W.GÄHLER GRUNDSTRUKTUREN DER ANALYSIS II MATHEMATISCHE REIHE BAND 61 LEHRBüCHER UND MONOGRAPHIEN AUS DEM GEBIETE DER EXAKTEN WISSENSCHAFTEN GRUNDSTRUI(TUREN DER ANALYSIS 11 von Dr. habil. WERNER GÄHLER Zentralinstitut für Mathematik und Mechanik der Akademie der Wissenschaften der DDR 1978 SPRINGER BASEL AG CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Gähler, Werner Grundstrukturen der Analysis. 2. - 1. Aufl. - 1978. (Lehrbücher und Monographien aus dem Gebiete der exakten Wissenschaften: Math. Reihe; Bd.61) ISBN 978-3-0348-5287-6 ISBN 978-3-0348-5286-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-0348-5286-9 Nachdruck verboten. Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen und der Reproduktion auf photostatischem Wege oder durch Mikrofilm, vorbehalten. © Springer Basel AG 1978 Ursprünglich erschienen bei Birkhäuser Verlag, Basel, 1978 Softcover reprint ofthe hardcover 1st edition 1978 ISBN 978-3-0348-5287-6 VORWORT Zum Aufbau einer geeigneten, umfassenden Differentialrechnung in allgemei neren als normierten Räumen benötigt man bekanntlich Konvergenzbegriffe, die nur in Spezialfällen Topologien definieren. Das zeigt sich insbesondere beim Nachweis der Kettenregel höherer Ordnung. Will man etwa die Kettenregel zweiter Ordnung für Abbildungen t: X 0--+ Y und g: Y 0--+ Z beweisen, so bringt man die in der Kettenregel erster Ordnung auftretende Beziehung D(g f) (x) = 0 = Dg(t(x)) 0 Dt(x) unter Benutzung der Kompositionsabbildung y von L(X, Y) X L(Y, Z) in L(X, Z) in die Form D(g 0 f) (x) = (y 0 (Dt, Dg 0 t» (x). Der Nachweis der Kettenregel zweiter Ordnung erfolgt dann mittels der Ketten regel erster Ordnung, wobei man die Voraussetzungen so einrichtet, daß (Dt, Dg t> in x und y in (Dt, Dg t> (x) differenzierbar ist. Die Forderung, daß 0 0 y differenzierbar ist, erweist sich als sehr einschränkend. Verlangt man, daß die Differenzierbarkeit die Stetigkeit nach sich zieht, so ist diese Forderung in Bezug auf Vektorraumtopologien von L(X, Y), L(Y, Z) und L(X, Z) im all gemeinen nicht erfüllt, zumindest nicht, wenn man noch annimmt, daß die Vektorraumtopologien so beschaffen sind, daß im Falle X = R oder C die natür lichen Zuordnungen zwischen Y und L(X, Y) und zwischen Z und L(X, Z) Iso morphien sind. Bezüglich geeigneter Vektorraumlimitierungen ist y hingegen stetig, und im Rahmen der Theorie der limitierten Vektorräume läßt sich für eine Reihe von Ableitungsbegriffen und für sehr allgemeine Räume X, Y undZ die Kettenregel höherer Ordnung beweisen. Wir gehen auf die Differentialrechnung im vierten, dem letzten Kapitel dieses Bandes ein. Im ersten Kapitel wird die limitierte Algebra behandelt. Insbeson dere wird in ihm die Theorie der limitierten Gruppen und die Theorie der limi tierten Vektorräume entwickelt. Neben limitierten Vektorräumen untersuchen wir einen etwas schwächeren Begriff, den Begriff der limitierten linearen Gruppe. Er spielt in der Theorie der Abbildungsräume eine wichtige Rolle. Im Anschluß an die Behandlung von Vervollständigungsproblemen wird auf eine Reihe kate gorientheoretischer Begriffe eingegangen, zum Beispiel auf den Begriff des adjun gierten Funktors und - im Zusammenhang mit projektiven Tensorprodukten - auf den Begriff der monoidalen Kategorie. Schließlich wird im ersten Kapitel eine Verallgemeinerung der Theorie der bornologischen Räume vorgenommen. Die beiden weiteren Kapitel befass~n sich mit wichtigen Begriffen der Mengen konvergenz und der Konvergenz in Abbildungsräumen, unter anderem der stetigen Konvergenz und Verallgemeinerungen der gleichmäßigen Konvergenz. VI Vorwort Aufbauend auf kategorientheoretische Untersuchungen im ersten Kapitel wer den im dritten Kapitel ferner abgeschlossene Kategorien behandelt. Auf der Grundlage der Ergebnisse des zweiten und dritten Kapitels wird im letzten Kapi tel die Differentialrechnung entwickelt, in der die meisten der in der Literatur auftretenden Differenzierbarkeitsbegriffe enthalten sind. Das angegebene Literaturverzeichnis bezieht sich aufbeide Bände. Im Symbol und Sachverzeichnis sind hingegen lediglich die in diesem Band eingeführten Symbole und Begriffe enthalten. Der Autor ist mehreren Kollegen für wertvolle Hinweise zu Dank verpflichtet. Sein besonderer Dank gilt Herrn G. KNEIS, der das gesamte Manuskript kritisch durchgesehen und die Korrekturen mitgelesen hat. Im Arbeitsseminar mit S. GÄHLER, dem Bruder des Autors, und mit G. KNEIS wurde das Problem der Vervollständigung pseudotopologischer Vektorräume gelöst; die Lösung ist im Abschnitt 5.20 angegeben. Herzlichen Dank möchte der Autor seiner Frau aussprechen, die die Belastungen, die mit der Anfertigung dieser zweibändigen Monographie auch auf sie zukamen, mit viel Verständnis auf sich genommen und dem Autor manche Verpflichtung abgenommen hat. Schließlich dankt der Autor - wie bereits beim ersten Band - dem Verlag für die freundliche Bereit willigkeit, mit der dieser auf seine Wünsche eingegangen ist, und der Druckerei "Thomas Müntzer", Bad Langensalza, für die sorgfältige und gute Ausstattung des gesamten Buches und die ausgezeichnete Durchführung der Korrekturen. Berlin, 1977 W. GÄHLER INHALTSVERZEICHNIS o. Limitierte Algebra 1 5.1. Gruppen. . 2 5.2. Radialräume 19 5.3. Vektorräume 30 5.4. Limitierte Gruppen, limitierte Radialräume, limitierte Vektorräume • 38 5.5. Die assoziierten verträglichen Limitierungen, Pseudotopologien, mehrstufigen Topologien und Topologien. . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 5.6. Über die Limesuniformisierbarkeit limitierter Gruppen. . . . . . 60 5.7. Verallgemeinerte limitierte Radialräume, limitierte lineare Gruppen 73 5.8. Gleichförmigkeit, Kreisförmigkeit und Ausgeglichenheit 79 5.9. Lokale Konvexität . . . . . . . . . . . . 90 5.10. Die assoziierten lokalkonvexen Limitierungen. . . . . 103 5.11. Initiallimitierungen . . . . . . . . . . . . . . . . 109 + 5.12. Beziehungen zwischen Initiallimitierungen und den Funktoren :11:, und A 118 5.13. Finallimitierungen bezüglich Gruppenhomomorphismen 125 5.14. Finallimitierungen bezüglich homogener Abbildungen .......... 139 5.15. Finallimitierungen bezüglich linearer Abbildungen. . . . . . . . . . . . 147 + 5.16. Beziehungen zwischen Finallimitierungen und den Funktoren :j(;, und A 163 5.17. Verallgemeinerte Halbmetriken und verallgemeinerte Halbnormen 173 5.18. Beschränktheitsbegriffe . . . . . . . . . . . . . 182 5.19. Lokale Beschränktheit. . . . . . . . . . . . . . 196 5.20. Vervollständigung pseudotopologischer Vektorräume . 205 5.21. Adjungierte Funktoren . . . . . . . . . . . 222 5.22. Über reflektive und coreflektive Unterkategorien 232 5.23. Tensorprodukte und monoidale Kategorien . 248 5.24. Hypobornologien . . . . . . . . . . . . 263 6. l\'Iengenkonvergenz . . 282 6.1. Der abgeschlossene Limes 283 6.2. Der Fall der mehrstufigen Topologie und der Topologie 290 6.3. Der offene Limes . . . . . . . . . . . . . . . . . 295 6.4. Mengenkonvergenz, die von Systemen von "-Idealen von Dualfiltern abhängt 300 6.5. Drei Spezialfälle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309 7. Abbildungsräume . . . 317 7.1. Stetige Konvergenz 318 7.2. Abgeschlossene Konvergenz der Graphen. 332 VIII Inhaltsverzeichnis 7.3. Der Fall, daß c eine meru-stufige Topologie bzw. eine Topologie ist 335 7.4. Die Räume 0c(X, Y} und L~(X, Y} . . . . . . . . . . 342 7.5. Punktweise Konvergenz . . • . . . . . . . . . . . . 355 7.6. Kompaktheitskriterien bezüglich der stetigen Konvergenz 370 7.7. MABINEscu-Konvergenz . . . . . . . . . 374 7.8. Abgeschlossene Kategorien. . . . . . . . . . : . . . 380 7.9. Verallgemeinerte gleichmäßige Konvergenz. . . . . . . 385 7.10. Die limesuniforme Struktur der verallgemeinerten gleichmäßigen Konvergenz 397 7.11. Der Fall, daß Y eine abelsche pseudotopologische Gruppe ist 404 7.12. Drei Spezialfälle, Beispiele . . . . . . . . . 412 7.13. Vergleich der verschiedenen Konvergenzarten 421 7.14. Die Räume L~. k(X, Y} und H~b(X, Y} . 429 7.15. k-Uniformität, 18, k-Gleichförmigkeit. . . 448 7.16. Die Stetigkeit der Kompositionsabbildung 453 8. DifferentiaJrechnung . . . . . . . . . . . . 461 8.1. Der allgemeine Ableitungsbegriff, Restglieddefinitionen nach GIL DE LAMA- DRID ..•...•................. 462 8.2. Weitere Restglieddefinitionen . . . . . . . . . . . . . . 470 8.3. ffi-Bereiche und der lokale Charakter der Differenzierbarkeit 474 8.4. Vergleich der verschiedenen Ableitungsbegriffe 481 8.5. Beispiele. . . . . . . . . . . . . . 490 8.6. Einige Differenzierbarkeitseigenschaften 495 8.7. Der Fundamentalsatz, die Kettenregel . 503 8.8. Stetige Ableitungen, al-Abbildungen 510 8.9. Partielle Ableitungen . . . . . . . . 523 8.10. Ableitungen höherer Ordnung 530 8.11. Einige Eigenschaften der Ableitungen höherer Ordnung 541 8.12. Restglieder höherer Ordnung .. 553 8.13. Der TAYLORsche Lehrsatz . . . 557 8.14. Die Kettenregel höherer Ordnung 568 8.15. On-Abbildungen ...... . 581 8.16. Einige Eigenschaften der On-Abbildungen 592 Literaturverzeichnis . 596 Symbolverzeichnis 613 Sachverzeichnis 617 Grundstrukturen der Analysis I INHALTSüBERSICHT 1. Mengenlehre 2. Filtertheorie 8. Limesräume 4. Limesuniforme Räume 5. LIMITIERTE ALGEBRA In den ersten Abschnitten dieses Kapitels befassen wir uns mit Gruppen, Radialräumen und Vektorräumen, wobei Radialräume Mengen sind, die mit einer gewissen äußeren Verknüpfung, einer Art skalarer Multiplikation versehen sind. Wichtige zugehörige algebraische Begriffe führen wir auf kategorientheo retische Begriffe zurück. Zum Beispiel zeigen wir, daß die freien Produkte von Gruppen die Coprodukte in der Kategorie der Gruppen, die direkten Produkte abelscher Gruppen die Coprodukte in der Kategorie der abelschen Gruppen, die Sternprodukte von Radialräumen die Coprodukte in der Kategorie der Radial räume und die direkten Summen von Vektorräumen die Coprodukte in der Kategorie der Vektorräume sind. Mit Limitierungen versehene Gruppen, für die die Gruppenverknüpfung und Inversenbildung stetig sind, heißen limitierte Gruppen. Entsprechend sind die Begriffe limitierter Radialraum und limitierter Vektorraum definiert; wir schwächen diese beiden Begriffe in Abschnitt 5.7 zu den Begriffen des verall gemeinerten limitierten Radialraumes bzw. der limitierten linearen Gruppe ab. Spezielle limitierte lineare Gruppen sind die topologischen Vektorgruppen im Sinne von RAIROW und die von AWERBucH und SMOLJANOW eingeführten pseudotopologischen linearen Gruppen. Letztere spielen in der Theorie der Ab bildungsräume eine wichtige Rolle. Alle pseudotopologischen Gruppen, d. h. alle limitierten Gruppen, deren Limi tierungen Pseudotopologien sind, lassen sich auf natürliche Weise als pseudo uniforme Räume auffassen, im nichtkommutativem Fall im allgemeinen auf drei Arten. Die betreffenden pseudouniformen Strukturen, die sogenannte kano nische rechts-pseudouniforme, kanonische links-pseudouniforme und kanonische pseudouniforme Struktur stimmen für topologische Gruppen mit der kano nischen rechts-uniformen, kanonischen links-uniformen bzw. kanonischen uni formen Struktur überein. In pseudotopologischen Gruppen fallen bezüglich dieser pseudouniformen Strukturen eine Reihe von Begriffen zusammen, wie etwa regulär und gleichmäßig regulär sowie cHoQuETsch und gleichmäßig cHoQuETsch. Es gibt wichtige Eigenschaften limitierter linearer Gruppen, die in der Theorie der topologischen Vektorräume nicht formuliert werden, da jeder topologische Vektorraum diese Eigenschaften besitzt. Dazu gehören die Begriffe Gleichför migkeit, Kreisförmigkeit und Ausgeglichenheit limitierter linearer Gruppen, die wir in Abschnitt 5.8 einführen. In Abschnitt 5.9 befassen wir uns mit dem Be-