© Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Going East - Biberumsiedlungen (Castor fiber L) nach Osteuropa VON N. GERSTL Abstract in den österreichischen Donau-Auen. Seit 1991 läuft eine Umsiedlung von Bibern aus Going East - Beaver (Castor fiber L.) Bayern nach Ungarn, Rumänien und Kroa- Translocation to Eastern Europe tien. Mehr als 250 Tiere wurden im Rahmen During the 19th century, the European dieses Projekts „übersiedelt". Neben dem Nationalpark Gemenc und Fertö/Neusied- beaver (Castor fiber) got extinct in Europe. lersee, sowie der Oberen Theiss in Ungarn, Reintroduction and translocation pro- wurden Biber vor allem auch an die Olt im grammes were started in the 1960s and are Bereich Brasov „translociiert". Während das continued until today. The first reintroduc- Ziel der ersten Wiedereinbürgerungsprojekte tion was carried out 1966 in Bavaria, 1976 die Wiederherstellung der Bibervorkommen also in Austria, along the Danube flood- war, geht es heute vor allem darum, den Bi- plains. Since 1991 translocations are going ber als natürlichen Teil der Flussdynamik on from Bavaria to Hungary, Romania and wieder zu installieren und damit einen Bei- Croatia. More than 250 animals were trag zur Verbesserung der Artenvielfalt an translocated to the Gemenc and Fertö na- diesen Flusssystemen zu erreichen. Durch die tional park, the Upper Tisza and also to the Umsiedlung von Bibern aus Bayern wird dar- Olt near the town of Brasov in Romania. über hinaus auch ein wichtiger Beitrag zur The goal of the first reintroduction pro- Entspannung der Bibersituation geleistet. grammes, was to install a viable beaver- Der WWF Österreich unterstützt die Um- population. Today the projects aim to have siedlungen mit der Finanzierung der Trans- the beaver back as an integral part of the portkosten, sowie die Unterstützung des Mo- ecosystem and to increase the biodiversity of nitorings im Rahmen der Freilassungen. river systems. Beside of that, these translo- cations are an important contribution for decreasing the tension in the Bavarian Veränderung der Habitate beaver management discussion. WWF Aus- Seit der Ausrottung der Biber haben sich tria is supporting these translocations by fi- Fließgewässer grundlegend verändert. Vor nancing the transport costs and supporting der Regulierung der ungarischen Flüsse ent- the monitoring after the releases. standen beispielsweise großflächige Über- Key words: beaver, Castor fiber, translo- schwemmungsbereiche mit entsprechend ar- cation program tenreichen Pflanzen- und Tiergesellschaften. Wie überall in Europa, griff auch in Ungarn Anfang des letzten Jahrhunderts der Trend Zusammenfassung zur Kanalisierung der Flüsse. So wurden bei- Der Europäische Biber (Castor fiber) spielsweise auch im Bereich des Gemenc- starb im gesamten Europa im Laufe des 19. Nationalparks viele Fluss-Begradigungen Jahrhunderts aus. Wiedereinbürgerungen und Kanalisierungen durchgeführt. Trotzdem und Umsiedlungen wurden erstmals in den blieb hier eines der größten Überschwem- 1960er Jahren durchgeführt und werden bis mungsgebiete (180 km2) entlang der Donau heute fortgesetzt. Die erste fand 1966 in Bay- erhalten, gute Bedingungen also für die Denisia 9, zugleich Kataloge ern statt, 1976 folgte die Wiederansiedlung Rückkehr der Flussbaumeister. der OÖ. Landesmuseen Neue Serie 2 (2003), 121-122 121 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at terreichischen Donau-Bibern finden (SlE- BER, mündl. Mitt.). Gesamtösterreichisch wird der Bestand auf ca. 1300 Tiere ge- schätzt. Im Zuge der Ausbreitung wanderten einige Biber auch in die Slowakei, nach Tschechien, sowie nach Ungarn. Bei den er- sten Bibern in Ungarn dürfte es sich um Ein- wanderer aus Österreich gehandelt haben. Zwischen 1996 und 2002 wurden rund 90 Bi- ber in den Nationalparks Fertö, Gemenc und Szigetköz, sowie an der Oberen Theiss freige- lassen. Weitere Freilassungen sind weiterhin im Rahmen eines von der EU unterstützten LIFE Projekts an der Theiss geplant. Biber spielen in diesem Flussrenaturierungspro- gramm eine integrale Rolle in der Wiederher- stellung des früheren Flussregimes. Abb. 1: Die Theiß-Auen - beispielsweise Die Wiederkehr der Biber Auch nach Kroatien wurden bayerische rund um die Weinstadt Tokaj - bieten noch Biber umgesiedelt. Ab 1996 wurden an die viele Lebensmöglichkeiten für den Biber in Die ersten Wiederansiedlungen entlang hundert Exemplare an Save und Drau freige- Ungarn. (Die Abbildungen stammen vom der Donau wurden 1966 in Bayern durchge- Verfasser.) lassen; der Bestand wird auf rund 150 Tiere führt, als die ersten Tiere aus Russland und geschätzt. Einige Biber aus diesen Aussetzun- Polen freigelassen wurden. Bis 1980 wurden gen wanderten auch nach Slowenien, sowie ca. 120 Biber unterschiedlicher Herkunft in das südliche Ungarn. Der Schwerpunkt der ausgesetzt. Im Laufe der Jahre vermehrte Biberansiedlungen in Rumänien liegt an der sich diese Population erfolgreich, sodass der Olt nahe Brasov, in der Mitte des Karpatenbo- heutige Bestand auf über 6000 Exemplare gens. Das Programm wurde 1998 mit der Frei- geschätzt wird (SCHWAB, in diesem Band). lassung von acht Bibern gestartet. Insgesamt wurden über 150 Tiere in den letzten Jahren Auch in den österreichischen Donau- freigelassen, die sich gut etabliert haben und Auen wurde der Biber angesiedelt. Mitte der ihr Areal auch weiterhin ausweiten. Biber sind 1970er Jahre fanden 42 Tiere an der Donau im Einzugsgebiet der Donau nach wie vor sel- östlich von Wien - im Bereich des heutigen ten, bzw. fehlen sie in vielen Gebieten noch Nationalparks Donau-Auen - eine neue völlig. Die Ausbreitungstendenzen der letzten Heimat. Darunter waren auch einige kanadi- Abb. 2: Nach einer rund 10stündigen Jahre geben allerdings Anlass zur Hoffnung. sche Biber, die - nach den letzten Erkennt- Autofahrt schwimmen die Biber in ihre Weitere Einbürgerungen sind für die mittleren neue Freiheit. nissen - sich aber nicht mehr unter den ös- und unteren Abschnitte der Donau in Rumä- nien, etwa im Bereich der Donauinseln zwi- schen Rumänien und Bulgarien geplant. Neben ihrer Rolle in der Renaturierung von Flusslandschaften, hat sich der Biber auch als verbindender Faktor zwischen den bestehenden und zukünftigen EU-Ländern herausgestellt; damit kommt ihnen neben einer ökologischen auch vermehrt eine völ- kerverbindende Funktion zu. Anschrift des Verfassers Norbert GERSTL WWF Österreich Ottakringer Straße 114-116 A-l 160 Wien, Austria e-mail: [email protected] 122