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Geschichte der Naturwissenschaften: I: Die Antike PDF

412 Pages·2015·12.27 MB·German
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Olaf Breidbach Geschichte der Natur- wissenschaften I:Die Antike Geschichte der Naturwissenschaften InvierBändenwirddieGeschichteder WissenschaftenvonderAntike (Bd.1)überdas Mittelalter(Bd.2),dieNeuzeit(Bd.3)bishinindas19.&20.Jahrhundert(Bd.4)nachge- spürtundnacherzählt.DasGefügederunsheuteleitenden,unsausrichtendenundauch der vonunsverdrängten Konzeptionenwirdinseinenwesentlichen historischenSchrit- tensoerkennbargemacht.DieStufenderProblembearbeitungunddesProblemverstehens werdeninihrenjeweilseigenenHorizontenbeschriebenundindendarausfolgendenAn- regungenunddendabeiimmerwiederneueingestelltenRahmenbedingungendargestellt. Olaf Breidbach Geschichte der Naturwissenschaften I: Die Antike OlafBreidbach Biologisch-PharmazeutischeFakultät, InstitutfürGeschichtederMedizin, NaturwissenschaftundTechnik, „Ernst-Haeckel-Haus“ Friedrich-Schiller-UniversitätJena Jena,Deutschland ISBN978-3-642-41845-7 ISBN978-3-642-41846-4(eBook) DOI10.1007/978-3-642-41846-4 MathematicsSubjectClassification(2010):01-00 DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikationinderDeutschenNationalbibliografie;de- tailliertebibliografischeDatensindimInternetüberhttp://dnb.d-nb.deabrufbar. SpringerSpektrum ©Springer-VerlagBerlinHeidelberg2015 DasWerkeinschließlichallerseinerTeileisturheberrechtlichgeschützt.JedeVerwertung,dienichtaus- drücklichvomUrheberrechtsgesetzzugelassenist,bedarfdervorherigenZustimmungdesVerlags.Dasgilt insbesonderefürVervielfältigungen,Bearbeitungen,Übersetzungen,MikroverfilmungenunddieEinspei- cherungundVerarbeitunginelektronischenSystemen. DieWiedergabe vonGebrauchsnamen,Handelsnamen,Warenbezeichnungenusw.indiesemWerkbe- rechtigtauchohnebesondereKennzeichnungnichtzuderAnnahme,dasssolcheNamenimSinneder Warenzeichen-undMarkenschutz-Gesetzgebungalsfreizubetrachtenwärenunddahervonjedermann benutztwerdendürften. FotonachweisUmschlag:©RaffaelloSanzio(1509),VatikanischeMuseen,PD-Art (http://commons.wikimedia.or/wiki/File:La_scuola_di_Atene.jpg) GedrucktaufsäurefreiemundchlorfreigebleichtemPapier. SpringerSpektrumisteineMarkevonSpringerDE.SpringerDEistTeilderFachverlagsgruppeSpringer Science+BusinessMedia www.springer-spektrum.de Vorwort DasvorliegendeBuchprojektentstandausderEinsichtindieFragilitätdesUnternehmens Wissenschaft,eineAnsicht,dieunsheutebeiderAllgegenwartdesWissenschaftlichenim Alltag–angefangenvonderunsselbstverständlicherscheinendenVersorgungmitElektri- zitätbishinzudenglobalenOrtungssystemen,diesichnunmehrinfastallenneuerenAu- tomobileneingebautfinden–vielleichtzunächstallesanderealseinsichtigscheint.Unser LebensrauminMitteleuropawirdalsKulturraumdefiniert,indemganzselbstverständlich dieWissenschaftenunddamiteinrationalgeleitetesUmgehenmitderNaturihrenzentra- lenPlatzhaben.SosinddennauchunsereMedien,angefangenvonspeziellen,überaufein breiteresPublikumausgerichtetenZeitschriftenbishinzuRadioundFernsehen,seitJahr- zehnten vollvonBerichten undBildern,dievonWissenschaftenundderen Ergebnissen handeln.Derart sinduns mittlerweile die Bilder von Hirnmodellen ebenso gegenwärtig wiedieSchlotederTiefseevulkaneunddieSternenwolkendesKosmos.Darüberhinausist aberauchunserLebensraumselbst,dieStandardisierungenunseresErlebens,angefangen vondendurch elektrisches Lichtvermittelten Farbwerten, unserer qua Telekommunika- tionbestimmten VerortungineinemNetzsozialerGefügeüberdieNormierungeneiner bildschirmgeleitetenWahrnehmungbisaufdieAnschauungsformen,mitdenenwiraufdie Weltblicken,durchdieEntwicklungderWissenschaftenbestimmt.Dochistdiesedichte VermittlungeineswissenschaftlichenKulturraumeseingeschränktaufeinenvergleichswei- se kleinen Raum unserer Welt; und auch dort ist sie vergleichsweise jung. So sind es ja auchnurwenigeJahrzehnte,diedasseinerzeitselbstverständlicheBildeinesrheinischen Kleinbauern mit fünfStückViehundHandmelkungvondemallein nochlebensfähigen Agrargroßbetriebvonheutetrennen.HierverändernsichnichtnurProduktionsformen; esändertsich dieInfrastruktur,in diedieProduktioneingebunden ist,derUmgangmit Produkten,dasWissenumunddieSteuerungvonProduktionen.AuchhinterdiesenEnt- wicklungen stehen Wissenschaften. Sie geben Handlungsmöglichkeiten vor, erlauben es einer Gesellschaft, ihre Ressourcen neu zu definieren und damit neue Arbeitsmöglich- keitenzuschaffen.DabeisinddieseWissenschaftennunmehrdisziplinärorganisiert.Das heißt,dasssiedievonihneninitiierten oderauchnurbegleiteten Entwicklungen jeweils miteineminsichabgestimmtenSetvonMethodenauseinerbestimmtenPerspektivebe- trachten.Dasistfruchtbar,daeserlaubt,auchimEinzelnenindieTiefezugehen.Esistaber auchbedenklich,undzwargenaudann,wenndieFachsichtandieGrenzendesihrEinsich- V VI Vorwort tigenstößt.Eswärealsogeraten,Übersichtzugewinnen.Diesgehtheuteabernichtmehr auseinerumfassendenSichtvoneinem,derallesweiß.Dasgabeseinmal.Unddieswar ineiner aufGottverweisendenBewertung unseresWissensauch zurechtfertigen. Denn in dieser Konzeption desWissensgab esden absoluten Maßstab,vondemaus danndie VielfaltderEinzelheitenineinereinheitlichenPerspektivierungzubetrachtenwar.1Doch wäreheutedieIdee, dasPrädikat„derWeltweisweit Doktor“zuverleihen undsomitdie Ideeaufrechtzuerhalten,dieVielfaltderErfahrungennacheinemSystembewertenzukön- nen,2wiediesnochum1800geschah,schlichtobsolet.EssinddieFachwissenschaften,die unser Denken bestimmen. Die Maßstäbe,nachdenen wir unser Wissenbemessen,sind diedisziplinärskaliertenBemessungenunseresDenkens.Wasaberauchheuteangeht,ist, dieEntwicklungdeswissenschaftlichenDenkenszubegleiten,zufragen,wiesichPerspek- tivenentwickelthaben,wasinihnengesuchtundwasinihnenbishergefundenwurde.In derGeschichtekannsichdanndieeineDisziplinauchaufdieanderebeziehen,siekann erfassen,wosieschonbisherübersichausgriff,wosieAnleihennahm,diesienichtwei- ter befragte,u.s.f.Derartgewinntsich zumindestUmsicht, undin dieserauch ein erster Überblick. WirlebenineinerwissensbasiertenGesellschaft.UnserenwissenschaftlichenStandard halten wir nur,wenn wir immer wieder neue Innovationenauf den Marktbringen.Un- sereProsperitätistnurdurchunserefortschrittlicheTechnologiegesichert.Dabeistehen wirimmerfortineinerinternationalenKonkurrenz.TechnologienderQualität,dieinih- rerUmsetzungunsererGesellschaftdenvonihrmittlerweilefürselbstverständlicherach- teten aufwendigen Lebensstil erlauben, sind nicht mehr zu improvisieren. Sie verlangen hoch entwickelte Spezialfertigkeiten. Diese zu garantieren und auch solch hoch entwi- ckelte Verfahren noch weiter zu optimieren, ist mittelfristig nur in einem übergreifend organisiertenZugriffmöglich.DiesererfordertnichtnurdentechnologischversiertenSpe- zialisten, sondern grundsätzliche Fertigkeiten im Umgang mit Wissen, und damit eine breiteEntwicklungeineswissenschaftlichenDenkens.Dieseswissenschaftlichvermittelte undwissenschaftlichgeleiteteWissenistfürunsheutedemnachunverzichtbar.Esistkein Ornament,sonderndieBasisunsererKultur.WasistdasaberfüreinWissen,wieistesabge- grenzt;wasbedeutetes,wenndarinTechnologienmitWissenschaftenverbundenwerden; undwasheißtes,wennbehauptetwird,dassesineinerhochtechnologischorganisierten Kultur ebennichtzureicht, dieIngenieurausbildung zuoptimieren,umInnovationenzu generieren.Hierwirddemgegenüberbehauptet,dassgeradediehochentwickeltenTechno- logieneserfordern,dassebenauchPoesie,alteGeschichteoderdieStrukturvonSprachen begriffen und wissenschaftlich untersucht werden. Schließlich darf sich eine innovative TechnologienichtnurimBereichdesihrmomentanMachbarenbewegen.Bildungisteben 1Vgl.hierzuetwaP.Findlen,Hg.,AthanasiusKircher.TheLastManWhoKnewEverything.NewYork, London2004. 2SozeichnetetwaderdeutschePhilosophG.W.F.HegelaufdemTitelblattseinersogenannten„Dif- ferenzschrift“mitgenaujenemTitel;G.W.F.Hegel,Differenz desFichte’schen undSchelling’schen SystemsderPhilosophieinBeziehungaufReinhold’sBeyträgezurleichternÜbersichtdesZustandsder PhilosophiezuAnfangdesneunzehntenJahrhunderts.1stesHeft.Jena1801. Vorwort VII mehr als Ausbildung. Sie umgreift die Einsicht in die Grenzen des uns mit bestimmten DingenMachbaren.DerGebildetevermagseineAusbildungundderenNutzenundNutz- barkeitzureflektieren.Undnurder,derseinePositionbestimmenkann,weiß,wannersich wie von dieser Position wegbewegt undwegbewegen sollte. Die Ausbildung bleibt beim Alten,dassieverbessert,abernierevolutioniert.NeueAnsichtendesBekanntengewinnen sichabernurineinemPositionswechsel.Undsokannebennurder,dergebildetist,sein WisseninneueFormenbringen.BenötigtwerdenPhantasieunddieDisziplin,Ideenauf dasdanndochMachbareherunterzubrechen.DiesgelingtnichtauseinerSpezialperspekti- ve,sondernnurimÜberblicküberdieVielfaltdesunsverfügbarenWissensundderdamit verbundenenDenkansätzeundLösungsstrategien. Vergegenwärtigt sich unsere Kultur ihr Wissen,sohat dies entsprechendauch in der BreiteihrerWissens-unddamitebenauchWissenschaftszusammenhängezugeschehen. FolglichistdieSystematikvonWissenszusammenhängenzuerschließen.Diesgelingtnicht dadurch,dasseinevorgegebeneSystematikabgearbeitetwird.Diesgelingtnurdann,wenn dieGeschichtedeutlichgemachtwird,inderunsereheutigeDenksystematikunddiedamit verbundenenWissensordnungenerwachsensind.SoistdieGeschichtezuverfolgen,inder sichunserWissenorganisierte.Geschiehtdies,sinddieSpezifitätenunsererWissenskultur, ihreVernetzungenunddieindiesenVernetzungenerwachsenenBestimmungenzuverste- henunddannauchzuwirklichneuenHorizontenweiterzuführen.Dabeifindetsichunsere Kultur(dasistdieWissensordnungdermitteleuropäischenWelt)durchBerichte,Reisen, HandelsbeziehungenzumindestinihrerEigenwahrnehmungineineweitervernetzteWelt eingebunden.JedochbewertenwirdiesesanderezunächstnachdenunseigenenMaßstä- ben.Diesesindnunnicht auseinemReich desabsoluten Wissensanunsherangetragen worden,siesindvielmehrhistorischerwachsen.Undsokannsieeinegeschichtliche Be- trachtung,d.h.eineDarstellung,diediesenProzessnachstellt,PositionenundGrenzender sogewordenenKultur,wiesiesichindiesemProzessverfestigten,kenntlichmachen. UnserezusehendsdisziplinärgeleiteteSichtistzudemaberauchkleinteilig.Wirwissen sehrvielvonsehrkleinenBereichen.DieseeinzelnenTeilekönnenwirnunabernichtein- fachaufaddieren,uminihnendanneinGanzeszugreifen.Dieerfahrenwirderzeitinder DiskussionumdiemöglichenVeränderungendesWeltklimasunddessenmöglicheRegu- lierung.DieEinzelperspektivenerlaubenesunsnicht,dieZusammenhängezubegreifen. EntsprechendreagierenwirinderOrganisationunseresWissens,indemwirverschiedene Disziplinenwieder zusammenführen.WirstehenhieraberauchineinerDiskussionmit anderenKulturen,dieBeziehungenundWirkgefügeggf.andersbewerten,Handlungenan- dersbegreifenundvielleichtauchinandererForm,alswiresgewohntsind,zubegründen suchen. InderaufkommendenDiskussionumeineeventuellegemeinsameAusrichtungunseres Handelns,inderdannvielleichtauchinternationalverbindlicheVerhaltensnormenfürden Umgangmitdem,waswirwissen,geregeltsind,istnunnichteinfacheinevonunserarbei- teteVorstellungzumverbindlichenMaßstabzuerklären.DiesmagzwareineersteStrategie darstellen,unsineinerVielfaltvonWertsystemenundHandlungsausrichtungenzuorien- tieren, kann aber so von uns nicht einfach auch für andere festgelegt werden. Um hier VIII Vorwort weiterzukommen,müssenwirumdieanderenWissens-undWissensbewertungssysteme wissen.ZunächstabermüssenwirunserenUmgangmitWissenundunsereEntwicklung derWissenschaftenkennen,umzuverstehen,wieunsereKulturmitdenDingenumgeht, die sie dann allgemein verbindlich regeln will. Dabei ist unsere bis in den Alltag hinein durch Technologien geführte Existenz in Mitteleuropa erst seit ein, zwei oder drei Ge- nerationen selbstverständlich. Das, was uns so sicher scheint, diese, wie es heute heißt, wissensbasierteKulturEuropashatihreeigeneGeschichte,unddieselässtsichfürdieNa- turwissenschafteninihrersichzunehmendsteigendenDynamikgeradeauchfürdieletzten Jahrzehntedeutlichmachen.MeineersteDissertationhabeichnochmiteinerklassischen Schreibmaschinegetippt,dannwurdendieerstenKleincomputermarktfähig;inderGroß- forschungsanlage Jülich, die in den 1980er Jahren aus der Kernforschungsanlage Jülich entstand,wurdeeinGroßcomputeraufgebaut.DieInnovationenimBereichderTechnik und das Wissen vom Umgang mit dieser erlaubten es, mit diesem Gerät in einer gan- zenReihevonWissenschaftenneue,aufwendigeBerechnungsverfahreninvergleichsweise kurzenZeitspannenumzusetzen.HierzuwareseinzelnenForschernmöglich,fürihrePro- jekteRechenzeitaufdiesemGroßrechnerzubeantragen.UndnunhatdasNotebook,auf demichdiesenTextformuliere,eineRechenkapazität,diederdesvormaligen,durchein ganzes Team betreuten Großrechners entspricht. Gerade diese technologische Entwick- lunggewinnt–etwaimZusammenhangmitdemWorldWideWeb–zusehendsglobale Bedeutung und wird auch nur noch in einer globalen Perspektive bewertbar. Wie aber verortetsichdarineineWissenschaftstradition,dieinBlickaufdieseEntwicklungderneu- enComputergenerationaufdieMathematikverweist,diedieseEntwicklungenüberhaupt erstmöglich machte? Ist dieklassischeNaturforschungmit der Steigerung der Entwick- lungsgeschwindigkeiten von Technologien, deren Anwendungsmöglichkeiten undderen RückwirkungenaufdieWissenschaftensomitineineneueGeschichtsdimensiongesetzt,in dersieinderschierenMassierungvonBefundungendievormaligen,immernurvorläufig erscheinendenLösungsansätzederWissenschaftennunmehringanzneuerWeisegründet? OderverlierenwirinderVielfaltdesunsneuErreichendenschlichtdenÜberblick, und wähnenunsnurdeshalb,weilwirdiesenverlorenhaben,ineinergrenzenloserscheinen- den Bestimmtheit unseres momentanenWissensbestandes?Oder sinddie hier eingangs beschriebenen Rückversicherungen in einer Tradition des Wissens und in Systemen, in denenDenkoperationenbewertbar sind,ineinerzusehendsakzelerierten Entwicklungs- folge,inerschondasGesternGeschichteistundsodasVorgesternkaumnochinteressiert, hinfällig? Doch werden in solch einer Bewertung die Wissenschaftund deren Entwick- lungspotenzialnurausdergegenwärtig greifbaren Anwendungsperspektivebewertet. So wird unter Umständen eine weitere Einsicht in das mit diesen Technologien überhaupt MöglichedurchdasBeharrenaufdembisherErreichtenunddemmitdiesemMöglichen unterbunden. UnsereGesellschaftistsicherstseitwenigenJahrzehntenbewusst,wasdieEffektesind, diemitsolcheinerumfassendenTechnisierungunsererKulturundunsererProduktions- bedingungeneinhergehen.FragenderwissenschaftlichenEntwicklungundderentechno- logischeUmsetzung sindnun,vomBereich der Gentechnik bis hinzur Diskussionüber Vorwort IX Klimawandel,EnergiemanagementundNahrungsressourcen,nichtmehrnurMeldungen fürdasFeuilleton.HierfindensichvielmehrdieProblemegestellt,dieeinverantwortliches politischesHandelnmittelfristigbestimmen.IngenaudieserSituation,inderdieWissen- schaften–unddaszeigtschoneinkurzerBlick indiegroßenZeitungen inDeutschland oder auch in Fernsehprogramme – derart an Bedeutung gewinnen, sindwir nun dabei, die Ausbildungsstandards zu verlieren, die es erlauben werden, über Wissen und Wis- senschaftenauchinnergesellschaftlichzudiskutieren:DasvormalsgeprieseneIdealeiner mathematischen Wissenschaft, das in der schulischen Ausbildung gerade im deutschen Sprachraum,imÜbrigeninbeidenvormaligenpolitischenSystemen,nachhaltiggefördert wurde,findetinderjetzigenAusbildungnurnochverhaltenenNiederschlagundwirdim NiveauaufderhöherenSchulekontinuierlich gesenkt. Vielleicht geschiehtdies,weil wir zulange,ohnePhantasie,nurdiealtenAusbildungsinhaltetradierthaben,vielleichtaber auch,dawirunsindenWahrnehmungendesAllerneuestenüberschlagen,unsschoninder JugendmitimmermehrmitVerfahrenundderenBeherrschungherumzuschlagenhaben undunssoimmerwenigereinsichtigmachen,wasderHintergrundvondemist,waswir datun–undwasalleswirdemnachmitdiesemHintergrundsonstnochmachenkönnten. NatürlichsinddieszunächstnurmodischeBemerkungen,dieaberjedennachdenklich machensollten,derangesichts solcherÜberlegungen aufdieMachtdesFaktischen setzt undgeradeindenNaturwissenschaften,derenBildern,ObjektenundExperimentenetwas sieht,dasunsunmittelbar undnachhaltigverfügbarist.Wir werdenin derSichtung der GeschichtedieserWissenschaftennochsehen,wieesmitdieserNachhaltigkeitundderSi- cherungdesFaktischenbestelltwarundist.Wirwerdendabeiauchbegreifenmüssen,dass esnichtzureicht,Lehrbuchwissenaufzuhäufen,sonderndasswirVerfahrenkennenlernen müssen,Anwendungen undderen Grenzen zu beschreiben haben.Wir habennicht nur Ideen,wirhabenauchPraktikenundStrukturenzuidentifizieren,indenenmitKonzep- tenumgegangenwird,undindenensichdannauchneueKonzeptefindenundetablieren konnten. DabeioperiertdieWissenschaftzwarnachRezepten,abersievariiertdiese.Sokannsie imBekanntenNeuesfindenunddamitBekanntesauchneuverstehen.Siekannaberauch dieRezepturenverlierenoderverwerfen.DannmusssieaberdasNeue,wassiedannmeint findenzukönnen,fürsichundfürandereverständlichmachen;undsiemussdamitinei- nerWeiseumgehen,diefürsieauchimNeuenhandhabbarbleibt.Siewirdalsoauchdieses NeueimmereinwenigwieBekanntesbehandeln.SowirdsieetwaBewegungsgleichungen ineinerMathematik schreiben,dieallen zumindestimPrinzipverständlichist.Siewird einenneuenchemischenStoffineinemLaboratoriumsynthetisieren,dasmitseinenMe- thodenallgemeinakzeptiertenStandardsentspricht.SelbstdasvölligNeueverweistderart aufdieGeschichtedesbisherigenTunsderjeweiligen Wissenschaftsdisziplinzurück.Die GeschichtezeigtdabeiGrenzenfürdasfürunsMachbare;sieeröffnetaberauchMöglich- keiten.Dann,wennichdiesekenne,fälltesmirleichter,NeuesimBekanntenzuentdecken, zuverstehen,wieverschiedenePraktiken, Ideenundggf.auchStrukturen zusammenzu- führensind,umzuerfassen,wasdaineinemWissenschaftsbereichwirklichneuentwickelt wurde.

Description:
Die Grundlagen und Voraussetzungen unserer modernen Wissenschafts- und Wissenskonzeptionen wurden in der Antike gelegt. Dieser erste Band einer Geschichte der Naturwissenschaft macht das Gefüge der uns heute leitenden, uns ausrichtenden und auch der von uns verdrängten Konzeptionen in seinen wesen
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