© Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Grundzüge der Diagnostik und Therapie von parasitären Infektionen und Infestationen in Mitteleuropa Horst ASPÖCK & Herbert AUER 1 Diagnostik 76 2 Therapie 92 3 Zusammenfassung 94 4 Zitierte und weiterführende Literatur 94 Denisia 6, zugleich Kataloge des OÖ. Landesmuseums, Neue Folge Nr. 184 (2002), 75-95 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Abstract: Some parasitic diseases can only be diagnosed by serological tests, which usually means detection of specific antibodies. The methods currently used for diagnostics of parasitic dis- Main features of diagnostics and thera- eases of man in Central Europe are shown in a table. py of parasitic infections and infesta- tions in Central Europe In the recent past significant progress has been achieved in the treatment of parasitoses. Highly efficient drugs are avail- able against most Central European parasites. The success of Very few parasitic diseases can be diagnosed solely on the ba- a treatment, however, largely depends on early diagnosis and sis of their clinical pictures; in almost all cases laboratory dia- thus on early treatment. The most important drugs used in gnostic examinations are absolutely necessary. Among these, the treatment of Central European parasitoses are shown in a direct parasitoscopic methods for detection of the parasite it- table. self play the most important role; for a few parasitoses im- munological, biochemical, or molecular biological methods Key words: Parasites, protozoans, helminths, diagnotics, must be applied for the direct detection of the pathogen. therapy, Central Europe. 1 Diagnostik den Diagnostik sogleich bewusst. Der Kliniker kann heu- te in großem Umfang die enormen Möglichkeiten der La- Eine Infektionskrankheit zu diagnostizieren, heißt, boratoriumsdiagnostik nützen, um seine Verdachtsdiagno- den Erreger zu identifizieren. Erst wenn dieser ermittelt se zu stützen, einzuengen - oder allenfalls zu korrigieren. worden ist, kann eine spezifische Therapie eingeleitet Die Diagnostik von Parasitosen ist in besonders gro- werden. Grundsätzlich kann und muss die Diagnostik ßem Ausmaß auf die Laboratoriumsdiagnostik angewie- zwei Wege beschreiben: den der klinischen und den der sen. Dies hat vor allem zwei Gründe: Erstens gibt es viele mikrobiologischen (parasitologischen, serologischen) Infektionen (und Infestationen) durch Parasiten, die im Diagnostik, also der Laboratoriumsdiagnostik. wesentlichen - zumindest über eine gewisse Zeit hinweg Bei einer Infektionskrankheit - einer von Krankheits- - ohne jegliche klinische Symptomatik ablaufen. Wie symptomen begleiteten Infektion oder Infestation - be- sollte man sie also klinisch diagnostizieren? Zum Zweiten ginnt die Diagnostik selbstverständlich stets unter dem gibt es - von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen - kaum Gesichtspunkt der möglichen Beurteilung des bestehen- eine Parasitose, die durch so spezifische Symptome ge- den klinischen Bildes. Tabelle l gibt einen Überblick über prägt ist, dass die Diagnose auch ohne Laboratoriumsdia- Symptome und Befunde, die eine parasitologische Unter- gnostik gestellt werden kann, auch wenn die Entwicklung suchung notwendig oder zumindest sinnvoll erscheinen moderner diagnostischer Methoden, insbesondere durch lassen oder für die Entscheidung, welche parasitologi- bildgebende Verfahren, neue, noch vor kurzer Zeit unge- schen Untersuchungen (vordringlich) durchzuführen sind, ahnte Möglichkeiten der Gewinnung wichtiger Informa- Bedeutung haben. tionen zur Aufdeckung auch vieler parasitärer Erkrankun- gen gebracht hat. Der erkrankte Mensch sucht - je nach Schwere der Krankheit und nach subjektiver Belastung - früher oder Die Laboratoriumsdiagnostik parasitärer Infektionen später den Arzt auf. Dieser kann -je nach Art der Erkran- und Infestationen aller Grade klinischer Ausprägung hat, kung - auf Grund des Spektrums der Symptome (allen- wie die Laboratoriumsdiagnostik der Infektionskrankhei- falls in Kombination mit anderen - anamnestischen - In- ten generell, in den vergangenen Jahrzehnten eine stürmi- formationen) manchmal sogleich eine Diagnose stellen sche, durch Immunologie und Molekularbiologie gepräg- und damit den Erreger dingfest machen, ohne ihn in te Entwicklung erfahren - und dennoch, auf einem Gebiet irgendeiner Weise - außer durch das klinische Bild, das je- ist sie über Jahrzehnte hinweg kaum von besonderen Ver- ner bewirkt hat - nachgewiesen zu haben. Früher - damit änderungen geschüttelt worden, und auf diesem - so- ist gemeint: vor Jahrhunderten, zu erheblichem Teil noch gleich zu erläuternden - Gebiet wird sich wahrscheinlich vor 100 Jahren, und zu nicht geringem Teil noch vor we- auch in 100 Jahren nicht viel und vor allem nichts Grund- nigen Jahrzehnten, ja sogar Jahren - gab es, wenn und weil sätzliches geändert haben. man den Erreger nicht kannte, nur diese Möglichkeit der Diagnostik. Wenn man sich vor Augen hält, wie viele Vorangestellt seien jedoch einige grundsätzliche Er- grundverschiedene (und grundverschieden zu behandeln- läuterungen zur Laboratoriumsdiagnostik von Infektio- de) Infektionskrankheiten ähnliche, ja gleiche Symptome nen. Sie lässt sich unter methodischen Gesichtspunkten in hervorrufen, werden einem die Schwachstellen und Fall- zwei Grundstrategien gliedern, den direkten und den indi- gruben der nur auf der klinischen Symptomatik basieren- rekten Erregernachweis. ?§ © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Tab. 1: Klinische, hämatologische, radiologische und anam- Gruppen auch sind, sind allein schon durch ihre Kleinheit nestische Befunde und Parameter von Relevanz für Indikation der morphologischen Untersuchung nur in Grenzen zu- und Auswahl parasitologischer Untersuchungen bei Verdacht auf eine in Mitteleuropa erworbene Parasitose bei oder nach gänglich. Das Auflösungsvermögen des Lichtmikroskops Ausschluss anderer Ursachen. liegt bei maximal 200 nm (also 0,2 um). Das bedeutet, dass die meisten Viren gar nicht im Lichtmikroskop sicht- bar sind und dass von Bakterien und Pilzen - deren Grö- • Geographische Anamnese (Exposition)? • Fieber (Fiebertyp)? ßen in einem Bereich von etwa 0,5 bis zu wenigen um lie- • Diarrhöe ? (blutig-schleimig) gen - keine Details sichtbar sind. Man kann von Bakterien • Nausea? • Inappetenz/Heißhunger? im Lichtmikroskop sehr gut erkennen, ob es sich um läng- • Müdigkeit. Leistungsabfall? lich gestreckte oder kugelförmige Organismen handelt - • Gewichtsverlust? Stäbchen oder Kokken -, man kann feststellen, ob die • Hämaturie? schwarzer (dunkler) Harn? Miktionsbeschwerden? Stäbchen lang oder kurz sind, man kann allenfalls Auf- • Exantheme. Pruritus? treibungen und Asymmetrien der Zelle feststellen, beson- • Furunkulose oder ulzeröse Hautveränderungen? dere Affinitäten zu bestimmten Farbstoffen nachweisen, • Fluor genitalis? • BSR beschleunigt? allenfalls den Besitz von Geißeln (durch den Nachweis • Diflferentialblutbild: der Beweglichkeit) erschließen - aber dann stößt man bald - Anämie? an die Grenzen und muss mit anderen Methoden - bio- - Leukozytose? - Leukopenie? chemischen, immunologischen und molekularbiologi- - Eosinophilie? schen - weiterarbeiten. Bei den Pilzen ist die Situation ein • Immunglobuline: - IgG-Erhöhung? wenig besser, aber auch sie sind - jedenfalls die meisten - IgM-Erhöhung? von ihnen - noch immer viel zu klein, um im Lichtmikro- - IgE-Erhöhung? skop morphologische Details der Strukturen erkennen zu • Hepatosplenomegalie? • Ikterus? lassen. Das Elektronenmikroskop, das in neue Dimensio- • Neurologische Symptomatik? nen führt und geradezu den Blick in neue Welten der • Augenveränderungen? Strukturen eröffnet, kann nur in wenigen Fällen auch in • Atembeschwerden, (rezidivierende) Bronchitis? • Muskelschmerzen? der Routinediagnostik sinnvoll eingesetzt werden, im we- • Lymphadenopathie? sentlichen ist es ein Instrument der Forschung geblieben. • Röntgenlogische, szintigraphische, sonographische u. a. Befunde (Zysten?) Ganz anders ist die Situation bei den Parasiten. Wir • Immunsuppression? Immunschwäche? Transplantationspatient? haben es hier mit vergleichsweise hoch entwickelten und • HIV-positiv? ausreichend großen Organismen zu tun, um der morpho- • Splenektomie? • Antiparasitäre Chemoprophylaxe oder Chemotherapie? logischen Diagnostik alle Möglichkeiten zu eröffnen. Ein • Schwangerschaft? Schweinebandwurm, eine Kopflaus, aber auch das viel • Regelmäßiger Kontakt mit bestimmten (Haus-)Tieren? kleinere Toxoplasma gondii weisen so viele lichtmikro- skopisch (Toxoplasma) oder mit einer Lupe (Kopflaus) oder sogar mit freiem Auge (Taenia) sichtbare spezifische Was ist darunter zu verstehen? Der direkte Erreger- Merkmale auf, dass die Identifizierung häufig die Ange- nachweis versucht, in irgendeiner Weise den Erreger legenheit eines Augenblicks ist. Keine andere Methode selbst nachzuweisen, der indirekte Erregernachweis sucht liefert schneller das Ergebnis - und darin wird sich auch quasi „untrügliche Spuren" des Erregers zu ermitteln, die in Zukunft nichts ändern. Die Medizinische Parasitologie dieser nach der Auseinandersetzung mit dem Wirt hinter- wird daher wohl auch in ferner Zukunft eine Bastion der lassen hat. Direkt nachweisen kann man einen Erreger Morphologie bleiben. durch morphologische, biochemische, immunologische oder molekularbiologische Merkmale, indirekt durch si- Die parasitoskopische Beurteilung - also die Identifi- chere, verlässliche, spezifische Spuren, die ein Erreger in zierung eines Parasiten durch Feststellung seiner spezi- Form von Antikörpern im Wirt hinterlässt, streng genom- fisch morphologischen Merkmale setzt allerdings natur- men: bewirkt. Nachweisbarkeit und Identifizierung auf gemäß voraus, dass der Parasit verfügbar ist, das heißt, der Basis morphologischer Methoden setzen voraus, dass aus dem Körper des Wirts in irgendeiner Weise (z.B. mit der Erreger charakteristische Merkmale aufweist, die dem Stuhl oder Harn) ausgeschieden wird oder aus dem auch optisch erfassbar sind. Das trifft für Parasiten in un- Körper (z.B. durch eine Blutentnahme) herausgeholt wer- gleich höherem Maße als für Erreger anderer Gruppen zu. den kann und - bei kleinen Parasiten - in genügend gro- Viren, Bakterien und Pilze - so unterschiedlich diese drei ßer Dichte vorliegt, um gefunden zu werden. Die weitaus © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Tab. 2: Laboratoriumsdiagnostik parasitärer Erkrankungen in Mitteleuropa. Abkürzungen: BAL: Bronchoalveolarlavage; DIFT: Direkter Immunfluoreszenztest; DNS: Desoxyribonukleinsäure; LDH: Laktatdehydrogenase; PCR: Polymerase chain reaction (Polymerasekettenreaktion). Durchzuführende laboratoriumsdiagnostische Maßnahmen Direkter Erregernachweis Indirekter Erre- gernachweis Bei Verdacht auf (Nachweis spe- zifischer Antikörper) Erreger Krankheit morphologisch immunologisch molekular- biologisch' Giardia lamblia Giardiose, Nachweis von Zysten (und Nachweis von Lambliose vegetativen Formen) mittels Koproantigen Anreicherung und Färbung im Stuhl möglich im Stuhl Trichomonas vaginalis Trichomonose Nachweis der beweglichen Trophozoiten im Vaginal- abstrich durch Nativunter- suchung (Dunkelfeld) und Färbung Naegleria fowleri u. a. Primäre Amöben- Nachweis der Trophozoiten spp. Meningo-Enze- im Liquor cerebrospinalis phalitis (PAME) durch Färbung und Kultur Leishmania infantum Viszerale Leish- Nachweis der amastigoten PCR möglich Nachweis spezi- maniose, kutane Formen im Knochenmark fischer Antikörper Leishmaniose (Leber, Milz) durch Färbung essentiell Cryptosporidium spp. Kryptosporidiose Nachweis von Oozysten im Nachweis von Nachweis spe- Stuhl durch Färbung Koproantigen im zifischer DNS Stuhl möglich durch PCR Sarcocystis suihominis Sarkozystose Nachweis der Zysten im - - - S. bovihominis Stuhl durch Färbung Toxoplasma gondii Toxoplasmose Nachweis der Toxoplasmen: Nachweis von Nachweis spe- Nachweis spezi- im Fruchtwasser (bei Ver- Toxoplasmen in zifischer DNS fischer dacht auf eine pränatale Sputum, BAL- in Fruchtwasser,Antikörper Infektion), in BAL-Material Material, Liquor Sputum, BAL- essentiell (bei Immunsupprimierten) cerebrospinalis und Material, und im Liquor cerebro- histologischen EDTA-Blut spinalis (bei Verdacht auf Schnitten (Gewebs- und Liquor eine ZNS-Toxoplasmose) biopsien) durch cerebrospinalis durch Färbung, Kultur und DIFT durch PCR Tierversuch; Nachweis der Toxoplasmen in histolo- gischen Schnitten (Gewebs- biopsien) durch Färbung Isospora belli Isosporose Nachweis von Zysten (und vegetativen Formen) im Stuhl durch Färbung i Cyclospora Zyklosporose Nachweis der Oozysten cayelanensis im Stuhl durch Färbung - - - Die umfangreichen molekularbiologischen Forschungsarbeiten an den Parasiten des Menschen haben zu zahlreichen Genom- Sequenzierungen vieler Parasiten und damit grundsätzlich zur Möglichkeit der Durchführung von Polymerasen-Kettenreaktionen und anderen diagnostisch verwendbaren molekularbiologischen Methoden geführt. Die Palette einsetzbarer Verfahren erweitert sich wei- ter schnell, was aber nicht bedeutet, dass leistungsfähige Tests auch in der Routinediagnostik sinnvoll eingesetzt werden können. In dieser Tabelle führen wir nur die derzeit diagnostisch bedeutsamen oder zumindest für die Beurteilung wesentlichen Anwendungen an. © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Durchzuführende laboratoriumsdiagnostische Maßnahmen Direkter Erregernachweis Indirekter Erre- Bei Verdacht auf gernachweis (Nachweis spezifischer Antikörper) Erreger Krankheit morphologisch immunologisch molekular- biologisch' Plasmodium vivax Malaria tertiana Nachweis der Merozoiten, Nachweis Parasiten- Nachweis spezi- Schizonten und Gametozy- spezifischer LDH fischer Antikörper ten im Blutausstrich und durch immun- möglich (v. a. für Dicken Tropfen durch chromatogra- forensische Färbung phische Methoden Fragestellungen), jedoch nicht für die Abklärung einer akuten Malaria Babesia divergens u. a. Babesiose Nachweis der Merozoiten Nachweis spezi- spp. im Blutausstrich und fischer Antikörper Dicken Tropfen durch möglich und Färbung sinnvoll Balantidium coli Balantidenruhr Nachweis von Zysten (und vegetativen Formen) im Stuhl durch Anreicherung und Färbung Entamoeba histolytica Asymptomatisch Nachweis von Zysten (und Nachweis von vegetativen Formen) im Koproantigen zur Stuhl durch Anreicherung Differenzierung und Färbung zwischen E. histo- lytica und E. dispar möglich Amöbenruhr Nachweis von beweglichen - Nachweis spezi- Formen (Trophozoiten) im fischer Antikörper warmen, frischen (blutig- essentiell schleimigen) Stuhl durch Nativuntersuchung Extraintestinale Nachweis spezi- Manifestation fischer Antikörper (z. B. Amöben- essentiell leberabszess) Acanthamoeba spp. Granulomatöse Nachweis von Trophozoiten Enzephalitis und Zysten im histologischen (GAE) Schnitt (Lunge, Haut) durch Färbung Keratitis Nachweis der Trophozoiten - - - und Zysten in Augenspül- flüssigkeit, Augenabstrich und Cornea durch Nativ- untersuchung, Färbung und Kultur Blastocystis hominis Gilt nur bei Nachweis der Parasiten im Immunsuppri- Stuhl durch Anreicherung mierten als und Färbung pathogen © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Durchzuführende laboratoriumsdiagnostische Maßnahmen Direkter Erregernachweis Indirekter Erre- Bei Verdacht auf gernachweis (Nachweis spezifischer Antikörper) Erreger Krankheit morphologisch immunologisch molekular- biologisch1 Enterocylozoon Enterozyto- Nachweis der Sporen in Nachweis der Nachweis bieneusi zoonose Stuhl, verschiedenen Mikrosporidien in spezifischer Encephalitozoon Enzephalito- Körperflüssigkeiten histologischen DNS durch cuniculi zoonose (zytologische Proben) Schnitten, zyto- PCR E. intestinalis Enzephalito- und/oder Gewebsbiopsien logischen Proben E. hellem zoonose durch Färbungen (Mikro- und in Kultur skopie), elektronenmikro- durch DIFT skopische Untersuchungen und Kultur Pneumocystis carinii Pneumozystose Nachweis der Erreger im Nachweis der Nachweis Sputum und in BAL- Erreger im Sputum spezifischer Material durch Färbungen und in BAL- DNS durch Material durch PCR DIFT Fasciola hepalica Fasziolose Nachweis der Wurm-Eier Nachweis spezi- im Stuhl durch Anreicherung fischer Antikörper essentiell (insbe- sondere während der Präpatenz- zeit) Dicrocoelium Dikrozöliose Nachweis der Wurm-Eier - - - dentrilicum im Stuhl durch Anreicherung Philophthalmus Philophthalmose Nachweis und Bestimmung lacrymosus des Adulttiers nach chirur- gischer Extraktion aus dem Auge (Tränensack) Opisthorchis felineus Opisthorchose Nachweis der Wurm-Eier - - im Stuhl durch Anreicherung Trichobilharzia spp. Zerkarien- Kein direkter Nachweis Nachweis spezi- u. a. „Vogelbilharzien" Dermatitis möglich - - fischer Antikörper in wenigen Laboratorien möglich Diphyllobothrium Fischband wurm- Nachweis der Wurm-Eier - - - latum u.a. Befall im Stuhl durch Anreicherung Hymenolepis diminuta Rattenbandwurm- Nachweis der Wurm-Eier - - - Befall im Stuhl durch Anreicherung Vampirolepis nana Zwergbandwurm-Nachweis der Wurm-Eier - - - Befall im Stuhl durch Anreicherung Dipylidium caninum Gurkenkemband- Nachweis der Wurm-Eier - - wurm-Befall im Stuhl durch Anreicherung Echinococcus Zystische Echino- Nachweis von Protoscoleces Nachweis para- Nachweis spezi- granulosus kokkose und Häkchen im Zysten siten- (u. stamm-) fischer Antikörper punktat. Operationsmaterial, spezifischer essentiell Sputum und histologischen DNS im Zysten Schnitten punktat und Operations material durch PCR in Spezial- labo ratorien möglich © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Durchzuführende laboratoriumsdiagnostische Maßnahmen Direkter Erregernachweis Indirekter Erre- Bei Verdacht auf gernachweis (Nachweis spezifischer Antikörper) Erreger Krankheit morphologisch immunologisch molekular- biologisch1 Echinococcus Alveoläre Echino- Nachweis von Häkchen, Nachweis para- Nachweis spezi- multilocularis kokkose allenfalls von Protoscoleces siten-spezifi- fischer Antikörper in bioptischem und Ope- scher DNS in essentiell rationsmaterial und histo- bioptischem logischen Schnitten und Operations- material durch PCR in Spezial- laboratorien möglich Multiceps multiceps Zönurose Nachweis von Protoscoleces Nachweis spezi- und Häkchen im Zysten- fischer Antikörper punktat, Operationsmaterial in wenigen und histologischen Schnitten - - Laboratorien möglich Taenia solium Intestinaler Nachweis der Proglottiden Nachweis spezi- Schweineband- (im Stuhl); gelegentlicher fischer Antikörper wurm-Befall Nachweis der Eier im Stuhl bei intestinalem durch Anreicherung Bandwurm- Befall sinnvoll Taenia solium (Neuro-) Nachweis spezi- Zystizerkose fischer Antikörper im Serum (und Liquor cerebro- spinalis) essen- tiell Taenia saginata Intestinaler Nachweis der Proglottiden Rinderbandwurm- (im Stuhl); gelegentlicher Befall Nachweis der Eier im Stuhl durch Anreicherung Trichuris trichiura Peitschen wurm- Nachweis der Wurm-Eier im - - - Befall Stuhl durch Anreicherung Calodium hepaticum Leberkalodiose Laparaskopischer Nachweis Nachweis spezi- (= Leberkapillari- subkapsulär in der Leber fischer Antikörper ose) gelegener Würmer (Knoten); nur in wenigen Nachweis der Eier in bio- Laboratorien ptischem Material (Leber) möglich Trichinella spiralis Trichinellose - Nachweis spezi- T. britovi fischer Antikörper essentiell Dioctophyme renale Dioktophymose Nachweis der Eier - - (Palisadenwurm- (manchmal ganzer Befall) Würmer) im Harn Strongyloides Strongyloidose Nachweis der Larven im Nachweis spezi- stercoralis Stuhl durch Anreicherung - fischer Antikörper in wenigen Laboratorien möglich © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Durchzuführende laboratoriumsdiagnostische Maßnahmen Direkter Erregernachweis Indirekter Erre- Bei Verdacht auf gernachweis (Nachweis spezifischer Antikörper) Erreger Krankheit morphologisch immunologisch molekular- biologisch' Enterobius Madenwurm- Nachweis der Eier mittels vermicularis Befall Klebestreifenmethode (Abtupfen des Analrandes); gelegentlicher Nachweis der Eier im Stuhl mittels Anreicherung möglich Anisakis simplex Anisakidose (allenfalls Determination Nachweis spezi- („Heringswurm- nach operativer Entfernung) fischer Antikörper Krankheit") in wenigen Laboratorien möglich Contracaecum Kontrazäkose (allenfalls Determination Nachweis spezi- osculatum („Heringswurm- nach operativer Entfernung) fischer Antikörper Krankheit") in wenigen Laboratorien möglich Pseudoterranova Pseudoterranovose (allenfalls Determination Nachweis spezi- decipiens („Heringswurm- nach operativer Entfernung) fischer Antikörper Krankheit") in wenigen Laboratorien möglich Ascaris lumbricoides Spulwurm-Befall Nachweis der Wurm-Eier im Nachweis spezi- Stuhl durch Anreicherung fischer Antikörper möglich und sinnvoll Baylisascaris Larva migrans Nachweis spezi- procyonis visceralis- (LMV), fischer Antikörper okuläres L. m.- in wenigen (OLM), neurales Laboratorien L. m.-Syndrom möglich (NLM) Toxascaris leonina Toxaskaridose Nachweis spezi- fischer Antikörper in wenigen Laboratorien möglich Toxocara canis, T. catiToxokarose Nachweis von Wurmlarven Nachweis von An- Nachweis spezi- (VLM-, OLM- in bioptischem Unter- tigen in Gewebe- fischer Antikörper Syndrom, kryp- suchungsmaterial (histo- schnitten durch essentiell tische Toxokarose) logische Schnitte) möglich immunhistochemi- (allerdings extrem geringe mische Methoden „Trefferquote") (nur in wenigen Laboratorien mög- lich, Nachweis von zirkulierendem Antigen durch Enzymimmuntest (nur in wenigen Laboratorien möglich) © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Durchzuführende laboratoriumsdiagnostische Maßnahmen Direkter Erregernachweis Indirekter Erre- gernachweis Bei Verdacht auf (Nachweis spezifischer Antikörper) Erreger Krankheit morphologisch immunologisch molekular- biologisch1 Toxocara vitulorum Toxocara Nachweis spezi- vitulorum-Befali fischer Antikörper grundsätzlich möglich Ancylostoma caninum Larva migrans Kein direkter Nachweis Kein indirekter cutanea-Syndrom möglich (ausschließlich Nachweis mög- klinische Diagnose) lich (ausschließ- lich klinische Diagnose) Ancylostoma Hakenwurm- Nachweis der Wurm-Eier im- - - duodenale Befall Stuhl durch Anreicherung Necator americanus Hakenwurm- Nachweis der Wurm-Eier - - - Befall im Stuhl durch Anreicherung Macracanthorhynchus Akanthozephalose Nachweis der Wurm-Eier hirudinaceus im Stuhl durch Anreicherung meisten Parasiten erfüllen diese Voraussetzungen. Andere me, Isolate ... differenzieren, indem man nach Unterschie- Methoden des direkten Erregernachweises werden ver- den im Genom fahndet, also molekularbiologische Me- gleichsweise selten eingesetzt. Im wesentlichen sind es thoden anwendet. Die Unterscheidung der verschiedenen zwei (durchaus unterschiedliche) Situationen, bei denen Leishmanien ist ein gutes Beispiel. optische Methoden nicht zum Ziel führen. Einmal gibt es Immunologische oder molekularbiologische Techni- nahe verwandte Parasiten, die - obwohl hinsichtlich ihres ken können und müssen in der Diagnostik jedoch auch Pathogenitätspotentials sehr verschieden - morpholo- dort eingesetzt werden, wo der Erreger in dem Untersu- gisch nicht zu unterscheiden sind. Das bekannteste Bei- chungsmaterial so vereinzelt auftritt, dass er mit optischen spiel ist das Problem der Differenzierung der pathogenen Mitteln einfach nicht gefunden wird. Es geht dann quasi Entamoeba histolytica von der morphologisch identi- um die Suche nach der Nadel im Heuhaufen, und immu- schen apathogenen E. dispar. Man kann mit optischen nologische oder molekularbiologische Techniken haben Mitteln sehr leicht und verlässlich bestimmen, ob ein Pa- dann den Charakter von Sonden. Ein Beispiel dafür ist die tient mit dem Stuhl eine der beiden Entamoeben aus- Suche nach Toxoplasmen im Fruchtwasser einer Schwan- scheidet; wenn der Patient symptomlos ist und nur Zysten geren mit Verdacht auf Erstinfektion. ausscheidet, kann man mit optischen Mitteln jedoch nicht Molekularbiologische Techniken haben in der Parasi- klären, um welche der beiden Arten es sich handelt. E. hi- tologie im übrigen bei weitem nicht nur als diagnostische stolytica unterscheidet sich allerdings von E. dispar durch Werkzeuge Bedeutung, sie sind aus der phylogenetischen die Isoenzym-Muster, die sich bestimmen lassen; es han- Forschung nicht mehr wegzudenken (siehe WALOCHNIK & delt sich dabei um eine biochemische Methode. Morpho- ASPÖCK 2002 in diesem Band). logisch identische Erreger können jedoch auch durch im- munologische Methoden differenziert werden, wenn ihre Wo und wann immer möglich, sollte man versuchen, Oberfläche unterschiedliche Antigene präsentiert; diese den Erreger direkt nachzuweisen. Es gibt allerdings Para- lassen sich durch monoklonale Antikörper nachweisen. sitosen, bei denen dies nicht möglich ist, weil der Parasit Und schließlich kann man verschiedene, aber morpholo- weder ausgeschieden wird noch (mit vertretbaren Metho- gisch nicht unterscheidbare Spezies, Subspezies, Stäm- den) aus dem Körper herausgeholt werden kann. Postna- © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Abb. 1: Zyste von Giardia lamblia (HEiDENHAiN-Färbung; aus Abb. 2: Zyste von Chilomastix mesnili (HEiDENHAiN-Färbung; ASPÖCK et al. 1998). aus ASPÖCK et al. 1998). . "_ w •.. * Abb. 4: Leishmania sp., amastigote Form (GiEMSA-Färbung). Abb. 3: Naegleria gruben, Trophozoit und Zysten in der Kul- Nat. Größe der einzelnen Leishmanien 2-5 um. (Aus ASPÖCK tur (nativ, Phasenkontrast; aus ASPÖCK et al. 1999b). 1994). -SÖU Abb. 6: Toxoplasma gondii, Pseudozyste mit Tachyzoiten Abb. 5: Oozysten von Cryptosporidium parvum (ZIEHL-NEEL- (GiEMSA-Färbung). Nat. Größe der einzelnen Toxoplasmen SEN-Färbung; aus ASPÖCK et al. 1998). 4-7 um. (Aus ASPÖCK 1994).