darstellen. Der Inhalt dieses Buches liefert aber hoffentlich eine leicht zugängliche Darstellung einiger der wichtigsten Ideen der Spieltheorie. Der Um- fang des Buches ist dabei so bemessen, dass (fast!?) der gesamte Inhalt in einem Semester erarbeitet werden kann. Über meine Internetseite http://www.rub.de/spieltheorie sind Begleitmaterialien zum Buch und Videostreams mit Vorlesungsaufzeichnungen abrufbar. Gegenüber der ersten Auflage hat es zwei zentrale Änderungen bzw. Erweiterungen gegeben. Die wichtigste davon ist die Aufnahme eines neuen, 9. Kapitels, welches der sogenannten evolutionären Spieltheorie gewidmet ist. Dieser Zweig der Spieltheorie erlaubt die Untersuchung von interdependenten Entscheidungssituationen, in denen Entscheidungen evtl. unbewusst getroffen werden oder aber auch so komplex sind, dass man die richtige Entscheidung „gar nicht mehr ausrechnen kann“. Wer das Schachspiel erlernt, setzt sich nicht hin und rechnet alle möglichen Reaktionen des Gegenspielers durch, sondern er setzt sich hin und spielt und lernt aus Erfahrung. Solche Lernprozesse in interdependenten Spielsituationen waren mit den in der ersten Auflage behandelten Methoden noch nicht analysierbar, nun sind sie es. Ferner wurde das Kapitel zur sog. „kooperativen Spieltheorie“ erweitert. In der ersten Auflage wurde nur diskutiert, was man in Mehrpersonenverhandlungen erreichen kann, wenn jeder für sich selbst verhandelt. Vorwort zur zweiten Auflage VII In der hier vorliegenden zweiten Auflage wird nun auch der Frage nachgegangen, was man erreichen kann, wenn man sich zu Koalitionen zusammenschließt. Ich hoffe, dass dieses Buch etwas von der Freude vermitteln kann, die mir die Spieltheorie vom ersten Tag an gemacht hat. Als Ökonom glaube ich zumindest ein wenig an die Wahrheit des Marktes. Da sich die Bestände der ersten Auflage nach relativ kurzer Zeit dem Ende zuneigen und der Markt nach einer zweiten ruft, hat sich meine eben geäußerte Hoffnung wohl zumindest in Teilen erfüllt. Wenn Sie, liebe Leserin, lieber Leser, den Erwerb auch dieser zweiten Auflage noch immer als teilspielperfekt ansehen, nachdem sie sie gelesen haben, dann hat dieses Buch seinen Zweck erfüllt. Was nun wiederum dieser letzte Satz bedeutet, wird sich einige Seiten später hoffentlich ge- klärt haben… Bochum im August 2018 Prof. Dr. Stefan Winter Inhaltsverzeichnis Einführung ........................................................................................................................1 Kapitel 1: Vorüberlegungen und Begriffe .......................................................................5 1.1 Vorüberlegungen .................................................................................................................. 5 1.2 Begriffe ................................................................................................................................... 7 1.3 Leseempfehlungen und Literatur ..................................................................................... 23 Kapitel 2: Statische Spiele mit vollständiger Information ............................................25 2.1 Spiele mit unproblematischen Gleichgewichten ............................................................ 26 2.2 Spiele mit problematischen Gleichgewichten ................................................................ 38 2.3 Spiele ohne herkömmliche Gleichgewichte .................................................................... 43 2.4 Existenz von Gleichgewichten .......................................................................................... 66 2.5 Zwischenfazit ...................................................................................................................... 69 2.6 Anwendungen ..................................................................................................................... 71 2.7 Aufgaben ............................................................................................................................. 78 2.8 Leseempfehlungen und Literatur ..................................................................................... 86 Kapitel 3: Statische Spiele mit vollständiger Information ............................................87 3.1 Rückwärtsinduktion .......................................................................................................... 88 3.2 Darstellung von Gleichgewichten dynamischer Spiele ................................................. 93 3.3 Teilspielperfektion und Rückwärtsinduktion ................................................................ 96 3.4 Teilspielperfektion und Selbstbindung ......................................................................... 103 3.5 Spiele mit imperfekter Information ............................................................................... 107 3.6 Wiederholte Spiele ........................................................................................................... 111 3.7 Rohe Gewalt gegen plausible Heuristik ......................................................................... 121 3.8 Anwendungen ................................................................................................................... 126 X Inhaltsverzeichnis 3.9 Aufgaben ........................................................................................................................... 136 3.10 Leseempfehlungen und Literatur ................................................................................... 144 Kapitel 4: Statische Spiele mit unvollständiger Information ..................................... 145 4.1 Einführendes Beispiel ...................................................................................................... 145 4.2 Das Bayes-Theorem ......................................................................................................... 148 4.3 Ein weiterführendes Beispiel .......................................................................................... 151 4.4 Anwendung ....................................................................................................................... 153 4.5 Aufgaben ........................................................................................................................... 156 4.6 Leseempfehlungen und Literatur ................................................................................... 158 Kapitel 5: Dynamische Spiele mit unvollständiger Information ................................ 159 5.1 Einführendes Beispiel ...................................................................................................... 159 5.2 Gleichgewichte .................................................................................................................. 166 5.3 Separierende und Pooling-Gleichgewichte .................................................................. 167 5.4 Perfekte bayesianische Gleichgewichte ......................................................................... 174 5.5 Anwendungen ................................................................................................................... 175 5.6 Aufgaben ........................................................................................................................... 183 5.7 Leseempfehlungen und Literatur ................................................................................... 187 Kapitel 6: Spiele ohne Informationen .......................................................................... 189 6.1 Entscheidungsregeln ........................................................................................................ 189 6.2 Aufgaben ........................................................................................................................... 193 Kapitel 7: Kooperative Spieltheorie ............................................................................. 197 7.1 Verhandlungslösungen .................................................................................................... 199 7.2 Koalitionsspiele................................................................................................................. 230 7.3 Aufgaben ........................................................................................................................... 238 7.4 Leseempfehlungen und Literatur ................................................................................... 251 Kapitel 8: Spiele mit fehlerhaften Strategien ............................................................... 253 8.1 Einführendes Beispiel ...................................................................................................... 253 8.2 Trembling-Hand-perfekte Gleichgewichte .................................................................. 257 8.3 Propere Gleichgewichte ................................................................................................... 266 8.4 Aufgaben ........................................................................................................................... 270 8.5 Leseempfehlungen und Literatur ................................................................................... 273 Kapitel 9: Evolutionäre Spieltheorie ............................................................................ 275 9.1 Unbewusste Strategiewahl .............................................................................................. 277 9.2 Vererbung von Strategien ............................................................................................... 280 9.3 Das Gleichgewicht evolutionsstabiler Strategien ......................................................... 288 9.4 Anmerkungen ................................................................................................................... 298 Inhaltsverzeichnis XI 9.5 Aufgaben ........................................................................................................................... 305 9.6 Leseempfehlungen und Literatur ................................................................................... 310 Anhang A1: Maximierung und Minimierung von Funktionen .................................. 311 Anhang A2: Wahrscheinlichkeiten und Erwartungswerte ......................................... 329 Glossar ........................................................................................................................... 333 Stichwortverzeichnis..................................................................................................... 339
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