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Grundzüge der englischen Phonetologie: Allgemeine Systematik PDF

214 Pages·1988·73.92 MB·German
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;i K $zu, rechnische llniversitöt Be.rfiitf!^t . fW Grundzüge der englischen Phonetologie Allgemeine Systematik überarbeitet von l€rllJtarotdt Institut für Linguistik - 2. Auflage Berlin 1988 16 Arbeitspapiere zur Linguistik Working Papers in Linguistics Ä\o.Tra Herausgeber/Editor: lnstitut für Linguistik Technische Universität Berlin Ernst-Reuter-PlatzT D-1000 Berlin 10 Verfiasser/Autors: Prof. Ph. D., D. Min. CharlesJames N. Bailey und lGrl Maroldt, nstitut für Linguistik I Technische Universität Berlin Schrift leitung/Ed ition : Klaus Robering Graphik/Graphics: Dieter Rausch lssN 034it 8694 lsBN 3 79€ri| 1258 3 2., vdlständig neu b€arbelto Auflage' mfr zaf{relchen Ergünzungnn nach Vorschlägen von GharlesJames N. BaileY Druck/Printing: Offset-Druckerei Gerhard Weinert GmbH D-1000 Berlin 42 Vertrieb/Publisher: Technische U niversität Berlin Universitätsbibl iothek, Abt. Publ ikationen StraBe des 1 7. Juni 135, D-1 000 Berlin 1 2 Tel.: (030) 314-229 76. Telex:01 83 872 ubtu d ['l 1afi3-J INHALT DIESES BANDES Seite Vor- und Nachvort I Kap. I Klarstellungen .......8 Käp.2 Grundbegriffe. ....,. 2E Kap.3 Grammatische und phoiretische Grenzen, SyJlabienrng .....,. 56, Kap.4 Phraslerung.undlntonation .,,,.. 67 Kap. 5 Dle wichtigsten Regeln der segmentalen Phonetologie des Englischen Beispielderivationen . . r . i r ., ..,.... 202 Literaturverzeichnis.. ....... 206 @ von Charles-James N. Bailey & Karl Maroldt, l9E8 Hinweis: Die restlichen Kapitel dieses Buches wrgrden später erscheinen: Kap. 5 Merkmale Kap, 7 Markiertheit Kap. I Natürliche Frozesse Kap. 9 Regelschemata Kap. l0 Regelordnung Kap, ll Probleme, Süeitfraten,.ncuere Entwicklungen Anhang: Stress rules Vorwort I VOR- und NACHWORT Das vorliegende Buch weist eine Schwerpunktbildung aulr die nur im Rahmen seiner Entstehungsgeschichte und der damit verbundenen kurrikularen lntentionen voll verständlich werden kann. Die ihm unterliegende Konzeption des linguistischen Grund- studiums innerhalb der Philologien weicht vor allem in einem Punkt von der lrüher üblichen Ausbildung ab: Nicht umlassende Kenntnis verschiedenster linguistischer Theorien (von den Anlängen der Sprachwissenschaft bis heute) wird als Ausbildungsziel des Grundstudiums anvisiert. sondern anwendbare Kenntnis zunächst einer modernen linguistischen Theorie in Verbindung mit einer Erweiterung der Kenntnis der Ziel- sprache wird angestrebt. Die engen zeitlichen Beschränkungen, die lür das Grund- studium gelten, lassen nach Meinung der Verlasser Extensivität und Intensivität der Ausbildung zu einer Alternative werden. Damit das linguistische Teilstudium aber nicht in reiner Metatheorie erstarrt, die den unbestreitbaren Praxisbezug der Linguistik in den letzten Jahren zunehmend verdeckte. bleibt im Grundstudium nur die Wahl eines intensiven Kennenlernens einer Theorie in stetiger Bezugnahme auf das ihr zuteordnete Datenfeld. Aulgrund solcher und anderer Uberlegungen unterscheidet sich das vorliegende Buch auch erheblich von dem, was man gemeinhin in einem vergleichbaren einführenden Werk erwarten würde. Wir erachten die Geschichte verblichener Theorien als für Studenten in den Anfangs- semestern weniger relevant. In der Praxis reicht die Zeit kaum aus Iür die Vermittlung einer einzelnen, für erklärungsmächtigere Ansätze repräsentativen, Theorie. Wer sein Leben mit Sprache als Arbeitsfeld verbringt, benötigt eine Theoriet die ihn/sie möglichst weitgehend für die Empirie sensibilisiert und die er/sie anwenden kann, kein verganS,enes *issen. Theoretisch verwirrt es die Anfänger/innen nur, wenn sie zunächst die Axiome einer früheren, weniger weit entwickelten Theorie lernen sollen, um spätere kompliziertere Theorien zu verstehen. *enn es vielen Student(in- n)en--und viele sind konservativ in dieser Hinsicht (man denke nur an schulische Korrektheitsnormen)--schon schwerlällt, in bezug aul schlichte "Fakten" umzulernen, wieviel schwerer muß es ihnen fallen, neue Axiome zu akzeptieren und innerhalb immer neuer Modelle zu denken. Damit soll nicht einer Gehirnwäsche das Wort teredet werden; die Stu- dent(inn)en sollen nicht verschlossen bleiben gegenüber anderen Theorien (auch älte- ren) und sich ihnen im Rahmen eines flexibel und individuell gesta.lteten Hauptstudiums kritisch und vorurteilslrei nähern. Die skizzenhalte Darstellung anderer neuerer An- sätze am Ende des zweiten Teiles des Buches versteht sich als Einstieg in das Ge- spräch mit anderen Theorien, oder doch zumindest als Wegweiser für die Suche nach 2 Vorwort möglichen Gesprächspartnern, Der Text ist reich an olfenen Fragen und ungelösten Problemen, bei deren Darstellung absichtlich au{ präludizierende Scheinlösungen ver- zichtet wurde; gelegentliche spekulative Antworten sind als Anregungen zu weiterer kreativer Arbeit im Rahmen des phonetologischen Ansatzes gedacht. Dieses Buch ist auf der Grundlage praktischer Erlahrung entstanden, wobei sich an eine gründliche phonetische Ausbildung im ersten Semester ein Kurs zu den mehr systematisch orientierten ersten fünI Kapiteln (dem vorliegenden ersten Teil) des Buches anschloß1 ein weiterer (fakultativer) Kurs mit Themenschwerpunkt auf den mehr theoretisch ausgerichteten restlichen Kapiteln des Buches rundete die Beschäf- titung mit der phonetolotischen Komponente der englirhen Grammatik ab. Unser Lehrantebot folgt bis heute dieser Konzeption. Für die phonetischen Grundlaten stüt- zen wir uns auf C,-J. Baileys EnRlish Phonetic Transcription (Summer Institute of Linguistics Publication Number 74), Arlington, 1985. Die Stellung des Regelkapitels 5 erklärt sich demnach aus didaktischen Uberle- Sun8en, zumal wir vor weitergehenden Erläuterungen theoretischer Art (insbesondere die Merkmale, die Markiertheit, Fragen der Formalisierung und der Regelordnung betreflend) die Daten bereitstellen wollten. In der Praxis der Arbeit mit dem Buch wird sich oft auch ein mehr dialektisches Verfahren empfehlen, wobei der Rekurs auf Kapitel 5, aber auch die Verzahnung der in den einzelnen Kapiteln gesetzten inhalt- lichen Schwerpunkte angestrebt werden sollte. Die praktische Zielsetzung hat innerhalb des Regelkapitels auch zu einer Reihe von Kompromißlösungen geführt; so wurden gelegentlich theoretische Bedenken zutunsten des "Funktionierensrr der Regeln zurückgestellt und einige dem Vesen nach morphologische Regeln als phonetologische Regeln behandelt--wenngleich sich derar- tige Fälle auf ein Minimum reduzieren ließen. Da der Wortakzent im Englirhen morphologirher Natur ist, wurde er hintangestellt. Eine Reihe linguistirher Grundbegriffe wird als bekannt vorausgesetzt; wir emplehlen dazu die aus der gleichen Konzeption eines linguistischen Grundkurrikulums heraus entstandene Einlührung in die Lineuistik (MS) von K. Maroldt. C.-J. Baileys The Yin and YanR Nature of LanpuaAe emp{iehlt sich als Lektüre zur Erweiterunt der theoretischen Basis, sein Wrights and wronRs of teachinF Enßlish befaßt sich mit mehr praktischen Fragestellungen. Ansonsten halten wir uns mit bibliographischen Angaben (vgl. Anhang) aus praktirhen Erwägungen zurück; es gibt zu dem spezilisch phoneto- logischen Ansatz auch nicht allzuviele. Linguistisch gebildete Leser/innen werden wissen, welche Einllüsse-seitens der Verfasser oder geborgt von andern--jeweils zum Iragen kommen. Vorwort 3 Die meisten Student(inn)en kommen zur Universität, nachdem sie eine beacht- liche Anzahl von Jahren Englisch gelernt haben; sie besitzen jedoch zu einem sehr großen Teil außerordentlich inadäquate vorste.llungen in bezug aul die Sprache im all- gemeinen und in bezug aul das Englische im besonderen (vor allem das englische Laut- system-z.B. einen völlig absurden KorrektheitsbeSriff). Die in den meisten (wenn nicht allen) Schulbüchern vermittelte homogene Aussprachenorm, reich an Schriftaussprachen und fern der sprachlichen Realität jüngerer (und vieler älterer) Muttersprachler(innen), wird kaum in Zweifel gezoten. Vielfach herrscht--insbesondere auch der rhulischen Kunstsprache gegenüber--vollkommener 5prachrealismus; trotz der Begegnung mit lremdsprachlichen Systemen bleibt die strukturelle Seite der Sprache weit8ehend unre- flektiert. Die damit einhergehende Naivität in der Datenfindung erleichtert den Zugang zu einer realistischeren und dilferenzierteren Betrachtungsweise nicht gerade (vgl. die Erläuterungen zu observer,s paradox, distractors und Markiertheitsumkehr in den lolgenden Kapiteln). Da die Viellalt sprachlicher Strukturen einen Kernpunkt der Sesellschaftlichen Phänomenologie der Sprache darstellt, fehlen wichtige Grundlagen für ein umlassendes sprachkritirhes Verhalten. Die normativen Auflassungen von Sprache tun ein übriges: ,'Richtig" und "falsch" gelten als grundlegende, stets eindeuti8 entscheidbare Prädikate für sprachliche Außerungen, Befreit man solche Urteile von ihrer präskriptiven Kompo- nente, so bleibt in Gestalt der eindeutigen Entscheidbarkeit eine wesentliche Gemein- samkeit mit einer Reihe linguistischer Ansätze: Ging man nicht bis in die .iüngste Ver- gangenheit in der Linguistik (wie auch in der Sprachvermittlung) davon ausr daß sprachliche Realitäten "entweder so oder nicht sorrEelaS,ert seien? Zumindest verluhr man iedenlalls bei der linguistischen Beschreibung so, als ob dies der Fall wäre. Die Analyse mußte dabei grundsätzlich mit absoluten Alternativen operieren wie "in eastward wird lltll entweder tetilgt oder nicht" (in wirklichkeit sind die Bedingungen variabel, vgl. Kapitel 5) oder auch "das Deutsche hat entweder [p] oder tbl in ]j9[- lichrr. Der große Wandel, der sich in den letzten Jahren im Denken einer Reihe von Linguist(inn)en aus verschiedenen Fachrichtungen vollzog, brachte die Erkenntnis mit sich, daß die subtilen Veränderungen in den Tausenden von stilistischen Möglichkeiten im Repertoire eines Muttersprachlers eine andere Perspektive und andere Modelle als die traditionellen binären erlorderlich machen. Die daraus erwachsenen neuen theore- tischen Ansätze gehen vielmehr aus von der Nondiskretheit oder Gradienz (Gestuft- heit) sprachlicher Phänomene. So ist in eastward die Tilgung des apikalen Verschlusses in schnelleren und informelleren Stilen wahrscheinlicher als in langsameren und for- melleren varietäten; darÜberhinaus imPliziert die Tilgung des verschlusses in dieser 4 Vorwort Umgebung die entsprechende Tilgung des zweiten lltll in trustworthv. Diese neue, dynamische Betrachtungsweise der Rede als etwas, das sich in ständigem Wandel befindet, setzt sich ab von den unrealistirhen Positionen der Vergangenheit, als der Getenstand linguistirher Forschung verstanden wurde als ein erstarrter Querschnitt, ein rein statisch und synchronisch aufgefaßtes Sprachsystem. Welche Muttersprachler würden nicht die Grobheit eines Ehemannes oder einer Ehelrau wahrnehmen. wenn er oder sie nach einem Krach vorkonsonantisches must mit einem [t] versieht? Entgegen der geltenden Praxis gibt es eine Reihe vernünftiger Gründe dafür, daß man bei der phonetologischen Analyse und beim Erlernen einer Sprache die infor- rnellsten Stile als Ausgangspunkt wählen sollte. Es dürfte allgemein bekannt sein, daß in informellen Stilen sehr viel mehr Regeln (insbesondere Assimilationsregeln) ange- wandt werden als in formellen. Wenn man aber die--was die Zahl der Regeln anbe- trifft--komplexere Varietät kennt, so ist es ein Leichtes, die in dieser Hinsicht weni- ger komplexen (formelleren) Stile zu erschließen, in denen jeweils weniger Regeln wirksam werden. Hier muß eine scheinbare Paradoxie austeräumt werden, die bei den Leser(in- ne)n Verständnisprobleme hervorrufen könnte! Als eine wesentliche Motivation für die Entstehung neuer Regeln werden allgemein sprachliche Vereinfachungen (Entmarkie- rungen, Prozesse auf höherer Ebene wie Assimilationen usw., vgl. Kapitel 6 und 7 im zweiten Teil des Buches) angesehen, die in ungesteuerter informeller Rede am ehesten zur Geltunt kommen. Wie verträgt sich das mit der Annahme einer größeren Regel- komplexität der inlormelleren Stile? Die scheinbare Paradoxie verschwindet, wenn man bedenkt, daß die ieweils "zusätzlichen" (oder auch weitergehend operierenden) Regeln dergestalt sind, daß sie eine phonetische (vor allem artikulatorirhe) Optimierung zur Folge haben, z.B. die oben erwähnte Tilgung des lltll unter bestimmten Bedingungen. Sie sorgen damit lediglich lür eine stärkere Teilhabe der Sprache an universellen lautlichen Prozessen. Diesen Sachverhalt durch die Annahme der Existenz entsprechender Regeln in der phonetologischen Komponente der einzelsprachlichen Grammatik zu spiegeln, erscheint durchaus ökonomirh, wenn man bedenkt, dall diese Regeln ihrerseits stets das gesam- te durch sie ableitbare Pattern präsent halten. Indem sie den phonetischen Output systematisch mit ihm unterliegenden (vgl. unten) abstrakten Lautstrukturen verbinden, ermöglichen sie eine Reduktion der phonetischen Vielgestaltigkeit der Sprache auf eine eindeutige generelle Grundlage, wodurch nicht zuletzt die Lernbarkeit der sprachlichen Vielfalt olfenbart wird. Während die zusätzlichen Regeln in informeller Umgangssprache die Entfer- nung zwirhen phonetirher Realisation und unterliegender Repräsentation (in unseren Vorwort 5 Alphabetschriften mehr oder minder der tradierten-für einen [!] lrüheren Lautstand entwickelten--Orthographie entsprechend, aber-insbesondere wo Umstrukturierunten stattfanden--nicht identisch mit ihr) vergrößern, bringt die Blockierung oder Behin- derung dieser Regen in lormellen stilen gewöhnlich phonetische Realisationen mit sich, die mehr dem ähneln, was man direkt von der schreibung her erwarten würde; formelte Stile bedür{en also sehr viel weniger des detaillierten Studiums! Zugleich sind formelle Stile aber auch die für ein integratives SPrachverhalten am wenitsten geeig,neten; die bis in die iüntste Zeit hinein in der Praxis geläufigen vorstellunSen von Korrektheit im Englischen iedoch binden die sprecher(innen) geradezu an eine unnatürlich formelle Sprache, wo sie aulg,rund situativer Redemerkmale geneigt wären--entsprechend dem Sprachgebrauch ihrer Muttersprache--informelle Formen zu gebrauchen. vielfach werden dabei natürliche Prozesse rückgängig I,emachtt die sowohl in der Erst- als auch in der Zweitsprache vorhanden sind. Sinnvoller als das Ausmerzen des Natürlichen zugunsten des als korrekt HyPostasierten scheint eine hin- reichende Steuerunt in bezug aul die einzelsprachliche AusPrä8ung der in Frage kommenden Prozesse. Eine solche steuerung ist den Lehrenden nur möglichr wenn sie eine Vorstellung der unterliegenden Gesetzmäßigkeiten besitzen und mit den wesent- lichen Regeln vertraut sind. Hinzu kommt die Notwenditkeit einer hinreichenden Kenntnis des artikulatorischen Prozeßablaufs, die vor allem am Anlang des Fremdspra- chenunterrichts sehr hillreich sein kann. Eine ganze Reihe charakteristischer lautlicher Prozesse scheint den meisten student(inn)en nicht bekannt zu sein; nicht einmal die universitäre Ausbildung vermochte bislang in dem erlorderlichen Maße, die Student(inn)en--nunmehr speziali- siert auf das Englische--mit den betrellenden lautlichen Erscheinungen vertraut zu machen. Z.B. weiß fast kein(e) student(in)r wo und wann (2.8. in welchen stilen) inter- konsonantirhes lltll bzw. lldll getilgt wird, welche variablen Bedingungen bei der Degemination von sonoranten wirken, wo man im Englirhen keine silbirhen Nasale haben darf und vieles andere. Die unanSemessene Aussprache eines [t] in Wörtern wie action kommt bei Student(inn)en und Lehrer(inne)n keineswegs selten vor' Selbst erfah- rene Englischlehrer(innen) haben häufig keine Erklärung dafür, aaß lltll in moisten und lasten in allen Stilen, in piston jedoch nie getilgt wird. lnteressanterweise sind eine Reihe der hier dargestellten Prozesse schon seit Jahrhunderten im Englischen geläufig und in der sprachhistorischen Literatur auch bisweilen angemerkt worden' wenngleich im allgemeinen ohne Bezugnahme aul das heutige Englisch. Die vermittlung der Kenntnis solcher und vieler anderer Fakten über die englische Aussprache ist unsere primäre ZielsetzunS; sie sind in erster Linie praxisre- levant und stellen zudem die empirische Basis Iür Formalisierungen und theoretische 6 Vorwort Fragestellungen dar. Dennoch sollte auch ein angemessenes Bild der Relevanz von Notationen gewonnen werden, die gelegentlich als Lernhilfen, yor allem aber als Mittel der generalisierenden organisation und voraussage, d.h. alrc auch als Hillen im Hinblick auf die empirische Falsifizierbarkeit erkannt werden sollten. Selbstverständlich verwenden Lehrer/innen in ihrem Unterricht keine wissen- rhaftlich-technische Terminologie der hier exemplifizierten Art. Man kann jedoch sprachliche Fakten kaum systematisch vermitteln, wenn man nicht wenitstens als Lehrer/in eine umfassende Erklärung bereithält; ja man nimmt diese sprachlichen Fakten nicht einmal wahr, wenn die wahrnehmung nicht lür sie geschärtt worden ist, solche Erklärungen haben nicht nur in der Linguistik lange auf sich warten lassen, sie wurden auch in der Fundierung des Englischunterrichts weitestgehend vernachlässigt. In der Praxis werden statt sprachlicher Viellalt meist invariable Segmente vermittelt, und dies von Lehrpersonen, die oIt nur sehr unzureichend über die artikulatorischen Prozesse informiert und von der sprachlichen Realität invariabler Segmente überzeugt sind. Die natürlichen Prozesse, die der sprachlichen Vietlalt zugrunde liegen, sind, wie gesa8t, in vielen Fällen auch in der Erstsprache vorhanden bzw. die schüler/innen neigen--wie Sprecher/innen überhaupt--dazu, derartige prozesse anzuwenden, In unkenntnis der Prozesse und ihrer einzelsprachlichen Modalitäten rufen die Lehrper- sonen die schüler/innen dann häufig zurück aut die inadäquaten Festlegungen des Lehrbuchs und gewöhnen ihnen natürliches sprechen in der Fremdsprache-wie es jedermann auch hierzulande über die Medien leicht zugänglich ist--ab. Die oben erwähnte Ubertragung von Korrektheitsnormen der Muttersprache aul die Fremdspra- che wirkt dabei zusätzlich als den Spracherwerb behinderndes Vorurteil. Man mag in Anbetracht der geringen Kommunikationsfähigkeit vieler Schüle- r/innen selbst nach vielen Jahren fremdsprachlichen unterrichts die Aussprache als untergeordnetes Problem abtun. Man sollte dabei jedoch bedenken, daß sich die hier angesprochenen Probleme auch inbezug aul die übrigen Komponenten der Grammatik stellenl zudem sind gerade unsinnige Lehrbuchnormen, die als Aussprache verfestigt werden, kommunikationsfeindlich in dem sinne, daß sie eine integrative sprachliche Interaktion mit den native sDeakers stark behindern können, Entscheidend gegen einen solchen standpunkt, der die Aussprache zum Randphänomen des Fremdsprachenerwerbs degenerieren läßt, spricht jedoch die Tatsache, daß die vermittlung der Aussprache ohne zusätzlichen Aufwand besser und das Resultat adäquater werden kann, wenn beim Lehrer die entsprechenden Kenntnisse vorhanden sind. Nicht alle Details der in Kapitel 5 aufgeführten Regeln sind für dieses Ziel von gleicher Bedeutung; es schien uns jedoch aus exemplarischen Gründen sinnvoll, das Zusammenwirken vieler Faktoren in der Sprache bis ins Detail zu verfolgen. schwer-

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