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Gesellschaftliche Konstruktion von Minderheiten: Bevölkerungswissenschaftlicher Diskurs und politische Instrumentalisierung PDF

254 Pages·1997·7.486 MB·German
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Markus Ottersb ach Gesellschaftliche Konstruktion von Minderheiten Markus Ottersbach Gesellschaftliche Konstruktion von Minderheiten Bevölkerungswissenschaftlicher Diskurs und politische Instrumentalisierung Leske + Budrich, Opladen 1997 Gedruckt auf säurefreiem und altersbeständigem Papier. ISBN 978-3-8100-1789-5 ISBN 978-3-322-93303-4 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-93303-4 © 1997 Leske + Budrich, Opladen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfliltigungen, Übersetzungen, Mi kroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Inhalt Fragestellung ............................................... 9 Teil I: Bevölkerung ............................................... 18 A. Aspekte einer Theorie der Bevölkerung ..................... 19 1. Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungslehre ........... 20 2. Die generative Struktur der Bevölkerung .. . . . . . . . . . . . . . . . .. 27 2.1 Der Geburtenprozeß ................................... 27 2.2 Der Sterbeprozeß ..................................... 30 2.3 Migration. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 31 3. Die soziale Struktur der Bevölkerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 32 3.1 Geschlechterproportion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 33 3.2 Altersstruktur ........................................ 34 3.3 Soziokulturelle und sozioökonomische Strukturen. . . . . . . . . . .. 36 3.3.1 Werte, Normen und Religion ............................ 39 3.3.2 Regeln und Institutionen sexueller Beziehungen ............. 44 3.3.3 Regeln und Institutionen gesundheitlichen Verhaltens. . . . . . . .. 55 3.3.4 Schichtzugehörigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 57 3.3.5 Staatsangehörigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 59 4. Zusammenfassung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 61 B. Die Entwicklung von Bevölkerung und Bevölkerungstheorie .... 61 1. Vorindustrielle Bevölkerung .......................... ; .. 62 2. Bevölkerung von 1815 bis 1865 .......................... 69 3. Der demographische Übergang ........................... 71 3.1 Mortalitätsruckgang bis 1900 ........................... 72 3.2 Geburten-und Fertilitätsruckgang bis 1930 ................. 73 4. Bevölkerungswachstum bis 1945 ......................... 83 5. Bevölkerung in der BRD und in der DDR in der Nachkriegszeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 85 6. Die Bevölkerungsentwicklung in der BRD und in der DDR seit 1965 ............................................... 89 7. Zusammenfassung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 99 5 Teil 11: Bevölkerungspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 101 A. Struktur der Bevölkerungspolitik ......................... 107 1. Gesellschaftspolitische Imperative in der Bevölkerungspolitik . 107 1.1 Ökonomie .......................................... 108 1.2 Werte und Normen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 115 2. Herkunft und Legitimation der Bevölkerungspolitik ......... 120 2.1 Wissenschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 120 2.2 Politik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 122 2.3 Moral. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 124 2.4 Die Verschmelzung von Wissen, Macht und Ethik in der Legitimation der Bevölkerungspolitik .................... 125 3. Zusammenfassung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 128 B. Die Entwicklung der Bevölkerungspolitik. . . . . . . . . . . . . . . . . .. 129 1. Bevölkerungspolitik bis 1750 .......................... 130 2. Degenerationsangst und Utopien der Menschenzüchtungl Eugenik bis 1850 .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 136 3. Rassenhygiene bis 1933 ............................... 142 4. Rassenhygiene im Nationalsozialismus ................... 155 5. Kontinuität der Eugenik nach 1945 ...................... 163 6. Zusammenfassung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 181 C. Aktuelle bevölkerungspolitische Maßnahmen im Kontext nationaler Bevölkerungsabnahme und internationalem Bevölkerungswachstum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 182 6 Teil III: Bevölkerungspolitik und Minoritäten 195 A. Bevölkerungspolitik als institutionelle Produktion von Minoritäten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 195 1. Niveaus bevölkerungspolitischer Maßnahmen . . . . . . . . . . . . .. 196 1.1 Politische Maßnahmen zur Beeinflussung der Fruchtbarkeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 198 1.2 Politische Maßnahmen zur Beeinflussung der Gesundheit ......................................... 202 1.3 Politische Maßnahmen zur Beeinflussung der Migration .......................................... 208 2. Strategien bevölkerungspolitischer Maßnahmen ............ 214 2.1 Qualitative Strategien ................................. 214 2.2 Quantitative Strategien ................................ 216 3. Zusammenfassung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 217 B. Bevölkerungspolitik als lebensweltliche Produktion von Minoritäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 218 1. Das reziproke Verhältnis zwischen Bevölkerungspolitik und Bevölkerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 220 2. Die Alltagswelt als das Produkt bevölkerungspolitischer Normierung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 225 3. Die Produktion von Minoritäten durch die Realisierung der Alltagswelt ...................................... 233 4. Zusammenfassung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 239 Ausblick: Voraussetzungen für eine Emanzipation der Minoritäten ......... 240 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 248 7 Fragestellung Angesichts der aktuellen Diskriminierungen verschiedener Minoritäten, ins besondere der Immigranten, die von der Ausfiihrung brutaler Gewalttaten bis zum zynischen Beklatschen dieser Aktionen reichen, wird eine kritische Auseinandersetzung mit der Behandlung von Minoritäten in unserer Ge sellschaft für eine demokratische Öffentlichkeit immer mehr zur Pflicht. Mit anderen Worten, wer die Einstellung vertritt, die Minoritätenfeindlichkeit sei ein Phänomen, das sozusagen automatisch wieder vorübergeht, macht sich mitschuldig an der desolaten Situation der Minoritäten. Um sich dem Thema der Behandlung von Minoritäten zu nähern, ist es erforderlich, sich die Genese der Minoritäten zu vergegenwärtigen. Mino ritäten sind ja keine natürliche Größe, mit der Gesellschaften sozusagen als "invariantes Naturprodukt" lernen müssen umzugehen. Eine derartige bio logische oder soziobiologische Sichtweisel führt ins Absurde. Statt dessen ist es notwendig, Minoritäten als gesellschaftlich produzierte und somit veränderbare Bevölkerungsgruppen anzusehen. Dabei mag es zunächst verwundern, warum im Titel dieser Arbeit The men der Demographie mit Minoritäten in Verbindung gebracht werden. Gerade die Demographie soll doch wissenschaftlich fundierte Lösungsmög lichkeiten für Probleme im Umgang mit Minoritäten garantieren. Anband ihrer primär statistisch orientierten Ergebnisse - wie z.B. auf internationaler Ebene die "drohende Bevölkerungsexplosion"2 mit ihren verheerenden Kon- DittrichlRadtke zeigen am Beispiel der Kategorie "Rasse" auf, daß eine der artige "Desozialisierung des Sozialen' ( ... ) grundSätzlich mit der Vorstellung höherer Verhaltenszwänge verbunden ist". Solche Paradigmen stehen in be rechtigtem Verdacht, selbst rassistisch zu sein. Weiter nUllen die Autoren aus, daß dieser Verdacht auch dann gilt, "wenn der Begriff Rasse camoufliert wird und beispielsweise Bildungsdifferenzen auf angebliche natürliche Begabungs unterschiede zurückgeflilrrt werden, oder wenn der Rang eines Berufs mit den natürlichen Fähigkeiten der ihn Ausübenden in Verbindung gebracht wird" (DittrichlRadtke 1990, 20). 2 Als Beispiele fur Quellen, die das "hohe Bevölkerungswachstum" oder die "drohende Bevökerungsexplosion" für diese Probleme verantwortlich machen, 9 sequenzen des zunehmenden Hungers, der steigenden Armut, der Wasser knappheit, einer vermehrten Umweltverschmutzung, neuer Bürgerkriege oder auf nationaler Seite die "drohende Überfremdung durch Immigranten"3, die das Zusanunenleben in der BRD gefährden, aber auch die rasant wachsenden Kosten des Gesundheitssystems etc., - anband dieser Ergeb nisse werden Prognosen für eine Bevölkerungsentwicklung erstellt, die einen dringenden politischen Handlungsbedarf implizieren. Folgte man der herr schenden akademischen Demographie, so besteht in der BRD ein Minoritä tenproblem, das nur bevölkerungspolitisch durch Begrenzung der Im migration, durch Methoden der Gen- und Reproduktionstechnik und durch eine effektive Familienpolitik zu lösen ist. Bei genauerer Betrachtung sind es aber gerade diese bevölkerungswis senschaftlichen Diskurse4, die - politisch instrumentalisiert - Minoritäten erst produzieren. Mit anderen Worten: diejenigen, die vorgeben, die Pro bleme zu lösen, sind maßgeblich an der Produktion von Minoritäten betei ligt. Zunächst war es Malthus, der mit der Entwicklung seines Bevölke rungsgesetzes Gefahren heraufbeschwörte, die ein dringendes politisches Einlenken erforderten. Verbunden mit einer Symbole für Handlungen er zeugenden Statistik5 wurde die Forderung nach Begrenzung der Bevölke rung gestellt. Die bereits in den Anfängen der wissenschaftlichen Betrach tung des Bevölkerungsgeschehens erstellten Methoden der "Serialisierung, Quantifizierung und Temporalisierung" sozialer Gegenstände forderte sei hier nur an den "Weltentwicklungsbericht 1984" (Weltbank 19 84) oder das Buch "Global 2000" (Kaiser 1980) verwiesen. 3 Als Beispiele für diese Haltung sei nur an den Bevölkerungswissenschaftler Schwarz (Schwarz 1988) oder an einige reaktionäre Politiker erinnert. 4 Bei dem Diskursbegriff, der in dieser Arbeit eine zentrale Rolle spielt, beziehe ich mich auf die Forschungsarbeiten Foucaults. Foucault betrachtet Diskurse als eine von diversen Humanwissenschaften produzierte "Menge von Aussagen, die einem gleichen Formationssystem zugehören" (Foucault 1981, 56). Sie sind konstitutiv für Kommunikation und Handeln. In dieser Arbeit sind Diskurse vor allem auf dem Hintergrund ihrer politischen Instrurnentalisierung von Interesse (zum Diskursbegriff vgl. ausführlicher Teil II, Abschnitt A., Paragraph 1., Anm. 16). 5 Link zeigt an mehreren Beispielen auf, daß Zahlen in Statistiken stets Symbole implizieren, die gleichzeitig an einen Handlungsbedarf appellieren: "Damit ist die entsprechende Statistik mehrfach im synchronen System der Kollektivsymbolik 'verankert', wodurch wiederum eine Reihe von Subjekteffek ten ausgelöst werden: mindestens der Appell 'dringender Handlungs-, d.h. Nor malisierungsbedarf' (Link 1990b, 7f.). 10 Normalitätsmuster, die für die Bevölkerung einen Pflichtcharakter ein nehmen sollten.6 Am Beispiel der drei Grundformen des Altersaufbaus ("wachsende Be völkerung", "stationäre Bevölkerung" und "schrumpfende Bevölkerung"7) läßt sich verdeutlichen, wie die Bevölkerungswissenschaft politisches Handeln heutzutage immer noch forciert. Während für die internationale Bevölkerungsentwicklung eine bis in die Unermeßlichkeit "wachsende Be völkerung" prognostiziert wird und bevölkerungspolitische, d.h. in diesem Fall geburtenbeschränkende Maßnahmen gefordert werden, wird parallel dazu für die nationale Bevölkerungsentwicklung eine bis zum "Aussterben der deutschen Bevölkerung" reichende "schrumpfende Bevölkerung" vor ausgesagt, die ebenfalls bevölkerungspolitische, hier familienpolitische Maßnahmen einklagt und - je nach politscher Couleur - auch eine be grenzte, "wirtschaftlich akzeptable und verträgliche" Immigration zuläßt. Hier zeigt sich, daß die Prognosen8 auch immer einen politischen Hand lungsbedarf implizieren. Während dieser Part der Bevölkerungswissenschaftler bevölkerungspo litischen Maßnahmen eindeutig positiv gegenüber steht, gibt es andere Wissenschaftler, die versuchen, die Ergebnisse der Bevölkerungswissen schaft "neutral" oder "wertfrei" zu halten,9 also eine politische Instrumen talisierung vermeiden wollen. Diesen Perspektiven mangelt es jedoch an einer adäquaten Hervorhe bung der politischen Steuerung sozialer und bevölkerungsrelevanter Pro zesse. Eine explizite Interpretation sozialer Prozesse als Produkt sozialer Systeme verkennt die Rolle der Politik bei der Beeinflussung des sozialen Geschehens. Erst die Betrachtung der politischen Instrumentalisierung bevölkerungswissenschaftlicher Diskurse verdeutlicht den immer noch ak tuellen eugenischen Grundtenor bevölkerungspolitischer Maßnahmen. Die vordergründig quantitativen Maßnahmen implizieren nahezu immer eine 6 Vgl. Link 19 90b, 5. 7 Vgl. hierzu Mackenroth 1953, 20f. 8 Bei diesen angeblich wissenschaftlich fundierten Prognosen wird immer mit einer wahrscheinlichen Entwicklung 'gerechnet'. Dies gilt insbesondere fil.r die Bevölkerungsprognosen der nicht-industrialisierten Länder, da die wenigsten über Meldeämter verfügen oder Volkszählungen durchführen. Alle politischen Entscheidungen stehen somit auf einem sehr wackeligen "wissenschaftlichen" Fundament. 9 Auf die Forderung nach Wertfreiheit bevölkerungswissenschaftlicher Ergeb nisse und ihre Konsequenzen werde ich am Ende des Teils I dieser Arbeit ge nauer eingehen. 11 Selektion bezüglich der qualitativen Zusammensetzung der Bevölkerung. Ziel bevölkerungspolitischer Maßnahmen ist die Herstellung eines soge nannten "gesunden Volkskörpers", von dem Menschen mit negativ etiket tierten Merkmalen durch Abschiebung oder Internierung femgehalten wer den und in dem Menschen mit positiv ausgestatteten Stigmata "gezüchtet" und bevorteilt werden sollen. Im Gegensatz zu den skizzierten Ergebnissen der herrschenden akade mischen Bevölkerungswissenschaft versteht sich der Ansatz dieser ArbeitlO einerseits als ein Versuch, die bevölkerungspolitische Beeinflussung der generativen Struktur offenzulegen und zu analysieren. Generative Vorgänge wie Fruchtbarkeit, Sterblichkeit oder Migration sind abhängig von so ziokulturellen und -ökonomischen Strukturen, die wiederum bevölkerungs politisch beeinflußt sind. Auf der anderen Seite soll die Wirkung politisch gesteuerter Maßnah men zur Beeinflussung des generativen Handeins verdeutlicht werden. An dieser Stelle ist die Produktion von Minoritäten gemeint. Bevölkerungs 11 politische Maßnahmen beeinflussen nicht nur die generative Struktur, son dern sind einerseits verantwortlich für eine Aufspaltung der Bevölkerung in mannigfaltige Gruppen und andererseits für die Klientelisierung und Min orisierung bestimmter Bevölkerungsgruppen. Bevölkerungspolitik ähnelt somit einer Verteilungspolitik, die einige Gruppen rechtlich, ökonomisch und sozial bevorteilt, andere benachteiligt und darüber den Prozeß der Kli entelisierung, Diskriminierung und Minorisierung vollzieht. Aufgezeigt werden soll in dieser Arbeit, daß bevölkerungspolitische Maßnahmen der Fruchtbarkeit, der Gesundheit und der Migration national und international maßgeblich für die Produktion der Minoritäten verant wortlich sind. Die historisch differierende Qualität und Quantität bevölke rungspolitischer Maßnahmen prägen über Institutionen das Verhalten und 10 Der Ansatz dieser Arbeit versteht sich als ein Versuch, bevölkerungswissen schaftliche Diskurse und ihre politische Instrumentalisierung bezüglich ihrer Wirkung auf Minoritäten historisch und soziologisch zu analysieren. Dieser konstruktivistische Ansatz bietet dafür ein Handwerkszeug. Er bedarf jedoch einer ergänzenden politischen Bewertung, die Handlungsperspektiven aufzeigt. Dieser Ansatz kann zwar nicht die fachwissenschaftliche Kritik der einzelnen Humanwissenschaften und ihrer Anwendungen in der Praxis ersetzen; er er möglicht jedoch ein Verstehen der Genese von Minoritäten auf dem Hinter grund bevölkerungswissenschaftlicher Diskurse und bevölkerungspolitischer Maßnahmen. Ohne dieses Verständnis können die notwendigen Voraussetzun gen flir eine Emanzipation der Minoritäten nicht erarbeitet werden. 11 Vgl. hierzu z.B. auch Becker 1981,6, 15. Becker sieht ebenfalls die Politik als Hintergrund der Bildung benachteiligter und diskriminierter Gruppen. 12

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