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Globale Akteure der Entwicklung: Die neuen Szenarien PDF

250 Pages·2008·0.723 MB·German
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Hans Norbert Janowski · Theodor Leuenberger (Hrsg.) Globale Akteure der Entwicklung Hans Norbert Janowski Theodor Leuenberger (Hrsg.) Globale Akteure der Entwicklung Die neuen Szenarien Mit Beiträgen von Beat Kappeler,Theodor Leuenberger, Erhard Eppler, Lothar Brock, June Arunga, Karl-Albrecht Immel, Fritz Erich Anhelm, Klaus Wilkens,Warner Conring, Günter Linnenbrink, Konrad von Bonin, Reinhard Hermle, Klaus Seitz, Hans Norbert Janowski, Klaus Lefringhausen, Cornelia Füllkrug-Weitzel, Katharina Kummer Peiry, Manfred Kulessa Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. Der Druck dieses Buches wurde vom Evangelischen Entwicklungsdienst gefördert. 1.Auflage 2008 Alle Rechte vorbehalten © VSVerlag für Sozialwissenschaften | GWVFachverlage GmbH,Wiesbaden 2008 Lektorat:Frank Engelhardt Der VS Verlag für Sozialwissenschaften ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.vs-verlag.de Das Werkeinschließlichallerseiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohneZustimmungdes Verlags unzulässig und strafbar.Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,Übersetzungen,Mikroverfilmungen und die Einspei- cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen,Handelsnamen,Warenbezeichnungen usw.in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung:KünkelLopka Medienentwicklung,Heidelberg Satz:»Bausatz-Böhm« Frank Böhm,Siegen Druck und buchbinderische Verarbeitung:Krips b.v.,Meppel Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in the Netherlands ISBN 978-3-531-15820-4 Inhaltsverzeichnis Hans Norbert Janowski / Theodor Leuenberger Vorwort der Herausgeber...................................................................... 9 I Entwicklungspolitik heute – die veränderte Lage Politische und wirtschaftliche Perspektiven Beat Kappeler Die zweite Globalisierung Weltgesellschaft und Weltwirtschaft – Fakten und Trends................... 15 Theodor Leuenberger Harte und weiche Kulturen Anmerkungen zur transkontinentalen Interaktionsgeschichte............... 23 Erhard Eppler Gegen marktradikale Globalisierung Entwicklungspolitik als Faktor der Weltinnenpolitik............................ 33 Lothar Brock Auf dem Königsweg in die Sackgasse? Die Verknüpfung von Entwicklung und Sicherheit............................... 45 June Arunga Hope for Africa. Leaving behind the central planning and aid paradigm......................... 61 Karl-Albrecht Immel Die globale Zeche in Zahlen Daten und Fakten zur Einen Welt......................................................... 69 6 Inhaltsverzeichnis II Ökumenische Perspektiven Fritz Erich Anhelm Konfession gegen Professionalisierung? Ökumene und kirchliche Entwicklungsverantwortung in Globalisierungsprozessen..................................................................... 99 Klaus Wilkens Kirchliche Weltverantwortung im Licht der Ökumene Identitätsverlust durch Öffnung für die Außenwelt?............................. 111 III Kirchliche Perspektiven Warner Conring Globalisierung und Religionen Christliche Impulse für weltweite Entwicklung.................................... 131 Günter Linnenbrink Hoffnung nach fünfunddreißig Jahren? Alte und neue Ziele und Fehler der kirchlichen Entwicklungsarbeit aus deutscher Sicht................................................ 143 Konrad von Bonin Partnerschaft und Nähe zur Basis Interview über kirchliche Entwicklungsarbeit heute............................. 155 IV Zivilgesellschaftliche Perspektiven Reinhard Hermle Akteure der Zivilgesellschaft Die veränderte Rolle von Nichtregierungsorganisationen in der Entwicklungspolitik.................................................................... 175 7 Inhaltsverzeichnis Klaus Seitz Lernen für eine zukunftsfähige Entwicklung Aktionsgruppen und Nichtregierungsorganisationen als Plattformen gesellschaftlicher Innovation............................................ 187 Hans Norbert Janowski Passt der Globus in die Nische? Entwicklung in der Informations- und Kommunikationsgesellschaft... 199 Klaus Lefringhausen Migration und Integration als Chance Aussichten des christlich-muslimischen Dialogs.................................. 213 Cornelia Füllkrug-Weitzel Frauen als Akteurinnen wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung Lernerfahrungen bei „Brot für die Welt“.............................................. 221 Katharina Kummer Peiry Privatwirtschaft und Umweltschutz Die Beteiligung der Wirtschaft an internationalen Konventionen........ 237 Manfred Kulessa Von Rosenstock-Huessy zu Hartmut von Hentig Vorschläge für eine allgemeine Dienstpflicht....................................... 241 Autorinnen, Autoren und Herausgeber................................................. 257 Globale Akteure der Entwicklung – Die neuen Szenarien Vorwort Anders leben, damit andere überleben können – die alte Maxime hat eine radikale- re Bedeutung angenommen: anders denken, handeln und leben … In diesem Lich- te zeigt sie, in welchem Maß sich die Konstellation der Verhältnisse zwischen Nord und Süd, „Erster“ und „Dritter Welt“ verändert hat. Mit dem Ende der Kolonialzeit hatte nach dem Zweiten Weltkrieg unter den Bedingungen der Blockhegemonien ein langsamer Prozess der Transformation eingesetzt: Unter der Ägide politischer und wirtschaftlicher Blöcke veränderte sich das Gesicht der Abhängigkeitsstruktu- ren der „drei Welten“ voneinander. Im Nord-Süd-Verhältnis wurde der Kolonia- lismus von einem Prozess der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung abgelöst – dies freilich unter den Vorgaben eines Ordnungsrahmens, der von den fortgeschrittenen Industriegesellschaften bestimmt wurde. Mit dem Ende der Herr- schaftsblöcke verschwand auch die „Dritte Welt“, und die entstehende polyzentri- sche Konstellation gab den Weg für einen zweiten Schub der Globalisierung frei. Parallel zu den westlichen Machtzentren und ihren Akteuren treten asiatische und mittelöstliche Akteure auf. Sie sind Konkurrenten und Partner zugleich. Man spricht deshalb von einem „Multiactorgame“ mit einer Vielzahl von Mitspielern (China, Indien, Japan, Brasilien etc.). Unsere Fähigkeit, Probleme der Weltgesell- schaft und Weltwirtschaft zu lösen, hängt daher nicht nur von der Selbstorganisati- on ab, sondern auch von dem Willen zur Vernetzung und Kooperation. Es gilt, das Vernetzungspotential der vielfältigen relevanten Akteure auszuschöpfen. Eine stra- tegische Entwicklungskonzeption und -politik kann nur erfolgreich sein, wenn man globale Netzwerke überschauen, knüpfen und zweckentsprechend gebrauchen kann. Im Zuge der Globalisierung von Wirtschaft, Handel und Finanzströmen, von Kommunikation und Migration, aber auch von Umweltzerstörung und Klimawan- del und nicht zuletzt von Armut, Pandemien und organisiertem Verbrechen hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen. Dabei greifen mehrere Prozesse ineinander und ergänzen sich: Die rasante Evolution der Informations- und Kommunikationstech- 10 Globale Akteure der Entwicklung – Die neuen Szenarien niken hat sich als Motor der Entgrenzung erwiesen und den Globalisierungspro- zess beschleunigt. Entwicklung ist selbst zu einem globalen Vorgang geworden; er betrifft nicht mehr nur die nachkolonialen, „unterentwickelten“ Länder und Wirt- schaften des Südens, denen der Norden mit Krediten, Handelserleichterungen, Haushaltsubventionen, Projekten und Programmen Hilfe zur Selbsthilfe leistet, sondern die Gräben zwischen Arm und Reich, Ausbildung und Prekariat, Klima- schutz und Umweltzerstörung, freier Entfaltung und Gewalt durchziehen die Ge- sellschaften im Norden wie im Osten und Süden. Zugleich deckt der Begriff Entwicklung eine große Bandbreite von Themen ab, die weltweit an Bedeutung gewinnen: Die Reichweite des Verständnisses von Entwicklung umfasst nicht mehr nur Armutsbekämpfung und wirtschaftliches Wachstum, sondern hat sich ausgeweitet auf politische, ökologische, kulturelle und gesellschaftliche Felder. Entwicklung betrifft die Teilnahme am Weltmarkt ebenso wie eine weltweit wirksame Strukturpolitik. Kurz: Entwicklung bedeutet, Amartya Sen zufolge, nichts anderes als eine Aus- weitung von Freiheiten – und dies die „Abwesenheit von Hindernissen“ und das Vorhandensein von Fähigkeiten, Kenntnissen und Einfluss. Freiheiten erweitern wir, wenn wir „capabilities“ aufbauen. Capability steht für: Befähigungen, Infrastruktur und Anrechte auf Zugang zu Ausbildung, zu Ressourcen und zur Infrastruktur.1 Diese Form von möglicher Entwicklung ist ein Balanceakt zwischen Scheitern und Gelingen. Die Möglichkeiten von Nicht-Entwicklung und Rückentwicklung sind immer auch einzubeziehen – sowohl mit Blick auf den Lebenszusammenhang als auch in gesellschaftlich-politökonomischen Kontexten. Der Entwicklungsoptimismus der sechziger und siebziger Jahre besaß eine ver- kürzte Perspektive: Man rechnete zu wenig mit den beharrenden Strukturen von langer Dauer2. Zu allen Entwicklungsabläufen gehören Kehrtwendungen, Ver- schlechterungen, Rückbildungen, was wir soziologisch parallel zu den Strukturie- rungen als Destrukturierungen bezeichnen. Antimodernisierungen gehören ebenso dazu. Dies betrifft nicht nur die postkolonialen, „unterentwickelten“ Länder und Wirtschaften des Südens, es betrifft auch die Gesellschaften und Ökonomien des Nordens. Das Ineinandergreifen von ökonomischen, ökologischen , sozialen und sicher- heitspolitischen Aufgaben hat dazu geführt, dass „Nachhaltigkeit“ im Sinne der Brundtland-Kommission zum zentralen Kriterium des Entwicklungsprozesses ge- worden ist. Nachhaltigkeit meint, dass die Akteure der Entwicklung Wege finden 1 Vgl. A. Sen: Development and Freedom. 1999; auch: Hartmut Ihne/Jürgen Wilhelm (Hg.): Ein- führung in die Entwicklungspolitik. Hamburg 2006, S. 341 2 Vgl. Fernand Braudel: Sozialgeschichte des 15.-18. Jahrhunderts. München 1986 11 Vorwort und Vorsorge dafür treffen, im größeren Einklang mit der Natur zu leben und ver- antwortliche Maßnahmen für die Sicherung gerechter Lebenschancen der zukünf- tigen Generationen ergreifen. Im Zuge der Globalisierung werden die Nationalstaaten als politische und wirt- schaftliche Akteure schwächer im Vergleich zu weltweit agierenden und rasch mit- einander kommunizierenden Konzernen – bis hin zum Zerfall von Herrschafts- strukturen in nicht wenigen Ländern, die nach dem Ende des Kolonialismus und der Blöcke selbständig wurden. Viele von diesen Staaten waren und sind nicht in der Lage, tragfähige politische und administrative Institutionen aufzubauen. Die bürgerkriegsgefährdeten „Schattenstaaten“ können auch von den weiter ausgebau- ten Institutionen und Regimen des UN-Systems kaum stabilisiert werden. Einige der internationalen Institutionen wie die Weltbank, der Weltwährungs- fonds werden seit geraumer Zeit einer massiven Kritik, nicht nur aus dem Süden, unterzogen und eines Neokolonialismus ihrer Methoden bezichtigt; in diesem Licht wird die Entwicklungspolitik von manchen, besonders von neoliberale Kritikern gar als gescheitert bezeichnet. Dennoch bedarf eine weltweit wirksame Handels-, Umwelt- und Klimaschutz- politik, eine Sicherheits- und Sozialpolitik eines umsichtigen Ausbaus der interna- tionalen Institutionen, Regelwerke und rechtlichen Sanktionen. Zugleich aber er- hält auch die subnationale, regionale und lokale Ebene eine zunehmende Relevanz und politisch-gesellschaftliches Gewicht. Soziale Gerechtigkeit weltweit hat ohne Partizipation der lokalen Akteure und Betroffenen keine Chance. Auf dieser Ebene kommt die Zivilgesellschaft ins Spiel, die so genannten Nichtregierungsorganisa- tionen (NRO), Hilfswerke, Stiftungen, Bürgerinitiativen und lokale Agenda 21- Gruppen – auch die Kirchen und eine Reihe von Kreditinstituten sowie Unterneh- men gehören dazu. Viele dieser Initiativen, Stiftungen und Hilfswerke haben sich das Instrumentarium der Informations- und Kommunikationsgesellschaft zunutze gemacht, ihre Aktivitäten international und interkontinental vernetzt und sind da- durch zu ebenso effektiven wie flexiblen Akteuren geworden. Die Kirchen spielen als entwicklungspolitisch aktive Institutionen in diesem Ensemble eine besondere Rolle. Da sie weltweit verbreitet und präsent sind, haben sie den Vorteil, weder mit landesfremden Aktionsteams noch in enger Zusammen- arbeit mit den Regierungen hier wie im Süden agieren zu müssen. Sie arbeiten mit kirchlichen und anderen Partnern ihres Vertrauens im jeweiligen Land zusammen – auf Augenhöhe, also in Verantwortung auf Gegenseitigkeit. Diese Partnerschaft und Vernetzung verschafft ihnen eine weitgehende Unabhängigkeit von politischen und wirtschaftlichen Interessen und, trotz der geringeren Reichweite ihrer Projekt- und Programmarbeit, eine größere Kreativität und Bewegungsfreiheit. 12 Globale Akteure der Entwicklung – Die neuen Szenarien Mit ihrer basisnahen Arbeit haben die zivilgesellschaftlichen Akteure in der Krise der internationalen, von der zweiten Globalisierung ausgelösten Umbruchsi- tuation ein Spielfeld betreten, dessen neue kommunikativen Instrumente und ba- sisnahen Strukturen sie zu einem effektiven und phantasievollen Faktor der Zu- kunftsverantwortung machen. Das hier allzu grob skizzierte Panorama der Entwicklung in einem veränderten Koordinatensystem wird von den Autorinnen und Autoren dieses Bandes auf ver- schiedenen Feldern der Entwicklungspolitik untersucht und konkret dargestellt: unter politischer, ethischer und wirtschaftlicher Perspektive sowie aus europäi- scher als auch afrikanischer Sicht von Beat Kappeler, Theodor Leuenberger, Er- hard Eppler, Lothar Brock und June Arunga. Karl-Albrecht Immel zeichnet aktuel- le Daten und Fakten zur Einen Welt auf. Unter kirchlich-ökumenischem Blickwin- kel wird die Problemlage von Fritz Erich Anhelm, Klaus Wilkens, Warner Con- ring, Günter Linnenbrink und Konrad von Bonin beleuchtet. Die Lernerfahrungen und Trends in zivilgesellschaftlichen Initiativen und Hilfswerken werden von Klaus Seitz, Reinhard Hermle, Hans Norbert Janowski, Klaus Lefringhausen, Cornelia Füllkrug-Weitzel, Katharina Kummer Peiry und Manfred Kulessa dargestellt. Da- bei wird deutlich, wie es unter dem Vorzeichen und in der Krise der Globalisierung mit der Entwicklungspolitik weiter gehen kann. Hans Norbert Janowski Theodor Leuenberger

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