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Gesellschaft und Religion in der spätbiblischen und deuterokanonischen Literatur PDF

350 Pages·2017·3.865 MB·German
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Gesellschaft und Religion in der spätbiblischen und deuterokanonischen Literatur Deuterocanonical and Cognate Literature Studies Edited by Friedrich V. Reiterer, Beate Ego and Tobias Nicklas Volume 20 Gesellschaft und Religion in der spätbiblischen und deuterokanonischen Literatur Herausgegeben von Friedrich V. Reiterer, Renate Egger-Wenzel und Thomas R. Elßner DE GRUYTER ISBN978-3-11-031605-6 e-ISBN(PDF)978-3-11-033232-2 e-ISBN(EPUB)978-3-11-039009-4 ISSN1865-1666 LibraryofCongressCataloging-in-PublicationData ACIPcatalogrecordforthisbookhasbeenappliedforattheLibraryofCongress. BibliografischeInformationderDeutschenNationalbibliothek DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikationinderDeutschen Nationalbibliografie;detailliertebibliografischeDatensindimInternet überhttp://dnb.dnb.deabrufbar. ©2014WalterdeGruyterGmbH,Berlin/Boston DruckundBindung:CPIbooksGmbH,Leck ♾GedrucktaufsäurefreiemPapier PrintedinGermany www.degruyter.com Vorwort Bei der Jahrestagung der „Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen katholi- schen Alttestamentlerinnen und Alttestamentler“ (AGAT) des Jahres 2009 in Salzburg wurde nach Diskussion verschiedener Vorschläge beschlossen, ein vom Verantwortlichen für die inhaltliche Vorbereitung festzulegendes Thema im Kontext der deuterokanonischen Literatur bei der Jahrestagung in Paderborn vom 3. September bis 6. September 2012 zu behandeln. Die Diskussion in einem kleineren Kreis ergab das Ergebnis, die Jahrestagung 2012 in einem breiteren Sinne unter das Thema: „Gesellschaft und Religion in der deuterokanonischen Literatur“ zu stellen. Während der Detailplanung drängten sich die in diesem Zusammenhang regelmäßig auftretenden Diskussionspunkte nach der zeitlichen Abgrenzung in den Mittelpunkt. Obgleich es bei den meisten in Frage kommenden Schriften ohnedies sehr schwer ist, den zeitlichen Rahmen der Entstehung ausgenommen die Angabe „sehr spät“ näher fassen, ist doch sicher, dass gar manches proto- kanonische, alttestamentliche Werk aus späterer Zeit jünger ist als einzelne deuterokanonischen Werke. Da es nun bei einer Tagung, bei der es auch aus- giebig Zeit zur Diskussion geben sollte, nicht möglich ist, eine zu große Zahl an Referaten zu halten, ergab sich das vorliegende Ergebnis, wobei die „deutero- kanonischen“ Bücher allesamt einbezogen wurden. Die vorliegende Sammlung der Artikel geht demnach auf mehr oder weniger stark für den Druck überarbei- tete Beiträge der genannten Tagung zurück. Die Vielfalt der methodischen Zu- gänge zeigt auch die unterschiedlichen Forschungsansätze. Auffallend ist je- doch, dass neben der einerseits stark innerbiblisch ausgerichteten Themenbe- handlung andererseits das hellenistische Umfeld einbezogen und untersucht wird. Nun steht man bei der Einbeziehung des „Hellenismus“ mitten im Strom einer gegenwärtig sehr aktuellen Fragestellung. Erfreulich ist nun, dass im Ge- gensatz zu vielen derzeitigen Darstellungen, in denen oft teils schon seit langem immer wieder aufgefrischte Gemeinplätze ohne diese offensichtlich zu verifizie- ren wiederholt werden, teils zwar neue, aber doch sehr pauschale Hinweise auf Homer, Plato usw. vorkommen, nun konkrete Textarbeit und Analyse jener außerbiblischen Schriften geboten werden, deren Einfluss man diskutieren möchte. Als Hauptverantwortlicher für die inhaltliche Vorbereitung bedanke ich mich für die Ideen und Anregungen jener Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich mich besprochen habe, nämlich Renate Egger-Wenzel, Thomas R. Elßner, Barbara Schmitz und Johannes Schnocks. Die konkrete Organisation der Tagung lag in den Händen des lokalen Fachvertreters Michael Konkel, durch dessen VI | Vorwort Perfektion und Präzision unser Kongress zu einer sehr gelungenen Veranstal- tung wurde. Die Vorbereitung der Veröffentlichung wurde großzügig von der derzeitigen AGAT-Vorsitzenden, Ruth Scoralick, und deren Stellvertreter, Norbert C. Baumgart, unterstützt. Der Dank gilt natürlich jenen Kolleginnen und Kollegen, die die Beiträge verfasst und vor der Veröffentlichung zur Endkontrolle durchgesehen haben. Deren Leistung weiß ich zu schätzen und sehe, dass gar manche Person unter einem dermaßen hohen Arbeitsdruck steht, dass ich allenthalben sogar – viel- leicht zu lange – zögerte, die Zusendung der Beiträge zu erbitten. Bei unserem Salzburger Fachbereich für Bibelwissenschaft und Kirchenge- schichte, unter dem Fachbereichsleiter Dietmar W. Winkler, bedanke ich mich für alle Unterstützung, die nötig war. Für die sehr kollegiale Zusammenarbeit mit den Mitherausgebern Renate Egger-Wenzel und Thomas R. Elßner sei der Wunsch verbunden, dass sie, wenn sie selbst in der gleichen Lage sind, eben- solche offene Ohren und Freude an der Mitarbeit finden, wie es mir erfreulicher Weise zu Teil wurde. Vor allem gelten mein Lob und meine Anerkennung Waltraud Winkler, die in bewährter Weise die Formatierung vornahm und die umfangreichen Register erstellte. Meinen Mitherausgebern der Reihe „Deuterocanonical and Cognate Literature Studies (DCLS),“ Beate Ego und Tobias Nicklas, will ich meinen Dank für die Zustimmung der Aufnahme in die Reihe nachdrücklich ausrichten. Be- sonderer Dank sei dem de Gruyter Verlag und dem Direktor Albrecht Döhnert für die Übernahme ins Verlagsprogramm sowie Sophie Wagenhofer und Sabina Dabrowski für die hervorragende Betreuung der gesamten Drucklegung abge- stattet. Friedrich V. Reiterer Inhalt Vorwort | V Renate Egger-Wenzel  Abgrenzung, Widerstand und Identität im Buch Tobit | 1 Friedrich V. Reiterer  Religion und hellenistische Realpolitik im Buch Judit | 29 Marie-Theres Wacker  Innensichten und Außensichten des Judentums im septuagintagriechischen Estherbuch (EstLXX) | 55 David Volgger  Jüdische Geschichtsschreibung im deuterokanonischen Buch 1Makk 1f | 93 Johannes Schnocks  Judäer oder Juden? Beobachtungen zu den Beschreibungen der eigenen Identität in den Gewaltszenen des zweiten Makkabäerbuches | 111 Ludger Schwienhorst-Schönberger  Weisheit und Gerechtigkeit in der Sapientia Salomonis – mit einem Ausblick auf die Politeia Platonis | 129 Friedrich V. Reiterer  „Wir wollen den armen Gerechten unterdrücken!“ Zwei Gesellschaftsgruppen im Spannungsfeld von Macht und Religion nach dem Buch der Weisheit | 161 Jeremy Corley  Gesellschaft, Weisheit und Religion bei Jesus Sirach und in der ersten isokrateischen Rede | 191 Thomas R. Elßner  Retten und Schrecken (Sir 36,1-17) | 213 Egbert Ballhorn  Baruch – pseudepigraphe Kommunikation | 229 VIII | Inhalt Bertram Herr  Der griechische Daniel | 253 Simone Paganini  Ein Judentum ohne Mose? | 295 Autorinnen und Autoren des Bandes | 311 Sachregister | 313 Stellenregister | 317 Renate Egger-Wenzel Abgrenzung, Widerstand und Identität im Buch Tobit Vorbemerkung In aller Kürze seien die Eckdaten für das Tobitbuch genannt. Sein vollständiger Text ist in vier griechischen Majuskelhandschriften überliefert. Die kürzere Fassung findet sich mit der Bezeichnung GI in den Codices Vaticanus, Alexan- drinus und Venetus, auf die viele ältere Übersetzungen zurückgreifen. GII ist im Codex Sinaiticus enthalten und sowohl älter als auch länger und weist eine gewisse Nähe zu den ältesten Zeugen, den aramäischen und hebräischen Frag- menten aus dem Qumran des 2. Jh.s v.Chr. (ca. 1/5 des griechischen Textes) sowie zu La auf. Die jüngste Fassung GIII ist fragmentarisch „und kann als se- kundäre Textform bestimmt werden“1. Das Tobitbuch wird ursprünglich „im aramäisch sprechenden Judentum“2 der Diaspora, möglicherweise im „Umkreis der Tobiaden“3 seine Ursprünge haben, wobei sich in der Literatur die Datierun- gen von der ausgehenden Perserzeit bis zum 2. Jh. v.Chr. erstrecken, mit Wahr- scheinlichkeit für letzteres.4 Die fiktive Rahmenhandlung5 des Buches Tobit ist vom Autor offensichtlich „als ein Muster jüdischer narrativer Theologie“6 gezielt gewählt worden, um unabhängig von einer klaren geschichtlichen Einordnung in pädagogischer Weise die jüdische Identität von in der Diaspora lebenden Juden zu stärken7. Ein solches Unterfangen erfordert Abgrenzung nach außen gegenüber der fremd- || 1 Engel, Buch, 351; vgl. zur Überlieferung auch Ego, Buch, 875-884; Gertz, Tobitbuch, 550; ausführlicher Moore, Tobit, 53-64, Fitzmyer, Tobit, 3-15, sodann die ausführliche Studien von Wagner, Tobit-Synopse, und von Hallermayer, Text. 2 Engel, Buch, 359. 3 Gertz, Tobitbuch, 554. 4 Vgl. Ego, Buch, 899-900. 5 Vgl. Moore, Tobit, 9-10; Nicklas, Tobit, 2.6; Engel, Buch, 283: „… fiktive Diaspora-Erzählung mit jüdisch-jerusalemischer Orientierung“; Gertz, Tobitbuch, 554: „Die zahlreichen histori- schen und geographischen Ungenauigkeiten …“ 6 Engel, Wegen, 84. 7 Vgl. Nicklas, Tobit, 2.5., insbesondere 6. 2 | Renate Egger-Wenzel ländischen Bevölkerung8 oder staatlicher Gewalt und nach innen gegenüber weniger observanten oder assimilierten Stammesgenossen.9 Allein die vom Autor des Buches gewählte Lebensspanne für die Figur Tobit ist neben anderen Elementen (bewältigbare Wegstrecken, angreifender Fisch, der Engel Rafael als Wegbegleiter, ein verliebter und eifersüchtiger Dämon Aschmodai usw.) „phantastisch“. Nach GII hat er 112, nach GI sogar 158 Jahre gelebt (sein Sohn Tobias nach GI 127 Jahre, nach GII 117 Jahre), wobei sich die von ihm geschilderten familiären und großpolitischen Ereignisse auf mehrere Jahrhunderte verteilen: ● Tob 1,8: Tobit ist ein Waisenkind und wird von seiner Großmutter Debora erzogen. – Hier kann durchaus auf dem höchst fiktiven Hintergrund die Richterin und Prophetin Debora (Ri 4,4) aus dem Nordreichstamm Naftali, der auch Tobits Stamm ist, gemeint sein10, da deren Amt eine Lehrfunktion beinhaltet. Weil der Vater stirbt, übernimmt die Großmutter die Unterwei- sung des Enkels (GI: evnetei,lato Debbwra h` mh,thr tou/ patro,j mou; GII: ta.j evntola,j aj] evnetei,lato Debbwra h` mh,thr Ananihl tou/ patro.j h`mw/n)11 ent- sprechend dem Gesetz des Mose (GII: evn tw/| no,mw| Mwsh/)12. ● Tob 1,4: Tobit erlebt als junger Mann, dass sein Stamm Naftali „vom Haus Jerusalem“ (GI: tou/ oi;kou Ierosolu,mwn) bzw. „vom Haus meines Vaters Da- vid und von der Stadt Jerusalem“ (GII: tou/ oi;kou Dauid tou/ patro,j mou) ab- gefallen (avfi,sthmi) ist und an den von König Jerobeam I. (931-910 v.Chr.)13 || 8 Siehe Faßbeck, Tobit’s Religious Universe, 195: “… it propagates the importance of family- centred piety in seclusion from the gentile world”. 9 Vgl. Engel, Wegen, 94-95; Engel, Buch, 360; Ego, Buch, 901; Ego, Tobit, 577. 10 Anders Moore, Tobit, 110: “This was undoubtedly a common name for Naphtalian girls … Here is one of those ironies or ‘patriarchal twists’ …”; Fitzmyer, Tobit, 111: “Nothing more is known about Tobit’s (great) grandmother except the name she bears, Deborah, which is that of another famous women, a prophetess of the tribe of Naphtali mentioned in Judg 4:4-6”; Schüngel-Straumann, Tobit, 58: „Debora (= Biene) hat nichts zu tun mit der Prophetin und Richterin Debora von Ri 4f“. 11 Vgl. Ri 4,6: ouvci. evnetei,lato ku,rioj o` qeo.j Israhl. 12 Vgl. Jos 23,6; 1Kön 2,3; 2Kön 14,6; 23,25; 2Chr 23,18; 35,19; 1Esra 8,3; 9,39; Esra 3,2; 7,6; Neh 8,1; Tob 6,13; 7,13 (GII: th/| bi,blw| Mwuse,wj); GII 7,13f; Mal 3,24; Bar 2,2; θ Dan 9,11.13; 13,3.62; Lk 2,22; 24,44; Joh 7,23; Apg 13,38; 15,5; 28,23; 1Kor 9,9; Hebr 10,28. – Siehe auch die Kombina- tion von bi,bloj mit Mwu?sh/j in GII Tob 6,13; 7,12.13; 1Esra 5,48; 7,6.9 (vgl. Mk 12,26), was für einen bereits festgelegten Pentateuch z.Zt. der Abfassung von GI und II spricht (Fitzmyer, Tobit, 51: “A widely-held dating of the Book of Tobit situates it rather somewhere between 225 and 175 B.C.”). Der Sira-Enkel geht mit seiner Dreiteilung des Kanons im Prolog noch weiter: dia. tou/ no,mou kai. tw/n profhtw/n kai. tw/n a;llwn tw/n katV auvtou.j hvkolouqhko,twn. 13 Vgl. Pakkala, Jerobeam, 3: „Die traditionellen Datierungen seiner Regierungszeit (z.B. 931/0-910/09, 927/6-907 und 922-901 v.Chr.) beruhen auf der biblischen Chronologie“.

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