ebook img

Grundbegriffe für Journalistenausbildung: Theorie, Praxis und Techne als berufliche Techniken PDF

339 Pages·2014·5.81 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Grundbegriffe für Journalistenausbildung: Theorie, Praxis und Techne als berufliche Techniken

Grundbegriffe für Journalistenausbildung Wolfgang Streitbörger Grundbegriffe für Journalistenausbildung Theorie, Praxis und Techne als berufl iche Techniken Mit einem Vorwort von Prof. Dr. Horst Pöttker Wolfgang Streitbörger Dortmund, Deutschland Wolfgang Streitbörger, Dissertation Technische Universität Dortmund, 2013 OnlinePLUS Material zu diesem Buch fi nden Sie auf http://www.springer-vs.de/978-3-658-03560-0 ISBN 978-3-658-03560-0 ISBN 978-3-658-03561-7 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-03561-7 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Natio- nalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufb ar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zu- stimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Über- setzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in die- sem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu be- trachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürft en. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.springer-vs.de Prolog und Dank 5 Prolog und Dank Im Mai 2002 berichtete ich für den Deutschlandfunk über die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) in Dresden. Prof. Dr. Romy Fröhlich von der Ludwig-Maximilians- Universität München (LMU) fragte mich eher beiläufig, ob ich mir vorstellen könnte, noch zu promovieren. Damals lag mein Journalistik-Diplom von dieser Universität schon 15 Jahre zurück, meine Rundfunkausbildung an der Deutschen Journalistenschule noch länger. Seit meiner journalistischen Ausbildung bei einer Lokalzeitung in den USA waren sogar mehr als 20 Jahre vergangen. Ich arbeitete in Public Relations und Journalismus. Dennoch, ich konnte es mir vor- stellen: als berufsbegleitendes Vorhaben, das ich dann im Herbst 2002 begann. Journalistenausbildung interessiert mich, weil sie eine wichtige Stütze von Qualität im Journalismus ist. Kritisch und engagiert begleitet haben mich meine im Qualitätsjournalismus tätigen Freunde Dr. Dirk Asendorpf, Andrea Tebart und Marion Trutter. Kompromisslos hohe Ansprüche an journalistische Qualität zu stellen lehrten mich Jim Lehrer und Robert MacNeil von der TV- Nachrichtensendung MacNeil-Lehrer NewsHour des Public Broadcasting Ser- vice (PBS) in den USA und Michael Bollinger vom Hörfunkprogramm SWF 3, bei denen ich während meines Diplom-Studiums Praktika absolvieren durfte. In meiner späteren journalistischen Berufstätigkeit bestärkten mich darin der Chef- redakteur der Psychologie Heute Heiko Ernst, der Leiter der Redaktion Wissen beim SWR Detlef Clas sowie der Leiter der Medienredaktion des Deutschland- funks Andreas Stopp. Ursprüngliches Thema der Promotion waren vermutete Unterschiede zwi- schen Journalistenausbildungen an Universitäten und Fachhochschulen. Schon bald aber trat ein Problem auf: Mir fehlte das begriffliche Instrumentarium, In- halte von Journalistenausbildung vergleichen zu können. Die in der deutschen Journalistik gängige Fachwendung einer Integration von Theorie und Praxis gab als grundstrukturierende Begriffe Theorie und Praxis vor. Diese aber erwiesen sich als zu vieldeutig für die analytische Trennung von Inhalten; auch die gefor- derte Integration blieb nebulös. Ebenso ungenau, mehrdeutig und bisweilen beliebig erschienen zudem weitere Begriffe hochschulgebundener Journalisten- ausbildung – bis hin zu Journalismus und Ausbildung. 6 Prolog und Dank Also wandte ich mich den Begriffen zu. Mein Versuch, ausgehend von The- orie und Praxis präzise Grundbegriffe für die Analyse und Planung von Curricu- la in hochschulgebundener Journalistenausbildung zu entwickeln, führte mich tief in Philologie und Philosophie, in Linguistik – und in eine weitere, mir da- mals noch gänzlich fremde Welt, in die Terminologielehre. Beim Berliner Leh- rerausbilder Dr. Manfred Rosenbach fand ich den Hinweis auf einen dritten Be- griff neben Theorie und Praxis, der für die Ausbildung zu beachten sei: die alt- griechische Techne, eine frühe und hoch präzise Fassung „beruflicher Techni- ken“. Techne sollte zu meinem Schlüsselbegriff werden. Eine Referenzarbeit, die diesen in für meine Zwecke ausreichender Präzision erschlossen hätte, lag nicht vor. Also analysierte ich vorhandene Quellen selbst. Dies ergab einen umfang- reichen Anhang. Weil diese Arbeit in der Arbeit aber auch für andere Fächer neben der Journalistik wertvoll sein könnte, erscheint sie jetzt (Streitbörger 2013) eigenständig als zweites Buch aus meinem Forschungsvorhaben. Prof. Dr. Fröhlich begleitete und unterstützte mich in meiner Umorientie- rung hin zu einer Begriffsarbeit. Mit meiner Fixierung auf die Techne war dies aber nicht mehr die Dissertation, die zu schreiben sie mich eingeladen hatte. Im Jahr 2009 gab ich mein Münchner Vorhaben auf und bewarb mich um eine neue Promotion an der Technischen Universität Dortmund, zu der Prof. Dr. Horst Pöttker mich annahm. Prof. Dr. Claus Eurich schrieb das Zweitgutachten. Ohne die engagierte Unterstützung dieser drei Professoren wäre die vorliegende Arbeit niemals entstanden. Dankbar bin ich auch den Journalistenausbildern, die mir als Probanden in vier Fallstudien viel Interesse, Zeit und Energie geschenkt haben, nämlich die Professoren Nicholas Lemann (New York City), Dr. Barbara Witte (Bremen), Brian Brooks (Columbia, Missouri) und Dr. Frank Lobigs (Dortmund). Am Thema festzuhalten ermutigten mich auch die Kommunikationswissen- schaftler und Freunde Prof. Dr. Ingrid Volkmer von der University of Melbourne in Australien und Prof. Stanley Baran (Ph.D.) an der Bryant University in Provi- dence, USA. Weitere Professorinnen und Professoren gaben mir ebenfalls Mut, Rat und Auskunft. Stellvertretend für sie alle seien genannt: Dr. Klaus-Dieter Altmeppen, Silke Braemer, Dr. Bernd Blöbaum, James Crook (Ph.D.), Dr. Beatrice Dernbach, Dr. Giso Deussen, Ursula Gröttrup, Dr. Gisela Kerkmann, Dr. Wolfgang Langenbucher, Dr. Martin Löffelholz, Dr. Kurt Koszyk, Dr. Klaus Meier, Dr. Bernhard Pörksen, Dr. Manfred Rühl, Dr. Andreas Schümchen und Dr. Klaus-Dirk Schmitz. Besonderen Dank schulde ich auch Prof. Dr. Karl Friedrich Reimers, der mich während meines Journalistik-Studiums in München gelehrt hat, unkonventionelle Zugänge zu den Dingen zu erproben. Prolog und Dank 7 Anne Borgstedt, Annette Braemer, Tanah Homann, Christin Märzke, Elisa- beth Seratt und Marion Trutter haben sorgfältig transkribiert und Korrektur gele- sen, für die Endkorrektur danke ich Ingrid Walther. Mein Vater Werner Möller war Meister im Kraftfahrzeughandwerk. Er be- herrschte Techne ganz im Sinne der Griechen, wusste er doch Können und Wis- sen miteinander zu verbinden und an Auszubildende weiterzugeben. Meine Mut- ter Emma Möller lernte mit mir Englischvokabeln und ebnete mir so den Weg durchs Gymnasium. Eigentlich sollte auch ich Handwerker werden. Das hat nun nicht geklappt. Zumindest aber habe ich mich jetzt mit der Techne als zeitlose Grundlage allen Handwerks auseinandergesetzt. Meine Ehefrau Friederike Streitbörger sowie meine Töchter Sophie und Pauline haben es zehn Jahre lang ertragen, dass ich bisweilen Haus, Garten und Hund zugunsten eines Forschungsprojekts ungewissen Ausgangs vernachlässigt habe. Ihnen gebührt mein allergrößter Dank. Prolog und Dank 9 Vorwort Journalistik als Wissenschaft, die den Journalistenberuf durch Forschungsinno- vationen und Ausbildung unterstützt, ähnlich wie die Pädagogik den Lehrer- oder die Medizin den Arzt-Beruf, ist ein relativ junges und – jedenfalls in Deutschland im Vergleich zu den USA oder Russland – sehr kleines Fach. Eine spezifische Curriculumforschung gibt es in dieser hierzulande immer noch in den Kinderschuhen steckenden Disziplin kaum. Um zu charakterisieren, wie wissen- schaftlich fundierte Berufsbildung für Journalisten aussehen sollte, begnügen wir uns meist mit der griffigen Allerweltsformel von der anzustrebenden „Integration von Theorie und Praxis“, manchmal auch etwas überlegter von „Wissenschaft“ und „Beruf“. Konkrete Überlegungen dazu, was es bei dieser Integration eigent- lich zu verbinden gilt und wie das geschehen soll, stellen wir selten an. Wolfgang Streitbörger indes wagt das in zwei Schritten: Im ersten sondert er vom Begriff der Praxis Elemente ab, die nicht unmittelbar das verantwortliche Handeln im Ernstfall betreffen, sondern methodische, lern- und trainierbare Fä- higkeiten, die professionelle, aber auch alltägliche Handlungsweisen qualifizie- ren, damit berufliche oder lebenspraktische Ziele erreicht werden können. Diese Arbeitstechniken fasst er unter dem altgriechischen Begriff „Techne“ zusammen. „Techne: Zweckmäßigkeit ist letzter Maßstab und Wert. Richtig und falsch sind Synonyme für nützlich für den Erfolg und weniger nützlich für den Erfolg.“ Über Streitbörgers Folgerung, dies begründe für die Arbeitstechniken des Journalismus moralische Werteneutralität, lässt sich gewiss streiten. Die konstituti- ve Aufgabe eines Berufs errichtet eine normative Dimension, zu der immer dann eine moralische Komponente gehört, wenn die berufliche Aufgabe das menschli- che Zusammenleben oder gar ein Menschenrecht betrifft – im Falle des Journalis- tenberufs z. B. das Recht auf öffentliche Information in einer stark parzellierten, von zahlreichen Kommunikationsbarrieren durchzogenen Gesellschaft. Für Streit- börger stellt Techne das werteneutrale Werkzeug dar, um solche Werte in der Pra- xis verwirklichen zu können. Ob die Betonung der Wertneutralität von Arbeits- techniken Wertereflexion und Verantwortungsbewusstsein fördert, ist oft bezwei- felt worden. Zweifellos aber grenzt Streitbörger mit dem Begriff der Techne einen Be- reich zwischen Theorie und unmittelbarer Praxis ab, der für jede Berufsbildung besonders wichtig ist. Auch wenn diese Abgrenzung explorativen Charakter hat, 10 Vorwort legt sie das Fundament für weitere curriculare Forschung – nicht nur in der Jour- nalistik. Streitbörger hat seine minutiösen Begriffsanalysen zur „Techne“ aus der fachlichen, nur die Journalistik betreffenden Argumentation ausgegliedert und publiziert sie in einem gesonderten, der Terminologik gewidmeten Band, der auch der altgriechischen Etymologie des Worts nachgeht1. Im zweiten Schritt kreuzt Streitbörger die Trias von Theorie, Techne und Pra- xis mit den vier Anwendungsebenen Journalismus, Journalismusforschung, externe Disziplinen und Alltag. Daraus entsteht ein 12-Felder-Schema, dem er die plausib- le Prämisse zugrunde legt, die Integration von Theorie und Praxis in der wissen- schaftlich fundierten Journalistenausbildung bemesse sich daran, dass alle Felder dieses Begriffsplans ausgeglichen berücksichtigt werden. Um die Brauchbarkeit seines Instruments zu prüfen, wendet er es auf vier Journalistik-Studiengänge an deutschen und US-amerikanischen Hochschulen an, wobei er sich aus arbeitsöko- nomischen Gründen auf Studienprogramme und Einschätzungen verantwortlicher Professor(inn)en beschränkt. Gleichwohl sollte zu denken geben, dass der Studien- gang einer deutschen Fachhochschule nach diesen Kriterien am besten realisiert, was mit der Formel von der „Integration von Theorie und Praxis“ gemeint sein dürfte, während ausgerechnet im berühmten Studiengang an der hoch renommier- ten Columbia University in New York die Anwendungsebenen Journalismusfor- schung und externe Disziplinen – also wissenschaftlich fundiertes Fach- und Sachwissen – offenbar ziemlich kurz kommen. Streitbörger geht es nicht um Ver- gleiche, sondern um den Nachweis der empirischen Brauchbarkeit seines Instru- ments. Dennoch könnte man angesichts seiner Befunde auf die Idee kommen, dass Journalistik an traditionellen Universitäten aus Angst vor dem Vorwurf der Praxis- ferne Gefahr läuft, in Praktizismus zu verfallen, während Journalistik an modernen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften sich aus Angst vor dem Vorwurf der Theorieferne besonders um wissenschaftliches Niveau bemüht. In ihrem Bestehen auf präziser Begrifflichkeit und historischer Tiefe knüpft Wolfgang Streitbörgers Studie, die im Wintersemester 2012/2013 von der Fakul- tät Kulturwissenschaften der Technischen Universität Dortmund als Dissertation angenommen wurde, an beste Traditionen deutscher Geisteswissenschaft an. Es ist der Journalistik zu wünschen, dass sein Begriff der Techne sich bei den noto- rischen Akklamationen zur Integration von Theorie und Praxis durchsetzen wird. Wer in Zukunft Programme für journalistische Berufsbildung an Hochschulen entwickelt, wird um Wolfgang Streitbörgers gründliche und grundlegende Arbeit nicht herumkommen. Dortmund, im Juni 2013 Horst Pöttker 1 Vgl. Streitbörger 2013. Inhaltsverzeichnis 11 Inhaltsverzeichnis Vorwort von Horst Pöttker ................................................................................ 9 Verzeichnis der Anhänge bei Springer VS Online Plus ................................ 15 Abbildungsverzeichnis ..................................................................................... 17 Abkürzungsverzeichnis .................................................................................... 19 1 Einleitung: Entwurf des Begriffsplans, Hypothesen ............................ 21 1.1 Die Terminologielehre auf die Journalistik angewandt .............................. 22 1.2 Journalistin oder Journalist? Die terminologische Gender-Frage ............... 23 1.3 Ausgangslage: Begriffe von Theorie, Praxis, Integration ........................... 24 1.3.1 Minimalkonsens: Theorie und Praxis als die „Zwei Kulturen“ ........ 27 1.3.2 Die Relevanz präziser Begriffe ......................................................... 29 1.3.3 Integration als interdisziplinäres Problem......................................... 32 1.3.4 Fehlende Curriculumforschung ........................................................ 33 1.4 Fragestellung: Wie die Begriffsverwirrung überwinden? ........................... 33 1.4.1 Lokalisierung des Problems: Curricula und Lerngeschehen ............. 34 1.4.2 Techne als dritter Begriff neben Praxis und Theorie ........................ 35 1.4.3 Praxis, Techne und Theorie: Allgemeine Begriffsmerkmale ............ 42 1.5 Entwurf des Begriffsplans ........................................................................... 44 1.5.1 Lerngeschehen auf vier Ebenen in zwölf Feldern ............................. 44 1.5.2 Begriffsmerkmale von Lerngeschehen in Praxis, Techne, Theorie .. 46 1.5.3 Kompatibilität zu vorhandenen Begriffssystemen ............................ 47 1.5.4 Alternative begriffliche Strukturierungen ......................................... 48 1.5.5 Begründung für die Einführung der Benennung „Techne“ ............... 50 1.5.6 Neuentwurf des Begriffs von „Integration“ ...................................... 52 1.5.7 Übertragbarkeit auf Journalismus und andere Berufsausbildungen .. 52

Description:
Die „Integration von Theorie und Praxis“ gilt als das Grundprogramm von Journalistenausbildung. Um aber mithilfe dieser Formel Curricula präzise analysieren oder planen zu können, bleibt der bisherige Praxis-Begriff zu vieldeutig. Die Studie zerlegt ihn: in aristotelische Praxis als Handeln in
See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.