Description:Der Begriff Idol verbindet sich in der Gegenwart häufig mit einem Personenkult, enthält aber immer noch Spuren seines antiken Wortsinnes, nämlich vor allem die Idee der Verehrung. Doch darin offenbart sich das Problem für den im Alten Testament bezeugten Gottesglauben. Verehrung und Bildhaftigkeit stehen offenbar im Widerspruch zum alttestamentlichen Gebot der bildlosen Alleinverehrung des Gottes Israels. Diese Studie füllt eine Lücke in der theologischen und religionswissenschaftlichen Forschung, indem sie systematisch die verschiedenen Verwendungen und Konnotationen des Begriffs eidôlon erforscht. Ausgangspunkt ist eine Untersuchung des Gebrauchs von eidôlon in der griechischen Literatur und in ägyptischen Quellen aus hellenistischer Zeit. Der Hauptteil der Arbeit widmet sich den verschiedenen Konnotationen des Begriffs, die später Eingang in die Septuaginta, die griechischen Bibel, finden. Dort sowie in der späteren jüdisch-hellenistischen Literatur wird eidôlon nämlich zum terminus technicus für bildliche Darstellung von Gottheiten. Der Begriff erhält eine zentrale Stellung in bedeutsamen und autoritativen Texten wie dem Bilderverbot innerhalb des Dekalogs in Exodus 20 und Deuteronomium 5 sowie im Moselied in Deuteronomium 32, aber nicht nur dort, sondern auch im Psalter, in der Weisheitsliteratur und in prophetischen Texten. Die entsprechenden Passagen werden ausführlich untersucht, so dass abschließend Thesen aufgestellt werden können, mit welchen Konnotationen sich der Begriff eidôlon in der Septuaginta und der jüdisch-hellenistischen Literatur verbindet und warum er zum Zentralbegriff für das Gottesbild geworden ist.