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Goethe und Kant - Erster Band PDF

418 Pages·1927·11.436 MB·German
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Gabriele Rabel Goethe und Kant Gabriele Rabel Goethe und Kant RBV-'CRjgg Sieh' das gebändigte Volk der lichtscheuen muckenden Käuze Rutscht nun selber o Kant! über die lvolken dich hin. (Erster Band 1927 Selbstverlag: IVien, I., Postfach 90 Druck von pau! Gerin, lvien, II., Zirkusgaffe 13 Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung. Copyright 1927 by Dr. Gabriele Rabel, Wien. Ich weihe dies Buch ehrfürchtigen Geistes dein weisen Meister, dankfrendiger Seele dem hilfreichen Führer, ergebenen Herzens dem treuesten Freund Berrn profeffor Richard lvettstein V Vorrede. Der Titel meines Buches „Goethe nnö Kant" ist kurz, schlagworthaft, viel»inspannend. Ich beeile mich, etwaige falsche Vorstellungen, die er erwecken könnte, zu zerstören. 3ch stelle nicht die Persönlichkeit der beiden Denker abwägend, abschätzend einander gegenüber. Ich unter- nehme es nicht, den ganzen Umfang ihres Lebenswerkes zu „würdigen". Bescheidener, enger umgrenzt ist meine Aufgabe. N?ir besitzen eine große Reihe mündlicher und schrift- licher Äußerungen von Goethe, worin er Kants mit großer Verehrung gedenkt, ihn mit Stolz einen Gleich­ gesinnten nennt und seinen Schriften einen bedeutenden Einfluß auf die eigene „Denkweise und Studien" zugesteht. Diesen Zeugnissen gegenüber nimmt die literarische Welt eine seltsame Stellung ein. weitaus die größte Zahl der Schriftsteller ignoriert sie, kennt sie vielleicht gar nicht. Line zweite Partie hält es mit jenem Kommentator, der Goethes Behauptung, £tli sei doch die einzige Frau gewesen, die er wirklich geliebt habe, mit der zurecht­ weisenden Fußnote beantwortete: hierin irrt Goethe. VI Goethe sagt, er sei aus eigener Natur einen ähnlichen Weg gegangen wie Kant. Hierin irrt Goethe. — Goethe findet, fein ganzes Schaffen, Tun und Denken fei den großen Hauptgedanken der Kritik der Urteilskraft analog. Hierin irrt Goethe. — Goethe behauptet, Kant habe sich um die Welt und um ihn ein grenzenloses Verdienst erworben. Hierin irrt Goethe. Denn Goethe ist, — er weiß es nicht, aber jeder bessere Feuilletonist kann es ihm sagen: „der äußerste Gegensatz, der in Deutschland gegen Kantische Denk- und Fühlweise gesunden werden kann". „Nie wäre zwischen Goethes Naturanschauung und der Kants eine Vermittlung, eine Versöhnung zu denken." „Kant und Goethe gehören nicht zusammen." „Kant und Goethe sind die pole des deutschen Geistes­ lebens." — „<Es führt keine Brücke, weder der Form noch der Sache nach von Goethe zu Kant." Und Goethe „mußte sich von Kants ganzer Sinnesart und von jeder seiner Lehren abgestoßen fühlen". Recht klein an Zahl ist die dritte Gruppe von Schrift- stellern, die Goethe die «Ehre antaten, seine Worte ernst zu nehmen. (Einen Teil der in der Literatur vorgefundenen Urteile habe ich in der Abteilung L des Anhangs zusammen­ getragen. Nicht eingereiht ist unter die dort aufgeführten Autoren der einzige, der den Beziehungen Goethes zu Kant bisher ein systematisches Werk gewidmet hat, Karl Vorländer. Da wäre des Zitieren? kein «Ende ge- wesen. Mit großem Fleiß hat Vorländer eine «Lhronik VII der Umläufe Goethes um das Zentralgestirn Kant aus Briefen und Tagebüchern zusammengetragen, die den notwendigen Unterbau für meine Arbeit bildete. In meinem Buch konnte nun das literarhistorische (Element zurücktreten und der Stoff nach sachlichen Gesichtspunkten geordnet werden. Meine Aufgabe war durch die Situation vorgezeichnet. (Es galt, Goethes Kantroorte zu erläutern, durch Auszüge aus des einen wie des andern Denkers Schriften das verwandte in ihrer Gedankenwelt vortreten zu lassen. Dabei bot sich mir ein verläßliches Leitseil in den Ausreichungen, die in Goethes Handexemplaren von Kants lverken heute noch zu sehen sind und von denen ich einige in Band II reproduziere, von diesen Strichen und Randbemerkungen ziehen oft deutlich sichtbare Fäden zu Goethes eigenen Schriften, ja so mancher Ausspruch, den man als besonders goethisch zu werten pflegt, entpuppt sich als ein Zitat aus Kant. 3n der Natur meiner Aufgabe lag es, daß — wie in gewissen modernen Bildnereien — die Regel der Perspektive verletzt, Goethes Bild etwas verzerrt werden mußte. Goethe war stolz auf seine Fähigkeit, ein lvelt- panorama zu sein, und auch ich bin nicht blind gegen das reiche, vielfältige Leben, das durch ihn gespiegelt wurde. Hier aber mußte die Kant zugewendete Seite dieses lveltgemäldes in grelles Licht getaucht, in größeren Dimensionen umrissen, das Kantfremde nur flüchtig angedeutet werden. Wer übet Goethes Weltanschauung VIII schreiben will, der muß — so fordert yarnack mit Recht — „die verschiedensten, scheinbar widersprechendsten Auße- mngen zugrundelegen und erst aus ihrer Totalität einen Schluß ziehen". Ich will aber nicht über Goethes Weltanschauung schreiben. Ich will bloß zeigen, was er von Kant gelernt hat und worin er schon von Natur kantisch war. Dieses Material in eine Goethe-Mono- graphie einzubauen wäre eine zweite Aufgabe. In meinem Buch liegt der Schwerpunkt bei Kant, unserm „herrlichen Kant", dem „köstlichen Mann", wie Goethe ihn nennt. Ihn auf dem Umweg über Goethe auch jenen Lesern näher zu führen, die ihm sonst fremd oder feindlich gegenüberstanden, wäre mein lvunsch. Darum bringe ich zahlreiche Auszüge nicht nur aus den Kritiken, sondern auch aus den fast unbekannten Jugend- schriften; darum habe ich mich bemüht, aus diesen Auszügen sprachliche Schwierigkeiten zu entfernen. Meine Wiedergabe ist in allen Fällen eine freie, auch dort, wo kleiner Druck oder Anführungszeichen ein Zitat ankündigen. Diese Zeichen sollen nur bedeuten: dieses sagt Kant nach meiner Auffassung, nicht aber: wörtlich so sagt es Kant. Mein Buch hat also gleich- zeitig den Charakter eines Kant-Kommentars, ins­ besondere will es ein Kommentar zu der für Natur- forscher und Künstler so wertvollen und doch so schwer verständlichen Kritik der Urteilskraft sein. Line derartige Aufgabe ist schwierig und heikel und die Art, wie man sie löst, naturgemäß immer anfechtbar.

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