SpringerWienNewYork Gedruckt mit Unterstützung des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, Wien Gleichheit vor dem Gesetz Magdalena Pöschl SpringerWienNewYork Forschungen aus Staat und Recht 147 Herausgeber: Univ.-Prof. Dr. Bernhard Raschauer, im Zusammenwirken mit Univ.-Prof. Dr. DDr. h.c. Günther Winkler und Univ.-Prof. DDr. Christoph Grabenwarter Verfasserin: Univ.-Prof. Dr. Magdalena Pöschl Institut für Österreichisches, Europäisches und Vergleichendes Öffentliches Recht, Politikwissenschaft und Verwaltungslehre der Karl-Franzens-Universität Graz Universitätsstraße 15/D3, 8010 Graz Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf photomechanischem oder ähnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. © 2008 Springer-Verlag/Wien Printed in Austria SpringerWienNewYork ist ein Unternehmen von Springer Science + Business Media springer.at Produkthaftung: Sämtliche Angaben in diesem Fachbuch/wissenschaftlichen Werk erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung und Kontrolle ohne Gewähr. Eine Haftung des Autors oder des Verlages aus dem Inhalt dieses Werkes ist ausgeschlossen. Reproduktionsfertige Vorlage des Herausgebers Druck: Ferdinand Berger & Söhne Gesellschaft m.b.H., 3580 Horn, Österreich Gedruckt auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem Papier – TCF SPIN: 11353522 Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISSN 0071-7657 ISBN 978-3-211-23876-9 SpringerWienNewYork Daß die Menschen gleich seien, mußte man glauben – sehen konnte man das nicht. ASFA-WOSSEN ASSERATE Vorwort Die vorliegende Studie ist die überarbeitete Fassung meiner Habilita- tionsschrift, die im Jahr 2004 an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck angenommen wurde. Sie befasst sich mit dem allgemeinen Gleichheitssatz, der in der Judikatur zwar unablässig ange- wendet wird, in der Lehre jedoch im Ruf steht, einer rationalen Handha- bung kaum zugänglich zu sein. Dieses Grundrecht gleich zu behandeln wie jede andere Rechtsnorm auch, es also mit den herkömmlichen Me- thoden auszulegen, ist ein gewisses Wagnis. Dass ich es dennoch unter- nommen habe, verdanke ich zuerst meinem Lehrer, Univ.-Prof. Dr. Karl Weber. Er hat meinen wissenschaftlichen Werdegang vielfältig gefördert, mir in jeder Hinsicht Freiheit gewährt und mich schließlich ebenso wie der Präsident des Verfassungsgerichtshofes, Univ.-Prof. DDr. hc. mult. Karl Korinek und Univ.-Prof. Dr. Michael Holoubek ermutigt, mei- ne Habilitationsschrift dem Gleichheitssatz zu widmen: Ohne ihren Zu- spruch hätte ich diese Arbeit nicht verfasst. Die Professoren Weber und Holoubek haben meine Schrift überdies trotz großer Arbeitsbelastung innerhalb kurzer Frist begutachtet und mit wichtigen Anregungen zu ih- rer Verbesserung beigetragen: Für all das mein aufrichtiger Dank. Diese Arbeit versteht sich nicht primär als eine Analyse der Gleich- heitsjudikatur, sondern als eine Analyse des Gleichheitssatzes. Doch liegt auf der Hand, dass das zweite ohne das erste nicht geht. Schon deshalb war meine Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Verfassungs- gerichtshof in den Jahren 1997 und 1998 für mich so ertragreich; ich habe aber auch sonst von Dr. Kurt Gottlich, dem ich dort zugeteilt war, viel gelernt und bin ihm dafür herzlich verbunden. Ganz besonderer Dank gilt dem Präsidenten des Verwaltungsgerichts- hofes, Univ.-Prof. DDr. hc. Clemens Jabloner, ebenso wie Univ.-Prof. Dr. Franz Merli und Univ.-Prof. Dr. Ewald Wiederin: Sie haben das Manuskript dieser Arbeit vor der Drucklegung gelesen und mich so vor etlichen Irrtümern bewahrt. Ihrer scharfsinnigen Kritik und ihren wert- vollen Anregungen bin ich fast durchwegs gefolgt; wo nicht, habe ich im- merhin versucht, meinen Standpunkt klarer zu fassen. Univ.-Prof. Dr. Arno Kahl und a. Univ.-Prof. Dr. Benjamin Kneihs haben zur gleichen Zeit wie ich an ihren Habilitationsschriften gearbeitet – so waren wir eine Art Gefahrengemeinschaft; bessere Gefährten kann man sich auf einem solchen Weg nicht wünschen. Ich danke ihnen eben- so wie Univ.-Prof. Dr. Georg Lienbacher, der in dieser Zeit zwar längst VIII Vorwort außerhalb der Gefahrengemeinschaft, mir aber mit seinem Rat immer hilf- reich zur Seite gestanden ist. Wir haben bemerkenswerte, oft auch auf- bauende Gespräche geführt, die ich nicht vergesse. Danken will ich auch Dr. Ulrich Zellenberg: Er hat mich während der Arbeit an meiner Habilitationsschrift unermüdlich mit Literatur versorgt – wer ihn kennt, kann ermessen, wie kostbar diese Hilfe war. Die Akademie der Wissenschaften hat die vorliegende Arbeit durch ein großzügiges Stipendium gefördert, der Forschungsförderungsfonds hat ihre Drucklegung finanziell unterstützt, das Fürstentum Liechtenstein hat sie durch einen Forschungspreis ausgezeichnet. Ihnen gilt mein Dank und auch jenen, die meine Arbeit für alle diese Zuwendungen begutach- tet haben. Univ.-Prof. Dr. Bernhard Raschauer war spontan bereit, meine Schrift in die Reihe „Forschungen aus Staat und Recht“ aufzuneh- men. Dafür und auch für seine Geduld mit meiner (deutlich weniger spon- tanen) Übergabe des Manuskripts an den Verlag: mein bester Dank. Er gilt ebenso der liebenswürdigen und professionellen Betreuung durch Mag. Jan Sramek und später durch Mag. Barbara Warschitz vom Springer Verlag. Eine reine Freude war schließlich die Zusammenarbeit mit Susanne Karner, die mein Manuskript mit größter Könnerschaft für den Druck eingerichtet hat. Dass es fast schwerer war, diese Arbeit abzuschließen als sie zu schrei-- ben, davon können vor allem meine Mitarbeiter Mag. Florian Herbst, Mag. Petra Peyerl und MMag. Dr. Wolfgang Schleifer ein Lied sin- gen. Sie haben mich mit höchster Sorgfalt und Geduld bei der scheints nicht enden wollenden Kontrolle der Fußnoten, bei der Erstellung des Schlagwort-, Literatur- und Abkürzungsverzeichnisses und beim Lesen der Druckfahnen unterstützt. Es ist mir ein besonderes Bedürfnis, ihnen für ihren bewundernswerten Einsatz herausragenden Dank zu sagen. Abge- schlossen wurde diese Arbeit dann wirklich im Sommer 2007; spätere Än- derungen wurden nur noch vereinzelt berücksichtigt. Für ihr Verständnis und ihre Unterstützung in vielerlei Hinsicht danke ich schließlich von Herzen meiner Familie, und ganz speziell meinem Bruder: Wir haben – früher an praktischen Beispielen, heute nur mehr theoretisch – oft, hart und immer mit Gewinn darüber diskutiert, was das ist: ein Recht, gleich zu sein. Graz, im September 2007 Magdalena Pöschl Inhaltsverzeichnis Seite Vorwort...................................................................................................................... VII Abkürzungsverzeichnis...............................................................................................XVII A. Problemstellung und Gang der Untersuchung..................................................... 1 B. Historische Entwicklung...................................................................................... 9 I. Märzrevolution 1848 und Pillersdorffsche Verfassung.................................... 9 1. Das Kaiserliche Patent vom 15. März 1848................................................ 9 2. Vorentwürfe zur Pillersdorffschen Verfassung............................................. 11 3. Die Gleichheitsgarantien der Pillersdorffschen Verfassung.......................... 15 4. Vorbilder und Originalität.......................................................................... 19 5. Ideologische Zuordnung............................................................................. 22 6. Das Wahlrecht zum Reichstag.................................................................... 23 II. Der Kremsierer Verfassungsentwurf................................................................ 25 1. Beratung im Verfassungsausschuss.............................................................. 25 a. Der allgemeine Gleichheitssatz............................................................... 26 b. Spezielle Gleichheitssätze........................................................................ 36 c. Gleichheit und Freiheit.......................................................................... 48 2. Beratung im Reichstag................................................................................ 53 a. Der allgemeine Gleichheitssatz............................................................... 54 b. Spezielle Gleichheitssätze........................................................................ 62 c. Gleichheit und Freiheit.......................................................................... 68 III. Reaktion und Märzverfassung 1849................................................................ 74 1. Reaktionäre Tendenzen während der Beratungen des Reichstages.............. 74 2. Vorarbeiten zur Märzverfassung 1849 und Auflösung des Reichstages....... 78 3. Die Gleichheitsgarantien der Märzverfassung............................................. 80 IV. Sylvesterpatent 1851....................................................................................... 89 V. StGG 1867 über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger.............................. 94 1. Beratung des allgemeinen Gleichheitssatzes im Reichsrat........................... 94 2. Zeitgenössische Literatur............................................................................ 97 3. Judikatur..................................................................................................... 101 VI. Die Verfassungen Deutschösterreichs.............................................................. 103 1. Die Provisorische Verfassung 1918............................................................. 103 2. Die Märzverfassung 1919........................................................................... 106 VII. Das Bundes-Verfassungsgesetz 1920............................................................... 108 1. Vorarbeiten und Vorentwürfe..................................................................... 108 a. Die Entwürfe Kelsens............................................................................. 108 b. Die Entwürfe Mayrs............................................................................... 110 c. Der Linzer Entwurf................................................................................ 111 d. Der Entwurf Danneberg........................................................................ 113 e. Der Renner-Mayr-Entwurf.................................................................... 115 f. Der Zweite Entwurf der Christlichsozialen............................................ 118 2. Die parlamentarische Beratung................................................................... 119 a. Verfassungsunterausschuss...................................................................... 119 b. Verfassungsausschuss und Plenum.......................................................... 123 VIII. Zusammenfassung........................................................................................... 124 X Inhaltsverzeichnis Seite C. Allgemeine Probleme........................................................................................... 133 I. Bindung der Vollziehung und Gesetzgebung................................................... 133 II. Gleichbehandlung oder Gleichstellung?.......................................................... 139 III. Modell 1: Prinzip oder Präsumtion der Gleichbehandlung............................. 140 1. Das Konzept: Gleichbehandlung als Grundsatz.......................................... 140 2. „Gleichbehandlung“................................................................................... 143 3. Prämissen des Grundsatzes der Gleichbehandlung..................................... 145 4. Einwände.................................................................................................... 148 5. Neutralisierung durch eine Rationalitätsvermutung?.................................. 151 IV. Modell 2: Gleichbehandlung des Gleichen, Ungleichbehandlung des Ungleichen.............................................................. 152 1. Die Gleichbehandlung des Gleichen........................................................... 152 a. Gleiches.................................................................................................. 152 b. Wesentlich Gleiches............................................................................... 154 c. Fehlen wesentlicher Unterschiede........................................................... 155 d. Begründungslast des Gleichbehandlungsgebotes.................................... 156 2. Die Ungleichbehandlung des Ungleichen................................................... 157 a. Entbehrlichkeit des Ungleichbehandlungsgebotes?................................. 159 b. Varianten des Ungleichbehandlungsgebotes........................................... 161 aa. Behandlung als gleichwertig............................................................. 161 bb. Ungleichbehandlung nach einem bestimmten Maßstab................... 163 c. „Entsprechend“ ungleiche Behandlung.................................................. 164 d. Besondere Begründungslast des Ungleichbehandlungsgebotes............... 165 e. Asymmetrie des Ungleichbehandlungsgebotes?...................................... 169 3. Was ist „wesentlich“?.................................................................................. 172 a. Der historisch feststehende Wertungsbestand......................................... 172 aa. Gleichheitssensible Rechtsmaterien.................................................. 174 bb. Verpönte Differenzierungskriterien.................................................. 178 b. Leugnung des verbleibenden Wertungsproblems.................................... 179 c. Verschiebung des Wertungsproblems..................................................... 180 d. Kapitulation vor dem Wertungsproblem................................................ 184 e. Rechtsordnung als Wertungsquelle......................................................... 186 4. Einwände.................................................................................................... 189 a. Der Sachgerechtigkeitseinwand.............................................................. 189 b. Der Einwand der Substanzlosigkeit........................................................ 190 V. Modell 3: Substanzieller Schutzbereich........................................................... 194 1. Das Eingriffsmodell von Huster: Interne Zwecke – externe Zwecke........... 194 2. Einwände.................................................................................................... 197 3. Erträge........................................................................................................ 200 D. Judikatur – Eine Bestandsaufnahme.................................................................... 205 I. Vergleichende Gleichheitsprüfung................................................................... 205 1. Der Gegenstand der Gleichheitsprüfung: Objekte des Vergleichs............... 205 a. Vergleichbarkeit...................................................................................... 205 b. Anzahl der Vergleichsobjekte.................................................................. 207 2. Unterschiede „im Tatsächlichen“................................................................ 211 3. Sachlichkeit................................................................................................ 213 a. Unparteilichkeit..................................................................................... 214 b. Sachgerechtigkeit.................................................................................... 216 c. Sachliche Rechtfertigung........................................................................ 217 d. Sachliche Begründung............................................................................ 218 e. Differenziertes begriffliches Repertoire................................................... 219