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Geschlechterdifferenzen - Geschlechterdifferenzierungen: Ein Überblick über gesellschaftliche Entwicklungen und theoretische Positionen PDF

339 Pages·2020·3.289 MB·German
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Studientexte zur Soziologie Sylvia Marlene Wilz Hrsg. Geschlechterdifferenzen – Geschlechter- differenzierungen Ein Überblick über gesellschaftliche Entwicklungen und theoretische Positionen 2. Auflage Studientexte zur Soziologie Reihe herausgegeben von Dorett Funcke, Institut für Soziologie, FernUniversität in Hagen, Hagen, Deutschland Frank Hillebrandt, Institut für Soziologie, FernUniversität in Hagen, Hagen, Deutschland Uwe Vormbusch, Institut für Soziologie, FernUniversität in Hagen, Hagen, Deutschland Sylvia Marlene Wilz, Institut für Soziologie, FernUniversität in Hagen, Hagen, Deutschland Die „Studientexte zur Soziologie“ wollen eine größere Öffentlichkeit für Themen, Theorien und Perspektiven der Soziologie interessieren. Die Reihe soll in klassische und aktuelle soziologische Diskussionen einführen und Perspektiven auf das soziale Handeln von Individuen und den Prozess der Gesellschaft eröffnen. In langjähriger Lehre erprobt, sind die Studientexte als Grundlagentexte in Universitätsseminaren, zum Selbststudium oder für eine wissenschaftliche Weiterbildung auch außerhalb einer Hochschule geeignet. Wichtige Merkmale sind eine verständliche Sprache und eine unaufdringliche, aber lenkende Didaktik, die zum eigenständigen soziologischen Denken anregt. Herausgegeben vom Institut für Soziologie der FernUniversität in Hagen, repräsentiert durch Dorett Funcke Frank Hillebrandt Uwe Vormbusch Sylvia Marlene Wilz FernUniversität in Hagen, Deutschland Weitere Bände in der Reihe http://www.springer.com/series/12376 Sylvia Marlene Wilz (Hrsg.) Geschlechterdifferenzen – Geschlechterdifferen­ zierungen Ein Überblick über gesellschaftliche Entwicklungen und theoretische Positionen 2. Auflage Hrsg. Sylvia Marlene Wilz FernUniversität in Hagen Hagen, Deutschland Studientexte zur Soziologie ISBN 978-3-658-22182-9 ISBN 978-3-658-22183-6 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-22183-6 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio- grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2008, 2020 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. 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Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Inhaltsverzeichnis Geschlechterdifferenzen – Geschlechterdifferenzierungen ........... 1 Sylvia Marlene Wilz Vom „Dasein für andere“ zum Anspruch auf ein Stück „eigenes Leben“: Individualisierungsprozesse im weiblichen Lebenszusammenhang ......................................... 13 Elisabeth Beck-Gernsheim Geschlechterverhältnisse in Familie und Erwerb: Widersprüchliche Modernisierungen ............................ 61 Karin Jurczyk Die Integration von Frauen in Arbeitsmärkten und Organisationen ... 105 Juliane Achatz Geschlecht als Strukturkategorie: Über den inneren Zusammenhang von moderner Gesellschaft und Geschlechterverhältnis ............. 141 Brigitte Aulenbacher Soziale Konstruktion von Geschlecht: „Doing gender“ .............. 171 Regine Gildemeister Post-Ismen: Geschlecht in Postmoderne und (De)Konstruktion ....... 205 Paula-Irene Villa Braslavsky Ohne Ansehen der Person? De-Institutionalisierungsprozesse und geschlechtliche Differenzierung ............................. 239 Bettina Heintz V VI Inhaltsverzeichnis Neutralisierung, Aktualisierung, Invisibilisierung. Zur Relevanz von Geschlecht in Systemen und Netzwerken ...................... 261 Veronika Tacke Achsen der Differenz – Aspekte und Perspektiven feministischer Grundlagenkritik ............................................. 301 Gudrun-Axeli Knapp Verzeichnis der Autorinnen ..................................... 335 Geschlechterdifferenzen – Geschlechterdifferenzierungen Sylvia Marlene Wilz Es gibt Fragen, an denen man nicht vorbeikommt. Die Frage zum Beispiel, warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken, hat viele so sehr beschäftigt, dass ein gleichnamiger Buchtitel monatelang auf den Bestseller- listen stand. Sowohl für das alltägliche Handeln jedes und jeder Einzelnen als auch für sozialwissenschaftliche Erklärungen gesellschaftlicher Phänomene ist es in der Tat unbedingt nötig, eine Vorstellung davon zu haben, ob und wie die Geschlechter sich unterscheiden. Und auch für die sozialwissenschaft- liche Erklärung gesellschaftlicher Phänomene ist es wichtig zu wissen, wie Geschlechterdifferenzen zustande kommen und welche Rolle sie in den ver- schiedenen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens spielen. Zwischen den populären Antworten auf die Frage, ob diese Differenzen immer und über- all bedeutsam sind oder ob sie heutzutage an Bedeutung verlieren, und dem Stand der akademischen Debatte herrscht jedoch unter Umständen eine große Diskrepanz. „In der heutigen Gesellschaft“, so schreiben beispielsweise die Autoren des genannten Bestsellers, „will man mit aller Macht daran glauben, dass Frauen und Männer genau die gleichen Fähigkeiten, Talente und Potenziale haben, und das ironischerweise zu einem Zeitpunkt, da Wissenschaftler die ersten unwider- legbaren Beweise dafür gefunden haben, dass genau das Gegenteil der Fall ist. (…) Frauen und Männer sind unterschiedlich. Nicht besser oder schlechter, sondern unterschiedlich. Außer, dass sie der gleichen Spezies angehören, gibt es keine nennenswerten Gemeinsamkeiten zwischen ihnen. Sie leben in unter- schiedlichen Welten, haben andere Wertvorstellungen und gehorchen anderen S. M. Wilz (*) Institut für Soziologie, FernUniversität in Hagen, Hagen, Deutschland © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2020 1 S. M. Wilz (Hrsg.), Geschlechterdifferenzen – Geschlechterdifferenzierungen, Studientexte zur Soziologie, https://doi.org/10.1007/978-3-658-22183-6_1 2 S. M. Wilz Gesetzmäßigkeiten. Das wissen alle, aber nur sehr wenige – vor allem Männer – sind bereit, es auch zu akzeptieren.“ (Pease und Pease 2001; 20 ff.). Vor allem Sozialwissenschaftler/innen, so möchte man korrigieren, werden kaum dazu bereit sein, solche Aussagen zu akzeptieren. Auf den ersten Blick hat der Befund, den Geschlechtern sei grundsätzlich so gut wie nichts gemeinsam, immerhin eine gewisse Alltagstauglichkeit. Die Komplexität der Welt in Sachen Geschlechterfragen wird dadurch erheblich reduziert, dass soziale Phänomene radikal vereinfacht und zudem auf biologische, also nicht direkt und aktiv beein- flussbare Vorgänge, zurückgeführt werden. Das kann mit Blick auf individuelle Handlungsmöglichkeiten und -grenzen durchaus beruhigende Wirkung entfalten (man hat es immer schon gewusst, dass Männer nicht gleichzeitig ihre Zähne putzen und dem Kind die Flasche geben können; man wird nie verstehen, was die Frauen eigentlich wollen; man kann es sowieso nicht ändern und sollte es auch nicht). Auf den zweiten Blick taugt der zitierte Befund für die alltägliche Praxis aber ebenso wenig wie für die Wissenschaft. Wenn bereits vorausgesetzt wird, was eigentlich erst untersucht werden soll (wir wissen, dass die Geschlechter unterschiedlich sind, also untersuchen wir, dass sie unterschiedlich sind), werden Erkenntnismöglichkeiten und Handlungsoptionen von vornherein eingeschränkt. Darüber hinaus kann nicht erklärt werden, wie sozialer Wandel zustande kommt und es kann nicht verstanden werden, wie Prozesse der Geschlechter- differenzierung ablaufen. Bestsellerautor/innen oder solche Soziobiolog/innen, die von ersteren als Gewährsleute herangezogen werden, haben, um den Vergleich noch einmal zuzu- spitzen, also ganz klar parat, dass und wie Männer und Frauen immer schon Unterschiedliche sind. Geschlechterdifferenzen werden als fraglos gegeben erachtet, weil sie zugleich als Basis und als Folge differenter genetischer, ana- tomischer, neuronaler und hormoneller Grundausstattungen der Spezies Mensch gelten. Vom Ausgangspunkt der Verteilung von x- und y-Chromosomen an werden zwei und nur zwei Geschlechter unterschieden, deren körperliche Ausstattung sie zu grundsätzlich unterschiedlichen Gehirnleistungen, Wahr- nehmungen, motorischen Fertigkeiten u. a. befähigt. Geschlechtsspezifisch differentes Verhalten und Handeln ist daher von vornherein eindeutig zugeordnet und direkt und (zunächst einmal) unveränderbar verknüpft mit somatischen Vor- gängen – und nicht etwa ein im Prinzip variables Produkt von gesellschaftlichen Strukturen, von Lernprozessen und Zuschreibungen, Erwartungen und (Re) Präsentationen in der sozialen Interaktion.1 In der soziologischen Diskussion hin- 1Vgl. hierzu bspw. zusammenfassend Villa (2000). Geschlechterdifferenzen – Geschlechterdifferenzierungen 3 gegen steht die Frage im Mittelpunkt, wie Männer und Frauen Unterschiedliche werden. Weil die Differenzierung nach Geschlecht als etwas sozial Gemachtes und daher grundsätzlich Variables und Veränderbares verstanden wird, wird versucht, Differenz und Gleichheit wahrzunehmen und zu analysieren und die Prozesshaftigkeit der Herstellung von Differenzen zu verstehen. Anders formuliert: Es geht nicht um (mehr oder weniger fest stehende) Differenzen, sondern um Prozesse der Differenzierung, es geht weniger um Unterschiede als um Unterscheidungen. In der Analyse von Geschlechterdifferenzen und -differenzierungen sind daher drei Perspektiven besonders wichtig: 1. die Frage nach der Omnipräsenz und Omnirelevanz von Geschlecht. Ist, so muss erst einmal geklärt werden, Geschlecht eine allgegenwärtige Kategorie (schließlich durchzieht es alle gesellschaftlichen Bereiche, gesellschaftlichen Strukturen, Institutionen, Interaktionen, Identitäten, Kognitionen, Emotionen)? Kann die Differenz zwischen den Geschlechtern überhaupt ‚nicht-gegenwärtig‘ werden in den Praxen und Deutungen von gesellschaftlichen Akteuren? Kann sie, so ist dann weiter zu fragen, möglicherweise zwar präsent, aber irrelevant sein, von anderen Kategorien überlagert werden, sich mit anderen (wie Alter, Status, ethnische Herkunft, Religionszugehörigkeit o.a.) überkreuzen? Und das ‚gleich- berechtigt‘ oder immer hierarchisch geordnet?2 2. die Frage nach Gleichheit und Differenz. An diesem Punkt kann man noch einmal an alltäglichen Erfahrungen und Alltagswissen ansetzen: Ein jeder und eine jede weiß um die Differenzen zwischen den Geschlechtern und kann sie sowohl ‚verdeckt‘, habituell, nicht-intentional ‚ausüben‘ als auch explizit, bewusst und intendiert ausführen. Ebenso weiß aber auch jede/r um die Band- breite und um die Abweichungen von diesen Differenzen, um die Möglichkeit, anders zu sein und zu handeln als gewohnt oder erwartet. Entsprechend kann regelmäßig jede/r zu jedem denkbaren Beispiel eines ‚typisch männlichen‘ bzw. ‚typisch weiblichen‘ Sachverhalts auch ein Gegenbeispiel vorbringen (man kennt eben doch auch ein bis zwei Männer, die zuhören können, oder eine Frau, die einparken kann). Empirisch kann ganz unschwer belegt werden, dass ‚typische‘ Differenzen auch ‚untypisch‘ auftreten und dass es Situationen gibt, in denen 2Mit dieser Perspektive haben sich vor allem konstruktivistische Ansätze befasst (‚doing‘ und ‚undoing gender‘, vgl. exemplarisch: Gildemeister und Wetterer 1992; Hirschauer 1989, 2001; West und Zimmerman 1987), aber auch die Debatte um die Klasse, Geschlecht und Ethnizität (exemplarisch: Gümen 1998) oder die neuere Diskussion um ‚intersectionality‘ (vgl. Knapp in diesem Band).

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