GrundriB der gesatnten praktischen Medizin Zweite Auflage Bearbeitet von Professor Dr. G. v. Bergm3nn-Berlin . Professor Dr. A. Bittorf-Breslau Professor Dr. G. Fischer -Hamburg Professor Dr. E. Frank -Breslau Sanitatsrat Dr. W. Ftirnrohr-Ntirnberg . Professor Dr. W. GrUter-Marburg a. L. Direktor Dr. Chr. Harms-Mannheim . Geh. Rat Professor Dr. H. Hildebrand Marburg a.L. . Professor Dr. H. Hubner-Bad Salzuflen . Professor Dr. G. Katsch Greifswald . Professor Dr. F. Kirstein-Bremen . Professor Dr. M. Klotz-Lubeck Professor Dr_ H. Loebell-Marburg a. L. . Professor Dr. F. Loning-Harburg Professor Dr. G. Magnus -Bochum . Professor Dr. Ed. MUlier t -Marburg a. L. Professor Dr. P. Neukirch-Dusseldorf . Professor Dr. J. Raecke t -Frankfurt a. M. Professor Dr. F_ Rosenthal-Hamburg. Professor Dr. H.Schmidt.Schleicher-Marburg a.L. Professor Dr. W. Uffenorde-Marburg a. L. . Professor Dr. F. Volhard-Frankfurt a. M. Herausgegeben von Professor Dr. Ed. Muller t Professor Dr. A.Bittorf und Marburg a. L. Breslau Erster Teil Mit 23 Abbildungen Berlin Verlag von J uli us Springer 1931 Zugleich 2. Auflage von Therapie des praktischen Arztes Band III. ISBN-13: 978-3-642-89142-7 e-ISBN-13: 978-3-642-90998-6 DOT: 10.1007/978-3-642-90998-6 Alle Rechte, insbesondere das der Ubersetzung in frernde Sprachen, vorbehalten. Copyright 1931 bei Julius Springer in Berlin. Softcover reprint of hardcover I st edition 1931 Vorwort zur zweiten Auflage. Wahrend der Vorbereitung der zweiten Auflage seiner "Therapie des praktischen Arztes" ist Ed u a r d Mull e r im Dezember I928 plotzlich verstorben. Ein hervorragender wissenschaftlicher Forscher, ein selten begabter Arzt, ein begeisterter Lehrer ist mit ihm viel zu fruh dahingegangen. Als langjll.hriger Direktor der Medizinischen Universitats-Poliklinik Mar burg, als weit gesuchter Konsiliarius drll.ngte sich ihm die "Oberzeugung auf, daB eine fur die Praxis zugeschnittene Therapie fehle. So entstand die erste Auflage. Der Erfolg gab ihm Recht, denn in relativ kurzer Zeit war die erste Auflage vergriffen. Daher empfand es Unterzeichneter als vornehmste Freundschafts pflicht, nach E d u a r d Mull e r s Tode die zum groBten Teile bereits fertig gesteHte Neubearbeitung zum Ende zu fuhren. Nur in den Abschnitten innere Medizin und Psychiatrie machten sich noch Erganzungen, Neu bearbeitungen, Einteilungsanderungen notwendig. Vor aHem war sein Bestreben, den Inhalt nicht mehr nach Stichworten, sondem sachlich zu ordnen. Die Neubearbeitung der Psychiatrie ubernahm dankenswerterweise Herr Professor Rae c k e, der leider inzwischen verstorben ist. Moge die Neuauflage, bei deren Herstellung ich dem Verlage Julius Springer zu groBem Danke verpflichtet bin, ihren Weg gehen. Moge sie dem jungeren und ll.lteren, erfahrenen, viel beschliftigten Arzte ein guter und zuverlll.ssiger Ratgeber sein. Bre s la u, im April I931. A. Bittorf. Inhaltsverzeichnis. Erster Teil. Innere Medizln. Sei!e Infektionskrankheiten. Bearbeitet von Professor Dr. Eduard Mullert-Marburg (nebst Beitr!l.gen von Professor Dr. P. Neu kirch-Dusseldorf, Geheimrat Professor Dr. H. Hildebrand Marburg und Professor Dr. E. Fran k -Breslau). Mit 3 A bbildungen Allergie, Anaphylaxie, Idiosynkrasie. Von Professor Dr. H. Schmidt-Schleicher-Marburg. . . . . . . . . . . 179 Erkrankungen der A tm ungsorgane. Von Professor Dr. A. Bit torf-Breslau (nebst Beitr!l.gen von Professor Dr. E. Frank-Bres lau, Direktor Dr. Chr. Harms-Mannheim und Professor Dr. Eduard Mullert-Marburg) . . . . . . . . . . . . . . 199 Erkrankungen der Kreislauforgane. Von Professor Dr. A. Bit torf-Breslau und Professor Dr. F. Rosenthal-Hamburg (nebst Beitr!l.gen von Professor Dr. E. Frank-Breslau, Professor Dr. G. v. Bergmann-Berlin und Professor Dr. Eduard Miillert Marburg). Mit 10 Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . 281 Stoffwechselkrankheiten und endokrine Storungen. Von Professor Dr. E. Frank-Breslau und Professor Dr. Eduard Mullert -Marburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 381 Erkrankungen des Blutes und der blutbildenden Organe. Von Professor Dr. E. Frank-Breslau und Professor Dr. Eduard Miillert-Marburg (nebst einem Beitrag von Professor Dr. H. Schmidt-Schleicher-Marburg). Mit 1 Abbildung . . 432 Erkrankungen der Leber und Gallenwege. Von Professor Dr. Eduard Mullert-Marburg . . . . . . . . . . . . 467 Erkrankungen der Bauchspeicheldriise. Von Professor Dr. Eduard Mullert-Marburg . . . . . . . . . . .. 50r Erkrankungen der Speiserohre. Von .ProfCtibOr Dr. Eduard Mullert-Marburg ..... . 510 Magen-und Darmerkrankungen. Von Professor Dr. G. v. Berg mann-Berlin, Professor Dr. G. Katsch-Greifswald und Pro fessor Dr. Eduard Mullert-Marburg (nebst einem Beitrage von Professor Dr. F. Rosenthal-Hamburg). . . . . . . . . . . 521 Erkrankungen der Harnorgane. Von Professor Dr. F. Volhard Frankfurt a. M. und Professor Dr. Eduard Mullert-Marburg (nebst einem Beitrag von Professor Dr. F. Loning-Harburg Wilhelmsburg). Mit 2 Abbildungen . . . . . . . . . . . . . 651 Erkrankungen der Bewegungsorgane. Von Professor Dr. Eduard Mullert-Marburg und Professor Dr. F. Rosen thal-Hamburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 717 Inhaltsverzeichnis des crsten Teiles. V Psychotherapie bei korperlichen Erkrankungen. Seite Von Professor Dr. Eduard Miillert-Marburg. . . . . . . . 736 Grundziige der chemisch-mikroskopischen Blu t- und Harndiagnostik. Von Professor Dr. F. Loning-Harburg- Wilhelmsburg. Mit 7 Abbildungen . . . . • . . . . . .. 741 Unfall und innere Krankheiten. Von Geheimrat Professor Dr. H. Hildebrand-Marburg . . . . . . . . . . . . .. 801 Zweiter Teil. Seile Chirurgie. Von Professor Dr. G. Magnus-Bochum. Mit 45 Ab- bildungen ...................•... Ge burtshilfe und Gynakologie. Von Professor Dr. Fr. Kirstein- Bremen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164 Nervenkrankheiten. Bearbeitet von Nervenarzt San.-Rat Dr. W. Fiirnrohr-Niirnberg und Professor Dr. Ed uard Miillert-Marburg. Mit 27 Abbildungen . . . . . . . . . . 356 Erkrankungen des Riickenmarks. Von Professor Dr. Eduard- Miillert-Marburg ................... 356 Erkrankungen des Gehirns (einschl. der Bulbar-und sog. Pseudo bulbarerkrankungen). Von Nervenarzt San.-Rat Dr. W. Fiirn rohr-Niirnberg. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 425 Erkrankungen des peripherischen Nervensystems. Von Nerven- arzt San.-Rat Dr. W. Fiirnrohr-Niirnberg . . . . . . . . 606 Muskelatrophien; Myotonie und Myatonie. Von Nervenarzt San.- Rat Dr. W. Fiirnrohr-Niirnberg . . . . . . . . 609 Erkrankungen des visceralen Nervensystems. Von Nervenarzt San.-Rat Dr. W. Fiirnrohr-Niirnberg . . . . . . . . . . 703 Anhang. Nervose Blasenstorungen. Von Nervenarzt San.-Rat Dr. W. Fiirnrohr-Niirnberg. . . . . . . . . . . . . . . 706 Die vasomotorisch-trophischen Neurosen. Von Nervenarzt San.- Rat Dr. W. Fiirnrohr-Niirnberg . . . . . . . . . 7IO Psychia trie. Von Professor Dr. J .·Raecke t -Frankfurt a. M.. 725 Kinderheilkunde. Von Professor Dr. M. Klotz-Liibeck. . 748 Die Erkrankungen des N euge borenen. Von Professor Dr. Fr. Kirstein-Bremen. . . . . . . . . . . . . .. IOOO Geschlechtskrankheiten. Von Professor Dr. H. Hiibner-Bad Salzuflen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1018 Hautkrankheiten. Von Professor Dr. H. Hiibner-Bad Salzuflen I037 Hals-, N asen-und Ohrenkrankheiten. Von Professor Dr. W. Uffenorde-Marburg, mit einem Beitrage von Professor Dr. H. Loe bell-Marburg . . . . . . . . . . . I067 Augenkrankheiten. Von Professor Dr. W. Griiter-Marburg ... II33 Erkrankungen der Zahne. Von Professor Dr. G. Fischer-Hamburg II82 Gerichtliche Medizin. Von Geheimrat Professor Dr. H. Hilde- brand-Marburg . . . . . II93 Sachverzeichnis zu Teil I und II . . . . 1213 Infektionskrankheiten. Bearbeitet von Professor Dr. Eduard Miillert-Marburg (nebst Beitragen von Professor Dr. P. Neukirch-Diisseldorf, Geheimrat Professor Dr. H. Hildebrand-Marburg und Professor Dr. E. Frank-Breslau). Mit 3 Abbildungen. Typhi:ise Erkrankungen (Typhus abdominalis und "Paratyphus"). Typhus abdominalis. Wir wissen heutzutage, daB das klinische und selbst patholo gisch-anatomische Bild des "Unterleibstyphus" keine atiolo gische Einheit darstellt, daB das Leiden mit einer Allgemein infektion des Blutes, einer sog. Bakteriamie, einhergeht, und daB es nicht nur durch den eigentlichen Typhusbacillus (Ebert, R. Koch), sondern d urch sog. Para typh usba cillen hervorgerufen werden kann. Zur sicheren a tiologischen Diagnose geniigt demgemaB nicht ein flir "Unterleibstyphus" charakteristischer klinischer Befund; er bedarf der Erganzung durch den direkten oder indirekten Erreger nachweis, d. h. durch die bakteriologisch-serologische Untersuchung des Falles. Die eigentlichen TyphusbacilIen sind fUr Tiere wenig pathogene, geiBel tragende, lebhaft bewegliche, gramnegative, kurze Stabchen mit toxischen, an den Bakterienleib gebundenen Substanzen. Die Typhusbacillen ver mehren sich im infizierten Menschen und werden durch Se- und Exkrete, bes. durch Stuhl und Urin ausgeschieden. Dadurch werden sie bald un mi ttel bar von Person zu Person, bald mittel bar, vor allem durch Nahrungsmittel, Gebrauchsgegenstande, Trinkwasser weiter iibertragen. Bei der Infektion werden sie wohl meist per os aufgenommen. In Diinn darm und seinen Lymphapparat (Peyersche Plaques, Solitarfollikel) gelangt, erreichen sie - hauptsachlich iiber die Mesenteriallymphdriisen und weiter iiber den Ductus thoracicus - die Blutbahn, in der sie yom Fieberbeginn an kreisen, allerdings meist ohne sich darin zu vermehren. Es ist freilich auch moglich, daB eine anfangliche Blutinfektion mit Typhus bacillen nachtraglich eine hamatogen-metastatische Darmerkrankung ver ursacht (auffalliger Typhusbacillengehalt des Blutes im Krankheitsbeginn, Falle von Typhusbacillensepsis ohne wesentliche Darmveranderungen; schlieBlich Unabhangigkeit von GroBe und Zahl der Darmgeschwiire zur Schwere des Falles). Das Leiden bevorzugt j ugendliches und mi ttleres Alter, bes. 15-35 Jahre. Die Epidemien bevorzugen die Zeit von Hochsommer his l\Iilller, Therapic des prakt. Antes III/I. 2. Aufl. 2 Infektionskrankbeiten. zur ersten WinterhaIfte und flauen gern im Friihjabr abo Ansteckung mit Typhusbacillen - von Masseninfektion mit virulenten Keimen vielleicht abgesehen - bedingt an sich noch nicht eine greifbare klinische Erkrankung. Von griiOter Wichtigkeit ist hier die individuell verschiedene Krank heitsbereitschaft. Bei gleicher Infektionsquelle und gleichem Infektions modus erkrankt der eine mit schwerem Typhus, der andere mit einer leichten Abart, der dritte wird vielleicht nur zum Bacillentrager. Vielfach sind es gerade zuvor kerngesunde, krliftige Personen von gutem Ernahrungszustand, die zu schweren Typhen neigen. Hilfsursachen miigen U. a. Diatfehler, vielleicht auch psychische Erregungen (?) sein. - Gewiihnlich gewahrleistet einmaliges trberstehen des Leidens langj ahrigen Schutz vor der gleichen Erkrankung, vor allem durch bleibend erhiihte Abwehrbereit schaft zuvor Typhusinfizierter gegen erneute Typhusbacillenansiedlung im Kiirper infolge Bildung besonderer Schutzstoffe. Der .,Status" heim Typhuskranken. AlIgemeinhefund. Fieber. Auch in der Allgemeinpraxis stets Kurve anlegen, taglich 3-4mal rectal, zumindest sorgfaItig in Achselhiihle messen; womiiglich auch Puls und Atem frequenz einzeichnen. Nach etwa einer halben Woche dauerndem, alI mahlichem, staffelfiirmigem Anstieg eine Kontinua mit 40° und dariiber, sog. Fastigium. In leichteren Fallen mitunter fehlend; in andern auch triigerischer, stark remittierender, intermittierender Fieberverlauf mit friih normalen und abends sehr hohen Temperaturen trotz relativer Gut artigkeit. Hierauf eine lytische Entfieberung oder ein amphiboles Stadium der steilen Kurven. 1m Rekonvaleszenzbeginn voriiber gehende Neigung zu subfebrilen Temperaturen mit allmahlichem Einpendeln zur Norm. Die durchschnittliche Fieberperiode von 3-4 Wochen wachst durch Nachschiibe (Rekrudeszenzen) durch Riick falIe (bzw. Recidive) durch Nachkrankheiten und Komplikationen mitunter zu monatelanger Dauer. Staffelfiirmiger Fieberanstieg beim Reci div gerne kiirzer. Verlangerung der Kontinua durch rasch folgende Rekrudeszenzen, durch Friihentwicklung von Komplikationen, wie Lungen erkrankung und Otitis. Unterbrechungen derKontinua durch briiske neue Steigerungen (ein signum mali ominis), sowie durch pliitzliche Senkungen. Ursache solcher Pseudokrisen: starke medikamentiise Remissionen, Kollapse, Darmblutung, auch starkes Nasenbluten (selten!), Perforationsperitonitis. Bei jeder auffaIligen Senkung innerhalb der Kon tinua achtet man deshalb genau au·f etwaige Fiebermitteldarreichung. auf PuIs, Herz, Bauchorgane, auf das Aussehen der Stuhlentleerungen (Teer stiihle). Gelegentlich kommen auch "unmotivierte", ungefahrliche Sen kungen vor. - Haufig Unterbrechung des lytischen, amphibolen Abfalls durch Nachschiibe und Komplikationen. Mitunter auffaIlige Verlangerung der Entfieberungsperiode, auch ohne klar erkennbare Begriindung (,,lente szierendes Stadium"). Ofters scheinen Mesenterialdriisenveranderungen (Nekrosen, eitrige Erweichungen) hierfiir verantwortlich zu sein. Begleitende Schiittelfriiste wahrend der Bettbehandlung deuten auf Komplikationen, falls nicht vorangehende Remissionen durch Arznei mittel mitspielen. 1m Krankheitsbeginn haufig nur ein wiederholtes Friisteln; ausgesprochener Schiittelfrost aber nur selten, Z. B. bei friihzeitiger Pneu monieentwicklung. Nach anfanglich subfebrilen Temperaturen und Verschwinden des Fiebers gelegentlich Nachschiibe - mitunter zwei und mehr - meist inner halb der I. bis langstens 3. Woche. Diese Recidive bald schwerer, bald leichter als die Primarerkrankungen, mit neuem Aufflackern der Darm veranderung einhergehend (jedoch geringere Neigung zu Darmblutungen). In der beginnenden Genesung haufig r-·2tagige harmlose "Fieber- ~.,. 0, 00 CP t!j ~I:l i>'r 1:1 g::! ~00 po 0-!:4 ~ [ iii' 1:1 5- ~;;l ~1:1 5. w Ergebnisse der Labora toriums-diagnose (Genalleres S.7) BakterHi.mie! Noch negative Serodiagnose Leukopenie! Po-sitive Gruber-Widalsche Reaktion! Mi tun ter posi-tive bakterio-logische Stuhl-befunde Positive Bacil-lenbefunde im (in Urin! etwa '/3 aller Faile) I Bacillenaus-scheiderl (bes. Frauen). Haupt-sachlich durch An-in der siedlung Gallenblase u ng des Krankh e i tsverl auf s. Klinisches Bild FiebertYPIlS Staffel-Nach wechselnder Inkuba tiollsdauer f6rmiger An-(mitunter nur einige Tage durchschnittlich stieg ohne vielleicht Wachen, bei weniger schwe-I-.2 Schiittelfrost ren Infektionen z. B. "Wasserepidemien" (Puis ohoe Be-auch liinger) schleichender Krankhei ts-sonderheiten) beginn mit leich tern Fieber und vor-wiegend subjektiven St6rungen (bett-lagerig oft erst im Kontinuabeginn!) I Entwicklung eines "Nervenfiebers" mit Kontinua (unter relativer Pulsver-Schlafsuch auch Unruhe, Delirien, mit t, langsamung; oft Milztumor, nicht sonderlich schmerz-Dikrotie) haftem Meteorismus; hiiufig auch Durchfalle (erbsenfarben). Roseola-en twicklungj oft positive Diazoreaktion. Neigung zu Kom-Starkere Bronchitis. plika tionen! I r Milzschwellung ab-Sensorium Lytischer Ab-freier, nehmend. Verschwinden von Roseola, von fall, amphibo-Meteorismus, Riickbildung von Lungen-les Stadium der Urin reichlicher, ofters steilen Kurven erscheinungen. Miliaria crystallina (oft noch Brady-kardie) Muskel-Oft voriiber-Starke Abmagerung (Striae !), schlaffheit, Hautabschup-gehend subnor-kleienformige male Werte. pung, Polyurie, Appetitsteigernng, Haar-ausfall, Querfalten an Nageln Riickfalle! I Sche rna tische D arstell Pa thol. -ana tomisch Erkrankung des lymphat. Apparates bes. der Verdauungsorgane: Markige Sch wel-lung der Solitiirfollikel und Peyerschen Gleich-Haufen (bes. im unteren Ileum). artige markige Schwellungen auch der mesenterialen Lymphdrlisen Verschorfung SchorfabstoBung Geschwiirsbildung J.. r (gew6hnlich der Geschwtire! Langs-rich tung des Darmes folgend mi t wall-und allmahlich sich Randern artigen "reinigend") J.. ~ Geschwiirsheilung (mit glatten fast nie stenosierenden, oft pigmentierten Xarben) I Zeit Erste Krankheitswoche Beginn am Ende der ers ten oder Anfang der zweiten Woche Dauer bis dri t te Woche Ende der dritten und vierte Woche vier ten Rnde der oder Anfang der fiinften Woche --';j " " .::::; = E -";0 -:.;. -,," (,) .... " ,; ,.:>-:J.= ~'g ;;; ~ ~S -;O..!l:: -,," ... " " -" ::l ~] Ul :=::= .;!~ ..... .cO g ~ """ -". """ .-oJ ~U) N " ....... ~ ~'Q; ~ ~;5~ .~ ~ Q ~-~ ~ ~ -* 4 I nfektionskrankhei ten. spi tzen", auch aus anderen Ursachen, z. B. Gemiitserregungen, Diatfehlern; friihzeitiges Aufstehen, Verstopfung; gelegentliche, selbst hohe Fieber steigerungen durch Thrombophlebitiden (auch von Mesenterialvenen?; hierbei evtl. unklare Leibschmerzen). Das charakteristische MiBverhaltnis zwischen Fieberhohe und Pulsfre quenz (relative Verlangsamung; z. B. 8<>-110 Schlage bei 40°) ist wohl d a s diagnostisch wichtigste klinische Einzelsymptom der t y P h 0 sen E r k ran k u n g. Es fehlt gem bei kleineren Kindem, bei Herz- und ofters auch bei andem Komplikationen. Oft Dikrotie infolge Tonusabnahme der GefaBwand. Auch im Stadium decrementi besteht haufig noch Bradykardie, im Beginn der Genesung - mitunter noch viele Wochen - eine auffallige BeeinfluBbarkeit der Pulszahl durch psychische Erregung, schon geringe Korperbewegung, wie Aufstehen, Herumgehen. Cave starkere Arrhythmie! Sensorium (einschlieBlich Verhalten des zentralen und peripherischen Nervensystems). Hinweis auf Gehimerscheinungen schon durch die Be zeichnung "Nervenfieber", Typhus von 'tv'!o., Umnebelung der Sinne, Betaubung, Dunst, Rauch. Hauptsachliche Entstehungsursachen solcher klinischen Storungen: bes. Reaktionsformen des Zentralnerven systems, Toxine, aber auch ortliche Anwesenheit der Typhusbacillen, gleich zeitige Einfliisse von Fieber, Zirkulations- sowie allgemeiner Emahrungs storungen. Zunehmende A p a thi e, Schwerbesinnlichkeit, Denktragheit, Herabsetzung der Merkfahigkeit, Schlafsuch t (aber gem mit nach tlicher Unruhe, Verwirrtheit, Delirien, auch "mussitierende"; leises, kaum ver standliches Murmeln der stark benommenen Kranken), auch Erregungs zustande. Alle "Obergange von Somnolenz bis Koma. - Mitunter gutartiger Meningismus bzw. Meningitis serosa bei klarem, sterilem Lumbalpunktat; gelegentlich auch alle "Obergange von seroser Meningitis bis zur eitrigen Meningitis mit Typhusbacillen- oder Kokkenbefund, ausnahmsweise infolge komplizierender Tuberkulose. Angeblich auch ein "meningotyphus" mit Typhusbacillen im Liquor, aber negativem Stuhl- und Blutbefund! - Organische Erkrankungen des Gehims und Riickenmarks, sowie des peri pherischen Nervensystems, wie Encephalitis, Himabscesse (Ursachen u. a. Otitis media, Metastasen), Encephalomyelitis, Polyneuritis sind recht selten, von Ischialgien und gelegentlichen anders lokalisierten neuralgiformen Schmerzen abgesehen. Haut. Trocken, heiB! SchweiBe fast nur im amphibolen Stadium. - Yom Reginn der 2. Woche ab schubweise Roseolaentwicklung, wohl durch metastatische Typhusbacillenherde in Lymphraumen der Haut. Pradilektionsort zwar Bauchhaut, aber auch Brust, Riicken, Oberschenkel; meist wenig zahlreiche, rundliche, linsengroBe, blaBrote, leicht erhabene, auf Fingerdruck gewohnlich verschwindende Fleckchen (bei jedem Kranken besuch Haut darauf absuchen, evtl. verdachtige Stellen mit Hautstift um randen). - Mitunter hamorrhagische, auf Fingerdruck bleibende Roseola; ausnahmsweise mit hamorrhagischer Diathese. In spateren Stadien oft Miliaria crystallina. - Sekundarerkrankungen der Haut, wie Decubitus, Furunkulose, Abscesse. Nachtraglich Hautabschuppungen, bes. der Beine und nach schweren Typhen, ferner ein schwerer, aber gewohnlich prognostisch giin stiger Haarausfall, sowie Nagelveranderungen (Briichigwerden usw.). Lokalbefund. Kopf. 1m Krankheitsbeginn oft starkes Kopfweh, spaterhin gewohnlich abflauend. - Gewohnlich kein Herpes. - Lippen, Zunge trocken; bes. bei mangelliafter Pflege, die ersteren rissig, borkig, mit Krusten, mit Rhagaden an den Mundwinkeln, die letztere gleich falls rissig, stark braungelblich, sogar schwarzbraunlich, "fuliginos", dick Typhose Erkrankungell (Typhus abdominalis und "Paratyphm"). ~) belegt. Achte auf Stomatitis, Gingivitis und Soorbildung! Kein Krank !lei ts beginn mit Sch n upfen; gelegentlich aber N as en bl u ten, in spateren Stadien ausnahmsweise auch bedrohlich. "Saccadiertes" schwerfalliges Herausstrecken der auch zu lange drauBen gehaltenen Zunge! Vibrieren der Gesichtsmuskulatur bei der Intonation, ofters Zahneknirschen, bes. in ernsten Fallen. -- Ge legentlich Schwellung, Rotnng von Tonsillen und weichem Gaumen, sogar Belagbildung schon im Krankheitsbeginn, vornehmlich durch Komplika tionen mit Angina lacunaris, nekroticans, auch Diphtherie. Bei Belag stets Abstrich! Etwaige Typhusbacillenbefunde beweisen noch keines wegs "Tonsillotyphus" (veraltete Bezeichnung, ebenso wie Nephro- und Pneumotyphus). Schlingbeschwerden auch infolge einfacher fieberhafter Trockenheit des Rachens. Ohr. Oft a uffallige Sch werhorigkei tim Hohestadium ohne Mittel ohrbefund, wohl infolge toxischer Acusticusstorung. Otitis media mit allen ihren Komplikationen, infolge Fortpflanzung entziindlicher Rachen hohlenveranderungen durch die Tuba Eustachii, aber auch hamatogen; deshalb bei Ohrenschmerzen, Schwerhorigkeit stets Ohrenspiegelung! -- Ohrspeicheldriise: nicht selten ein- oder doppelseitige Parotitis, namentlich gegen Kontinuaende. Meist eine eitrige Driisendurchsetzung von zahlreichen klein en, auch der Incision schwer zuganglichen Herdchen. Hals. Gewohnlich keine Driisenschwellungen; matte, oft heisere Stimme, sogar Aphonie mit objektiv nachweisbarem Kehlkopfkatarrh. Auf Kehlkopfdruckempfindlichkeit achten! Gefiirchtet die ge legentlichen Kehlkopfknorpelnekrosen und Abscedierungen (Peri chondritis laryngea typhosa; Sekundarinfektion mit Streptokokken? Hier droht auch Glottisodem). Wichtig sind die oberflachlichen "De cubitalgeschwiire" des Kehlkopfes. Gelegentliche Blutungen durch GefaB arosionen. Brust. L u n gen. Achte auf alannierende, auffallige Beschleunigungen der Atmung! - Schon im Friihstadium ofters trockene Bronchitis, Tracheobronchitis. - 1m Hiihestadium Hochstand der unteren Lungengrenze - eine Folge des Meteorismus. Ganz gewohnlich doppel seitige Unterlappenbronchitis, haufighinten unten (bes. rechtsinfolge Hochdrangung der Leber) Schalla bschwach ung (Atelektase, Aspirations bronchopneumonien, Lobularpneumonien). Gelegentliche Komplikation mit crouposen Pneumonien (scheinbare Pneumotyphen), bes. bei zuvor ambulatorischem Typhus; ferner Pleuritiden, auch Empyeme, Lungen infarkte mit plotzlichem Seitenstechen und blutigem Sputum; selbst Gangranherde. Her z. 1m Stadium akmes Sch wierigkei ten der per kussorischen Grenzbestimmung infolge VergroBerung des Traube schen halbmondfOrmigen Rau~es. Gewohnlich leise Tone, auch ohne Herzschwache. In schwereren, bes. mit Pneumonie und Fettleibigkeit sowie Potatorium verbundenen Typhusfallen Herzmuskelinsuffizienzen mit Dilatationen, mit systolischen Gerauschen, mit zunehmender Entspannung des Pulses infolge Vasomotorenlahmung (auch auffallig celer und magnus) sowie mit steigenden Pulszahlen. Nur selten grob-anatomische Herzmuskel Perikard- und Endokardveranderungen; sehr haufig aber mikroskopische (Faserverfettung, triibe Schwellung, herdfOrmige Myokarditis). Leib. Bauchdecken. Roseolen! meist schmerzloser, gewohnlich maBiger Meteorismus (vorwiegend eine toxische leichtere Darmlahmung). Bei starkeren Graden dadurch Behinderung der Herz- und Atemtatigkeit, der Nahrungsresorption sowie Erhohung der Perforationsgefahr. Mitunter Ileococalgurren, triigerische Druckempfindlichkei tin Blinddarm gegend durch vorherrschende Lokalisation der Darmerkrankung daselbst.