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Goethes Römische Elegien: Erotische Dichtung als gesellschaftliche Erkenntnisform PDF

286 Pages·1994·25.205 MB·German
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- FrankHofmann -GoethesRomischeElegien Frank Hofmann Goethes Romische Elegien Erotische Dichtung als gesellschaftliche Erkenntnisforrn MP VERLAGFORWISSENSCHAFT UNOFORSCHUNG DissertationanderUniversitatDortmund1992 Frontispiz: Lucas Cranach d.A. Amor nimmt sich die Augenbinde abo Philadelphia, Pennsylvania Museum of Art. DieDeutscheBibliothek- CIP-Einheitsaufnahme HofmaDD,Frank: GoethesRornischeElegien:erotischeDichtungals gesellschaftlicheErkenntnisforrn/FrankHofmann.- Stuttgart :MundP,VerI. fUrWISS.undForschung,1994 Zugl.:Stuttgart,Univ.,Diss.,1992 ISBN 978-3-476-45040-1 ISBN 978-3-476-45040-1 ISBN978-3-476-04197-5(eBook) DOI 10.1007/978-3-476-04197-5 DiesesWerkisteinschlieBlichailerseinerTeilegeschtitzt.]edeVerwertungauBer halbderengenGrenzendesUrheberrechtsgesetzesistohneZustimmungdesVer lagesunzulassiqundstrafbar.DasgiltinsbesonderefurVervielfaltigungen,Uber setzungen,MikroverfilmungenundEinspeicherunginelektronischenSystemen. MBeP VerlagfiirWissenschaftundForschung J. einVerlagder B.MetzlerschenVerlagsbuchhandlungund CarlErnstPoeschelVerlagGmbHin Stuttgart © 1994Springer-VerlagGmbHDeutschland Ursprunglich erschienen bei J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst PoeschelVerlagGmbHinStuttgart1994 GRATIAE CAECENTES LUCEM DONANT MIHI INHALT Einleitung. Distanz, Poesie und Erkenntnis . I. Ursprunge 1. Wiedergeburt: Die "Romischen Elegien" als sinnlicher Ersatz fiir die Italienische Reise" . . . . . . 5 2. Erotische Dichtung im hofischen Leben Weimars 24 3. Goethes Umgang mit der erotischen Dichtungstradition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 4. Imaginare Offentlichkelt: Poesie und Architektur .. 44 5. Das Erotische als fiktionale Typologie Italiens . . . . 47 6. Die Neugier des Lesers . . . . . . . . . . . . . . . . .. 57 II. Franzbsische Revolution I. Werther in Rom: Der Roman als Bestimmungsform der Geschichte 64 2. Romischer Karneval: Die Anzeichen neuer politischer Verhaltnisse in einer alten Tradition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 3. Politische Symbole und erotisches Gluck 93 4. Gleichheit, Naturzustand und Nacktheit . . . . . . . . 100 5. Politischer Angriff, Geschlechtskrankheit und Zensur 108 6. Authentizitat und Rollenspiel 115 lll. ElegieundIdylle 1. Abgrenzungen: "Hirtenunschuld" und "gesellschaftliche Verfeinerungen . . . . . . . . . . .. 126 2. Vergils Arkadien: Die Entstehung des sentimentalen Schafers 133 3. Unterschiede in der Charakteristik des erotischen Dichters bei Vergil und Properz . . . . . . . . . . . .. 138 4. Ovids Rom: Vergangenes Gliick und instrumentalisierte Erfahrung . . . . . . . . . . . . . .. 140 5. Die Stadt als Kultstatte: Rituelle Verkniipfung der Zeiten 146 IV.AntikeRealitdtin Weimar 1. Worlitz: Landschaftsgarten und Architektur als Ausdruck politischer Seibstandigkeit , 157 2. Goethes Kritik genialischer und subjektiver Formen 164 3. Palladio: Das Genie der schonen Ordnung 171 4. Rom: Architektonische Rekonstruktionen mit poetischen Mitteln . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 184 5. Paestum: ftktionalisierte Architektur . . . . . . . . .. 191 6. Goethes Haus: Poesie und Architektur als sinnliche Refugien in der Revolutionszeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 7. Theorie der Kunst als menschliches Kontinuum 203 8. Lebendige Inszenierung des Vergangenen: Erotische Dichtung, Bildhauerei und Architektur . . . 213 9. Zwischengotter und Damonen , 222 1O.Vergangenes Leben und nationaler Anspruch 232 V. Damonie und Politik 1. Poetisches Geschichtsbewu6tsein . .. . . . . . . . .. 241 2. Epochenwechsel . . . . . . . . . . . . . . . . .. 256 3. Epochenbestimmung 261 Anmerkungen 271 EINLEITUNG DISTANZ, POESIE UND ERKENNTNIS Wollte man Goethes Leben und Werk mit einem Wort verbinden, so kame nur eines in Frage: Flucht. Sein erster und erfolgreichster Roman, der "Werther", beginnt mit dem Satz: "Wie froh bin ich, da6 ich weg bin!', und als Goethe dann 12 Jahre spater nach Italien aufbricht, urn mit dieser Reise seine langgehegten Kunstinteressenzuverfolgen, mischtsich mitden Vorzeichen der politischen Unsicherheit am Vorabend der Franzosischen Revolutionein neuer Beweggrund in sein kiinstlerisches Interesse, der dem Aufbruch nach Siiden wieder die dramatische Note der Flucht verleibt. Er reist zu einem Badeaufenthaltnach Karlsbad, dann weiter nach Italien, urn von dort zwei Jahre lang nicht mehr nach Weimar zuriickzukehren: "Friih drei UhrstahlichmichausKarlsbad, weil manmichsonstnichtfortgelassen hatte' Goethe reist nicht bedachtig, er flieht incognito in ein Land, das ibm durch seine Kunst, seine Religion und seine okonomische Riickstandigkeit einen sicherenOTtgewahrt,vondemauserdiebedrohlichenVeriinderungen in Mitteleuropa beobachten und vergessen kann. Seine Befiirchtungen tiber den Zusammenbruch des "ancien regime" trafen aber erst ein, nachdem er wiedernach Weimar zuriickgekehrtwar. Urndie politischen Ereignisse zu verstehen, benutzte Goethe die Ideen seines Werther-Romansinder Zwischenzeitalseinensteten geistigen Apparat, mit demerseine InformationenundBeobachtungenverknlipfenundvergleichen konnte.Aber dieRevolutiontrafnichtein,bevorGoethe sichinWeimarmit den Ereignissenwieder unmittelbarerauseinandersetzen mu6te. Er war vor einerbedrohlicherscheinendenWeltgeflohen,diesichzunachst nochalsun verandert erwies. Goethe versuchte deshalb - nicht nur urnder Kontinuitat des kiinstlerischen lnteresses willen -, seine Stellung als asthetisch aufmerksamer Beobachter der Gesellschaft, den einmal in ltalien IWerther, BA 9, 5.121 2IR, 5.9 2 Einleitung gewonnenen Standpunkt, so lange zu bewahren, bis dieser sich in einer Realitatbewahrt, indersichdaspoetischeVorausdenkenalsrichtigerweisen sollte. Goethe kehrt im Juni 1788 nach Weimar zuriick. Ein knappes Jahr spater wird die Bastille gestiirmt. Wiederum ein Jahr spater reist er emeut zu einemkiirzerenAufenthaltnachltalien, erschreibtdortdie "Venezianischen Epigramme", und er dankt in dieser antiken Form seiner Fiirstin, Anna Amalia, zwei Mal flir den Schutz, den sie ihm gewahrt hat. Die Regentin ermoglichte ihm auch in Weimar, in dieser friiher so bedrohlich erschei nende Nahe zur modemen Welt, eine Distanz aufrecht zu erhalten, die er zuvor nur in ltalien fur gesichert hielt. So lautet das 16. Epigramm: Sagt wem geb ich dies Biichlein? Der Fiirstin, die mirs gegeben, Die uns ltalien nochjetztin Germanien schafft.' Gleichzeitigerkennt Goethe, daB dieseerkenntnisreiche asthetische Distanz eine Fiktion ist, die er im 22. Epigramm prazisiert: "Waren der Welt die Augen zu offnen?" Das konnte geschehen! Besser du suchst dir selbst und du erfindest dein Teil.' Diese Erfindung istinGoethes Lebendem Erkennen vorgelagert. Bevorer sich in Weimar eine sichere Welt erbaut hat, und wahrend die Revolution ausbricht, schreibterzwischen 1788und 1790die "RomischenElegien"als eigentliche poetische Verbindung zwischen seinem ltalienaufenthalt und seiner Wiederkehr nach Weimar, oboe sich den Bedenkenund der Miihsal auszusetzen, die eine Redaktion des ausflihrlichen Reiseberichts erfordert hatte. Diese Arbeit behalt er sich fur die letzten Jahre seines Lebens VOT, deren Erfahrungen er in die Redaktion dieses entscheidenden Lebens- 3Venetianische EpigraIle, BA 2, 5.134 'venetianische EpigraIle, BA 2, 5.135

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