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Gewerkschaften und öffentlicher Dienst: Zur Entwicklung der Beamtenpolitik des DGB PDF

239 Pages·1980·4.401 MB·German
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Thomas Ellwein . Gewerkschaften und offentlicher Dienst Thomas Ellwein Gewerl<schaften und offentlicher Dienst Zur Entwicklung der Beamtenpolitik des DGB Westdeutscher Verlag CIP-Kurztite1aufnahme der Deutschen Bibliothek Ellwein, Thomas. Gewerkschaften und Offendicher Dienst: zur Entwicklung d. Beamtenpolitik d. DGB / Thomas Ellwein. - Opladen: Westdeutscher Verlag, 1980. ISBN-13: 978-3-531-11513-9 e-ISBN-13: 978-3-322-84004-2 DOl: 10.1007/978-3-322-84004-2 © 1980 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Softcover reprint of the hardcover 1s t edition 1980 Umschlaggestaltung: Horst Dieter Burkle, Darmstadt Druck und buchbinderische Verarbeitung: Lengericher Hande1sdruckerei, Lengerich Aile Rechte vorbehalten. Auch die fotomechanische Vervielfiiltigung des Werkes (Fotokopie, Mikrokopie) oder von Teilen daraus bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlages. GERHARD SCHMIDT zum 17. September 1979 Inhaltsverzeichnis Vorwort ....................................... . 9 1 Gewerkschaften und Staat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 13 1.1 Modelle ........................................... 13 1.1.1 Das klassenkampferische Modell ...................... 13 1.1.2 Das liberale Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 15 1.1.3 Das pragmatische Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 17 1.2 Zur Rolle des S taates . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 19 1.3 Organisation und Funktion der Gewerkschaften . . . . . . . . . . . . . . . .. 22 1.4 Gewerkschaften und offentlicher Dienst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 24 2 tlffentlicher Dienst in Deutschland - Strukturen und Probleme .......... 26 2.1 Die Vermehrung des offentlichen Dienstes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 26 2.2 Das Berufsbeamtentum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 30 2.3 Berufsbeamtentum als Teil des Offentlichen Dienstes . . . . . . . . . . . . .. 37 3 Zur Entwicklung der deutschen Gewerkschaftsbewegung . . . . . . . . . . . . . .. 40 3.1 Griindungsbedingungen................................. 40 3.2 Gewerkschaften und Staat im Kaiserreich ... . . . . . . . . . . . . . . . . .. 44 3.3 Gewerkschaften und Staat in der Weimarer Zeit . . . . . . . . . . . . . . . .. 51 3.4 Der Neuanfang nach 1945 ............................... 57 3.5 Einheitsgewerkschaft und Staat. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 62 4 Gewerkschaften und offentlicher Dienst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 66 4.1 Berufsbeamtentum und Gewerkschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 66 4.2 Vereinigungen des offentlichen Dienstes im 19. und 20. Jahrhundert ... 69 4.3 Entwicklungen in der Weimarer Zeit ........................ 77 4.4 Offentlicher Dienst und Einheitsgewerkschaft .................. 82 5 Der DGB und die Bearnten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 86 5.1 DGB - Staat - Demokratie - Berufsbeamtenturn ............... 86 5.2 Zurn beamtenpolitischen Instrumentarium des DGB . . . . . . . . . . . . .. 89 5.3 Zur Grundlegung der Beamtenpolitik um 1949 . . . . . . . . . . . . . . . . .. 91 5.4 Zur Beamtenarbeit in den 50er und 60er Jahren . . . . . . . . . . . . . . . .. 96 5.5 Der DGB und die gescheiterte Reform des offentlichen Dienstes ...... 103 5.6 Problemfelder der Beamtenpolitik .......................... 110 5.6.1 Besoldungssystem ................................ 110 5.6.2 Das Treueverhaltnis und der einze1ne Beamte .............. 113 5.6.3 Streikverzicht, Interessenvertretung und Mitbestimmung ...... 116 5.7 Von den ,hergebrachten Grundsatzen' des Berufsbeamtentums zur Einheit der Beschaftigungsverhaltnisse im offentlichen Dienst ............. 118 6 Perspektiven ............................................ 121 6.1 Die Leistung des DGB fUr Staat und Gesellschaft ................ 121 6.2 Der Offentliche Dienst als Sonderfall gewerkschaftlicher Arbeit ....... 126 6.3 Beamte als Arbeitnehmer ................................ 134 6.4 Einheitsgewerkschaft und Wachstum des offentlichen Dienstes ....... 13 7 6.5 Perspektiven ........................................ 139 Materialien und Dokumente ... 143 Verzeichnis ......................................... 145 Texte und Tabellen .................................... 147 Anmerkungen ............................................. 231 Literaturverzeichnis ......................................... 240 8 Vorwort Den Angehorigen des offentlichen Dienstes begegnet man seit geraumer Zeit mit einer merkwiirdigen Mischung von Respekt und Vorurteilen. In jiingerer Zeit scheinen in der Mischung die Vorurteile zu iiberwiegen. Das unaufhaltsame Wachstum des Offent lichen Dienstes, die zunehmende Biirokratisierung und Reglementierung des taglichen Lebens, die sich vermehrenden offentlichen Aufgaben mitsamt den Riickwirkungen auf jeden einzelnen Biirger und Erscheinungsweisen in der Verwaltung selbst miissen solche Vorurteile offenbar verstarken. Wie weit das, was man derart beklagt, wirklich den Angehorigen des offentlichen Dienstes anzulasten ist, wie weit man diesen offent lichen Dienst iiberhaupt als ,Einheit' ansehen darf und welche Formen des Zusammen spiels von Politik und Verwaltung es gibt, wird offentlich ungleich weniger erortert, wenngleich die Verwaltung von Staat und Gemeinde auf immer mehr kritisches Inter esse stogt und dam it auch die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter jener Verwaltung, ihre Zahl und ihre Rechtsstellung von diesem Interesse erfagt werden. Eine Gewerkschaft, welche nicht nur begrenzte Interessen vertreten will, mug des halb verschiedene Aufgaben gleichzeitig bewaltigen. Sie mug Angehorige des offent lichen Dienstes organisieren und urn deren angemessene Einkommen und Arbeitsbe dingungen kampfen. Sie mug aber auch in kritischer Distanz zu Verwaltung und offentlichem Dienst deren Funktionsfahigkeit erkunden und ggf. fiir ihre Verbesserung eintreten, weil alle iibrigen Arbeitnehmer wie alle Biirger ein legitimes Interesse daran haben, d~ die Verwaltung und ihre Mitarbeiter leisten, was man von ihnen erwartet, d~ sie dabei nicht mehr yom Sozialprodukt verbrauchen, als es unbedingt notwendig ist, und daB sie die Leistungen in einer Weise erbringen, welche den Erfordernissen des demokratischen Staates entspricht. Diese Aufgaben miissen in einem Spannungsverhaltnis zueinander stehen und konnen nur sinnvoll bewaltigt werden, wenn man Span~ungen ertragt und fruchtbar macht. Daraus ergibt sich das Thema des vorliegenden Buches. Es handelt yom Verhalt nis der Gewerkschaften zum offentlichen Dienst, welches sich allerdings nur im Rahmen des Verhaltnisses der Gewerkschaften zum Staat begreifen lagt - in der Geschichte ein leidendes wie ein forderndes, ein Verhaltnis bloger Betroffenheit wie eines auch aktiver Mitbestimmung. Dabei stehen angesichts der Quellenlage die Beamten im Vorder grund: In der Hauptsache der Beamten wegen kommt es aber zu einer besonderen ,Gruppe' offentlicher Dienst, fiir die eigene Regeln gelten, und damit zu der Not wendigkeit, in Besoldungsfragen wie in solchen der Mitbestimmung am Arbeitsplatz Unterschiede zwischen dem offentlichen Dienst und der iibrigen Arbeitnehmerschaft, aber auch Unterschiede innerhalb des Offentlichen Dienstes zu beriicksichtigen. Wie das geschieht, sagt etwas iiber gewerkschaftliche Arbeit im engeren, dem einzelnen Arbeitnehmer unmittelbar zugewandten Sinne aus. Es sagt zugleich etwas dariiber aus, 9 wie man sich den Staat vorstellt, was man ihm zubilligt, was man von ihm verlangt und was man ihm vorenthalten will. Unser Thema l1igt sich nicht isolieren; es mug als ein Teil der gewerkschaftlichen Thematik iiberhaupt verstanden und insbesondere im Zu sammenhang des Themas ,Gewerkschaften und Staat und Gesellschaft' gesehen werden. Die vorliegende Veroffentlichung soll zusammenfassen, was bereits dargestellt ist, auf das engere Thema hin selbst darstellen und das auf Materialien und Dokumente zur eigenen Urteilsbildung stiitzen, sie soll dabei das Verhalten der Gewerkschaften und seine Bedingungen in den verschiedenen Zeitraumen analysieren, urn schlieglich aus der Analyse einige perspektivische oder strategische Anregungen zu gewinnen. Dem allen liegt, so meine und hoffe ich wenigstens, weder eine vorbehaltlose Bejahung des Berufsbeamtentums, noch seine Ablehnung zugrunde. Es liegt ihm auch keine un kritische Beziehung zur Gewerkschaftsbewegung zugrunde, selbst wenn ich nie einen Hehl daraus gemacht habe, dag ich das Konzept der Einheitsgewerkschaft, welches 1945 verwirklicht werden konnte, uneingeschrankt fiir richtig halte. Dieses Konzept wird noch immer nicht iiberall akzeptiert, wie es Auseinandersetzungen im Jahre 1979 bewiesen haben. Das kann niemanden iiberraschen: Wenn immer sich in der Politik jenes ,Freund-Feind-Denken', welches das Deutsche Reich in den Abgrund des National sozialismus gefiihrt hat, in irgendeiner Form durchsetzt, geraten Einrichtungen und Zusammenschliisse in Schwierigkeiten, die sich unbeschadet des von ihnen beanspruch ten Rechtes auf freie Meinungsaugerung im Prinzip fiir alle politischen Gruppen offen halten wollen. Die ,Einheitsgewerkschaft' setzt in der Demokratie das unbedingte Gegenteil der ,Einheitspartei' voraus, also die klare Parteienkonkurrenz. Diese Kon kurrenz aber bedarf gemeinsamer Grundlagen. Sie erhalt nur einen Sinn, wenn jeder zeit auch das Andern von Meinungen, also Veranderung im Wahlerverhalten moglich ist. Sie wird sinnlos, wenn man die Welt feinsauberlich nach Freunden und Feinden einteilt und den biblischen Spruch, wer nicht fUr einen sei, sei eben gegen einen, fur sich in Anspruch nimmt. In der Geschichte ist das bekanntlich immer wieder vorge kommen, wenn Menschen sich anm~ten, wie Gott handeln und urteilen zu konnen. Dag es auch heute noch vorkommt, stimmt den skeptisch, der meint, man konne aus der Geschichte lernen. Die deutsche Arbeiterbewegung hat - trotz aHem - aus der Geschichte gelernt, als sie nach 1945 wenigstens in den westlichen Teilen Deutschlands der gewerkschaft lichen Zersplitterung ein Ende machte und dem Konzept der Einheitsgewerkschaft zum Siegeszug verhalf. Die Einheitsgewerkschaft iibernahm Verantwortung auch fiir die Angehorigen des Offentlichen Dienstes und gegeniiber der Gesellschaft. Wie sich das konkret, wenn auch nicht in tausenderlei dienstrechtlichen Einzelheiten, ereignete, ist unser Thema. Mit ihm stehen einige Gewerkschaftler im Mittelpunkt, deren ,Amt' es war und ist, fiir die Einheitsgewerkschaft Beamtenpolitik zu formulieren und zwischen den Interessen der eigenen Gewerkschaftsangehorigen auch aus dem offent lichen Dienst und dem der ubrigen Burger abzuwagen. Diese Gewerkschaftler haben Konzepte entwickelt, verteidigt und ganz oder teilweise durchgesetzt. Einem von ihnen ist zu seinem sechzigsten Geburtstages dieses Buch gewidmet. Gerhard Schmidt weig, d~ die Widmung ihm ganz personlich gilt, er aber zugleich als einer von vielen gemeint ist: Eine groge Organisation setzt Tun und Leistung einzelner und kleinerer 10 Gruppen voraus. Sie setzt freilich auch die mitwirkende Zustimmung der Mitglieder voraus und erweist sich als demokratisch, indem sie Tun und Leistung der einen in den Prozeg des Anregens, Forderns und Zustimmens der anderen stellt, beides also wirkungsvoll aufeinander bezieht. lch danke Dieter Schuster, der bei der Auswahl der Materialien und Dokumente geholfen und aus seiner profunden Kenntnis der Gewerkschaftsgeschichte viele An regungen beigesteuert hat. Thomas Ellwein Fischbachau/Oberbayern, im September 1979 11 1 Gewerkschaften und Staat 1.1 Modelle Das Verhaltnis der Gewerkschaften zum Offentlichen Dienst in Deutschland und in der Bundesrepublik ist geschichtlich bestimmt. Es hat gemeinsame Ziige mit der Situation etwa in England oder Italien, unterscheidet sich von ihr aber auch, weil es vor dem Hintergrund allgemeiner industriegesellschaftlicher Entwicklungen Besonderheiten des deutschen Weges in die Industriegesellschaft, des deutschen Staats- und Verfassungs denkens oder auch der deutschen Parteienentwicklung gibt. Solche Besonderheiten miiBten im Vergleich zu den Gemeinsamkeiten herausgearbeitet werden, wollte man die Beamtenpolitik des DGB in jiingerer Zeit zureichend ,einordnen', also fragen, welch en Stellenwert sie in der Gewerkschaftsentwicklung hat, welches Licht sie auf diese Entwicklung wirft oder was sie umgekehrt iiber die Entwicklung des Offentlichen Dienstes in der Bundesrepublik aussagt. Eine solche Analyse, so notwendig sie ware, lagt sich hier nicht durchfiihren. An ihre Stelle soli - in den folgenden Kapiteln - nur eine kurze Gegeniiberstellung der Entwicklung der Gewerkschaften und der des Offentlichen Dienstes in Deutschland und in der Bundesrepublik treten. Sie erhait ihren ,Sinn' allerdings erst, wenn man sich auf ein Thema - hier der ,Staat' - konzentriert und sich einiger Beurteilungskriterien versichert, die den Blick fiir das scharfen, was sich hierzulande anders darstellt als anderswo, urn dann erfassen zu konnen, wie deutsche Gewerkschaften und wie - in jiingerer Zeit - der DGB darauf teils reagiert, teils Veranderungen mitbestimmt haben. Solche Kriterien ergeben sieh, wenn man idealtypisehe Grundmuster gewerksehaft licher Organisation und Politik in friihen und entwickelten Industriegesellschaften herausarbeitet und zu ,Modellen' zusammenfagt, anhand derer sieh die ,Rolle' des Staates und die der Gewerkschaften diskutieren lassen.1 Mit den sich daraus ergeben den Rollenbeziigen gerat das Verhaltnis zwischen Gewerkschaften und offentlichem Dienst ganz von selbst in den Blick. 1.1.1 Vas klassenkiimpferische Modell Gewerkschaften bilden einen Teil jener sozialen Bewegung, welche versucht, die Hoffnungen der Aufklarung unter den Bedingungen der zunehmenden Industrialisie rung zu verwirklichen (W. Hofmann)2. Unbeschadet ihrer vielfaltigen Wurzeln in den genossenschaftlichen Zusammenschliissen des spaten Mittelalters und der friiheren Neuzeit setzen die Herausbildung einer arbeitenden ,Klasse' und deren Organisation ein neues okonomisches System voraus, "das auf systematischer Verwertung der 13

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