G. K. Krieglstein (Hrsg.) Glaukom 2006 Eine Konsensus-Konferenz G. K. Krieglstein (Hrsg.) Glaukom 2006 Eine Konsensus-Konferenz unter Mitarbeit von R. Burk, Th. Dietlein, J. Funk, F. Grehn, A.B. Hommer und G. Michelson 123 Prof. Dr. G. K. Krieglstein Univ. Augenklinik Kerpenerstr. 62 50924 Köln ISBN-10 3-540-38051-5 Springer Medizin Verlag Heidelberg ISBN-13 978-3-540-38051-1 Springer Medizin Verlag Heidelberg Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funk- sendung, der Mikro verfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsa nlagen, bleiben, auch bei nur auszugs weiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechts gesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflich- tig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts gesetzes. Springer Medizin Verlag springer.com © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007 Printed in Germany Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Waren- zeichen- und Marken schutz gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Produkthaftung: Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. Einbandgestaltung: deblik, Berlin SPIN 11831006 Satz: TypoStudio Tobias Schaedla, Heidelberg Druck: Stürtz AG, Würzburg Gedruckt auf säurefreiem Papier 18/5135/DK – 5 4 3 2 1 0 V Vorwort Vom 12.–14. Mai 2006 trafen sich im Hofgut Georgenthal in Hohenstein/Taunus eine Gruppe von Glaukomexperten, um mit speziell an der klinischen Glaukoma- tologie interessierten Augenärzten in einer gemeinsamen Diskussion zu wichtigen Aspekten von Diagnostik und Therapie der Glaukome Konsens zu erzielen. Zu sechs Teilgebieten wurden jeweils 15 Fragen erstellt, die Gesamtheit von 90 Fragen wurde von 6 eingeladenen Glaukomspezialisten im Vorlauf der Tagung unabhän- gig voneinander mit einem kurzen Statement beantwortet, das dem Herausgeber zum Zeitpunkt der Tagung vorlag. In sechs Diksussionsrunden wurden jeweils ein Fragenblock von 15 Fragen unter der Leitung eines Glaukomexperten diskutiert, mit dem Ziel Konsens zu erreichen von Ophthalmologen und Subspezialisten. Im vorliegenden Buch werden publiziert die Experten-Statements und der Konsens aus diesen und der Diskussion vor Ort mit allen Glaukomexperten und Ophthalmologen. Um möglichst vielen Augenärzten diese Konsensbildung zu wichtigen Aspek- ten der Glaukomatologie zugänglich zu machen, wurde dieses Buch zusammenge- stellt und herausgegeben. Die Tagung selbst und die Herausgabe des Buches wurden großzügig unterstützt von Pfizer Pharma GmbH/Karlsruhe. Köln, Oktober 2006 G. K. Krieglstein VII Inhaltsverzeichnis 1 Epidemiologie, Screening, Ökonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1 Moderation: G. Michelson/Erlangen 2 Sinnesphysiolgie und funktionelle Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . .51 Moderation: A. B. Hommer/Wien 3 Ophthalmoskopische Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .83 Moderation: R. Burk/Bielefeld 4 Spezielle Glaukomformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 Moderation: J. Funk/Freiburg 5 Medikamentöse Glaukomtherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 Moderation: Th. Dietlein/Köln 6 Operative Glaukomtherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 Moderation: F. Grehn/Würzburg IX Autorenverzeichnis Prof. Dr. R. Burk Augenklinik An der Rosenhöhe 27 33647 Bielefeld Priv.Doz. Dr. Th. Dietlein Univ. Augenklinik Kerpenerstr. 62 50924 Köln Prof. Dr. Dr. J. Funk Univ. Augenklinik Killianstr. 5 79106 Freiburg Prof. Dr. Dr. F. Grehn Univ. Augenklinik Josef-Schneider-Str. 11 97080 Würzburg Dr. A. B. Hommer Augenabteilung Krankenanstalt »Sanatorium Hera« A-1090 Wien Prof. Dr. G. K. Krieglstein Univ. Augenklinik Kerpenerstr. 62 50924 Köln Prof. Dr. G. Michelson Univ. Augenklinik Schwabachanlage 6 91054 Erlangen 1 Epidemiologie, Screening, Ökonomie 2 Kapitel 1 · Epidemiologie, Screening, Ökonomie 1.1 Wie könnte man nach Ihrer Einschätzung die Aufdeckungsrate 1 der Glaukome in der Bevölkerung verbessern? Burk/Bielefeld Ab dem fünfzigsten Lebensjahr beträgt die Glaukomprävalenz ungefähr 1,5 % der Bevölke- rung, ein relevantes Risiko besteht jedoch in 5 %. Screeninguntersuchungen weisen darauf hin, dass nur die Hälfte der Glaukomerkrankungen bekannt ist. Die Aufdeckungsrate in der Bevölkerung könnte verbessert werden, wenn beispielsweise ab dem Alter von 50 Jahren in 3-jährigen Abständen regelmäßig eine Dokumentation und Befundung des Sehnerven sowie eine Messung des Augeninnendruckes erfolgen würde. Dietlein/Köln Eine wichtige Säule sollte die Aufklärung über die Glaukomerkrankung und ihre wichtigsten Risikofaktoren in der Allgemeinbevölkerung sein. Hier haben in den letzten Jahren Augenärz- te und Glaukomspezialisten viele facettenreiche Beiträge zur Gesundheitsaufklärung in Fern- sehen, Internet, Zeitungen und Radio beigetragen. Auch die IGEL-Leistungen auf dem Sektor Glaukom haben selbstverständlich zur Folge, dass sich viele Menschen mit dem Thema Glau- kom konfrontiert sehen und hierüber informiert werden. Politisch ist die reine Glaukomvor- sorgeuntersuchung als Kassenleistung zur Zeit in Deutschland aus finanziellen Gründen nicht durchsetzbar, obwohl sie mit zunehmendem Alter ohne Zweifel medizinisch sinnvoll wäre. Papillenbeurteilung und Tonometrie könnten aber sicherlich mit überschaubarer finanzieller Belastung in regelmäßige arbeitsmedizinische Untersuchungen (»TÜV«) integriert werden. Funk/Freiburg Um die Aufdeckungsrate der Glaukome in der Bevölkerung zu verbessern, muss man in erster Linie das Wissen über die Erkrankung verbreiten. Dazu gehört Aufklärungsarbeit in Presse, Rundfunk und Fernsehen. Wenn das Wissen über die Erkrankung hinreichend verbreitet ist, werden alle, zumindest aber gefährdete Personen sich vorbeugend untersuchen lassen. Dabei erscheint es mir zweitrangig, ob die augenärztliche Vorsorgeuntersuchung Kassenleistung ist oder als IGEL abgerechnet wird. Eine weitere wichtige Maßnahme ist die konsequente Schulung der Augenärzte in Papillendiagnostik. Screeningangebote z. B. von Optikern (z. B. non-Kontakt-Tonometrie) halte ich für überflüssig. Grehn/Würzburg 1. Über die Verbesserung der Kenntnis der Glaukomerkrankung durch potenzielle Patienten und 2. durch mehr Sicherheit der Aufdeckung des Glaukoms beim Augenarzt. Zunächst sollte die bessere Information der Bevölkerung im Vordergrund stehen, da die üblichen Risikofak- toren wie positive Familienanamnese, Alter, Myopie dem potenziellen Patienten bekannt sein können und ihn zum Augenarzt führen sollten. Vonseiten der augenärztlichen Versorgung muss durch Fortbildung sichergestellt sein, dass insbesondere die diagnostischen Zeichen an der Papille so gut beherrscht werden, dass eine einfache Screening-Untersuchung durch Ophthalmoskopie zur Verdachtsdiagnose und zur Erkennung der Vorstadien des Glaukoms führt. Die IGEL-Leistung des Glaukoms ist psychologisch geeignet, die Aufdeckungsrate zu verbessern. 1 3 Kapitel 1 · Epidemiologie, Screening, Ökonomie Hommer/Wien Da die PatientInnen selbst keine Beschwerden wahrnehmen, ist eine möglichst breite Un- tersuchung der Bevölkerung zur Aufdeckung einer Glaukomerkrankung nötig. Primär steht die Früherfassung von Risikofaktoren für ein Glaukom im Vordergrund: Alter, Glaukom in der Verwandtschaft 1. Grades, hohe Myopie >= 5 dpt, hoher Augendruck, dünne Hornhaut erhöhen das Risiko. Regelmäßige (zumindest 1x jährlich) Augendruckkontrollen sollten grundsätzlich bei jedem PatientIn über 40 Jahre, bei anamnestisch bekannten Risikofaktoren, bei verdächtigem Papillen- oder Gesichtsfeldbefund durchgeführt werden. Michelson/Erlangen Die Aufdeckungsrate der Glaukome in der Bevölkerung ist nach internationalen Studien ca. 50 %. Im Mittel sind nur 45 % ± 25 % der Glaukome bekannt (Review aus 14 Studien, Quigley and Vital, 1997). Die Gründe liegen darin, dass erstens nur bei einem Teil der Bevölkerung über 50 Jahren eine qualifizierte Beurteilung des Sehnervenkopfes durchgeführt wird und zweitens ein gerin- ges Allgemeinwissen über diese Krankheit vorliegt. Darüber hinaus muss der interessierte Bürger eine präventivmedizinische Untersuchung des Sehnerven selbst bezahlen. Folgende Ansätze würden die Aufdeckungsrate erhöhen: ▬ Öffentliche Diskussion zu diesem Thema mit Darstellung der Pathogenese und des Krank- heitsverlaufes. ▬ Beteiligung von Glaukom-Patientengruppen bei der Darstellung des Problemfeldes. ▬ Systematisches Glaukomscreening von Personen älter als 50 Jahren in Krankenhäusern und medizinischen Einrichtungen Harry A. Quigley and Susan Vital, Models of Open-Angle Glaucoma Prevalence and Incidence in the United States Invest Ophthalmol Vis Sci. 1997;38:83–91 Krieglstein/Köln Resumee Das chronische Weitwinkelglaukom ist eine symptomarme Augenerkrankung von unge- wöhnlicher Chronizität mit einer Zeitspanne von Beginn an bis zum Verlust der visuellen Lebensqualität von nicht selten 30 Jahren. Es ist eine Erkrankung, die gesucht werden muss – eine Herausforderung der präventiven Ophthalmologie, ganz besonders im Lichte der Tat- sache, dass ca. 50 % der Erkrankungen in der Bevölkerung unentdeckt sind. Die Alertheit der potentiell Betroffenen bezüglich dieses Erblindungsrisikos zu schärfen, unter Ausnutzung aller möglichen kommunaktiven Möglichkeiten (Printmedien, Radio, Fernsehen), ist die logi- sche Konsequenz daraus. Dies sollte auch ein vordergründiges Anliegen öffentlicher Gesund- heitsfürsorge sein. Nur 1 % der Bevölkerung sind über die Erkrankung informiert, 17 % der neu diagnostizierten Glaukome haben bereits an einem Auge ein Spätstadium. Eine weitere Option die Aufdeckungsrate zu verbessern, ist die Einbindung anderer medizini- scher Fächer in die »Suche« (Allgemeinärzte, Internisten, Neurologen) und die Optimierung der ▼