Vorwort zur digitalen Auflage Der 2008 erschienene Band „Gesellschaft gemeinsam gestalten. Islamische Ver- einigungen als Partner in Baden-Württemberg“ ist seit über einem Jahr vergrif- fen. Mit freundlicher Genehmigung des Nomos-Verlags können wir hiermit den Band in digitaler Form zur Verfügung stellen. Damit erhalten alle Interessierten einen kostenfreien Zugang zu dem Buch. Die Ergebnisse des Projekts „Gesellschaft gemeinsam gestalten“ haben eine breite Rezeption erfahren: Die entstandenen Vernetzungen und Kommunikati- onsstrukturen konnten für die Ausweitung des Schulversuchs islamischer Religi- onsunterricht in Baden-Württemberg und für die Einrichtung des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Tübingen fruchtbar gemacht werden. Zahlreiche weitere Projekte konnten auf den Ergebnissen aufbauen: So führt das Goethe-Institut mit Förderung der Robert Bosch Stiftung Sprachkurse für Imame unterschiedlicher islamischer Vereinigungen durch. Die Stadt Stuttgart hat in einem Projekt Nachwuchskräfte in Moscheevereinen qualifiziert und Schritte der interkulturellen Öffnung eingeleitet. Zahlreiche Kommunen haben, angeregt durch das Projekt, den Austausch mit islamischen Vereinigungen intensiviert. Seit 2009 führen die Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, die Landesre- gierung Baden-Württemberg und die Robert Bosch Stiftung das Projekt in einer gemeinsamen Tagungsreihe weiter. Auch über Baden-Württemberg hinaus haben die Ergebnisse des Projekts Beachtung gefunden – so im Projekt „PRODIA – Aktives Dialogmanagement in Deutschland“ des Koordinierungsrates für den christlich-islamischen Dialog1 und im Projekt Dialogos der Universität Bremen2. Teile der vorliegenden Studie stellen eine Dialogsituation dar, die sich inzwi- schen zwar weiterentwickelt hat, aber dennoch Anstöße und Lernmöglichkeiten bietet. Gerade die Tiefenbohrungen zu einzelnen Kommunen eröffnen einen Ein- blick in die Genese eines heute oftmals modifizierten Beziehungsgeflechts. Isla- mische Vereinigungen haben ihre Kommunikationsstrukturen an vielen Stellen professionalisiert; Widerstände gegen islamischen Religionsunterricht wurden überwunden. Viele grundsätzlichen in diesem Band festgehaltenen Einsichten haben nicht an Aktualität eingebüßt: so die Überlegungen zu Moscheebau und sozialen Arbeitsfeldern, die Erwägungen zu Kommunikationsstrukturen und der Ansatz eines differenzierenden Dialogs, der die lokalen Partner und ihre Bedürf- nisse ernst nimmt, anstatt von Verdachtsmomenten auszugehen oder eine vorge- fertigte Agenda überzustülpen. Ziel des Projekts war es nicht, einen fortlaufen- 1 Vgl. www.kcid.de/prodia/ 2 Vgl. Grit Klinkhammer/Hans-Ludwig Frese/Ayla Satilmis/Tina Seibert, Interreligiöse und interkul- turelle Dialoge mit Muslimen in Deutschland. Eine quantitative und qualitative Studie, Bremen 2011, bes. 33, 42, 54, 70, 93. I den Dokumentationsprozess in Gang zu setzen, sondern Dialog anzuregen, so dass das Anliegen von „Gesellschaft gemeinsam gestalten“ heute an vielen Stel- len und in unterschiedlicher Gestalt zu greifen ist und nicht mehr zwischen zwei Buchdeckeln gefasst werden kann. Die digitale Auflage weist einen Unterschied zur gedruckten Auflage auf: Sie enthält nicht die Projekt-CD mit Ansprechpartnern und Adressen. Teilweise wer- den diese inzwischen in größerem Ausmaß von islamischen Vereinigungen selbst veröffentlicht. Aus der Sicht der Akademie wäre es wünschenswert, wenn der durch die Projekt-CD erfolgte Anstoß zu Transparenz und Öffentlichkeit in Zu- kunft kontinuierlich von einer dafür eigens beauftragten und ausgestatteten Stelle weitergeführt werden könnte. Damit verbinden wir die Hoffnung, dass gerade die bisher noch nicht realisierten Perspektiven des Projekts in Zukunft weitere An- stöße geben können. Stuttgart/Freiburg, im Februar 2012 Hansjörg Schmid Ayşe Almıla Akca Klaus Barwig II Hansjörg Schmid/Ayse Almila Akca/Klaus Barwig Gesellschaft gemeinsam gestalten Islamische Vereinigungen als Partner in Baden-Württemberg Nomos Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-8329-3979-3 Satz und Layout: Corinna Schneider, Heidelberg 1. Auflage 2008 © Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2008. Printed in Germany. Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Inhalt Geleitworte Günther H. Oettinger, Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, „Ein Schatz an Vergleichsfällen“ 9 Dr. Gebhard Fürst, Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, „Muslime partnerschaftlich einbeziehen“ 11 Dieter Berg, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch Stiftung, „Wissen für das Zusammenleben fruchtbar machen“ 12 Vorwort 13 1. Einführung 17 1.1 „Gesellschaft gemeinsam gestalten“ – Leitfragen und Ausgangshypothesen 17 1.2 Islamische Vereinigungen … 21 1.2.1 Islamische Vereinigungen im Fokus 21 1.2.2 Aufgaben, Funktionen und Potenziale islamischer Vereinigungen 23 1.2.3 Islamische Organisationsstrukturen in Deutschland und Baden-Württemberg 25 1.2.4 Neue Entwicklungen, Bildungs- und Dialoginitiativen 29 1.2.5 Imame als religiöse Funktionsträger 30 1.3 … als Partner … 32 1.3.1 Dialog: Kontakt – Austausch – Zusammenarbeit 32 1.3.2 Partnerschaft – sinnvoll und wünschenswert? 34 1.3.3 Integration: Wege zur Partnerschaft 36 1.3.4 Kirchliche, kommunale und andere Einrichtungen als Partner 37 1.4 … in Baden-Württemberg 39 1.4.1 Landespolitische Rahmenbedingungen 40 1.4.2 Ein Meilenstein: Start des Modellversuchs „Islamischer Religionsunterricht“ 43 1.4.3 Dialogarbeit der Kirchen 45 2. Methode 49 2.1 Tiefe versus Breite: Modifikationen der ursprünglichen Projektidee 50 2.2 Kontaktaufnahmen, Einbeziehung islamischer Dachverbände und Gespräche mit Experten 52 2.3 Schriftliche Befragungen: Erstellung der Fragebögen, Versand und Rücklauf 54 2.4 Auswahlkriterien für die Kommunen 56 2.5 Auswahl der Fälle – Typologie der Einbindung 58 2.6 Mündliche Befragungen: „Tiefenbohrungen“ und Leitfadeninterviews 60 2.7 Auswertungsverfahren für die Fragebögen und Leitfadeninterviews 68 2.8 Zwischen Anonymisierung und Veröffentlichung: Zum Umgang mit den Daten 69 5 Inhalt 3. Tiefenbohrungen 71 3.1 Mannheim: Die Kommune als Moderator und Akteur im vielstimmigen Dialog 71 3.1.1 Kommunale Ausgangslage 71 3.1.2 Stellung und Potenziale der größten Moschee Deutschlands: Die „Yavuz-Sultan-Selim-Moschee“ (DITIB) 76 3.1.3 Heraus aus dem Schatten: Die „Fatih-Moschee“ (IGMG) 80 3.1.4 Divergierende Sichtweisen: Versuch eines Dialogs zwischen Schulen und dem VIKZ-Wohnheim 86 3.1.5 Alevitischer Religionsunterricht: Emanzipationscharakter für das „Alevitische Kulturzentrum in Mannheim“ (AABF) 90 3.1.6 Fazit 94 3.2 Stuttgart: Dialog im Entstehen 95 3.2.1 Kommunale Ausgangslage 95 3.2.2 Tragfähige und nachhaltige Zusammenarbeit? Die „Feuerbacher Moschee“ (DITIB) und die Polizei 102 3.2.3 Ausrichtung auf Deutschland: Die „Islamische Gemeinschaft Stuttgart“ (VIGB) 109 3.2.4 Ausschluss vom kommunalen Dialog: Das „Islamische Zentrum Stuttgart“ (IGD) 114 3.2.5 Fazit 118 3.3 Freiburg: „Freiburger Muslime“ – ein Konzept zur Überwindung von Grenzen 120 3.3.1 Kommunale Ausgangslage 120 3.3.2 Ausdruck eines neuen Phänomens „Freiburger Zentralmoschee“? Das „Islamische Zentrum Freiburg“ 124 3.3.3 Von „allzeit bereit“ zur „Auswahl“ der Anfragen: Kooperationserfahrungen des „Unabhängigen muslimischen Frauenkreises“ 127 3.3.4 Bildung als Motor für die kommunale Integration: Die „Akademische Plattform“ 129 3.3.5 Fazit 133 3.4 Reutlingen: Schrittweise Öffnung und Aktivierung durch kommunales Engagement 134 3.4.1 Kommunale Ausgangslage 134 3.4.2 Hauptadressat kommunaler Einbindung: Die „Yunus-Emre-Moschee“ (DITIB) 137 3.4.3 Aktivierung durch Stadtteilarbeit: Die „Mevlana-Moschee“ im Viertel „Tübinger Vorstadt“ (ADÜTDF) 140 3.4.4 Modellhaft für handlungsorientierten Dialog: „Muslimische und Christliche Frauen im Dialog“ 146 3.4.5 Suche nach Öffentlichkeit: Die „Ahmadiyya Muslim Jamaat“ (AMJ) 148 3.4.6 Erfahrungen und Grenzen eines unabhängigen Vereins: Die „Internationale islamische Gemeinschaft“ 150 3.4.7 Fazit 151 3.5 Schwäbisch Gmünd: Vom Moscheebau zum Integrationskonzept 152 3.5.1 Kommunale Ausgangslage 152 3.5.2 Übernahme sozialer Verantwortung versus Parallelgesellschaft: Die „Şehitler-Merkez-Moschee“ (DITIB) 155 3.5.3 Ohne Imam nichts los: Die „Islamische Gemeinschaft Schwäbisch Gmünd“ (VIGB) zwischen Krisenbewältigung und Selbstbehauptung 159 3.5.4 Kein Handlungsbedarf für Dialog: Das „Alevitisches Kulturzentrum“ 161 3.5.5 Fazit 162 6
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