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Gesamtes Heft LWF-aktuell 76 herunterladen 8,7 MB PDF

60 Pages·2010·8.66 MB·German
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17.Jahrgang;Ausgabe3-2010;ISSN1435-4098;Einzelpreis:€5,– a ue ll Waldfotrschung 76 k Wald, ein Dach für nachhaltige Vielfalt Das Magazin der Bayerischen Landesanstalt fürWald und Forstwirtschaft und Mitgliederzeitschrift des ZentrumsWald-Forst-Holz Weihenstephan INHALT 4 BIODIVERSITÄT UND NACHHALTIGKEIT BiodiversitätundForstwirtschaft BiodiversitätundForstwirtschaft GünterBiermayer 4 HotspotsderBiodiversität HelgeWalentowski,MarkusBlaschke,HeinzBußlerundMartinLauterbach 7 Hotspot-GebietevonPilzeninBayern MarkusBlaschkeundStefanieMayer 8 Hotspot-GebietexylobionterUrwaldreliktartenausdemReichderKäfer HeinzBußler 10 WaldnaturschutzinVogelschutzgebieten MartinLauterbach 13 WaldbodenvegetationundKlimawandel? HelenaLöffler 17 Fledermaus-ManagementinFFH-Gebieten KathrinWeber 20 ErfolgreicheWissensvermittlungderLWFzu»BiodiversitätimWald« DerForstwirtschaftwirdweltweitvorge- HelgeWalentowski 23 worfen, die Biodiversität nachhaltig zu JagdimZeichenderbiologischenVielfalt WalterHeidlundJohannKoch 26 bedrohen. Aber gerade die naturnahe ForstwirtschaftbieteteinErfolgverspre- BayerischeBiodiversitätsstrategie WolfgangSailer 28 chendes Konzept zum Schutz der Bio- Nachhaltigkeit:Werhat’serfunden? MonikaArzberger 30 diversität. NachhaltigkeitundNachlässigkeit–eineBegriffsgeschichte JoachimHamberger 32 7–16 HotspotsderBiodiversität WALDFORSCHUNG AKTUELL Klimawandelforschung GerhardEnders 35 NachrichtenundVeranstaltungen 37 ASP – SAAT UND PFLANZEN VielfaltderErbanlagen MonikaKonnert 39 Kurzberichte 40 DieKartierungenwichtigerNaturnähezei- WALD-WISSENSCHAFT-PRAXIS gerunterPilzen,InsektenundVögelnzei- gen,welcheWaldgebieteeineaußeror- WKS-Witterungsreport:EiskalteRückkehr.WiedereinfrostigerWinter 43 dentlichhoheBedeutungfürdenSchutz LotharZimmermannundStephanRaspe derBiodiversitäthaben. WKS-Bodenfeuchtemessungen:WennBödenihrWassernichthaltenkönnen 46 StephanRaspeundWinfriedGrimmeisen 54 FFH-SchutzobjekteausderLuftbewerten ChristinaBauerundRudolfSeitz 48 Der»Brombeer-Rechen« WaldschutzsituationinBayern2009/2010 51 CorneliaTriebenbacher,RalfPetercord,GabrielaLobingerundLudwigStraßer DerBrombeer-Rechen–FaulerZauberoderZauberstab? WolframRothkegel 54 FischjägerinderKulturlandschaft MartinLauterbach 56 KURZ & BÜNDIG Nachrichten 58 Impressum 59 Eigentlichmüssteer»Brombeer-Schieber« heißen.InsomancherKulturoffenbarte ersichalswahrer»Zauberstab«,wennes darumgeht,KulturpflanzenvorKonkur- Titelseite:DiedachziegelartigübereinanderstehendenKonsolendes renzvegetationzuschützen. Schwefelporlings(Laetiporussulphures)sindaufGrundihrerintensiven Färbungbesondersauffällig.DerBraunfäulepilzbefälltalte,lebende undtoteLaubbäumeundschafftsoStrukturenundneuenLebensraum Fotos:(v.o.)T.Bosch;C.Bußler;W.Rothkegel fürvieleandereWaldbewohner. Foto:G.Wellmann,pixelio LWFaktuell76/2010 EDITORIAL LiebeLeserinnenundLeser, passend zum Jahr der Biodiversität beschäftigt sich diese LWF-aktuell- AusgabemitderbiologischenVielfaltimWaldunddenEinflüssenderForst- wirtschaft.InverschiedenenBeiträgengehenwirderFragenach,welcheBe- deutungderWaldfürdiebiologischeVielfaltbesitztundwieeinenachhaltige Forstwirtschaft diese erhalten und fördern kann. In Deutschland kommen etwa 43.000 landbewohnende Tierartenvor. Im NaturwaldreservatNidda- hängeimhessischenVogelsbergwiesenWissenschaftleraufeinerFlächevon 74Hektar4.500Tierartennach.Dasheißt,auf0,000002ProzentderFläche Deutschlands leben 10 Prozent aller heimischen Tierarten! Ein schöneres BeispielfürdieBedeutungunseresWaldesalsGarantfürdiebiologischeViel- falt lässt sich nicht finden, zumal dieses Naturwaldreservat noch bis 1988 als Wirtschaftswald genutzt wurde. Es handelt sich also nicht um Urwald- flächen.DieBucheistdortdieWirtschaftsbaumart.AndiesemBeispielwird auch die Bedeutung des Buchenwaldes für unsere heimische Artenvielfalt deutlich.Etwa6.800TierartenMitteleuropaslebenimBuchenwald,davon können1.800ArtensogaralsBuchenwaldspezialistenbezeichnetwerden. DieReferenzfürunsernachhaltigesforstlichesHandelnistauchdiena- türlicheArtenvielfalt.Dabeiistunsbewusst,dassaufGrundeinerjahrhun- dertelangen Nutzung der Mensch unsere Landschaft und auch den Wald stark geprägt hat. Das Jahr der Biodiversität haben die Waldbesitzer und Forstleute unter das Motto »Forstwirtschaft schafft Leben« gestellt. Damit maßenwirunskeineSchöpferrollean.VielmehrsolldieserverkürzteSlogan zumAusdruckbringen,dassdieForstwirtschaftmitihrerpfleglichenundna- turnahenWirtschaftsweisedienatürliche,waldtypischeVielfalterhältund fördert.Diesgelingtbesondersgut,wennunsereWäldereinenhohenAnteil anstandortheimischenBaumartenaufweisen,auchHöhlenbäumeundTot- holzerhaltenbleiben,StrukturreichtumgefördertwirdundreifeWaldbestän- deüberhoheErntealterundlangfristigeVerjüngungsgängeermöglichtwer- den. Hier kann eine flächendeckende, naturnahe Forstwirtschaft sehr viel zumErhaltunsererwaldtypischenArtenvielfaltbeitragen. Ihr OlafSchmidt 3 LWFaktuell76/2010 BIODIVERSITÄT UND NACHHALTIGKEIT Biodiversität und Forstwirtschaft Es gibt keinen fundamentalen Gegensatz zwischen Naturschutz und naturnaher Waldnutzung GünterBiermayer DerForstwirtschaftwirdweltweitvorgeworfen,mitihrerFormderWaldnutzungdieBiodiversitätnachhaltigzubedrohen.Ge- gendieseglobaleKritikmusssichimmerwiederauchdieheimischeForstwirtschaftverteidigen.VorallemdieNaturschutzver- bändefordern,mehrFlächenalsTotalschutzgebieteauszuweisen.AbergeradedienaturnaheForstwirtschaftbietetdasErfolg versprechendeKonzeptzumSchutzderBiodiversität–nichtnurhierbeiuns,sondernweltweit. einsamtvorunteralldenProtagonistender»Turboholzerzeu- gung in technisch optimierten Hochleistungspflanzungen« (gernauchmitZuchtprodukten,intensivemPflanzenschutz undgezielterNährstoffversorgung). Biodiversität–weltweitbedroht Deshalbistespositiv,wennsichinunseremLandMenschen, diesichfürdieZukunftvonKindernundEnkelninteressie- ren,GedankenüberdenUmgangmitdemWaldmachen.Es istpositiv,auchwennesbedeutet,dasswiralsForstleuteund WaldbesitzermitunserenVorstellungenzurWaldbewirtschaf- tungnichtautomatischaufZustimmungstoßen.DieFragen dieserMenschensindberechtigt.Wirmüssenerklären,warum wiresfürsinnvollhalten,mitdemWaldandersumzugehen, alsesweltweitgängigePraxisist.WirmüssenmitFaktenbe- Foto:T.Bosch legenkönnen,warumdiepfleglicheNutzungdesWaldesbei Abbildung1:ForstwirtschaftlichgenutzterBuchen-Mischbestand unsgeradezugebotenistundnichtdiegroßflächigeStilllegung imThalhausenerForstbeiFreising(Obb.);naturnaheForstwirt- immerneuerWaldgebiete,wennwireinerweltweitenErhal- schaftschütztundschafftVielfaltaufdergesamtenWaldfläche. tungderBiodiversitätinunseremLandwirklichdienenwol- len.DiesschränktdenWertunddieAufgabenderzahlreichen schonvorhandenenSchutzgebiete(Nationalparks,Biosphä- Indenvoninternationalen,zwischenstaatlichenundNichtre- renreservate,Naturschutzgebiete,Naturwaldreservateusw.) gierungs-OrganisationengeführtenRanglistendermenschli- nichtein.Esrechtfertigtaber,überdieständigenForderungen chenAktivitäten,dierundumdenGlobusdieBiodiversität nachderenAusweitunggutnachzudenken. unsererErdebedrohen,nehmenforstwirtschaftlicheMaßnah- DiesführtunszwangsläufigzuderFrage,werdenndie mennachwievoreinendervorderenPlätzeein.Auchwenn BiodiversitätindenWäldernderErdebedroht.Nurvorder- unsdieseFeststellungüberdieAuswirkungenunsererProfes- gründigkanndieAntwortlauten:Forst-undHolzwirtschaft. sionschmerzt,kommenwirauchalsForstleutenichtumhin, TatsächlichistesdieglobaleNachfragenachProduktenaus zuzugeben,dassdieseglobaleEinstufungnichtnureinErgeb- demWaldoderausehemaligenWaldflächen.Nochdeutlicher: nis mehr oder weniger verständnisloser Sicht von Umwelt- Esistunseraller(derkaufkräftigenBewohnerderIndustrie- oderArtenschutzaktivistenist.Forstwirtschaftglobalistet- länderundderer,dieeswerdenwollen)NachfragenachHolz- wasvölliganderesalsunserheimatlichesLeitbildeinernatur- undHolzprodukten,nachLebensmittelnunderneuerbaren nahenWaldbewirtschaftung.TeilnehmeramjüngstenWelt- (Energie-)Rohstoffen.EsistnichtnurunsereNachfrageallge- forstkongressinArgentinienimOktober2009berichtetenvon mein,sondernunsereweltweiteNachfragenachallendiesen einer Veranstaltung, bei der die gedankliche Trennung von ProduktenzumniedrigstenPreis.Genaudeswegen,weildies HolzproduktionsflächenundgeschütztenWäldernüberwog. weltweitwirkt,könnenwirauchnurmiteinemweltweiten VertreterdermitteleuropäischgeprägtenganzheitlichenForst- AnsatzeinerLösungnäherkommen. wirtschaftkamensichnacheigenemBekundendochsehrver- 4 LWFaktuell76/2010 BIODIVERSITÄT UND NACHHALTIGKEIT UnterschiedlicheAusgangslagen,unterschiedliche ten-undKiefernreinbeständenderBodenreinertrags-Ära,der Verletzlichkeiten KriegswirtschaftundderHolzproduktionsschlachtenzurück zubaumarten-undstrukturreichen,wiederaltersdifferenzier- DieEpochederungeregeltenAusbeutung,dergroßflächigen tenMischwäldern.AufdiesemWeggehenwirinBayernun- RodungderreichenNaturwälder,derUmwandlunginWeide- spektakulärseitJahrzehnten.WirgehendiesenWegdankdes undAckerland,dieinvielenTeilenderWeltGegenwartoder unterschiedlichen Verhaltens der vielen verantwortungsbe- erstjüngsteVergangenheitist,sieliegtinunseremLandviele wusstenWaldeigentümer,diedamitzuGarantenderVielfalt Jahrhundertezurück.BauernderJungsteinzeit,derBronze- imWaldwerden.Wirgehenihnaberauchsounspektakulär, undEisenzeit,derrömischenundgermanischenAntikebis dassespolemischbegabtenEx-ForstleutenaufNaturschutz- zum hohen Mittelalter haben bei uns den Wald zurückge- seite entgegen allen nachweisbaren Fakten immer wieder drängtundverändert.NichtausSorgeumdieBiodiversität gelingt,mitapokalyptischenBeschreibungendieEndzeitun- wieheute,aberausSorgeumseineUnersetzlichkeitalsLe- sererWälderauszumachen.InWirklichkeitzeigenalleInven- bens-undWirtschaftsgrundlagewurdenschonseitlangemRe- turvergleiche:UnsereWälderwerdenbunterundvielfältiger, gelnzurErhaltungundzumSchutzderverbliebenenWälder auchderSymbolbaum,diejungenunddiealtenBuchen,neh- entworfen.DienachhaltigeNutzunghathierihreWurzeln meninBayernzu.SiewerdenauchtrotzsteigenderNutzung (Hamberger,S.7–9indiesemHeft).DerWiederaufbauunserer weiterzunehmen,außerallejetztvorhandenenaltenBuchen WäldernachÜbernutzungundZerstörungwareinJahrhun- undandereLaubbäumewerdenunterSchutzgestellt.Dann dertprozess–unddieseristnochnichtabgeschlossen.Ausdie- bleibtdenWaldbesitzerngarnichtsanderesübrigalsdiebis- senUnterschiedenringsumdenErdballmussaberklarabge- herigeTendenzzubeenden.WerdenWaldumbauvoranbrin- leitetwerden,dassesfürdenUmgangmitdenWäldernder genunddieBiodiversitätdamitverbessernwill,darfsichnicht ErdekeinweltweitesEinheitsrezeptgebenkann,nachdem gegendie(pflegliche)NutzungauchreiferLaubbäumeundda- einüberallgleicherAnteilvonWäldernausderNutzungzu mitgegendieverantwortungsbewusstenWaldbesitzerausspre- nehmenist. chen.BeinachhaltigerNutzungwirdesimmerAlthölzerge- DenmeistenunsererMitbürgeristnichtbewusst,inwelch benundmorscheAlt-undHorstbäumebleibeninnaturnah begünstigtenUmständensielebendürfen.Vomgemäßigten bewirtschaftetenWäldernohnehinstehen.EinNutzungsver- KlimainMitteleuropahabensiezwarsicherirgendwannein- haltenwieesdemKonzeptnaturnaherForstwirtschaftent- malgehört,aberkaum,wiegroßdieGunstunsererBödenund spricht,gälteimÜbrigeninvielenLändernderErdeeherals unseresKlimastatsächlichist.ImGegensatzzuvielenWald- Reservats-dennalsWirtschaftskonzept. formationeninanderenWeltteilensindunsereNaturwälder DiePolemik,dasZerrbildunsererheimischenForstwirt- robust.SietolerierendiemenschlicheNutzung,sieheilenso- schaft,wirkt.InderstädtischenÖffentlichkeitwirddeshalb garÜberbeanspruchungwiederaus.Währendvieletropische derWaldzustandweitschlechtereingeschätztalserist.Diela- WälderaufGrundvonHolzeinschlagleichtzerstörtwerden tentenSorgen,dassNutzungdenWaldbedrohe,werdenmit undmitdenBaumbeständenoftauchdieBödenunwieder- AuflistungenvonEinzelfällenin»Schwarzbüchern«genährt. bringlichverlorengehen,habenwirnurganzwenigederart Die tatsächliche weltweite Bedrohung, die Gefahren auf empfindlicheStandorteundLagen.SolangewiraufdieEr- GrundvonKlimawandelundSchadstoffeintragbeiuns,wer- zeugnissederWälderangewiesensind(unddaswirdnochlan- den verdrängt. Leider liefern auch Vertreter der Holzwirt- gesosein),wäreesdeshalbgrobfahrlässigundglobalunsoli- schaft(wohlunbedachtundunfreiwillig)denProtagonisten darisch, unsere gut nutzbaren Wälder stillzulegen und desFlächenschutzesdieArgumentefreiHaus,wennsiesich weiterhindieErzeugnissehochsensiblerÖkosystemezuver- gegendenseitlangemeingeleitetenWandelinderForstwirt- brauchen. GlobalgerechtistnichtdieEinheitslösungeines schaftwenden.MehrkahlschlagfähigeFichtenbestände,mehr gleichenReservatanteilszumWaldschutz,sondernderVor- NadelholzimKurzumtrieb,Schwachholzzum»konkurrenz- teilsausgleichüberLänderundSektorenhinweg.Derweltwei- fähigen«Billigpreis(d.h.zudenBedingungenderweltweiten teWaldschutzmussunsmehrwertseinalseinSchutzgebiets- ExploitationoderderPlantage)sinddieeinschlägigenStich- Trostpflaster bei uns, mit dem wir über unsere Vorteile im worte.ZukunftsfähigeForstwirtschaftseiindustriell.Soma- Weltwirtschaftssystemhinwegtäuschen. chenwirdieheimischeForstwirtschaftbeiunserenMitbür- gernnichtpopulär. BiodiversitätbrauchtFläche Leitbild»Wald«setztaufnaturnaheForstwirtschaft InunseremWaldistdiebesteUmsetzungdesBiodiversitäts- gedankensdeshalbnicht,immerneueTotalschutzgebieteein- AuchwenninternationaldieTrennungzwischenNutz-und zurichten,diezwangsläufig(obbeiunsoderinanderenWelt- Schutzwaldvoranschreitet,solltenwirdemnichtfolgen.Für teilenistegal)mitintensivierterNutzunganandererStelle unsereVerhältnisse,fürunserenNaturhaushalt,fürunsere bezahltwerdenmüssen.Vielbesseristeineflächendeckende WaldbesitzerundunsereMitbürgeristderSchutzdurchpfleg- naturnaheForstwirtschaft.Diesistallerdingseinanspruchs- lichesNutzenderbessereWeg.Forstwirtschaftkannbeiuns vollesKonzept,daskeineswegsschonüberallinunseremLand einbreitesLeistungsbündelfürundmitdenMenschenablie- umgesetztist.EsisteingenerationenlangerWegvondenFich- fern.SiedientdamitKlimaschutzundBiodiversität,aberauch 5 LWFaktuell76/2010 BIODIVERSITÄT UND NACHHALTIGKEIT menschlichenLebensgrundlagenundglobalerGerechtigkeit. Handlungsbedarf Voraussetzungdafüristaber,dasswiraufdemWegnaturna- herForstwirtschaftweitergehen,denwirinBayernaufder EinintegrativesKonzepthatkeineChance,wennesnuran Grundlage der Lehren der wissenschaftlichen Pioniere wie derInflationvonBiodiversitätalsModebegriffmitwirkt,oh- GayerundderpraktischenVorbilderundLehrmeisteranvie- newirklicheinentsprechendesWirtschaftskonzeptumzuset- lenOrtenunsererHeimateingeschlagenhaben.Arbeitenmit zen. Es hat aber – selbst wenn es ehrlich umgesetzt wird – derNatur,mehranhandvonBeobachtenalsvonPlanen,Nut- keineChance,wenndieMeinungshoheitzuWaldundForst- zenderNaturkräfte,elegantesSteuernundwenigerBrachial- wirtschaftinunseremLandweiterdenStilllegungsverfech- gewaltsinddieDevise.DamitwirdWertschöpfunganWert ternüberlassenwird.WirmüssenalsWaldbesitzerundForst- undnichtvorrangiganMasseausgerichtet.IneinemPunkt betriebe ordentlich arbeiten, aber wir müssen unseren abersetztdasKonzeptvoraus,dasstrotzflächigerNutzung Mitbürgernauchlaufendzeigen,wieeswirklichimWaldaus- aufNutzungverzichtetwird.AusreichendAlt-undTotholz, sieht.Diesheißt,auchzuFehlernzustehenundsieabzustel- d.h.Alt-undHöhlenbäume,Habitatbaumgruppenundselte- len,stattsielediglichwegdiskutierenzuwollen.Öffentlich- neAltbestände,bleibenauchimWirtschaftswalddauerhaft keitsarbeitundWaldpädagogikmüssenvieleGelegenheiten erhalten.MitdemLeitbildWaldstattHolzplantageüberleben schaffen,unserenMitbürgerndenWaldnäherzubringen.Am auchindenbewirtschaftetenWälderndieArtenundLebens- dringlichstenistes,dassKinderdenWaldselbsterlebenund gemeinschaftenderAlters-undZerfallsphasendesWaldes,die erseineFaszinationnichtnurimKinooderamPCentfalten inForstplantagenzwangsläufigfehlen.Danngenügendievor- kann.WerunserennaturnahenWirtschaftswaldalsreichen handenenSchutzgebieteundjetztwertvolleLandschaftenblei- Lebens-undästhetischschönenErholungsraumselbsterlebt benauchohneAufgabederpfleglichenBewirtschaftungun- (vondemschließlichalledeutschen»Totalschutzgebiete«ab- geschmälerterhalten. stammen),demwirdmankeinenfundamentalenGegensatz zwischenSchutzundNutzungmehrweismachenkönnen. SchalenwildundArtenvielfalt GünterBiermayerleitetdasReferat»Forschung,Innovationund EineweitereBaustelleharrtdarüberhinausderErledigung, Waldpädagogik«amBayerischenStaatsministeriumfürErnährung, [email protected] dieFrageeinseitigerÜberhegevonSchalenwildohneRück- sichtaufdenWaldunddenNaturhaushalt.Schon1958stell- tederMünchenerWaldbauprofessorKöstlerfest,dass»der NachhaltigkeitinBayernsWäldernbestätigt wirtschaftlichundbiologischdringendnötigeErsatzvonRein- beständenanübertriebenhohenRehbeständenscheitertoder DieGutachterhabeneserneutbestätigt:BayernsWälderwer- nurmitbetriebswirtschaftlichuntragbarenZaunschutzkosten denumweltgerechtundnachhaltigbewirtschaftet–ganznach möglichwäre«. denVorgabendesinternationalenZertifizierungssystemsfür AndieserFeststellunghatsichseitdem,wiedieErgebnis- nachhaltige Waldbewirtschaftung PEFC. Damit bestehen im sedesforstlichenGutachtenszeigen,leidernurinTeilenun- FreistaatauchfünfJahrenachderletztenPrüfungdieVoraus- seresLandesGrundlegendeszumBesserenverändert.Dabei setzungenfürdieVergabevonPEFC-Urkunden.In28Ländern stehtseitlangemfest,dasszuvielSchalenwildeinemartenrei- aufderganzenWeltsindderzeitmehrals220MillionenHekt- chenWaldschadet,dassnichtnurdieBaumschicht,sondern arWaldflächezertifiziert.InBayernhabenbereits1,9Millionen auchdieStrauch-undKrautschichtverarmen.Dieshatfürdas Hektarunddamit75ProzentderWaldflächedasPEFC-Siegel. gesamteÖkosystemschwerwiegendeFolgen,auchfürPilze, GrößterZeichennutzerimFreistaatistmit720.000Hektardie Insekten,Amphibien,Reptilien,VögelundSäugetiere.Wegen BayerischeStaatsforsten. dieserFolgenaufdasGesamtsystemWald,seineGesundheit PEFCverpflichtetdiebeteiligtenWaldbesitzerzurEinhaltung undReaktionsfähigkeitbeiSchadeinwirkungen,dienochzu vorgegebenerStandards:BeispielsweisemüssensieMischbe- dengewaltigenKostenfürSchutzmaßnahmenundKunstver- stände aus standortsgerechten Baumarten erhalten bezie- jüngunghinzukommen,fordernimmermehrWaldbesitzerdie hungsweiseaufbauen,Kahlschlägegrundsätzlichunterlassen, UmsetzungdesschonlangebestehendenGesetzesauftragsvon füreinenangemessenenTotholzvorratsorgenunddenBoden Wald-undJagdgesetzenein.EsgehtumartenreicheWildbe- beimEinsatzvonMaschinenbesondersschonen. red ständeundnichtumzahlreichesSchalenwild!DieseWaldbe- sitzerhabendieJagdhistoriederdeutschenForstwirtschaft hintersichgelassenmitallihrenOpfernvondengrassieren- denSchälschädenbiszumVerlustderverbissempfindlichen MischbaumarteninvielenWaldlandschaften.Leiderwirddie- sesEintretenfürdieVielfaltdesLebensimWaldallzuoftdis- AktuelleInformationenzuPEFCunter:www.pefc.de kriminiertalsJagd-oderWildfeindlichkeit.NichtdasRehwild, sonderndieTanneistausgroßenTeilenihresehemaligenVer- breitungsgebietsverschwunden! 6 LWFaktuell76/2010 BIODIVERSITÄT UND NACHHALTIGKEIT Hotspots der Biodiversität Aktuelle Vorkommen ausgewählter Leitarten zeigen Zentren der biologischen Vielfalt in Wäldern auf HelgeWalentowski,MarkusBlaschke,HeinzBußlerundMartinLauterbach RäumlicheVerteilungsmusterundHotspot-ZentrenderBiodiversitätsindzuerkennen,wennbedeutendeVorkommenvonAr- tenverschiedenerindikatorischwichtigerOrganismengruppenüberlagertwerden.DiegrafischdargestellteZusammenführung solcherVorkommeninBayerndecktGebietevonsehrhoherBedeutungfürdieBiodiversitätunddamitauchGebietehöchster naturschutzfachlicherWertigkeitauf.AusgewähltwurdenNaturnähezeigerunterdendreiGruppenholzbesiedelnderPilze,Ur- waldreliktartenxylobionterKäferundVogelartenalsWeiserfürreifeLaubmischwälder. WoliegendiefürdieBiodiversitätderArtenbedeutendsten AufgeführtwerdennurGebietevonhöchsternaturschutzfach- VorkommeninBayern?DazuwurdendieVorkommenwich- licherWertigkeit(Abbildung1).DiedargestelltenErgebnisse tigerTier-undPflanzenarten,diealsIndikatorenfürdieNa- gebendenaktuellenKenntnisstandwiederundsindnochlü- turnäheeinesGebietesstehen,inderKartefürBayerndarge- ckenhaft.Siewerdensichnochwegenderderzeitlaufenden stellt(Abbildung1).InunseremBeispielwurdenausgewählt: ErhebungenzurBiodiversitätsukzessiveverändern.Dennoch •NaturnähezeigerunterholzbesiedelndenPilzen(Blaschkeet lassensicheinigeCharakteristikagutabsichern.Herausragen- al.2009) de Bedeutung haben historisch alte Laubwälder mit langer •Urwaldreliktarten unter xylobionten Käfern (Müller et al. BiotoptraditionundHabitatkontinuität,Totholzreichtumund 2005) Biotopbäumen wie der Hochspessart, die Donauauwälder •Vogelarten als Weiser für reife Laubmischwälder (Müller oderderNationalparkBayerischerWald.Esgibtaberauch 2005;Lindeiner2004;Bezzeletal.2005;Lauterbach2009) durchausAbweichungen:KleinereHutewaldreste,diefürxy- lobionteKäferartenhochbedeutsamsind,sindzuklein,um einvollständigesArtenkombinationvonVogelartenzubeher- Bayerische Grabfeldgau HoheRhön Hassberge Besondere bergen;siedlungsnaheParkanlagenmitaltenBäumenkönnen Hotspotgebiete fürholzbesiedelndePilzeeinebesondereBedeutungbesitzen, inBayernfür: aberfürWaldvogelartenzustörungsreichsein.SolcheBiodi- Nördl.Steigerwald Bayreuth Waldvögel Holzpilze versitätsmustersindzuunterscheidenvonArtefakten,diesich Spessart Südl.Steigerwald XylobionteKäfer alleinausbesondererUntersuchungsintensitätderortsansäs- Reichswald sigenExpertenerklärenlassen. DieausführlichenBetrachtungenundDarstellungenzu NPBayer. Wald deneinzelnenOrganismengruppensindindenfolgendenBei- trägen von Heinz Bußler (xylobionte Käferarten), Markus Riesalb BlaschkeundStefanieMayer(holzbesiedelndePilze)sowie Östl. MartinLauterbach(Vogelarten)aufdenSeiten20bis28in Donauwälder Westl.Donau- diesemHeftnachzulesen. wälder Isarauen Literatur Östl.ChiemgauerAlpen Ammergebirge imInternetunter:www.lwf.bayern.de Karwendel NPBerchtesgaden Abbildung1:HerausragendeHotspot-GebietefürNaturnähezeiger Dr.HelgeWalentowskileitetdasSachgebiet»Naturschutz«der unterholzbewohnendenPilzen,UrwaldreliktartenxylobionterKäfer BayerischenLandesanstaltfürWaldundForstwirtschaft.Markus undVogelartenalsWeiserreiferLaubmischwälder Blaschke,HeinzBußlerundMartinLauterbachsindMitarbeiterin [email protected] 7 LWFaktuell76/2010 BIODIVERSITÄT UND NACHHALTIGKEIT Hotspot-Gebiete von Pilzen in Bayern Die Nationalparke Bayerischer Wald und Berchtesgadener Alpen sowie die Laubwaldgebiete von Spessart und Rhön sind Heimat vieler Naturnähezeiger MarkusBlaschkeundStefanieMayer DieMöglichkeit,dieNaturnäheinWälderneinzuschätzen,wirdimmerwiederimRahmenzahlreicherforstlicherundnaturschutz- fachlicherAufgabennachgefragt.ManchmallassensichbereitsmitTotholzinventurenbzw.mitAngabenzuTotholzvorräten Rückschlüsseziehen,dochfüreinigeFragestellungenreichendieseAngabennochnichtaus.ImvergangenenJahrwurdeein neuesSystemvonNaturnähezeigernaufderGrundlageholzbewohnenderPilzeveröffentlicht.Hierwirdeineerstebayernwei- teAnwendungdiesesSystemsaufderFlächedargestellt. DieArtenzahldermitteleuropäischenGroßpilzeistmitüber 6.000relativgroßunddamitfürAuswertungenökologischer Fragestellungensehrunübersichtlich.ZudemisteinNachweis vielerArtenzeitlichrelativaufwändig,dasienursehrunre- gelmäßigfruktifizierenunddieFruchtkörperoftnurfürwe- nigeTageerscheinen.DerwesentlicheFaktorfürdieFruktifi- kationscheinteinefürjede ArtspezifischeFeuchtigkeitzu sein.AusdiesergroßenGruppesinddieholzbewohnendenPil- zehinsichtlichihrerFruktifikationwesentlichregelmäßiger zubeobachten,dadasHolzeinenbesserenPufferfürnotwen- digeFeuchtigkeitdarstelltalsderOberbodenfürdieMykor- rhizabildnerunddieStreuzersetzer. Naturnähezeiger:AusgewähltePilzartenalsIndikato- renfürbesondersnaturnaheWälder Foto:H.Bußler IndenletztenJahrenwurdenbereitseinigeIndikatorenent- wickelt,umdieNaturnähevonWaldbeständenzuerfassen. Abbildung1:DerMosaik-SchichtpilzXylobolusfrustulatusstellt AuchbeidenPilzengibtesseitden1990erJahrenersteAn- einenbesondershohenAnspruchanTotholz.DerPilzbenötigt starkesEichentotholzundistgeradeindenEichenfurnierbeständen sätzezurEntwicklungvonNaturnähezeigern,diesichaller- desSpessartsregelmäßiganzutreffen. dingshinsichtlichderökologischenEinschätzungderArten auf das Wissen und die Erfahrung einzelner Fachleute (SchmidtundHelfer1998;ZehfußundOstrow2005)stützen.Um dieseEntwicklungsansätzeaufeinegrößereBasiszustellen, waldreservatenundeinigenweiterenFlächenwurdediebay- wurde auf der Grundlage einer Umfrage unter zahlreichen ernweiteVerbreitungderausgewähltenArtenzusammenge- deutschenMykologenundFachleutenausdenangrenzenden stellt.BasisfürdiekleinstegeografischeEinheitistdasMess- LänderneindeutschlandweitesSystemanIndikatorartenent- tischblatt(TopografischeKarte1:25.000).Fürjedeseinzelne wickelt(Blaschkeetal.2009).DieseNaturnähezeigerwurden MesstischblattwurdedieZahldernachgewiesenenNaturnä- ausderGruppederholzbesiedelndenPilzeausgewähltund hezeiger aufgetragen. Auf die Einbeziehung von Arten wie müsseneinenhohenAnspruchandieStrukturdesTotholzes demZunderschwamm,dienurinVerbindungmitAbundanz- stellen,aufdersieihreFruchtkörperausbilden(Abbildung1). wertenzuAussagenherangezogenwerdenkönnen,wurdein UnterdenausgewähltenNaturnähezeigernbefindensichauch diesemFallverzichtet. auffälligeArtenwiedieStachelbärte.BeiderAuswahlderAr- tenwurdedaraufgeachtet,dasszumöglichstvielenverschie- denenWaldgesellschaftenAussagengetroffenwerdenkönnen BayerischeNationalparkssowieSpessartundRhön (Tabelle1). sindHeimatvielerNaturnähezeiger Auf der Grundlage verschiedener Kartierungsprojekte (Krieglsteiner1991;Krieglsteiner1999;Krieglsteiner2004;Schilling DiewichtigstenErgebnissederDatenauswertungsindinAb- 2009)unddenKartierungsdatenderBayerischenLandesan- bildung2dargestellt.Hotspot-GebietemiteinerhohenDich- staltfürWaldundForstwirtschaftausdenbayerischenNatur- teanNaturnähezeigernsinddabeiinsbesonderediebeiden 8 LWFaktuell76/2010 BIODIVERSITÄT UND NACHHALTIGKEIT Anzahl Tabelle1:AuswahleinigertotholzbewohnenderPilzefürdie holzbewohnender BeurteilungderNaturnähe(nachWaldgesellschaften) Pilzarten 6–8Arten Hochlagen-Fichtenwälder 9–11Arten Würzburg Bayreuth mehrals11Arten •ZitronengelbeWeißfäuletramete(Antrodiellacitrinella) •RosenroterBaumschwamm(Fomitopsispinicola) •DünnerFeuerschwamm(Phellinusviticola) Ansbach Buchen-undEichenwälder •ÄstigerStachelbart(Hericiumcoralloides) Regensburg •Laubholz-Harzporling(Ischnodermaresinosum) •ZarterStachelrindenpilz(Dentipellisfragilis) Landshut •Mosaik-Schichtpilz(Xylobolusfrustulatus) Augsburg Auwälder München •OckergelberKammpilz(Phlebiasubochracea) •VerzweigteBecherkoralle(Artomycespyxidata) •ReichsporigerKugelschwamm(Camaropspolysperma) Bergmischwälder •Bergporling(Bondarzewiamontana) Abbildung2:Hotspot-GebieteholzbewohnenderPilzeinBayern •Tannen-Stachelbart(Hericiumalpestre) •Tannen-Stielporling(Ischnodermatrogii) Kiefern-,Moorwälder NationalparkeimBayerischenWaldundindenBerchtesga- •Kiefern-Feuerschwamm(Phellinuspini) denerAlpen.DarüberhinauszeichnensichauchWälderim •BeringterTrompetenschnitzling(Tubariaconfragosa) SpessartundinderRhönsowieWälderumBayreuthaus. •Birken-Feuerschwamm(Phellinuslaevigatus) GebietemiteinermittlerenArtenausstattungvonNatur- nähezeigernfindensichaufderFränkischenPlatte,imRaum Literatur Coburg,imNürnbergerReichswald,imnördlichenTeilder FränkischenSchweizwieauchimSüdteilderFrankenalb,in Blaschke,M.;Helfer,W.;Ostrow,H.;Hahn,C.;Loy,H.;Bußler,H.; Krieglsteiner,L.(2009):Naturnähezeiger–HolzbewohnendePilzeals denWäldernderMoränenwestlichvonMünchensowieim IndikatorenfürStrukturqualitätimWald.NaturundLandschaft84, AllgäuundimzentralenAlpenraum. S.560–566 Ohnebzw.ohnenennenswerteVorkommenbleibenvoral- Krieglsteiner,G.J.(1991):VerbreitungsatlasderGroßpilzeDeutsch- lemdieWälderwestlichvonAugsburg,dasTertiärhügelland, lands(West).Band1und2,VerlagEugenUlmer,Stuttgart daswestlicheMittelfrankenundweiteTeilederOberpfalz. Krieglsteiner,L.(1999):PilzeimNaturraumMainfränkischePlatten undihreEinbindungindieVegetation.RegensburgerMykologische Schriften9,S.1–905 TrotzeinigerSchwächen:DarstellungderNaturnähe aufMesstischblatt-Ebenegelungen Krieglsteiner,L.(2004):PilzeimBiosphären-ReservatRhönundihre EinbindungindieVegetation.RegensburgerMykologischeSchriften 12,S.1–770 EineSchwächedesSystemsbleibtdieunterschiedlicheKar- tierintensität.DenRaumumCoburgzeichnensicherlichauch Schilling,A.(2009):Pilzkartierung2000online. http://brd.pilzkartierung.de/(Stand:15.11.2009) diesehraktivenundkundigenMykologenaus.Auchdiehe- rausragendeStellungderWälderumBayreuthberuhtnicht Schmid,H.;Helfer,W.(1998):DieBedeutungderNaturwaldreservate zuletztaufderGrundlageeinerintensivenKartierungundaus- fürdenPilzartenschutz.NUASeminarbericht,Band4,S.144–146 führlichenDokumentationderFunddaten.Andererseitsde- Zehfuß,H.D.;Ostrow,H.(2005):PilzealsIndikatorenfürdenNatür- cken sich die Ergebnisse der Pilzkartierungen mit den Er- lichkeitsgradvonWäldern.DerTintling2,S.28–34 kenntnissenausanderenErhebungen(sieheBußler,S.22in diesemHeft)undbeweisendamit,dassauchausdiesenDa- tennaturnaheWälderbestätigtwerdenkönnen.Dieseerste MarkusBlaschkeistPilzspezialistanderBayerischenLandesanstalt flächenmäßigeAuswertungzeigt,dassdasIndikatorsystem fürWaldundForstwirtschaftunddortMitarbeiterimSachgebiet unterBerücksichtigungweitererDatenaufdieserMaßstabs- »Naturschutz«[email protected] ebenefüreineNaturnähebewertungvonWäldernherangezo- StefanieMayeristebenfallsMitarbeiterinimSachgebiet »Naturschutz«. genwerdenkann.Esistauchzuerwarten,dasssichbeiAus- wertungen, die noch spezifischer auf einzelne Waldflächen fokussiertwerden,deutlichbessereErgebnisseableitenlassen. 9 LWFaktuell76/2010 BIODIVERSITÄT UND NACHHALTIGKEIT Hotspot-Gebiete xylobionter Urwaldreliktarten aus dem Reich der Käfer Noch bieten 2.000 Hektar Habitatflächen Asyl für seltenste Käfer HeinzBußler FürBayernwurdenseit190086Urwald-Reliktartenbestätigt,wobeijedoch20Artenzwischenzeitlichalsverschollenoderaus- gestorbengewertetwerden.Nur22GebieteinBayernbeherbergeneinenennenswerteAnzahldieserReliktarten.Eineunge- brocheneHabitattraditionistdieVoraussetzungfürdasVorkommenvonUrwaldreliktarten.AuchdiegroßenFlusslandschaften mitihrenAuwäldern,dieschonjahrtausendelangalsEinwanderungs-undAusbreitungswegedienen,habeneinewichtigeFunk- tionfürUrwaldreliktarten.DieErkenntnisseüberdasVorkommenvonReliktartengebenwertvolleHinweisefürdieEntwick- lungvonNaturschutzkonzepteninWirtschaftswäldernundunterstreichendenbesonderenWertvonReservatenfürbesonders anspruchsvolletotholzbewohnendeArten. InDeutschlandlebenca.1.400xylobionteKäferarten,vonde- sen(Brustel2005).EineungebrocheneHabitattraditionalsVo- nen 115 Arten als »Urwaldreliktarten« bezeichnet werden raussetzungfürdasVorkommenvonUrwaldreliktartengeht (Mülleretal.2005).DieseArtenkommeninMitteleuropaäu- indenGebietenhäufigaufSondernutzungsformenzurückwie ßerstselteninnurnochwenigenGebietenvor.Urwald-Relikt- Hutewaldwirtschaft,Stockausschlagbetrieboderihrenbeson- artenweiseneinehoheBindunganStrukturkontinuitätbzw. derenStatuswährendderFeudaljagdzeit.DieseHabitattradi- HabitattraditionderWaldbeständeauf.Sieverlangeneineun- tionhatindengenanntenBeständenvielenxylobiontenKä- gebrocheneKontinuitätderAlters-undZerfallsphaseundstel- ferarten das Überleben ermöglicht. Von 115 deutschen lenhoheAnsprücheanTotholzqualitätenund-quantitäten. Urwaldreliktartensind86ArtenhistorischundrezentfürBay- »Urwaldreliktarten«sinddaherzuverlässigeZeugenderWald- ernbelegt.VonneunArtenexistierennurNachweisevor1900, geschichte.IndenkultiviertenWäldernMitteleuropassind vonelfArtennurNachweisevor1950.20Artensindalsover- sieakutvomAussterbenbedrohtoderbereitsverschwunden. schollenoderbereitsausgestorben.Demnachsindnurnoch InFolgederlangenKulturtätigkeitdesMenscheninMitteleu- 66ArtenaktuellinBayernvorhanden.22Urwaldreliktarten ropaexistiereninDeutschlandkeineechtenUrwäldermehr wurdenbisherauchbeiderErforschungderArtenvielfaltin (Whitehead1997).AllerdingsgibtesnochWaldbeständeoder bayerischenNaturwaldreservaten(NWR)nachgewiesen(Buß- auchnurAltbaum-Ansammlungen,dieeineweitzurückrei- ler2008). Zum Vergleich: in Thüringen sind 38 Reliktarten chendeTraditionvoninUrwäldernhäufigen,inderKultur- nachgewiesen,wobeilediglichvon17ArtenaktuelleVorkom- landschaftaberbesondersseltenenHabitatstrukturenaufwei- menbekanntsind(WeigelundFritzlar2007). »Hotspots«inBayern IndieListederbayerischen»Urwald-Reliktstandorte«wurden nurGebieteaufgenommen,indenenmindestensdreiArten aktuellnachgewiesensind.StandortemitwenigerArtenwer- dennuraufgeführt,fallseineArthierihreinzigesbekanntes VorkommeninBayernhat.Nur22GebieteinBayernbeher- bergennachdiesenKriteriennocheinenennenswerteAnzahl dieserReliktarten(Tabelle1).Weiterebishernichterforschte ReliktartenstandortemitbedeutendenVorkommenvonUr- waldreliktartensindnurinabgelegenenBereichenderAlpen zuvermuten,beispielsweiseimNWRTotengrabenbeiWild- badKreuth.GebietemitmehralszehnArtenfindensichnur imHochspessart(Abbildung1),imNationalparkBayerischer Wald, in den Donauauen und im Karwendelgebirge. Die StandortemitderhöchstenZahlanReliktartenumfassenje- Foto:H.Bußler weilsmehrerehundertHektarundsindingroßeWaldland- Abbildung1:BlickindasNaturschutzgebietRohrbergimSpessart; schafteneingebettet.VieleweitereStandortesindsehrklein- mit13ArtenbeherbergtderHochspessartdiemeistenUrwaldrelikt- flächig, zudem isoliert und beherbergen nur noch wenige arteninBayern. Uraltbäume,indenendieArtenüberdauerthaben.DiefürRe- 10 LWFaktuell76/2010

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dem Zunderschwamm, die nur in Verbindung mit Abundanz- werten zu Aussagen wurde 1985 eine. Bund-Länder Arbeitsgruppe »Erhaltung forst-.
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