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Glas: Natur, Struktur und Eigenschaften PDF

418 Pages·1988·30.162 MB·German
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Horst Scholze Glas Natur, Struktur und Eigenschaften Dritte, neubearbeitete Auflage Mit 168 Abbildungen Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH 1988 Dr. rer. nato Horst Scholze ehern. Professor für Glas, Keramik und Bindemittel an der TU Berlin ehern. Leiter des Fraunhofer-Instituts für Silicatforschung, Würzburg Hon.-Professor an der Universität Würzburg ISBN 978-3-662-07496-1 ISBN 978-3-662-07495-4 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-07495-4 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der Fassung vom 24. Juni 1985 zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1988 Ursprünglich erschienen bei Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York 1988. Softcover reprint ofthe hardcover 3rd edition 1988 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Buch berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daß solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Sollte in diesem Werk direkt oder indirekt auf Gesetze, Vorschriften oder Richtlinien (z. B. DIN, VDI, VDE) Bezug genommen oder aus ihnen zitiert worden sein, so kann der Verlag keine Gewähr fUr Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität übernehmen; Es empfiehlt sich, gegebenenfalls für die eigenen Arbeiten die vollständigen Vorschriften oder Richtlinien in der gültigen Fassung hinzuzuziehen. Satz: Mit einem System der Springer Produktions-Gesellschaft Gesamtherstellung: Brühlsche Universitätsdruckerei, Gießen 2160/3020-543210 - Gedruckt auf säurefreiem Papier Aus dem Vorwort zur ersten Auflage Das Glas ist ein Stoff mit einer theoretisch unbegrenzten Vielfalt an Zusammen setzungsmöglichkeiten. Deshalb sind auch seine Eigenschaften sehr variabel, was dem Glas viele Anwendungsgebiete erschlossen hat und ständig neue eröffnet. Groß ist aber auch die Zahl der Veröffentlichungen über das Glas, wobei die Ansichten über bestimmte Probleme nicht immer übereinstimmen. Für jemanden, der sich in dieses Gebiet einarbeiten will, oder für einen Außenstehenden, der sich einen kurzen Überblick verschaffen will, bestehen deshalb beträchtliche Schwierigkeiten. Hier helfend einzugreifen ist das Ziel dieses Buches. Bei der Planung ergab sich aber bald, daß ein einheitliches Bild in dem begrenzten Rahmen eines solchen Buches nur durch eine Beschränkung auf die Grundlagen zu erreichen ist. Es war dazu erforderlich, sich nur auf die wichtigsten Komponenten zu beziehen und im Hinblick auf ein besseres Verständnis an einigen Stellen Vereinfachungen vorzunehmen, obwohl unsere Kenntnisse schon weiter fortgeschritten sind. An wenigen anderen Stellen wurde jedoch bewußt über die Grundlagen hinausgegangen, um zu zeigen, wie interessant das Glas ist und wo noch offene Probleme liegen. Der Verfasser will mit diesem Buch nicht nur Glasfachleute und solche, die es werden wollen, ansprechen, sondern hofft, daß es auch Wissenschaftlern und Praktikern anderer Fachrichtungen eine Hilfe sein möge, dem Glas mit seinen Eigenschaften und Eigenarten näher zu kommen. Berlin, Dezember 1964 H. SCHOLZE Vorwort zur dritten Auflage Der Verfasser dankt den Lesern und Benutzern, daß sie nach der ersten auch die zweite Auflage dieses Buches freundlich aufgenommen haben und daß die schwierige Auswahl zwischen Grundlagen, praktischen Eigenschaften, Meßmethoden und ange führter Literatur meist gutgeheißen wurde. Wie bereits im vorstehenden Vorwort zur ersten Auflage angeführt, ist es das Anliegen dieses Buches, durch eine verständliche, d. h. einfache und daher z. T. vereinfachende Darstellung zum Verständnis des Glases und seiner Eigenschaften beizutragen. Durch die Angaben von Daten und den Hinweis auf Methoden soll es den praktischen Umgang mit dem Glas erleichtern. Ein relativ ausführliches Literaturverzeichnis weist auf Vertiefungsmöglichkeiten hin; dem Verlag sei für die Gewährung dieser Ausführlichkeit besonders gedankt. Trotzdem war es notwendig, viele Zitate der ersten beiden Auflagen wegzulassen; übernommen wurden vorwiegend solche Zitate, die wesentliche Ergebnisse bringen bzw. aus denen man noch mehr lernen kann. Den Querverbindungen innerhalb des Buches dienen sowohl entsprechende Hinweise als auch ein aufgeschlüsseltes Sachverzeichnis. Auch in den letzten reichlich 10 Jahren seit Erscheinen der zweiten Auflage hat die Zahl der Veröffentlichungen über das Glas stark zugenommen, wesentliche Fort schritte zum Verständnis des Glases und seiner Anwendungen wurden erzielt. Der Verfasser bittet um Verzeihung, wenn er einige der neuen Arbeiten nicht zitiert oder übersehen hat; es mußte eine Auswahl getroffen werden, um im Rahmen eines Buches bleiben zu können. Das Schwergewicht liegt nach wie vor beim Verhalten der herkömmlichen Gläser, doch wird versucht, im Abschnitt über spezielle Glas strukturen den neuen Glastypen gerecht zu werden. Besonders eingegangen wird auch auf moderne Entwicklungen bei einigen optischen und chemischen Eigenschaften. Neue Abschnitte behandeln die Grundlagen von Glasoberflächen und die nicht konventionelle Herstellung nach dem Sol-Gel-Prozeß. So hofft der Verfasser, daß es ihm gelungen ist, dieses Buch dem modernen Kenntnisstand anzupassen. Das Schrifttum bis Ende 1987 wurde nach Möglichkeit berücksichtigt. Nach Rücksprache mit dem Verlag wurden die bewährten Einheiten Gew.-% und Mol-% noch beibehalten. Abschließend dankt der Verfasser dem Verlag, daß er sich seinen Vorstellungen gegenüber immer aufgeschlossen gezeigt hat. Er dankt auch der Fraunhofer Gesellschaft, daß sie ihm ermöglicht hat, an seiner früheren Wirkungsstätte weiterhin an diesem Buch zu arbeiten. Ein besonderer Dank gilt seiner Frau, ohne deren kritische, sachkundige und unermüdliche Mitwirkung diese Arbeit nicht zu schaffen gewesen wäre. Würzburg, Juli 1988 H. SCHOLZE Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung . . . . . . . . . 1 2 Natur und Struktur des Glases. 3 2.1 Definition von Glas . 3 2.2 Netzwerkhypothese . . . 5 2.3 Struktur der Schmelze . . 8 2.3.1 Auswertung von Phasendiagrammen - Aktivitäten 8 2.3.2 Auswertung sonstiger Messungen . 17 2.3.3 Entmischung. . . . . . . . . . . . . 22 2.3.4 Azidität - Basizität . . . . . . . . . . 36 2.4 Kinetik der Bildung flüssiger und fester Phasen 40 2.4.1 Grundlagen der Viskosität . . . . . . . 40 2.4.1.1 Abhängigkeit von der Temperatur 43 2.4.1.2 Abhängigkeit von der Zeit. 47 2.4.2 Schmelzvorgang . . . . . . . . . . 51 2.4.3 Kristallisation . . . . . . . . . . . 53 2.4.3.1 Keimbildung . . . . . . . . 54 2.4.3.2 Kristallisationsgeschwindigkeit . 60 2.4.3.3 Gezielte Kristallisation . . 66 2.4.4 Glasbildung - kinetisch betrachtet. 68 2.4.5 Sol-Gel-Prozeß. . . . . . . . 76 2.5 Glasstruktur . . . . . . . . . . . 81 2.5.1 Thermodynamische Betrachtung 82 2.5.2 Untersuchungsmethoden . . . . 90 2.5.3 Bindungsverhältnisse . . . . . 98 2.5.3.1 Bindungsverhältnisse beim SiOz 98 2.5.3.2 Zahlenmäßige Erfassung . . . 101 2.5.3.3 Glasbildung - bindungsmäßig betrachtet 105 2.5.4 Weitere Hypothesen zur Glasstruktur und Glasbildung . 107 2.5.5 Idealglas - Realglas . 112 2.5.6 Glasig - amorph . 115 2.5.7 Glasoberfläche . . 117 2.6 Spezielle Glasstrukturen 120 2.6.1 Oxidische Gläser . 121 2.6.1.1 Einkomponentengläser 121 2.6.1.2 Einfluß von RzO. . . 123 2.6.1.3 Einfluß von RO ... 126 2.6.1.4 Einfluß von RZ03 und Gläser auf Rz03-Basis 128 2.6.1.5 Einfluß von ROz bzw. R20S und Gläser auf deren Basis 133 2.6.1.6 Oxogläser. . . . . . . 135 2.6.1.7 Einfluß anderer Anionen ..... . 136 2.6.2 Nichtoxidische Gläser. . . . . . . . . . . 140 2.6.2.1 Halogenid-, insbesondere Fluoridgläser 140 2.6.2.2 Chalcogenidgläser . . . 142 2.6.2.3 Metallische Gläser . . . 142 2.6.2.4 Kohlenstoftbaltige Gläser . 144 x Inhaltsverzeichnis 3 Eigenschaften des Glases 147 3.1 Viskosität. . . . . 147 3.1.1 Meßmethoden 148 3.1.2 Abhängigkeit von der Zusammensetzung. 153 3.1.3 Berechnung aus der Zusammensetzung. 162 3.1.4 Abhängigkeit von der Vorgeschichte. 167 3.2 Wärmedehnung . . . . . . . . . . . 169 3.2.1 Meßmethoden ......... . 169 3.2.2 Abhängigkeit von der Temperatur . 171 3.2.3 Abhängigkeit von der Zusammensetzung. 172 3.2.4 Berechnung aus der Zusammensetzung. 175 3.2.5 Abhängigkeit von der Vorgeschichte. 179 3.3 Dichte ................ . 181 3.3.1 Meßmethoden . . . . . . . . . . . 181 3.3.2 Abhängigkeit von der Zusammensetzung. 182 3.3.3 Berechnung aus der Zusammensetzung. . 190 3.3.4 Abhängigkeit von der Temperatur - Dichten von Glasschmelzen 193 3.3.5 Abhängigkeit von der Vorgeschichte. 196 3.4 Optische Eigenschaften. . . . . . . . . . . . . . 199 3.4.1 Lichtbrechung . . . . . . . . . . . . . . . 199 3.4.1.1 Meßmethoden ........... . · 203 3.4.1.2 Abhängigkeit von der Zusammensetzung · 204 3.4.1.3 Berechnung aus der Zusammensetzung · 207 3.4.1.4 Abhängigkeit von der Temperatur . .211 3.4.1.5 Abhängigkeit von der Vorgeschichte . · 212 3.4.2 Lichtdurchlässigkeit . . . . . . . . . . . . .213 3.4.2.1 Meßmethoden .......... . · 215 3.4.2.2 Durchlässigkeit im ultravioletten Bereich · 216 3.4.2.3 Durchlässigkeit im sichtbaren Bereich . · 217 3.4.2.4 Durchlässigkeit im infraroten Bereich . · 222 3.4.2.5 Abhängigkeit von der Temperatur . .224 3.4.2.6 Abhängigkeit von der Vorgeschichte · 225 3.4.2.7 Besondere Entwicklungen · 225 3.5 Mechanische Eigenschaften . . . . . . . . . . · 228 3.5.1 Elastische Eigenschaften. . . . . . . . . · 229 3.5.1.1 Meßmethoden ......... . · 229 3.5.1.2 Abhängigkeit von der Zusammensetzung · 231 3.5.1.3 Berechnung aus der Zusammensetzung · 233 3.5.1.4 Verdichtung. . . . . . . . . . . · 236 3.5.1.5 Abhängigkeit von der Temperatur . · 237 3.5.1.6 Abhängigkeit von der Vorgeschichte · 238 3.5.2 Festigkeit . . . . . . . . . · 238 3.5.2.1 Theoretische Festigkeit . . . . . . · 239 3.5.2.2 Praktische Festigkeit . . . . . . . .240 3.5.2.3 Vorgänge beim Bruch - Bruchmechanik . · 243 3.5.2.4 Ermüdung - Lebensdauer . . . . . . . · 248 3.5.2.5 Abhängigkeit von der Temperatur . . . · 252 3.5.2.6 Abhängigkeit von der Zusammensetzung · 252 3.5.2.7 Abhängigkeit von der Vorgeschichte · 255 3.5.2.8 Verbesserung der Festigkeit · 256 3.5.2.9 Meßmethoden . · 258 3.5.3 Spannungen . . . . . . . . . . · 259 3.5.3.1 Doppelbrechung . . . . . · 260 3.5.3.2 Abhängigkeit von der Zeit - Kühlung. · 265 3.5.4 Härte . . . . . . . . . . . . . · 267 3.5.4.1 Verformungsmechanismen . · 267 3.5.4.2 Meßmethoden ..... . · 269 Inhaltsverzeichnis XI 3.5.4.3 Abhängigkeit von der Zusammensetzung 269 3.5.4.4 Abhängigkeit von der Temperatur . 272 3.5.4.5 Abhängigkeit von der Vorgeschichte 272 3.5.4.6 Schleifhärte . . . 273 . 3.6 Elektrische Eigenschaften. . . . 274 3.6.1 Elektrische Leitfähigkeit. . 274 3.6.1.1 Meßmethoden . . 274 3.6.1.2 Abhängigkeit von der Zusammensetzung 276 3.6.1.3 Abhängigkeit von der Temperatur - Verhalten von Glasschmelzen 283 3.6.1.4 Berechnung aus der Zusammensetzung . . . . . 285 3.6.1.5 Abhängigkeit von der Vorgeschichte . . . . . . 286 3.6.1.6 Gläser mit besonderen elektrischen Eigenschaften. 287 3.6.2 Dielektrische Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . 291 3.6.2.1 Meßmethoden . . . . . . . . . . . . . . . . 292 3.6.2.2 Abhängigkeit von der Temperatur und der Frequenz 292 3.6.2.3 Abhängigkeit von der Zusammensetzung 294 3.6.2.4 Berechnung aus der Zusammensetzung 295 3.6.2.5 Abhängigkeit von der Vorgeschichte 297 3.7 Oberflächenspannung . . . . . . . . . . . 297 3.7.1 Meßmethoden . . . . . . . . . . . . 298 3.7.2 Abhängigkeit von der Zusammensetzung. 299 3.7.3 Berechnung aus der Zusammensetzung. 302 3.7.4 Abhängigkeit von der Temperatur 304 3.8 Chemische Beständigkeit . . . 305 3.8.1 Grundlegende Reaktionen 306 3.8.2 Meßmethoden 307 3.8.3. Meßergebnisse . . . . . 310 3.8.4 Mechanismen . . . . . 316 3.8.5 Abhängigkeit von der Zusammensetzung. 318 3.8.6 Berechnung aus der Zusammensetzung. 322 3.8.7 Abhängigkeit von der Temperatur 322 3.8.8 Abhängigkeit von der Vorgeschichte. . . 323 3.8.9 Gläser mit besonderen chemischen Eigenschaften 324 3.8.9.1 Glaselektroden . . . . . . 324 3.8.9.2 Flußsäurebeständige Gläser . . . 326 3.8.9.3 Alkalibeständige Gläser. . . . . 326 3.8.9.4 Gläser für Natriumdampf-Lampen 327 3.8.9.5 Gläser zum Lagern von radioaktivem Abfall. 327 3.8.9.6 Gläser mit eingestellter Auflösungsgeschwindigkeit 328 3.9 Thermische Eigenschaften. 330 3.9.1 Spezifische Wärme . . . . . . . . . . 330 3.9.1.1 Meßmethoden . . . . . . . . . 330 3.9.1.2 Abhängigkeit von der Temperatur 331 3.9.1.3 Abhängigkeit von der Zusammensetzung 331 3.9.1.4 Berechnung aus der Zusammensetzung 332 3.9.1.5 Abhängigkeit von der Vorgeschichte 334 3.9.2 Wärmetransport . . . . . . . . . . . 335 3.9.2.1 Meßmethoden . . . . . . . . . . 336 3.9.2.2 Abhängigkeit von der Temperatur . 336 3.9.2.3 Abhängigkeit von der Zusammensetzung 337 3.9.2.4 Berechnung aus der Zusammensetzung 338 Literaturverzeichnis 340 Autorenverzeichnis . 381 Sachverzeichnis . . 389 1 Einleitung Im Laufe der Zeit hat der Begriff "Glas" verschiedene Bedeutungen erhalten. So kann man darunter einen bestimmten Zustand einer Substanz (glasig), einen Werkstoff (z.B. Fensterglas) oder auch einen Gegenstand (z.B. ein Weinglas) verstehen. Es ist deshalb verständlich, daß man im Schrifttum viele Definitionen findet, die teilweise recht unterschiedlich sind. (Die in deutscher Sprache üblichen Begriffe sind in einer Norm festgelegt [1145]. Eine Hilfe bietet auch das von der Internationalen Glaskom mission herausgegebene Wörterbuch [435].) Daneben spielen auch praktische Belange eine Rolle. Wissenschaftler sind schon zufrieden, wenn sie von einer Substanz nur Spuren glasig erhalten können, während Praktiker eine Substanz erst dann als glasbildend bezeichnen, wenn es gelingt, größere Mengen von ihr in glasiger Form herzustellen. Mit den sich daraus ergebenden Definitionsfragen wird daher das nächste Kapitel beginnen. Die Kunst der Glasherstellung ist 5000 Jahre alt, doch schon vorher wurde das natürliche Glas, der Obsidian, zur Herstellung von Werkzeugen verwendet. Die interessante und abwechslungsreiche Geschichte des Glases kann hier nur gestreift werden. Sehr wahrscheinlich war es der Zufall, der den Menschen das erste selbst hergestellte Glas in die Hand spielte. Doch bald wurde dieser neue Werkstoff mit großer Kunstfertigkeit gehandhabt, weshalb das erste Glas vorwiegend als wertvoller Schmuckgegenstand diente. Dann trat die Verwendung des Glases als Gefäß in den Vordergrund, wozu das Glas zunächst gefrittet und anschließend im gerade geschmol zenen, zähflüssigen Zustand um einen Kern geformt wurde. Diese Technik hatte also große Ähnlichkeit mit der Keramik. Das Glas im flüssigeren Zustand zu verformen scheiterte wohl an dem nicht genügend beständigen Tiegelmaterial. Die Zusammenset zung der alten ägyptischen Gläser sind uns aus Analysen, aber auch von den Keilschrifttafeln aus der Bibliothek des Assurbanipal bekannt: 70 Gew.-% Si0 (mit 2 etwas A120 3), 10 Gew.-% CaO (mit etwas MgO) und 20 Gew.-% Na20 (mit etwas K 0). Die ersten Gläser waren also Natrongläser. Für die benötigte Soda hatten die 2 Ägypter ein Herstellungsmonopol, das über die Römer an Venedig überging. Die erste einschneidende Wende in der Glasherstellung war die Erfindung der Glasmacherpfeife, die wahrscheinlich im 1. Jh. v. Chr. gelang. Besseres Tiegelmaterial erlaubte jetzt, das Glas höher zu erhitzen und dann zu verblasen, womit eine dem Glas eigene Technik geschaffen wurde. An dieser Technik hat sich fast 2000 Jahre lang kaum etwas geändert. Die Römer entwickelten sie zu hoher Kunst und brachten diese auch nach Mitteleuropa, wo sie in der Gegend von Köln im 3. Jh. n. Chr. eine große Blüte erlebte. In der folgenden Zeit stand die Herstellung von Gläsern für den täglichen Bedarf im Vordergrund. Statt Soda verwandte man als Alkalirohstoff die aus Holz gewinnbare Pottasche, ging also zu den Kaligläsern über, die meist durch merkliche

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