Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege Gesundheit im Alter Bericht zur Senioren- gesundheit in Bayern Gesundheit im Alter Bericht zur Senioren- gesundheit in Bayern 4 Vorwort Es ist eine gute Nachricht: Nie zuvor war die in der Pflege. Von hoher Bedeutung ist auch Lebenserwartung in Bayern so hoch wie die gute Versorgung psychischer Störungen heute. Wer mit 65 Jahren in den Ruhestand im Alter; wir haben bereits im Rahmen der geht, hat im Durchschnitt noch 20 Lebens- Kampagne „Bitte stör mich! – Aktiv gegen jahre vor sich. Unsere Gesellschaft des lan- Depression“ darauf aufmerksam gemacht. gen Lebens bringt besondere Herausforde- rungen mit sich. Wir wollen nicht nur älter Ein besonderes Anliegen ist es mir, wie wir werden, sondern auch die gewonnene mit Menschen am Ende des Lebens umge- Lebenszeit möglichst lange in möglichst hen. Entschieden setze ich mich dafür ein, guter Gesundheit und Selbstständigkeit ver- sterbenden Menschen und ihren Familien in bringen. Dafür setzen wir uns im Freistaat dieser letzten, oft so schweren Lebensphase mit vereinten Kräften ein – mit Angeboten beizustehen, sie zu begleiten und sie nicht der Prävention und Gesundheits förderung, allein zu lassen. Mein Ziel ist es, allen Men- mit medizinischer Betreuung und Behand- schen im Freistaat Zugang zu einer wohnort- lung auf hohem Niveau, mit vielfachen Mög- nahen Hospiz- und Palliativversorgung zu lichkeiten der Begleitung und Unterstützung ermöglichen. für Menschen im Alter. Einige ausgewählte Aspekte zeigt dieser Bericht auf, mit dem Herausforderungen annehmen, Chancen zugleich erstmals eine umfangreiche Daten- sichtbar machen: Diese beiden Seiten des sammlung zur Gesundheit von Seniorinnen demografischen Wandels gilt es zu gestalten. und Senioren in Bayern vorliegt. Nicht das Weniger-Werden ist es, was das Altern in erster Linie ausmacht, sondern der Das gesunde Altern ist eines von vier zentra- Gewinn: ein Gewinn an Jahren, an Lebenser- len Handlungsfeldern im Bayerischen Prä- fahrung und auch an Freiraum, den wir ventionsplan, den ich gemeinsam mit den gestalten können. Darauf zielt unsere Kam- Partnern in Politik, Gesundheitswesen und pagne zum Schwerpunkt Seniorengesund- Gesellschaft auf den Weg gebracht habe. Wir heit ab. „Mein Freiraum. Meine Gesundheit.“ nehmen damit die gesundheitspolitische heißt sie – mit dem Zusatz: „In jedem Alter“. Herausforderung des demografischen Wan- Denn wir alle, ob jung oder alt, können dazu dels an und setzen zugleich ein Zeichen: beitragen, dass die Freiräume trotz manch Maßnahmen der Prävention und Gesund- gesundheitlicher Einschränkung gewinnbrin- heitsförderung, angepasst an die persönliche gend genutzt und erlebt werden. Das Erfah- Situation, bedeuten in jeder Lebensphase ren von Gemeinschaft und soziales Einge- einen Gewinn. Sie stärken Wohlbefinden und bundensein gehören zu den besten Wegen, Lebensqualität. die Gesundheit zu stärken. Gleichwohl werden mit dem Alter Krankhei- Ihre ten häufiger. Die Multimorbidität ist eines der wichtigen Versorgungsthemen, sie erfordert eine vernetzte, abgestimmte Behandlung und die gelingende Zusammenarbeit aller Beteilig- Melanie Huml MdL ten, in der ärztlichen Behandlung ebenso wie Staatsministerin für Gesundheit und Pflege 5 6 Inhaltsverzeichnis Vorwort 5 1. Gesundheit und Krankheit im Alter 9 1.1 Die Lebenserwartung in Bayern 10 1.2 Die Altersstruktur: g estern, heute und morgen 13 1.3 Altern und Gesundheit 16 2. Leben im Alter in Bayern 17 2.1 Altersbilder 18 2.2 Lebensverhältnisse im Alter 20 2.3 Lebenszufriedenheit und subjektive Gesundheit 25 3. Die gesundheitliche Lage älterer Menschen in Bayern 29 3.1 Herz-Kreislauf- Erkrankungen 30 3.2 Krebserkrankungen 36 3.3 Muskel-Skelett-Erkrankungen 43 3.4 Unfälle und Stürze 49 3.5 Diabetes mellitus 53 3.6 Psychische Störungen 57 Im Fokus: Demenz 63 3.7 Erkrankungen und Störungen der Mundgesundheit 68 3.8 Multimorbidität 72 3.9 Funktionale Gesundheit und Funktionseinschränkungen 75 4. Versorgung 81 4.1 Medizinische Versorgung 82 4.2 Rehabilitation 87 4.3 Pflege 91 4.4 Pflegehilfsmittel, technische Assistenzsysteme und Wohnraumanpassung 98 4.5 Arzneimittelversorgung 104 4.6 Am Lebensende 109 4.7 Gesundheitsausgaben 114 5. Gesund und selbstbestimmt leben 117 5.1 P rävention und Gesundheitsförderung 118 5.2 Teilhabe älterer Menschen: Aktivität und freiwilliges Engagement 135 5.3 B ürgerschaftliches Engagement für ältere Menschen 140 6. Information, Beratung und Begleitung 145 7 8 1. Gesundheit und Krankheit im Alter DAS WICHTIGSTE VORAB: • In Bayern leben heute rund 2,6 Millionen Menschen im Alter von 65 Jahren und älter. 2035 werden es etwa 3,6 Millionen sein. • Die Lebenserwartung bei Geburt hat sich in den vergangenen 100 Jahren nahezu ver- doppelt. Sie liegt derzeit bei 83,5 Jahren für neugeborene Mädchen und bei 78,9 Jah- ren für neugeborene Buben. • Die hohe Lebenserwartung und der langfristige Rückgang der Geburtenrate führen dazu, dass ältere Menschen die Einwohnerschaft Bayerns zukünftig stärker prägen werden. • Bevölkerungsvorausberechnungen zufolge werden im Jahr 2032 auf 100 Personen im Alter zwischen 20 und 64 Jahren ca. 47 Personen im Alter von 65 Jahren oder älter kommen. 9 1.1 Die Lebenserwartung in Bayern 12,8 Millionen Menschen leben in Bayern. Frauen. Unter diesen sind fast 700.000 über Rund 20 Prozent von ihnen sind 65 Jahre oder 80 Jahre alt und gut 2.000 Menschen sogar älter, insgesamt 2,6 Millionen Männer und älter als 100 Jahre. Bevölkerung in Bayern, 31.12.2015 Beide Geschlechter Männlich Weiblich Alle Altersgruppen 12.843.514 6.352.172 6.491.342 65 und älter 2.571.336 1.127.130 1.444.206 80 und älter 691.231 249.517 441.714 100 und älter 2.161 378 1.783 Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Berechnungen LGL Noch nie konnten die Menschen im Freistaat Lebenserwartung am Ende des 19. Jahrhun- auf ein so langes Leben hoffen wie heute. derts in Deutschland: 1896 geborene Männer Innerhalb eines Jahrhunderts hat sich die erreichten damals ein durchschnittliches durchschnittliche Lebenserwartung mehr als Alter von knapp 40 Jahren, Frauen etwas dar- verdoppelt; 83,5 Jahre beträgt sie derzeit für über. neugeborene Mädchen, 78,9 Jahre für neu- geborene Buben in Bayern. Im Bundesdurch- Dass Frauen seit Langem im Durchschnitt schnitt sind es 83,1 bzw. 78,2 Jahre. einige Jahre älter werden als Männer, hat mehrere Ursachen. Im Vordergrund stehen Eine glückliche Entwicklung, die vielfältige die Lebensumstände; genetische Faktoren Gründe hat – kurz gefasst: das Leben in Frie- spielen eine nachrangige Rolle.1 Nach einem den, soziale Errungenschaften und den tech- vorübergehenden Anstieg ist der Unter- nologischen Fortschritt. Die Verbesserungen schied in der Lebenserwartung zwischen den von Ernährungs-, Wohn- und Arbeitsbedin- Geschlechtern in den letzten Jahren wieder gungen gehören dazu, ebenso technische geringer geworden; auch dies eine positive Erfindungen, die Entwicklungen in Hygiene Entwicklung. Dazu beigetragen haben unter und Medizin, vor allem die Bekämpfung anderem der Rückgang gesundheitlich belas- von Infektions- und Mangelkrankheiten und tender Arbeitsbedingungen in vielen typi- die bessere gesundheitliche Versorgung. schen Männerberufen, aber auch die zunächst Dadurch ist es gelungen, die Säuglings- und gestiegenen, jetzt wieder rückläufigen Rau- Kindersterblichkeit ganz erheblich zu senken cherraten bei Frauen, die mit einem Anstieg und älteren Menschen einen Gewinn an tabakbedingter Sterbefälle einhergehen. Das Lebensjahren und Lebensqualität zu er- unterstreicht die Bedeutung präventiver möglichen. Wie groß dieser Gewinn ist, wird Ansätze für ein gesundes Altern. deutlich beim vergleichenden Blick auf die 1 Luy, M. (2002): Warum Frauen länger leben – Erkenntnisse aus einem Vergleich von Kloster- und Allgemeinbevölkerung. Materialien zur Bevölkerungswissenschaft 106. Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung. Wiesbaden. 10
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