DK 536.52:536.52:621.365.46 FORSCH U NGSBE RICHTE DES WIRTSCHAFTS- UND VERKEHRSMINISTERIUMS NORDRH EIN-WESTFALE N Herausgegeben von Staatssekretär Prof. Dr. h. c. Dr. E. h. Leo Brandt Nr. 516 Prof. Dr.-Ing. Horold Müller Dipl.-Ing. Friedhelm Reinke Dipl.-Ing. Wilhelm Sorgenicht Elektrowärme-Institut Essen-Langenberg Gesamtstrahlungsmessungen der Temperaturstrahlung Als Manuskript gedruckt WESTDEUTSCHER VERLAG I KOLN UND OPLADEN 1958 ISBN 978-3-663-03665-4 ISBN 978-3-663-04854-1 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-04854-1 Forschungsberichte des Wirtscbafts- und Verkehrsministeriums Nordrbein-Westfalen G 1 i e der u n g TEIL I s. I. Übersicht • • 5 . . 11. Einführung · s . 6 s. 111. Der Strahlungsmesser nach GERLACH-PASCHEN • 7 s. IV. Zusammenfassung ••••• 43 V. Literaturverzeichnis · s. 45 TEIL 11 I. Theoretische Grundlagen •• · s. 48 11. Die neue Leichtsonde • • • S. 56 111. Anwendung der Leichtsonde • S. 65 IV. Literaturverzeichnis • • • • S. 82 Seite 3 Forsohungsberiohte des Wirtsohafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen Teil I Über die absolute Messung der Bestrahlungsstärke von technischen Ultrarotstrahlern I. Übersicht Der Strahlungsmesser nach GERLACH-PASCHEN wird begriffsmäßig als Thermo umformer mit zwei physikalisch vollkommen verschiedenen Heizungsmöglich keiten gekennzeichnet. Es erfolgt eine Beschreibung des im Elektrowärme Institut gebauten Gerätes. Ferner wird ein Verfahren angegeben, einen Korrekturfaktor zu messen, der bei der Eichung des Strahlungsmessers die Schwärzung des Heizleiters sowie die unterschiedlichen Verhältnisse bei der Strahlungs- bzw. bei elektrischer Heizung des Umformers berücksich tigt. Die Bestrahlungsstärke B wird definiert und ihre Messung beschrie ben. Die Darstellungsmöglichkeiten der Bestrahlungsstärke werden an einer Reihe von Messungen an technischen Strahlern verschiedener Bauart gezeigt. Für diese Messungen werden mehrere Strahlungsmesser eingesetzt. Durch die Integration einer Bestrahlungsstärke über die gesamte bestrahlte Fläche läßt sich die von einem Strahler in Form von Strahlung abgegebene Leistung bestimmen und ins Verhältnis setzen zu der aufgenommenen elektrischen Leistung. Der Quotient heißt Strahlungsausbeute ~ s' Seite 5 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Weetfalen 11. Einführung Im Jahre 1912 veröffentlichte W. GERLACH [1] die Arbeit: "Eine Methode zur Bestimmung der Strahlung in absolutem Maß und die Konstante des STEFAN-BOLTZMANN'schen Gesetzes". Zum Zeitpunkt ihres Erscheinens lag die besondere Bedeutung dieser Arbeit in der experimentellen Bestimmung der Konstanten im STEFAN-BOLTZMANN'schen Gesetz s= ~ .T4. Gegenwärtig dagegen hat das Verfahren, eine Strahlung im absoluten Maß zu bestimmen, durch die wachsende,praktische und gezielte Anwendung der Ultrarotstrah lung besonders an Bedeutung gewonnen. Dem von PASCHEN angegebenen Meßverfahren liegt folgendes Prinzip zugrunde: Man denke sich eine Metallfolie, deren ebene Flächenausdehnung F be 1 kannt ist. Diese Folie ist auf ihrer Oberseite zur Erzielung eines hohen Absorptionsvermögens geschwärzt. Auf der Unterseite sind in gut wärme leitender Verbindung mit der Folie die elektrisch gegen diese und gegen einander isolierten Meßstellen einer Thermobatterie angebracht, die auf ein Galvanometer arbeitet. Trifft nun eine Strahlung aus dem vor der Folie liegenden Halbraum auf die geschwärzte Fläche, so wird sich diese entsprechend der Strahlungsintensität erwärmen und an dem Galvanometer eine von der Strahlungsintensität abhängige Anzeige hervorrufen. Der Strahlungseinfall auf die geschwärzte Fläche werde jetzt weitgehend un terbunden, so daß die Galvanometeranzeige verschwindet. Schaltet man . dann die Folie in einen elektrischen Stromkreis und erwärmt sie durch Stromfluß bis auf die gleiche Galvanometeranzeige, so herrscht an den Meßstellen der Thermobatterie die gleiche mittlere Temperatur wie im Falle der Bestrahlung der Fläche. Bei dieser Gleichheit werden auch die in der Folie bei den jeweiligen Beheizungsarten wirksamen Leistungen quantitativ einander sehr nahe liegen; dementsprechend wurde das Gerät zunächst so betrieben, als sei das Verhältnis von elektrischer Leistung zu Strahlungsleistung bei gleichen Galvanometeranzeigen gleich eins. Durch die Meßbarkeit der elektrischen Leistung, die in der Folie wirk- sam ist, ist also indirekt auch die Bestrahlungsstärke meßbar geworden, deren Dimensionen sich bei Berücksichtigung der Ausdehnung der geschwärzten Empfängerseite F zu Leistung/Fläche ergibt. 2 Im Prinzip ist der Strahlungsmesser nach GERLACH-Paschen also ein Doppel thermoumformer, denn in ihm kann die Thermospannung sowohl durch Strahlung als auch durch elektrischen Strom erzuegt werden. Seit~ 6 Forsohungsberiohte des Wirtsohaf'ts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westf'alen Für die Anwendung eines derartigen Gerätes mißt man die bei den verschie denen elektrischen Heizleistungen auftretende Thermospannung. Unter der Annahme, daß bei gleichen Thermospannungen elektrische Heizung und Strah lungsheizung quantitativ gleich sind, kann man die Kennlinie B = f (E ) Th zeichnen, worin B die Bestrahlungsstärke in mw/cm2 und ETh die einge prägte Thermospannung in mV ist. 111. Der Strahlungsmesser nach GERLACH-PASCHEN Dieses im Elektrowärme-Institut gebaute Gerät besteht im wesentlicben aus drei Hauptteilen, nämlich dem Doppelthermoumformer, dem Träger die ses Umformers und dem wassergekühlten Gehäuse. Der Thermoumformer be si tzt eine 20/A- dicke Manganinfolie (Manganin er gibt gegen Kupfer eine vernachlässigbare Thermospannung), die mit ihren scharfkantig umgewinkelten Enden an Kupferstücke hart angelötet ist. Die Folie hat eine Breite von 0,5 cm und-zwischen den Umwinkelungen eine Länge von 2,1 cm. Sie ist auf ihrer Oberseite mit dem Ruß brennenden Kampfers geschwärzt. Die für die auftreffende Strahlung wirksame Fläche ist demnach 0,5 x 2,1 ~ 1,05 cm2• Unter der Folie sind die je 6 Meß stellen zweier Thermobatterien mit Araldit Typ 15, durch Glimmerplätt chen von 1 mm ~ isoliert, aufgeklebt. Die Thermobatterien sind in Reihe geschaltet. Sie haben in dieser Schaltung einen Widerstand von 16,2 Ohm. Die Schenkel ihrer Elemente bestehen aus NiCr- und Konstantandraht von 40 ~ Dicke. Die Meßstellen sind bei 6200 C mit möglichst wenig Silber lot durch mittelbare Widerstandserwärmung hart gelötet, die Ve~gleichs stellen sind auf Silberfähnchen weich gelötet, die ebenfalls mit Glimmer spänen beidseitig beklebt und indirekt wassergekühlt sind. An die äußer sten Silberfahnen der Batterien, die verlängert ausgeführt sind, sind die Anschlußleitungen gelötet, an die Enden der Kupferstücke die Zufüh rungen des Heizstromes, an 'die Umwinkelungen der Kupferstücke die Poten tialabgriffe zur Bestimmung des durch den Heizstrom hervorgerufenen Spannungsabfalls in der Folie. Durch die geringe Foliendicke (20~) und die Drahtdurchmesser (40~) wurde eine Einstellzeit des Umformers von etwa 12 bis 15 Sekunden erzielt. Als Heizstromquelle diente eine Batte rie von sieben Ni-Fe-Akkumalatoren. Der Heizstrom wurde über zwei paral lele Regelwiderstände von je 21,5 Ohm eingestellt. Seite 1 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfaleri Schulzkapp. 1 • DrückSlüc" z<;m Anpr.ssf'n d.r V.rgl"lch3SI,.II.n Wa S sf'rkiihllJ n 9 SCHNITT 6 ,.lnschlufJjfll',mnlt>n J .inlauf I st~lI f./ .. " .. n harl gt>/ÖI .. , F,lil' und KupfrrslÜck VrrgltichSSltllM cuf b ..i 520' C h~rl v(>rli:ir(>If\~~~~~~V1~Silb .. rbl .. ch wfichg./iil.1 Isoli .. rl .. r Doppl'l- Thermoumform.r (Ni ehr. -Kon s/.J Abbildung 1 Strahlungsmesser nach GERLACH-PASCHEN Seite 8 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen Der Thermoumformer ist vollständig in eine Messingplatte eingelassen, die wir Träger nennen. Die Platte hat in der Mitte einen Durchbruch et wa in der Größe der Empfängerfläche. Die Flanken dieses Durchbruches sind unter 400 abgeschrägt und dienen als Gegenlager für die Vergleichs stellen der Thermobatterien, die zur Erzielung eines guten Wärmeüber gangs von unten gegen diese Flanken gepreßt werden. Die Kupferstücke, die an die Folie gelötet sind,werden von unten durch angeschraubte Laschen in Nuten gepreßt. Diese Laschen sowie das Druckstück für die Vergleichsstellen sind in die Unterseite des Trägers eingelassen. Quer zur Lage des Bändchens sind in die Unterseite des Trägers zwei Nu ten gefräßt, die die Zuleitungen für die Thermobatterien und die Poten tialabgriffe fassen. Alle Berührungsstellen zwischen Thermoumformer und Träger sind auf der Trägerseite zur Isolation mit Glimmer ausgekleidet, der ebenfalls mit Araldit aufgeklebt ist. Der Träger ist mit vier Schrauben auf das wassergekühlte Gehäuse ge schraubt. Zur Erzielung eines guten Wärmeübergangs sind die Berührungs flächen bei der Teile geschliffen. Das Gehäuse besteht aus einem Rohr stück, daß an einem Ende mit einer aufgelöteten Messingplatte abgeschlos sen ist. Das obere Rohrende wird durch eine zweite Platte abgedeckt, die durch drei durchbohrte Bolzen auf das Rohrstück wasserdicht aufge preßt wird. Das so entstandene Gefäß enthält eine Düse, durch die das durch das Innere eines seitlich einmündenden Doppelrohres gepumpte Kühl wasser gegen die Deckplatte gedrückt wird. Der Wasserrücklauf erfolgt durch das Äußere des Doppelrohres. Zur Erzielung eines guten Wärmeüber gangs von der Deckplatte auf das Wa3ser sind unter die Deckplatte sechs Kühlrippen gelötet. Die durchbohrten Spannbolzen der Deckplatte münden an der Unterseite des Gehäuses an einem Klemmbrett. Die Bohrungen dienen als Weg für die Lei tungen vom Thermoumformer zum Klemmbrett, das ebenso wie der Träger mit einer Schutzkappe versehen ist. a) Die Überprüfung des Strahlungsmessers nach GERLACH-PASOHEN Das Gerät ist in der beschriebenen Ausführung mit einer zeitweiligen Be 2 lastung von über 1 w/cm störungsfrei betrieben worden, auch eine Ände rung der Empfindlichkeit konnte nicht beobachtet werden. Das Gerät ist also als in hohem Maße betriebssicher anzusprechen. Seite 9 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen Dagegen sind die gelieferten Meßwerte bei absoluten Betrachtungen nicht mit großer Sicherheit bewertet worden, weil Zweifel darüber bestanden, ob die wirksamen Leistungen bei den verschiedenen Heizungsarten tatsäch lich quantitativ gleich groß sind, wie das eingangs angenommen worden war. Diesem Zweifel liegen zwei Überlegungen zugrunde. Es ist erstens bekannt, daß das Absorptionsvermögen von Kampferruß nicht genau 1 beträgt, sondern nur etwa 0,99. Zweitens entsteht bei der Heizung durch elektrischen Strom die Wärme über den Folienquerschnitt gleichmäßig im Gegensatz zur Strah lungsheizung, bei der die Wärme sich an der Oberfläche der Schwärzung bildet, also durch den Kampferruß und die Folie auf die Meßstellen der Thermobatterie strömen muß. Auf Grund dieser Überlegungen muß vermutet werden, die Bestrahlungsstärke an der Oberfläche der Schwärzung wird quantitativ größer sein als eine elektrische Leistung bei gleicher Ther mospannung. Die Größe dieser Abweichung ist unbekannt und ihre Auffin dung dem nachfolgend beschriebenen Versuch vorbehalten. In der dazu auf gestellten Rechnung findet die genannte Abweichung als Korrekturfaktor a (T ) Eingang, weil der Faktor das Absorptionsvermögen enthält und 2 2 auch die anderen Einflüsse sich auswirken wie eine Verringerung des Absorptionsvermögens der Schwärzung des Empfängers. Schafft man durch Auswahl geeigneter Versuchsbedingungen die Möglichkeit, eine zu messende Größe auch zu berechnen., so kann man durch Vergleich der gerechneten mit der gemessenen Größe einen im Meßverfahren unter Um ständen vorhandenen systematischen Fehler auffinden und ihn fortan be rücksichtigen, auch wenn später die Meßgröße einer Berechnung unzugäng lich ist. In diesem Sinne erfolgt die Überprüfung. Ein Körper, der alle auf ihn fallende Strahlung absorbiert, heißt schwar zer Körper. Die Gesetzmäßigkeiten, denen seine Strahlung unterliegt, sind physikalisch bekannt. Die Verwirklichung eines solchen Körpers läßt sich durch einen Hohlraum mit beliebiger Näherung erreichen. Versieht man ei nen geschlossenen Hohlraum mit einer Öffnung, deren Ausmaß klein ist ge gen die des Hohlraumes, so stellt die durch die Öffnung gebildete Fläche bereits eine gute Annäherung an einen schwarzen Körper dar, ·wenn inner halb des Hohlraumes an allen Punkten die gleiche Temperatur herrscht. Das Gesetz von STEFAN-BOLTZMANN beschreibt die Strahlung eines schwarzen Körpers: Ein schwarzer Körper mit der Temperatur T strahlt von jeder 1 Flächeneinheit in den vor dieser liegenden Halbraum mit der Leistung: Seite 10 Forsohungsberiohte des Wirtsobafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen " = r," 6'. Darin ist 0~ = 5,775-10- '2 W·cm -2 • K- 4 die Konstante des STEFAN-BOLTZ- MANN'schen Gesetzes. F1 Flächeneinheiten strahlen mit der Leistung: Die Gleichung 2 stellt unter Einbeziehung des LAMBERT'schen Gesetzes die Integration über alle Raumwinkeleinheiten des vor der Fläche F1 liegen den Halbraumes dar. Das LAMBERT'sche Gesetz, das nur dem Experiment ent nommen werden kann, besagt, daß die in Normalrichtung von einem Flächen element ausgesandte Strahlung multipliziert mit dem cos ßgleich ist der in ß Richtung ausgesandten Strahlung. Auf die Raumwinkeleinheit, die senk recht auf der Fläche F1 steht, entfällt 1/~ der Strahlung S,. Im Abstand R, von der Fläche F sei eine Fläche F derart aufgestellt, 1 2 daß die Normalen beider Flächen zusammenfallen. '2 I I 1-- -~--=-+-_. -_ . ...... - -- . - --.....0. df2 ~~ J J -~' ~ A b b i 1 dun g 2 Zum Strahlungsaustausch zwischen zwei planparallelen Flächen in den Abständen R1 bzw. R2 Dann entfällt auf die Fläche F die Strahlung (vgl. Abb. 2): 2 Seite 11