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Grundlagen der Algebra PDF

299 Pages·2011·1.779 MB·German
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G A RUNDLAGEN DER LGEBRA NotizenzurVorlesungimSommersemester2010 Universita¨tStuttgart,StudiengangMathematik Rohfassung compiliertam10.Januar2011 Copyright2010MichaelEisermann www.igt.uni-stuttgart.de/eiserm Fu¨rdieMitteilungvonUnklarheitenundFehlernallerArt sowiefu¨rVorschla¨geundKritikbinichstetsdankbar! ii Inhaltsverzeichnis Kapitel0. Vorwort i Kapitel1. KonstruktionmitZirkelundLineal 1 §1A.Wasko¨nnenwirmitZirkelundLinealkonstruieren?–§1B.VonderGeometriezur Algebra. – §1C. Algebraische Antworten auf geometrische Fragen. – §1D. Wie geht es weiter?–§1E.U¨bungenundErga¨nzungen. I GrundlagenderRingtheorie Kapitel2. MonoideundGruppen 15 §2A.Einfu¨hrungundU¨berblick.–§2B.Verknu¨pfungen.–§2C.Monoide.–§2D.Grup- pen.–§2E.Kommutativita¨t.–§2F.DerSatzvonCayley.–§2G.Quotientenstrukturen.– §2H.FreieMonoideundfreieGruppen.–§2I.U¨bungenundErga¨nzungen. Kapitel3. RingeundKo¨rper 47 §3A.RingeundKo¨rper.–§3B.Homomorphismen.–§3C.Integrita¨tsringeundBruchko¨rper. –§3D.IdealeundQuotientenringe.–§3E.NeueRingeausalten.–§3F.Derchinesische Restsatz.–§3G.Monoidringe.–§3H.U¨bungenundErga¨nzungen. Kapitel4. Polynomringe 79 §4A.DefinitionunduniverselleEigenschaft.–§4B.GradfunktionundeuklidischeDivi- sion.–§4C.FaktorisierungvonNullstellen.–§4D.U¨bungenundErga¨nzungen. Kapitel5. TeilbarkeitstheorieinIntegrita¨tsringen 89 §5A.Motivation.–§5B.Grundbegriffe.–§5C.EuklidischeRinge.–§5D.Hauptidealrin- ge. – §5E. Faktorielle Ringe. – §5F. Teilerfremdheit und Invertierbarkeit. – §5G. Prim- idealeundmaximaleIdeale.–§5H.U¨bungenundErga¨nzungen. Kapitel6. PrimfaktorzerlegunginPolynomringen 111 §6A.MotivationundU¨berblick.–§6B.Primfaktorzerlegung.–§6C.Exponentenbewer- tung und Normierung. – §6D. Inhalt und Normierung von Polynomen. – §6E. Der Satz von Gauß. – §6F. Fortsetzung des ggT von einem Ring R auf den Polynomring R[X]. – §6G.Irreduzibilita¨tskriterien.–§6H.U¨bungenundErga¨nzungen. Kapitel7. MatrizenringeundderElementarteilersatz 135 §7A. Einfu¨hrung und Motivation. – §7B. Matrizenringe. – §7C. Die Determinante. – §7D.DerAlgorithmusvonGauß–Be´zout.–§7E.EindeutigkeitderElementarteiler. iii Kapitel8. ModulnundVektorra¨ume 153 §8A.MotivationundU¨berblick.–§8B.Modulnu¨bereinemRing.–§8C.Quotientenmo- dulnundIsomorphiesa¨tze.–§8D.BasenundfreieModuln.–§8E.Modulnu¨berHaupt- idealringen.–§8F.Vektorra¨ume.–§8G.Beispiele,Anwendungen,U¨bungen. II GrundlagenderGruppentheorie Kapitel9. GrundbegriffederGruppentheorie 175 §9A. Der Satz von Lagrange. – §9B. Normale Untergruppen und Quotientengruppen. – §9C.Kommutieren.–§9D.ZyklischeGruppen.–§9E.KonjugationundinnereAutomor- phismen.–§9F.Operationen.–§9G.U¨bungenundErga¨nzungen. Kapitel10. SymmetrischeundalternierendeGruppen 197 §10A.DiesymmetrischeGruppe.–§10B.Zykelzerlegung.–§10C.DieSignatur.–§10D.Die alternierendeGruppe.–§10E.EinfacheGruppen.–§10F.SemidirekteProdukte.–§10G.U¨bungen undErga¨nzungen. Kapitel11. Sylow–Sa¨tzeundAnwendungen 221 §11A.Einfu¨hrungundU¨berblick.–§11B.DieSylow-Sa¨tze.–§11C.EinfacheKlassifi- kationssa¨tze.–§11D.Auflo¨sbareGruppen.–§11E.U¨bungenundErga¨nzungen. III GrundlagenderKo¨rpertheorie Kapitel12. Ko¨rpererweiterungen 233 §12A.EinleitungundU¨berblick.–§12B.Ko¨rpererweiterungen.–§12C.AlgebraischeEr- weiterungen.–§12D.Zerfa¨llungsko¨rper.–§12E.AlgebraischerAbschluss.–§12F.U¨bungen undErga¨nzungen. Kapitel13. EndlicheKo¨rper 253 §13A.Einfu¨hrungundU¨berblick.–§13B.KlassifikationendlicherKo¨rper.–§13C.Kon- struktionendlicherKo¨rper.–§13D.U¨bungenundErga¨nzungen. Kapitel14. DerHauptsatzderGalois-Theorie 265 §14A. Einleitung und U¨berblick. – §14B. Separable Erweiterungen. – §14C. Normale Erweiterungen.–§14D.Galois-GruppeeinerGleichung. Kapitel15. AnwendungenderGalois-Theorie 283 §15A.KonstruierbarkeitmitZirkelundLineal.–§15B.Auflo¨sbareErweiterungen. iv KAPITEL0 Vorwort WasistundwassolldieAlgebra? Mathematik ist die Lehre von Zahlen und Figuren. U¨ber die Jahrhunderte hat sich eine Erfahrung herausgebildet und erha¨rtet: mathematische Methoden lassen sich erstaun- lich erfolgreich auf eine Fu¨lle von natu¨rlichen Pha¨nomenen und menschlichen Aktivita¨ten anwenden.EinetypischeAnwendungensindGleichungen,unddieAlgebraist,grobgesagt, die mathematische Theorie zum Lo¨sen von Gleichungen. Sie untersucht dazu die Struktur derRechenoperationenundderzugeho¨rigenObjekte. DieAlgebraistdiemathematischeTheoriezumLo¨senvonGleichungen. Wirwer- denunsdiesesSemestervorallemmitpolynomiellenGleichungenbescha¨ftigen: a X+a =0 1 0 a X2+a X+a =0 2 1 0 a X3+a X2+a X+a =0 3 2 1 0 a X4+a X3+a X2+a X+a =0 4 3 2 1 0 a X5+a X4+a X3+a X2+a X+a =0 5 4 3 2 1 0 etc... Das einfachste Beispiel sind Gleichungen der Form a·x+b=0. Fu¨r a(cid:54)=0 hat diese GleichungdieLo¨sungx=−b/a.Diehierzuno¨tigenOperationen+und·undihreInversen − und / fu¨hren unmittelbar zum algebraischen Begriff des Ko¨rpers. Lineare Gleichungs- systemeu¨bereinemKo¨rperwerdeninderlinearenAlgebrauntersucht. In dieser Vorlesung werden wir uns mit nicht-linearen, und zwar polynomiellen Glei- chungen bescha¨ftigen. Das einfachste und bekannteste Beispiel ist die quadratische Glei- chung ax2+bx+c=0. Fu¨r a(cid:54)=0 hat diese Gleichung zwei Lo¨sungen, und diese ko¨nnen √ durch die beru¨hmte Formel x= −b± b2−4ac ausgedru¨ckt werden. Diese Formel nutzt ne- 2a ben den Ko¨rperoperationen nur das Ziehen von Quadratwurzeln. In diesem Sinne ist die quadratischeGleichungalso“durchWurzelnauflo¨sbar”. A¨hnliche Lo¨sungen fu¨r Gleichungen dritten Grades wurden von den italienischen Ma- thematikernNicoloTartaglia(1499–1557)undGerolamoCardano(1501–1576)gefunden, i ii Kapitel0.Vorwort und Gleichungen vierten Grades wurden von Cardanos Schu¨ler Lodovico Ferrari (1522– 1565) gelo¨st. Diese Lo¨sungsformeln sind zwar zunehmend kompliziert, benutzen aber nur dieKo¨rperoperationenunddasWurzelziehen. Nach solchen Lo¨sungsformeln fu¨r Gleichungen fu¨nften und ho¨heren Grades wurde mehrereJahrhundertelangvergeblichgesucht.DannkamdiegroßeU¨berraschung:dernor- wegischeMathematikerNielsHenrikAbel(1802–1829)bewies,dassesderartigeallgemei- ne Formeln nicht geben kann. Die tieferen Gru¨nde hierfu¨r wurden von dem franzo¨sischen MathematikerE´varisteGalois(1811–1832)aufgedeckt.DieEntwicklungdernachihmbe- nanntenGalois-TheorieistdasHauptzieldieserVorlesung. DieGrundideeisteinfach:zujederGleichungbetrachtetmandieSymmetrien,diezwi- schenihrenWurzelnbestehen.Diesfu¨hrtzumBegriffderGruppe:dieGalois-Gruppemisst die Kompliziertheit einer Gleichung, und eine auflo¨sbare Gleichung erkennt man daran, dassihreGalois-Gruppeauflo¨sbarist. DieGalois-TheorieisteinfaszinierendesBeispieldafu¨r,dassmanchmalkonkretePro- blemeerstlo¨sbarwerden,wennmansiemitderno¨tigenAbstraktionbehandelt.Soentsteht aus der klassischen Algebra (u¨ber den reellen und komplexen Zahlen) durch Abstrakti- on undVereinheitlichung die moderne Algebra(u¨ber allgemeinerenRingen und Ko¨rpern). Die Vorlesung wird sich hierzu mit dem no¨tigen Handwerkszeug der Gruppen, Ringe und Ko¨rperbefassen,dieauchu¨berallsonstinderAlgebraunerla¨sslichsind. Algebra ist das Studium von Verknu¨pfungen. Viele konkrete Rechnungen weisen A¨hnlichkeiten und Gesetzma¨ßigkeiten auf. Diese ko¨nnen gewinnbringend im Rahmen all- gemeinener Strukturen untersucht werden und tragen so wohlklingende Namen wie Ring oderKo¨rper.DieseKonzeptetretenschonbeimAufbaudesZahlensystemsnatu¨rlichauf: (N,+,·)⊂(Z,+,·)⊂(Q,+,·)⊂(R,+,·)⊂(C,+,·) SolcheStrukturen,insbesondereRinge,findetmanaberinvielenSituationen: • Die Menge Q[X] der Polynome (zum Beispiel u¨ber dem Ko¨rper Q der rationa- len Zahlen) mit ihrer Addition +: Q[X]×Q[X]→Q[X] und ihrer Multiplikation ·: Q[X]×Q[X]→Q[X]bildeteinenkommutativenRing. • Die Menge M =Cn×n der n×n-Matrizen (zum Beispiel u¨ber dem Ko¨rper C der komplexen Zahlen) mit ihrer Addition +: M×M → M und ihrer Multiplikation ·: M×M→M bildeteinennicht-kommutativenRing. DasVersta¨ndnisderallgemeinenGesetzma¨ßigkeitenerweistsichalsungemeineffizient beimLo¨senkonkreterProbleme.DieEntwicklungderhierzuno¨tigenTheoriewirdunsdas ganzeSemesterbescha¨ftigen—undwirddochnureinbescheidenerAnfangseinko¨nnen. Algebra ist Koordinatisierung. Sie kennen hierzu aus dem ersten Studienjahr die li- neareAlgebraundanalytischeGeometrie.DiefolgendeEinfu¨hrungpra¨sentierteinkonkre- tesundhistorischbedeutsamesBeispiel:dieKonstruktionmitZirkelundLineal. MichaelEisermann(cid:104)www.igt.uni-stuttgart.de/eiserm(cid:105) KAPITEL1 Konstruktion mit Zirkel und Lineal IndiesemerstenKapitelstu¨rzenwirunsineinklassischesProblemderebenenGeometrie: dieKonstruktionmitZirkelundLineal.DieseEinfu¨hrungisteinhorsd’œuvre;siezeigtei- nerseits,dassmanmitSchulmathematikundeinwenigAusdauerschonrechtweitvordrin- genkann.AndererseitszeigtsieauchdieNotwendigkeittiefergehenderBegriffsbildungen. DerensystematischerAufbauistdasZielderAlgebra. §1A. Wasko¨nnenwirmitZirkelundLinealkonstruieren? Konstruktionen mit Zirkel und Lineal sind seit der Antike sowohl von praktischem als auch von theoretischem Interesse, und bis heute in der mathematischen Schulbildung pra¨sent. Aus praktischer Sicht mo¨chte man wissen, wie man gewisse Figuren konstruiert. Aus theoretischer Sicht stellt sich die Frage, welche Konstruktionen u¨berhaupt mo¨glich sind,oderumgekehrt,welchenichtundwarum. §1Aa. Grundkonstruktionen. Beginnen wir mit drei einfachen Fragen der ebenen Geometrie,wiesiedenmeistenausderSchulevertrautseindu¨rfte: 1. ZugegebenenLa¨ngena,bkonstruieremandieLa¨ngena+bunda−b. 2. ZugegebenenLa¨ngen1,a,bkonstruieremandieLa¨ngena·bunda/b. √ 3. ZugegebenenLa¨ngen1,akonstruieremandieLa¨nge a. Hier und im Folgenden heiße konstruieren (ohne weiteren Zusatz) stets konstruieren mitZirkelundLineal.DieFormulierungdieserFragenverweistbereitsaufdieVerbindung vonGeometrieundAlgebra,diesichalsa¨ußerstglu¨cklichundfruchtbarerweisenwird. Fu¨rjedeernsthafteUntersuchungistesunerla¨sslichgenauzudefinieren,waswirunter der Konstruktion mit Zirkel und Lineal verstehen. Hierzu sei M eine vorgegebene Menge von Punkten in der Ebene. Wir bezeichnen mit G(M) die Menge aller Geraden, die durch zwei verschiedenen Punkte von M laufen, und mit K (M) die Menge aller Kreise, deren Mittelpunkt in M liegt und deren Radius der Abstand zweier verschiedener Punkte aus M ist.EinPunktPheißtineinemSchrittausM konstruierbar,wennerSchnittpunktistvon • zweiverschiedenenGeradenausG(M)oder • zweiverschiedenenKreisenausK (M)oder • einerGeradenausG(M)undeinemKreisausK (M). 1 2 Kapitel1.KonstruktionmitZirkelundLineal EinPunktPheißtinnSchrittenausMkonstruierbar,wenneseineFolgeP ,P ,...,P = 1 2 n Pgibt,sodassjederPunktP ineinemSchrittausM∪{P ,...,P }konstruierbarist. k 1 k−1 Definition1A1. EinPunktPheißtausMkonstruierbar,wenneseinenatu¨rlicheZahln∈N gibt,sodassPinnSchrittenausM konstruierbarist. Diese Definition pra¨zisiert, wie man mit Zirkel und Lineal neue Punkte aus alten kon- struiert. Die mo¨glichen Konstruktionen ha¨ngen davon ab, welche Punkte vorgegeben sind; imeinfachstenFallnimmtmanan,dassanfa¨nglichnurzweiPunktevorgegebensind.Eine La¨nge oder (positive) reelle Zahl ist der Abstand zweier Punkte. Eine bestimme Zahl zu konstruierenbedeutetzweiPunktezukonstruieren,diedengewu¨nschtenAbstandhaben. U¨bung1A2. Manlo¨sedieerstendreiFragendurchAngabegeeigneterKonstruktionen. §1Ab. VierklassischeProblemederGeometrie. AusgehendvondenobigenGrund- konstruktionen mo¨chten wir die Frage der Konstruierbarkeit mit Zirkel und Lineal erkun- den.AlsLeitfadendienenunshierzudiefolgendenvierProbleme: 1. Welcheregelma¨ßigenn-EckelassensichmitZirkelundLinealkonstruieren? 2. La¨sstsichzujedemWinkelθ derWinkelθ/3konstruieren?(Winkeldreiteilung) √ 3. La¨sstsich 3 2mitZirkelundLinealkonstruieren?(VerdopplungdesWu¨rfels) 4. La¨sstsichzueinemgegebenenKreiseinfla¨chengleichesQuadratkonstruieren? (Diesistdiesprichwo¨rtlichgewordeneQuadraturdesKreises.) Wir werden in diesem einfu¨hrenden Teil zuna¨chst einen vollkommen elementaren Zu- gangwa¨hlen,deralleinmitSchulmathematikauskommt,unddocheinenbeachtlichenTeil lo¨sen ko¨nnen. Wie immer bedeutet elementar nicht unbedingt einfach. Nehmen wir also unserenMutzusammenundseienwirkreativ! Mit den entsprechenden Werkzeugen der Algebra werden sich viele Fragen spa¨ter wie von selbst lo¨sen. In Ermangelung dieser Werkzeuge werden wir es in diesem Kapitel mit bloßen (wenn auch geschickten) Ha¨nden versuchen. Wer sich hierbei ein paar Schwielen geholthat,wirddiespa¨tereBequemlichkeitumsomehrzuscha¨tzenwissen. §1B. VonderGeometriezurAlgebra §1Ba. VomProblemzumModell:analytischeGeometrie. Modellierenbedeutet,ein ProblemineinegeeigneteSprachezuu¨bersetzen,indersichdasWesentlichedesProblems beschreiben und – soweit mo¨glich – lo¨sen la¨sst. Fu¨r die Konstruierbarkeit mit Zirkel und LinealfolgenwireinereinfachenaberradikalenIdee:derKoordinatisierung. Kurzgesagt:wiridentifizierendieEbenemitdemRaumR2. Etwasausfu¨hrlicher:GegebenseienzweiverschiedenePunkteOundPderEbene.Durchdiesebei- denPunkteverla¨uftgenaueineGerade.Dieseko¨nnenwirdurchdenKo¨rperRparametrisieren,wobei 0(cid:55)→Ound1(cid:55)→P,sodassdieKo¨rperoperationena+b,a−b,ab,a/bunddieAnordnungderPunkte respektiertwerden.(Hierzuwa¨renochwesentlichmehrzusagen,aberwirverzichtenaufeineaxio- matischeHerleitungzugunsteneineraschenSkizze.)AnschließendkonstruierenwirdieSenkrechte durchOundwa¨hlenhieraufeinenPunktQmitAbstand|OQ|=|OP|.AuchdieGeradedurchOund QparametrisierenwirddurchR.DieorthogonaleProjektionaufdiesebeidenAchsenordnetjedem PunktX derEbeneeinPaarreellerZahlen(x,y)∈R2zu;diesewerdendieKoordinatendesPunktes Xgenannt.(ZumBeispielgeltendieEntsprechungenO↔(0,0),P↔(1,0),Q↔(0,1).)Umgekehrt MichaelEisermann(cid:104)www.igt.uni-stuttgart.de/eiserm(cid:105) §1B.VonderGeometriezurAlgebra 3 entsprechenjezweiKoordinaten(x,y)∈R2genaueinemPunktderEbene.(Gewo¨hnlichnenntman danndieGeradeOPdiex-AchseunddieGeradeOQdiey-Achse.)AufdieseWeiseko¨nnenwirdie EbenemitdemRaumR2identifizieren. Washabenwirsogewonnen?MitKoordinatenko¨nnenwirrechnen! Satz 1B1. Sei M ⊂R2 eine Menge von Punkten und sei K :=Koord(M)⊂R die Menge ihrerKoordinaten.SeiM¯ ⊂R2 dieMengederausM mitZirkelundLinealkonstruierbaren Punkte.SeiK¯ ⊂RdieMengederausK konstruierbarenZahlendurchAnwendungderfu¨nf √ Operationena+b,a−b,ab,a/bfu¨rb(cid:54)=0,und afu¨ra>0.DanngiltKoord(M¯)=K¯. BEWEIS. DieInklusionK¯ ⊂Koord(M¯)folgtausU¨bung1A2:DiereellenZahleninK ergeben sich aus M durch Projektion auf die Koordinatenachsen, und die fu¨nf genannten OperationensindkonstruierbarmitZirkelundLineal.(Manfu¨hrediesexplizitaus.) Fu¨rdieumgekehrteInklusionKoord(M¯)⊂K¯ mu¨ssenwirzeigen,dassdieKoordinaten der mit Zirkel und Lineal aus M konstruierbaren Punkte sich durch Anwendung der fu¨nf Operationenberechnenlassen.HierzufassenwirdiegeometrischenObjektealgebraisch: DieGeradeGdurchzweiverschiedenePunkte(x ,y )und(x ,y )inM istdieMenge 0 0 1 1 G={(x,y)∈R2|(x−x )(y −y )−(y−y )(x −x )=0}. 0 1 0 0 1 0 (cid:112) Der Kreis K um (x ,y )∈M mit Radius r= (x −x )2+(y −y )2, gegeben durch 0 0 1 2 1 2 denAbstandzweierverschiedenerPunkte(x ,y )und(x ,y )inM,istdieMenge 1 1 2 2 K ={(x,y)∈R2|(x−x )2+(y−y )2=r2}. 0 0 GeradenG∈G(M)undKreiseK ∈K (M)sinddemnachPunktmengenderForm G={(x,y)∈R2|ax+by+c=0} und K ={(x,y)∈R2|x2+y2+ax+by+c=0}. HierbeiergebensichdieKoeffizientena,b,c∈RausdenKoordinatenKoord(M)durch dierationalenOperationen+,−,·,/. Betrachten wir schließlich die Schnittpunkte solcher Mengen. Der Schnitt von zwei Geraden fu¨hrt auf ein System von zwei linearen Gleichungen mit zwei Unbekannten; ihre Lo¨sungberechnetsichdurchdierationalenOperationenausdenKoeffizienten.DerSchnitt von zwei Kreisen, oder einem Kreis und einer Geraden, fu¨hrt auf eine quadratische Glei- chung; ihre Lo¨sungen berechnen sich durch die rationalen Operationen und eine Quadrat- wurzel.Damitistdiegeometrisch-algebraischeA¨quivalenzbewiesen. (cid:3) U¨bung1B2. Fu¨hrenSiedieimBeweisgenanntenRechnungenexplizitaus. §1Bb. Teilko¨rper der reellen Zahlen. Wir beginnen mit einer einfachen Beobach- tung: Sei K die Menge aller Zahlen, die sich aus 1 durch wiederholte Anwendung der rationalen Operationen +,−,·,/ konstruieren lassen. Dann ist K = Q genau die Menge der rationalen Zahlen. Ausgehend von 1 erha¨lt man na¨mlich N⊂K durch Addition, damit Z⊂K undschließlichQ⊂K.Fu¨rdieumgekehrteInklusionQ⊃K genu¨gtesfestzustellen, dassQabgeschlossenistunterrationalenOperationen. Da die rationalen Operationen eine herausragende Rolle spielen, heben wir sie durch diefolgendeDefinitionbesondershervor: Rohfassungcompiliertam10.Januar2011 4 Kapitel1.KonstruktionmitZirkelundLineal Definition1B3. EineTeilmengeK ⊂RheißtKo¨rper (genauerTeilko¨rperderreellenZah- len)wennsiedieZahl1entha¨ltundmitjezweiZahlena,b∈K auchderenSummea+b, Differenza−b,Produktab,undQuotienta/b.(Beiletzteremb(cid:54)=0wirdvorausgesetzt.) Wir werden spa¨ter allgemein definieren, was ein Ko¨rper ist. Fu¨rs Erste genu¨gt uns je- dochdieseDefinition,dawirindiesemKapitelmitTeilko¨rpernvonRauskommen. Beispiel1B4. DiegesamteMengeRisteinKo¨rper.WederdieTeilmengeNdernatu¨rlichen Zahlen noch die Teilmenge Z der ganzen Zahlen sind Ko¨rper. Die Teilmenge Q der ratio- nalen Zahlen ist hingegen ein Ko¨rper. und zwar der kleinste Teilko¨rper von R: wir haben geradegesehen,dassjederTeilko¨rperQentha¨lt. DiefolgendeKonstruktionliefertunendlichvieleweitereBeispiele: Proposition1B5. SeiK ⊂ReinKo¨rperundseic∈K,c>0.DannistdieMenge √ √ K[ c]:={a+b c|a,b∈K} einTeilko¨rpervonR. √ Genauer gesagt ist K[ c] der kleinste Teilko¨rper von R der sowohl den Ko¨rper K als √ auchdasElement centha¨lt.WirnennendieseinequadratischeErweiterungvonK. √ √ √ BEWEIS. InFalle c∈K gilttrivialerweiseK[ c]=K.Nehmenwiralso c∈/ K an. √ √ √ Seienx=a+b cundy=a(cid:48)+b(cid:48) cinK[ c].Dannfindenwir √ • x+y=(a+a(cid:48))+(b+b(cid:48)) c, √ • x−y=(a−a(cid:48))+(b−b(cid:48)) c, √ • x·y=(aa(cid:48)+bb(cid:48)c)+(ab(cid:48)+a(cid:48)b) c, √ √ √ √ • x/y= a+b√c = a+b√c ·a(cid:48)−b(cid:48)√c = aa(cid:48)−bb(cid:48)c+ a(cid:48)b−ab(cid:48) c. a(cid:48)+b(cid:48) c a(cid:48)+b(cid:48) c a(cid:48)−b(cid:48) c a(cid:48)2−b(cid:48)2c a(cid:48)2−b(cid:48)2c Da K ein Ko¨rper ist, sind alle so aus a,b,a(cid:48),b(cid:48),c∈K berechneten Koeffizienten wieder in √ K, und x+y, x−y, xy, x/y liegen demnach in K[ c]. Notwendige Pra¨zisierung: Wann ist derNennera(cid:48)2−b(cid:48)2cgleichNull?Ausa(cid:48)2−b(cid:48)2c=0undb(cid:48)(cid:54)=0folgtc=a(cid:48)2/b(cid:48)2,entgegen √ unsererAnnahme c∈/ K.Daherkanna(cid:48)2−b(cid:48)2c=0nurfu¨ra(cid:48)=b(cid:48)=0alsoy=0gelten. Fu¨ralley(cid:54)=0liegtx/yinK. (cid:3) Definition 1B6. Eine Familie K ⊂ K ⊂ K ⊂ ... von Ko¨rpern nennen wir einen Turm 0 1 2 √ quadratischerErweiterungenwennjeweilsK =K [ c ]fu¨reinc ∈K gilt. k+1 k k k k DamithabenwirdaspassendeVokabulargeschaffen,umdiegeometrisch-algebraische A¨quivalenzausSatz1B1bequemformulierenzuko¨nnen: Satz1B7. Fu¨rjedereelleZahlx∈RsindfolgendeAussagena¨quivalent: • xla¨sstsichmitZirkelundLinealausdemTeilko¨rperK ⊂Rkonstruieren. 0 • xliegtineinemTurmK ⊂K ⊂···⊂K quadratischerErweiterungeninR. 0 1 n DieNeuerungliegthierindersprachlichenundkonzeptuellenEleganz.Inhaltlichtief- liegenderistfolgendesBeispiel,daswirhiernurzitierenabernichtbeweisenwollen: MichaelEisermann(cid:104)www.igt.uni-stuttgart.de/eiserm(cid:105)

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