AArrcchhiitteekkttuurr _000011--102105_ D 0 11.10.21.02.020061 2 1 01:15:81 5U hUrh r S eSietiet e3 3 (Schwarz/Process Black Auszug) Jan Gympel GESCHICHTE DER ARCHITEKTUR V O N D E R A N T I K E B I S H E U T E AArrcchhiitteekkttuurr_ 000011--011250 _ D0 1A.L0T2 . 21070.60 9 .1200:0598 U1h2r: 5 0S eUihtre 6Seite 6 (Schwarz/Process Black Auszug) BAUKUNST IM ALTEN Noch andere Fragen stellen sich stets: Wer läßt ÄGYPTEN 2900–700 v. CHR. bauen? Wer führt die Bauten aus? Für wen und für welchen Zweck wird gebaut? In welcher Form Bauen – Grundbedürfnis und sozialer Akt und mit welchen Materialien? Nicht jeder Bau ist Den „Ur-Schaffenden“ („archi-tekton“) nannten die ein Repräsentationsbau, der mit Größe, Masse, alten Griechen den Baumeister: Die Architektur Stil und Schmuck beeindrucken will. Aber jeder gilt als „Mutter“ der bildenden Künste, denn Male- Bau repräsentiert den Geist seiner Zeit oder zu- rei oder Bildhaurei entwickelten sich häufig im mindest den seines Bauherrn und des Architek- Die Entwicklung der Zusammenhang mit Gebäuden, etwa in Form ten. Und er repräsentiert, mehr als jede andere Grundlagen von Wandgemälden oder Friesen. Selbst die ma- menschliche Schöpfung, die gesellschaftlichen gisch-kultischen Höhlenmalereien dienten als Verhältnisse: Bauen ist ein sozialer Akt, der fast ANTIKE UND Schmuck einer Wohnstatt. immer in aller Öffentlichkeit stattfindet und viel Das Bauen erfüllt anders als alle anderen Kunst- kostet, also abhängig ist von den Macht- und Ver- FRÜHES gattungen zuallererst das menschliche Grundbe- mögensverhältnissen. Aufwendige Bauten spie- CHRISTENTUM dürfnis nach Sicherheit: Gebäude bieten Schutz geln daher wider, welche Personen oder Zwecke vor der Witterung und wilden Tieren. Deshalb den herrschenden Gruppen einer Gesellschaft 2900 v. Chr.–540 n. Chr. kann man den Zeugnissen der Bautätigkeit auch gerade wichtig sind. kaum entgehen: Wo Menschen leben, gibt es So ist es kein Zufall, daß die Geschichte der Ar- Häuser, Hütten, Zelte. Aber natürlich spielen beim chitektur, des verfeinerten, durchdachten Bauens, Bauen auch seelische und geistige Bedürfnisse wesentlich von Sakralbauten geprägt ist. Wie die eine Rolle: Die „eigenen vier Wände“ und das Historie zeigt, bedient Religion die vielleicht wich- „Dach über dem Kopf“ trennen die Menschen tigsten seelischen Grundbedürfnisse der Men- von der sie umgebenden Umwelt und schaffen schen: dem Dasein einen (höheren) Sinn zu ver- eigene, menschliche Dimensionen. Bauen verän- leihen, das Unbegreifliche und Unerträgliche zu dert auch den Außenraum: Der Hof, das Dorf und erklären, für ungesühnte Untaten eine höhere Ge- die Stadt sind künstliche Umwelten, der Natur ab- rechtigkeit in Aussicht zu stellen und im Ange- gerungen. Daher läßt sich viel über das Denken sicht des Todes Trost zu spenden mit der Aussicht und Fühlen der für ein Gebäude Verantwortlichen auf Weiterleben, Wiedergeburt oder Auferste- daraus ablesen, wie sie das Verhältnis von Innen- hung. zu Außenraum gestalten: Besteht die Gebäude- Parallel zu den Gebäuden für Menschen entstan- haut aus dicken Mauern oder Glaswänden? Zei- den also Wohnstätten für Gottheiten – ihrem Stel- gen Portale, Freitreppen, Vorhöfe oder Zäune eine lenwert gemäß dauerhafter und prächtiger ge- Öffnung oder Distanzierung? staltet als für die Sterblichen. ÄGYPTEN: GRIECHENLAND: ROM: Altes Reich (2850-2052 v. Chr.): Um 560 v. Chr.:Peisistratos richtet um 750 v. Chr.: Gründung Roms. Der Pharao ist absoluter erblicher in Athen die großen Dionysien mit 218 v. Chr.: Hannibal zieht über König, zunächst Inkarnation des musischen Wettkämpfen und die Alpen gegen Rom. Falkengottes Horus, seit der 4. Dy- Theateraufführungen ein. nastie Sohn des Sonnengottes Re. 45 v. Chr.: Julius Cäsar Alleinherr- 490 v. Chr.: Schlacht bei Mara- Während der Pyramidenzeit (3.-6. scher im Römischen Reich. thon, Sieg Athens über die bisher Dynastie) entstehen die berühmte- unbesiegten Perser, Aufstieg 27 v. Chr.: Kaiser Augustus über- sten Pyramiden, die Sonnenreligi- Athens zur politischen Großmacht nimmt als vom Senat bestätigter on wird Staatsreligion. Hierogly- „Princeps“ die Herrschaft. phenschrift und Kalender. 477 v. Chr.: Gründung des Atti- schen Seebundes als Schutz ge- 54: Nero wird Kaiser. Mittleres Reich (2052- um 1570 gen die Perser. 70: Eroberung und Zerstörung Je- v.Chr.): Einigung Ägyptens durch Mentuhopet II. von Theben. Bau 443-429 v. Chr.: Zeitalter des Pe- rusalems durch Titus. großer Tempelanlagen in Karnak, rikles: Athen ist „dem Namen nach 79: Vesuvausbruch in Pompei. dem Sitz des Reichsgottes Amun. Demokratie, in Wirklichkeit aber 161-180: Marc Aurel röm. Kaiser. Monarchie des ersten Mannes“. Neues Reich (1570-715 v. Chr.): 313:Toleranzedikt von Mailand si- Ägypten wird führende Groß- 431-404 v. Chr.: Peleponnesischer chert den Christen Religionsfrei- macht, Feldzüge nach Asien und Krieg endet mit Hegemonie Spar- heit und Gleichberechtigung zu. Nubien, größte Machtentfaltung tas; das Perserreich geht als end- unter Königin Hatschepsut, größte gültiger Sieger aus den weltwei- 330: Byzanz wird nach Umbenen- Ausdehnung des Reiches unter ten Machtkämpfen hervor. nung in Konstantinopel christliche Thutmosis III. Riesige Tempelbau- Hauptstadt des Kaiserreichs. 336-323 v. Chr.: Alexander der ten in Karnak, Luxor, Abu Simbel. Große zieht nach Indien: Weltherr- 391: Christentum wird zur Staats- Spätzeit (715-332 v. Chr.): Alex- schaftsgedanke, Ausbreitung der Sinnliche Freude im Umgang mit religion des Römischen Reiches; ander d. Gr. erobert Ägypten (332). griechischen Kultur. Marmor: Die Venus von Milo. Verbot aller heidnischen Kulte. 6 ANTIKE (2900 V. CHR.–540 N. CHR.) AArrcchhiitteekkttuurr_ 000011--011250 _ D0 1A.L0T2 . 21070.60 9 .1200:0598 U1h2r: 5 0S eUihtre 1S0eite 10 (Schwarz/Process Black Auszug) Paestum,Poseidon-Tempel (Hera-Tem- pel 2), 460-450 v. Chr. Einer der schönsten und am besten er- haltenen dorischenTempel überhaupt ist der sogenannte „Poseidon-Tempel“. Mit zwei anderen bildet er das Zentrum der Stadt Paestum, einer griechischen Kolonie in Süditalien. Wie die Weihga- ben zeigen, war der Tempel nicht dem Meeresgott Poseidon, sondern der Göt- ter-Mutter Hera geweiht. Mit dem dorischen Tempel haben die Griechen ihr ganz auf Tektonikund Pro- portionierung basierendes, klassisch-hu- manistisches Bauideal verwirklicht. Alle Architekturteile sind logisch und in ihren Maßverhältnissen aufeinander bezogen. Das Bauwerk steht rundplastischauf ei- nem dreistufigen Unterbau, der Krepis. Die Cellawird von 6 x 13 freistehenden Säulen umschlossen (Peripteros). Die tra- genden und die lastenden Bauelemente sind klar unterschieden, die stämmigen aufstrebenden Säulen tragen den schweren horizontalen Architravmit sei- nem Triglyphen- und Metopenfries. Die- ser lagert auf rechteckigen Platten – den Abaki – auf, die den Echinus, den run- den Wulst, der den Kopf der Säule bil- det, gleichsam zusammendrücken. Der Poseidon-Tempel ist ein Werk der hohen Klassik. gute Beziehung zu der Gottheit, die sie schützte, theion. Sie stellte einen Höhe-, in gewisser Weise in der Hand eines jeden. aber auch den Endpunkt der klassischen griechi- In einer derart auf die Emanzipation des Men- schen Baukunst dar: Während der Tempel ur- schen bedachten Welt – die ihren hehren Idealen sprünglich ein rein auf die äußere Wirkung be- natürlich nicht in jedem Fall gerecht wurde – dachter Bau war mit einer schlichten Cella, die scheint es konsequent, daß die Proportionen der Laien unzugänglich blieb (der Altar stand vor dem Gotteshäuser keine abstrakten Größen, sondern Gebäude, meist im Osten), scheint der Panathe- dem menschlichen Körper abgewonnene Erfah- näenfries an der Außenwand der Parthenon-Cella rungswerte waren. Auf ihn bezogen sich die Ele- den Besucher zumindest bis in die den Tempel mente des dorischenTempels, und zwar sowohl umlaufende Säulenhalle hineinzuziehen. Auch die der einzelnen Form als auch die der Einzelele- das Cella-Innere wurde architektonisch differen- mente zum Ganzen. Die so erreichte Harmonie zierter, indem man es mit einer dreiseitigen Säu- und Klarheit gilt bis heute als vollendet und vor- lenreihe ausgestaltete, die auch hinter dem Göt- bildlich. Die klare Tektonikgeht auf die ursprüngli- terbild entlangführte. Die gleichzeitige Verbreite- che Ausführung in Holz zurück und wurde durch rung des Mittelschiffs erlaubte ungewöhnliche eine möglicherweise von den Ägyptern inspirierte Ausmaße für diese Statue. farbige Gestaltung noch unterstrichen. Wie Kraft- Im Apollontempel von Bassae, als dessen Archi- linien betonen die Kannelurenan den Säulen de- tekt wie beim nur wenig älteren Parthenon Iktinos ren Funktion als Lastträger und heben sie vom gilt, umläuft ein skulptierter Friessogar die inne- glatten Cella-Mauerwerk ab. Ebenso geschickt ren Cellawände. Die Seitenschiffe sind hier ganz vermittelt das dorische Kapitell mit seiner Kombi- verschwunden, die Säulen dicht an die Wände nation aus wulstförmiger Scheibe und flachem gerückt und mit diesen durch kurze Mauerzun- Quader vom runden Säulenschaft zum eckigen gen verbunden. Letztere waren notwendig, um Architrav. die Cellawände abzustützen, die hier tragende Funktion übernommen hatten. Die Säulen waren Das allmähliche Schwinden der Klarheit also nur noch Schmuck und genaugenommen Nur Göttern war es erlaubt, über der Menschen- gar keine Säulen mehr, sondern nur noch eine siedlung auf der „Akropolis“ („Haupt der Stadt“, Verkleidung der Mauerzungenenden. Dekoration Burgberg) zu leben. Am berühmtesten war schon trat an die Stelle der Betonung der Konstruktion. in der Antike die Akropolis von Athen mit ihren So steht in diesem Tempel die älteste bekannte beiden Haupttempeln Parthenon und Erech- korinthische Säule: Ihr allseitig mit stilisierten 10 ANTIKE (2900 V. CHR.–540 N. CHR.) AArrcchhiitteekkttuurr_ 002001--012290 _ D0 1A.L0T2 . 21070.60 9 .1210:0098 U1h2r: 5 0S eUihtre 2S0eite 20 (Schwarz/Process Black Auszug) KAROLINGISCHE UND gel auf bestimmte Handwerke oder Wissenschaf- OTTONISCHE BAUKUNST ten spezialisierten, waren Berater der Fürsten. Zur 750–1024 Sicherung ihrer ökonomischen Basis besaßen die Klöster Ländereien und allein damit schon Macht. Im Schoß der Kirche Nicht selten dienten sie in jener Zeit ohne sichere In der Folge der Völkerwanderung war das inner- Staatsformen, in der oft das Faustrecht regierte, lich längst marode (West-)Römische Reich zu- auch als Zufluchtsstätten vor äußerer Bedrohung. sammengebrochen. Der Verlust dieser Ordnungs- Deshalb entstanden in ihrer Nähe Siedlungen. Burgen für Gott macht leitete in weiten Teilen Europas eine Epo- und seinen Kaiser che großer Unsicherheit ein. Die einstmals römi- Roms Erbe wird beansprucht schen Gebiete waren unter vielen Herrschern auf- Die politische, ökonomische und kulturelle – kurz: ROMANIK geteilt, die ihre Macht oft nur für relativ kurze Zeit die gesamtgesellschaftliche – Bedeutung der Kir- bewahren konnten. Staatswesen, Justiz und Tech- che wuchs noch, als im Laufe des 8. Jahrhun- 750–1250 nik, kurz: die gesamte Organisation des menschli- derts mit dem Fränkischen Reich wieder ein chen Zusammenlebens verfiel unter diesen Vor- mächtiges Staatsgebilde entstand. Das vom Fran- aussetzungen. Der Lebensstandard ging stark kenkönig Pippin begründete Bündnis zwischen zurück, die Entwicklung der Städte stagnierte. All der Kirche und diesem Imperium baute Karl der dies wirkte sich unmittelbar auf die Kultur, insbe- Große später weiter aus. Der Papst sicherte sich sondere auf die Bautätigkeit aus. so eine gewisse Unabhängigkeit vom byzantini- Einzig die Macht der Kirche war nicht auf wenige schen Kaiser, und der fränkische König erhielt Jahrzehnte und ein relativ kleines Gebiet begrenzt vom Kirchenoberhaupt die sakrale Legitimation – sie konnte ihren Einflußbereich nun sogar auf für seine Herrschaft. Zu Weihnachten des Jahres ganz Europa ausdehnen. Sie wurde daher nach 800 gipfelte dieser Pakt in der Kaiserkrönung Kar- dem Zusammenbruch Westroms zur wichtigsten ls des Großen durch Papst Leo III. in Rom. Kulturträgerin. In ihrem Schoß wurde das Erbe Das Bestreben, an das antike Römische Reich an- der Antike bewahrt und die abendländische Kul- zuknüpfen, das mit dieser Wiederbegründung tur entwickelt. des abendländischen Kaisertums überdeutlich Eine Rolle spielten dabei insbesondere die Klöster wurde, äußerte sich auch in der Bautätigkeit. Ab- der 529 gegründeten Benediktiner, des ersten gesehen von Bauten, die im oder durch das By- abendländischen Mönchsordens. Oft in wenig zi- zantinische Reich, zum Beispiel in Ravenna, er- vilisierten Gegenden gelegen, wirkten sie als kul- richtet worden waren, war in Europa seit dem turelle Vorposten. Hier wurden antike Bücher ab- Untergang Westroms kaum Großes, Dauerhaftes, geschrieben und übersetzt, wurde geforscht und Prachtvolles entstanden. In Konkurrenz zur damals gelehrt, und es wurden auch nicht dem Kloster noch strahlenden byzantinischen Monarchie und angehörige Laien in verschiedensten Disziplinen in Anbetracht des Anspruchs, Erbe der römischen unterrichtet. Viele der Mönche, die sich in der Re- Hochkultur zu sein, wendete man sich unter Karl 751:Pippin wird nach dem Mero- 1096: 1. Kreuzzug zur Eroberung Dichtung mit Chrétien de Troyes, winger Childerich III. als erster Ka- Jerusalems und Brechung der Wolfram von Eschenbach und rolinger König der Franken. Macht des türkischen Islam von Walther von der Vogelweide. Papst Urban II. veranlaßt. 800: Kaiserkrönung Karls des 1215: Englische Barone erzwingen Großen durch Papst Leo III. 1098: Abt Robert von Citeaux von König Johann I. Ohneland die gründet den Zisterzienserorden. 1066: Wilhelm der Eroberer be- „Magna Charta“, die Privilegien der siegt König Harald II. in der Um 1100: Vom Frankenreich her Städte, freien Verkehr der Kaufleute, Schlacht bei Hastings und wird in hat sich das Turnier als ritterliches Erblichkeit der Lehen und freie Westminster zum König gekrönt. Kampfspiel allgemein verbreitet. Wahl der Bischöfe durch die Geist- 1073: Das von Papst Gregor VII. Hildegard von Bingen, Äbtissin und lichkeit garantiert. Gelehrte, bekämpft kirchliche Miß- verhängte Verbot der Laien- stände, schreibt religiöse und wis- Die Schlacht bei Hastings auf dem 1232: Kaiser Friedrich II. macht sei- investitur (Einsetzung von Bischö- senschaftliche Werke. Teppich von Bayeux: König Harold nen Hof in Palermo zum Mittel- fen und Äbten durch den weltli- wird von einem Pfeil getroffen. punkt des italienischen kulturellen chen Herrscher) führt zum Investi- 1119: Gründung der ersten eu- Lebens und überläßt in Deutsch- turstreit mit dem Kaiser. ropäischen Universität in Bologna 1147: Bernhard von Clairveaux ver- land den geistlichen und welt- (Paris um 1150, Oxford 1163, Sala- 1077: Durch den Bußgang nach manca 1218, Cambridge 1229). anlaßt 2. Kreuzzug unter dem lichen Fürsten wichtige Hoheits- Canossa erlangt König Heinrich IV. Stauferkönig Konrad III. rechte. die Lösung des von Papst Gregor 1122: Durch das Konkordat von 1155: Kaiserkrönung Friedrich I. VII. ausgesprochenen Bannes und Worms kann der Investiturstreit bei- Um 1250:Carmina Burana, Barbarossa in Rom. stärkt dadurch seine Macht im gelegt werden, da Heinrich V. auf Sammlung mittelalterlicher und deutschen Reich. die Investitur verzichtet. 1170-1220: Blüte der höfischen deutscher Lieder fahrender Schüler. 20 ROMANIK (750–1250) AArrcchhiitteekkttuurr_ 002001--012290 _ D0 1A.L0T2 . 21070.60 9 .1210:0099 U1h2r: 5 0S eUihtre 2S5eite 25 (Schwarz/Process Black Auszug) SAINTE FOY gemeinsame Kennzeichen aus: Das weit ausla- dende Querhaus ist wie das Langhaus von Sei- Nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen tenschiffen begleitet. Alle Seitenschiffe tragen mit konnte ein Mönch der Benediktinerabtei von Viertelkreistonnen gewölbte Emporen, welche Conques 866 die Überreste der frühchristlichen die Tonnen des Mittel- und Querhausschiffs tra- Heiligen Fides (franz. Foy) von Agen durch Dieb- gen. Sicherheitshalber verzichtete man auf einen stahl an sich bringen. In ihrem neuen Kloster er- Obergadenim Mittelschiff und beleuchtete das wies sich die Reliquie der Heiligen bald als übe- Innere indirekt mit großen Fenstern in den Sei- raus wundertätig. tenschiffen und Emporen. An den Querhaus- Schon im 9.Jahrhundert erhielten die Reliquien stirnseiten sollten die Emporen in Conques wie einen kostbaren, goldenen Schrein in der Form bei den anderen Pilgerkirchen auch weiterge- der thronenden Fides, der nach einem Wunder führt werden. Doch begnügte man sich schließ- 985 noch prächtiger erneuert wurde und sich lich mit einem Laufgang. Als östlichen Abschluß verwenden die Pilgerkirchen den in Frankreich gerade neu entwickelten Umgangschormit Ka- pellenkranz. Er konzentriert die liturgischen Funk- tionen im Hauptchor und bietet den Gläubigen die Möglichkeit, in einer entsprechend angeleg- ten Krypta unter dem Chor an den Reliquien vor- beizuziehen. In Conques, welches als Pilgerat- traktion geplant war, stellte man die Reliquien praktischerweise – dem späteren Brauch der gotischen Epoche vorgreifend – im Chor sicht- bar aus und verzichtete auf die für die romani- sche Zeit typische Krypta. Die Pilgerscharen konnten nun bequemer den Chorumgang be- nutzen. Sowohl die drei Apsiden des Umgangs als auch die vier an den Ostseiten des Querhau- In einem abgelegenen Tal auf dem auf dem ses wurden für die vielen Meßfeiern der Mön- Das Innere der Kirche: Blick durch das von Weg nach Santiago liegt in der Nähe von che benutzt. natürlichem Licht beleuchtete Hauptschiff Conques die Pilgerkirche Ste. Foy Die Außenansicht des Chors besticht durch die nach Osten in den Altarraum für die Romanik typische Staffelung der stereo- metrischen Baukörper, die im oktogonalen Vie- als einziger von vielen gleichartigen anderer Kir- rungsturmgipfelt. Das Innere beeindruckt durch Auch wenn Ste. Foy heute – wie die meisten ro- chen bis heute erhalten hat. Als Station auf dem die Klarheit und Harmonie der Gliederung und manischen Kirchen – kahl und farblos erscheint, Pilgerweg nach Santiago de Compostela brach- die starke Vertikalisierung des Raums. Lang- und muß man sich stattdessen für ihre Entstehungs- ten die Reliquien dem Kloster schnell großen Querhaus zeigen denselben zweigeschossigen zeit eine reiche, bunte und pompöse Ausstat- Ruhm und Reichtum. Aufriß: sehr hohe Arkadenbögen zu den Seiten- tungsvielfalt vorstellen, die den Pilger durch im- Daran orientierte sich auch der Neubau der Klo- schiffen, darüber große Bogenöffnungen mit mer neue Eindrücke beschäftigte, ja sogar ge- sterkirche, der um 1050 begonnen wurde und eingestellten, bogentragenden Säulen zu den fangennahm. Kapitelle und Ecken waren wie den vorhandenen karolingischen Bau ersetzen Emporengeschossen. Im Arkadengeschoß wundersame Tierfiguren gestaltet, die der fran- sollte. Der Chor als wichtigster Bauteil der Klo- wechseln sich von Jochzu Joch Halbsäulen mit zösische Kunsthistoriker Focillon als wie aus ei- sterkirche war bis 1065 vollendet und die Reli- rechteckigen Vorlagen ab. Diese Art der Rhyth- nem ungeheuren kollektiven Alptraum entsprun- quien konnten feierlich in ihr neues Heiligtum misierung findet sich bei keiner der anderen Pil- gen beschrieb. Gewölbe und Wände waren mit übertragen werden. gerkirchen. Diese Vorlagen ‚bedienen‘ die Gurt- biblischen Bilderbogen überzogen, außerdem Vielleicht am Ende des 11. Jahrhunderts oder bögen, die optisch die Tonne tragen. Im Sank- hingen Wandteppiche über den ansonsten kal- erst zu Beginn des 12. Jahrhunderts wurde die tuarium, dem Chorrund, tragen schlanke Säulen ten und abweisenden Wänden. Die Schätze und Kirche bis zur Westfassade fertiggestellt. Ihre bei- gestelzte Bögen. Darüber laufen zwei Geschosse Reichtümer der Kirche waren nicht hinter ver- den Türme wurden, wie so häufig im Mittelalter, von Bogengalerien mit je sieben Bögen, von de- schlossenen Türen versteckt, sondern wurden in nicht vollendet, sondern erst im späten 19. Jahr- nen drei durchbrochen sind. In der unteren Rei- all ihrem Glanz und ihrer Pracht auf dem Altar hundert hinzugefügt. Der Bau bietet sich trotz- he öffnen sie sich auf ein unbelichtetes Gewölbe ausgestellt. dem als bemerkenswerte künstlerische Einheit über dem Chorumgang, in der oberen lassen sie Anspruchsvoll und von großer Wirkung ist das dar, ist gut erhalten und nicht durch spätere Ver- das Tageslicht einfallen. Tympanon, d. h. das überwölbte Giebelfeld über änderungen überformt. dem westlichen Hauptportal der Ste. Foy in Conques, einem Dorf im Kirche, mit der figürlichen Hoch- südfranzösischen Departement reliefdarstellung des Jüngsten Aveyron, nahe der Ouche-Schlucht, Gerichts, welches an Strafe und ist die kleinste Vertreterin einer Lohn für Ungläubige und Gläubi- Gruppe der sogenannten Pilgerkir- ge gemahnt. In der dreireihigen chen, die alle auf den Hauptrouten Anordnung des Reliefs sind be- des Pilgerweges nach Santigo de sonders die Seligen, die zur Rech- Compostela lagen und selbst be- ten Christi sitzen (d. h. auf der lin- deutende Wallfahrtsorte waren. Da- ken Seite des Tympanons), betont, zu gehörten die heute nicht mehr sowie die Verdammten in der existierenden Bauten von St. Martin Hölle auf der anderen Seite. Die- in Tours und St. Martial in Limoges, ses Thympanon ist ungewöhn- sowie die noch stehenden Kirchen licherweise mit vielen erläutern- St. Sernin in Toulouse und die von den lateinischen Inschriften verse- Santiago in Compostela selbst. Alle hen; außerdem werden verschie- diese Kirchen zeichnen sich durch dene Begebenheiten aus den Le- genden der Heiligen Fides darge- Tympanonplastik über dem Haupt- stellt. Diese wurden sicherlich den portal mit einer Darstellung des Pilgern in den Predigten eindring- Jüngsten Gerichts lich vor Augen gestellt. ROMANIK (750–1250) 25 AArrcchhiitteekkttuurr_ 003001--014210 _ D1 5A.L0T2 . 21070.60 9 .1220:0596 U1h2r: 5 0S eUihtre 3S0eite 30 (Schwarz/Process Black Auszug) DIE KLASSISCHE KATHEDRAL- nige, die sich im gleichen Maß, in dem der Ein- GOTIK IN FRANKREICH fluß der Krone fortschreitet, über ganz Frankreich 1130-1300 ausbreitet. Obwohl sie als Krönungsort, Grablege und mit der Königsgalerie an der Fassade den Vom Massen- zum Gerüstbau Herrschaftsanspruch der Könige sichtbar legiti- Der Übergang von der Romanik zur Gotik ist zeit- miert (hierbei vergleichbar dem Anspruch roma- lich kaum genau einzugrenzen. Kunsthistoriker nischer Kaiserdome), repräsentiert sie zugleich streiten gern, ob etwa die Kathedrale von Durham gesamtgesellschaftliches Gedankengut und ist Die Überwindung des noch spätromanisch oder schon frühgotisch ist Ausdruck der politischen und theologischen Diesseits oder vielleicht einem Übergangsstil angehört. Weltsicht aller Bürger. Diese errichten ihre Kathe- Auch Hilfs-Begriffe wie „Romanische Frühgotik“ drale nicht mehr in Frondienst, sondern in der GOTIK wurden eingeführt. Dabei ist schon der Begriff Überzeugung, gemeinsam ein Wahrzeichen ihres „Gotik“ fragwürdig: Er wurde im 16. Jahrhundert Glaubens, ihrer Stadt und ihrer selbst zu bauen. 1130-1500 von dem italienischen Maler, Baumeister und Der Bürgerstolz der Zünfte zeigt sich in reicher Kunstschriftsteller Vasari in abwertender Weise Ausstattung: Stifterbildnisse und Inschriften lassen aufgebracht, denn die (West-)Goten hatten dem nach der Anonymität des frühen Mittelalters indi- Römischen Reich den Todesstoß versetzt, für viduelle Erinnerungen an Baumeister, Künstler Vasari waren sie Barbaren. Und noch um 1800 und Bürger zu. Die Gestaltung der Kathedrale galt die Gotik mancherorts als Inbegriff des Wi- spricht die Sprache aller Schichten, denn ihre dersprüchlichen und Geschmacklosen. Symbolik, vor allem die Figuren und Fensterbilder, Unstrittig ist, daß ihr Ursprung in der Île de Fran- kann von den Gebildeten wie vom einfachen Volk ce liegt, der Umgebung von Paris. Hier hatten die verstanden werden – wenn auch unterschied- Kapetinger ihre Machtbasis; sie hatten im Westteil lichen Deutungsmustern folgend, die aber jeweils des einstigen Fränkischen Reiches im Jahre 987 den gleichen Zweck erfüllen. mit der Wahl Hugo Capets zum König die Karo- Unter den vielen romanischen Bauschulen in linger abgelöst. Im 11. Jahrhundert, als es den Ka- Frankreich, von denen manche noch bis zur Mitte petingern gelang, von hier aus das Land unter ih- des 13. Jahrhunderts im überkommenen Stil wei- rer Führung wieder zu einen, wurde diese Ge- terarbeiteten, entwickelte jene der Ile de France gend zum Mittelpunkt der sich entwickelnden den Stil, der die Romanik zunächst in Frankreich französischen Nationalkultur und Wissenschaft . und dann im gesamten Abendland ablösen soll- Das Bauwerk, das bis heute als Inbegriff gotischer te. Als „Gründungsbau“ der Gotik gilt die Abteikir- Architektur gilt, ist die Kathedrale. Sie steht als che von Saint-Denis bei Paris. Der Abt dieser Kir- Symbol für die neue Macht der französischen Kö- che, Suger, ließ in den Jahren 1140-44 den alten, Um 1250: Mittelalterliche Eintei- 1302: Bulle „Unam sanctam“ von Novellensammlung Decamerone. lung der „freien Künste“ in „Trivium“ Papst Bonifaz VIII. erlassen (Formu- 1356: In der „Goldenen Bulle“ be- (Grammatik, Rhetorik, Dialektik) und lierung des päpstlichen Weltherr- stätigt Kaiser Karl IV. den sieben „Quadrivium“ (Musik, Astronomie, schaftsanspruchs). deutschen Kurfürsten das Recht Arithmetik, Geometrie). 1309: Papst Klemens V. verlegt der ausschließlichen Königswahl. 1254: Hofkaplan Robert de Sor- Papstsitz nach Avignon („Babyloni- 1378-1417: Das große Schisma bon gründet in Paris Theologen- sche Gefangenschaft der Kirche“). mit Gegenpäpsten in Avignon und schule (ab 14. Jh. Sorbonne ge- 1311: Dante beginnt mit der Arbeit Rom kennzeichnet einen Tiefpunkt nannt). an der Göttlichen Komödie. der Papstmacht Um 1260: Nach alchemistischer 1318: Entwicklung eines neuen 1415: Der tschechische Reformator Auffassung bestehen Metalle aus Zahlungssystems. In Venedig wird Johann Hus wird als Ketzer ver- Quecksilber, Schwefel und Salz ein Gesetz zur Geldüberschreibung brannt. und lassen sich ineinander (mit Hil- (Girobank) erlassen. 1445: Erster Buchdruck mit be- fe des „‚Steins der Weisen“) um- 1339-1453: „Hundertjähriger weglichen Lettern von Johann Gu- wandeln. Krieg“ zwischen England und tenberg in Mainz. 1275: Marco Polo gelangt nach Frankreich; Jeanne d'Arc befreit Or- 1447: Gründung der vatikanischen Peking. léans und erreicht die Krönung König Karl V. (der Weise, 1364- Bibliothek. Karls VII. zum König ganz Frank- Um 1300: Apothekerberuf in 1380) zieht in Paris ein; Miniatur 1481: Einführung der Inquisition in reichs (1429); in englischer Gefan- Deutschland, Brillenherstellung in aus der französischen Chronik Spanien. Die weltliche Obrigkeit genschaft wird sie als Hexe ver- Italien, Glasfenster finden langsam von Jehan Foucquet, 1472. muß die Todesstrafe vollstrecken, brannt (1431). Verbreitung, der Trittwebstuhl da die Kirche „nicht nach Blut dür- kommt auf, Räderuhr mit Hemm- 1347: Ausbruch der Pest in Euro- Lords) und Unterhaus (House of stet“. pa. Commons), welches Petitionsrecht rad in Italien; Messen in Brügge, 1492: Entdeckung Amerikas durch erhält. Antwerpen, Lyon und Genf gewin- Um 1350: Teilung des englischen Christoph Columbus; Martin Be- nen stark an Bedeutung. Parlaments in Oberhaus (House of 1353: Boccaccio vollendet seine haim entwirft den ersten Globus. 30 GOTIK (1130–1500) AArrcchhiitteekkttuurr_ 005021--016210 _ D0 1A.L0T2 . 21070.60 9 .1210:0192 U1h2r: 5 0S eUihtre 5S7eite 57 (Schwarz/Process Black Auszug) VERSAILLES Keine andere Schloß-, Stadt- und Gartenanlage besaß in der Zeit des Barock einen solchen Vor- bildcharakter wie jene von Versailles, einem Vorort südwestlich von Paris. Frankreichs König Ludwig XIII. ließ dort ab 1623 ein kleines Wasserschloß anlegen. Noch ganz in der Tradition der Renais- sance, handelte es sich um eine Vier-Flügel-Anla- ge, die um einen quadratischen Hof gruppiert war. Den vierten Flügel ersetzte allerdings eine niedrige Arkade. Sie wurde abgerissen, nachdem 1661 der Ausbau des Schlosses begann. In jenem Jahr übernahm der später als „Sonnen- könig" bezeichnete Ludwig XIV. die Regierungsge- schäfte, die er bis 1715 innehaben sollte. Diese lange Regierungszeit steht für den Höhepunkt fürstlicher Macht in Europa – mit Paris als dessen politischem und sozialem Mittelpunkt –, aber auch für die beginnende Aufklärung, die schließ- lich den Absolutismus am Ende des 18. Jahrhun- derts ablöste. Das Schloß Vaux-le-Vicomte, das sich der Finanz- minister Nicolas Fouquet bei Paris hatte bauen lassen, wurde im Jahr des Regierungsantritt des Feldherrenblick über Stadt, Schloss und Gartenanlagen, ein Kupferstich aus dem Jahr 1700 neuen Königs fertiggestellt und konnte diesem als Ideenfundus dienen. Der Architekt Louis Levau, der Jules Hardouin-Mansart, der 1678 die Bauleitung pische Bewegtheit eines Baus wich so weitge- Innenarchitekt Le Brun und der Gartengestalter an Stelle des acht Jahre zuvor verstorbenen Levau hend einer starren, einschüchternden Pracht, die André Le Nôtre, die dort tätig gewesen waren, soll- übernahm, überbaute die Terrasse mit der ganz – dem Selbstverständnis Ludwigs XIV. als ten nun in Versailles arbeiten, das Ludwig XIV. zu berühmten Spiegelgalerie („Galerie des Glaces"), Verkörperung des Staates und unumschränkter seiner neuen Residenz erkoren hatte. Diese Bau- deren Auskleidung mit Spiegeln einerseits eine Herrscher entsprechend – auf Repräsentation be- aufgabe war nicht nur von ungeheurer räumlicher außergewöhnliche Lichtfülle erzeugte, andererseits dacht war und jedes menschliche Maß verloren Dimension. Es mußte vor allem – eine Angele- durch die hin- und hergeworfenen Reflexionen hatte. Dies wird auch in dem riesigen Vorplatz und genheit von enormer politischer Brisanz – das auch ein optisches Verwirrspiel und eine schein- dem großen Ehrenhof deutlich, der unter Ludwig Symbol der nationalen Einheit entstehen, das die bare Verlängerung des Raums ins Unendliche, die XV. ab 1742 nochmals durch zwei Flügelbauten Größe der königlichen Macht in alle Lande aus- typisch für den barocken Illusionismus ist. Man erweitert wurde (der eine stammt von Ange-Jac- strahlen sollte. muß sich diesen Saal – von Hunderten Kerzen er- ques Gabriel, der andere wurde im 19. Jahrhun- 1661 begann nach Plänen Levaus die Ummante- leuchtet – als Rahmen prächtiger barocker Feste dert als dessen genaue Kopie errichtet). Die ge- lung der alten Schloßanlage, 1668-71 wurde der vorstellen. Aber er erlangte auch historische Be- samte Schloßanlage erreichte damit eine Tiefe Ehrenhof durch die Hinzufügung zweier sich nach deutung: Am 18. Januar 1919 wurde hier die Ver- von 407 Metern, eine Dimension, deren Ziel es außen staffelnder Flügel, deren Kopfenden große sailler Friedenskonferenz begonnen, die mit der war, europaweit unübertroffen zu bleiben. Tempelfassaden erhielten, erweitert. Gleichzeitig Unterzeichnung des Friedensvertrags am 28. Juni 1667 begann Le Nôtre mit der Gestaltung des entstand die ausgedehnte Gartenfront, deren Brei- desselben Jahres ihren Abschluß fand. Gartens. Direkt am Schloß entstand zwischen te sich aus der Verbindung mit den Hofflügeln er- Durch die Überbauung der Terrasse entstand an Neptunbecken im Norden und Orangerie im Sü- gab und die Levau mit zwei Eckpavillons (darin Stelle des vor- und zurückspringenden Baukörpers den, zu der zwei jeweils zwanzig Meter breite der „Kriegs-" bzw. der „Friedenssaal") zu gliedern eine große, durchgehende Fassade, die auch von „Hundertstufentreppen" hinabführen, eine breite versuchte. Durch eine Terrasse über dem Erdge- der leichten Mittelrisalitbildung kaum belebt wird. Fläche mit regelmäßigen, niedriggeschnittenen schoß wurden sie miteinander verbunden, so daß Mit zurückgelegten Flügelbauten wurde diese Heckenmustern, das barock-typische „Broderiepar- das erste Stockwerk, das des Königs, noch stärker Gartenfront noch weiter, bis auf eine Gesamtlänge terre" (von frz. „broder" = sticken, da die Natur hier als Hauptgeschoß erschien. von 576 Metern verlängert. Die für den Barock ty- zum Ornament mit Formen eines Stickmusters wurde). In der rechtwinklig vom Schloß ausgehen- den Hauptachse folgen das Latonabecken und Tapis Vert (64 x 335 Meter) sowie das etwas tiefer liegende Apollobassin (82 x 116 Meter). Von Bro- derien umsäumt, rahmt es die auf einem von Rös- sern und Tritonen (Meeresgöttern) gezogenen Wa- gen stehende Statue des Sonnengottes, mit dem sich der König identifizierte, ein. Das Bassin stellt das Zentrum des Radial-, Achsen- und Sternsy- stems dar, das den Garten durchzieht. Wegen des Baumbestands, der heute sehr viel dichter und höher als ursprünglich gedacht ist, kommt dieses System jedoch nicht mehr voll zur Geltung. Die gewaltige Ausdehnung der Freianlage ver- deutlicht der 1560 Meter lange Kanals, der eben- falls in der Hauptachse liegt. Er wird von einem kürzeren Querkanal gekreuzt, an dessen Nord- ende zwei Lustschlösser liegen: das Grand Tria- non, das Hardouin-Mansart und Robert de Cotte 1687-1688 erbauten, und das Petit Trianon, 1764- 68 von J.-A. Gabriel errichtet. Nach dem Tod Lud- wigs XIV. wurden sie vom Hof dem riesigen Ver- sailler „Hauptschloß" vorgezogen. Die Spiegelgalerie des Königlichen Schlosses BAROCK UND ROKOKO (1600–1780) 57 AArrcchhiitteekkttuurr_ 005021--016210 _ D0 1A.L0T2 . 21070.60 9 .1210:0192 U1h2r: 5 0S eUihtre 6S0eite 60 (Schwarz/Process Black Auszug) Dominicus Zimmermann: Wallfahrts- dieses Konzept auf, entwickelte es aber noch da- kirche zum gegeißelten Heiland, durch weiter, daß er den sich der Kirche nähern- (Wieskirche), Wies bei Steingaden, Ober- bayern, 1745-57 den Pilger „narrt“: Die weiße und bescheidenen Nicht mehr nur nach Rom, sondern eben- Schlichtheit des Kirchenäußeren läßt nicht einmal so zu den süddeutschen Wallfahrtskirchen vermuten, von welch märchenhafter Pracht das in Dörfern und freier Landschaft pilgerten die Gläubigen im späten Barock. Innere ist. Die Kirche in der Wies von Dominicus Zimmermann erhält durch den großzügi- Das Rokoko und der Rückzug ins Private gen Lichteinfall und die weiße Innenfas- sung des ovalen Langhauses eine heitere Nach dem Tod Ludwigs XIV. 1715 setzte ein ge- Atmosphäre, die durch leuchtende Farb- wisser Überdruß an all dem Prunk und der Mo- akzente im Chor noch verstärkt wird. Die obere Loggia des doppelgeschossi- numentalität ein. In Paris entstand ein neuer Stil, gen Chorumgangs grenzen blaumarmo- den man nach dem neuen König Ludwig XV. rierte Stucksäulen ein, die mit den rotmar- morierten am Hochaltar kontrastrieren, auch „Louis-quinze“ nannte. Die gängigere Be- über dem ein blauer Baldachin schwebt. zeichnung „Rokoko“ leitete sich ab von dem fran- Im unteren Teil des doppelgeschossigen zösischen Wort „rocaille“ = Muschel, die eines Hochaltars steht das Gnadenbild des ge- geißelten Christus und bestimmt das Bild- der Grundmotive des Stils wurde. Muschel- und programm bis hin zum Deckengemälde, Knorpelwerk, Blumen und Ranken umschlängel- wo Engel Gottvater die Leidenswerkzeuge vorzeigen. ten die Bauglieder in naturalistischer oder auch bizarr stilisierter Form teils locker und asymme- die mit einer ans Skurrile grenzenden Phantasie trisch, teils sie um- oder überwuchernd. lebendige Bewegtheit spüren ließen. Sein weit Nicht nur das Dekor wurde feiner, kleiner und ver- verbreitetes theoretisches Werk beeinflußte be- spielter. Das Intime und Persönliche erhielt größe- sonders böhmische und süddeutsche Baumeister re Bedeutung, die Ambitionen richteten sich stär- stark. So ließen sich nicht nur die Brüder Dient- ker auf die Gestaltung des Innenraums. Man lieb- zenhofer für die Kirche St. Nikolaus auf der Prager te galante Schäferspiele und zierliche Porzellanfi- Kleinseite von Guarini anregen, sondern vor allem guren und baute kleine Gartenschlößchen, die auch der Würzburger Baumeister Johann Baltha- häufig mit romantisch klingenden Namen verse- sar Neumann. Seine Wallfahrtskirche Vierzehnhei- hen wurden (z. B. „Monbijou“ in Berlin oder „Soli- ligen vollendete Guarinis Gedanken der Raum- tude“ in Stuttgart). durchdringung; die den ganzen Innenraum be- Es wird gern gestritten, ob das Rokoko als eigene wegenden Schwingungen werden durch ein Stilepoche oder als Variante des Spätbarock an- kreatives Farbenspiel und eine Vielzahl von Orna- zusehen ist. Und auch wenn man Stilgrenzen an- menten verstärkt. Auch Dominicus Zimmermann, nimmt, ist es eine Interpretationsfrage, ob man der Architekt der Wallfahrtskirche der Wies, nahm eine Dekoration als so zart und feingliedrig, einen Johann Balthasar Neumann: Wall- fahrtskirche zu den 14 Nothelfern (Vierzehnheiligen), Oberfranken, 1743- 1772 Die Kirche stellt mit ihrem ungebundenen Raumsystem eine vollendete Synthese aus barocker Plastizität und schon rokoko- hafter Leichtigkeit dar, wobei der Wider- spruch zwischen Langhaus und Zentral- bauauf originelle Weise aufgelöst ist. Denn der zierliche Altar der vierzehn Not- helfer befindet sich nicht im Chor, sondern frei im Raum, mitten im Langhaus unter einem Baldachin, dessen Pfeilerstellungen ein Oval umgrenzen. Die große Tambourkuppelüber der Vie- rung, die die italienischen Kirchenräume in die Höhe zog, ist hier den gegeneinan- der gesetzten Oval- und Kreisformen ge- wichen, die das Gewölbe verschwinden lassen und jede Schwere auflösen. Neu- mann steigert so Christoph Dientzenho- fers Methode zur synkopischen Durchdrin- gung der Gewölbe. Keine strenge Monu- mentalität mehr beeindruckt hier, sondern Heiterkeit in einem lichten Raum macht die Atmosphäre dieser Kirche anziehend. 60 BAROCK UND ROKOKO (1600–1780) AArrcchhiitteekkttuurr_ 007001--017290 _ D0 1A.L0T2 . 21070.60 9 .1210:0194 U1h2r: 5 0S eUihtre 7S8eite 78 (Schwarz/Process Black Auszug) DIE SCHULE VON CHICAGO 1871 hatte man hier auf besonders bittere Weise 1880–1900 erfahren müssen, daß Eisen bei weitem nicht so feuerfest war, wie man geglaubt hatte: In dem In die Höhe gebaut Großbrand, der fast die ganze Stadt vernichtete, Auch für den Bau von Wohn- oder Verwaltungs- schmolzen die Eisenkonstruktionen wie Butter. häusern galt das Gebot der optimalen Ausnut- Angesichts des Booms suchte man nach Mög- zung einer gegebenen Grundfläche. Gerade aber lichkeiten, immer höher und zugleich feuerfest zu die zur Bebauung zur Verfügung stehenden bauen. Doch der höchste Ziegelbau, den man Grundflächen wurden immer rarer und teurer. 1884-1892 errichtete, das Monadnock Building Dies gilt im besonderen Maße für die Wirt- von Burnham und Root, mußte für seine fünfzehn schafts- und Verwaltungszentren der Vereinigten Stockwerke mit gut zwei Meter dicken Erdge- Staaten und hier vor allem für Chicago: 1850 schoßmauern ausgestattet werden – was wert- zählte die Stadt erst 30000 Einwohner, 1870 volle Laden- wie Schaufensterfläche kostete. Zu- zehnmal so viele, 1880 eine halbe und 1890 kunftsweisend war dagegen die Gestaltung des mehr als eine Million. Zu diesem Zeitpunkt war Gebäudes als schmucklose rote Ziegelscheibe, Daniel Hudson Burnham: Flatiron Chicago längst zur beherrschenden Metropole die nur von flachen, haushohen Erkern und den (Fuller Building), New York, 1902 des amerikanischen Mittelwestens geworden, tief in die Wand eingelassenen Fenstern geglie- Das Hochhaus am New Yorker Broad- Knotenpunkt von Eisenbahn und Schiffahrt, Um- dert wurde. way, das auf einem äußerst spitzwinkli- gen – bügeleisenförmigen (daher sein schlagplatz für Getreide und Holz, Standort von Name) – Grundstück steht, gilt als extre- Metallverarbeitungsbetrieben und der größten Form follows function mes Beispiel für die optimale Nutzung einer begrenzten Fläche. Schlachthöfe der Welt. In Chicago, der zukunftseuphorischen Metropole, stand man einer schlichten und damit auch öko- nomischen Gestaltung aufgeschlossener gegen- über als etwa in New York, wo man die Hoch- häuser noch mit schweren, historisierenden Außenwänden versah. Hier wollte man nicht die Motive der europäischen Architekturgeschichte imitieren, sondern selbstbewußt einen eigenen Stil schaffen. Schon 1879 hatte William le Baron Jenney an den Fassaden seines von gußeisernen Säulen getragenen First Leiter Buildings nur noch die Stützen und Querträger (Geschoßdecken) ver- kleidet und das so entstandene Raster mit riesi- gen Fensterflächen ausgefüllt. Ähnlich ging der Architekt, nach dessen Entwurf mit dem Home Insurance Building 1883-85 das erste zehn- stöckige Hochhaus mit reinem Stahlskelett ge- baut wurde, rund zehn Jahre später beim Second Leiter Building vor: Dessen natursteinverkleidetes Äußeres war fast ganz schmucklos und wurde nur von waage- wie senkrechten Mauerbändern gegliedert; einzig angedeutete Kapitelle am Kopf der breiten Mauerstreifen, die jeweils im Abstand von vier Fenstern die Fassade strukturierten, erin- nerten noch schwach an Pilaster. Die Feuerfestig- keit dieses Gebäudes gewährleistete die Umman- telung seines Metallgerüstes - erstmals aus dem für die weitere Entwicklung der Bautechnik wich- tigen Bessemerstahl - mit Hohlsteinen. Indem sie zwischen zwei Fenster jeweils einen hervorgehobenen, senkrechten Wandstreifen leg- ten, unterstrichen Dankmar Adler und Louis H. Sullivan beim Wainwright Building in St. Louis 1890-1891 und dem noch bekannteren Guaranty 78 HISTORISMUS UND INGENIEURARCHITEKTUR (1840–1900) AArrcchhiitteekkttuurr _010112--112200_ D 0A1L.T0-2>.N2E0U0 6 2 21.10:91.72 0U0h9r 1S2e:i5t9e U1h1r2 Seite 112 (Schwarz/Process Black Auszug) BEGRIFFSREGISTER ger, im höchsten Punkt (Schei- Kleeblattanlage Kirche mit tel) sitzt der Schlußstein. Die drei Apsiden (s. Apsis), die nach Die erklärten Begriffe sind im Haupttext kursiv gestellt. Ansichtsseite des B.s heißt drei Richtungen weisen. Stirn, die Innenfläche Bogenlai- Empore Tribüne oder Galerie bung und die obere Außen- Abtei Kloster, dem ein Abt Balustrade Ein durch Neben- im Kirchenraum, die zur Ver- fläche Rücken. Die meisten B.- oder eine Äbtissin vorsteht. Das einanderreihen von kleinen größerung der Bodenfläche, zur Formen sind aus einem Kreis mit dem Kloster verbundene Säulchen (Baluster) gebildetes Absonderung bestimmter Grup- oder mehreren Kreissegmenten Haus des Abtes enthält oft eine Geländer. pen der Gemeinde (z. B. Frau- entwickelt: Der Rundbogen ent- eigene Kapelle, manchmal auch Baptisterium Selbständiges en), vor allem aber der Gliede- spricht einem Halbkreisbogen, einen gesonderten Kreuzgang. kirchliches Bauwerk, in dem die rung der Wand dient (s. Wand- der Spitzbogen wird aus zwei aufbau). Agora Griechischer Markt- und christliche Taufe vollzogen wur- Kreisbögen konstruiert, die sich Versammlungsplatz. de. In der Mitte befand sich ein Emporenbasilika Basilika, die im Scheitel überschneiden und Taufbecken (Piscina), in dem zu beiden Seiten des Mittel- Antentempel Älteste Form eine Spitze formen. der Täufling vollständig unterge- schiffes Emporen über den Sei- des griechischen Tempels mit taucht wurde. Bündelpfeiler In der gotischen tenschiffen hat. verlängerten Cella-Wänden (An- Baukunst eine um einen Pfeiler- ten), die eine Vorhalle bilden, in Basilika Die Markt- und Ge- Enfilade Zimmerflucht, bei der kern geordnete Gruppe von klei- deren Öffnung zwei Säulen ein- richtshalle des römischen Rei- die Türen in einer Achse liegen nen und großen Dreiviertelsäu- gestellt sind. ches; Bautypus vom Christen- und eine Durchsicht durch alle len (Dienste). tum übernommen. Beim christ- Zimmer gewähren. Aquädukt Römisch-antike Campanile Der freistehende Wasserleitung, bei der eine lichen Kirchenbau handelt es Fiale Schlankes, spitzes Tür- Glockenturm italienischer Kir- Wasserrinne offen oder ver- sich um einen mehrschiffigen mchen. Typische architektoni- chen. deckt durch eine oft mehr- Langbau mit einem Mittelschiff, sche Zierform der Gotik, die oft stöckige Bogenbrücke in natürli- das höher als die Seitenschiffe Camposanto („Hl. Feld“) Italie- als Pfeileraufsatz auftritt. ist und eine Fensterzone nische Bezeichnung für Fried- chem Gefälle des Wassers in First Linie, an der die Dach- die Stadt fließen konnte. (Gaden)aufweist. hof. flächen eines Gebäudes in ei- Apsis In der römischen Antike: Basis Der Fuß einer Säule oder Cella Fensterloser Hauptraum nem Winkel zusammenstoßen. Halbkreisförmiger, überwölbter eines Pfeilers. des antiken Tempels, in dem Freitreppe Eine außerhalb des das Götterbild stand. Raum, der einem übergeordne- Bauhütte Gemeinschaft der Gebäudes angelegte Treppe oh- ten Hauptraum an- oder einge- Bauleute und Steinmetze an ei- Chor Ursprünglich nur für den ne Dach. baut ist. In der christlichen Bau- nem mittelalterlichen Kirchen- Chorgesang der Geistlichen be- Fries Waagerechter Streifen kunst: Meist halbkreisförmiger bau. stimmter, höherliegender zur Gliederung, zum Schmuck Abschluß eines rechteckigen Raumteil in christlichen Kirchen. Bauhüttenbücher Obwohl die und zur Belebung einer Wand. Langbaus; wichtiger Bestandteil Seit dem 8./9. Jh. wird die ge- Zunftordnung das „Hüttenge- Man unterscheidet zwischen des Kirchengebäudes. samte Verlängerung des Mittel- heimnis“ vorschrieb, gelangte Ornamentfries und Figurenfries. schiffes als Chor bezeichnet. Architrav In der antiken Kunst die hochentwickelte Geometrie Fischgrätverband Eine Art des und in den von ihr abhängigen der gotischen Kirchenbauten im Chorumgang Ein um den Chor Mauerverfahrens, bei dem die Baustilen der waagerechte, auf späten Mittelalter auch über herumlaufender Gang, der Steine in zwei Schichten ab- den Säulen aufliegende und von den Buchdruck an die Öffent- durch die Weiterführung der wechselnd schräg zueinander ihnen getragene Hauptbalken lichkeit. Seitenschiffe entsteht und ge- gesetzt sind, so daß ein Fisch- eines Tempels. Der A. trägt sei- wöhnlich durch offene Bogen- Bauschule Oberbegriff für grätmuster entsteht. nerseits den Oberbau. stellungen vom Chor getrennt räumlich nahe und stilistisch ist. Forum Römischer Markt- und Arkade Bogenstellung; ein auf verwandte Baukunst; meist re- Versammlungsplatz. Stützgliedern, d. h. auf Pfeilern gional zugehöriger Name (wie Dachreiter Schlankes (Holz)- oder Säulen(Arkadenstützen) B. der Ile de France). Türmchen auf dem First des Fresko Malereitechnik, bei der ruhender Rundbogen. Die Rei- Hauptdaches einer Kirche. mit Wasser angeriebene, kalk- Binder Baustein, dessen hung mehrerer Bögen nennt Schmalseite im Mauerwerk Dekor Gesamtheit aller zur beständige Farben auf frischen man Arkaden(-bögen). Arkaden nach außen zeigt. Ausschmückung dienenden Ge- Kalkputz aufgetragen werden; können in einem oder mehreren genstände und Einzelmotive ei- bereits seit der Antike bekannt. Geschossen übereinander an- Bleiverglasung Metallstreifen, nes Bauwerks. Die Fresken Raffaels, Michelan- geordnet sein (Arkadenge- mit denen die Einzelscheiben gelos und Tiepolos gelten als schoß). Die dreieckige, auf einer großer Glasfenster gefaßt wer- Dienst In der gotischen Kunst Höhepunkte dieser Kunst. den; schon den Römern geläu- hohe Halb- oder Dreiviertelsäule Spitze stehende Fläche über Gaden (Lichtgaden, Ober- fig. an der Wand oder am Bündel- den Stützgliedern heißt Arka- gaden) Die Fensterzone im Mit- pfeiler. denzwickel. Blendarkade, Blendbogen, telschiff der Basilika. Blendfenster Ein der Mauer Donjon Zentraler, wehrhafter Atrium Zentraler Wohnhof des Galerie Nach einer Seite offe- zum Zweck der Dekoration und Wohnturm, bes. französischer römischen Privathauses. In der ner, langgestreckter Gang. der Gliederung vorgebauter Bo- Burgen. frühchristlichen und mittelalterli- 1.Repräsentativer Verbindungs- chen Baukunst ein der Kirche gen, der keine Maueröffnung DoppelchorigKirche mit einem gang im Schloßbau der Renais- vorgelagerter Hof (auch Para- umschließt. Mehrere Blendbö- Ost- und einem Westchor. sance und des Barock. 2. Offe- gen bilden eine Blendarkade. dies genannt). Doppelturmfassade Hauptan- ner Laufgang an Kirchen oder Bogen Gewölbte Konstruktion sichtsseite eines Kirchenbaus, Wehrbauten. Axialität Die Ausrichtung der in einer Maueröffnung oder Hal- die von einem Turmpaar be- Achsen in einem Bauwerk. Eine Gebälk 1. Alle zu einer le. Der B. bietet die einzige grenzt ist. Achse ist eine gedachte Gerade, Deckenkonstruktion gehören- Möglichkeit, um im Steinbau die der Länge oder der Breite Dorisch Ältester der griechisch den Balken. 2. In der Antike die größere Spannweiten zu über- nach durch einen Baukörper klassischen Stile (s. Säulenord- Gesamtheit von Architrav, Fries brücken, da er die Last abfängt oder ein Bauteil gezogen wer- nung). und Gesims. und auf Stützen verteilt. Der er- den kann. ste Stein des B.s ist der Anfän- Dreikonchenanlage,auch Gebundenes System Häufi- 112 ANHANG
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