ebook img

Gesamtes Heft LWF-aktuell 84 herunterladen 6,4 MB PDF

56 Pages·2011·6.38 MB·German
by  
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Gesamtes Heft LWF-aktuell 84 herunterladen 6,4 MB

18.Jahrgang;Ausgabe5-2011;ISSN1435-4098;Einzelpreis:€5,– a ue ll t 84 k mitWaldforschungaktuell43|2011 Bergwaldwirtschaft Das Magazin der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft und Mitgliederzeitschrift des Zentrums Wald-Forst-Holz Weihenstephan INHALT 6 BERGWALDWIRTSCHAFT Waldumbau:Sokann’sgehen Bergwaldbewirtschaftung MeinhardSüß 4 WaldumbauamBlomberg MaxLeutenbauer 6 Gebirgsforstwirtschaft:einanspruchsvollesHandwerk InterviewmitFranzObermayer 9 WaldwirtschaftimbäuerlichenBergwald GerhardWaasundJoachimHamberger 13 VomArbeitenmitBäumenundMenschen DanielFreudingundKlausDinser 17 AllesGutekommtvonunten! JoachimStieglerundFranzBinder 20 VonNachbarnlernen MonikaArzbergerundFranzBinder 22 DerWaldumbauisteineschwierigeAuf- WALDFORSCHUNG AKTUELL gabe.WennaberalleBeteiligtenaneinem Strangziehen,lässtsichdieseAufgabeer- ChanceoderRisiko?SaatimSchutzwald folgreichmeistern.RevierförsterMaxLeu- MichaelKutscher,Eva-MariaBayerundAxelGöttlein 25 tenbauerausBadTölzundJagdvorsteher NachrichtenundVeranstaltungen 27 JosefSchauerzeigen,wie’sgehenkann. 25 SAAT UND PFLANZEN SaatenimSchutzwald EinstarkesTeam! BarbaraFussi 29 Kurzberichte 30 WALD-WISSENSCHAFT-PRAXIS WKS-Witterungsreport:EndlichwiederRegen! LotharZimmermannundStephanRaspe 33 WKS-Bodenfeuchtemessungen:EndederAustrocknung StephanRaspeundWinfriedGrimmeisen 36 BauenmitHolz=aktiverKlimaschutz AndreasPahlerundGerdWegener 38 WannbietenSaatenimGebirgegünstige NatürlicheBestandsentwicklunginBergmischwälderndesBayerischenWaldes MöglichkeitenderBestandsbegründung? UdoEndres,BernhardFörsterundMarkusBlaschke 40 WelcheSituationensinddabeiunbedingt DreidimensionaleVermessungvonWäldernausdemFlugzeug zuvermeiden?EinFreilandversuchsucht ChristophStraub,RudolfSeitzundArminTroycke 44 nachdenrichtigenAntworten. VerfahrenstestzumForstlichenGutachten2009 DanielaGörnerundThomasKudernatsch 47 VerändernDouglasienWasserundBoden? JörgPrietzelundSvenBachmann 50 47 DemWildverbissaufderSpur KURZ & BÜNDIG Nachrichten 53 Impressum 55 Seit1986bewertetdas»ForstlicheGutach- tenzurSituationderWaldverjüngung«den Schalenwildverbiss. Mit den zusätzlichen Titelseite:SeitJahrhundertensinddieBergwälderPro- duktionsraumfürdenRohstoffHolzundWirtschaftsraum »RevierweisenAussagen«wirddieAussa- fürdiedortlebendenMenschen.Einenachhaltigeund gekraftdesGutachtenweitergestärkt. naturnaheNutzungdesWaldesistderbesteWeg,die vielfältigenNutz-,Schutz-undErholungsfunktionendes Fotos:(v.o.)M.Leutenbauer,M.Kutscher,M.Mößnang Bergwaldeszuverbessernundzubewahren. Foto:P.Dimke LWFaktuell84/2011 EDITORIAL LiebeLeserinnenundLeser, dieAufgaben,diederWaldimGebirgezuerfüllenhat,sindausgesprochen vielfältig.ErschütztdieBewohnerundBesuchervorNaturgefahren,alsprä- gendesLandschaftselementbesitztereinegroßeBedeutungfürTourismus, ErholungundLebensraumfürPflanzenundTiereundalsLieferantdesnach- wachsenden Rohstoffes Holz ist er Arbeitsplatz, Sparkasse und Einnahme- quellefürdieWaldbesitzer. DerBergwaldkannseinemultifunktionalenAufgabennachhaltigjedoch nurerfüllen,wennallebeteiligtenPersonenundGruppierungen,diemitdem WaldinirgendeinerWeiseverbundensind,amgleichenStrangziehen.Da- mitdiesesZielauchtatsächlicherreichtwerdenkann,müssenalleBeteilig- ten kompromissbereit und mit Rücksicht und Verständnis auf die anderen zugehen.DieFörsterderBayerischenForstverwaltungundderBayerischen StaatsforstengehenanihreAufgabenmitgroßemEngagementundmitBe- geisterungheran.IndiesemHeftwollenwirdahervorallemForstpraktiker zuWortkommenlassen.SiestellendieBedeutungderHolznutzungfürden ErhaltderBergweltebensoherauswieauchdieProbleme,mitdenensiein der Bergwaldbewirtschaftung tagtäglich konfrontiert werden. Sie nennen aber auch Lösungswege und belegendiesemit eindrucksvollen Beispielen. DennochgibtesauchvieleBeispiele,woüberJahrzehntehinwegdieBedeu- tungdesWaldesnichterkanntwurde.Vor25JahrenhatdieBayerischeForst- verwaltungSchutzwaldsanierungsstelleninsLebengerufen,umWälder,die ihreSchutzfunktionennichtmehrerfüllenkönnen,zusanieren.Mittlerwei- lehatdieForstverwaltungüber70MillionenEuroinPflanzmaßnahmenund technischeVerbauungeninvestiert.UmdieSchutzfunktionenimPrivat-und Körperschaftswaldnachhaltigzusichern,hatdieBayerischeStaatsregierung alsTeilihresKlimaprogramms2020dieBergwaldoffensivegestartet.Daher sollaucheineFachstellefürSchutzwaldmanagementzuWortekommen,die überihreArbeitenimWaldundmitdenMenschenberichtet. Ihr OlafSchmidt 3 LWFaktuell84/2011 BERGWALDWIRTSCHAFT Bergwaldbewirtschaftung Probleme – Konzepte – Lösungen MeinhardSüß Das»InternationaleJahrderWälder«kommtgeraderecht.SolldochdamitaufdieBedeutungdernachhaltigenEntwicklungder WälderfürdieheutigenundzukünftigenGenerationenhingewiesenwerden.ImMittelpunktstehtdabeidieBewirtschaftung derWälder.ManchmalhatmandenEindruck,alsobwirdiesvergessenhätten. BergwälderwarenundsindseitaltersherProduktions-und KonzepteundLösungen Wirtschaftsraum. Seit die Menschen begannen, den Alpen- raumzubesiedeln,wardernachwachsendeRohstoffHolzun- DieErfüllungalldieserInteressengleichtder»Quadraturei- verzichtbarerBestandteildestäglichenLebens.Bisinsspäte nesKreises«.AberwiesolldieseQuadraturgelingen?Viele MittelalterhineinkannmanohneÜbertreibungvom»hölzer- wollenVieles,alleabernichtdasGleiche.DasWaldgesetzfür nenZeitalter«sprechen.DasgaltauchfürdasobereLoisach- BayernweistdenWegfüreineWaldbewirtschaftung,diedie- undAmmertal.DasLebenwarohneHolznutzungnichtdenk- sen vielfältigen Ansprüchen an den Wald gerecht werden bar.DabeigingesnichtnurumBau-undBrennholzfürden kann. Eigenbedarf,eswurdenauchfernabgelegeneMärktemittels TriftundFlößereimitHolzbeliefert.DasHolzmussdamals NaturnaheWaldbewirtschaftung schonaußerordentlichwertvollgewesensein.Anderslässtsich MitdernaturnahenAusrichtungderWaldbehandlungbesteht diefrühentstandeneInfrastrukturindenBergwäldernnicht eineintegrativeStrategie,mitdermandielandeskulturellen, erklären.BisindieMittedes19.Jahrhundertsbliebentrotz- wirtschaftlichen, sozialen und gesundheitlichen Aufgaben demaufgroßenFlächendiestandortsheimischenWälderer- weitgehenduntereinenHutbringenkann. halten. Die Bergwälder des Forstbetriebes Oberammergau sind durcheineaußergewöhnlichhoheNaturnähegekennzeichnet. Auf11.800Hektaroder48ProzentderHolzbodenflächesto- ProblemerundumdenBergwald ckenimGebirgenaturnaheWäldermitherausragendenna- turschutzfachlichenQualitäten. MitderModernehatsichvieles,vielleichtsogaralles,geän- SoliegtzumBeispielderTotholzvorratimHochgebirgswald dert.DieBevölkerunghatstarkzugenommen.Heutelebenim desForstbetriebesbeica.950.000Vorratsfestmetern,was38 Loisachtal40.000Menschen,diewenigstenvonLand-und VorratsfestmeternproHektarHolzbodenentspricht.Diesist Forstwirtschaft,dieglobalenMärktebestimmendieWaren- vermutlichderhöchsteWertallerForstbetriebeinBayern.So strömeunddieBeziehungenzumWaldhabensichgrundle- betrachtetsinddassehrgünstigeAusgangslagenfüreinena- gendgeändert.DieursprünglicheBedeutungdesWaldesfür turnaheBewirtschaftung.WirhabenimForstbetriebOberam- daseigeneLebenistkaummehrspürbar,esfehltameigenen, mergauden»Sollwert«praktischvorAugen.Schwierigerist individuellenErfahrungsschatz. dagegendie »Rückfährte« vonderFichtenmonokulturzum FürdieurbanisierteGesellschaftsindSchutz-undErho- Mischwald. lungsfunktionenindenVordergrundgetreten,unddasnir- DiemittelfristigeForstbetriebsplanungsiehtfürdenForst- gendssodeutlichwieimBergwald.DieseAnsprücheanden betriebOberammergaueinenHiebsatzvon102.000Festme- WaldzerfallenaberimmermehrinEinzelinteressen.Almwirt- ternvor,wovon64.300FestmeterimGebirgeeingeschlagen schaft und der Tourismus wollen die lichten Weiden, die werden.BeidemderzeitigenPreisniveauderFichtelässtes »Hirschleute«wollendenWaldalsKulissefürdieJagdund sichauchimHochgebirgegewinnbringendwirtschaften.Da derNaturschutzerwarteteinenErsatzlebensraumfürdiear- derEinschlagunterdemZuwachsliegt,erleidetderBergwald tenreicheLebensgemeinschaftdesvielfachverlorengegange- keineSubstanzverlusteunddernachwachsendeRohstoffHolz nenOffenlandes.DieFörsterwünschensichvollbestockteBe- stehtdenMenschendauerhaftzurVerfügung.Manglaubtes ständefürdieHolznutzungunddieHolzrechtlerpochenauf kaum:AuchheutenochistderBergwaldWirtschaftsobjekt. dieErfüllungihresRechtbezuges.FastindenHintergrundge- NurmussmandieseSelbstverständlichkeitimmerwiederer- ratensinddabeidieWünschederGesellschaftnachintakten wähnen,zuleichtwirddiesimWettstreitderInteressenver- Schutzwäldern. gessen. 4 LWFaktuell84/2011 BERGWALDWIRTSCHAFT DieWeißtanne–ProtagonistindesBergwaldes– NaturnaheWaldwirtschaft»plus« unddieJagd Diealte»Kielwassertheorie«,wonachdienaturnaheWaldwirt- ImMittelpunktderNutzungstehendabeiderErhaltunddie schaft alleine alle Erwartungen hundertprozentig erfüllen FörderungderTanne.SieistdieSchlüsselbaumartimBerg- kann,istallerdingspassé;dashabenwirindenletztenJahr- wald.NurmitihrlassensichstrukturreicheDauerwälderer- zehntengelernt.WirmüssenmitkonkretenKonzeptenaufdie haltenundaufbauen.KleinflächigeNutzungundEinzelbaum- speziellenBedürfnisseantworten. entnahmesicherndienotwendigeStrukturvielfalt,förderndie SoberücksichtigenwirmiteinemgezieltenManagement Bodengare und schaffen Platz für die nachrückende neue vonnaturschutzrelevantenEinzelbäumendieBelangedesNa- Waldgeneration.UnsereBergwälderverfügenübereineunge- tur-undArtenschutzesundschaffenaufdieseWeisezusätzli- brochenhoheVerjüngungsfreudigkeit.Dasgiltauchfürdie chewertvolleNischen.Biotopbäume,Horst-undHöhlenbäu- Tanne.Diesprichwörtliche»Mimose«istjedochgarnichtso mewerdenebensoweniggefälltwieunsereMethusalems,alle empfindlich. Der Tannensamen fliegt weit, regelmäßig und Bäume mit Durchmessern über 80 Zentimeter, bzw. Fichte zahlreich.Nureinesverträgtsieüberhauptnicht:Wildverbiss. über100Zentimeter. Ihre Altersklassenverteilung zeigt uns ein etwa 80-jähriges EinegezielteTotholzstrategiesorgtfürdiestetigeNachlie- »Tannenloch«.Esistkaumzuglauben,aberinderZeitzwi- ferungdieseswertvollenLebensraumes. schen1890und1970konntesichdieTannebeiunsimBerg- Wirarbeitengiftfrei,fördernselteneBaum-undStrauch- waldnichtetablieren.SehrhoheWildbeständehabendiege- artenundnehmenbeiderWaldbewirtschaftungzeitlichund samteTannenverjüngungaufgefressen.Deswegenhabenwir räumlichRücksichtaufbesondersgefährdeteTierarten.Gene- derJagdeineneueStellunggegeben:SiehatihreEigenstän- rellesZielisteinstandortsheimischer,denzonalenWaldge- digkeitverlorenundistjetztTeilderumfassendenBergwald- sellschaftenentsprechender,vielgestaltigerunddauerhafter pflege.AllejagdlichenMaßnahmenorientierensichamZu- Waldaufbau: Nur dieser ist multifunktional und kann den standderWaldverjüngung,vorrangigandemderTanne.Im Zeitläufengerechtwerden. KonfliktfallwerdendieBelangedesWaldesdenInteressender SoschautbeiunsnachhaltigeWaldwirtschaftaus! Jagdvorangestellt.DannverstehtmanauchdenGrundsatz »WaldvorWild«:Soselbstverständlichdasklingt,soerbittert istzumTeilderWiderstandder»alten«Trophäenjäger.Manch- Ausblick malglaubtman,einenSilberstreifamHorizontzuerkennen. EineLösungistnichtinSicht,zustarksinddieInteressender DasJahrderWälderistinWahrheiteinJahrfürdieMenschen. JagdundihrerLobby. UnsereExistenzhängtanderNutzungnatürlicherRessour- Aufdenallermeistensüd-undwestexponiertenHängenste- cen,dagibteskeineAlternative.DieentscheidendeFrageist henüberalterteBergwälderohneausreichendeVerjüngung.Sie damitnicht»ob«wirdieWäldernutzen,sondern»wie«.Die warenundsinddieklassischenWintereinstandsgebiete,weil VisionistnichtdasBildeinesungenutztenWaldes,sondern siefrühausapernundimWinterdiesonotwendigeWärmelie- einWald,dermitvorausschauenderUmsichtbewirtschaftet fern.Daswirdauchsobleiben.Nurstelltsichhieringroßer wird.MitdemintegralenAnsatzdernaturnahenWaldnutzung DeutlichkeitdieFragenachderHöhedesWildbestandes. inVerbindungmitfachspezifischenKonzeptenisteinKönigs- VieledieserWäldersindnichtnurWintereinstand,sieha- weggefunden,derSchutzundNutzeninidealerArtundWei- benauchprioritäreSchutzfunktionfürStraßenundSiedlun- severbindet.EinesderbestenBeispieledafüristunserBerg- gen.BesondersimBlickfeldstehenbeiunsdieSchutzwaldsa- wald.TrotzjahrhundertelangerNutzungundBewirtschaftung nierungsgebiete,fürdiedurcheineVerordnungderRegierung istereinHortderArtenvielfaltgeblieben.Nichteineeinzige vonOberbayerndieAufhebungderSchonzeitverfügtwurde. Art des natürlichen Inventars ging im Bergwald durch die DienormativenVoraussetzungenfüreinezielgerechteJagd Waldwirtschaftverloren.InderVergangenheitistdiesdenbe- sindgeschaffen.DieBereitschaft,diesauchumzusetzen,ent- grenzten Möglichkeiten und den geringen Ansprüchen ge- wickeltsichbeiallenBeteiligtennurzögerlich.Dawerdenwir schuldet.InunsererZeitbrauchteseinedisziplinierteSelbst- unsschnelleraufdenWegmachenmüssen! beschränkungallerAkteure,umdiesesErbezuerhalten. DieSuchenachdemgroßenGlückdesEinzelnenverstellt DerSchutzwaldunddasliebeVieh denBlickaufdaskleineParadiesfürAlle. FastdiegesamteStaatswaldflächeistimWerdenfelserLand mitWaldweiderechtenbelastet.DabeigaltJahrhundertelang derGrundsatz»WaldvorWeide«.MitderÄnderungdesBun- MeinhardSüßleitetdenForstbetriebOberammergauder deswaldgesetzteshabenbeiunsmehrerehundertHektarden BayerischenStaatsforsten. WaldstatuszuGunstenderWeideverloren.DiesisteinPara- digmenwechsel.WelcheAuswirkungendieshabenwird,ist nochoffen.ZielistdieErhaltungdesderzeitigenZustandes. WelcheMaßnahmendazunötigsind,umdienatürlicheDy- namikentsprechendzusteuern,daswirdsicherweisen.Hier tutsicheinneues,weitesÜbungsfeldfürdenDialogzwischen GrundeigentümerundWeideberechtigtenauf. 5 LWFaktuell84/2011 BERGWALDWIRTSCHAFT Waldumbau am Blomberg Die Nominierung zum Schutzwaldpreis 2010 würdigt die Leistung der Jagdgenossen- schaft Oberfischbach während der letzten zwei Jahrzehnte MaxLeutenbauer DerJagdgenossenschaftOberfischbachundinsbesonderedemdamaligenJagdvorsteherJosefSchaueristesgelungen,dieWild- beständeimJagdreviersozubewirtschaften,dasssichseitBeginnder1990erJahregroßflächigtannenreicheMischverjüngun- genindensichzumTeildurchSturm,SchneedruckundBorkenkäferauflösendenAltbeständenetablierenkonnten.MitderNo- minierung zum Alpinen Schutzwaldpreis 2010 in der Kategorie »Erfolgsprojekte« am 21. Januar 2011 in Chur fand diese außergewöhnlicheLeistungauchinternationaleAnerkennung. DieJagdgenossenschaftOberfischbachliegtimBereichder GemeindeWackersbergimLandkreisBadTölz-Wolfratshau- sen.SieumfassteineFlächevoncirca1.500Hektar.Gutein Drittel der Jagdfläche ist Bergwald auf der Nordseite des Blombergs,einesFlysch-VorbergesbeiBadTölz.DerSchutz- wald-Anteilbeträgt50Prozent.VorkommendeWildartensind Reh-,Rot-undvereinzeltGamswild. DaderBlomberg–der»TölzerHausberg«–seitüber100 JahrentouristischeBedeutungfürdasTölzerLandhat,hat derMagistratderStadtBadTölzbereitsseitden1920erJah- renimmerwiederWaldflächenerworben,sodassdieStadt Bad Tölz mit 157 Hektar Waldfläche am Blomberg größter JagdgenosseinOberfischbachist.Auchheutenochsindsich dieStadträtederBedeutungihresWaldesbewusst,dement- sprechendistimForstwirtschaftsplanfürdenStadtwaldvon 1989unteranderemzulesen:»...BesondereGrundsätzefürden Forstbetrieb: ...langfristige Verjüngungsverfahren mit einem Foto:M.Leutenbauer hohenAnteilanNaturverjüngungsindbeigeeigneterAusgangs- lage(z.B.Bergmischwald)anzustreben....ImWaldderStadt Abbildung1:JosefSchauermitseinen»Trophäen«:mannshohe BadTölzkommtderErholungsfunktioneinebesondereBedeu- Tannenverjüngung tungzu.AusdiesemGrundemüssengeradehierdievorgenann- tenGrundsätzeinAnwendungkommen,damitdieseWälder ihreFunktionmöglichstoptimalerfüllenkönnen.« Um Mischverjüngungen zu realisieren, waren damals Zäu- nungoderEinzelschutz-Maßnahmenunumgänglich.Fürdie beidenimStadtwaldBadTölzbeschäftigtenWaldarbeiterge- Ausgangslagevor1990 hörtedas»Koppenstreichen«,dasTeerenvonFichtenpflanzen gegen Wildverbiss, zum normalen Arbeitsablauf mit einem BedingtdurchKatastrophenzuBeginndes20.Jahrhunderts ZeitanteilvondreiWochenimJahr.(Anm.:DieStadtBadTölz weisendieBeständeamBlomberg–sowohlimStadt-alsauch hateinenGesamt-Waldbesitzvon360ha.)DieBetriebsaus- imPrivatwald–eineunausgeglicheneAltersklassenstruktur führungimKommunalwaldsowiedieBeratungderprivaten auf:DieIV.Altersklassemitihren60-bis80-jährigenBestän- WaldbesitzeroblagderForstdienststelleBadTölzimdamali- deniststarküberrepräsentiert.DieTanneistindiesenBestän- genForstamtBadTölz. denmitdurchschnittlich20Prozentrechtgutvertreten,in jüngeren Altersklassen ist vor 1990 ihr Anteil jedoch ver- schwindendgering.LaubholzkommtamBlombergnurinEin- DerWegzumErfolg zelbeimischungvor.DominierendeBaumartistdieFichte. Alsich1990dieLeitungderForstdienststelleBadTölzüber- nahm,warmirschnellbewusst,dasseseinergemeinsamen AnstrengungallerBeteiligtenbedurfte,umdieVorgabendes Wirtschaftsplanesumsetzenzukönnen.Alsosuchteichden KontaktzumdamaligenJagdvorsteher,HerrnJosefSchauer, 6 LWFaktuell84/2011 BERGWALDWIRTSCHAFT ummitihmüberdieZielenaturnaherForstwirtschaftunddie SchweizerWeiserflächenfürSchutzwaldpflege NotwendigkeitangepassterWildbeständezusprechen.Dabei berichteteHerrSchauervonseinenBemühungenumhöhere Abschüsse,diejedochaufGrundmangelnderWaldgesinnung seitensderGemeindeundderUnterenJagdbehördebisherer- folglosgebliebenwaren.Wirbeschlossendaraufhin,anunse- remgemeinsamenZielauchgemeinsamzuarbeiten. Josef Schauer kann als Glücksfall für die Jagdgenossen- schaft bezeichnet werden: Als Landwirt und ausgebildeter ForstwirthatereinehervorragendeFachkenntnisüberöko- logischeZusammenhängeundgenießtaufGrundseinerPer- sönlichkeitRespektundAnsehenbeidenJagdgenossen–so- zusageneine»Idealbesetzung«.ErwardiezentraleFigur,die indenfolgendenJahrendenWaldumbaueinleitete. BeiunseremerstenGesprächwurdedieRichtungfestge- legt,indiewirmarschierenwollten.DerWegwarjedochal- lesanderealseinfach.ManmusstesichmitderganzenBand- breiteunsachlicher(Schein-)Argumenteauseinandersetzen. So setzte sich die Jägerschaft gegen eine Erhöhung der Ab- Seit Beginn des Jahres ist die »Weiserflächen-Plattform« der schusszahlenunteranderemmitfolgendenArgumentenzur Schweiz(www.suissenais.ch)freigeschaltet.Fürjedenfreizugäng- Wehr: »Die zunehmende Beunruhigung ist schuld am Ver- lichfindenForstpraktikerdortzukünftiggutdokumentierteErfah- biss«;»unsereKindersollenauchnochRehesehenkönnen«; rungenderKollegenzurWirksamkeitwaldbaulicherMaßnahmen »WildverbisssorgtfürbessereHolzqualität,weildieBäum- inderSchutzwaldpflege.DerAnwenderkannnacheinembe- chenmitengerenJahresringenaufwachsen«;»sovielePflan- stimmtenZieltypbezüglichNaturgefahrundStandortsuchenund zen können eh nicht alle groß werden«; »wir können doch erweitertnachBehandlungstypenundwaldbaulichenwieholzern- nicht alles Wild ausrotten«; »ihr verlangt ja einen Totalab- tetechnischenThemen.ZielderInternet-Plattformistes,denErfah- schuss«.MalwurdederschneearmeWinter,imJahrdarauf rungsaustauschzuintensivieren,dieFachkompetenzenauszubau- derschneereicheWinteralsUrsachefürdiehohenVerbisspro- enunddieWirksamkeitderSchutzwaldpflegezuverbessern. zentebemüht,niejedochdieHöhederWildpopulation.Sehr DieWeiserflächenwerdeninderSchweizvomörtlichenBe- hilfreichinderDiskussionwarendasVegetationsgutachten wirtschafterfürwenige,fürseinGebietabertypische,Waldsi- unddieTatsache,dassGrundbesitzerwieJägerbeidenAuf- tuationenangelegt.Einrichtung,DatenerhebungundDokumen- nahmenbeteiligtwurden,undzwarinmehrfacherHinsicht: tationsindgeradesokonzipiert,dasssieihrenZweckerfüllen •ZumeinenkonntedasWald-Wild-ProblemamObjektdis- undderAufwandvondenBewirtschafternauchüberlangeZeit- kutiertwerden,alsowesentlichsachlicheralsbeiderJagd- räumezuleistenist(www.gebirgswald.ch).DieUnterlagenwie versammlungimWirtshaus. Kartenskizzen,LuftbilderundErgebnissewerdenindiePlatt- •EskonntewährenddergemeinsamenAufnahmeimWald formüberdieFachstellefürGebirgswaldpflege(GWP)einge- allenBeteiligtenvorAugengeführtwerden,dassaufdem speist.SchrittfürSchrittwirdindennächstenMonatenundJah- Waldboden jede Menge Sämlinge von Tanne, Bergahorn rendieneuePlattformmitErfahrungsberichtengefüllt. undBuchevorhandensind,diejedochinnerhalbweniger Wichtigist,dassmanspäterverlässlichwissenunddarlegen JahredurchdenEinflussvonWildverbisswiederverschwin- kann,wiederZustandeinmalwar,welcherHandlungsbedarf den,somitalsoeineEntmischungzugunstenderFichtestatt- gesehen wurde, wann wichtige Veränderungen eingetreten findet. sind,welcheMaßnahmengeplantundvollzogenwurdenund •Zudem wurde das Problem öffentlich gemacht, es wurde obsiezumZielgeführthaben.BasisdieserwaldbaulichenWir- zumGesprächsthemaimDorf. kungsanalyseimRahmenderErfolgskontrollesinddifferenziert UmdieseGelegenheitzumgemeinsamenGesprächnichtnur ausgearbeiteteAnforderungsprofileandieWaldstruktur,dieei- imdreijährigenTurnusdesVegetationsgutachtenszuerhalten, nehoheSchutzwirkungerwartenlassen. führtederJagdvorsteherschonbalddiebisheuteungebroche- EntscheidendeFragenzurWirksamkeitvonwaldbaulichen neTraditionjährlicherWaldbegängeein,wobeisichJägerwie MaßnahmenimGebirgswaldwerdenfürdieWeiserflächenbe- JagdgenosseneinBildüberdenZustandderWaldverjüngung antwortet: machenundProblemediskutierenkönnen. •WelchessinddiewirksamenMaßnahmenundwiegroßistder DerDurchbruchgelangdannmitderErhöhungdesReh- Handlungsspielraum? wild-AbschussesimJahre1991vonjährlich73auf105Stück. •HabendieausgeführtenMaßnahmen(oderUnterlassungen) EsistderHartnäckigkeitundderFachkompetenzvonJosef dieerwarteteWirkungaufdenWaldzustand? Schauerzuverdanken,dassdieJägerschaftdieseErhöhung– •ErbringtderWaldzustanddieerwarteteSchutzwirkung? wennauchwiderwillig– akzeptierte.DiePächterdesJagdre- •SinddieAnforderungsprofilebzw.dieZielerichtigundzweck- viersOberfischbachhattendamalsernsthaftSorge,dassbei mäßig? ReinhardMößmer dieser Abschusshöhe ihr Revier in wenigen Jahren leer ge- 7 LWFaktuell84/2011 BERGWALDWIRTSCHAFT raumwardannwohldieUrsachedafür,dassimJahrhundert- sommer2003dieBorkenkäferpopulationregelrechtexplodier- teunddieganzeFlächevonKäfernesterndurchsetztwar. DadasHolznurperSeilkrangebrachtwerdenkonnteund wegenderAngstvoreinemÜbergreifendesKäferbefallsauf den östlich angrenzenden Privatwald, entschied man sich schwerenHerzensfüreinekompletteRäumungdesbefallenen Bestandes.IndenFolgejahrenmusstedieFlächeimmerwie- der nachgerändelt werden, so dass die gesamte durch Rut- schungundKäferbefallentstandene»Glatze«nuneineFläche von10,2Hektaraufweist. ImBereichderRutschunghattesichFichten-Naturverjün- gungeingestellt,diemitEschenundErlenergänztwurde.In dieKäferflächewurdenimJahre2005zunächst2.000Tannen inKleingruppenüberdieFlächeverteiltgepflanzt.Laubholz und Fichte sollten sich natürlich verjüngen. Nachgebessert wurde2007mit500Bergahorn-Pflanzen.DassdiesesKonzept Foto:M.Leutenbauer aufging,belegtwiederumdasRevierbuchdesForstwirtschafts- Abbildung2:Blombergmit»Glatze« planes 2010 mit folgender Bestandsbeschreibung: Jungbe- standspflegemit40%Edellaubholz,30%Buche,20%Fichte und10%Tanne. schossenseinwürde.InFolgeherrschteeinJahrderbeleidig- WarumdieseBesonderheiterwähnenswertist:Beweistsie tenGesprächslosigkeitzwischenJagdpächternundJagdvor- doch,dassauchunterungünstigenwaldbaulichenBedingun- steher, die erst die Vermittlungsversuche des zweiten Jagd- gen gute gemischte Waldverjüngungen zu realisieren sind, pächtersbeendeten.UnbeirrthieltJosefSchauerandenneuen wenndiejagdlichenVoraussetzungenstimmen. Abschusszahlenfest,dennerwarüberzeugt,dassmitvorsich- tigerAnhebungdesAbschusseskeinErfolgzuerzielenwäre. Schon nach wenigen Jahren war dieser Erfolg im Ober- ZusammenfassungundDank fischbacherWaldsichtbar.Hochachtungverdientdabeidie ehrliche, konsequente Umsetzung der Abschuss-Vorgaben Dasallesliestsichsehreinfach,sollabernichtdarüberhin- durchdieJägerschaft,dieheutezuRechtstolzistaufdiege- wegtäuschen,dassderbeschriebeneProzessmitunzähligen lungenenVerjüngungsflächen.Soistdemneuen2010erstell- Verhandlungen,anfangsmitStreitgesprächen,vielenKonfron- tenForstwirtschaftsplanfürdenTölzerStadtwaldzuentneh- tationenmitunsachlichenArgumenteninJagdversammlun- men,dasssichindererstenAltersklassedieTannen-Fläche gen,beiWaldbegängen,VeröffentlichungendesJagdverban- gegenüberdemWirtschaftsplanvon1989verzehnfachthat. desbishinzupersönlichenBeleidigungeneinherging. Ebensoistzulesen:»AufgrunddergutenBejagungistWildver- EntscheidendfürdenErfolgwarenwohlmehrereDinge: bisskeinProblemmehr.(.....)ihrBestand(derTanne)istnicht •PersönlichkeitdesJagdvorstehers gefährdet.« •SchulterschlusszwischenForstbehördeundVorstandschaft •SolidaritätderJagdgenossenmitihremJagdvorsteherund derVorstandschaft Die»Glatze«desBlomberg •EhrlichkeitundletztendlicheKooperationsbereitschaftder Jagdpächter EineBesonderheitimTölzerBergwaldisteineweithinsicht- AufdieAkteurekommtesebenan,denenandieserStellefür bareehemaligeKahlfläche,diefolgendeGeschichteaufweist: ihrEngagementgedanktsei.DieNominierungzumSchutz- ImJahr1985ereignetesichnördlichderBergstationder waldpreis2010stellteineAnerkennungdervorbildlichenZu- BlombergbahneineHangrutschungaufeinerFlächevoncirca sammenarbeitgeradedieserAkteuredarundisthoffentlich fünfHektar.DasSchadholzdesdamalsetwa70-jährigenFich- Anspornfürviele»Nachahmer«.DieaktiveVorstandschaft tenreinbestandeswurdeindenFolgejahrenvoneinemUnter- derJagdgenossenschaftOberfischbachpflegtmitihrenJagd- nehmeraufgearbeitetundmiteinerPlanierraupeübereinen pächterndiebegonneneTraditionweiter,weilsieweiß:Jagd sehrsteilenRückewegmitbiszu40ProzentHangneigungab- istDaueraufgabe. transportiert.DernochstehendeTeildesBestandes,derwest- lichandieRutschflächeangrenzte,wurdeimMärz2000durch Nassschneefälle massiv geschädigt. Wegen mangelhafter Er- MaxLeutenbauerleitetdasForstrevierKochela.SeedesAmtes schließungindemsehrsteilenGeländekonntenureinTeildes fürErnährung,LandwirtschaftundForstenMiesbach. [email protected] Schadholzesaufgearbeitetwerden,imoberenHangbereichwar eineAufarbeitungmitvertretbaremKostenaufwandnichtmög- lich.DieserimWaldverbliebenepotentielleBorkenkäfer-Brut- 8 LWFaktuell84/2011 BERGWALDWIRTSCHAFT Gebirgsforstwirtschaft: ein anspruchsvolles Handwerk Auch im Hochgebirge kann man erfolgreich Forstwirtschaft betreiben InterviewmitFranzObermayer FranzObermayeristRevierleiterimStaatswaldrevierLaubaudesForstbetriebesRuhpolding.SeineWaldbestände,seinWald- bau-undJagdkonzeptundseinüberzeugendesAuftretensindvielenForstleuten,WaldbesitzernundanderenNaturinteressier- ten,denenerbeiExkursionenseinenWaldgezeigthat,inbleibenderErinnerung.InderForst-undJagdszenegilterseitBeginn seinerZeitalsLaubauerRevierförsteralsengagierterundbisweilenstreitbarerVisionär.HeutekannerdenvormaligenSkepti- kerndieRichtigkeitseinerKonzepteundMaßnahmenin»seinem«WaldquasiamlebendenObjektbeweisen.Ertutdiesregel- mäßigundmitbeeindruckenderÜberzeugungskraft. Abbildung1:Franz ErstdieArbeitmitdenschwarzenZahlenalsBankerund Obermayerleitet dannmitderNaturalsFörster,dasistdocheinharterGegen- seit18Jahrendas ForstrevierLaubau satz. desForstbetriebes Nein, eigentlich gibt’s da mehr Gemeinsamkeiten als man Ruhpolding. glaubt.AuchalsFörstermussichlangfristigplanenundErträ- geerwirtschaften,ohnevonderSubstanzzuzehren. ErzählenSieunsvonder»Substanz«,alsoIhremStaatswald- revier.Washatsichinden18Jahren,dieSiehierarbeiten, verändert? DasRevierliegtzwischen650und2.000MeterMeereshöhe. Esistheutemit4.000Hektarum700Hektargrößerals1993. 1.000HektarsindFelsenundLatschengebüsch,2.500Hektar Schutzwald,vorallemfürBoden-,Lawinen-,Steinschlag-und Trinkwasserschutzund2.000HektarsindNaturschutzgebiet. 1993lagderHiebsatzbei2.070Festmeter.Heuteschlagenwir etwa13.500Festmeterein. Foto:P.Dimke DasistjaeineVersechsfachung!GehenSiedanichtandie PaulDimke:GrüßGott,HerrObermayer.VielensindSieals Substanz?Istdasnachhaltig? modernerbayerischerGebirgsförsterbekannt.Aberman WirschlagenwenigerHolzalsnachwächst.DieErtragskraft wirdjanichtalsFörstergeboren.WersindSie?Woherkom- desBergwaldeswurdelangeZeitunterschätzt.Außerdemwur- menSie?WarumsindsieheuteFörster? demeinRevierbeiderForstreform2005umeinigesehrer- FranzObermayer:IchbinJahrgang1960undwuchsaufdem tragreicheWaldbeständeindenFlyschvorbergennordöstlich Bauernhof meiner Eltern nahe Siegsdorf auf. Wir hatten vonRuhpoldingvergrößert.UmunserewaldbaulichenZiele MilchviehundWald.WaldbewirtschaftungundJagdhabeich zuerreichen,müssenwirHolzeinschlagen.Wirwollendie schonalsKindalsselbstverständlichetäglicheArbeiterlebt Mischbaumartenerhaltenundbrauchenfürdennatürlichen wiedieArbeitimStalloderaufdemFeld. BaumnachwuchsHalbschattenamBoden.Durchregelmäßi- geDurchforstungenentstehenwunderschönestrukturreiche AlsowarderberuflicheWegzumRevierförsterschonvorge- Bergmischwälder. Auch viele Waldbesucher und Touristen zeichnet? schätzendies.Ruhpoldinghatca.700.000Übernachtungen Nein,ichhabeBankkaufmanngelernt.Eigentlichbinichalso proJahr. Banker.Aberdannwollteichraus,mitundinderNaturar- beiten.AlsohabeichanderFachhochschuleWeihenstephan EinenschönenstrukturreichenBergmischwaldundnatürli- Forstwirtschaft studiert und dann 1991 an der staatlichen chenBaumnachwuchsunterdenaltenBäumen?Daswill ForstschuleinLohramMaindieStaatsprüfungabgelegt.Nach dochjederFörsterinseinemRevierhaben.Dasklingtnicht derÜbernahmeindenStaatsdiensthabeichzunächstamda- wirklichrevolutionär. maligenForstamtAnzingprivateWaldbesitzerberaten.1993 DiesesZielhatjederFörster,dieHerausforderungliegtinder übernahmichdieLeitungdesForstreviersLaubauamdama- Umsetzung.Alsich1993hierangefangenhabe,sahdieReali- ligenForstamtRuhpolding. tätganzandersaus.FüreinesachgemäßeBewirtschaftunggab 9 LWFaktuell84/2011 BERGWALDWIRTSCHAFT WennmanheuteinIhremRevierunterwegsist,siehtman fastüberalldichteNaturverjüngungvomBergahorn.Aber auchzahlreicheTannen,BuchenundandereBaumarten. AuchdieEibe,dieihrerSeltenheitwegenaufderRotenListe dergefährdetenArtensteht,verjüngtsichwieder.Sinddie waldbaulichenProblemederVergangenheitüberstanden? Nein,leidernicht.Waldbewirtschaftungisteinlangfristiges Unterfangen, quasi der gelebte Generationenvertrag. Und WaldschädensindLangzeitschäden.DieFehlentwicklungen derletzten100Jahrebeschäftigenunsauchheutenoch.In meinemReviergibteskeineTannen,diezwischen20und100 Jahrealtsind.IndieserZeitwurdenalleSämlingeaufgefres- sen.UndausdieserZeitstammenauchmehrereHundertHek- tarfastreineFichtenbestände,diemangelsDurchforstungund Rotwildschälefauligundinstabilsind.DiemangelndeSturm- stabilitätdieserBeständeunddasFehlenvonSamenbäumen derMischbaumartennehmenmirvielwaldbaulichenHand- Foto:P.Dimke lungsspielraum.DassdasDurchforstungsholzausdiesenBe- Abbildung2:DerUmbaugeschälterinstabilerFichtenreinbestände ständengroßteilsrotfaulistundwirdortTannenundBuchen instabileMischbeständeisteineanspruchsvollewaldbauliche aus der Forstbaumschule auspflanzen müssen, kommt uns Aufgabe. heuteteuerzustehen. StabileBergmischwaldbeständesindalsoIhreZielvorstel- esvielzuwenigForststraßenundSchlepperwege.AndenSüd- lung.KönnenSiedaskonkretisieren? hängenwuchsunterdenüberalterten,verlichtetenWaldbe- Ja.IchwillinallenWaldbeständen,dieälteralsetwa60Jah- ständenvielfachnurGras.AuchandenNordhängengabes resind,einegemischteNaturverjüngunghaben.Nursolassen außerFichteundLärchekaumBaumnachwuchs.DerAnteil sich strukturreiche dauerwaldähnliche Bestände schaffen. derfürdenSchutzwaldimGebirgesowichtigenWeißtanne SelbstwenndannSturm,SchneebruchoderderBorkenkäfer laginderVerjüngungbeinichtmalmehreinemProzent. denAltbestandvorzeitigvernichten,istdaszwarsehrärger- lich,aberkeineKatastrophe,damirunddemWaldverjün- GabeszuwenigeAlttannenalsSamenbäume? gungsfreieKahlflächenundderenteureAufforstungerspart Nein,Alttannenhabenwirviele.Unddiewarfenauchdamals bleiben.DenLaubholzanteilwollenwirvonaktuell30Pro- genugSamenab.AberderWildbestandwardamalssohoch, zentauf50Prozenterhöhen,derTannenanteilsollvonzehn dassaußerhalbvonZäunennichtsnachwachsenkonnte.Aber auf15Prozentsteigen. im Gebirge Zäune zu bauen, regelmäßig zu kontrollieren, Schnee-undSteinschlagschädenzureparierenundWildwie- SchaffenSiedas? derrauszutreiben,dasistnichtpraktikabelundnichtbezahl- Ja,mehralsdas.Wirhabenalleunterschätzt,wieüppigsich bar.Esistschließlichnichtdamitgetan,dieWaldverjüngung das Laubholz und die Tannen verjüngen, sobald man den wenigeJahreeinzuzäunen,dadiemittelaltenWaldbestände Wildverbisssenkt.DerLaubholzanteilinderVerjüngungliegt dannnochdurchRotwildschälschädenbedrohtsind.Aberich momentanbei70Prozent,aberdaslässtsichdurchdiePfle- kanndochnichtdieHälftemeiner4.000HektarWald80Jah- genochsteuern.WirkönnenausdemVollenschöpfen.Was relangeinzäunen! dasangeht,befindenwirunsineinerkomfortablenSituation. HabendiezuständigenForstleutevorIhrerZeitdiesesPro- FörsterformendenWaldmitderSprühdoseinderHand,in- blemnichterkannt? demsiemarkieren,welcherBaumentnommenwirdundwel- Doch,diemeistenwohlschon.Aberdaswarebeneineande- cherstehenbleibt.BittebeschreibenSieIHRE»Sprühdosen- re Zeit. Nach 1945 wurde der eh schon überhöhte Wildbe- entscheidungen«.MachenSiedasheuteanders,alsSiees standnochweitererhöht.Manhatversucht,mitHegeund vor20JahreninWeihenstephanerlernthaben? demVerkaufvonTrophäenabschüssenGeldzuverdienen.Ver- Eigentlich nicht. Die damalige Ausbildung, insbesondere bissundSchälschädenamWaldwolltemandurchZäunung Waldbau,VegetationskundeundJagd,warsehrgut.Dieda- undWinterfütterungverhindernodermanhatsieeinfachto- maligenGrundsätzehabenfürmichauchheutenochGültig- leriert.HeutewissenwirauchdurchdenBergmischwaldver- keit.Manmusssienurkonsequentumsetzen.Waldbaulichbin suchderProfessorenBurschelundMosandlumdieSchäden ichimLaufederJahremutigergeworden.Ichdurchforstedie durchWildverbiss.BisEndederAchtzigerJahregabesinmei- Bestände schon in einem jüngeren Bestandesalter. Neben nemRevierelfWildfütterungen,aberkeineTannenverjüngung dichtgeschlossenenBaumgruppensollenlichtePartienent- mehr.DiedamaligenVerbiss-undSchälschädenwarenkata- stehen.Dasheißt,dasKronendachwirdabeinemBestandes- strophal! altervonetwa60JahreninFormvonGruppenschirmstellun- 10 LWFaktuell84/2011

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.