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Grundzüge der Allgemeinen Volkswirtschaftspolitik PDF

122 Pages·1966·4.526 MB·German
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Weddigen Grundzüge der Allgemeinen Volkswirtschaftspolitik Prof. Dr. Dr. Walter Weddigen Grundzüge der Allgemeinen Volkswirtschaftspolitik B e tri e b s wir t s c h a f tl ich e r Ve r1 a g D r . Th . Gab 1 er. Wie s bad e n ISBN 978-3-663-00630-5 ISBN 978-3-663-02543-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-02543-6 Verlags-Nr. 609 Copyright by Betriebswirtscnaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden 1966 Softcover reprint of the hardcover 1s t edition 1966 Vorwort Die vorliegenden Grundzüge der Allgemeinen Volkswirtschaftspolitik sind als erstes Buch einer Reihe von Veröffentlichungen über Grundzüge der Volks wirtschaftspolitik gedacht. Die folgenden Bände sollen dann die Grund züge der Gewerbe-, Handels-, Verkehrs- und Agrarpolitik sowie der Geld und Kreditpolitik darlegen. Aus dieser Planung ergibt sich schon, daß es sich dabei überall wirklich nur um "Grundzüge" handeln kann, um kurzge faßte Überblicke, bei denen stets auf die umfangreicheren Lehrbücher und auf die Spezialliteratur der Volkswirtschaftspolitik verwiesen werden muß. Die Bücher sollen nur den Inhalt der zeitlich stets aufs äußerste begrenzten Vorlesungen wiedergeben, die ich in dreieinhalb Jahrzehnten an sieben Universitäten und Hochschulen des In- und Auslandes über die Lehr gebiete der Volkswirtschaftspolitik hielt und die auf den heutigen Stand der Forschung und wissenschaftlichen Diskussion gebracht sind. Ein Auszug des vorliegenden Bandes erschien schon 1962 in der Reihe "Betriebswirt schafts-Akademie", einem Studienwerk im Betriebswirtschaftlichen Verlag Dr. Th. Gabler, Wiesbaden. Erkenntnistheoretisch beruht schon dieser erste kleine Band auf der Ab handlung "Zur logischen Grundlegung der praktischen Wirtschaftswissen schaft", die ich als Privatdozent in Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft (Jg. 1928) veröffentlichte. Erkenntnis theorie bedarf der Bewährung in der positiven, also hier der praktischen Forschung. In der Sozialpolitik, in der Finanzwissenschaft und in den Grund fragen der Wirtschaftsordnung suchte ich die positive Bewährung jener lo gischen Grundlegung im Laufe der Jahre bereits in Abhandlungen, ver öffentlichten Vorträgen und schließlich auch in zusammenfassenden Dar legungen der Sozialpolitik und der Finanzwissenschaft zu geben. In der Reihe volkswirtschaftlicher Überblicke, die ich mit diesem kleinen Bande beginne, möchte ich gegen Ende meiner wissenschaftlichen Lebensarbeit die heuristische Brauchbarkeit jener Grundlegung auch auf den wichtigsten übrigen Gebieten der Volkswirtschaftspolitik noch wenigstens in Umrissen publizistisch erweisen. Dies Bedürfnis möge das sicherlich in vieler Beziehung sehr gewagte Unter nehmen verständlich machen, aus der Raumnot, in die jeder Versuch ge raten muß, den ungeheuer vielfältigen Wissensstoff der Volkswirtschafts politik in wenigen Bänden überblickend zu behandeln, eine Tugend zu machen. Diese "Tugend" würde ich dann einerseits darin erblicken, man- chem Spezialforscher auf den einzelnen Gebieten der Volkswirtschaftspolitik vielleicht in aller Kürze den Überblick über die praktischen Grundfragen zurückzurufen, der jedem Spezialisten - was in der praktischen Wirtschafts forschung ja besonders gefährlich ist - so leicht einmal verlorengeht, und andererseits möchte ich mit diesem kleinen Buch dem studierenden Anfänger oder auch dem Praktiker das Eindringen in diese Grundfragen und den Überblick über den Gesamtstoff des volkswirtschaftspolitischen Wissens so weit erleichtern, daß er nicht in die Gefahr kommt, den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr zu sehen. Gauting vor München, Ende 1965 WALTER WEDDIGEN Inhaltsverzeichnis § 1 Begriff, Aufgabe und Gliederung der Volkswirtschaftspolitik A. Volkswirtschaftspolitik als Praxis und als Wissenschaft 11 B. Allgemeine und besondere Volkswirtschaftspolitik . . . . 18 § 2 Stellung der VolkswirtschaftspoZitik im System der Wirtschafts wissenschaft A. Der logische Standort der volkswirtschaftspolitischen Disziplin in diesem System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 19 B. Das Verhältnis der volkswirtschaftspolitischen Wissenschaft zu Nachbarsdisziplinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 21 § 3 Subjekt, Träger und Organe der VolkswirtschaftspoZitik A. Subjekt der Volkswirtschaftspolitik 24 B. Träger der Volkswirtschaftspolitik 25 C. Organe der Volkswirtschaftspolitik 27 § 4 Zur Geschichte der VolkswirtschaftspoZitik A. Der Merkantilismus . . . . . . . . . 27 B.Die Physiokraten und die klassische Schule 29 C. Der Kathedersozialismus 30 D. Der Interventionismus 31 E. Der Sozialismus . . . . 32 F. Der Neuliberalismus .. 35 G. Entwürfe dezentralistischer Wirtschaftsordnungen 35 H. Die soziale Marktwirtschaft . . . . . 38 § 5 VolkswirtschaftspoZitik und Produktivität A. Die Produktivität als Norm ..... 38 B. Die Fragestellung der Produktivitätsproblematik 39 § 6 Die produktive Wirtschaftsordnung A. Begriffliches . . . . . . . . . 40 B. Die Wirtschaftsordnung zwischen Individual- und Kollektiv- grundsatz ........................ , 40 C. Die Produktivitäts-Voraussetzungen individueller Wirtschafts freiheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 43 D. Die Produktivitäts-Voraussetzungen kollektiver Wirtschafts- bindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 45 E. Die produktive Synthese von Freiheit und Bindung . . .. 46 F. Die Produktivitätsvor- und -nachteile beider Ausrichtungen . 48 § 7 Methoden produktiver Wirtschaftslenkung A. Begriffliches 54 B. Das Wesen der Sozialen Marktwirtschaft . . . . . 55 C. Das "vertikale Gleichgewicht" der Wirtschaftsstufen 55 D. Zur Methodik der sozial gelenkten Marktwirtschaft 58 § 8 Die Grundsätze der Wirtschaftslenkung A. Allgemeines . . . . . . 64 B. Die Lenkungsgrundsätze 64 § 9 Systematik der Lenkungsmethoden in der Marktwirtschaft A. Strukturell mittelbare, marktkonforme und unmittelbare Marktwirtschaftslenkung . . . . . . . . . . . . . . . 66 B. Strukturpolitische und verlaufspolitische Lenkungsmaßnahmen 68 C. Ansatzbezogene Gliederung marktwirtschaftlicher Lenkungs- methoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 § 10 Die Ergiebigkeit der unmittelbaren Volkswirtschajtspolitik A. Zur Problemstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 B. Die Übertragung wirtschaftspolitischer Be- und Entlastungen. 71 C. Die Produktivität der unmittelbaren Wirtschaftspolitik in der Planwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 74 D. Die Produktivität der unmittelbaren Wirtschaftspolitik in der Marktwirtschaft 76 E. Ergebnis 79 § 11 Organisierungsgrundsätze der Volkswirtschaftspolitik A. Gliederung nach dem Bedarfsdeckungsziel oder nach Wirtschaftszweigen ......... . 80 B. Gebietliche oder fachliche Organisierung 81 C. Verbandsbildungs- oder Kammerprinzip 81 D. Einseitige oder mehrseitige Organisierung 82 § 12 Zur Planungstechnik der Volkswirtschajtspolitik A. Voraussetzungen wirtschaftspolitischer Planung 83 B. Konzeption und Durchführung der Planung 84 § 13 Die Lenkung der Bodennutzung A. Autarkie oder internationale Eingliederung in der Wirtschaft der Bodenprodukte? 85 B. Die Raumordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 90 § 14 Die Lenkung der Arbeit A. Grundsätzliches . . 94 B. Mittel der unmittelbaren Arbeitslenkung 96 C. Die mittelbare Arbeitslenkung 100 § 15 Die Lenkung des Kapitals A. Grundsätzliches . . . 102 B. Die Lenkung des Leihkapitals . 106 § 16 Die Ordnung des Marktes A. Grundsätzliches . . . 109 B. Die Aufgaben der Marktordnung 109 C. Die Ordnung des Wettbewerbs 110 D. Die Lenkung des Angebots 114 E. Die Lenkung der Nachfrage 117 F. Die Regelung der Preise 118 Schrifttum 121 Autorenregister 122 Sachregister . . 123 § 1 Begriff, Aufgabe und Gliederung der Volkswirtschaftspolitik A. Volkswirtschaftspolitik als Praxis und als Wissensmaft Im Worte "Volkswirtschaftspolitik" bedeutet "Volkswirtschaft" die im Be reich der Volksgemeinschaft arbeitsteilig integrierte (vereinheitlichte) Sozialwirtschaft. Der andere Wortbestandteil, "Politik", kommt vom grie chischen "politeia" = Verfassungsstaat und bedeutet einmal eine prak tische T ä t i g k e i t, nämlich das auf Macht gestützte Handeln im Inter esse eines Gemeinwesens. Daneben wird das Wort "P 0 I i t i k" auch zur Be zeichnung einer W iss e n s c h a f t gebraucht, die sich mit diesem Handeln des Politikers befaßt. So deckt denn auch das Wort "Volkswirtschaftspolitik" zwei Begriffe: den Begriff einer praktischen Tätig~eit und den Begriff einer Wissenschaft von dieser Tätigkeit. Beide Bedeutungen seien hier kurz erörtert. J. Volkswirtschaftspolitik als praktische Tätigkeit Volkswirtschaftspolitik als praktische Tätigkeit ist die machtmäßige Beein flussung der Wirtschaft, die auf Erreichung von Zwecken der im staatlichen Gemeinwesen organisierten Volksgemeinschaft gerichtet ist. Dabei strebt man in der Regel zunächst die Mehrung der wirtschaftlichen Volkswohl fahrt, des sogenannten Volkswohlstandes, an; relativ selten nur sucht der Volkswirtschaftspolitiker durch seine Wirtschaftsbeeinflussung außerwirt schaftliche Ziele (z. B. politischer oder kultureller Art) unmittelbar zu er reichen (z. B. Außenwirtschaftspolitik als Mittel des "kalten Krieges"). Grenzen wir damit die Volkswirtschaftspolitik ab als auf Macht gestützte Wirtschaftsbeeinflussung im Dienste von Zwecken der Volksgemeinschaft, so ist im einzelnen hierbei das Folgende zu berücksichtigen. 1. Volkswirtschaft als Organismus Das Wirtschaftsgebilde "Volkswirtschaft", um dessen Betreuung, Ordnung, Lenkung oder Gestaltung es sich hier für den Volkswirtschaftspolitiker han delt, ist kein toter, kein starrer Mechanismus. Die Volkswirtschaft reagiert vielmehr in allen ihren Gliedern und Teilgebieten ähnlich wie ein lebendi ger, elastischer Organismus von sich aus auf die Maßnahmen des Volkswirt schaftspolitikers: Das Ertragsstreben des Einzelnen und der Gruppen, um nur die wirtschaftlichen Reaktionen anzudeuten, kann die Eingriffe des Wirtschaftspolitikers befolgen oder benutzen, es kann ihnen ausweichen oder ihnen Widerstände aktiver oder passiver Art entgegensetzen, und alle 12 § 1 Begriff, Aufgabe und Gliederong der Volkswirtschaftspolitik diese Reaktionen quantitativer wie auch qualitativer Art sind nach Maß und Art oft schwer vorauszusagen. Der Erkenntniswert gewisser Versuche der neueren Wirtschaftstheorie, hier mit mathematischen Gleichungen weiterzu kommen, hat deren Aufwand daher praktisch kaum gelohnt, wie z. B. Jöhr Singer gegenüber Tinbergen nachwiesen1). Ähnlich wie beim Arzt am Kran kenbett spielt daher neben allen wissenschaftlichen Kenntnissen auch das Einfühlungsvermögen des Volkswirtschaftspolitikers sowie nicht zuletzt auch ein vortastendes Ausprobieren in der volkswirtschaftspolitischen Pra xis eine große Rolle. 2. Volkswohlfahrt Bei der wirtschaftlichen "Volkswohlfahrt", deren Mehrung die Volkswirt schaftspolitik, wie gesagt, meist anstrebt, handelt es sich stets um den größtmöglichen Nutzen der Ge sam t he i t des Volkes, also all e r sei ner Teile. Stets hat der Volkswirtschaftspolitiker seine Beeinflussung auch von Teilgebieten der Wirtschaft daher hier rationell auf diesen Gemeinnut zen, auf die Ziele des Wirtschaftsganzen also, abzustellen, und zwar auch im Sinne künftiger Generationen. Die Zwecke etwa von Interessentengrup pen kommen hier für eine Berücksichtigung schon rein vom Begriff der Volkswirtschaftspolitik her also nicht in Betracht. Auch genügt es meist nicht, nur für die Produktion einer größtmöglichen Menge von Gütern in einer Volkswirtschaft zu sorgen. Die Volkswohlfabrt im hier gebrauchten Sinne dieses Begriffs bedeutet Volkswohlstand nicht nur als Volksvermögen, sondern auch als Volkseinkommen; auch die Ver teilung dieser Gütermenge unter die einzelnen Mitglieder der Volksgemein schaft ist ja wichtig für den Gesamtnutzen, den diese Güter stiften. Hier be rührt sich die Volkswirtschaftspolitik weitgehend mit der Sozialpolitik (vgl. unten § 2 B II). Die Rücksicht auf die Gesamtwohlfahrt des Volkes kann es daher erfordern, daß der Volkswirtschaftspolitiker neben unmittelbarer Förderung bestimm ter Teilgebiete der Wirtschaft andere Wirtschaftszweige vorübergehend auch einmal belasten und zurückhalten muß oder sie doch wenigstens unge fördert läßt: Er wird immer danach streben, durch Förderung der funk tionellen Harmonie (d. h. des bestmöglichen Wirkungsverhältnisses) aller Zweige und Gebiete der Wirtschaft ein größtmögliches Maß von gesamt wirtschaftlicher Ergiebigkeit (produktivität) der Volkswirtschaft nachhaltig zu erreichen. Stets also stellt er seine Maßnahmen letztlich ab auf das Gesamtziel der Volkswohlfahrt als Ganzes. 1) Jöhr-Singer, Die Nationalökonomie im Dienste der Wirtschaftspolitik, 2. Aufl., Göttingen 1964, S. 112 ff. Eine Ausnahme macht hier mitunter die Ökonometrie, die als "Synthese von mathematischer Wirtschaftstheorie und hoch entwickelten stati stischen Methoden" eine empirische überprüfung wirtschaftstheoretischer Modelle durch möglichst genaue zahlenmäßige Angaben von Größenordnungen und Ent wicklungstendenzen erstrebt (Bombach).

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